| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. , S. 414 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Allgemeine polizeiliche Bestimmungen über
                              									die Anlage von Dampfkesseln für das Gebiet des Norddeutschen
                              									Bundes.
                           Bekanntlich befindet sich im §. 24 der
                              									Gewerbe-Ordnung für den Norddeutschen Bund, welcher sich
                              									auf die Anlegung von Dampfkesseln bezieht, die Bemerkung:
                              										„Bis zum Erlaß allgemeiner Bestimmungen durch den
                                 										Bundesrath kommen die in den einzelnen Bundesstaaten
                                 										bestehenden Vorschriften zur Anwendung.“
                              								
                           Zu letzterem Zwecke hat im Juni 1870 in Berlin eine vom
                              									Bundesrathe berufene technische Commission das auch jetzt noch
                              									in der Provinz Hannover gültige Regulativ vom 31. August 1861
                              									einer gründlichen Revision unterworfen und einen betreffenden
                              									Entwurf unterbreitet, der im Nachstehenden abgedruckt ist.
                           Dieser Entwurf wird von allen verständigen Betheiligten recht
                              									willkommen geheißen werden, da er sich durch Kürze und Präcision
                              									auszeichnet und ganz besonders alle jene Paragraphen des
                              									gedachten Regulatives von 1861 gestrichen hat, welche Beamten
                              									wie Kesselbesitzern zuweilen nicht geringe Unannehmlichkeiten
                              									bereiteten.
                           Wenn es uns in ganz unmaßgeblicher, bescheidener Weise gestattet
                              									ist, zum Entwurfe einige Wünsche auszusprechen, so wären dieß
                              									folgende zwei:
                           Erstens daß im §. 14 des
                              									(nachstehenden) revidirten Entwurfes auch auf das im Kessel
                              									befindliche Wasserquantum, sowie auf
                              									die Größe des Aufstellungsraumes des
                              									Kessels Bedacht genommen werde.
                           Zweitens daß diese allgemeinen
                              									polizeilichen Bestimmungen Gültigkeit für das gesammte deutsche Reich und nicht
                              									bloß (ausschließlich) für den Norddeutschen Bund erhalten
                              									möchten!
                           Rühlmann.
                           
                              Revidirter Entwurf.
                              Auf Grund der Bestimmung in §. 24 der
                                 										Gewerbe-Ordnung für den Norddeutschen Bund vom 21.
                                 										Juni v. J. hat der Bundesrath die nachstehenden
                              allgemeinen polizeilichen Bestimmungen über
                                 										die Anlegung von Dampfkesseln
                              erlassen.
                              
                           
                              I. Bau der Dampfkessel.
                              §. 1.
                              Kesselwandungen. Die vom Feuer
                                 										berührten Wandungen der Dampfkessel, der Feuerröhren und der
                                 										Siederöhren dürfen nicht aus Gußeisen hergestellt werden,
                                 										sofern deren lichte Weite bei cylindrischer Gestalt 25
                                 										Centimeter, bei Kuppelgestalt 30 Centimeter übersteigt.
                              Die Verwendung von Messingblech ist nur für Feuerröhren,
                                 										deren lichte Weite 10 Centimeter nicht übersteigt,
                                 										gestattet.
                              §. 2.
                              Feuerzüge. Die um oder durch
                                 										einen Dampfkessel gehenden Feuerzüge müssen an ihrer
                                 										höchsten Stelle in einem Abstand von mindestens 10
                                 										Centimetern unter dem festgesetzten niedrigsten
                                 										Wasserspiegel des Kessels liegen. Bei Dampfschiffskesseln
                                 										von 1 bis 2 Meter Breite muß der Abstand mindestens 15
                                 										Centimeter, bei solchen von größerer Breite mindestens 25
                                 										Centimeter betragen.
                              Diese Bestimmungen finden keine Anwendung auf Dampfkessel,
                                 										welche aus Siederöhren von weniger als 10 Centimeter Weite
                                 										bestehen, sowie auf solche Feuerzüge, in welchen ein
                                 										Erglühen des mit dem Dampfraum in Berührung stehenden
                                 										Theiles der Wandungen nicht zu befürchten ist. Die Gefahr
                                 										des Erglühens ist in der Regel als ausgeschlossen zu
                                 										betrachten, wenn die vom Wasser bespülte Kesselfläche,
                                 										welche vom Feuer vor Erreichung der vom Dampf bespülten
                                 										Kesselfläche bestrichen wird, bei natürlichem Luftzug
                                 										mindestens zwanzigmal, bei künstlichem Luftzug mindestens
                                 										vierzigmal so groß ist, als die Fläche des Feuerrostes.
                              
                           
                              
                              II. Ausrüstung der Dampfkessel.
                              §. 3.
                              Speisung. An jedem Dampfkessel
                                 										muß ein Speiseventil angebracht seyn, welches bei Abstellung
                                 										der Speisevorrichtung durch den Druck des Kesselwassers
                                 										geschlossen wird.
                              §. 4.
                              Jeder Dampfkessel muß mit zwei zuverlässigen Vorrichtungen
                                 										zur Speisung versehen seyn, welche nicht von derselben
                                 										Betriebsvorrichtung abhängig sind, und von denen jede für
                                 										sich im Stande ist, dem Kessel die zur Speisung
                                 										erforderliche Wassermenge zuzuführen. Mehrere zu einem
                                 										Betriebe vereinigte Dampfkessel werden hierbei als ein
                                 										Kessel angesehen.
                              §. 5.
                              Wasserstandszeiger. Jeder
                                 										Dampfkessel muß mit einem Wasserstandsglase und mit einer
                                 										zweiten geeigneten Vorrichtung zur Erkennung seines
                                 										Wasserstandes versehen seyn. Jede dieser Vorrichtungen muß
                                 										eine gesonderte Verbindung mit dem Inneren des Kessels
                                 										haben, es sey denn, daß die gemeinschaftliche Verbindung
                                 										durch ein Rohr von mindestens 60 Quadratcentimeter lichtem
                                 										Querschnitt hergestellt ist.
                              §. 6.
                              Werden Probirhähne zur Anwendung gebracht, so ist der
                                 										unterste derselben in der Ebene des festgesetzten
                                 										niedrigsten Wasserstandes anzubringen. Alle Probirhähne
                                 										müssen so eingerichtet seyn, daß man behufs Entfernung von
                                 										Kesselstein in gerader Richtung hindurchstoßen kann.
                              §. 7.
                              Wasserstandsmarke. Der für den
                                 										Dampfkessel festgesetzte niedrigste Wasserstand ist an dem
                                 										Wasserstandsglase, sowie an der Kesselwandung oder dem
                                 										Kesselmauerwerk durch eine in die Augen fallende Marke zu
                                 										bezeichnen.
                              §. 8.
                              Sicherheitsventil. Jeder
                                 										Dampfkessel muß mit wenigstens einem Sicherheitsventil
                                 										versehen seyn.
                              Wenn mehrere Kessel einen gemeinsamen Dampfsammler haben, von
                                 										welchem sie nicht einzeln abgesperrt werden können, so
                                 										genügen für dieselben zwei Sicherheitsventile.
                              Dampfschiffs-, Locomobil- und Locomotivkessel
                                 										müssen immer mindestens zwei Sicherheitsventile haben. Bei
                                 										Dampfschiffskesseln ist dem einen Ventil eine solche
                                 										Stellung zu geben, daß die vorgeschriebene Belastung vom
                                 										Verdeck aus mit Leichtigkeit untersucht werden kann.
                              Die Sicherheitsventile müssen jederzeit gelüftet werden
                                 										können. Sie sind höchstens so zu belasten, daß sie bei
                                 										Eintritt der für den Kessel festgesetzten Dampfspannung den
                                 										Dampf entweichen lassen.
                              §. 9.
                              Manometer. An jedem Dampfkessel
                                 										muß ein zuverlässiges Manometer angebracht seyn, an welchem
                                 										die festgesetzte höchste Dampfspannung durch eine in die
                                 										Augen fallende Marke zu bezeichnen ist.
                              An Dampfschiffskesseln müssen zwei dergleichen Manometer
                                 										angebracht werden, von denen sich das eine im Gesichtskreise
                                 										des Kesselwärters, das andere auf dem Verdeck an einer für
                                 										die Beobachtung bequemen Stelle befindet. Sind auf einem
                                 										Dampfschiffe mehrere Kessel vorhanden, deren Dampfräume mit
                                 										einander in Verbindung stehen, so genügt es, wenn außer den
                                 										an den einzelnen Kesseln befindlichen Manometern auf dem
                                 										Verdeck ein Manometer angebracht ist.
                              §. 10.
                              Kesselmarke. An jedem Dampfkessel
                                 										muß die festgesetzte höchste Dampfspannung, der Name des
                                 										Fabrikanten, die laufende Fabriknummer und das Jahr der
                                 										Anfertigung in leicht erkennbarer und dauerhafter Weise
                                 										angegeben seyn.
                              
                           
                              III. Prüfung der Dampfkessel.
                              §. 11.
                              Druckprobe. Jeder neu
                                 										aufzustellende Dampfkessel muß nach seiner letzten
                                 										Zusammensetzung vor der Einmauerung oder Ummantelung unter
                                 										Verschluß sämmtlicher Oeffnungen mit Wasserdruck geprüft
                                 										werden.
                              
                              Die Prüfung erfolgt bei Dampfkesseln, welche für eine
                                 										Dampfspannung von nicht mehr als 5 Atmosphären Ueberdruck
                                 										bestimmt sind, mit dem zweifachen Betrage des beabsichtigten
                                 										Ueberdruckes, bei allen übrigen Dampfkesseln mit einem
                                 										Drucke welcher den beabsichtigten Ueberdruck um 5
                                 										Atmosphären übersteigt. Unter Atmosphärendruck wird ein
                                 										Druck von einem Kilogramm auf den Quadratcentimeter
                                 										verstanden.
                              Die Kesselwandungen müssen dem Probedruck widerstehen, ohne
                                 										eine bleibende Veränderung ihrer Form zu zeigen und ohne
                                 										undicht zu werden. Sie sind für undicht zu erachten, wenn
                                 										das Wasser bei dem höchsten Drucke in anderer Form als der
                                 										von Nebel oder feinen Perlen durch die Fugen dringt.
                              §. 12.
                              Wenn Dampfkessel eine Ausbesserung in der Kesselfabrik
                                 										erfahren haben, oder wenn sie behufs der Ausbesserung an der
                                 										Betriebsstätte ganz bloß gelegt worden sind, so müssen sie
                                 										in gleicher Weise, wie neu aufzustellende Kessel, der
                                 										Prüfung mittelst Wasserdruckes unterworfen werden.
                              Wenn bei Kesseln mit innerem Feuerrohr ein solches Rohr und
                                 										bei den nach Art der Locomotivkessel gebauten Kesseln die
                                 										Feuerbüchse behufs Ausbesserung oder Erneuerung
                                 										herausgenommen, oder wenn bei cylindrischen und
                                 										Sieder-Kesseln eine oder mehrere Platten neu
                                 										eingezogen werden, so ist nach der Ausbesserung oder
                                 										Erneuerung ebenfalls die Prüfung mittelst Wasserdruckes
                                 										vorzunehmen. Der völligen Bloßlegung des Kessels bedarf es
                                 										hier nicht.
                              §. 13.
                              Prüfungsmanometer. Der bei der
                                 										Prüfung ausgeübte Druck darf nur durch ein genügend hohes
                                 										offenes Quecksilbermanometer oder durch das von dem
                                 										prüfenden Beamten geführte amtliche Manometer festgestellt
                                 										werden.
                              An jedem Dampfkessel muß sich eine Einrichtung befinden,
                                 										welche dem prüfenden Beamten die Anbringung des amtlichen
                                 										Manometers gestattet.
                              
                           
                              IV. Aufstellung der
                                 										Dampfkessel.
                              §. 14.
                              Aufstellungsort. Dampfkessel
                                 										welche für mehr als vier Atmosphären Ueberdruck bestimmt
                                 										sind, und solche bei welchen das Product aus der
                                 										feuerberührten Fläche in Quadratmetern und der Dampfspannung
                                 										in Atmosphären-Ueberdruck mehr als 20 beträgt, dürfen
                                 										unter Räumen, in welchen Menschen sich aufzuhalten Pflegen,
                                 										nicht aufgestellt werden. Innerhalb solcher Räume ist ihre
                                 										Aufstellung unzulässig, wenn dieselben überwölbt oder mit
                                 										fester Balkendecke versehen sind.
                              An jedem Dampfkessel welcher unter Räumen, in welchen
                                 										Menschen sich aufzuhalten Pflegen, aufgestellt wird, muß die
                                 										Feuerung so eingerichtet seyn, daß die Einwirkung des Feuers
                                 										auf den Kessel sofort gehemmt werden kann.
                              Dampfkessel welche aus Siederöhren von weniger als zehn
                                 										Centimeter Weite bestehen, und solche welche in Bergwerken
                                 										unterirdisch aufgestellt werden, unterliegen diesen
                                 										Bestimmungen nicht.
                              §. 15.
                              Kesselmauerung. Zwischen dem
                                 										Mauerwerk welches den Feuerraum und die Feuerzüge
                                 										feststehender Dampfkessel einschließt, und den dasselbe
                                 										umgebenden Wänden muß ein Zwischenraum von mindestens acht
                                 										Centimetern verbleiben, welcher oben abgedeckt und an den
                                 										Enden verschlossen werden darf.
                              
                           
                              V. Allgemeine Bestimmungen.
                              § 16.
                              Wenn Dampfkesselanlagen, die sich zur Zeit bereits im Betrieb
                                 										befinden, den vorstehenden Bestimmungen aber nicht
                                 										entsprechen, eine Veränderung der Betriebsstätte erfahren
                                 										sollen, so kann bei deren Genehmigung eine Abänderung in dem
                                 										Bau der Kessel nach Maaßgabe der §§. 1 und 2
                                 										nicht gefordert werden. Dagegen finden im Uebrigen die
                                 										vorstehenden Bestimmungen auch für solche Fälle
                                 										Anwendung.
                              §. 17.
                              Die Centralbehörden der einzelnen Bundesstaaten sind befugt,
                                 										in einzelnen Fällen von der Beachtung der vorstehenden
                                 										Bestimmungen zu entbinden.
                              §. 18.
                              Die vorstehenden Bestimmungen finden keine Anwendung:
                              1) auf Kochgefäße, in welchen mittelst
                                 										Dampfes, der einem anderweitigen Dampfentwickler entnommen
                                 										ist, gekocht wird;
                              
                              2) auf Dampfüberhitzer oder Behälter,
                                 										in welchen Dampf, der einem anderweitigen Dampfentwickler
                                 										entnommen ist, durch Einwirkung von Feuer besonders erhitzt
                                 										wird;
                              3) auf Kochkessel, in welchen Dampf aus
                                 										Wasser durch Einwirkung von Feuer erzeugt wird, wofern
                                 										dieselben mit der Atmosphäre durch ein unverschließbares, in
                                 										den Wasserraum hinabreichendes Standrohr von nicht über fünf
                                 										Meter Höhe und mindestens acht Centimeter Weite verbunden
                                 										sind. (Mittheilungen des Gewerbevereines für Hannover, 1871
                                 										S. 97.)
                              
                           
                        
                           Neue Stopfbüchsenpackung.
                           Zur Packung von Stopfbüchsen stellt Girwood (Barking road,
                              									Bromley bei London) Ringe aus Kupferdrahtgeflecht her. Das
                              									Drahtgewebe wird zusammengewickelt, bis die genügende Dicke
                              									erreicht ist, dann viereckig oder in irgend eine andere Form
                              									gepreßt und ringförmig zusammengebogen. Diese Dichtung besitzt
                              									beträchtliche Elasticität, und läßt sich auch bei überhitztem
                              									Dampfe und hoher Dampfspannung verwenden. (Deutsche
                              									Industriezeitung, 1871, Nr. 14.)
                           
                        
                           Ueber Whitworth's Methode des Stahlgusses unter hydraulischem
                              									Druck.
                           In einem Vortrage über die Fortschritte in der Eisen- und
                              									Stahlindustrie im Iron and steel
                                 										Institute zu London bezeichnete Henry Bessemer Joseph Whitworth's Methode des Gusses unter hydraulischem
                              									Druck als eine der wichtigsten Neuerungen in der Stahltechnik;
                              									er bemerkte darüber: „Das Gießen großer Stahlmassen
                                 										ohne Blasen hat lange Schwierigkeiten gemacht, namentlich
                                 										weil bei der außerordentlich hohen Temperatur des
                                 										geschmolzenen Stahles eine gewisse Menge Sauerstoff
                                 										absorbirt wird, welche von dem Stahle so lange
                                 										zurückgehalten wird, als die hohe Temperatur erhalten wird,
                                 										bei Beginn der Erstarrung aber wieder abgegeben wird und den
                                 										Guß häufig porös macht. Ein anderer Uebelstand bei
                                 										Stahlgüssen rührt von der krystallinischen Structur her,
                                 										welche der Stahl beim Erstarren annimmt. So lange diese
                                 										Krystalle in ihrem ursprünglichen Zustand bleiben, ist die
                                 										Masse nur wenig cohärent; ihre Zugfestigkeit ist kaum halb
                                 										so groß wie nach dem Hämmern oder Walzen. Sie läßt sich nur
                                 										um wenig biegen, ohne zu brechen, und besitzt zugleich eine
                                 										höchst beschränkte Ausdehnungsfähigkeit. Wird dagegen der
                                 										Stahl beim Uebergang aus dem flüssigen in den festen Zustand
                                 										einem starken Druck unterworfen, so werden die Krystalle,
                                 										die sonst fast unabhängig von einander bleiben würden, bei
                                 										der hohen Temperatur so innig miteinander verbunden oder
                                 										zusammengeschweißt, daß eine höchst vollständige Cohärenz
                                 										des Ganzen eintritt, wahrscheinlich eine vollständigere, als
                                 										sich durch nachträgliches Hämmern irgend erreichen ließe.
                                 										Schon im Jahr 1856 beschrieb ich selbst (Bessemer) eine Methode, Stahl
                                 										unter hydraulischem Druck in eisernen Formen zu gießen,
                                 										wobei ein Kolben durch den hydraulischen Druck, der auf
                                 										seine Rückseite wirkte, auf der einen Seite der Form in den
                                 										halbflüssigen Stahl eingepreßt wurde. Etwa gleichzeitig kam
                                 										ich auf den Gedanken, die Entwicklung von Gasen aus
                                 										geschmolzenem Stahl durch den Druck comprimirter Luft oder
                                 										von Gasen zu vermeiden, welche in einen starken
                                 										geschlossenen, die Form und das Gußstück enthaltenden
                                 										Behälter eingepreßt würden; durch andere Beschäftigung wurde
                                 										ich aber von weiteren Versuchen in dieser Richtung
                                 										abgehalten. Vor wenigen Jahren kam nun auch Whitworth, dem die Darstellung
                                 										von blasenfreiem, genügend festem Stahl für seine Kanonen
                                 										und Geschosse viel Schwierigkeit machte, ganz unabhängig von
                                 										mir auf den Gedanken, auf den noch flüssigen Stahl einen
                                 										durch Wasserdruck in die Form eingetriebenen Kolben wirken
                                 										zu lassen. Seine Versuche sind ms zu einem gewissen Grad
                                 										vollständig gelungen; das nach diesem Verfahren erzeugte
                                 										sogenannte Whitworth-Metall zeigt auch in großen
                                 										Gußstücken nicht die geringste Blase. Die große Wichtigkeit
                                 										eines Verfahrens, aus einem schmiedbaren Metall, das fester
                                 										als Schmiedeeisen ist, durch Guß leicht beliebige Formen
                                 										herzustellen, liegt auf der Hand; aber die Herstellung
                                 										beliebiger Formen macht jetzt eben noch Schwierigkeiten. Bei
                                 										complicirteren Formen, z.B. doppelt gekröpften
                                 										Locomotivkurbelachsen, würde es höchst schwierig seyn,
                                 										das Abreißen der zwischen den Kröpfungen befindlichen
                                 										Formtheile durch den hohen, auf das eine Ende der Form
                                 										ausgeübten Druck zu verhindern und unmöglich würde es seyn,
                                 										den Druck des Kolbens durch die Biegungen während des
                                 										Festwerdens des Stahles zu übertragen; bei flüssigem Zustand
                                 										des Stahles würde dieß allerdings keine Schwierigkeit haben,
                                 										die Pressung würde aber dann auch ohne die gewünschte
                                 										Wirkung seyn. Auch in anderen Beziehungen bietet die
                                 										Anwendung des Verfahrens große Schwierigkeiten; die Formen
                                 										müssen außerordentlich fest hergestellt werden und dürfen
                                 										auf der Innenseite nur mit sehr dünnen Schichten von Lehm
                                 										oder Masse überzogen seyn, wenn letztere nicht durch den
                                 										Druck zerrissen und somit die Gestalt des Gußstückes
                                 										beschädigt werden sollen; andererseits wird eine eiserne,
                                 										nur mit dünnen Schichten eines nachgiebigen Materiales
                                 										überzogene Form die Zusammenziehung des Gusses
                                 										beeinträchtigen, der dann selbst dem Reißen ausgesetzt wäre.
                                 										Alle diese Schwierigkeiten würden sich aber wohl vermeiden
                                 										lassen, wenn man unter Anwendung eines gewöhnlichen
                                 										Formkastens ganz in gewöhnlicher Weise formte und dann die
                                 										ganze Form in ein starkes Gefäß einsetzte; die Oeffnung,
                                 										durch welche der Stahl in dieses eingegossen wird, müßte
                                 										durch eine Schraube verschließbar seyn. In diesem Gefäß wäre
                                 										nun allmählich durch Verbrennung eines Gemisches von
                                 										gepulvertem Anthracit und Natronsalpeter eine künstliche
                                 										Atmosphäre von beliebiger Pressung zu erzeugen, welche nach
                                 										allen Richtungen auf das Gußstück einwirkte, ohne einen
                                 										nachtheiligen einseitigen Druck auf die Form
                                 										auszuüben.“ (Engineering, April 1871, S. 247.)
                           
                        
                           Gasretorten aus hämmerbarem
                              									Gußeisen.
                           Solche werden neuerdings von dem Eisenwerk Kaiserslautern
                              									angefertigt. Dieselben zeichnen sich durch große Haltbarkeit bei
                              									geringem Gewicht aus, und sind bereits in der neuen Frankfurter
                              									Gasfabrik, sowie in vielen anderen namhaften Gasanstalten
                              									eingeführt. (Deutsche Industriezeitung, 1871, Nr. 14.)
                           
                        
                           Ueber sprödes Gold.
                           Die merkwürdige Erscheinung, daß das Krystallisiren von
                              									Substanzen durch die Gegenwart von kleinen Kernen befördert
                              									wird, ist längst bekannt; neuere, von Chandler Roberts, Chemiker der Münze der
                              									Vereinigten Staaten, angestellte Versuche haben aber dem
                              									Gegenstande ein erhöhtes Interesse verliehen. Kleine Spuren von
                              									Blei, Antimon, Wismuth oder Arsen ertheilen der gesetzlichen
                              									Normallegirung von Gold und Kupfer ein krystallinisches Gefüge
                              									und einen außerordentlichen Grad von Sprödigkeit, und machen
                              									dieselbe für die Vermünzung ganz ungeeignet. Diese auffallende
                              									Wirkung findet selbst dann statt, wenn die Menge des schädlichen
                              									Metalles nicht über 1/1900 Theil der Goldlegirung beträgt. Durch
                              									das kürzlich in der Münze der Vereinigten Staaten eingeführte
                              									Verfahren zum Geschmeidigmachen von sprödem Golde mittelst
                              										ChlorgasDieses von Miller in Sydney
                                    											herrührende Verfahren ist im polytechn. Journal, 1870,
                                    											Bd. CXCVII S. 43 ausführlich beschrieben. ist nun aber eine Frage von bedeutender Wichtigkeit für
                              									die Münzkunst in befriedigender Weise gelöst worden. (Scientific American, April 1871, S.
                              									240.)
                           
                        
                           Neue Krystallfarbe
                              									(Stahl-Bronze).
                           Der Farbenfabrik von Friedr. Rotter in
                              									Amberg bei Nürnberg ist es gelungen, ihre Mineralbrocate um eine
                              										Stahl-Bronze zu,
                              									vermehren. Bei dem brillanten Lüster dieser Novität, ihrer
                              									neutralen Farbe, und dem Umstande daß dieselbe behufs ihrer
                              									Befestigung wegen ihrer metallischen Schwere ganz die
                              									Eigenschaft der sonstigen Bronzen theilt, dürfte solche zur
                              									Verwendung als effectvolle Decoration für vorübergehende wie
                              									bleibende Zwecke um so mehr zu empfehlen seyn, als der Producent
                              									bis zur natürlichen Grenze Garantie für ihre Unveränderlichkeit
                              									übernehmen kann. D.
                           
                        
                           
                           Verfahren zur Darstellung von Alaun, von
                              									P. Spence in Newton-Heath
                              									(England).
                           Spence verwendet bei seinem Verfahren
                              									(patentirt am 9. Juni 1870) als Grundmaterial ein in Westindien
                              									sich vorfindendes Mineral, das unter dem Namen Rondondo Phosphat bekannt ist, und
                              									aus Thonerde und Phosphorsäure mit etwas Eisen besteht. Das
                              									Mineral wird klein gepocht, mit Kohle in Kalköfen bis zur
                              									Rothgluth erhitzt und sodann in bleiernen Pfannen mit
                              									Schwefelsäure von 1,6 Dichte übergossen. Um das Auflösen zu
                              									beschleunigen, wird Dampf in die Mischung geleitet. Die Menge
                              									der Schwefelsäure hängt von dem Thonerdegehalte des Minerals ab.
                              									Nach stattgehabter Auflösung wird die Flüssigkeit mit Wasser bis
                              									auf 1,45 Dichte verdünnt und nun in geschlossene Bleigefäße
                              									gebracht, in welche ein Strom von Ammoniakgas geleitet wird. Das
                              									Ammoniak wird durch Destillation von bei der Gasfabrication
                              									gewonnenen ammoniakalischen Flüssigkeiten dargestellt. Auf eine
                              									Tonne Mineral werden, je nach dem Thonerdegehalte, 600 bis 900
                              									Gallons dieser Gaswässer verwendet. Nachdem die erforderliche
                              									Menge Ammoniaks in die mineralische Lösung destillirt worden,
                              									wird diese absetzen gelassen, darauf in Bleipfannen abgezogen
                              									und hier krystallisirt. Die Mutterlaugen, welche nunmehr
                              									Phosphorsäure mit kleinen Mengen von schwefelsaurer Thonerde,
                              									Eisenvitriol und schwefelsaurem oder phosphorsaurem Ammon
                              									enthalten, können nach Eindampfen oder sonst geeigneter
                              									Behandlung für Düngerzwecke verwendet werden. (Berichte der
                              									deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 2.)
                           
                        
                           Verfahren zur Concentration der
                              									Schwefelsäure durch Abdampfen bei niedriger Temperatur.
                           Zum Concentriren der Schwefelsäure durch Eindampfen derselben bei
                              									einer unter ihrem Siedepunkte liegenden Temperatur empfiehlt J.
                              										Stoddard (Uphall Mineral Oil Works, N. B.) aus eigener
                              									Erfahrung, die zu concentrirende Säure auf die gewöhnliche Weise
                              									in einer Bleipfanne zu erhitzen und, sobald sie die Temperatur
                              									von 149° bis 150° C. erreicht hat, einen Strom
                              									atmosphärischer Luft durch sie hindurchzublasen, während ihre
                              									Temperatur mit Hülfe der Pfannenfeuerung auf der angegebenen
                              									Höhe erhalten wird. Mittelst dieses Verfahrens läßt sich, ohne
                              									die Temperatur viel über 150° C. steigern zu müssen,
                              									leicht braune Schwefelsäure (brown
                                 										vitriol) von 1,700 spec. Gew. herstellen, ebenso kann
                              									man durch dasselbe Verfahren concentrirte Schwefelsäure in einer
                              									Bleipfanne bei Anwendung einer Temperatur von ungefähr
                              									260° C. gewinnen. (Chemical News,
                                 										vol. XXIII p. 167; April
                              									1871.)
                           
                        
                           Verunreinigung des Chlorbaryums mit
                              									unterschwefligsaurem Baryt.
                           Dr. G. C. Wittstein hat in dem Chlorbaryum, welches in seinem
                              									Laboratorium benutzt wird, Spuren von unterschwefligsaurem Baryt
                              									gefunden. Diese Verunreinigung erklärt sich daraus, daß, wenn
                              									bei der Bereitung des Chlorbaryums das Schwefelbaryum nicht
                              									vollständig durch die Salzsäure zerstört wird, der übrig
                              									gebliebene Rest von Schwefelbaryum nach und nach in
                              									unterschwefligsauren Baryt übergeht, und dieser dann, sofern
                              									nicht umkrystallisirt wird, dem Chlorbaryum anhaften bleibt.
                              									(Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, Bd. XX S.
                              									250.)
                           
                        
                           Reinigung des Wassers durch
                              									schwammförmiges Eisen.
                           In der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und
                              									Heilkunde machte G. Bischof
                              									jun. auf die energisch zersetzende
                              									Wirkung des schwammförmigen Eisens auf im Wasser gelöste
                              									organische Substanzen aufmerksam. Durch ein in angemessener
                              									Welse aus Eisenschwamm gebildetes Filter läßt sich unreines
                              									Wasser mit bedeutender Geschwindigkeit filtriren und dabei so
                              									vollkommen reinigen, daß es ohne Gefahr zum Trinken benutzt
                              									werden kann. Das Wasser verliert nicht an Schmackhaftigkeit und
                              									bleibt Monate lang klar. Sehr übelriechende
                              									und dunkelbraune Flüssigkeiten waren nach der Filtration
                              									wasserhell und geruchlos. (Archiv der Pharmacie, Bd. CXCV S.
                              									273.)
                           Man sehe Runge's Versuche über
                              									Anwendbarkeit des Eisens als Mittel gegen Fäulniß des Wassers,
                              									im polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVI S. 171.
                           
                        
                           Neue Sorte von Glasplatten für
                              									photographische Zwecke.
                           Eine neue Sorte von Glasplatten, die für photographische Zwecke
                              									ganz besonders gut geeignet seyn sollen, wird – nach den
                              									photographischen Mittheilungen – seit einiger Zeit auf
                              									der Glashütte von Jorrest in
                              									Liverpool erzeugt. Gewöhnliches Glas besitzt nämlich eine
                              									natürliche Haut, welche sich dadurch bildet, daß sich die
                              									Außenfläche rascher abkühlt als das Innere. Diese Haut ist
                              									außerordentlich hart und undurchdringlich. Das gewöhnliche Glas
                              									besitzt diese Haut, und Die, welche mit seiner Anwendung für
                              									kleine Photographien vertraut sind, wissen, daß es in Bezug auf
                              									Reinheit bessere Resultate gibt als das Spiegelglas. Letzteres
                              									wird aus Glasscheiden hergestellt, welche man schleift, glättet
                              									und polirt, um ihnen Ebenheit und eine scheinbare Vollkommenheit
                              									der Oberfläche zu geben. Doch gerade dieses ist nur Täuschung.
                              									Durch das Schleifen und Reiben wird die unschätzbare harte Haut,
                              									welche das Glas besitzt, zerstört; das weiche Innere des Glases
                              									wird bloßgelegt und dieses ist verhältnißmäßig empfindlich. Legt
                              									man bedrucktes Papier zwischen solche Glasplatten, so dringt der
                              									fettige Theil der Druckerschwärze in die Poren des Glases ein,
                              									und läßt sich nicht wieder daraus entfernen. Ebenso absorbirt
                              									eine Platte, auf der man schon einmal ein Negativ entwickelt
                              									hat, einen Theil des ausgeschiedenen Silbers, und es ist vielen
                              									Photographen gewiß schon vorgekommen, daß, wenn sie auf
                              									derselben Platte ein zweites Negativ entwickelten, das erste
                              									Bild sich zugleich mit dem neuen auf der vorher anscheinend
                              									reinen Platte mit wunderbarer Schärfe entwickelte. Tritt auch
                              									nicht jedesmal die Störung in solch' entschiedener Gestalt auf,
                              									so ist doch der poröse Charakter des Spiegelglases die Ursache
                              									von vielen Fehlern. Jorrest stellt
                              									nun gewöhnliches Scheibenglas dar, welches durch geeignete
                              									Maschinen sorgfältig polirt wird. Bei dieser Behandlung wird die
                              									harte Haut nicht fortgeschafft und man erhält ein Glas, das frei
                              									ist von allen Unregelmäßigkeiten, dunkeln Stellen, Unebenheiten
                              									etc., so daß es die Vortheile des Spiegelglases mit denen des
                              									rheinischen verbindet.
                           
                        
                           Ueber das Verhalten der mit Rosanilin
                              									gefärbten Zeuge gegen Reagentien; von Philipp Holland.
                           Der Verf. stellte eine Reihe von Versuchen an, um zu entscheiden,
                              									ob man auch in dem auf der Faser fixirten Fuchsin die
                              									vertretbaren Wasserstoffatome durch Radicale ersetzen und somit
                              									das Roth in andere Farben verwandeln könne.
                           Es gelang dem Verf. roth gefärbte Seide in violett gefärbte zu
                              									verwandeln, als er dieselbe in verschlossenen Gefäßen etwa 2
                              									Stunden lang mit Jodäthyl auf 100 bis 110° C. erhitzte.
                              									Das Jodäthyl muß jedoch, wenn der Versuch gelingen soll,
                              									vollkommen trocken seyn, da bei Gegenwart von Feuchtigkeit die
                              									Seide in Folge der Bildung von Jodwasserstoffsäure angegriffen
                              									wird. Uebrigens ist es zweckmäßig, das Jodäthyl mit wenigstens
                              									dem sechsfachen Volumen trockenen Benzols zu verdünnen. Das so
                              									hergestellte Violett vertrug das Waschen besser, als das in
                              									gewöhnlicher Weise mit Triäthylrosanilin gefärbte.
                           Daß es gelingen werde, das auf der Faser fixirte Fuchsin durch
                              									Substituirung von Phenyl in Blau zu verwandeln, ist wenig
                              									wahrscheinlich, da diese Umwandlung eine Temperatur von circa 180° C. voraussetzt bei
                              									welcher die Seidenfaser leidet. Wohl aber gelingt die
                              									Ueberführung in Rothviolett durch Behandlung mit Aldehyd. Mit
                              									Fuchsin gefärbte Seide ändert sofort die Farbe, wenn man sie in
                              									mit Schwefelsäure angesäuerten rohen Aldehyd einlegt. Nach
                              									Verlauf einer halben Stunde ist die Reaction beendigt. Auch kann
                              									man so verfahren, daß man 1 Theil zweifachchromsauren Kalis in 6
                              									Theilen Wasser löst, 1 Theil Schwefelsäure zufügt, gut kühlt, in
                              									kleinen Portionen unter stetem Umrühren etwa 1 Theil Alkohol
                              									zufügt und nach gehöriger Abkühlung die roth gefärbte
                              									Seide einlegt. Das so hergestellte Rothviolett ist bei
                              									Tageslicht außerordentlich lebhaft, bei künstlichem Licht etwas
                              									stumpfer. Man bezeichnet das Aldehydviolett in der Regel als
                              									wenig beständig; das in der angegebenen Weise auf Seide fixirte
                              									soll indessen beständig seyn, und der Verf. ist der Ansicht, daß
                              									auf diesem Wege Seide violett zu färben im Großen billiger
                              									auszuführen seyn werde, als die Fixirung anderer Violetts. Bei
                              									Anwendung einer concentrirten Aldehydlösung soll eine mehr blaue
                              									Nuance resultiren, welche selbst kochender Seifenlösung sehr gut
                              									widersteht.
                           Ein Versuch, das auf Seide fixirte Fuchsin in Grün zu verwandeln, gab ein negatives
                              									Resultat, da unter den Bedingungen, welche das Grün
                              									hervorbringen, die Seide leidet.
                           Die mitgetheilten Versuche wurden sämmtlich unter Verwendung von
                              									mit Fuchsin gefärbter Wolle
                              									wiederholt und ergaben dabei ähnliche Resultate. Auch auf Baumwolle mittelst Albumin fixirtes
                              									Fuchsin konnte in Aldehydviolett verwandelt werden. (Chemical News, December 1870;
                              									polytechnisches Centralblatt, 1871 S. 598.)
                           
                        
                           Verfälschung der rothen Anilinfarben,
                              									Fuchsin, Rubin etc.
                           Hr. Joly, Assistent an der Universität
                              									zu Brüssel, hat gefunden, daß viele rothe Anilinfarben, Fuchsin,
                              									Rubin etc., mit bedeutenden Quantitäten Zucker verfälscht sind.
                              									Analysen haben ihm bewiesen, daß genannte Farbstoffe bis zu 50
                              									Proc. Zucker enthielten. Das beste Verfahren zur Entdeckung des
                              									Zuckers besteht darin, daß man eine Probe des verdächtigen
                              									Farbstoffes mit absolutem Alkohol oder besser mit einer Mischung
                              									von Alkohol und Aether behandelt. Der Alkohol löst die
                              									Farbstoffe auf, indem er den Zucker ungelöst zurück läßt.
                              									(Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei etc., 1871, Nr.
                              									13.)
                           Man vergl. die Mittheilung von A. Ungerer im vorhergehenden Heft S. 339.
                           
                        
                           Ueber das künstliche Alizarin von Gebrüder Gessert in Elberfeld: von
                              										Dr. H. Grothe.
                           Das künstliche Alizarin aus Anthracen wird von der Firma Gebr. Gessert in Elberfeld bereits seit dem vorigen
                              									Jahre im größeren Maaßstabe dargestellt. Es ist dieses Product
                              									bereits in sämmtlichen Kattundruckereien Deutschlands, des
                              									Elsaß, Oesterreichs und Rußlands eingeführt und hat überall eine
                              									gleichmäßig günstige Beurtheilung gefunden.
                           Das künstliche Alizarin wird von den Gebr.
                                 										Gessert in den Handel gebracht in Form eines Teiges,
                              									welcher 10 Proc. trockenen, reinen Farbstoff und keine weiteren
                              									fremden Substanzen enthält. Es ist diese Form die geeignetste
                              									für die Anwendung im Druck, weil in ihr das Alizarin in
                              									möglichst feiner Vertheilung sich findet, also geeignet ist,
                              									möglichst große Flächen zu bedecken. Färbeversuche mit
                              									getrocknetem Alizarin und entsprechender Menge Teig, welche
                              									dieselbe Menge trockenes Alizarin enthielt, angestellt, zeigten
                              									eine bedeutend geringere Ergiebigkeit des getrockneten
                              									Productes.
                           Das Alizarin von Gebr. Bessert ist auf einer Stufe der Reinheit
                              									angelangt, welche nichts zu wünschen übrig läßt. Es ist ca. 25 Proc. stärker als
                              									Krappextract von demselben Gehalte an Trockensubstanz und seine
                              									Farben sind viel schöner, lebhafter und ächter als die des
                              									Krappextractes.
                           Das Alizarin ist zunächst berufen, als Farbe für die
                              									Dampfapplication zu dienen, und zwar erlaubt es, die mit Krapp
                              									oder Garancin bisher gefärbten Artikel der Kattundruckereien
                              									jetzt als Dampffarben zu drucken. Da es schöner ist als das
                              									bisher zu diesem Zwecke benutzte Krappextract, so wird es diesen
                              									Artikel verdrängen.
                           Besonders lebhaft und schön ist das mit Alizarin erzeugte Roth.
                           Als passendes Verhältniß für den Roth druck hat sich folgendes
                              									bewährt:
                           
                              
                                 25
                                 Theile
                                 Alizarinteig von 10 Proc. trockenem Farbstoff,
                                 
                              
                                 10
                                    „
                                 Essigsäure von 8° Baumé,
                                 
                              
                                 10
                                    „
                                 Baumöl
                                 
                              
                           
                           werden mit einander gerührt, bis die Masse
                              									gleichmäßig ist; dann werden zugefügt:
                             3 Theile essigsaure
                              									Kalklösung,
                           bestehend aus 25 Theilen essigsaurem Kalk
                              									in 100 Th. Wasser, und
                           45 Theile concentrirte Gummilösung.
                           Kurz vor dem Drucken gibt man hinzu:
                             7 Theile essigsaure Thonerde
                              									von 8° Baumé,
                           welche bereitet wird, indem man aus 10
                              									Pfd. Alaun die basisch-schwefelsaure Thonerde durch Soda
                              									fällt und in Essigsäure auflöst zu 15 Liter Lösung.
                           Die Stücke werden nach dem Druck getrocknet, dann zwei Stunden
                              									gedämpft, gewaschen und geseift.
                           Es eignet sich diese Vorschrift auch für den Garndruck.
                           Eine nicht weniger wichtige Verwendung hat das Alizarin als
                              									Ersatz der fleurs de Garance
                              									(Krappblumen) in der Lilafärberei. 1
                              									Pfd. Alizarinteig ersetzt 7 bis 8 Pfd. fleurs de Garance.
                           Das Garancin, mit dem das Türkischroth
                              									bisher gefärbt wird, enthält außer dem reinen Alizarin noch
                              									bedeutende Mengen brauner und gelber Farbstoffe, welche alle auf
                              									das gebeizte Garn auffärben, so daß dieses nach der Färbung
                              									schmutzig braunroth aussieht. Durch langwierige Avivagen in
                              									Alkalien, Seifen und Chlor werden die unächten Farbstoffe wieder
                              									vom Garn entfernt, bis endlich die reine rothe Farbe übrig
                              									bleibt. Es ist dieß eine Reihe mühsamer und kostspieliger
                              									Operationen und sind dieselben auch mit Verlusten verknüpft, da
                              									bei dem Abziehen des unächten Farbstoffes unvermeidlich auch
                              									gewisse Quantitäten ächten guten Farbstoffes mechanisch mit
                              									fortgenommen werden.
                           Alle diese Uebelstände sind hingegen vermieden bei der Anwendung
                              									des Alizarinteiges. Derselbe liefert, da er lediglich reinen und
                              									ächten Farbstoff enthält, direct eine reine Farbe, welche nur
                              									einer leichten Seifung bedarf, um einen Glanz zu zeigen, der den
                              									der Garancinfarbe bei weitem übertrifft. Ebenso sind die mit
                              									Alizarinteig erhaltenen Farben ächter wie die mit Garancin
                              									gefärbten, besonders gegen Chlor, was auch einfach in der
                              									größeren Reinheit des Farbstoffes begründet ist.
                           In der Türkischrothgarn-Färberei werden 3 1/2 Theile
                              									Garancin durch 1 Theil Alizarinteig vertreten, ein Verhältniß,
                              									das den resp. Preisen ziemlich proportional ist.
                           In der Färberei des Hrn. J. C. Dunkelnberg in Elberfeld
                              									wird das hellere Rosa mit
                               6 Pfund
                              									Alizarinteig oder
                           300 Grm. trockenem Alizarin
                           auf 100 Pfund Garn gefärbt; das dunklere
                              									mit
                               9 Pfund
                              									Alizarinteig oder
                           450 Grm. trockenem Alizarin
                           auf 100 Pfd. Garn.
                           Das Alizarin kann also den Hoffnungen entsprechen, welche man bei
                              									Bekanntwerden der Liebermann-Graebe'schen Mittheilungen über die
                              									Auffindung desselben allseitig hegte. Es wird dereinst den Krapp
                              									verdrängen! Diese Aussicht steht unwandelbar fest. Wann dieser
                              									Zeitpunkt eintritt, ist natürlich nicht zu bestimmen, doch läßt
                              									sich erwarten, daß bei dem regen Eifer, welcher von Seiten der
                              									wissenschaftlichen und technischen Chemiker und Industriellen
                              									der Untersuchung und Nutzbarmachung dieses Stoffes gewidmet
                              									wird, der Zeitpunkt nicht fern ist. Ist doch bei dem Alizarin
                              									nach Gessert's Methode bereits
                              									erreicht, daß das künstliche Alizarin mit Krappextract und mit
                              										fleurs de Garance und Garancin
                              									in allen Artikeln, wo es sich um ächte Färbungen handelt,
                              									erfolgreich concurriren kann. Allerdings kann es bei ordinären
                              									Farben, wo Garancin mit Rothholz, Quercitron etc. gleichzeitig
                              									zur Anwendung kommen und auch die unächten Farbstoffe desselben
                              									mit benutzt werden, noch nicht gegen dieses Krapppräparat in
                              									Concurrenz treten. – Wir bringen diese Mittheilung, um
                              									zugleich die Strebsamkeit der Gebr.
                                 										Gessert voll anzuerkennen, da sie die einzigen von
                              									allen Fabriken, welche künstliches Alizarin zu fabriciren
                              									unternommen haben, sind, welche über Production von Proben
                              									hinausgekommen sind, und ein gleichmäßiges Product in größeren
                              									Mengen geliefert haben. (Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei
                              									etc., 1871, Nr. 21.)
                           
                        
                           
                           Ein neues brillantes Hellgrün auf
                              									Wolle.
                           Es ist noch Niemand auf die Idee gekommen, aus rothem
                              									Blutlaugensalz hellgrün zu färben, weßhalb meine Mittheilung bei
                              									der brillanten Schönheit, Aechtheit besonders in Walke, woran es
                              									bisher bei Hellgrün so sehr mangelte, und Billigkeit, sowie
                              									Einfachheit des Verfahrens gewiß den Betheiligten willkommen
                              									seyn wird.
                           Ich nehme auf 20 Pfd. Waare (Tuch, Flanell, Garn):
                           1/2 Pfd. rothes Blutlaugensalz.
                           1      „    englische
                              									Schwefelsäure,
                           gehe dann mit der Waare in kaltem Kessel
                              									ein, lasse den Kessel rasch bis zur Kochhitze treiben und die
                              									Waare 1 Stunde lang kochen. Sodann wird die Waare (Tuch,
                              									Flanell) aufgedreht, die Garne ausgehoben, und in dieselbe
                              									Flotte (Bad) 3 Loth (nach gelber Nuance mehr, blauer Nuance
                              									weniger) Pikrinsäure gegeben, worauf nach nochmaligem
                              									viertelstündigen Kochen die Waare fertig ist. Wolle bedarf
                              									natürlich dessen etwas mehr. Ein Grün mit diesem Verhältniß wird
                              									in der Dunkelheit des sogenannten
                              										„Sächsisch-Grün,“ nur bedeutend
                              									schöner, als dieses aus Indigo-Composition oder Carmin
                              									erzeugt ist.
                           Will man nun ganz hellgrüne Nuancen, Wassergrün, Erbsgrün etc.
                              									herstellen, so muß man selbstverständlich die Quantität des
                              									Kalisalzes verringern, z.B. 20 Pfund Waare: 5, 8, dunkler 10
                              									Loth rothes Blutlaugensalz, 1 Pfd. Schwefelsäure, Behandlung wie
                              									oben, sodann 1/2, 1 bis 2 Loth Pikrinsäure.
                           Am schönsten fallen die Grün aus, wenn man den Kessel, nachdem
                              									kalt eingegangen wurde, rasch in die Hitze trieb, also am
                              									Grellsten und Lebhaftesten in Holzkufe und Dampfheizung; werden
                              									dieselben jedoch im Kupferkessel und mit Unterfeuer gemacht, so
                              									übertreffen sie selbst da die bisherigen Indigogrün und sind
                              									ganz walk- und ziemlich luftächt, wenigstens luftächter
                              									als die bisherigen.
                           Das Eingehen der Waare kalt in den Kessel ist unbedingt
                              									nothwendig und zwar aus folgendem Grunde: Wird der Kessel, in
                              									welchem das rothe Blutlaugensalz und die englische Schwefelsäure
                              									sich befinden, angeheizt, bevor die Maare in demselben, so
                              									bildet sich ein Niederschlag (das Berlinerblau), welcher
                              									theilweise im Kessel, am Kesselrand, Haspel (Lummel), Stöcken
                              									etc. sich ansetzt. Würde also auf diese Weise manipulirt, so
                              									wäre das fast doppelte Quantum rothes Blutlaugensalz
                              									erforderlich, um nur kaum die Nuance so dunkel zu bringen als es
                              									so auf die einzig richtige Art mit dem einfachen Quantum erzielt
                              									wird. Außerdem wird die Farbe bedeutend trüber, und schmutzt die
                              									Waare.
                           Es hat mir diese Färbeweise bisher, seitdem ich das richtige
                              									Verhältniß ermittelt habe, noch nie mißglückt und färbe ich mit
                              									der größeren Sicherheit. – Ein tieferes Grün jedoch als
                              									mit höchstens 1 Pfd. Kalisalz auf 20 Pfd. Waare ist nicht gut zu
                              									erzeugen, da mehr Kalisalz auch mehr Schwefelsäure erfordern
                              									würde und dieselbe der Waare nicht von Nutzen ist. Carl Pfundheller.
                              									(Wollengewerbeblatt.)
                           
                        
                           Anwendung des neutralen Wasserglases zur
                              									Wollwäsche.
                           Eine höchst wichtige Mittheilung für die Woll-Industrie
                              									ist die Anwendung des neutralen Wasserglases zur Wollwäsche.
                           Die Behandlung ist so einfach und billig, daß man nach einem
                              									kleinen Versuche bald die Ueberzeugung gewinnt, daß das
                              									Wasserglas wohl das beste und billigste bis jetzt bekannte
                              									Waschmittel, besonders für Wolle ist.
                           Man nimmt auf 40 Theile 40–45 Grad Réaumur warmes
                              									Wasser, 1 Theil von unserem zu diesem Zwecke bereiteten
                              									neutralen Wasserglas, legt die Wolle einige Minuten lang hinein
                              									und verarbeitet sie ein wenig mit der Hand; alsdann spult man
                              									dieselbe mit kaltem oder lauem Wasser aus, und erhält eine Wolle
                              									so vollständig rein weiß und so total geruchlos, daß man das
                              									Resultat dieser Manipulation kaum glauben würde, wenn man die
                              									Probe nicht selbst gemacht hätte. Die Wolle bleibt auch nach
                              									dieser Wäsche vollständig weich, leidet überhaupt durch dieselbe
                              									nicht im Geringsten an Qualität, selbst wenn sie mehrere Tage in
                              									der Wasserglaslösung liegen bleibt und dann erst mit warmem
                              									Wasser ausgespült wird.
                           Man kann auf diese Weise nicht allein die Wolle sehr rasch
                              									waschen, indem man sie in Körben oder Netzen einigemal in einer
                              									wie oben bereiteten 40–49 R. warmen
                              									Wasserglas-Lösung auf und ab läßt und alsdann mit klarem
                              									Wasser wieder abspült, sondern auch die Schafe
                              									werden sehr leicht und schnell schneeweiß, wenn man sie, nachdem
                              									man ihnen die Augen durch Verbindung geschützt, in einem
                              									Behälter mit obiger Lösung von 40–45° R. Wärme
                              									eine Minute wäscht und dann mit reinem Wasser abspült.
                           In Kammgarnspinnereien müßte die Wolle erst in ein Bad von 40
                              									Theilen 40–45° R. warmem Wasser und 1 Th.
                              									Wasserglas 10 Minuten eingeweicht und dann in ein zweites Bad
                              									von 80 Theilen circa 30°
                              									warmem Wasser und 1 Theil, Wasserglas gebracht werden.
                           Man erhält auf diese Art eine sehr schöne und gewiß billige
                              									Wäsche ohne Anwendung von Seife und Soda; die Wolle wird
                              									mindestens ebenso weiß, rein und weich, wie nach allen bis jetzt
                              									bekannten Waschmethoden.
                           Auch bei der gewöhnlichen Hauswäsche leistet das Wasserglas
                              									Unglaubliches.
                           In eine Mischung von 20–30 Th. 40–50° R.
                              									warmem Wasser mit 1 Th. unseres Wasserglases legt man die Wäsche
                              									Abends hinein und bearbeitet sie des Morgens mit einem Stock,
                              									nachdem man die Brühe vorher mit etwas warmem Wasser wieder
                              									aufgewärmt hat, dann legt man die Wäsche zum Abträufeln über ein
                              									Bret oder über ein paar Stöcke und findet an der schmutzigen
                              									Brühe, die zurückbleibt und abläuft, daß der größte Schmutz
                              									bereits aus der Wäsche entfernt ist; was davon noch in der
                              									Wäsche sitzt, läßt sich mit wenig Seife rasch entfernen. Es ist
                              									nun rathsam, die Wäsche nochmals mit einer schwachen
                              									Wasserglaslösung (auf 50 Theile Wasser, 36–40° R.
                              									warm, nimmt man 1 Th. Wasserglas) zu behandeln und dann mit
                              									reinem warmem Wasser auszubrühen. (Noch einfacher geschieht dieß
                              									in der Waschmaschine.)
                           Die auf diese Weise erhaltene Wäsche ist blendend weiß und bedarf
                              									der Bleiche nicht, dazu stellt sich dieß Verfahren wesentlich
                              									billiger und läßt sich viel rascher bewerkstelligen, als das
                              									bisher gewohnte mit Soda und Seife.
                           Farbige Wollstoffe werden in einer schwachen
                              									Wasserglas-Lösung von 50 Th. 30–40° R.
                              									warmem Wasser und 1 Th. Wasserglas gewaschen.
                           Wir belassen das Wasserglas ab Worms und Filiale in Berlin,
                              									Hermsdorfer Straße Nr. 4 und 5, à 1 2/3 Thlr. per
                              									50 Kil. in Petroleumfässern und bemerken, daß dasselbe auch von
                              									unserem Zweiggeschäft Firma „K. K. p.
                                 										Wasserglasfarben- und chemische
                                 										Producten-Fabrik in Wien“ (Wieden),
                              									Wielandgasse Nr. 3, zu beziehen ist.
                           v. Baerle und Comp. in Worms.
                           (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen,
                              									1871, Nr. 15.)
                           
                        
                           Das Tannin in der Bierbrauerei.
                           Das Tannin ist bekanntlich der reine Gerbstoff der Galläpfel und
                              									besitzt alle Eigenschaften des Hopfengerbstoffes, von welchen
                              									wir wissen, daß auf seiner Anwesenheit in den Blättern der
                              									Hopfendolde wesentlich die klärenden und conservirenden
                              									Eigenschaften des Hopfens beruhen. Ein Zusatz von 15 Grammen
                              									Tannin, welches einen Werth von 1 1/2 Sgr. besitzt, wirkt eben
                              									so klärend und läuternd auf das Bier, wie 1 Pfund bester Hopfen.
                              									Es liefert das Tannin, welches vor seiner Anwendung in der
                              									acht- bis zehnfachen Menge warmen Wassers gelöst und dann
                              									der Würze zugesetzt wird, während des Kochens eine vollständige
                              									Klärung und auf dem Kühlschiffe einen schnell sich
                              									abscheidenden, festen Kühlschlamm. Der Hopfen kann demzufolge in
                              									allen den Fällen, in welchen man, auf dessen Aroma und
                              									Bitterstoff verzichtend, ein süßes, weiniges Bier herstellen
                              									will, vollständig und mit Vortheil durch Tannin ersetzt werden,
                              									und die Anwendung dieses neuen Klärungsmittels bahnt die
                              									Fabrication ganz neuer, hopfenfreier Biersorten an, und überhebt
                              									den Brauer der Anwendung der (ebenfalls durch ihren Gehalt an
                              									Gerbstoff wirkenden) Späne und aller sonstigen Klärstoffe.
                           Mit der Anwendung des Tannins wird aber in der Bierbrauerei eine
                              									ganz neue Epoche hervorgerufen, die als Zielpunkt die
                              									Darstellung der sogenannten Lusacbiere besitzt, auf welche wir später zurückkommen
                              									werden, und mit deren Bereitung die deutsche Bierbrauerei sich
                              									an die Spitze der Reorganisation des deutschen Brauverfahrens
                              									überhaupt zu stellen berufen ist. (Der Bierbrauer, 1871, Nr.
                              									1)