| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. , S. 335 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Beitrag zur Goldprobe; von J. M. Merrick in Boston.
                           Eine elegante Methode zur Reduction des Bleiköniges zu einer für
                              									die Kupellation geeigneten Größe ist, wie ich bei zahlreichen
                              									Goldproben fand, die Verschlackung mit
                                 										Salpeter.
                           Dieses Verfahren erfordert einige Uebung, es dürfte aber ein sehr
                              									werthvolles Hülfsmittel für die jetzt üblichen Methoden seyn.
                              									Ich verfahre gewöhnlich in folgender Weise: Man bringt den zum
                              									Kupelliren zu großen – vielleicht 100 bis 180 Gramme schweren – Bleikönig in einen hessischen Tiegel und
                              									erhitzt diesen zum Rothglühen, bis das Blei gut in Fluß gerathen
                              									ist. Dann fügt man eine etwa der halben Gewichtsmenge des Bleies
                              									entsprechende Quantität Kalisalpeter hinzu und steigert die
                              									Hitze bis der Tiegel, welcher ziemlich geräumig seyn muß, bis
                              									zum Rande weißglühend ist. Nun rührt
                              									man den Inhalt mit einem spitzen Eisenstabe um, und nimmt den
                              									Tiegel aus dem Feuer, bevor er vom Bleioxyde durchgefressen
                              									wurde, läßt ihn erkalten und zerschlägt ihn; nöthigenfalls
                              									wiederholt man die Verschlackung noch zwei- oder dreimal.
                              									Die einzigen Vorsichtsmaßregeln, welche besonders beachtet
                              									werden müssen, bestehen darin, den Tiegel in voller Weißgluth zu
                              									erhalten und ihn aus dem Ofen zu nehmen, bevor er Schaden zu
                              									leiden droht.
                           Dieses Verfahren läßt sich natürlich noch einen Schritt weiter
                              									treiben, so daß man als Resultat der letzten Verschlackung den
                              									Goldkönig erhält, und ich kenne einen Probirer, welcher den
                              									Werth von Golderzen häufig auf diesem Wege bestimmt und das
                              									Kupelliren gänzlich unterläßt. (American
                                 										Chemist, vol. I p. 359;
                              									März 1871.)
                           
                        
                           Verfahren zur Extraction von Metallen, die
                              									mit Schwefel, Arsenik oder Antimon verbunden vorkommen.
                           Der Proceß welchen sich O. Chalandre
                              									sen. in Paris zu diesem Zweck für
                              									England (am 9. August 1870) patentiren ließ, gründet sich auf
                              									den Umstand, daß Eisenchlorid in Gegenwart von Luft und Wasser
                              									die Schwefel-, Arsen- und Antimonverbindungen von
                              									Metallen, wie Eisen- und Kupferpyrit, Kobalt- und
                              									Nickelschwefelarsen, Schwefelantimon, Blei- und
                              									Silberschwefelantimon u.s.w. sehr gut zersetzt. Das Eisenchlorid
                              									wird zu Eisenchlorür reducirt und die Metalle werden in Chloride
                              									verwandelt. Das Eisenchlorür wird durch den Einfluß des
                              									atmosphärischen Sauerstoffes wieder zu Chlorid, und so fort.
                              									Sind unter den zu verarbeitenden Erzen nur wenig Schwefelerze,
                              									so ist es vortheilhaft von Zeit zu Zeit etwas freie Säure, etwa
                              									Salpetersäure, zuzusetzen um die Wiederherstellung des
                              									Eisenchlorides zu bewerkstelligen. Sind aber Eisen- oder
                              									Kupferpyrite vorhanden, so ist es bloß nöthig Kochsalz
                              									zuzufügen, da durch das Eisenchlorid und die atmosphärische Luft
                              									der Schwefel der Erze zu Schwefelsäure oxydirt wird, was dann
                              									die Bildung von schwefelsaurem Eisenoxyd (beziehentlich
                              									schwefelsaurem Kupferoxyd) zur Folge hat. Dieses letztere wird
                              									unter dem vereinigten Einflusse von Kochsalz und Wasser in
                              									Eisenchlorid übergeführt, welches sodann den Proceß der
                              									Reduction der Erze weiter fortführt. Bei der letzterwähnten
                              									Reaction bildet sich natürlich auch schwefelsaures Natron, und
                              									somit ist diese Methode der Erzscheidung gleichzeitig auch eine
                              									vortheilhafte Darstellungsart für dieses Salz. (Berichte der
                              									deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 6.)
                           
                        
                           Englische Patente auf Fabrication von
                              									Schwefelsäure.
                           Die patentirte Erfindung von C. Wigg
                              									in Liverpool (datirt 18. August 1870) besteht in dem Einleiten
                              									eines Gemisches von atmosphärischer Luft und Wasserdampf in die
                              									Bleikammer, in welcher das Schwefligsäuregas sich befindet.
                           Die als neu beanspruchte Verbesserung von D.H. Lowry in Runcorn, England (datirt 19.
                              									August 1870), ist wie im vorigen Falle die Oxydation der
                              									schwefligen Säure mittelst des atmosphärischen Sauerstoffes,
                              									welcher gleichzeitig mit einem Dampfstrahle in die Bleikammern
                              									und auch in den Verbrennungsraum des Schwefels geführt wird. Der
                              									Vortheil besteht in der bedeutenden Ersparniß an Salpeter.
                              									(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871,
                              									Nr. 6.)
                           
                        
                           Gewinnung von Kali und Natron aus ihren
                              									wässerigen Lösungen.
                           Die Erfindung welche sich W. R. Lake
                              									in London (für Fr. M. Bachet in
                              									Paris) am 2. September 1870 für England patentiren ließ, hat den
                              									Zweck, die Alkalien aus ihren wässerigen Lösungen zu erhalten,
                              									ohne die umständliche und kostspielige Verdampfung
                              									der großen Massen von Flüssigkeit vorzunehmen. Dieß wird
                              									bewerkstelligt durch Ueberführung der Alkalien in
                              									doppelt-kohlensaure Salze – lange fortgesetztes
                              									Einleiten von Kohlensäure bringt dieß zu Stande – und
                              									Verdrängen dieser Salze aus der Lösung durch löslichere
                              									Natronsalze, speciell durch Kochsalz. Man trennt sodann die
                              									niedergeschlagenen doppelt-kohlensauren Salze von der
                              									Flüssigkeit, wäscht dieselben und reducirt sie durch Erhitzen zu
                              									einfach-kohlensauren Alkalien. (Berichte der deutschen
                              									chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 7.)
                           
                        
                           Ueber das Vorkommen von Baryt in
                              									Silicaten; von Dr. G. C. Wittstein.
                           A. Mitscherlich hat bekanntlich in
                              									mehreren Feldspäthen einen bis zu 2 1/3 Proc. steigenden Gehalt
                              									an Baryt nachgewiesen.
                           Für das Jahr 1869/70 stellte die philosophische Facultät der
                              									Universität München als Preisfrage: die Prüfung einer Anzahl
                              									Silicate auf Baryt (und Mangan). Der Preisträger, Dr. Ludwig Raab, hat 50 Silicate, unter welchen auch einige
                              									Feldspäthe, auf Baryt untersucht, aber mit vollständig negativem
                              									Resultate.
                           Da man hiernach versucht seyn könnte, den Barytgehalt mancher
                              									Silicate, namentlich Feldspäthe, wieder in Zweifel zu ziehen, so
                              									sehe ich mich veranlaßt, auch meine darüber gemachten
                              									Erfahrungen zur Veröffentlichung zu bringen. In den Jahren
                              									1862–64 analysirte ich nämlich in besonderem Auftrage
                              									gegen 50 Silicate aus der Oberpfalz und dem bayerischen Walde,
                              									worunter 10 Feldspäthe, von denen nicht weniger als 6 sich
                              									barythaltig erwiesen. Die procentische Zusammensetzung derselben
                              									ergab sich wie folgt:
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 II.
                                 III.
                                 IV.
                                 V.
                                 VI.
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 72,006
                                 65,750
                                 65,874
                                 63,825
                                 64,031
                                 69,531
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                 10,849
                                 18,220
                                 19,183
                                 19,125
                                 19,323
                                 11,416
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   3,070
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 –
                                   0,300
                                   0,134
                                   0,262
                                   0,092
                                 –
                                 
                              
                                 Kalk
                                   1,932
                                   0,837
                                   0,600
                                   0,974
                                   0,437
                                   2,734
                                 
                              
                                 Baryt
                                   2,518
                                   0,500
                                   0,424
                                   0,322
                                 Spur
                                 Spur
                                 
                              
                                 Natron
                                   1,758
                                   3,774
                                   2,836
                                   1,775
                                   2,350
                                   1,142
                                 
                              
                                 Kali
                                 10,837
                                 10,325
                                 10,850
                                 13,450
                                 13,650
                                 11,988
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,900
                                 99,706
                                 99,901
                                 99,733
                                 99,883
                                 99,875
                                 
                              
                           Von den übrigen Mineralien, welche keine reinen Species, sondern
                              									Gemenge von Silicaten, Kiesen etc. waren, enthielten nur drei
                              									Baryt und diese auch nur in Spuren. (Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische
                              									Pharmacie, 1871.)
                           
                        
                           Der Einfluß chemischer Fabriken,
                              									Hüttenwerke u.s.w. auf die benachbarte Vegetation.
                           Von dem Magistrat der Stadt Köpenik (bei Berlin) wurde Professor
                              										Dr. Sonnenschein aufgefordert, den Einfluß festzustellen,
                              									welchen die gasartigen Ausströmungen der auf dortigen
                              									Domanialgrundstücken errichteten chemischen Fabrik auf die Vegetation der in der Nähe liegenden Grundstücke
                              									ausüben. Derselbe begab sich in Ausführung dieses Auftrages zu
                              									verschiedenen Zeiten an die ihm bezeichnete Oertlichkeit, um den
                              									Zustand der Vegetation, sowie die auf dieselbe einwirkenden
                              									Einflüsse zu studiren.
                           Oestlich von der Fabrik fand er im Monat Juni auf einem Felde den
                              									Roggen zum größten Theil krankhaft afficirt. Die Halme waren bis
                              									einige Zoll unter der Aehre noch grün; höher hinauf aber hatten
                              									sie eine graue Farbe angenommen. Das Kraut der Kartoffeln war,
                              									obgleich die sogenannte Kartoffelkrankheit nicht herrschte,
                              									stellenweise angefressen und zerstört. Die in dem benachbarten
                              									Gewässer stehenden Elsen waren zum größten Theile abgestorben.
                              									Ebenso waren die Weiden theilweise zerstört. Die weiter nach
                              									Osten an einem Wege angepflanzten Obstbäume trugen deutlich die
                              									Merkmale eines krankhaften Zustandes. Am äußersten östlichen von
                              									ihm beobachteten Punkte stand in der Nähe eines Waldeinschnittes
                              									eine Linde, welche an der Seite, die von der Fabrik abliegt,
                              									eine gedeihliche Entwickelung zeigte, während auf der
                              									anderen der Fabrik zugekehrten Seite die Blätter theilweise
                              									zerstört, theilweise mit rothen Flecken bedeckt waren. Bei der
                              									mikroskopischen Untersuchung aller dieser angegriffenen
                              									Pflanzentheile zeigte sich keine Parasitenbildung.
                           Bei einem späteren Besuch des Roggenfeldes fand er
                              									durchschnittlich die Aehren ohne Körner, da die Blüthe durch
                              									fremde Einflüsse zerstört worden war.
                           Nachdem Prof. Sonnenschein vorstehende
                              									Thatsachen genügend constatirt hatte, suchte er die Ursachen und
                              									den Zusammenhang mit dem Betrieb der Fabrik festzustellen.
                           Da nach bisherigen Beobachtungen die Vegetation hauptsächlich
                              									beim Westwind litt, so begab er sich bei dieser Windrichtung an
                              									Ort und Stelle und fand, daß man in einer Entfernung von 100 bis
                              									200 Schritt von der Fabrik den aus den Sodarückständen
                              									entweichenden Schwefelwasserstoff durch den Geruch wahrnehmen
                              									konnte. Bei feuchter Atmosphäre war diese Wahrnehmung besonders
                              									deutlich; mit Bleilösung getränkte Papierstreifen wurden alsdann
                              									deutlich gebräunt. Die Anwesenheit saurer Dämpfe wurde sodann
                              									noch durch directe chemische Analyse festgestellt, indem Luft
                              									mittelst eines Aspirators in mehrere Kugelapparate mit
                              									destillirtem Wasser geleitet wurde. Die sauren Dämpfe zeigten
                              									sich als Salzsäure und theilweise als schweflige Säure. Da nun
                              									der Westwind der in jener Gegend herrschende Wind ist, so geht
                              									daraus hervor, daß die Vegetation in östlicher Richtung von
                              									solchen Fabriken lange Zeit unter dem Einfluß der angeführten
                              									Gase steht. Daß aber Salzsäure und schweflige Säure einen
                              									nachtheiligen Einfluß auf die Vegetation ausüben, ist allgemein
                              									bekannt. Die in diesem Falle erhobenen Thatsachen sind nun in
                              									ganz gleicher Weise in anderen Ländern, namentlich in Belgien
                              									und England, erhoben worden, und es erübrigt uns noch zu
                              									bemerken, was in diesen Ländern auf Grund der Untersuchungen der
                              									Fachmänner verfügt worden ist.
                           Die von den verschiedenen Commissionen der gedachten Länder
                              									gemachten Vorschläge zur Abhülfe der erwähnten Uebelstände,
                              									welche sich in einem Umkreis von 1800 bis 6000 Fuß erstrecken,
                              									bestehen einestheils darin, daß von Seiten der Fabrikbesitzer
                              									die Bildung von Gesellschaften empfohlen wird, welche die in der
                              									Nähe befindlichen Grundstücke ankaufen sollen; dann beziehen sie
                              									sich meistens auf Einrichtungen, welche eine vollständige
                              									Absorption der entwichenen Gase ermöglichen. Die Erfahrung hat
                              									aber in den meisten von der erwählten Commission beobachteten
                              									Fällen gelehrt, daß die besten und vollkommensten
                              									Absorptionsvorrichtungen, welche theoretisch ihrem Zweck
                              									entsprechen, in der Praxis deßhalb nicht immer genügen, weil die
                              									Arbeiter kein Interesse an der vollständigen Absorption der Gase
                              									haben, sondern vielmehr, um den Proceß zu beschleunigen, den Zug
                              									durch Oeffnen der Register zu vermehren suchten und so ein
                              									Entweichen der Dämpfe, namentlich der fast werthlosen
                              									Salzsäuredämpfe befördern. So befinden sich solche
                              									Condensations-Vorrichtungen, die von Prof. Sonnenschein für ganz zweckmäßig
                              									erkannt wurden, auch in der Köpniker Fabrik, und nichts
                              									destoweniger fand er bei seinen Beobachtungen das oben
                              									angegebene Resultat. (Landwirthschaftliches Centralblatt für
                              									Deutschland, 1870, Heft 10.)
                           
                        
                           Werthbestimmung des Chloralhydrates; von
                              									Carl Müller.
                           Der Werth des Chloralhydrates wird bekanntlich durch die Menge
                              									des durch Aetzalkalien daraus abgeschiedenen Chloroforms
                              									bestimmt. Es kommt also darauf an, eine für Jeden leicht
                              									ausführbare und dabei scharfe Methode zu finden, um das aus
                              									obige Weise gebildete Chloroform genau zu bestimmen.
                           Zu dem Zwecke wendet man eine vom Boden aus in 1/10
                              									Kubikcentimeter getheilte Glasröhre an, füllt in dieselbe 25
                              									Grm. Chloralhydrat und schichtet vorsichtig unter Abkühlung eine
                              									Lösung von etwas mehr, als der berechneten Menge Aetzkali darauf
                              									und schließt dieselbe durch einen guten Pfropfen. Nach einigen
                              									Augenblicken ist die erste heftigere Reaction vorüber und man
                              									kann ohne Gefahr durch vorsichtiges Neigen und schließliches
                              									Schütteln die Reaction vollenden. Nach Verlaus ewiger Stunden
                              									haben sich die Flüssigkeitsschichten scharf und klar von
                              									einander getrennt. Man braucht jetzt nur die Kubikcentimeter des
                              									gebildeten Chloroforms abzulesen und mit dem specifischen
                              									Gewicht desselben zu multipliciren (mit Berücksichtigung der
                              									Temperatur), um daraus durch einfache Rechnung die Procente des
                              									gebildeten Chloroforms zu finden. Ich habe auf diese Weise
                              									vermittelst dieses sogenannten Chlorometers unter einander gut
                              									übereinstimmende und von der theoretischen Menge wenig
                              									abweichende Resultate erhalten, und kann diese Methode für die
                              									Praxis ihrer Einfachheit wegen empfehlen. Zum Belege
                              									nachstehende Analysen.
                           
                              
                                 1) Chloralhydrat in
                                       												Kuchenform:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 2) In
                                       												Krystallen:
                                 a) 71,6 Proc.b) 71,9  
                                    												„c)
                                    											72,0   „a) 71,2 Proc.b) 71,4  
                                    											„
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 Theoretisch
                                    											berechnet:72,2 Proc.
                                 
                              
                           (Zeitschrift für Chemie, 1871 S. 66.)
                           
                        
                           Sonderbare Eigenschaft der
                              									Schießbaumwolle.
                           Mit Versuchen beschäftigt, die Schießbaumwolle durch den
                              									elektrischen Funken zu entzünden, dachte Bleekrode die Explosion zu beschleunigen, wenn er die
                              									Schießbaumwolle mit einer leicht entzündlichen Flüssigkeit
                              									benetze, z.B. mit Schwefelkohlenstoff. Aber es fing nur diese
                              									letztere Substanz Feuer, während die Schießbaumwolle nicht
                              									explodirte, sondern inmitten der brennenden Flüssigkeit den
                              									Anblick einer kleinen, langsam schmelzenden Schneemasse bot.
                           Dieser Versuch wurde öfters wiederholt, und die Schießbaumwolle
                              									außer mit Schwefelkohlenstoff auch mit Aether, Benzin oder
                              									Alkohol befeuchtet. In allen Fällen, wie man auch die Masse
                              									entzünden mochte, war das Resultat dasselbe, und man kann ohne
                              									Gefahr selbst große Massen Schießbaumwolle anwenden.
                           Diese Wirkung kann nicht der Gegenwart von Wasser zugeschrieben
                              									werden, denn man kann Schwefelkohlenstoff oder Benzin anwenden,
                              									welche keine Spur von Wasser enthalten. Vielmehr liegt die
                              									Erklärung dieses eigenthümlichen Verhaltens der so leicht
                              									explodirbaren Substanz in den vom Professor Abel ermittelten Thatsachen über die
                              									Verbrennung der Schießbaumwolle (polytechn. Journal, 1870, Bd.
                              									CXCV S. 364). Dieser Chemiker hatte nämlich gefunden, daß, wenn
                              									selbst für eine sehr kurze Zeit die Gase welche bei der ersten
                              									Einwirkung der Wärme auf Schießbaumwolle sich entwickeln,
                              									verhindert sind, vollständig das entzündete Ende der
                              									Schießbaumwolle einzuhüllen, die Entzündung derselben nicht
                              									weiter stattfinden kann. Und da es die bei ihrer Verbrennung
                              									entstehende verhältnißmäßig hohe Temperatur ist, welche die
                              									schnelle und vollständigere Verbrennung der Schießbaumwolle
                              									veranlaßt, so macht das momentane Verlöschen der Gase und die
                              									fortwährende Entziehung von Wärme, wenn die Gase von dem Orte
                              									des Brennens entweichen, es unmöglich, daß die Schießbaumwolle
                              									anders als unvollkommen und langsam verbrenne, wobei sie eine
                              									ähnliche Umwandlung erleidet, wie bei der Destillation.
                           Man kann diese sonderbare Eigenschaft zur Sicherung der
                              									Schießbaumwolle gegen Feuersgefahr verwerthen. Man bedeckt sie
                              									mit einer Schicht von Schwefelkohlenstoff oder Benzin, die man
                              									wenn man die Schießbaumwolle braucht, abdunsten kann. (Philosophical Magazine, Januar 1871;
                              									Naturforscher, 1871, Nr. 20.)
                           
                        
                           Der Gold- und Silberdruck auf
                              									Zeugen.
                           Seit dem Aufblühen des Oeldruckes, besonders durch die
                              									Lappenfärberei, bedient man sich für denselben auch der
                              									Metallfarben. Besonders sind es Gold- und Silbermuster, welche in neuerer Zeit
                              									ziemlich beliebt sind.
                           Das Verfahren zur Herstellung dieser Muster besteht einfach
                              									darin, das Muster bei Gold mit gelber, bei Silber mit weißer
                              									Oelfarbe vorzudrucken, und auf die noch nassen Farben nachher
                              										Bronzepulver aufzustäuben. Die
                              									Zeuge werden dann getrocknet, das überschüssige Bronzepulver
                              									wird abgestäubt, und schließlich mangelt man die Waare, um die
                              									Bronzestäubchen fester anzudrücken, und bürstet sie nachher ein
                              									wenig.
                           Da die so befestigten Bronzeblättchen nicht sehr fest an den
                              									Zeugen haften, so fing man an, der Oelfarbe Klebmittel
                              									zuzufügen, und benutzte als solches besonders eine
                              									Auflösung von Kautschuk in Benzin. Der so bereiteten Farbe
                              									haftet jedoch ein Uebelstand an, welcher die Anwendung derselben
                              									im größeren Maaßstabe unmöglich machte. Sobald man nämlich die
                              									Farbe auf das Chassis strich und einige Male die Form aufgesetzt
                              									hatte, wurde die Farbe wegen der Verdunstung des Benzins immer
                              									zäher, bis schließlich das Chassis gar nichts mehr abgab. Man
                              									schlug dann vor, die Bronze direct mit der Oelfarbe mit oder
                              									ohne Zusatz von Kautschuklösung zu vermischen und diese
                              									eigentliche Bronzefarbe aufzudrucken. Der Lüster, welchen man
                              									sich von Metallfarben unzertrennlich denkt, ist jedoch bei
                              									dieser Art des Druckes nicht zu erreichen.
                           Erst die neueste Zeit hat die Art und Weise kennen gelehrt, in
                              									welcher auf Stoffen ein vollkommen
                                 										gold- und silberähnlicher Druck hergestellt
                              									werden kann.
                           Man verfährt so, wie die Buchbinder beim Vergolden der Bücher;
                              									man druckt nämlich mit einer geeigneten Masse vor und legt auf
                              									die noch feuchten Stellen Blattgold
                              									oder Blattsilber, worauf eine
                              									Pressung vorgenommen wird.
                           Zum Vordruck benutzt man eine Mischung von Gummischleim und
                              									Eiweiß. (Man kann indessen auch mit Oelfarbe Vordrucken.) Mit
                              									dieser druckt man genau so, als handelte es sich um Oeldruck,
                              									und legt auf die noch feuchten Stellen das Blattgold oder
                              									Blattsilber auf. Die schönsten Effecte erzielt man mit dem
                              									ächten Blattmetall, welches aber natürlich für die gewöhnliche
                              									Anwendung zu theuer ist. Die Effecte mit unächtem Blattmetall
                              									stehen jedoch auch noch weit über denen welche man mit
                              									Bronzepulver jemals erreicht hat. Bei kleinem Betriebe wird der
                              									Zeug nach dem Trocknen mit einem Plätteisen überplättet. Handelt
                              									es sich um größeren Betrieb, so kann man ihn durch einen
                              									geheizten Kalander gehen lassen, wodurch das Metall vollkommen
                              									fixirt wird. Schließlich entfernt man das überschüssige Metall
                              									mit einer nicht zu scharfen Bürste.
                           Diese Art der Vergoldung und Versilberung hat sich für Druck auf
                              										Confections-Artikeln,
                                 										Baschlicks, Beduinen aus Wollenstoff etc. bis jetzt
                              									sehr gut bewährt. Sie steht, was Effect sowohl, als
                              									Dauerhaftigkeit anbelangt, allem Bisherigen weit voran und läßt
                              									kaum etwas zu wünschen übrig. Das Verfahren ist jedoch nicht
                              									ganz billig, besonders wenn es sich um nicht volle Muster
                              									handelt. In diesem Falle wird der Aufwand an Blattmetall sehr
                              									groß, weil das Meiste dann fortgebürstet werden muß, und, da
                              									gebürstetes Blattmetall nachher schwierig zu verwenden ist,
                              									eigentlich verloren geht. (Reimann's
                              									Färberzeitung, 1871, Nr. II.)
                           
                        
                           Ueber Verfälschung des Fuchsins.
                           Unlängst wurde mir ein Fuchsin mit der Bemerkung zur Untersuchung
                              									übergeben, daß sich dasselbe in Spiritus nicht löse. Das
                              									angebliche Fuchsin war gröblich gestoßener weißer Candiszucker, welcher mit einer concentrirten
                              									Fuchsinlösung oberflächlich gefärbt war und bei flüchtiger
                              									Betrachtung wirklichem Fuchsin ähnlich sieht. Es soll dieses
                              									Fabricat aus einer deutschen Fabrik
                              									stammen. Alb. Ungerer, Chemiker in
                              									Simmering bei Wien.
                           
                        
                           Wasserdichtmachung leinener und
                              									baumwollener Stoffe.
                           W. Grüne stellt eine Appreturmasse und Schlichte, welche dem Wasser und
                              									Waschen widersteht, dadurch her, daß er die Stoffe mit einer
                              									Lösung von Gummi oder Gelatine, welcher circa 1/10 bis 1/50 doppelt-chromsaures Kali
                              									zugesetzt ist, tränkt, dann trocknet und eine kurze Zeit lang
                              									in's Tageslicht bringt. Die Appreturmasse wird dadurch so fest
                              									an den Stoff gebunden, daß es fast kein Mittel gibt, sie davon
                              									wieder zu trennen. Durch dasselbe Mittel lassen sich leinene und
                              									baumwollene Stoffe wasserdicht
                              									machen, und wenn man die Leim- oder Gelatinelösung
                              									gehörig starr aufträgt, so daß die Zwischenräume vollständig
                              									ausgefüllt werden, werden die Stoffe auch undurchdringlich für Luft. Bei groben Stoffen, wie
                              									Planen u. dergl. setzt man füllende Mittel, z.B. Kreide,
                              									Schwerspath, Thon, Kieselerde u. dergl. zu. Anstriche von
                              									Oelfirniß haften auf so präparirten Zeugen besonders gut.
                              									Endlich lassen sich auch durch Anwendung einer
                              									Chromgelatinelösung mit Leichtigkeit Doppelstoffe
                              									
                              									herstellen, welche durch Waschen nicht wieder zu trennen sind.
                              									(Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei etc., 1871, Nr. 8.)
                           
                        
                           Ueber das Wasserdichtmachen der
                              									Leinwand.
                           Die Zeit rückt jetzt heran, wo man sich mittelst Zelte und
                              									anderer Vorrichtungen gegen Sonnenstrahlen und Regen, Schutz zu
                              									verschaffen bemüht ist. Die gewöhnliche Leinwand leistet nun
                              									aber gegen den Regen nur schlechte Dienste und ist es daher eine
                              									Aufgabe, diese Leinwand gegen Wasser, nicht aber gegen Luft zu
                              									dichten, und zwar ohne große Kosten und Mühe, und auch ohne
                              									Beeinträchtigung des gefälligen Ansehens derselben, also mit
                              									Ausschluß der Benutzung von Oelfirniß oder Kautschuklösung.
                              									Jedenfalls kommt es hier darauf an, die Leinwandfaser mit einem
                              									Körper zu umhüllen, welcher sich nicht in Wasser löst, dabei
                              									schwer netzt – der gleichsam wasserscheu ist. Ein solcher
                              									Körper ist nun die fettsaure oder harzsaure Thonerde, oder
                              									besser ein Gemisch von beiden, womit die Leinwandfaser sich sehr
                              									leicht in der Weise überziehen läßt, daß man die Leinwand
                              									zunächst durch ein Bad von schwefelsaurer Thonerde, alsdann
                              									durch ein Seifenbad und schließlich durch ein gewöhnliches
                              									Wasserbad nimmt, worauf dieselbe getrocknet und mittelst einer
                              									Rolle geglättet wird. Die Präparirung der Leinwand in gedachter
                              									Weise wäre zumeist eine lohnende Nebenindustrie für Leimsieder
                              									und Wachstuchfabrikanten, wo die nöthigen Räumlichkeiten und
                              									Geräthschaften schon vorhanden sind. Solche gedichtete Leinwand
                              									würde nicht bloß zu Gartenzelten, Marquisen und Wetterrouleaux,
                              									sondern auch zu Marktbuden, Wagenplänen und Lagerzelten eine
                              									vortheilhafte Verwendung finden, und um so mehr, als dieselbe
                              									aus handgreiflichen Gründen viel dauerhafter seyn muß als die
                              									gewöhnliche Leinwand, welche hier bekanntlich sehr bald stockig
                              									wird und nur einige Jahre vorhält. – Zur Sache bemerke
                              									ich hier noch speciell:
                           1) Zum Alaunbade benutze man nur die neutrale schwefelsaure
                              									Thonerde (Al²O³, 3SO³ + 18HO), wie solche
                              									jetzt sehr billig im Handel vorkommt, und löse 1 Theil davon in
                              									10 Theilen Wasser, was ohne Hülfe von Wärme sehr bald
                              									geschieht.
                           2) Das Seifenbad wird am besten in der Weise hergestellt, daß man
                              									1 Theil helles Colophonium, 1 Theil krystallisirte Soda und 10
                              									Theile Wasser, bis zur Lösung des Harzes kocht, die sich
                              									bildende Harzseife durch Zusatz von 1/3 Th. Kochsalz abscheidet,
                              									und diese dann nebst 1 Theil weißer Kernseife in 30 Theilen
                              									Wasser durch Kochen auflöst. Die schon im Handel vorkommende
                              									Harzseife, welche etwa aus 1/3 Harzseife und 2/3 Palmseife
                              									besteht, wäre wohl ganz gut, wenn sie die Leinwand nicht so
                              									bräunen würde. Nach meiner Erfahrung, ist die Harzseife deßhalb
                              									nicht zu empfehlen, weil die harzsaure Thonerde zu trocken wird
                              									und mit der Zeit abstäuben möchte, während die reine fettsaure
                              									Thonerde wieder etwas schmierig bleibt und den Staub zu sehr
                              									annehmen würde. Diese Uebelstände werden durch die angegebene
                              									Mischung aufgehoben, und kann ich dieselbe nur empfehlen. Noch
                              									bemerke ich, daß das Seifenbad während der Benutzung heiß
                              									erhalten werden muß.
                           Um nun diese Operation im größeren Maaßstabe auszuführen,
                              									empfiehlt sich die Benutzung von drei hölzernen Wannen (etwa
                              									Badewannen), welche neben einander zu stellen sind und der Reihe
                              									nach mit Alaunlösung, Seifenlösung und Wasser gefüllt werden.
                              									Alsdann ist eine Vorkehrung zu treffen, durch welche die
                              									durchpassirende Leinwand in den Flüssigkeiten niedergehalten
                              									wird, wobei man noch besonders darauf achten muß, daß die
                              									Leinwand in dem Alaunbade vollkommen durchnäßt wird. – In
                              									kleinen Verhältnissen kann man die Leinwand in einem Gefäße mit
                              									der Alaunlösung tränken, alsdann ausbreiten und die heiße
                              									Seifenlösung mittelst eines Pinsels auftragen. Man kann auch
                              									beide Lösungen nach und nach mittelst eines Pinsels auf Leinwand
                              									bringen, wie dieß bei schon fertigen Sachen auch nicht gut
                              									anders möglich ist, und überläßt es dann dem Regen, die
                              									überflüssige Seife und das Natronsulfat fortzuspülen.
                           A. Kuhr.
                           (Bemerkung von
                              									Dr. Hager
                                 										und
                              									Dr. Jacobsen.) In Berlin werden seit ein paar Jahren von
                              									C. Hiller Gegenstände aus Leinwand
                              									und Seilerarbeiten ganz vortrefflich und zu mäßigen Preisen
                              									wasserdicht gemacht Wie man uns mittheilt, besteht die
                              									Imprägnation aus kieselsaurer Thonerde und kieselsaurem Kupfer,
                              									vielleicht auch mit noch etwas fett- oder harzsauren
                              									Verbindungen genannter Basen. Eine
                              									Imprägnirung der Leinwand mit diesen Substanzen wird
                              									wahrscheinlich so zu machen seyn, daß man, wie oben angegeben,
                              									zuerst die Leinwand mit einer Lösung von schwefelsaurer Thonerde
                              									und Kupfervitriol tränkt, und sie dann in ein Bad aus Wasserglas
                              									und Harz-Fett-Seifenlösung bringt. Der Zusatz von
                              									Kupfersalz soll jedenfalls dazu dienen, die Leinwand, besser als
                              									es die Thonerde allein vermag, vor dem Verrotten und Verstocken
                              									zu schützen. (Industrieblätter, 1871, Nr. 20.)
                           
                        
                           Das Petroleum in den Jahren 1869 und
                              									1870.
                           Die größten Quellen lieferten im Jahre 1869 nicht mehr als
                              									250–300 Barrels täglich, und gab es solcher Quellen
                              									überhaupt nur vier. Am Schlusse des Jahres war es sogar nur eine
                              										einzige, welche es auf 200
                              									Barrels brachte, und nur etwa vierzig lieferten 50–100
                              									Barrels den Tag.
                           Der Pennsylvania Oil District
                              									producirte
                           
                              
                                 Barrels
                                 1868
                                 1869
                                 
                                 1868
                                 1869
                                 
                              
                                 Januar
                                 9700
                                 10192
                                     Juli
                                 10698
                                 11697
                                 
                              
                                 Februar
                                 9200
                                 9767
                                     August
                                 11981
                                 12157
                                 
                              
                                 März
                                 8621
                                 9791
                                     SeptemberSepiember
                                 11033
                                 12645
                                 
                              
                                 April
                                 8837
                                 11067
                                     October
                                 10133
                                 13071
                                 
                              
                                 Mai
                                 9700
                                 10153
                                     November
                                 10275
                                 13317
                                 
                              
                                 Juni
                                 10102
                                 11334
                                     December
                                 9737
                                 12844
                                 
                              
                           sowie
                           
                              
                                 1859
                                     82000        
                                 1865
                                 2497700
                                 
                              
                                 1860
                                   500000
                                 1866
                                 2597700
                                 
                              
                                 1861
                                 2113600
                                 1867
                                 3347300
                                 
                              
                                 1862
                                 3056600
                                 1868
                                 3715700
                                 
                              
                                 1863
                                 2611300
                                 1869
                                 4215100
                                 
                              
                                 1864
                                 2116100
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 zusammen 27853100 Barrels.
                                 
                              
                           Die Production in Ohio und West-Virginia betrug 1869
                              									täglich nahe 1000 Barrels, also rund 365,000, wovon etwa zwei
                              									Drittel auf West-Virginia kommen. Canada erzeugte durchschnittlich die Woche 4000, im
                              									Jahre 210,000 Barrels; Kentucky 27,000; Montana, Californien, Peru nur unbeträchtliche
                              									Mengen.
                           Zusammen ergaben
                           
                              
                                 
                                 1868
                                 1869
                                 
                              
                                 
                                 Faß
                                 Faß
                                 
                              
                                     Pennsylvanien
                                 3,715,000
                                 4,215,000
                                 
                              
                                     Ohio und
                                    											West-Virginia
                                 125,000
                                 365,000
                                 
                              
                                     Canada
                                 100,000
                                 310,000
                                 
                              
                                     Kentucky
                                 25,000
                                 27,000
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 3,965,000
                                 4,917,000
                                 
                              
                           Ueber den Gesammt-Vorrath am 1.
                              									Januar und den Gesammt-Consum in
                                 										allen Ländern der Erde liegt folgende Zusammenstellung vor:
                           Vorrath am 1.
                              									Januar.
                           
                              
                                 
                                 1871
                                 1870
                                 
                              
                                 
                                 Faß
                                 Faß
                                 
                              
                                 In den Vereinigten Staaten
                                 1,190,000
                                 878,000
                                 
                              
                                 In Canada
                                 400,000
                                 360,000
                                 
                              
                                 In sämmtlichen Häfen des Auslandes incl.  der nach denselben am 1.
                                    											Jan. in Transit  befindlichen
                                    											Ladungen
                                 1,283,000
                                 622,000
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Gesammtvorrath
                                 2,873,000
                                 1,800,000
                                 
                              
                           Durch Feuer, Schiffbruch etc. wurden im Laufe des Jahres 1870
                              									232,000 Faß zerstört, incl. der von
                              									französischen Kreuzern genommenen Schiffe – über die
                              									Hälfte des Verlustes resultirte aus Feuersbrünsten in den
                              									Vereinigten Staaten.
                           Consum in sämmtlichen Ländern der
                              									Erde:
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Faß
                                 
                              
                                 Production im Jahre 1870
                                 
                                 
                                 6,535,000
                                 
                              
                                   Abz. Zunahme des
                                    											Vorrathes
                                 Faß
                                 1013600
                                 
                                 
                              
                                   Abz. Verlust durch Feuer
                                    											etc
                                 „
                                 232000
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Gesammt-Consum im Jahre 1870
                                 
                                 
                                 5,290,000
                                 
                              
                                       „            
                                    											„        
                                    											„    
                                    											„     1869
                                 
                                 
                                 4,800,000
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Zunahme des
                                    											Consumbedarfes
                                    490,000
                                 
                              
                           Am bedeutendsten war die Zunahme des Consumes während des Jahres
                              									1870 in den Mittelmeerhäfen, welche in einigen Fällen 50 Proc.
                              									betrug. Der Bedarf norddeutscher Häfen war um 12 Proc. größer
                              									als im Vorjahre, während sich derselbe in Großbritannien
                              									wesentlich verringert hat, da Oele heimischer Fabrication dort
                              									substituirt wurden. In den Vereinigten Staaten belief sich der
                              									Consumbedarf von rohem Petroleum im Jahre 1870 auf ca. 1,500,000 Faß gegen 1,400,000
                              									Faß im Jahre 1869, eine Zunahme von 7 1/2 Proc. aufweisend,
                              									während der Consumbedarf sämmtlicher Länder der Erde sich um 10
                              									1/5 Proc. gesteigert hat. (Berggeist, 1871, Nr. 25.)
                           
                        
                           Veränderungen des Mehles bei längerer
                              									Aufbewahrung.
                           Die bekannte Thatsache, daß Mehl welches längere Zeit in Fässern
                              									aufbewahrt gewesen, einen „Faßgeruch“
                              									annehme, bildete das Thema einer wissenschaftlichen Untersuchung
                              									des Professors Poleck, über welche er
                              									in der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur
                              									Bericht erstattete. Es sollte festgestellt werden, ob der
                              									Faßgeruch des Mehles schon den Anfang einer für die
                              									Brodbereitung nachtheiligen Veränderung bezeichne. Das Resultat
                              									war ein positives. Der Kleber der Mehlsorten, welche den
                              									erwähnten Geruch zeigten, war zum Theil in eine lösliche
                              									Modification übergegangen, und das Mehl hatte an seiner
                              									teigbildenden Kraft verloren.
                           Von den fünf untersuchten Mehlsorten war das Mehl Nr. 2 in
                              									Säcken, und die anderen vier Sorten in Fässern aufbewahrt; und
                              									die Analyse ergab im normalen schönen Mehl Nr. 2 11,06 Proc.
                              									Kleber und 1,44 Proc. lösliche Eiweißstoffe, während in den vier
                              									anderen das Verhältniß dieser beiden Bestandtheile war: 1) 8,37
                              									Proc. zu 2,14 Proc.; 3) 7,40 Proc. zu 6,90 Proc.; 4) 7,23 Proc.
                              									zu 4,44 Proc.; und 5) 6,54 Proc. zu 6,46 Proc. Die Mehlsorten
                              									Nr. 3 und Nr. 5 mit dem höchsten Gehalt an löslichen
                              									Eiweißstoffen reagirten zugleich sauer, während die drei übrigen
                              									neutral waren.
                           Die Ursache dieser chemischen Umwandlung findet Prof. Poleck in dem Umstande, daß in den
                              									Fässern das Mehl seine Temperatur nicht ausgleichen kann und mit
                              									der Atmosphäre in keinem Verkehr steht. Daher erhalte sich das
                              									Mehl in Säcken viel länger ganz frisch. Ferner ist es eine
                              									Thatsache, daß das Sauerwerden einer Mehlmasse sich mehr in der
                              									Mitte und viel schwächer nach Außen hin entwickelt, was offenbar
                              									gleichfalls von dem erschwerten
                                 										Luftzutritt nach dem Inneren herrührt. (Naturforscher,
                              									1871, Nr. 20.)
                           
                        
                           Ueber Prüfung der Kartoffeln.
                           Prof. Dr. J. Neßler hat im „badischen Wochenblatt für
                                 										Landwirthschaft“ über den obigen Gegenstand und
                              									über verschiedene Güte des oberen und unteren Endes derselben
                              									Kartoffel eine Mittheilung gegeben, welcher wir in Nachstehendem
                              									das angegebene Verfahren zur Prüfung der Kartoffeln
                              									entnehmen.
                           Im Wasser sinken alle Kartoffeln unter, weil sie durch den Gehalt
                              									an Trockenmasse schwerer sind als dieses. Lösen wir aber in dem
                              									Wasser Kochsalz auf, so erhalten wir eine Flüssigkeit, die
                              									schwerer ist als Wasser und wir können durch Zusatz von genügend
                              									Kochsalz eine Lösung darstellen, die ebenso schwer ist, als
                              									irgend eine Probe Kartoffeln, das heißt eine Lösung, in welcher
                              									die Kartoffeln nicht recht sinken und nicht recht obenauf
                              									schwimmen, sondern sich meist in der Mitte der Flüssigkeit
                              									halten. Je mehr Kochsalz hierzu nöthig ist, um so besser ist die
                              									Probe Kartoffeln. Für den gewöhnlichen Gebrauch dürfte sich
                              									folgendes Verfahren, weil es einfach und genügend genau ist,
                              									empfehlen.
                           
                           Man nimmt 4, auf 1 1/2 Schoppen geeichte Weinflaschen, bringt in
                              									eine derselben 5, in die zweite 6, in die dritte 7 und in die
                              									vierte 8 Loth Kochsalz, füllt die Flaschen fast ganz mit Wasser,
                              									schüttelt zuweilen, bis das Salz gelöst ist, füllt dann die
                              									Flaschen bis an die Eichmarke mit Wasser und schüttelt nochmals
                              									um. Diese 4 Flaschen Kochsalzlösung bezeichnet man mit 1, 2, 3
                              									und 4, und hält sich dieselben zum Gebrauch vorräthig. Will man
                              									nun Kartoffeln prüfen, so nimmt man vier Schoppengläser oder
                              									sonst geeignete Gefäße, gießt in dieselben je von einer jener 4
                              									Flaschen Kochsalzlösung und bringt eine gut abgewaschene und mit
                              									einem Tuch wieder abgetrocknete Kartoffel in Nr. 2; sinkt
                              									dieselbe unter, so nimmt man diese Kartoffel heraus, trocknet
                              									sie mit dem Tuch ab und bringt sie in 3; sinkt sie auch hier, so
                              									bringt man sie in gleicher Weise in 4. Schwimmt die Kartoffel in
                              									2, so prüft man sie in Nr. 1. Die Kartoffel, die in 3 sinkt und
                              									erst in 4 zu schwimmen beginnt, ist selbstverständlich besser,
                              									als eine solche, die schon in 2 oder gar in 1 schwimmt. Um einen
                              									richtigen Durchschnitt zu erhalten, muß man bei jeder Sorte oder
                              									Probe die Prüfung mit mehreren Kartoffeln vornehmen, da die
                              									Kartoffeln derselben Probe unter sich ziemlich verschieden seyn
                              									können.
                           Bei sehr großen Kartoffeln wird es nöthig, dieselben zu
                              									zerschneiden. Da aber die Kartoffeln an dem einen Ende
                              									wesentlich anders sind, als an dem anderen, so muß man hierin
                              									vorsichtig seyn. An jeder Kartoffel kann man das vordere, bezw.
                              									jüngere und das hintere oder ältere Ende unterscheiden; an
                              									ersterem befinden sich mehrere Augen ziemlich nahe bei einander
                              									und die Haut ist hier meist erheblich weicher und frischer
                              									aussehend; am hinteren Ende befindet sich der Stielansatz, oft
                              									noch kleine Theile des Stieles, dagegen verhältnißmäßig weit
                              									weniger Augen. Dieser hintere Theil ist immer etwas, je nach der
                              									Reife der Kartoffeln zuweilen viel besser als der vordere Theil.
                              									Wurden die Kartoffeln zu früh ausgemacht, so sind oft die
                              									vorderen Theile sehr schlecht und der hintere Theil ist ganz
                              									erheblich besser. Bei der angeführten Prüfung der oder solcher
                              									Kartoffeln muß man daher entweder ganze Knollen Schnitze
                              									anwenden, an welchen sich vom vorderen und vom hinteren Theil
                              									der Kartoffel befindet.
                           Die oben angeführten Lösungen werden nicht immer vollkommen
                              									gleich ausfallen, da das Salz bald etwas trockener, bald etwas
                              									feuchter, bald etwas unreiner, bald etwas reiner ist und auch
                              									nicht immer ganz genaue Waagen zur Verfügung stehen. Bei
                              									möglichst richtigem Wägen und bei gewöhnlichem Kochsalz haben
                              									aber doch immer die Lösungen annähernd folgendes spec. Gewicht,
                              									beziehungsweise Grade der Ochsle'schen Mostwaage, und die Kartoffeln, die in den
                              									Lösungen nicht obenauf schwimmen und sich nicht zu Boden setzen,
                              									haben ungefähr folgenden Gehalt an Stärkemehl und
                              									Gesammttrockenmasse.
                           
                              
                                 
                                 Spec.Gewicht.
                                 Grade nachOechsle
                                 Gehalt der
                                    											Kartoffelnan
                                 
                              
                                 
                                 der Lösung.
                                 Stärkemehl.
                                 Trockenmasse.
                                 
                              
                                 1) 5 Loth Salz in dem 1 1/2
                                    											Schoppen2)
                                    											6    „      „    „    „    
                                    											„          
                                    											„3)
                                    											7    „      „    „    „    
                                    											„          
                                    											„4)
                                    											8    „      „    „    „    
                                    											„          
                                    											„
                                 0,069  0,08250,09640,1111
                                 69      82
                                    											1/296
                                    											1/2111        
                                 11,514,617,821,4
                                 19,022,125,529,1
                                 
                              
                           Für den gewöhnlichen Hausgebrauch, besonders zum Genießen als in
                              									der Schale gekocht, dürfen die Kartoffeln wohl nicht leichter
                              									seyn, als die Lösung Nr. 3, deßhalb ist für diesen Zweck die
                              									Prüfung sehr einfach und habe ich mich selbst davon überzeugt,
                              									daß man beim Einkaufen auf dem Markt in der Weise die guten von
                              									den schlechten Kartoffeln leicht unterscheiden kann. Meine Frau
                              									nahm in einem Körbchen eine Schoppenflasche voll der Salzlösung
                              									Nr. 3 und ein leeres Schoppenglas mit; auf dem Markt wurde die
                              									Lösung in letzteres gegossen, die zu prüfenden Kartoffeln
                              									möglichst sauber mit einem Tuch abgewischt und in die Lösung
                              									getaucht; wir prüften so in wenigen Minuten die Kartoffeln
                              									mehrerer Wagen und konnten uns überzeugen, daß man schlecht
                              									fahren kann, wenn man sich auf die Angabe, es seyen
                              									Gebirgskartoffeln, oder auf den hohen Preis verläßt, der von
                              									einzelnen Verkäufern verlangt wird, denn
                              									wir fanden angebliche oder wirkliche Gebirgskartoffeln und auch
                              									solche zu sehr hohem Preis, die eben doch schlecht waren.
                           Wir sowohl, als andere Leute, die auf Grundlage dieser Prüfung
                              									Kartoffeln kauften, waren sehr zufrieden damit, und der
                              									Landwirth, von dem wir kauften, war erfreut darüber, daß man
                              									seine Kartoffeln als gute herausfand.
                           Möge diese Prüfungsmethode dazu beitragen, daß die Landwirthe,
                              									wenigstens für den Markt, gute Sorten anbauen. Für den
                              									Hausgebrauch sind schlechte Kartoffeln immer theuer, wenn sie
                              									auch billig scheinen. Werden wirklich gute Kartoffeln theuer
                              									bezahlt, so befindet sich sowohl der Käufer als der Landwirth
                              									besser dabei.
                           
                        
                           Ueber Professor Böttger's desinficirendes Verbandmittel für
                              									übelriechende Wunden etc.
                           Dieses Mittel, mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CXCIX S. 247 (erstes
                              									Februarheft 1871), ist Schießwolle
                              									– oder Collodiumwolle (wie sie
                              									die Photographen gebrauchen, die zum Unterschiede von
                              									Schießwolle sich im Aetherweingeist auflöst) – welche mit einer Lösung von
                                 										übermangansaurem Kali getränkt, auf die, die eiternde Wunde
                                 										deckende Compresse gebracht und dort fixirt wird.
                           Professor Dr. M. Schwanda in Wien hat dieses Mittel
                              									bei einer seiner Kranken der Privatpraxis angewandt, welche
                              									sowie ihre sie pflegende Umgebung schon über drei Jahre von den
                              									entsetzlich stinkenden, durch 13 Wundöffnungen in der linken
                              									Thoraxoberfläche erfolgenden massenhaften Ausflüssen eines
                              									Empyem (Ausgang einer Pleuropneumonie) unendlich zu leiden
                              									haben. Dieses Empyem war vor dem Durchbruche nach Außen von
                              									kolossalem Umfange. Von dem Augenblicke an, wo das Böttger'sche (mit Collodiumwolle
                              									dargestellte) Verbandmittel aufgelegt wurde, hörte die üble
                              									Ausdünstung der Wundöffnungen auf, und blieb fort bis eine
                              									größere Menge der empyematischen Jauche unter dem Verbandmittel
                              									hervorquoll und weiterfloß, und jetzt freilich wieder
                              									pestilenzialischen Geruch verbreitete; allein wurde dieses
                              									Uebermaaß entfernt und das Verbandmittel erneuert, so war der
                              									Gestank wieder vollständig beseitigt Emsiges Wiederholen dieses
                              									Verfahrens ermöglicht es der Kranken, sich von dem entsetzlich
                              									stinkenden Geruche ihrer Wunden zu befreien, worüber sie und
                              									ihre Angehörigen sich schon überglücklich fühlen. Auch die von
                              									der empyematischen Jauche imprägnirten Compressen etc., welche
                              									früher bei der im Hause vorgenommenen Manipulation des Waschens
                              									erst recht grauenhaften Gestank entwickelten, so daß
                              									außerordentlich schwer eine Magd dazu zu bewegen war, entwickeln
                              									seitdem das Böttger'sche
                              									Verbandmittel angewendet wird, beim Reinigen gar keinen, oder
                              									einen im Vergleich gegen früher nur sehr schwachen Geruch.
                              									– Professor Dr. Schwanda hegt die Hoffnung, daß durch
                              									das Aufhören der continuirlichen Einathmung der
                              									pestilenzialischen Ausdünstung ihrer Wunden auch die Vegetation
                              									der Kranken sich wesentlich bessern werde, und fühlt sich zu dem
                              									Ausspruche gedrängt, daß Prof. Böttger mit diesem Verbandmittel der leidenden
                              									Menschheit und den sie Behandelnden und Pflegenden eine
                              									unschätzbar große Wohlthat erwiesen hat, wofür ihm von allen
                              									Betheiligten gewiß der innigste Dank fort und fort gezollt
                              									werden wird.
                           Auf mehrseitige Anfragen: „ob die einmal angewandte
                                 										Collodiumwolle auch noch fernerhin anwendbar sey, und wie
                                 										die als Compresse dienende Leinwand, welche nach erfolgter
                                 										Zersetzung der Hypermanganatlösung, resp. der Bildung von
                                 										Manganoxyd und Mangansuperoxydhydrat, sich intensiv
                                 										gelbbraun färbt, wieder nutzbar gemacht werden
                                 										können?“ bemerkt Prof. Böttger: daß die Collodiumwolle nach erneuetem
                              									Auswaschen und Tränken mit übermangansaurer Kalilösung unausgesetzt sich wirksam erweist,
                              									und daß die beschmutzte Wäsche durch Benetzung mit einer
                              									Auflösung von saurem schwefligsauren Natron (Natrum bisulfurosum) oder wässeriger
                              									schwefliger Säure (Acidum
                                 									sulfurosum) wie durch einen Zauber, d.h. blitzschnell
                              									wieder in den normalen Zustand übergeht und schließlich dann nur
                              									noch einigemale mit Wasser ausgewaschen zu werden braucht. (Böttger's polytechnisches Notizblatt,
                                 									1871, Nr. 9.)