| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. , S. 74 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Das Fliegen der Menschen unter Benutzung
                              									besonderer mechanischer Mittel.
                           Eine ausführliche, mit Versuchen und mathematischen Theorien
                              									begleitete Untersuchung „zur Mechanik des
                                 										Fluges“ von Ludwig Kargl, Assistent der mechanisch-technischen
                              									Schule des Züricher Polytechnicums, enthält der
                              										„Civilingenieur“ Bd. XVI S. 451;
                              									nachstehend nur einige Notizen aus dieser Abhandlung.
                           Erinnert wird in unserer Quelle zuerst, daß schon im Alterthume
                              									der Mensch bestrebt gewesen ist, mittelst künstlicher Flügel den
                              									Flug der Vögel nachzuahmen, daß aber alle diese Versuche an der
                              									unpassenden Construction des Flugapparates, oder an der
                              									ungenügenden Muskelkraft des Menschen scheiterten. Später, als
                              									die Luftballons erfunden wurden, war zwar das Erheben des Menschen in der Luft möglich geworden,
                              									aber die Fortbewegung nach einer beliebigen bestimmten Richtung
                              									blieb unlösbar.
                           Segel und Steuer sind hier unwirksam, weil das Luftschiff, eben
                              									überall von atmosphärischer Luft umgeben, die Fortbewegung durch
                              									Windflügel, Schraube, Ruderräder, oder was immer für
                              									Mechanismen, aber deßhalb unzulänglich ist, weil die Ballons im
                              									Vergleiche zu ihrer Tragkraft stets eine so riesige Größe
                              									erhalten, daß die Motoren, die man mit ihnen heben kann, nicht
                              									ausreichen.
                           Erst in jüngster Zeit hat man (besonders in England und Amerika)
                              									den Naturweg wieder eingeschlagen, nämlich ohne Beihülfe eines
                              									Ballons bloß durch Flügelschläge den Flugapparat zu heben, nur
                              									hat man sich auch hier bestrebt, die Muskelkraft durch
                              									Dampfmotoren zu ersetzen.
                           Die Ursache dieser Erscheinung ist aber keine andere als die, daß
                              									das Gewicht der bisher construirten Flugapparate viel zu groß im
                              									Vergleich mit der Arbeit ist welche von ihnen geleistet
                              									wurde.
                           Beim fliegenden Vogel findet gerade das Gegentheil statt, d.h.
                              									die mechanische Arbeit, welche derselbe während des Fluges
                              									leistet, ist außerordentlich groß im Vergleich zu seinem
                              									Gewichte.
                           Herr Kargl hat letztere Annahme durch
                              									vortreffliche mathematische Theorien als richtig nachgewiesen
                              									und seine Rechnungen durch werthvolle Versuche unterstützt.
                              									Schließlich gelangt derselbe zu Resultaten, die in nachfolgender
                              									Tabelle übersichtlich zusammengestellt sind.
                           
                           
                              
                                 Name der Vögel.
                                 GewichtinKilogrm.
                                 Länge einesFlügels
                                    											inMetern.
                                 Breite einesFlügels
                                    											inMetern.
                                 Fläche einesFlügels
                                    											nachQuadrat-Metern.
                                 Anzahl
                                    												derFlügelschlägepro Secundebeim Schweben.
                                 Mechan.Arbeit perSecunde
                                    											inMeter-Kilogr.
                                 
                              
                                 Adler
                                 3,37
                                 0,92
                                 0,37
                                 0,230
                                  3,2
                                 28,4
                                 
                              
                                 Saatkrähe
                                 0,52
                                 0,46
                                 0,20
                                 0,061
                                  4,9
                                     3,32
                                 
                              
                                 Taube
                                 0,34
                                 0,30
                                 0,13
                                 0,026
                                  9,3
                                     2,69
                                 
                              
                                 Sperling
                                 0,03
                                 0,12
                                 0,06
                                   0,0048
                                 15,9
                                     0,16
                                 
                              
                           Aus dieser Tabelle ergibt sich ferner und zwar zunächst für den
                              									Adler, daß ein Apparat, der dasselbe Verhältniß der Flügelfläche
                              									zum Gesammtgewicht hätte, wie der oben angeführte Adler, pro
                              									Pferdekraft nicht mehr als 8,9
                              									Kilogramme wiegen dürfte.
                           Bedenkt man ferner, daß zur Hebung und Fortbewegung noch mehr
                              									Kraft (als zum Schweben) erforderlich ist, daß eine gute
                              									Nichtcondensations-Dampfmaschine doch 20 Kilogramme
                              									Wasser und Kohle pro Stunde braucht,
                              									ferner daß das Eigengewicht der Maschine gewöhnlich schon allein
                              									das Fünffache dieses Werthes beträgt, und daß endlich auch noch
                              									das Gewicht des eigentlichen Flugapparates hinzutritt, so wird
                              									man wohl zu dem Schlusse gelangen, daß wenig Hoffnung vorhanden
                              									ist, mit den jetzigen Dampfmaschinen
                              									Flugapparate zu betreiben. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum
                              									Hessen, 1871, Nr. 11.)
                           
                        
                           Transport leicht verderblicher Gegenstände
                              									auf weite Entfernungen.
                           Die Zunahme und Verbesserung der Verkehrsmittel hat den Transport
                              									leicht verderblicher Gegenstände, namentlich von Fleisch,
                              										Fischen,Gelegentlich mag hier bemerkt werden, daß von der
                                    											hannoverschen Staatseisenbahn im Jahr 1868 zehn
                                    											Gepäckwagen zum Transport von Fischen eingerichtet
                                    											worden sind, wofür 758 Rthlr. 3 Sgr. 10 Pf. aufgewandt
                                    											wurden. Gemüsen, Obst etc. in der neueren Zeit auf früher
                              									ungekannte Entfernungen ermöglicht.
                           Es bleibt jedoch noch immer sehr viel auf diesem Gebiete zu thun
                              									übrig, während eine möglichst vollkommene Lösung der hier
                              									gestellten Aufgaben von größter Bedeutung ist, um einerseits den
                              									Producenten solcher Gegenstände in entlegenen und schwach
                              									bevölkerten Ländern und Gegenden überhaupt einen Markt oder doch
                              									einen weiteren Markt zu verschaffen, andererseits die
                              									Bedürfnisse und Ansprüche dicht bevölkerter Gegenden namentlich
                              									der industriellen Centren und der größeren Städte zu
                              									befriedigen.
                           Australien und Amerika dürften im Allgemeinen ein größeres
                              									Interesse an dieser Lösung nehmen, als Europa, dessen resp.
                              									Producenten (z.B. Landwirthe, Viehzüchter) einen Mitbewerb jener
                              									Erdtheile in einem kaum vorausgesehenen Umfange zu bestehen
                              									haben werden.
                           In Nordamerika besonders scheint der Gegenstand Theorie und
                              									Praxis sehr zu beschäftigen und finden sich in den dort
                              									erscheinenden gewerblichen Zeitschriften zahlreiche deßfallsige
                              									Bemerkungen.
                           Ungewöhnliches Aufsehen scheint neuerdings der „Davis'sche Kühlwagen“
                              									(Davis' refrigerator car) erregt zu
                              									haben, dessen Beschreibung (leider ohne Abbildungen) sich im Scientific American vom 12. November
                              									v. J. findet.
                           Es mag derselben Folgendes entnommen werden.
                           Der Davis'sche Wagen, welcher in den
                              									öffentlichen Blättern des Westens Nordamerika's viel genannt,
                              									doch nicht näher beschrieben war, traf zuerst gegen Ende October
                              									v. J. von Californien in New-York ein. Bei dieser
                              									Gelegenheit untersuchte ihn der Berichterstatter unserer
                              									Quelle.
                           Was zunächst das in Trauben, Pfirsichen und Birnen bestehende
                              									Frachtgut betrifft, so schien sich dieses in völlig frischem
                              									Zustande zu befinden – jedenfalls war an den Früchten,
                              									welche 24 Tage auf der Reise gewesen seyn sollten, weder
                              									Anfaulen, noch Verwelken zu bemerken; es war kein auf irgend
                              									welche Zersetzungsvorgänge hindeutender Geruch oder irgend ein
                              									anderes derartiges Anzeichen wahrzunehmen; die Emballage zeigte
                              									sich vollständig trocken.
                           Einige beliebig ausgewählte Gepäckstücke wurden geöffnet und der
                              									Inhalt in guter Beschaffenheit und beim Kosten von vollständig
                              									reinem Geschmacke befunden.
                           Die Construction des Wagens ist sehr einfach. Derselbe besteht
                              									aus einem gewöhnlichen Holzkasten, in welchem ein zweiter
                              									entsprechend kleinerer so eingesetzt wird, daß dadurch oben,
                              									unten und an den Seiten des Wagens ein offener (Luft-)
                              									Raum gebildet wird.
                           An der Innenseite des zweiten Kastens ist eine etwa zwei Zoll
                              									dicke Lage von Haaren angebracht, auf welche eine Holzwand (und
                              									sodann der innere Raum des Wagens) folgt.
                           Diese Construction soll die Einwirkung der äußeren Wärme in hohem
                              									Grade ausschließen und ermöglicht es, vermittelst eines sehr
                              									geringen Verbrauches an Eis die wünschenswerthe niedrige
                              									Temperatur (etwa 34–38° F., also etwa
                              									1–3° C.) zu erhalten.
                           An den Wänden des Wagens sind Blechbehälter angebracht, welche
                              									von der Decke bis zum Boden reichen und oben etwa 5 Zoll, unten
                              									2 1/2 Zoll Durchmesser haben. Mit der oberen Außenseite des
                              									Wagens communiciren diese Blechbehälter durch trichterartige
                              									Oeffnungen, mit dem Boden des Wagens durch Röhren, welche die
                              									Feuchtigkeit ableiten.
                           Durch die trichterartigen mit luftdicht schließenden Deckeln
                              									versehenen Oeffnungen wird die aus zerstoßenem Eis und Kochsalz
                              									bestehende Kältemischung in die Blechbehälter gegeben.
                           Man gelangt in den Wagen durch eine Luke in dessen Decke; auf
                              									diesem Wege werden auch die Güter geladen. Die Luke ist mit
                              									einem Verschluß versehen, der ebenso wie die Wände des Wagens
                              									eingerichtet ist.
                           Der Vorrath an Eis und Salz wird in einer für sich bestehenden
                              									Abtheilung aufbewahrt, von der aus die Blechbehälter mit der
                              									Kältemischung versehen werden können, ohne daß der für die Güter
                              									bestimmte Raum betreten wird.
                           Das Frachtgut wird auf Bretergestellen gelagert und durch einen
                              									Breterstreifen von den Wänden, an denen sich die Eisbehälter
                              									befinden, getrennt. Die Gepäckstücke werden so angeordnet, daß
                              									der Luftcirculation möglichst viel Spielraum gegeben wird.
                           An den Eisbehältern setzt die Luft bei ihrer Abkühlung ihre
                              									Feuchtigkeit ab, so daß dieselben mit einer rauhfrostartigen
                              									Schicht von Eis bekleidet werden. So wird der schädliche Einfluß
                              									der Wärme, wie der Feuchtigkeit, thunlichst abgeschwächt.
                           Der geringe Abgang in der Kältemischung in den Eisbehältern wird
                              									täglich ergänzt und ist es leicht, die Temperatur in der
                              									gewünschten Weise zu regeln, indem man dem Eise je nach den
                              									Umständen mehr oder weniger Salz zusetzt.
                           Wenn die Eigenthümer dieses Eisschrankwagens nicht bezweifeln,
                              									daß sie mittelst desselben Fleisch oder Früchte etc. in
                              									vollständig frischem Zustande von einem Ende Amerika's zum
                              									anderen bringen können, so hält der Berichterstatter des Scientific American dieses Vertrauen
                              									für wohl berechtigt. (Hannoversches Wochenblatt für Gewerbe und
                              									Handel.)
                           
                        
                           Ueber den Kalk- und Gypsgehalt der
                              									zur Locomotiv-Speisung zu benutzenden Fluß- und
                              									Brunnenwässer.
                           In der Februar-Versammlung des Vereines für Eisenbahnkunde machte Herr Reder Mittheilung von durch ihn
                              									angestellten Versuchen über den
                              									Kalk- und Gypsgehalt der zur
                              									Locomotiv-Speisung zu benutzenden Fluß- und
                              									Brunnenwässer, die er nach der von Dr. Trommsdorf erörterten
                              									Methode von Boudron und Boudet ausgeführt hatte.
                           Diese Methode besteht in der Ermittelung der durch die Salze des
                              									zu untersuchenden Wassers zu zersetzenden Menge einer bestimmten
                              									Seifenlösung. Zur Aufnahme der Seifenlösung dient eine Glasröhre
                              									mit einem Ansatz zum Füllen der Röhre mit der Seifenlösung und
                              									einer zu einer feinen Spitze ausgezogenen Oeffnung zum
                              									Abtröpfeln der Lösung in das zu untersuchende Wasser. Diese
                              									Röhre ist so graduirt, daß der Raum, welchen 2,4 Kubikcentimeter
                              									Seifenlösung darin einnehmen, in 22 gleiche Theile getheilt ist
                              									und die folgenden Abtheilungen diesen Theilen gleich gemacht
                              									sind; jeder Theilstrich bezeichnet einen Härtegrad. Sehr harte
                              									Wässer sind zuweilen durch destillirtes Wasser zu verdünnen, um
                              									die Endreaction sicher erhalten zu können. Der erste Versuch
                              									wird mit 40 Kubikcentimeter des zu untersuchenden oder
                              									entsprechend verdünnten Brunnenwassers in der Art ausgeführt,
                              									daß man aus dem Instrument so viel Seifenlösung zusetzt, bis
                              									nach kräftigem Schütteln sich ein zarter dichter Schaum bildet,
                              									der wenigstens 5 Minuten ansteht und später durch Schütteln
                              									wieder hervortritt. Da für den Locomotivbetrieb nicht die durch
                              									die Magnesiasalze und freie Kohlensäure bedingten Härtegrade in
                              									Betracht kommen, sondern die Härtegrade welche durch die
                              									Kalksalze – schwefelsauren und kohlensauren Kalk –
                              									hervorgerufen werden, so muß die eine oder andere Gruppe dieser
                              									Stoffe entfernt werden; dieses geschieht hier durch Fällung der
                              									Kalksalze. Zu diesem Zwecke werden zu 50 Kubikcentimeter des zu
                              									untersuchenden Wassers 2 Kubikcentimeter einer Lösung von
                              									oxalsaurem Ammoniak zugesetzt, wodurch der schwefelsaure und
                              									kohlensaure Kalk niedergeschlagen wird. Die darüber stehende
                              									Flüssigkeit wird abfiltrirt und darauf mit 40 Kubikcentimeter
                              									derselben der obige Versuch der Bestimmung der Härte wiederholt.
                              									Die ermittelten Härtegrade sind die durch den Gehalt von
                              									Magnesiasalzen und freier Kohlensäure hervorgerufenen; dieselben
                              									von den oben ermittelten Gesammthärtegraden abgezogen, ergeben
                              									die Härtegrade welche dem untersuchten Wasser durch die
                              									Kalksalze gegeben waren.
                           Hiernach kann nun ermittelt werden, bei welchem Härtegrad die
                              									Grenze der Verwendung der verschiedenen Wässer ohne Anwendung
                              									künstlicher Mittel zur Verhinderung des Kesselsteines erreicht
                              									ist. Die durch oxalsaures Ammoniak gefällten kohlensauren und
                              									schwefelsauren Kalkniederschläge sind sorgfältig gewogen und
                              									ergab sich als Mittel einer großen Anzahl von Versuchen, daß
                              									jeder Härtegrad eines Kubikcentimeters Wasser einen Niederschlag
                              									von 0,000018 Grammen kohlensaurem und schwefelsaurem Kalk oder 1
                              									Kubikfuß Wasser die Bildung von 0,00112 Pfd. Niederschlag pro Härtegrad erzeugt. Wenn nun die
                              									Locomotiven durchschnittlich im Jahre 3500 Meilen zurücklegen
                              									und pro Meile 30 Kubikfuß Wasser
                              									verbrauchen, so bewirkt jeder Härtegrad des Speisewassers pro Jahr einen Niederschlag von
                              									117,6 Pfd. oder 1200 Kubikzoll feste Masse; beträgt die
                              									Heizfläche der Locomotive durchschnittlich 800 Quadratfuß, und
                              									nimmt man an, daß nur 600 Kubikzoll den Heizflächen adhäriren,
                              									während der Rest durch die nach je 100 Meilen Fahrt vorgenommene
                              									Reinigung der Maschine beseitigt würde, so bedeckt jeder
                              									Härtegrad des Wassers die Heizfläche mit einer 0,06 Linien
                              									dicken Kesselsteinschicht. Es ergeben hiernach 10 Härtegrade
                              									eine 0,6 Linien dicke Kesselsteinschicht, 20 Härtegrade 1,2; 30
                              									Härtegrade 1,8 etc. – Die Grenze zwischen gutem und
                              									schlechtem Wasser für den Locomotivbetrieb dürfte darnach
                              									zwischen 20 und 30 Härtegraden liegen. Die Resultate weiterer
                              									Versuche sind in Aussicht gestellt. (Berggeist, 1871, Nr.
                              									24.)
                           
                        
                           Dynamit als Sprengmittel für artesische
                              									Brunnen.
                           Der Dynamit, welcher in der neueren Zeit so ausgedehnte
                              									Verwendung zur Sprengung in Bergwerken und zu Torpedos gefunden
                              									hat, ist vor Kurzem in Dänemark mit Erfolg unter Verhältnissen
                              									angewendet worden, unter welchen er schwerlich früher irgendwo
                              									benutzt wurde, nämlich bei Bohrung artesischer Brunnen. Da der
                              									Versuch von allgemeinstem Interesse ist, so theilen wir
                              									nachstehend Näheres darüber mit. Beim Bohren artesischer Brunnen
                              									ist man dem Uebelstande sehr ausgesetzt, auf größere Steine oder
                              									feste Kiesschichten zu stoßen, und je nach der Größe des Steines
                              										oder der Dicke der Schotterlage ist es oft äußerst mühsam auf
                              									die bis jetzt gewöhnliche Weise durch Bearbeitung mit Meißeln
                              									durchzukommen. Ein solcher Zufall trat verflossenen Herbst bei
                              									einer Bohrung ein, welche der Gutsbesitzer J. Valentiner zu Gjeddesdal vornehmen
                              									ließ, um eine reichlichere Wasserversorgung für die neue Maierei
                              									ebendaselbst zu erhalten, welche nach dem Kaltwassersystem
                              									eingerichtet ist. Bei dieser Bohrung war man in einigen Wochen
                              									glücklich in salzhaltigen Kalk hinuntergekommen, aber in diesem
                              									stieß man in 30 Ellen Tiefe auf eine sehr harte Feuersteinlage,
                              									welche durchbrochen werden mußte, eine Arbeit, die allem
                              									Anscheine nach so langwierig und kostspielig wurde, daß man nach
                              									einigen Tagen es schon für nothwendig hielt, den Brunnen
                              									aufzugeben, wodurch die vorgenommene Arbeit verloren gewesen
                              									wäre. Der Wasserinspector B. Paulsen,
                              									welcher die Bohrung leitete, kam auf den glücklichen Gedanken,
                              									der Dynamit möchte hier angewendet werden können, und da der
                              									Ingenieurinspector Arendrup, dessen
                              									Meinung eingeholt wurde, gestützt auf seine Erfahrungen in der
                              									Wirkung dieses Sprengmittels, dem Plane vollständig zustimmte
                              									und seinen thätigen Beistand bei der Ausführung versprach, wurde
                              									beschlossen einen Versuch damit zu machen. Nachdem der Boden des
                              									Bohrloches sorgfältig gereinigt, ließ man vorsichtig eine
                              									Flasche hinunter, welche etwa 2 Pfd. Dynamit enthielt und in
                              									zwei durch den Pfropfen der Flasche geführten Kupferdrähten
                              									hieng, welche nach oben durch Gutta-percha isolirt waren.
                              									Als die Flasche bis auf den Boden niedergelassen war, so daß sie
                              									factisch auf dem Feuersteinlager ruhte, wurden die
                              									Leitungs-Drähte mit einem elektrischen Apparat in
                              									Verbindung gesetzt und in demselben Augenblicke verkündete eine
                              									merkliche Erschütterung die Explosion des Dynamits, während als
                              									sichtbarer Beweis der Kraft, welche sich dort unten entfaltete,
                              									zu gleicher Zeit die Wassersäule, welche im Bohrloch stand,
                              									viele Ellen emporgeschleudert wurde. Das Bohrloch füllte sich
                              									jedoch gleich wieder mit Wasser, aber bald blieb kein Zweifel
                              									mehr, daß man so glücklich gewesen, nicht nur das
                              									Feuersteinlager zu sprengen, sondern den Zugang zu einer
                              									wasserreichen Erdschichte zu erhalten, so daß weitere Bohrungen
                              									überflüssig wurden.
                           Zur Vervollständigung des Resultates wurde die Sprengung mit noch
                              									zwei Ladungen Dynamit wiederholt, welche für den Fall
                              									mitgebracht waren, daß die erste nicht im Stande seyn würde, das
                              									Feuersteinlager zu durchbrechen, und beide entluden sich mit
                              									derselben Präcision. Auf dem Boden des Bohrloches war der
                              									Feuerstein in kleine Stücke zerschlagen, aber der ganze obere
                              									Theil, welcher mit Eisenrohr ausgesetzt war, stand unberührt von
                              									der Explosion. Nach dem bekannten Charakter des Dynamits hat
                              									seine enorme Kraft sich also nur gegen seine nächste Umgebung
                              									gerichtet und besonders gegen die feste Unterlage. Die durch die
                              									Explosion gleichsam hervorgezauberte Quelle gibt 700 bis 800
                              									Tonnen Wasser pro Tag, so daß die
                              									Maierei auf Gjoddasdal vollauf versorgt ist. Da artesische
                              									Brunnenbohrungen gerade jetzt an vielen Orten eine brennende
                              									Frage sind, man sich aber häufig durch Befürchtung hat abhalten
                              									lassen, in der Tiefe auf große Steine zu stoßen, wodurch nicht
                              									selten Arbeit und Kosten vollständig verloren gehen, so ist die
                              									glückliche Idee, in solchen Fällen Dynamit anzuwenden, von
                              									größter Wichtigkeit, und wird voraussichtlich die Anlegung
                              									artesischer Brunnen wesentlich fördern. (Dagbladet vom 7. Januar 1871; technische Blätter,
                              									1871, erstes Heft S. 56.)
                           
                        
                           Kubik-Tabellen für
                              									Metermaaß.
                           Das mit dem 1. Januar 1872 in ganz Deutschland gesetzlich in
                              									Kraft tretende Einheitsmaaß (Metermaaß) bedingt zur kubischen
                              									Berechnung von Körpern, namentlich von Hölzern, ebenso wie das Fußmaaß vollständige und
                              									ausführliche Tabellen, um dem praktischen Geschäftsmanne
                              									mühevolle und zeitraubende Rechnungen zu ersparen und ihn vor
                              									Fehlern und Irrthümern, oft der empfindlichsten Art, zu bewahren
                              									Dieser Umstand veranlaßt uns, auf folgendes kürzlich erschienene
                              									Werk aufmerksam zu machen:
                           Kubik-Tabellen für Metermaaß.
                              									Ein praktisches Handbuch für Techniker, Forstbeamte,
                              									Waldbesitzer, Holzhändler, Rheder, Schiffscapitäne etc. Vom Marine-Oberingenieur J.
                                 										Hildebrandt. Danzig 1871. Druck und Verlag von A. W.
                              										Kafemann. 25 Bogen, hoch
                              									8°, broschirt 1 Thlr. 20 Sgr., gebunden 2 Thlr.
                           
                           Dieses Werk zerfällt in 7 Tabellen: 2 Kubik-Tabellen für
                              									parallelepipedische Körper, insbesondere für Planken, Dielen,
                              									Breter etc. und für geschnittene resp. beschlagene Hölzer; 1
                              									Kubik-Tabelle für cylindrische Körper, insbesondere runde
                              									Hölzer; 1 Kreisumfangs-Tabelle auf 5, 1
                              									Kreisflächen-Tabelle auf 8 Decimalstellen (die große
                              									Genauigkeit der letzteren macht sie auch zu feineren statischen
                              									Berechnungen dienstbar); 1 Holzgewichts-Tabelle, nach
                              									besten Quellen zusammengestellt, 1 Reductions-Tabelle der
                              									bisherigen Längen- und Körpermaaße aller deutschen Länder
                              									und Englands auf Metermaaß und umgekehrt (die darin aufgeführten
                              									Verhältnißzahlen sind dem Verfasser von den competenten Behörden
                              									amtlich mitgetheilte, bei Umrechnungen sicheren Anhalt bietende
                              									Originalzahlen). Im Werke selbst sind die Bestimmungen, welche
                              									das preußische Marine-Ministerium resp.
                              									Finanz-Ministerium für das Aufmessen von Hölzern etc. mit
                              									dem Einheitsmaaße (Metermaaße) gegeben hat, abgedruckt; ferner
                              									sind in einer höchst praktischen Weise die decimale Zerlegung
                              									des Kubikmeters, sowie die die Basis bildenden
                              									Rechnungsoperationen an in den Text gedruckten Figuren
                              									verdeutlicht und endlich ist an einer Reihe gut gewählter
                              									Beispiele der Gebrauch der Tabellen in den verschiedensten in
                              									der Praxis irgend vorkommenden Fällen leicht verständlich
                              									gemacht. Die Zweckmäßigkeit und Brauchbarkeit des Werkes ist in
                              									der Presse durch das Urtheil namhafter Sachverständiger und
                              									dadurch anerkannt, daß das königl.
                                 										preußische Marine-Ministerium die amtliche Einführung
                                 										desselben in allen Marine-Etablissements angeordnet
                                 										hat.
                           Da sich das Buch durch seine praktische und übersichtliche
                              									Einrichtung, gute und sachgemäße Ausstattung, handliches Format
                              									und durch die seitens der Verlagshandlung (welche den ersten
                              									Nachweis eines jeden Rechenfehlers mit einem Ducaten prämiirt)
                              									gewährleistete Correctheit vor allen bisher erschienenen
                              									derartigen Tabellen vortheilhaft auszeichnet, so gehört es in
                              									die Reihe der unentbehrlichen praktischen Handbücher und bietet
                              									als solches gleichzeitig ein vorzügliches Hülfsmittel zur
                              									Einführung des metrischen Maaßsystemes.
                           
                              ∆
                              
                           
                        
                           Hoffmann und
                              										Licht's Patent auf ringförmige
                              									Ziegelbrennöfen.
                           Der königl. preußische Staatsanzeiger Nr. 204 bringt die
                              									Nachricht, daß das dem königl. Baumeister Friedrich Hoffmann in Berlin und dem
                              									Stadtbaurath Licht in Danzig am 27.
                              									Mai 1858 ertheilte und später zweimal verlängerte Patent auf
                              									einen ringförmigen Ofen zum continuirlichen Brennen von Ziegeln
                              									und anderen Gegenständen aufgehoben
                              									ist.
                           Grund der Aufhebung dieses für die Ziegeleibesitzer sehr drückend
                              									gewesenen Patentes ist der durch den Privat-Baumeister
                              									Paul Loeff zu Berlin (im polytechn.
                              									Journal, 1870, Bd. CXCVII S. 137) geführte Nachweis, daß die bei
                              									Ertheilung des Patentes angenommene Voraussetzung, der Ofen sey
                              									neu und eigenthümlich, eine durchaus unrichtige gewesen ist. Die
                              									Berliner Baugewerks-Zeitung Nr. 17, 18, 22, 23, 44, 45
                              									und 46, Jahrgang 1870, bringt eine ausführliche Schilderung der
                              									Motive. (Technische Blätter, 1871, erstes Heft S. 55.)
                           
                        
                           Ueber die Bestimmung der Essigsäure im
                              									essigsauren Bleioxyde; von H. Seward.
                           Von den chemischen Fabriken (in England) werden gewöhnlich
                              									zweierlei Sorten von essigsaurem Bleioxyd in den Handel
                              									gebracht; die eine bildet dichte, sehr schwere, die andere
                              									hingegen lose, krystallinische Massen; die erstere Sorte ist
                              									basischer und wird zu einem bedeutend niedrigeren Preise
                              									verkauft, als die zweite. Gelegentlich kommen auch Producte von
                              									einer intermediären Zusammensetzung, vielleicht auch Gemenge der
                              									erwähnten zweierlei Sorten vor. Zur Prüfung dieses Salzes auf
                              									seine procentische Zusammensetzung wende ich seit etwa zwei
                              									Jahren folgendes sehr zweckmäßige maaßanalytische Verfahren
                              									an:
                           Man löst 100 Gran des zu untersuchenden Salzes in einem Kolben
                              									von etwa 12 Unzen Inhalt unter gelindem Erwärmen in 4 Unzen
                              									destillirtem Wasser auf, versetzt die Lösung mit Lackmustinctur
                              									und fügt dann sehr allmählich eine Normallösung von
                              									kohlensaurem Natron hinzu. Man könnte vermuthen, daß die
                              									Gegenwart eines Niederschlages die Reaction undeutlich machen
                              									würde; dieß ist aber nicht der Fall; ein Tropfen der
                              									Natronlösung, im Ueberschuß zugesetzt, ändert die röthliche
                              									neutrale Farbe des Lackmus zu einem blassen Blau um. Wie bei
                              									allen volumetrischen Proben werden die besten Resultate durch
                              									Ausführung einer zweiten Bestimmung erhalten. Dieses Verfahren
                              									dürfte allen Anforderungen genügen. (Chemical News, vol. XXIII p. 102; März 1871.)
                           
                        
                           Neues Lichtblau aus Diphenylamin.
                           Diphenylamin wird im Großen dargestellt nach der Vorschrift von
                              										Girard und Delaire, indem man unter starkem Druck
                              									chlorwasserstoffsaures Anilin auf Anilin in dampfdichten
                              									Apparaten einwirken läßt.
                           Wenn man nun auf Diphenylamin entweder Jodmethyl, oder selbst
                              									Brommethyl, oder (nach Bardy) nur
                              									Holzgeist, augenscheinlich auch unter Druck, reagiren läßt, so
                              									entsteht Methyldiphenylamin.
                           Dieser Körper ist ein bei 0° noch öliges Liquidum. Er
                              									unterscheidet sich von Diphenylamin, indem dieses in Berührung
                              									mit Salpetersäure sofort blau wird, während das
                              									Methyldiphenylamin eine violette Färbung annimmt.
                           Unter dem Einfluß von wasserstoffentziehenden Reagentien, z.B.
                              									Arsensäure, Salpetersäure, chlorsaurem Kali,
                              									Doppeltchlorkohlenstoff, Chlorüren, Bromüren und Jodüren von
                              									Metallen, wie Kupfer, Zinn, Eisen, Quecksilber u.s.w., kann das
                              									Methyldiphenylamin nach Belieben in eine violette oder blaue
                              									Farbe umgewandelt werden. Die Darstellungsweise ist nicht
                              									genauer angegeben, aber es scheint jedenfalls zweckmäßig, die
                              									oxydirenden oder wasserstoffentziehenden Reagentien nur
                              									vorsichtig und allmählich einwirken zu lassen.
                           Es ist anzunehmen, daß das Methyldiphenylamin-Blau an und
                              									für sich in Wasser löslich ist und nicht, wie das gewöhnliche
                              									Anilinblau, diese schätzbare Eigenschaft nur dadurch erhält, daß
                              									man es zuvor durch concentrirte Schwefelsaure in eine
                              									Sulfoverbindung überführt. (Moniteur
                                 										scientifique; Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei,
                              									Druckerei etc., 1871, Nr. 12.)
                           
                        
                           Verfahren zur Destillation von
                              									Petroleum.
                           Zur Destillation von Petroleum wendet R. Kell in Bradford eine Methode an, deren Princip das
                              									folgende ist:
                           Das zu raffinirende Petroleum wird in eine Kammer gebracht, in
                              									welcher es auf ein erhitztes cylindrisches Gehäuse tröpfelt. Die
                              									leicht flüchtigen Theile des Oeles werden hier in Dampf
                              									verwandelt, der von der Kammer aus in geeignete Kühler geführt
                              									wird. Die so condensirte Flüssigkeit kommt als Naphta in den
                              									Handel. Der in der Kammer noch nicht verflüchtigte Theil des
                              									Petroleums passirt eine zweite Kammer, in welcher er mit
                              									Wasserdampf gemischt wird. Hierdurch wird eine weitere Portion
                              									des Oeles verdampft. Der so erzeugte gemischte Dampf tritt nun
                              									in das oben erwähnte cylindrische Gehäuse der ersten Kammer,
                              									welches so eingerichtet ist, daß die heißen Dämpfe es von einem
                              									Ende zum anderen durchstreichen müssen, ehe sie in die
                              									Kühlapparate gelangen. Der zurückbleibende Theil des Petroleums,
                              									der auch in der zweiten Kammer unverflüchtigt bleibt, wird durch
                              									Hähne abgelassen und kann zu verschiedenen Zwecken,
                              									hauptsächlich als Schmieröl für Maschinenriemen, verwandt
                              									werden. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu
                              									Berlin, 1871, Nr. 2.)
                           
                        
                           Dorner's
                              									Untersuchung der Luft in mehreren öffentlichen Gebäuden.
                           In dem betreffenden Aufsatz im polytechn. Journal Bd. CXCIX S. 225 (erstes
                              									Februarheft 1871) lese man bei den
                              									Kohlensäure-Bestimmungen durchweg pro 1000 Vol. statt Proc.