| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. , S. 153 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Airy's
                              									Untersuchungen über die Wasserschraube (archimedische
                              									Wasserschnecke).
                           Ueber die beste Form der zum Heben von Wasser verwendeten
                              									Wasserschraube und den Einfluß welchen die Neigung ihrer Achse
                              									gegen den Horizont auf die Leistung ausübt, hat W. Airy in London neuerdings Versuche
                              									angestellt. Die geringe Beachtung welche diesem Apparat im
                              									Allgemeinen zu Theil wird, schreibt Airy Hauptsachlich der Schwierigkeit zu, welche die
                              									Herstellung der gewöhnlich angewendeten rechtwinkeligen
                              									Schraubenflächen (deren Erzeugungslinie senkrecht gegen die
                              									Achse steht) bietet. Diese Schwierigkeit vermeidet er dadurch,
                              									daß er ein ringförmiges Blech um die Schraubenspindel derart
                              									wickelt, daß der eine Rand desselben in einem flachen
                              									schraubenförmigen Einschnitt der Spindel festgehalten wird. Die
                              									Blechfläche steht dabei gegen die Schraubenachse um einen
                              									bestimmten Winkel geneigt, der nur von der Neigung des
                              									schraubenförmigen Einschnittes abhängt. Derartige
                              									Schraubenflächen lassen sich aus einem einzigen flachen
                              									Blechstück herstellen, welches nur ringförmig geschnitten zu
                              									werden braucht, während die rechtwinkeligen Schraubenflächen aus
                              									einer großen Zahl kleiner Stücke zusammengesetzt werden müssen;
                              									bei den Versuchen ergaben auch die ersteren bessere Resultate
                              									als die letzteren.
                           Eine erste Reihe von Versuchen führte Airy mit Modellen aus, welche nur einfaches
                              									Schraubengewinde, aber von verschiedener Steigung hatten. Dabei
                              									zeigte sich sofort, daß jede Wasserschraube so vielfaches
                              									Gewinde haben müsse, als aus praktischen Rücksichten thunlich.
                              									Diese Grenze wurde dahin festgesetzt, daß bei einer großen
                              									Schraube die Zellen einen Querschnitt von mindestens 18 Zoll im
                              									Quadrat haben müssen, und darnach wurde die Zahl der
                              									Schraubenwindungen an den für die zweite Versuchsreihe
                              									bestimmten Modellen regulirt. Zu diesen Versuchen wurden 6
                              									Modelle von resp. 20°, 30°, 40°,
                              									50°, 60° und 74° Schraubensteigung
                              									angewendet, bei denen die Zahl der Gewinde von eins bis vier
                              									schwankte. Es stellte sich hierbei heraus, daß der Apparat zur
                              									Erzielung der besten Wirkung um so flacher gelegt werden muß, je
                              									steiler die Schraube ist, und daß Apparate mit steiler Schraube
                              									bei ihrem günstigsten Neigungswinkel weit mehr Wasser pro Umdrehung liefern, als solche
                              									mit weniger steiler Schraube bei ihrem günstigsten
                              									Neigungswinkel. Am günstigsten arbeitete, wenn die berechnete
                              									Reibung des Wassers im Inneren und die Zapfenreibung in
                              									Rücksicht gezogen wurde, der Apparat mit 30°
                              									Schraubensteigung, doch stand ihm der mit 40° Steigung
                              									nur sehr wenig nach. Die günstigste Neigung gegen den Horizont
                              									war für diese beiden Apparate resp. 25° und 30°.
                              									Im günstigsten Fall betrug der Nutzeffect 88 Proc. und Airy verlangt, daß eine gut
                              									construirte Wasserschraube nicht unter 85 Proc. Nutzeffect
                              									bleibe. (Deutsche Industriezeitung, 1871, Nr. 13.)
                           
                        
                           Presse für die diffundirten
                              									Rübenschnitte.
                           Die braunschweigische Maschinenbau-Anstalt (vormals Fr.
                              										Seele und Comp.) in Braunschweig liefert hydraulische Pressen
                              									zur Entwässerung der bereits diffundirten Rübenschnitte, welche,
                              									wie wir aus eigener Anschauung berichten können, vollkommen
                              									entsprechend arbeiten. Der Stempeldurchmesser ist 10 Zoll
                              									rheinisch, der Preßtopf hat 30 Zoll Durchmesser. In der Regel
                              									arbeiten selbe mit 100 Atmosphären, das Sicherheitsventil ist
                              									für 150 Atmosphären belastet und die Pressen derart stark
                              									construirt, daß der Druck noch gesteigert werden kann. Die
                              									Leistungsfähigkeit richtet sich nach der zu erzielenden
                              									Trockenheit des Futters. Unter 500 Ctr. per Tag und Presse verarbeitet keine Fabrik, wohl aber
                              									oft 600 und 700 Ctr.
                           Der Preis einer Presse ab Fabrik ist 750 Thaler, 40 Stück
                              									Preßbleche dazu à 2 1/2 Thlr.
                              									100 Thlr. Ein Pumpwerk zu einer Presse 300 Thlr. Ein Pumpwerk zu
                              									zwei Pressen 400 Thlr. Ein Pumpwerk zu drei Pressen 500 Thlr.
                              									Das Pumpwerk macht 80–100 Hube per Minute. C. L. (Technische Blätter, 1871, erstes
                              									Heft S. 58.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Wärme-Capacitäten der
                              									Gase.
                           In dem bezüglichen Artikel von Professor Gustav Schmidt im vorhergehenden Heft dieses
                              									Journals Seite 19 hat sich ein sinnstörender Fehler
                              									eingeschlichen.
                           Seite 20 Zeile 9 von unten steht:
                           C = 1,55 und
                              									B = 0,0043924
                           statt C = 1,55
                              										B = 0,0043924
                           Der größeren Vollständigkeit halber fügen wir bei, daß nach der
                              									angeführten Abhandlung Schmidt's, die
                              									absolute Temperatur T = 274,6 + t, ferner für atmosphärische
                              									Luft:
                           
                              
                                 B =
                                    											0,00283383, x =
                                 1,41362, c
                                 = 0,16767.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    xc
                                    
                                 = 0,23702.
                                 
                              
                                 
                                 (x
                                    											– 1) C
                                 = 0,001817 sey,
                                 
                              
                           somit die Zustandsgleichung der Luft
                              									lautet:
                           p v = 0,00283383
                              									(274,6 + t – 1,55/v0,41362)
                           wenn p in
                              									Atmosphären und v in Kubikmetern
                              									ausgedrückt wird. Dabei ist die Wärmecapacität bei constantem
                              									Druck:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 200, S. 154
                              
                           
                        
                           Neue, in England ertheilte Patente auf
                              									Stahlfabrication und Bereitung von Eisenmangan
                              									(Spiegeleisen).
                           
                              1) J. F. Parker und E. Sutherland in Birmingham, Patent
                                 										auf „Schmelzen von Eisen und
                                       												Stahl.“ Datirt 19. Juli 1870.
                              In den Schmelzraum, Hoh- oder Flammofen, wird Luft,
                                 										welche durch auf 100° C. erhitztes Petroleum oder
                                 										ähnliches Oel passirt ist, eingeführt. Bevor solche Luft
                                 										dann in den Schornstein gelangt, wird sie durch eine Kammer
                                 										geleitet, in welcher Chlorkalk innig gemengt mit einem
                                 										Achtel seines Volums feingepulverter Kohle sich
                                 										befindet.
                              
                           
                              2) J. Mason und A. Parkes in Birmingham, Patent auf
                                 												„Stahlfabrication.“ Datirt 21. Juli
                                    												    1870.
                              Die verbesserte Methode besteht im Zusammenschmelzen von
                                 										Schmiedeeisen mit Kohle und einem Chloride, sey es das eines
                                 										Alkalis, oder einer alkalischen Erde, oder eines Metalles.
                                 										Der Mischung wird noch vor dem Schmelzen etwas Spiegeleisen
                                 										zugesetzt. Die Patentträger wenden vorzugsweise Kochsalz und
                                 										Manganchlorid an.
                              
                           
                              3) J. E. Sherman, zu Buchefort in
                                 										den Vereinigten Staaten, Patent auf „Reinigung von Eisen und
                                       										    Stahl.“ Datirt 25. Juli 1870.
                              Das der Reinigung zu unterwerfende Roheisen oder der Stahl
                                 										wird umgeschmolzen und der geschmolzenen Masse wird Jod oder eine Jod enthaltende
                                 										Verbindung (Jodkalium etc.) zugesetzt.
                              Anmerkung. Dieser Proceß ist zur
                                 										Zeit Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit. In einigen der
                                 										großen Eisenwerke Birmingham's, Sheffield's und anderer Orte
                                 										werden gegenwärtig Experimente mit demselben angestellt. Bis
                                 										jetzt lauten die fachmännischen Urtheile noch
                                 										widersprechend. Zweck des Verfahrens ist, allen im Metalle
                                 										enthaltenen Schwefel und Phosphor mit dem Jod zu
                                 										verbinden, welche Verbindung sich verflüchtigt und das Eisen
                                 										so schwefel- und phosphorfrei macht.
                              
                           
                              4) J. G. Willans in London, Patent
                                 										auf „Bereitung von
                                       										    Eisenmangan.“ Datirt 29. Juli
                                    									    1870.
                              Gußeisen, besonders ein an Kohlenstoff reiches, wird in einen
                                 										fein vertheilten Zustand gebracht, mit Theer oder Oel
                                 										vermengt, oder mit irgend einem flüssigen oder schmierigen
                                 										Kohlenwasserstoff, der die Eisentheilchen überzieht. Das so
                                 										präparirte Eisen wird mit pulverförmigem Manganoxyd, dem
                                 										etwas mehr Kohlenstaub als für die Reduction des Oxydes
                                 										nöthig ist, zugesetzt worden, vermischt, und die wohl
                                 										durcheinander geschüttelte Masse wird nun in Schmelztiegel
                                 										oder in Flammöfen gebracht. Statt des Manganoxydes können
                                 										auch andere durch Kohle reducirbare Manganverbindungen, wie etwa das kohlensaure Salz, angewendet werden. Für
                                 										Gußeisen kann auch Schmiedeeisen substituirt werden, nur ist
                                 										in diesem Falle mehr Kohle zuzumengen. Der Erfinder erwähnt
                                 										in der Specification noch einiger Vorrichtungen, um den
                                 										Luftzutritt zu reguliren, und um die Oefen mit Kohlenstaub
                                 										(statt mit Kohlenstücken oder Kohks) zu heizen.
                              
                           
                              5) J. Brown in Sheffield, Patent
                                 										auf „Stahlfabrication.“ Datirt 3. August
                                    										1870.
                              Der Titel dieses Patentes sollte rechtlich
                                 											„Bereitung von Eisenmangan“ seyn,
                                 										denn dieß ist es, was die Beschreibung angibt. Der Erfinder
                                 										schmilzt Eisen, Manganoxyd und Kohle zusammen, in der Weise
                                 										daß im Ofen das Manganoxyd zu unterst, das Eisen oben, und
                                 										die Kohle zwischen beiden liegt. (Berichte der deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 5.)
                              
                           
                        
                           Ueber Zucker-Polarimeter und
                              									optische Zuckerbestimmung.
                           In den im December 1869 und im Februar 1870 abgehaltenen
                              									Versammlungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in
                              									Preußen sprach Hr. Professor Dr. Weber über die Einrichtung der
                              									Zucker-Polarimeter.
                           In dem ersten Vortrage hob er zunächst hervor, daß die Ausführung
                              									des Gesetzes vom Juni 1869, betreffend die Besteuerung des
                              									Zuckers, die Anwendung von Hülfsmitteln nothwendig mache, durch
                              									welche der Zuckergehalt sowohl von Rohzuckern als auch von
                              									raffinirten Producten verhältnißmäßig scharf festgestellt werden
                              									könne. Von den bisher angewendeten Mitteln sey die Polarisation
                              									erfahrungsmäßig das sicherste, indem es sich dabei nicht um
                              									äußere Kennzeichen (Farbe) handle, sondern um Merkmale welche
                              									für den Zucker bekanntlich sehr charakteristisch seyen, und
                              									deren Abänderung, ohne daß die Natur der Substanz durchgreifend
                              									modificirt werde, nicht möglich sey. Er erläuterte sodann das
                              									dem einfachsten Apparate dieser Gattung zu Grunde liegende
                              									Princip, erörterte den Mitscherlich'schen Polarisationsapparat und führte an, daß
                              									derselbe wegen Mangels an Schärfe der Angabe für den
                              									vorliegenden Zweck nicht genüge, besprach darauf das Instrument
                              									von Wild und zeigte dessen
                              									Handhabung, führte ein derartiges Instrument vor, machte auf die
                              									Schwierigkeiten der Einstellung desselben, namentlich wenn sich
                              									Zuckerlösung darin befindet, aufmerksam, und theilte mit, daß
                              									diese Instrumente in ungleich geringerem Maaße als die Soleil'schen Eingang gefunden haben,
                              									was seinen Grund in dem erwähnten Umstande habe. Das
                              									zuverlässigste und verbreitetste Instrument, welches auch zur
                              									Zeit für die Zwecke der Zollabfertigung angewendet werde, sey
                              									das Soleil'sche. Es beruhe in der
                              									Compensation der Polarisationswirkung des Zuckers durch eine
                              									Quarzschicht von veränderlicher Dicke, welche durch zwei
                              									Quarzkeile hergestellt werde. Diese verhältnißmäßig complicirte,
                              									höchst sinnreiche Verbindung von optischen Hülfsmitteln sey in
                              									den Lehrbüchern vielfach beschrieben; es wurden nur die
                              									wesentlichsten Theile hervorgehoben, und die Handgriffe, welche
                              									bei der Untersuchung der Zucker auszuführen sind, erläutert. Der
                              									Vortragende führte an, daß derartige Instrumente nicht den
                              									gleichen Grad von Empfindlichkeit hätten, daß bei Verschiebung
                              									der Scala die Variation der Farben der darin befindlichen
                              									Quarzdoppelplatte eine mehr oder weniger erhebliche sey, und daß
                              									er viele Instrumente unter den Händen gehabt habe, welche den
                              									Bedingungen nicht genügt hätten. Es habe sich herausgestellt,
                              									daß die Dicke der gedachten Platte auf diese Erscheinung von
                              									höchstem Einfluß sey, und daß zur Zeit von der Firma Schmidt und Hänsch in Berlin Apparate geliefert würden, welche der
                              									Art farbenreich und namentlich empfindlich wären, daß die
                              									jetzigen Apparate vor vielen früher gelieferten erhebliche
                              									Vorzüge hätten. Der Vortragende machte auch auf eine von Dr. Zenker angegebene Einstellvorrichtung aufmerksam,
                              									welche Personen, denen die Unterscheidung feiner Farbennüancen
                              									Schwierigkeit darbietet, willkommen seyn werde, indem dieselbe
                              									die Beurtheilung von Farben bei der Einstellung des Instrumentes
                              									überhaupt ausschließe. Für einen die Farbentöne leicht
                              									unterscheidenden Beobachter biete diese Vorrichtung eine größere
                              									Genauigkeit bei der Ablesung nicht dar.
                           In dem zweiten Vortrage wies Hr. Prof. Weber wiederholt auf die Einführung der
                              									Zucker-Polarimeter für steuerdienstliche Zwecke als auf
                              									eine bemerkenswerthe Erweiterung der für
                              									diese Zwecke dienenden Hülfsmittel hin. Die Soleil'schen Polarimeter betreffend,
                              									bemerkte er daß deren Empfindlichkeit wesentlich durch eine
                              									gewisse Stärke der Quarzdoppelplatte bedingt werde. Sehr
                              									empfindlich seyen die Instrumente in welchen die Doppelscheibe
                              									bei der Einstellung auf 0 einen blaß gelblichen Farbenton zeige;
                              									es genüge eine geringe Verschiebung der Scala, um auf beiden
                              									Scheibenhälften die Töne Grün und Roth hervorzurufen. Die für
                              									die Zwecke der Zollabfertigung dienenden Instrumente müßten
                              									möglichst exact und übereinstimmend seyn. Die Feststellung des
                              									100-Punktes der Scala sey bei allen Instrumenten dieser
                              									Gattung das wesentlichste Moment. Der Vortragende beschrieb
                              									eingehend die für diesen Zweck benutzten Hülfsmittel und die
                              									hierbei in Betracht kommenden Cautelen. Die Handhabung der
                              									Instrumente erfordere die Unterscheidung feiner Farbennüancen
                              									der beiden Hälften der erleuchteten Doppelplatte. Versuche, auch
                              									Personen von geringem Farben-Unterscheidungsvermögen zum
                              									Gebrauche des Instrumentes zu befähigen, seyen von dem
                              									Vortragenden in Gemeinschaft mit dem Optiker Schmidt (Firma Schmidt und Hänsch in
                              									Berlin) angestellt worden. Es wurden zwischen die Lichtquelle
                              									und den Apparat möglichst einfarbige Glasplatten geschoben; auch
                              									wurde der Apparat mit einer durch Salz gelb gefärbten Flamme
                              									beleuchtet. In solchen Fällen habe man bei der Einstellung nicht
                              									sowohl auf Farbenunterschiede, als aus Differenzen in der
                              									Helligkeit der Scheibenhälften zu achten. Das Ergebniß sey
                              									gewesen, daß auch mit diesen Hülfsmitteln der Apparat
                              									eingestellt werden könne, daß aber die Angaben desselben nicht
                              									so exact als bei der gewöhnlichen Beleuchtung seyen, daß nach
                              									den bisherigen Beobachtungen in der Benutzung dieser Mittel
                              									keine Verbesserung bezüglich größerer Genauigkeit liege, und daß
                              									die Anwendung der Natrongasflamme eine nicht unerhebliche
                              									Complication für den gewöhnlichen Gebrauch sey. Der Vortragende
                              									werde gemeinschaftlich mit Hrn. Schmidt diese Untersuchung fortsetzen. Bezüglich der
                              									Verfahren der Abwägung und Lösung der Zuckerprobe hob der
                              									Vortragende die Vorzüge der Methode des im Zuckerfache
                              									erfahrenen und bewährten Chemikers Dr. Hugo Schultz in
                              									Magdeburg bevor, welche darin bestehe, daß der Zucker auf dünnem
                              									Blech abgewogen und im trockenen Zustande vermittelst eines
                              									Metalltrichters in das Maaßkölbchen gebracht werde.
                           In der im Mai 1870 abgehaltenen Versammlung des genannten
                              									Vereines hielt Hr. Dr. Scheibler einen Vortrag über
                              									Zuckerbestimmung mittelst des Soleil'schen Polarimeters. In demselben führte er an, daß
                              									zwei derartige Instrumente nicht ein gleiches Resultat ergeben,
                              									indem dieselben in Angaben, welche zwischen dem 0- und
                              									dem 100-Punkte liegen, oft auf eine selbst für die
                              									Technik empfindliche Weise differiren. Dieser Mangel an
                              									Uebereinstimmung beruhe in einer fehlerhaften Construction der
                              									Quarzkeile Der Vortragende erläuterte schließlich seine
                              									Erfindung zur Eliminirung dieser Fehler mit Hülfe der chemischen
                              									Waage. Es würden nämlich zwei Bestimmungen des Zuckergehaltes
                              									gemacht, die erste in der gewöhnlichen Weise, die zweite mit
                              									einer Zuckerlösung von solcher Concentration, daß die Ablesung
                              									in der Nähe des 100-Punktes erfolge. Die Concentration,
                              									welche zu der zweiten Bestimmung erforderlich sey, lasse sich
                              									mit Hülfe der ersten Bestimmung durch Rechnung leicht finden.
                              									(Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in
                              									Preußen, 1870 S. 40, 47 u. 54.)
                           
                        
                           Verfahren zur Unterscheidung des nach Reinsch's Verfahren aus
                              									Quecksilbersalzen erhaltenen Niederschlages; von St. Clair Gray, Assistent für gerichtliche
                              									Medicin an der Glasgower Universität.
                           Da die nach Reinsch's Verfahren auf
                              									Kupferblech erhaltenen Niederschläge keine Kennzeichen
                              									darbieten, mittelst deren der durch ein Metall erzeugte
                              									Niederschlag von dem durch ein anderes hervorgerufenen sicher
                              									unterschieden werden könnte, so wird die Anwendung noch anderer
                              									Untersuchungsmethoden nöthig, um mit Sicherheit zu erkennen, von
                              									welchem der nach diesem Verfahren fällbaren vier Metalle der
                              									Niederschlag herrührt. So geben zwei derselben, Quecksilber und Arsen, Sublimate von denen das eine aus kleinen
                              									Kügelchen besteht, während das andere krystallinisch ist, wenn
                              									die mit einem Ueberzuge von diesen Metallen bedeckten
                              									Kupferstreifen nach vollständigem Austrocknen in einem
                              									trockenen Probirgläschen zur Rothgluth erhitzt werden; sie
                              									lassen sich auf diese Weise von Antimon und Wismuth
                              									unterscheiden. Wiederum zwei von jenen Metallen, Arsen und Antimon, bilden (im Marsh'schen Apparate) mit Wasserstoff gasförmige
                              									Verbindungen, die sich durch gewisse Eigenschaften auszeichnen,
                              									mittelst deren sie sowohl von Quecksilber und Wismuth, als auch
                              									von einander unterschieden werden können. Aber die Ausführung
                              									dieser sowie der anderen Unterscheidungsmethoden erfordert
                              									bedeutende Sorgfalt und Gewandtheit im Manipuliren, besonders
                              									wenn die in einer großen Quantität organischer Substanz
                              									enthaltene Menge des Metalles sehr klein ist.
                           Die folgende, von mir aufgefundene Probe auf Quecksilber ist
                              									sogar noch empfindlicher als das Abdestilliren oder Sublimiren
                              									des auf dem Kupferbleche niedergeschlagenen Häutchens zu
                              									metallischen Tröpfchen oder Kügelchen. Dieses Verfahren hat auch
                              									den Vortheil, daß man das Resultat mit unbewaffnetem Auge sehen
                              									kann, und daß es in seiner Ausführung äußerst einfach ist. Es
                              									gründet sich auf die große Verwandtschaft des Quecksilbers zum
                              									Golde.
                           Am besten verfährt man in nachstehender Weise. Der nach Reinsch's Methode mit einem Häutchen
                              									aus dem zu ermittelnden Metalle überzogene Kupferstreifen wird
                              									zunächst in destillirtem Wasser sorgfältig abgewaschen und
                              									darauf getrocknet; hierauf reibt man das Kupferblech mit einem
                              									abgeplatteten Kügelchen von reinem Golde, oder in Ermangelung
                              									eines solchen mit einem goldenen Siegelringe etc. Besteht der
                              									Ueberzug aus Quecksilber, so geht ein Theil dieses Metalles,
                              									welches eine größere Verwandtschaft zum Golde als zum Kupfer
                              									hat, vom letzteren an das erstere über und bildet auf demselben
                              									einen weißen, glänzenden, metallischen Ueberzug, welcher um so
                              									leichter wahrgenommen werden kann, je höher gefärbt das ihn
                              									umgebende Gold ist. Der Amalgamüberzug läßt sich durch reine
                              									concentrirte Salpetersäure sofort entfernen. Dieses Verhalten
                              									gestattet mit vollkommener Sicherheit auf die Gegenwart von
                              									Quecksilber in dem das Kupfer überziehenden metallischen
                              									Niederschlage zu schließen. Die Probe kann auch eben so gut
                              									angewendet werden, wenn der Niederschlag aus einer Verbindung
                              									von Quecksilber mit einem oder mit allen drei der Metalle
                              									bestehen sollte, welche bei der Behandlung nach der Methode von
                              										Reinsch auf metallischem Kupfer
                              									einen Niederschlag geben. (Chemical News,
                                 										vol. XXIII p. 73; Februar
                              									1871.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendung des Broms statt des
                              									Chlors zu analytischen Zwecken; von Hermann Kämmerer.
                           Da die Anwendung des Chlorwassers zur Fällung von Mangan, zum
                              									Nachweis von Nickel neben Kobalt und in vielen anderen Fällen
                              									nicht gut zu vermeiden ist, die leichte Zersetzbarkeit desselben
                              									aber häufige lästige Neudarstellung nöthig macht, so habe ich
                              									versucht, statt dieses das leicht vorräthig zu haltende und ohne
                              									Mühe darstellbare Bromwasser anzuwenden.
                           Der Erfolg entsprach meinen Erwartungen vollständig; die Wirkung
                              									ist in allen Fällen, in welchen sie auf der Bildung eines
                              									unterbromigsauren Salzes beruht, eine weit energischere als die
                              									von Chlorwasser, in Uebereinstimmung mit den Resultaten welche
                              										Wöhler, Knop und Hüfner bei Anwendung der
                              									unterbromigsauren Alkalien zu einem anderen Zwecke
                              									erhielten.
                           Beispielweise sey erwähnt, daß Mangan unter denselben
                              									Bedingungen, unter denen es durch Chlor in der Wärme
                              									niedergeschlagen wird, durch Brom schon in der Kälte vollständig
                              									gefällt und sehr leicht theilweise zu Uebermangansäure oxydirt
                              									wird. Es ist daher zur vollständigen Ausfällung des Mangans auf
                              									diese Weise stets nothwendig, nach Zusatz eines Ueberschusses
                              									von Brom unter Zusatz von Alkohol zu erwärmen.
                           Bei einiger Uebung gelingt es sehr leicht, durch directes
                              									Eintragen von Brom mittelst einer feinen Pipette die Fällung
                              									auszuführen, ohne das Volum der Flüssigkeit zu vergrößern.
                           Die Nachweisung des Nickels neben Kobalt nach der ausgezeichneten
                              									Methode v. Liebig's in cyankalischer
                              									Lösung gelingt bei Anwendung von altem oder nicht sehr
                              									concentrirtem Chlorwasser häufig nicht gut; das Bromwasser
                              									hingegen versagt seine Dienste niemals. (Berichte der deutschen
                              									chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 5.)
                           
                        
                           
                           Destillation und Siedepunkt des Glycerins;
                              									von T. Bolas.
                           Glycerin zersetzt sich beim Kochen unter gewöhnlichem
                              									atmosphärischen Drucke. Der Zersetzung kann natürlich durch
                              									Verminderung des Druckes vorgebeugt werden. Es fand sich in
                              									dieser Weise, daß Glycerin unter 12 Millimet. Druck bei
                              									179,5° C. kocht, und unter 50 Millimet. Druck bei etwa
                              									210° C. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft
                              									zu Berlin, 1871, Nr. 5.)
                           
                        
                           Einfaches Mittel, einer Schimmelbildung
                              									auf Gummilösungen vorzubeugen.
                           Bekanntlich erzeugen sich bei längerem Aufbewahren von Lösungen
                              									arabischen Gummi's auf deren Oberfläche Schimmelpilze, welche
                              									fortwuchernd schließlich so überhand nehmen, daß das Klebmittel
                              									seine Bindekraft gänzlich verliert. Diesem Uebelstande
                              									vorzubeugen, hat man seither mancherlei Mittel in Vorschlag
                              									gebracht, unter anderen empfohlen, der Gummilösung einige
                              									Tropfen Kreosot (Carbolsäure), Quecksilberchlorid u. dgl.
                              									zuzusetzen, und seinen Zweck dadurch auch wohl erreicht, aber
                              									dem Gummi auch Stoffe zugefügt, welche theils ihres üblen
                              									Geruches, theils ihrer Giftigkeit wegen nur eine sehr
                              									beschränkte Anwendung fanden; dagegen können wir nun als ein
                              									ganz vorzügliches, dabei unschädliches und völlig zuverlässiges
                              									Vorbeugungsmittel gegen Schimmelbildung auf Gummilösungen das schwefelsaure Chinin empfehlen.
                              									Der Zusatz einer Auflösung von nur wenigen Krystallfragmenten
                              									dieses Salzes zu einer Gummilösung genügt, diese vor
                              									Schimmelbildung radical zu schützen. Es steht zu vermuthen, daß
                              									dieses Mittel sich auch zu gleichem Zwecke bei der gewöhnlichen
                              										Schreibtinte werde mit Vortheil
                              									verwenden lassen. (Böttger's
                              									polytechnisches Notizblatt.)
                           
                        
                           Färben der Federn in Bismarck und
                              									Ponceau.
                           Bismarck. – Man kocht 1/4 Pfd.
                              										Alaun und 1/2 Pfd. Curcuma mit einander aus, gießt die
                              									klare Brühe ab, läßt erkalten und legt die Federn, welche in
                              									diesem Falle etwa 2 Pfund wiegen können, über Nacht in die
                              									Flotte. Am anderen Morgen wird gespült und in einem Bade aus Visetholz heiß ausgefärbt. Man
                              									nüancirt die Farbe durch Zusatz von Blau- und Rothholz-Abkochung. Nachdem die Farbe nach Muster
                              									ist, wird gespült und dann werden die Federn durch kaltes Wasser
                              									genommen, in welchem man Stärke
                              									aufgerührt hat. Hieraus werden die Federn warm getrocknet und
                              									gut ausgestaubt.
                           Ponceau. – Zum Färben von
                              									Ponceau auf Federn verwendet man dieselben Ingredienzien, wie
                              									zum Färben von Wolle, als Zuckersäure, Zinnsalz und
                              									Cochenille.
                           Man richtet sich einen kleinen Kessel her und löst darin 1 Loth
                              										Zuckersäure, 1/2 Loth Zinnsalz und 4–5 Loth Cochenille auf, läßt einmal
                              									aufkochen, schreckt ab, bringt die vorher gut gereinigten Federn
                              									hinein, kocht dieselben etwa eine halbe Stunde lang darin, nimmt
                              									heraus und läßt, ohne zu spülen, zwei Stunden liegen. Darauf
                              									wird gespült. (Reimann's
                              									Färberzeitung, 1871, Nr. 12.)
                           
                        
                           Ueber die Ursache des Aufsteigens der
                              									sogen. Gambetta-Ballons.
                           Es ist in der neuesten Zeit eine Spielerei unter dem Namen
                              											„Gambetta-Ballons“ aufgetaucht,
                              									d.h. eine Art Papier-Enveloppen für Cigarren, welche an
                              									ihren oberen Enden angezündet nach dem Abbrennen ein Aschennetz
                              									hinterlassen, das einige Fuß hoch
                                 										emporsteigt. Diese Eigenschaft gründet sich darauf, daß
                              									durch den Farbstoff, womit das leichte Papier gefärbt ist, nach
                              									dessen Abbrennen das Aschennetz einen größeren Halt bekommt, in
                              									Folge dessen die erwärmte Luft sich darunter ansammelt und als
                              									specifisch leichter als die umgebende Luft, das Netz emporhebt.
                              									Färbt man z.B. feines Copirpapier mit einer verdünnten Lösung
                              									von Berlinerblau in einer wässerigen Lösung von Oxalsäure, und
                              									formt daraus eine solche Enveloppe, so sieht man
                              									nach deren Abbrennen das dabei resultirende eisenoxydhaltige
                              									Aschennetz hoch emporsteigen. (Böttger's polytechnisches Notizblatt.)
                           
                        
                           Ueber Papiersurrogate; nach P. L. Simmonds.
                           Wie in allen civilisirten Staaten nimmt auch in England der
                              									Papierconsum enorm zu; so betrug z.B.
                           
                              
                                 im Jahr
                                 der inländische
                                    											Papierconsum
                                 der Export
                                 
                              
                                 
                                 (Pfd. engl.)
                                 (Pfd. engl.)
                                 
                              
                                 1849
                                 126,166,341
                                   5,966,319
                                 
                              
                                 1859
                                 197,684,847
                                 20,142,352
                                 
                              
                                 1869
                                                 
                                    											276,000,000 (geschätzt)
                                 24,014,592
                                 
                              
                           Der Export ist in den letzten Jahren nicht in gleichem Maaß
                              									gestiegen wie die Production, was der zunehmenden Concurrenz des
                              									Auslandes und dem Entstehen von Papierfabriken in den Colonien,
                              									namentlich in Canada und Australien, zugeschrieben wird. Auch in
                              									England leidet die Papierfabrication unter der Schwierigkeit,
                              									die genügende Menge Hadern zu beschaffen; obgleich das Land
                              									selbst deren jährlich ungefähr 1,400,000 Ctr. im Werth von
                              									mindestens 10 Mill. Thlrn. liefert und im J. 1869 außerdem
                              									340,000 Ctr. im Werth von circa 2
                              									Mill. Thlrn. importirt wurden, so macht sich doch das Bedürfniß
                              									nach Hadernsurrogaten immer mehr fühlbar.
                           Ueber diese hielt P. L. Simmonds
                              									kürzlich in der Londoner Society of
                                 										Arts einen Vortrag, dem wir einige Bemerkungen
                              									entnehmen. Den auf chemischem Weg erzeugten Holzstoff bezeichnete Simmonds als unzweifelhaft gut, aber
                              									zu theuer; dagegen erkannte er an, daß die Erzeugung des
                              									Holzstoffes auf mechanischem Wege, namentlich nach Völter's System, zu großer
                              									Vollkommenheit gelangt und sehr geeignet sey an Orten, wo Holz
                              									in großen Mengen und billig zu beschaffen und starke Wasserkraft
                              									vorhanden sey. Besondere Vortheile in dieser Beziehung biete
                              									Schweden, wo geeignetes Holz nur 1/2 oder 2/3 so theuer sey wie
                              									in Deutschland. Holzzeug gelange aus einigen deutschen und
                              									belgischen Fabriken, namentlich aber aus etwa 30 scandinavischen
                              									nach den englischen Papierfabriken. Durch einige ganz neue
                              									Erfindungen, deren Veröffentlichung bald zu erwarten stehe, soll
                              									die Verwendbarkeit dieses Materiales bedeutend gesteigert und
                              									auch sein Preis außerordentlich ermäßigt werden – In sehr
                              									bedeutendem Umfang wird seit etwa 16 Jahren in England Espartogras aus Spanien und von der
                              									afrikanischen Küste verarbeitet, und zwar im Jahre 1868
                              									1,916,560 und im Jahre 1869 1,726,680 Ctr. im Preis von circa 3 1/3 Thlr. pro Ctr. Die Verarbeitung desselben
                              									erfordert keine wesentliche Aenderung der Maschinen und
                              									Apparate, und beansprucht weit weniger Kraft als die von Hadern.
                              									Die erfolgreiche Verwendung ist hauptsächlich durch die
                              									sorgfältige chemische Vorbereitung bedingt, welche eine
                              									bedeutende Menge Soda, wenn auch nicht so viel wie die von
                              									Stroh, erfordert. Zum Bleichen von Esparto ist eine 5 bis 6 Mal
                              									größere Menge Bleichmittel nöthig, wie für die gröbsten
                              									Lumpen.
                           In neuester Zeit hat man in englischen Papierfabriken mit der
                              									Verarbeitung von Bambus begonnen, der
                              									in China seit Langem und seit einiger Zeit auch in den
                              									Vereinigten Staaten für diesen Zweck verwendet wird. – Im
                              									vorigen Jahr ist weiter von den portugiesischen Besitzungen an
                              									der Westküste Afrika's ein ausgezeichnetes neues Material
                              									importirt worden, nämlich die faserige Rinde des Baobab-Baumes (Adansonia digitata). (Die Verwendung
                              									derselben in der Papierfabrication ließen sich Adam, Webb und Monteiro in London bereits im Jahre 1865 für England
                              									patentiren.) Der Preis dieses höchst zähen und festen Materiales
                              									stellt sich in London auf 4 2/3 bis 5 Thlr. pro Ctr. Auch die Blätter einiger
                              									Palmen, namentlich der Zwergpalme, Chamaerops humilis (deren Verwendung in der
                              									Papierfabrication G. Eveleigh in
                              									Southampton 1866 für England sich patentiren ließ), sind
                              									kürzlich behufs Verarbeitung in Papierfabriken importirt worden
                              									und zeigen sich brauchbar, wenn sie von dem steifen, harten und
                              									spröden Blattstiel sorgfältig getrennt sind. – Eine
                              									englische Firma beabsichtigt jetzt die kurzen, an dem Baumwollsamen anhängenden
                              									Baumwollfasern und die Schalen der Samen selbst zur
                              									Papierfabrication zu verwenden; der Same soll durchschnittlich
                              									30 Proc. faserige Schalen und diese wieder 30 Proc. reine Fasern
                              									geben. Die Samenmenge, welche einer Baumwollernte von 3 Mill.
                              									Ballen entspricht, soll 45 Mill. Ctr. (sicher zu hoch gegriffen)
                              									und die Menge der verwerthbaren Faser circa 4 Mill. Ctr. betragen.
                              									– Ganz besondere Beachtung als Rohstoff für die
                              									Papierindustrie verdient endlich der neuseeländische Flachs, Phormium tenax. Das daraus hergestellte Papier
                              									zeichnet sich namentlich durch seine Zähigkeit aus, welche es
                              									für Documente, Banknoten etc. ganz besonders geeignet macht.
                              									(Deutsche Industriezeitung, 1871, Nr. 12.)
                           
                        
                           Ueber das Verleimen des Pergamentpapieres;
                              									von Dr. Jacobsen.
                           Das Verleimen des Pergamentpapieres, welches bisher große
                              									Schwierigkeiten darbot,Im Jahre 1865 beobachtete C. Brandegger in Ellwangen (polytechn. Journal
                                    												Bd. CLXXV S.
                                       												86), daß wenn man das Pergamentpapier auf der
                                    											Seite, auf welcher es verleimt werden soll, zuerst mit
                                    											Alkohol oder starkem Branntwein erweicht und dann noch
                                    											feucht auf das mit starkem Leim überstrichene Material
                                    											(Holz, Pappe etc.) auflegt und mit dem Falzbein gehörig
                                    											verstreicht, es sich nicht wieder loslösen läßt. Soll
                                    											das Pergamentpapier aber mit sich selbst verbunden
                                    											werden, so behandelt man beide sich berührende Flächen
                                    											in dieser Weise. Ein so aufgeleimtes Stück
                                    											Pergamentpapier zerreißt eher, als daß es sich an der
                                    											Verbindungsstelle loslösen ließe. A. d. Red. ist nunmehr als völlig gelungen anzusehen und dadurch
                              									der Verwendung des Pergamentpapieres zu den mannichfachsten
                              									Zwecken ein sehr großes Feld geschaffen. Das Bedürfniß,
                              									Pergamentpapier so zu leimen, daß die geklebten Stellen weder
                              									durch trockene noch feuchte Wärme gelockert werden, machte sich
                              									vor Allem in der bekannten Berliner
                                 										Erbswurstfabrik geltend, woselbst für den täglichen
                              									Bedarf an Wurstdärmen, der bis auf 100,000 Stück gelangte, bald
                              									nicht mehr die genügende Zufuhr an Därmen zu erlangen war. Unter
                              									einer ganzen Reihe der Erbswurstfabrik von den verschiedensten
                              									Seiten eingereichten Proben geklebter Därme aus Pergamentpapier
                              									erfüllte nur diejenige, welche aus dem Laboratorium von Dr. E. Jacobsen in Berlin hervorgegangen war, ihren Zweck,
                              									d.h. die Leimung hielt stundenlanges Kochen im Wasser aus. Zur
                              									Ausbeutung dieses Klebmittels, welches Dr. E. Jacobsen's Bruder
                              									und Geschäftstheilhaber, Richard
                                 										Jacobsen, auffand, übernahmen dieselben in Gemeinschaft
                              									mit dem Kaufmann Ed. Löwenthal in
                              									Berlin zu Anfang October vor. J. die erste Lieferung künstlicher
                              									Papierdärme, von denen bereits zu Ende October über eine Million
                              									Stück zur Verarbeitung gekommen waren. Dieses zuerst angewendete
                              									Verfahren war durch das dazu verwendete Material und die
                              									nachfolgende nothwendige Präparation der geklebten Hülfen
                              									verhältnißmäßig theuer und fanden die Gebr. Jacobsen, auch mit veranlaßt durch
                              									die nunmehr zu Tage tretende Concurrenz, später noch andere,
                              									billigere Klebmittel auf, so daß noch etwa 2 weitere Millionen
                              									Hülsen mit den in ihrem Laboratorium bereiteten Klebmitteln
                              									verfertigt und an die Erbswurstfabrik abgeliefert wurden. Es
                              									wurden dazu im Ganzen gegen 5000 Pfd. flüssiges Klebmaterial
                              									verarbeitet; die Zahl der von dem Cartonnagefabrikanten Michaelis beschäftigten Arbeiter,
                              									welche das Kleben und Binden der Hülsen besorgten, stieg
                              									zeitweise bis auf 150.
                           Die verschiedenen Klebmittel werden für verschiedene Zwecke ihren
                              									Werth behalten, da, wenn auch alle den Zweck erfüllen, zu dem
                              									sie ursprünglich bestimmt waren, die Wahl des Klebstoffes doch
                              									nicht gleichgültig ist, wenn es gilt, größere Flächen von
                              									Pergamentpapier mit Pergamentpapier, mit Pappe oder mit Leinwand
                              									zusammenzukleben. Pergamentpapier in mehreren Lagen über
                              									einander geklebt, gibt ein dem Pergament täuschend ähnliches,
                              									äußerst festes Material, welches z.B. für Buchbinder von Werth
                              									seyn wird; Pergamentpapier auf Leinwand geklebt gibt eine
                              									wasserdichte Papierleinwand, welche als Verpackungsmaterial
                              									ausgedehnte Anwendung zu finden verspricht. (Von Dr. Jacobsen aus dem nächstens erscheinenden neuesten
                              									Hefte seines chemisch-technischen Repertoriums in der
                              									deutschen Industriezeitung Nr. 13 mitgetheilt.)