| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. , S. 240 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Erfahrungen über Field'sche Dampfkessel.
                           Der westphälische Ingenieurverein hatte, um zu einem endgültigen
                              									Resultat über den Werth der Field'schen Dampfkessel zu gelangen, nähere Erkundigungen
                              									über die in verschiedenen Gegenden von Deutschland vorhandenen
                              									derartigen Kessel eingezogen und darauf zwar – wie in
                              									solchen Fällen leider nur zu gewöhnlich – nur wenige,
                              									aber theilweise nicht uninteressante Angaben erhalten. Als im
                              									Betrieb befindlich wurden überhaupt 31 Field'sche Kessel angemeldet; davon kommen
                           
                              
                                 auf den sächs. Kreisdirectionsbezirk
                                    											Zwickau
                                 14 Stück
                                 
                              
                                   „    „      „                    „              
                                    											Leipzig
                                   8    „
                                 
                              
                                   „    „  
                                    											preuß. Regierungsbezirk Magdeburg
                                   4    „
                                 
                              
                                   „  die Stettiner
                                    											Eisenbahn
                                   3    „
                                 
                              
                                   „  Lübeck
                                   1    „
                                 
                              
                                   „  Mecklenburg
                                   1    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 31 Stück.
                                 
                              
                           Der Größe nach sind 11 dieser Kessel zweipferdige, 3
                              									dreipferdige, 7 vierpferdige je einer von 5, 8, 10 bis 12 und 16
                              									Pferdestärken und 2 Stück 60pferdige; von den übrigen 4 Stück
                              									ist die Größe nicht angegeben. Die Erbauer der aufgeführten
                              									Kessel rangiren nach der Zahl der von ihnen gelieferten Kessel
                              									folgendermaßen: Petry Dereux in Düren
                              									mit 13 Stück; Ludwig Kornmann in
                              									Chemnitz mit 4 Stück; mit je 3 Stück die Fabriken von Jean
                              										Affolter in
                              									Schloß-Chemnitz und von Aron
                              									und Gollnow in Grabow (letztere aus
                              									den Jahren 1865, 1867 und 1869); mit 2 Stück die Buckauer
                              									Maschinenfabrik der Hamburg-Magdeburger
                              									Dampfschifffahrts-Gesellschaft, Jörning und Sauter in
                              									Buckau und M. Webers in Berlin (mit
                              									den Jahreszahlen 1867 und 1869); einen Kessel endlich hat A. Borsig in Berlin geliefert. Für die
                              									Zeit, welche die Kessel bereits in Betrieb sind, ist zu
                              									beachten, daß die Mittheilungen darüber ungefähr auf den Anfang
                              									October 1869 fallen. Es liegen nur wenige Angaben vor. Ein
                              									Kessel der Buckauer Maschinenfabrik arbeitete damals 2 Monate,
                              									die beiden von Jörning und Sauter 3, resp. 4 Monate, ein Kessel
                              									von M. Webers 2 Jahre, der andere
                              									etwa 6 Monate und die Kessel der Stettiner Eisenbahn von Aron und Gollnow seit dem Jahre ihrer Anfertigung, der älteste
                              									also ungefähr 4 Jahre. Von den größeren Kesseln betrieb der
                              									10- bis 12pferdige eine Schneidemühle, der 16pferdige in
                              									Gemeinschaft mit Kesseln anderer Construction eine
                              									Baumwollspinnerei und die beiden 60pferdigen die Holländer der
                              									Papierfabrik von Ad. Schröter in
                              									Golzern bei Grimma. Die kleineren dienten zum Betrieb von
                              									Pumpen, Werkzeugmaschinen, Spinnereimaschinen und
                              									Strumpfstühlen, Nähmaschinen, Schnellpressen für Buchdruck,
                              									Farbenreibmaschinen, Maschinen für Bleicherei u.a.m. Die von den
                              									einzelnen Fabrikanten adoptirte Construction der Kessel darf
                              									wohl als allgemein bekannt vorausgesetzt werden; von den in der
                              									Magdeburger Gegend gebauten Kesseln wird bemerkt, daß bei ihnen
                              									das durch den Dampfraum gehende Rauchrohr mit einem Schutzrohr
                              									umgeben sey; bei den drei Kesseln von Aron und Gollnow hatten
                              									zwei das Rauchrohr direct durch den Dampfraum geführt, während
                              									bei dem dritten, dem ältesten, das Rauchrohr unter der
                              									Wasserlinie seitwärts herausgeführt war. Der
                              									Brennmaterialverbrauch wird zum Theil als geringer als bei
                              									sonstigen Kesseln mit gleicher Leistungsfähigkeit angegeben;
                              									besondere Angaben liegen vor über einen dreipferdigen Kessel von
                              									M. Webers, welcher in 10stündiger
                              									Schicht etwa 350 Pfd. Steinkohlen im Preis von 26 Sgr.
                              									verbraucht, und über die drei Kessel von Aron und Gollnow. Diese
                              									zeigen, obgleich sie ungefähr gleiche Arbeit zu verrichten
                              									haben, eine ziemliche Abweichung in der Menge des verbrauchten
                              									Brennmateriales, nämlich monatlich der eine in 9stündiger
                              									Schicht 35 bis 40 Ctr., der zweite in 10stündiger Schicht 75
                              									Ctr., der letzte in 8stündiger Schicht 60 Ctr.; letzterer ist
                              									der älteste der drei Kessel. Diese Verschiedenheit dürfte wohl
                              									zum Theil in den abweichenden Zugverhältnissen ihre Erklärung
                              									finden; der letzterwähnte Kessel hat einen gerade aufsteigenden
                              									Zug nach einem eisernen Schornstein von 190 Millimeter Weite und
                              									6,28 Meter Höhe, während bei den übrigen eine horizontale
                              									Leitung nach einem stehenden gemauerten Schornstein stattfindet.
                              									Reparaturen sind an den meisten Kesseln noch nicht vorgekommen.
                              									Auf der Stettiner Eisenbahn werden die Kessel alle drei Monate
                              									auseinander genommen und sorgfältig von dem nur in unbedeutender
                              									Menge sich ansetzenden Kesselstein gereinigt. Ebenso wird
                              									schließlich angegeben, daß die Kessel sich bequem einem,
                              									natürlich in gewissen Grenzen variirenden, unregelmäßigen
                              									Dampfverbrauch anschließen. (Deutsche Industriezeitung, 1871,
                              									Nr. 6.)
                           
                        
                           Schweißen von Gußstahl.
                           Hierzu gibt ein Correspondent des Scientific American folgende Anweisung, bemerkt aber,
                              									es komme hierbei so außerordentlich viel auf die persönliche
                              									Geschicklichkeit an, daß in ungeschickten Händen jedes Recept
                              									unnütz sey.
                           
                              „Um Stahlstangen zu schweißen, müssen zuerst die
                                 										beiden zu verbindenden Enden beträchtlich dicker gestaucht
                                 										werden, als das Stück nach der Schweißung werden soll; dann
                                 										wird das eine ein wenig tiefer aufgeschrotet, als die Stange
                                 										stark ist, und die beiden Lappen etwas ausgeschmiedet und an
                                 										den Spitzen schmal gemacht. Das andere hier dazwischen zu
                                 										schweißende Ende wird in eine stumpft Keilform
                                 										ausgeschmiedet, ebenfalls schmal gemacht, und an einer Seite
                                 										eingehauen, um beim nachherigen Zusammenstecken am
                                 										Wiederherausgehen gehindert zu seyn. Hierauf werden die
                                 										beiden zu schweißenden Enden unter Bestreuung mit Borax
                                 										kirschrothglühend gemacht, und durch Gegeneinandertreiben
                                 										der Länge nach, sowie Ueberhämmern der beiden Lappen des
                                 										Einschnittes an einander befestigt. Nachdem dieß geschehen
                                 										ist, wird viel Borax aufgebracht, und in einem
                                 										Holzkohlenfeuer gerade nur über Kirschrothgluth hinaus erwärmt, aber nicht bis zur Weißgluth, wie beim Schweißen
                                 										von Eisen. Bei der richtigen Gußstahlschweißhitze kann man
                                 										den Borax über den Stahl laufen und gerinnen sehen, so daß
                                 										er aussieht wie geronnene Milch am Boden einer Schüssel. Bei
                                 										dieser Hitze erhält man, wenn man schnell verfährt, eine so
                                 										vollkommene Schweißung mit gewöhnlichem Gußstahl, wie sonst
                                 										bei Eisen, ohne den Stahl im Geringsten zu
                                 										verderben.“
                              
                           Der Berichterstatter hat nach dieser Methode Steinbohrer und
                              									Kaltmeißel zusammengeschweißt, und dieselben gerade durch die
                              									Schweißstelle hindurch völlig aufgebraucht, und in allen Fällen
                              									die Methode völlig zuverlässig gefunden. (Scientific American, November 1870, S. 340;
                              									polytechnisches Centralblatt, 1871 S. 459.)
                           
                        
                           Neues Verfahren zur Verarbeitung des
                              									phosphorhaltigen Roheisens.
                           Ein Circular des Professors an der Freiberger Bergakademie, Hrn.
                              									Bergrath Th. Scheerer, datirt aus
                              									Freiberg, im März 1871, lautet: „Gestatten Sie mir,
                                 										Ihnen ergebenst mitzutheilen, daß ich eine Methode fand,
                                 										mittelst deren aus dem phosphorhaltigsten Roheisen ein gutes Stabeisen dargestellt
                                 										werden kann. Die Beschaffung des Dephosphorirungsmittels
                                 										sowohl nach Quantität, als Qualität ist gesichert. Weder die
                                 										Kosten des Processes werden gegenüber dem seitherigen
                                 										Verfahren merklich erhöht, noch bedarf es besonderer
                                 										Vorrichtungen. Die praktische Anwendbarkeit und der hohe
                                 										Werth der Methode für alle Hüttenwerke, welche Eisen mit
                                 										hohem Phosphorgehalte produciren und verarbeiten, ist außer
                                 										Zweifel gesetzt. In den Staaten, wo die Anwendung meines
                                 										Verfahrens in Aussicht zu nehmen seyn dürfte, habe ich Patente theils schon erhalten,
                                 										theils noch nachgesucht. Auch die kgl. preußische Regierung
                                 										hat nicht beanstandet, meine Methode durch Patent zu
                                 										schützen in Rücksicht auf den entschieden neuen
                                 										Gesichtspunkt meines Verfahrens, gegenüber den seither
                                 										bekannt gewordenen und nirgends über das Stadium des
                                 										Versuches hinausgekommenen Methoden und in Rücksicht auf den
                                 										gelieferten Beweis der rentablen Ausführung im Großen. Es
                                 										ist mein Wunsch, das Verfahren, welches unzweifelhaft vom
                                 										größten Einflusse auf die gesammte Eisenindustrie werden
                                 										wird, möglichst bald als Gemeingut der Eisenhüttentechnik zu
                                 										sehen, und ich bin daher erbötig – gegen Feststellung
                                 										eines der Wichtigkeit der Methode entsprechenden, aber
                                 										mäßigst bemessenen Gewinnes – das Verfahren
                                 										mitzutheilen und die Anwendung desselben zu gestatten.
                                 										Gegenwärtig wird die Methode auf der Hermannshütte des Hörder Bergwerks- und
                                 										Hütten-Vereines ausgeführt und hat die dortige
                                 										Direction es gern gestattet, während einer gewissen Zeit,
                                 										den von mir vorgeschlagenen
                                 										Interessenten daselbst Einblick in die Manipulationen des
                                 										Verfahrens nehmen zu lassen. Da ich ein großes Interesse für
                                 										dieses Verfahren bei Ihnen voraussetzen darf, so erlaube ich
                                 										mir, Sie ganz ergebenst einzuladen, innerhalb der Zeit vom
                                 										15. März bis 10. April von den Erfolgen und der
                                 										Brauchbarkeit der Methode auf genanntem Hüttenwerke sich zu
                                 										überzeugen, und falls Sie darnach gewillt sind, in
                                 										Verhandlung über diese Angelegenheit zu treten, mir
                                 										gefälligst Mittheilung machen zu wollen.“
                              									(Berggeist, 1871, Nr. 33.)
                           
                        
                           Eisenproduction und Consumtion pro Kopf.
                           
                              
                                 
                                 Production.
                                 Consumtion.
                                 
                              
                                 Großbritannien
                                    300 Pfd.
                                     100 Pfd.
                                 
                              
                                 Belgien
                                    100   „
                                       65  
                                    											„
                                 
                              
                                 Schweden und Norwegen
                                    100   „
                                       12  
                                    											„
                                 
                              
                                 Frankreich
                                      60  
                                    											„
                                       53  
                                    											„
                                 
                              
                                 Zollverein (mit Preußen)
                                      36  
                                    											„
                                       38  
                                    											„
                                 
                              
                                 Oesterreich
                                      18  
                                    											„
                                       19  
                                    											„
                                 
                              
                                 Spanien
                                       
                                    											6   „
                                       10  
                                    											„
                                 
                              
                                 Rußland
                                       
                                    											5   „
                                         8  
                                    											„
                                 
                              
                                 Italien
                                       
                                    											4   „
                                         8  
                                    											„
                                 
                              
                           (Glück auf, 1869, Nr. 14.)
                           
                        
                           
                           Reduction von salpetersaurem Silberoxyd
                              									mittelst Holzkohle; von C. F. Chandler.
                           Bringt man krystallisirtes oder geschmolzenes salpetersaures
                              									Silberoxyd auf glühende Holzkohle, so findet eine Verbrennung
                              									statt und das Silber bleibt in metallischem Zustande zurück,
                              									während Stickstoffoxyd und Kohlensäure sich entwickeln. Das
                              									salpetersaure Silber wird durch die bei der Reaction entwickelte
                              									Hitze geschmolzen und zieht sich in die Poren der Kohle, und da
                              									jedes Theilchen verbrannter Holzkohle durch metallisches Silber
                              									ersetzt wird, so bleibt die ursprüngliche Holzstructur erhalten.
                              									Bei geeignetem Verfahren kann man Silberstücke von jeder
                              									beliebigen Größe darstellen, welche genau die Structur des
                              									Holzes zeigen. Man legt einen Krystall von salpetersaurem Silber
                              									auf das Hirnende eines Stückes Holzkohle und richtet die
                              									Löthrohrflamme auf die Kohle nahe neben dem Krystall, um die
                              									Reaction einzuleiten; sobald die Verbrennung im Gange ist, kann
                              									man Krystall auf Krystall hinzufügen. Das Silbersalz geräth in
                              									Fluß und zieht sich durch das bereits reducirte poröse Metall
                              									hindurch, bis es die glühende Kohle erreicht, wo es reducirt
                              									wird. Ich habe in dieser Weise Silberstücke dargestellt, welche
                              									eine Unze und darüber wiegen, und die Jahresringe des Holzes in
                              									der schönsten Weise zeigen. (American
                                 										Chemist. März 1871, S. 346.)
                           
                        
                           Kalliwoda'sche
                              									phosphorfreie Zündhölzchen.
                           Dr. E. Wiederhold bemerkt in seinem Bericht über die Casseler
                              									Industrie-Ausstellung (im bayerischen Industrie-
                              									und Gewerbeblatt, 1871 S. 84) über die phosphorfreien
                              									Zündhölzchen welche Kalliwoda und Comp. in Ortenberg (Gr. Baden)
                              									ausgestellt hatten, Folgendes: „Während bereits seit
                                 										Jahren die Möglichkeit festgestellt war, ohne Anwendung von
                                 										Phosphor, weder in der Zündmasse, noch auf der Reibfläche,
                                 										Zündhölzchen herzustellen, welche allen gerechten
                                 										Anforderungen entsprechen, begegnet man hier den ersten, im
                                 										wirklichen Großbetrieb dargestellten Fabricaten dieser Art.
                                 										Die wesentlichsten Bestandtheile der Kalliwoda'schen Zündmasse sind chlorsaures Kali und
                                    											unterschwefligsaures Bleioxyd. Unter allen für die
                                 										Praxis nach den gegenwärtigen Preisverhältnissen in Frage
                                 										kommenden Körpern gibt die Mischung dieser beiden Salze die
                                 										besten Resultate. Herrn G. Kalliwoda gebührt überdieß das Verdienst, einige
                                 										für die fabrikmäßige Darstellung der phosphorfreien
                                 										Zündhölzer wichtige Aufgaben, wie unter Anderem die Leimung
                                 										etc. auf das Zufriedenstellendste gelöst zu haben. Die
                                 										Zündhölzer entzünden sich auf jeder rauhen Fläche leicht und
                                 										sicher, und genügen allen billigen Anforderungen; sie sind
                                 										die besten, welche Referent bisher zu prüfen Gelegenheit
                                 										hatte. Besonders hervorzuheben ist der Umstand, daß die
                                 										Preise der Kalliwoda'schen
                                 										Zündhölzer nicht höher sind als die der Phosphorzündhölzer,
                                 										im Gegentheil, die Kalliwoda'schen Notirungen sind noch etwas billiger,
                                 										als die Preise auf dem mir vorliegenden Preiscourant einer
                                 										der bedeutendsten Zündholzfabriken. So notirt Kalliwoda 1 mille 400er. in Spanschachteln
                                 										mit 19 fl., eine Casseler Fabrik ihre nach Zahl und Packung
                                 										gleichen Phosphorzündhölzchen mit 11 1/2 Thlr. (= 20 fl. 7
                                 										kr.). Die Frage der phosphorfreien Zündhölzer ist hiermit
                                 										ohne Zweifel in ein neues Stadium getreten – weit
                                 										entfernt jedoch noch von dem Zeitpunkte, wo an eine
                                 										entschiedene Verdrängung der Phosphorzündhölzer gedacht
                                 										werden kann. Es hat dieses hauptsächlich darin seinen Grund,
                                 										daß die überwiegende Majorität mit dem alten Fabricat
                                 										zufrieden ist, und die Anzahl derer, welche die Nachtheile
                                 										der Phosphorzündhölzchen zu würdigen wissen, bis jetzt noch
                                 										eine sehr kleine ist. Hoffen wir indessen, daß die
                                 										Verbreitung von nun an, wenn auch eine langsame, doch
                                 										sichere und stetige seyn wird.“
                              								
                           
                        
                           Ueber die Nachweisung von
                              									Schwefelcyanammonium in käuflichen Ammoniaksalzen; von Warington.
                           Käufliche Ammoniaksalze enthalten häufig Schwefelcyanammonium
                              									(Rhodanammonium) und da dasselbe dem Pflanzenwuchse sehr
                              									nachtheilig ist, so ist seine Nachweisung oft von
                              									großer Wichtigkeit. Das Verhalten gegen Eisenoxydsalze als
                              									Mittel zur Bestimmung, bot sich gewissermaßen von selbst dar;
                              									aber die Tiefe der hervorgerufenen Färbung ist von der Menge des
                              									vorhandenen Eisens und der vorhandenen freien Säure, sowie von
                              									der Natur und Menge sämmtlicher in
                              									der Lösung vorhandenen Salze in solchem Grade abhängig, daß eine
                              									auf diese Reaction gegründete Nachweisungsmethode nicht
                              									anwendbar erschien. Viele der käuflichen Ammoniaksalze zeigten
                              									sich jedoch in ihrer Zusammensetzung so nahezu constant, daß die
                              									Benutzung jener Reaction doch möglich wurde. Das von mir
                              									adoptirte Verfahren ist nachstehendes. Eine bekannte
                              									Gewichtsmenge des zu untersuchenden Ammoniaksalzes wird in einem
                              									Becherglase in Wasser gelöst, und in einem zweiten Becherglase
                              									eine Quantität reinen Ammoniaksalzes, welche dem vorausgesetzten
                              									Gehalte der zu untersuchenden Probe an reinem Salze entspricht.
                              									Dann werden jedem der beiden Bechergläser gleiche Volumina von
                              									Eisenchlorid und Chlorwasserstoffsäure zugesetzt. Da nun in den
                              									zwei Bechergläsern die Bedingungen annähernd dieselben sind (mit
                              									Ausnahme der Gegenwart von Schwefelcyanammonium im ersten), so
                              									wird der Inhalt des zweiten Becherglases mit einer Normallösung
                              									von Schwefelcyanammonium so lange versetzt, bis die Färbung des
                              									Inhaltes beider Gefäße die gleiche ist. Diese Methode findet
                              									natürlich nur eine beschränkte Anwendung, aber in den Fällen wo
                              									sie anwendbar ist, besitzt sie den Vortheil rascher
                              									Ausführbarkeit. – Der höchste Gehalt an Cyan, welchen Warington in den „patent ammonias“
                              									fand, betrug 4 Procent. (Chemical News,
                                 										vol. XXIII p. 140; März
                              									1871.)
                           
                        
                           Umfangreiche Fabrication von Benzoesäure
                              									aus Rindvieh- und Pferdeharn.
                           Die technisch-commercielle Zeitung erwähnt: Acidum benzoïcum ex urina
                              									(Benzoesäure aus Harn) aus der chemischen Fabrik von Carl Joseph
                              										Kaufmann in Königsberg i. Pr. Die
                              									in Ostpreußen gebräuchliche Art der Fütterung des Rindviehes und
                              									der Pferde hat sich für die Gewinnung der Benzoesäure so günstig
                              									erwiesen, daß Hr. Kaufmann nicht nur
                              									den deutschen Markt, sondern auch die Märkte von England und
                              									Frankreich seinem Fabricate durch solide Preise und Schönheit
                              									der Waare erschlossen hat. Die Fabrik liefert jährlich ca. 70 Ctr. reine Benzoesäure. Zur
                              									Gewinnung dieses an und für sich geringen Quantums bedarf es ca. 35000 Ctr. Jauche von Pferden
                              									und Rindern, zur Verdampfung der Masse mehrerer Schiffsladungen
                              									Heizmaterial und ca. 1000 Ctr. einer
                              									kräftigen Säure. Die Benzoesäure wird hauptsächlich in
                              									Anilinfabriken zur Anfertigung einer rothen Farbe (für
                              									Wollstoffe, Tuche u.s.w.) verwendet. (Pharmaceutische
                              									Centralhalle, 1870, Nr. 31.)
                           
                        
                           Lösungsmittel für Indigoblau; von V. Wartha.
                           A. A. de Aguiar und Alex. Bayer beschreiben eine Methode, um
                              									Indigo aus einer Lösung in Anilin
                              									rein darzustellen (in diesem Bande
                              									des polytechn. Journals S. 72, erstes Aprilheft 1871), und
                              									bemerken daß sie bis jetzt mit anderen Flüssigkeiten zu keinem
                              									Resultate gekommen sind. – Ich kann nun mittheilen, daß
                              									ich einige Stoffe gefunden habe, mittelst welcher man Indigoblau
                              									leicht in Krystallen darstellen kann. Zunächst löst venetianischer Terpenthin, bis zum
                              									beginnenden Sieden erhitzt, das Indigotin mit derselben blauen
                              									Farbe, wie Schwefelsäure oder Anilin. Nach dem Erkalten scheiden
                              									sich prachtvolle, kupferroth glänzende, ganz dem
                              									krystallinischen Anilinblau ähnliche Krystalle aus, welche mit
                              									dem Mikroskop im polarisirten Licht betrachtet, dunkelblau, mit
                              									himmelblauem Rande erscheinen. Von diesem Lösungsmittel lassen
                              									sich die Krystalle nach dem Erkalten mit Aether oder Alkohol
                              									leicht trennen. – Ebenso gut kann siedendes Paraffin als Lösungsmittel dienen,
                              									welches den Indigo nicht mit blauer, sondern mit der prächtig
                              									rothen Farbe seines Dampfes reichlich löst (ähnlich wie Jod in
                              									Schwefelkohlenstoff die Dampffarbe zeigt). Eine etwas verdünnte
                              									Paraffinlösung des Indigotins läßt sich von einer alkoholischen
                              									Fuchsinlösung nicht unterscheiden. Nach dem Erkalten kann man
                              									die ausgeschiedenen Nadeln mit Benzol etc. reinigen.
                           Auch Petroleum löst Indigo mit
                              									carminrother Farbe; die Paraffinlösung läßt nur absolut
                              									homogen rothes Licht durch, und zeigt dasselbe Spectrum, wie der
                              									Dampf des Indigoblau's. Ebenso gut verwendbar ist Wallrath und Stearinsäure; ersterer löst das Indigotin
                              									carminviolett, letzterer mit blauer Farbe auf. Sind diese Stoffe
                              									nun rein, und entwickeln beim zu starken
                                 										Erhitzen Acrolein, so entfärben sie eine gewisse Menge
                              									Indigotin. – Aus venetianischem Terpenthin krystallisirt
                              									das Indigoblau in prächtigen, lazurblauen Tafeln, und zwar von
                              									sanduhrförmiger Gestalt, während es sich aus Paraffin in langen,
                              									ungleich dicken Prismen, manchmal, besonders beim schnellen
                              									Erkalten, in rosettenförmig gruppirten Büscheln ausscheidet,
                              									welche unter dem Mikroskop vollständig die Form des sublimirten
                              									Indigo's zeigen. Daß siedendes Chloroform ein ziemlich reichliches Lösungsmittel für
                              									Indigo ist, hat schon Stokvis vor
                              									längerer Zeit gefunden. Ofen, 2. April 1871. (Berichte der
                              									deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 6.)
                           
                        
                           Darstellung von Anilinfarben; nach R. Pinkney.
                           Die dem Genannten am 30. Juni 1870 in England patentirte
                              									Erfindung bezieht sich auf die Production von Grün, Purpur und
                              									ganz besonders Schwarz aus Anilin und besteht im Behandeln von
                              									Anilinsalzen mit einem Nickelsalz,
                              									anstatt mit einem Salz oder einer Verbindung von Kupfer, in
                              									Verbindung mit irgend einem Oxydationsmittel. Die nach dieser
                              									verbesserten Methode gewonnene Farbe kann für die
                              									mannichfaltigsten Zwecke, wie Färben, Drucken, Schreiben oder
                              									Markiren von Wolle, Leinen, Seide, Leder, Stroh, Holz, Federn
                              									u.s.w., benutzt werden. (Berichte der deutschen chemischen
                              									Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 3.)
                           
                        
                           African Red,
                              									ein neuer Farbstoff.
                           Unter dem Namen African Red taucht in
                              									England ein neuer Farbstoff (angeblich ein Product aus
                              									Naphtalin) auf, welcher an Stelle des Krapps benutzt werden kann
                              									und billige Farben gibt. Man soll nicht nöthig haben, den Stoff
                              									vorher mit Zinn zu präpariren, und die Farben sollen sich ganz
                              									so fixiren lassen, wie gewöhnliche Dampffarben.
                           Außer für den Druck kann das African
                                 										Red auch zum Färben von Baumwolle, Wolle und Seide
                              									benutzt werden. Dieser Farbstoff wird bis jetzt allein von der
                              									Firma W. G. Thompson und Comp. in Manchester verkauft, und es
                              									soll das englische Pfund (454 Gramme) 1 Shilling (10 Sgr.)
                              									kosten. (Reimann's Färberzeitung,
                              									1871, Nr. 11.)
                           
                        
                           Englisches Chloroform.
                           Unter diesem Namen kommt ein Chloroform von 1,485 specif. Gewicht
                              									nach Deutschland, welches wegen seiner Unzersetzbarkeit im Licht
                              									als Anaestheticum dem deutschen, nach der preußischen
                              									Pharmacopoe bereiteten Chloroform (von 1,5 specif. Gewicht)
                              									vorgezogen wird. Die naheliegende Vermuthung, daß das englische
                              									Chloroform aus Chloral bereitet sey, hat sich bestätigt; nach
                              										Hager's Untersuchung besteht es
                              									aus Chloral-Chloroform, welchem 0,75 bis 0,8 Proc.
                              									Alkohol zugesetzt worden sind. Ein aus Chloral dargestelltes
                              									Chloroform hatte die chemische Fabrik von E. Schering in Berlin bereits im vorigen
                              									Jahr in ihre Preisliste aufgenommen und hält dieselbe nunmehr
                              									auch ein dem englischen völlig gleichkommendes Präparat von
                              									1,485 specifischem Gewicht vorräthig. Zur Unterscheidung der
                              									beiden aus Chlorkalk und Weingeist einerseits und aus Chloral
                              									andererseits dargestellten Chloroforme gibt Dr. Hager
                              									an, daß das erstere sich in der Kälte auf Zusatz von
                              									concentrirter Schwefelsäure stets etwas färbt, was beim
                              									Chloralchloroform nicht der Fall ist. Dieser Prüfungsmethode
                              									fügt Schering noch eine zweite, ihm
                              									von Dr. Hager mündlich mitgetheilte hinzu: läßt man das zu
                              									prüfende Chloroform auf einem Uhrglas an freier Luft bei
                              									gewöhnlicher Temperatur verdampfen, so tritt, wenn das
                              									Chloroform bis auf wenige Tropfen verdunstet ist,
                              									bei dem gewöhnlichen Chloroform deutlich ein fremder,
                              									unangenehmer Geruch auf, wogegen Chloralchloroform seinen
                              									angenehmen Geruch auch bis zum letzten verdampfenden Tropfen
                              									behält. Letzteres ist auch der Fall, wenn man ein mit Weingeist
                              									auf 1,485 gebrachtes Chloralchloroform verdunsten läßt,
                              									vorausgesetzt daß der zur Vermischung angewendete Weingeist
                              									absolut fuselfrei war. Daß das gewöhnliche Chloroform einen
                              									Geruch hinterläßt, beweist am besten, daß es nie ganz frei von
                              									fremden Chlorproducten ist, die vielleicht auch Ursache zur
                              									leichten Zersetzbarkeit desselben sind. (Deutsche
                              									Industriezeitung, 1871, Nr. 17.)
                           
                        
                           Werthbestimmung der Chinarinden.
                           In die neue österreichische Pharmacopoe ist folgende
                              									Prüfungsmethode der Chinarinden aufgenommen, welche vom Prof.
                              									Fr. Schneider herrührt.
                           40 Grm. der gepulverten Rinde werden mit 10 Grm. Aetzkalk,
                              									welchen man mit Wasser zu einem dünnen Breie angemacht hat,
                              									innig gemengt, und das Gemenge getrocknet. Durch diese Operation
                              									werden die Chinasäure und das Chinaroth an den Kalk gebunden und
                              									die Basen frei gemacht. Die getrocknete Masse wird dann
                              									zerrieben und mit 90procentigem Weingeist wiederholt kochend
                              									ausgezogen. Es reichen hierzu in allen Fällen ca. 600 Kubikcentimet. Weingeist
                              									vollständig aus. Aus den vereinigten Filtraten wird der mit
                              									aufgelöste Kalk durch Schwefelsäure gefällt, filtrirt, das
                              									Filtrat durch Destillation vom Weingeist befreit, die
                              									rückständige Flüssigkeit in eine Schale gegossen, bis zur
                              									Verjagung der letzten Spur Weingeist erwärmt, die beim Erkalten
                              									ausgeschiedene harzige Masse abfiltrirt und das Filtrat mit
                              									Natronlauge gefällt. Die Basen scheiden sich dadurch meist in
                              									ziemlich hohem Grade der Reinheit als weiße, käseartige oder als
                              									krystallinisch-flockige Massen aus. Der Niederschlag wird
                              									auf einem gewogenen Filter gesammelt, mit möglichst wenig kaltem
                              									Wasser gewaschen und nach dem Trocknen gewogen.
                           Zur weiteren Trennung der Basen wird der gewogene und zerriebene
                              									Niederschlag in einem Kolben mit etwa 5 Kubikcentimetern Aether
                              									24 Stunden lang digerirt, filtrirt, das Ungelöste mit Aether
                              									nachgewaschen und in Weingeist aufgenommen. Jede der beiden
                              									Lösungen wird für sich verdunstet: die dabei sich ergebenden
                              									Rückstände sind bald amorph, bald mehr oder weniger
                              									krystallinisch. Man löst jeden in verdünnter Schwefelsäure und
                              									fällt aus der filtrirten Lösung die Basen durch eine auf den
                              									Titer der Schwefelsäure gestellte Natronlauge.
                           Diese Methode empfiehlt sich: 1) durch die außerordentlich
                              									rasche, leichte und bequeme Ausführbarkeit; 2) durch die
                              									vollkommene Erschöpfung der Rinde und die geringen Verluste; 3)
                              									durch die ziemliche, oft nahezu vollkommene Reinheit, in welcher
                              									die Basen ausgeschieden werden. (Vierteljahresschrift für
                              									praktische Pharmacie.)
                           
                        
                           Unterscheidung des ächten Rothweines vom
                              									gefälschten.
                           Cottini und Fantogini haben sich in Prof. Gueri's Laboratorium mit der Unterscheidung des ächten
                              									vom gefälschten Rothwein und speciell des natürlichen
                              									Farbstoffes von denjenigen Stoffen, die zur künstlichen Färbung
                              									zugesetzt werden könnten, beschäftigt. Sie empfehlen, 50
                              									Kubikcentimeter des zu prüfenden Rothweines mit 6
                              									Kubikcentimetern Salpetersäure von 42° Baumé (=
                              									1,40 spec. Gewicht) zu mischen und die Mischung auf 90 bis
                              									95° C. zu erhitzen. Der natürliche Wein zeigte unter
                              									diesen Umständen selbst nach einer Stunde keine Veränderung,
                              									während die künstlich gefärbten Weine innerhalb 5 Minuten ihre
                              									Farbe verloren. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft
                              									zu Berlin, 1870, Nr. 17.)
                           
                        
                           Neues californisches
                              									Gährungsverfahren.
                           Bekanntlich vergehen bei dem gewöhnlich hergebrachten
                              									Gährungsprocesse viele Monate bis zur Vollendung der Gährung,
                              									und es muß hierauf der Wein noch immer ein bis
                              									mehrere Jahre lagern, bis er die sogenannte Weinreife erlangt.
                              									Natürlich bleibt er in diesem Zeitraum allen Fährlichkeiten, und
                              									namentlich der Gefahr zu verderben ausgesetzt. Bei der jetzigen
                              									Gährmethode findet die Berührung mit der Luft nur an der
                              									Oberfläche der Flüssigkeit in dem Gefäße statt. Nach einem neuen
                              									patentirten Verfahren wird in bestimmten regelmäßigen
                              									Zwischenräumen Luft in die Flüssigkeit durch einige am Boden
                              									angebrachte durchlöcherte Röhren hineingetrieben; hierdurch soll
                              									der ganze Gährungsproceß in fünf Tagen vollendet werden können,
                              									so daß schon zwei bis vier Wochen nach beendigter Gährung der
                              									Wein klar und reif wird und von da ab keine weiteren
                              									Gahrprocesse mehr durchmacht. (Industrieblätter, 1870 S.
                              									198)
                           
                        
                           Norddeutsche Eiswerke in Berlin.
                           Dieselben sind in solchem Maaßstab angelegt, daß sie schon jetzt
                              									den gesammten wirklichen Bedarf an Eis in Berlin mehr als zur
                              									Hälfte decken, und spricht für die Gemeinnützigkeit des
                              									Unternehmens vornehmlich, daß dasselbe es nicht nur dem
                              									Großbedarf in Krankenhäusern, Brauereien etc., sondern auch dem
                              									Kleinbedarf in den Haushaltungen äußerst bequem macht, sich die
                              									kühlende Rohsubstanz je nach dem augenblicklichen Bedarf auf
                              									rein geschäftlichem Wege zu verschaffen. Der Betrieb der Werke
                              									geschieht auf folgende Weise: Die abzueisende Fläche bildet der
                              									sogenannte Rummelsburger See, zu welchem sich die Oberspree,
                              									Treptow gegenüber, ausbuchtet. Sobald das Eis die erforderliche
                              									Stärke erhalten hat, wird es auf der jedesmal in Angriff
                              									genommenen Theilfläche vermittelst eines Eispfluges in
                              									regelrechte, 2–3 Fuß breite Quadern getheilt; der mit
                              									seinen langen Zähnen in Linien von etwa 2 Zoll Tiefe
                              									einschneidende Pflug wird von einem Pferde gezogen. Die Quadern
                              									werden dann mit einer etwa 6 Fuß langen Säge den Linien nach
                              									abgetheilt. Auf Zungen-Canälen werden die Quadern, welche
                              									Schollen in einer Länge von 8 bis 10 Fuß bilden, zusammenhängend
                              									– schon um die Arbeit des Transportes bis zu den
                              									Uferplätzen vor den Eishäusern müheloser zu machen –
                              									dorthin geschwemmt. Hier werden sie bei ihrer Ankunft mittelst
                              									Pieken sogleich in kleinere, regelrechte Schollen oder Quadern
                              									getheilt, welche, bei einer Eisstärke von circa 2 Fuß durchschnittlich eine Schwere von 2 1/2
                              									Ctr. haben. Mittelst Paternosterwerke, die von einer
                              									Dampfmaschine getrieben werden, werden die Stücke mit großer
                              									Schnelligkeit auf die schrägen, in die rohrbedachten,
                              									breterwandigen Schuppen (Eishäuser) aufsteigenden Holzebenen
                              									gezogen und so in diese selbst geführt. Die Dampfmaschine treibt
                              									6 Paternosterwerke, welche in jeder Minute 20 Ctr., zusammen
                              									also 160 Ctr. zu fördern vermögen. In der Stunde können somit
                              									160 × 60 = 9600 Ctr. und per
                              									Tag, da die Werke täglich 10 Stunden im Betriebe sind, 96,000
                              									Ctr. gefördert werden. Die Häuser stellen sich mit ihren hohen
                              									Rohrdächern als 9 zusammenhängende Doppelhäuser dar, die mit
                              									ihren Vorgiebeln nach dem See, mit ihren Hintergiebeln nach der
                              									vorbeiführenden Straße weisen. Oben in den Schuppen anlangend,
                              									fallen die Schollen ohne Aufenthalt in dieselben, um auf der
                              									gering abgeschrägten Rückfallsebene an den Ort ihrer
                              									Aufspeicherung zu gelangen. Durch Arbeitskräfte werden sie hier
                              									an einander gereiht, so daß die Aufspeicherung in horizontalen,
                              									über einander liegenden Schichten sich vollzieht, die an ihrer
                              									Oberfläche als einen krystallenen Parquet-Fußboden sich
                              									darstellen. 30 Fuß hoch wird das Eis so übereinander
                              									geschichtet, und schließlich mit Hobelspänen bedeckt. 300
                              									Menschen sind zu der so geschilderten Production als
                              									Bedienungsmannschaft nöthig. Etwa 4 Wochen lang gewährt ihnen
                              									dieselbe einen Tagelohn von 20 bis 25 Sgr. zu einer Jahreszeit,
                              									während welcher für sie die Arbeit zu ruhen oder knapp zu seyn
                              									pflegt. Die Productionskosten der Einbringung – abgesehen
                              									von dem Transport nach Berlin – bleiben hinter der
                              									früheren und nebenher noch gegenwärtig betriebenen
                              									naturalistischen Weise der unmittelbaren Abfuhr um etwa zwei
                              									Drittel zurück. Wir bemerken noch, daß das so geschilderte rein
                              									amerikanische System der Production von Roheis hier zuerst und
                              									bisher allein in Deutschland zur Anwendung gebracht wurde.
                              									(Arbeitgeber, 1871, Nr. 718.)
                           
                        
                           
                           Preisausschreibung für die drei besten
                              									Arbeiten über die zweckmäßigste und gerechteste Art der
                              									Preiszuerkennung bei der Wiener Welt-Ausstellung im Jahr
                              									1873.
                           Bei allen Weltausstellungen haben die Aussteller über die
                              									Methoden der Preisertheilungen laute, und wie selbst viele
                              									Preisrichter offen eingestanden, gar oft auch gerechte Klage
                              									geführt. Um diesen Wünschen gerecht zu werden, wäre es sehr
                              									wünschenswerth, wenn bei der nächsten Wiener Weltausstellung die
                              									bei früheren Weltausstellungen bestandenen Uebelstände bezüglich
                              									der Preisertheilungen völlig beseitigt werden könnten. Die
                              									Beantwortung der Frage, wie das möglich zu machen wäre, ist eine
                              									Aufgabe, deren Lösung vor Allem ein eingehendes Studium der
                              									Frage der Preisertheilungen nach zwei Richtungen erfordert,
                              									indem
                           
                              1) die bisherigen Uebelstände bei den
                                 										Preisertheilungen sorgsam erforscht, und
                              2) die Mittel zur Abhülfe entweder im Wege
                                 										einer Verbesserung der bis nun angewendeten Methoden, oder
                                 										durch Auffindung einer ganz neuen Methode angegeben
                                 										würden.
                              
                           Die zu lösende Aufgabe ist eine so schöne, so nützliche und so
                              									bedeutende, – denn es handelt sich hierbei um nichts
                              									weniger als den Weg zu finden, Gerechtigkeit zu üben gegen die
                              									Aussteller aller fünf Welttheile, – daß sie wohl kein
                              									Mann der Wissenschaft oder der Praxis im In- und Auslande
                              									nicht eines besonderen Nachdenkens für würdig erachten
                              									sollte.
                           Von dieser Erwägung ausgehend, hat der
                              									nieder-österreichische Gewerbeverein auf Antrag eines
                              									seiner Mitglieder, des Hrn. Franz Ritter v. Wertheim, beschlossen, die
                              									nachfolgende Preisfrage auszuschreiben:
                           
                              „In welcher Weise können die Uebelstände der
                                 										Preisertheilungen, wie sie bei früheren Ausstellungen zu
                                 										Tage getreten sind, bei der Wiener Weltausstellung im Jahre
                                 										1873 möglichst vollständig, zweckmäßig und in einfachster
                                 										Weise vermieden werden, entweder durch Verbesserung einer
                                 										der früher angewendeten Methoden, oder durch Anwendung einer
                                 										neuen Methode?“
                              
                           Für die beste Beantwortung dieser Frage werden von Seite des
                              									nieder-österreichischen Gewerbevereines die von dem
                              									Antragsteller Hrn. Franz Ritter v. Wertheim gewidmeten drei Preise für Inländer und
                              									Ausländer: Eine große goldene und zwei große silberne Medaillen
                              									ertheilt.
                           Die Preise können nur jenen Preisbewerbern ertheilt werden,
                              									welche folgende Bedingungen erfüllen:
                           1) Darf die Beantwortung der Preisfrage nicht bloß in einem
                              									unmotivirten Vorschlage bestehen, sondern es muß die
                              									Beantwortung in Form einer, wenn auch noch so kurz gehaltenen
                              									Abhandlung erfolgen, in welcher der Preisbewerber die Methoden
                              									der früheren Ausstellungen mit Rücksicht auf ihre Vorzüge und
                              									Mängel kritisch beleuchtet, um dann seinen eigenen, eingehend
                              									motivirten Vorschlag daran zu knüpfen.
                           2) Zur Preisbewerbung können nur jene Arbeiten zugelassen werden,
                              									welche längstens Ende October 1871 eingelangt sind.
                           Die Zusendung erfolgt versiegelt mit einem Motto.
                           3) Das Manuscript bleibt literarisches Eigenthum der
                              									Preisbewerber, nur bedingt sich der
                              									nieder-österreichische Gewerbeverein den Abdruck der
                              									Abhandlung in seiner eigenen Zeitschrift ohne besonderes
                              									Honorar.
                           4) Die Rücksendung der eingesendeten Manuscripte findet nicht
                              									statt, doch steht es den Preisbewerbern frei, diese durch einen
                              									Bevollmächtigten während dreier Monate nach der Preisertheilung
                              									im Bureau des nieder-österreichischen Gewerbevereines
                              									abholen zu lassen.
                           Die Preiszuerkennung erfolgt längstens in der
                              									December-General-Versammlung 1871.
                           Die Preis-Jury wird seiner Zeit vom
                              									nieder-österreichischen Gewerbeverein
                              									zusammengesetzt.