| Titel: | Anwendung der Mineralöle zum Reinigen der Wäsche. | 
| Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. XXXIII., S. 125 | 
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                        XXXIII.
                        Anwendung der Mineralöle zum Reinigen der
                           								Wäsche.
                        Aus dem bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt,
                              									1872 S. 81.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									III.
                        Anwendung der Mineralöle zum Reinigen der Wäsche.
                        
                     
                        
                           Zum Reinigen der Wäsche diente bisher fast ausschließlich die Seife. Ihre Anwendung,
                              									welche hauptsächlich auf der Fähigkeit Fette aufzulösen beruht, erfordert vor Allem
                              									möglichst wenig, am besten gar nicht façonnirte und (mit geringen Ausnahmen)
                              									unbesetzte Gegenstände; ferner müssen dieselben ächt gefärbt seyn, und dürfen durch
                              									Seife nicht angegriffen oder zerstört werden.
                           Bei der natürlichen Abneigung des Publicums, schmutzige Sachen behufs Reinigung
                              									entweder von allem Besatz zu befreien oder gar ganz zu zertrennen, und bei dem
                              									Umstande daß nicht ganz ächtfärbige Stoffe sowie Stoffe die von Thieren abstammen,
                              									also Wolle, Seide, Leder, durch Seife nachtheilig verändert oder zerstört werden,
                              									war man vielfach bemüht, zweckentsprechende Waschmittel zum Ersatz der Seife
                              									ausfindig zu machen. Von allen zu diesem Zwecke in Anwendung gekommenen Substanzen
                              									haben sich die flüchtigen Producte, welche bei der Destillation des Petroleums als
                              									Nebenproducte gewonnen werden und unter verschiedenen Namen wie Naphta, Benzin,
                              									Ligroin etc. in den Handel gelangen, am besten bewährt. Die mittelst dieser Stoffe
                              									bewirkte sogenannte Trocken-Reinigung ermöglich;
                              									die Wäsche fast aller Stoffe und in allen Farben, ob ächt oder unächt gefärbt,
                              									ferner nimmt sie dem Stoffe Nichts von der ihm beiwohnenden neuen Appretur und
                              									erlaubt das Vorhandenseyn von Besatz aller Art; ausgenommen hiervon sind im
                              									Allgemeinen die baumwollenen Artikel, sowie die hellen Beinkleider und Westen.
                           Ich gebe im Nachstehenden nach der Brochüre „Die
                                    											chemischtrockene Reinigung von Hermann Droeße; Berlin, Verlag von
                                 										Theobald Grieben, 1871“ eine kurze
                              									Beschreibung dieser in Berlin und anderen Orten in Anwendung gebrachten neuen
                              									Methode des Waschens und der dazu erforderlichen Einrichtungen.
                           Die zur trockenen Wäsche bestimmten Gegenstände sortirt man folgendermaßen:
                           1) weißseidene Garderobestücke, sowie solche, bei denen Weiß in
                              									der Musterung vorherrschend ist;
                           2) weißwollene, halbwollene etc., sowie gleichfalls die, bei
                              									denen ein weißer Grund vorwiegt;
                           3) sammetene und die anderen seidenen;
                           4) halbwollene und die helleren reinwollenen;
                           5) dunkle wollene, als Herrenröcke, Paletots etc., wie etwaige
                              									besonders schmutzige halbwollene,
                           um sie nach dieser Reihenfolge in die Waschmaschine zu
                              									bringen, von welcher Fig. 12 den
                              									Längen- und Fig. 13 den Querdurchschnitt darstellt. Die Waschmaschine besteht aus
                              									einem äußeren festen Mantel und einer inneren beweglichen Lattentrommel. Die Latten
                              									derselben sind circa 1 1/2 Zoll breit, haben gegen
                              									einander einen Zwischenraum von 1/4 Zoll und sind an den beiden vollen Seitenflächen
                              									zur Hälfte eingelegt und mit Holzschrauben befestigt. Der Querdurchschnitt zeigt,
                              									daß der äußere Mantel aus einer unteren festen und einer oberen abnehmbaren Hälfte
                              									sich zusammensetzt, welche beide in einem Absatz derart aufeinander passen, daß bei
                              									der in Bewegung gesetzten inneren Trommel Nichts von dem Waschproduct, Naphta etc.,
                              									nach außen fließen und verloren gehen kann.
                           Die innere Trommel hat eine durch die ganze Länge der Latten gehende Thür, welche an
                              									beiden Enden vermittelst Flügelschrauben oder anderer Schlösser fest zu verschließen
                              									ist. Die obere Mantelhälfte hat auf ihrer vorderen Hälfte einen gleichfalls in einem
                              									Absatze liegenden Deckel und zwar von solcher Größe, daß die Thür der Lattentrommel
                              									durch die Oeffnung gehen kann, man also beim Laden und Entladen der Waschmaschine
                              									die ganze obere Hälfte des Mantels nicht abzuheben braucht. Die Durchgangslöcher in
                              									den Seitenwänden des äußeren Mantels dürfen nicht größer seyn, als die Stärke der
                              									eisernen Wellen gerade erfordert. Die untere und obere Hälfte des Mantels, sowie der letzteren Deckel
                              									sind innen sauber mit Zinkblech auszuschlagen und in den Fugen sorgfältig zu
                              									verlöthen, da Naphta etc. das Holz austrocknen und durchlaufen würde. Die bewegliche
                              									Lattentrommel wird durch einen Riemen auf der Riemenscheibe a, welcher mit einer Scheibe der Dampfmaschine oder deren Transmission in
                              									Verbindung steht, in Bewegung gesetzt und kann vermittelst eines in Fig. 13 angegebenen
                              									Ausrückers ausgeschützt werden, indem der letztere die Verkuppelung c (Fig. 13) theilt. Die
                              									Welle, welche von der Riemenscheibe bis zur Lattentrommel läuft, an der sie
                              									befestigt ist, besteht also aus zwei Theilen, deren Endpunkte innerhalb der
                              									beweglichen Hälfte der Verkuppelung an einander stoßen, wodurch ermöglicht wird, daß
                              									nach dem Ausschützen der Waschmaschine zu anderen Zwecken, mit ihr auch die Welle
                              										a in Bewegung bleiben kann. Zur Reinigung der
                              									unteren Mantelhälfte kann die ganze innere Trommel herausgehoben werden, indem man
                              									den an dem äußeren Lager innen befindlichen Stellring löst und die Trommel ein wenig
                              									nach außen schiebt, wodurch das der Riemenscheibe zugekehrte Stück der an der
                              									Lattentrommel befestigten Welle aus dem beweglichen Theile der Verkuppelung geht und
                              									frei wird; für diesen Fall ist dann auch selbstverständlich die ganze obere Hälfte
                              									des Mantels abzunehmen.
                           Der äußere Mantel ist in seiner unteren Hälfte an der der Riemenscheibe zugekehrten
                              									Seite um einen Zoll tiefer, als an der anderen (18 und 17 Zoll), um das Auslaufen
                              									der ganzen Waschflüssigkeit nach dem Gebrauche durch den Hahn d zu erleichtern. Das im Querdurchschnitt Fig. 13 sichtbare, in der
                              									inneren Trommel angebrachte Bret y nimmt die in
                              									letzterer befindlichen Gegenstände zum Theil bei ihrem jedesmaligen Umgange mit in
                              									die Höhe und läßt sie nach Erreichung des höchsten Punktes wieder nach unten in die
                              									Flüssigkeit fallen; zudem erleiden sie auf den nach innen etwas abgerundeten Latten
                              									der sich drehenden Trommel beständig eine sanfte aber wirksame Reibung.
                           Bei Behandlung der, wie oben angegeben, sortirten Garderobestücke verfährt man in
                              									folgender Weise:
                           Zunächst füllt man die Waschmaschine – nach Abnahme des Deckels des Mantels
                              									und Oeffnen der Lattenthür der Trommel – mit dem zur Verwendung kommenden
                              									Product, Naphta etc., bis das Niveau circa 3 bis 4 Zoll
                              									in die Lattentrommel hineinsteigt, wozu etwa 6 bis 7 Eimer Flüssigkeit erforderlich
                              									sind. In Fig.
                                 										12 und 13 gibt die Linie ef das ungefähre
                              									Niveau der Füllung an.
                           Man bereitet nun den ersten Posten der zu reinigenden Gegenstände für die Maschine
                              									vor.
                           
                           Auf einen mit Zink beschlagenen, an den Rändern oben und zu beiden Seiten mit einer
                              									Leiste versehenen Tisch wird jedes Stück einzeln ausgebreitet und an den
                              									schmutzigsten Stellen, bei Kleidern z.B. unten herum, unterhalb der Aermel, auf der
                              									Vorderseite der Taille etc., scharf mit dem Waschmittel gebürstet. Man bedient sich
                              									hierzu sowohl starker Borsten- wie guter Wurzelbürsten. Bei dünnen Stoffen
                              									wendet man selbstverständlich auch schwächere Bürsten an; bei Gaze, Grenadine etc.
                              									unterläßt man das Bürsten ganz. Seide kann und muß scharf, am besten durchweg
                              									gebürstet werden, ohne jede Gefahr, daß man helle Stellen reibe (wie dieß beim
                              									Bürsten ohne Flüssigkeit der Fall wäre) oder der Seide den Glanz nehme; nur sorge
                              									man dafür daß die Bürste stets gehörig mit Naphta etc. getränkt sey. Alle übrigen
                              									dünnen Stoffe bürstet man nur der Kette entlang, um ein etwaiges Verziehen der Fäden
                              									zu verhüten. Gleicherzeit sind Haken etc. bei allen Sachen zu entfernen oder
                              									niederzuschlagen, um in der Waschmaschine Nichts zu zerreißen.
                           Die Leisten am Tische verhindern den Verlust von Waschflüssigkeit; man stellt jenen
                              									nach vorn etwas gesenkt und fängt das schmutzig Ablaufende vermittelst einer an der
                              									Vorderseite des Tisches befindlichen Nuth in einem Gefäß auf. Es liegt auf der Hand,
                              									daß der unnöthige Verlust von jedem Tropfen Naphta, Benzin oder sonstigem
                              									Waschmittel vermieden werde, da dieser selbst in der allerschmutzigsten Gestalt (wie
                              									unten gezeigt wird) wieder nutzbar und klar zu machen ist.
                           Kleinere Sachen, welche leicht durch die Lattentrommel fallen könnten, als Schlipse,
                              									Bänder, Schwanbesatz etc., wie auch sehr dünne feine Gewebe, Spitzen u. dgl., thut
                              									man in einen Musselinsack, bindet ihn zu, und legt diesen wie die anderen
                              									angebürsteten Gegenstände in die Maschine, schließt die Thür der Trommel und des
                              									Mantels, und setzt sie in der bekannten Weise in Bewegung. Während die Maschine
                              									läuft, bürstet und bereitet man die nächste Ladung vor.
                           Die Dauer und Schnelligkeit der Umdrehungen der Waschmaschine richten sich nach der
                              									Qualität der Stoffe der betreffenden Ladung. Dünne weiße Stoffe kann man zur
                              									Erreichung eines vollständig weißen Grundes circa 25 bis
                              									30 Minuten bei 20 Umdrehungen der Waschmaschine per
                              									Minute laufen lassen; seidene und Sammet-Sachen höchstens 8 bis 12 Minuten
                              									bei 15 Umdrehungen; dicke weiße Stoffe, wie alle halbwollenen, eine gute halbe
                              									Stunde bei 25 Umdrehungen; die dunklen Stoffsachen etc. ohne Sorge 3/4 bis 1
                              									Stunde.
                           Nach Ablauf dieser Zeit nimmt man nach Ausschützen der Maschine die Sachen vorsichtig
                              									in ein unten stehendes Gefäß heraus und ladet die Maschine mit der bereits
                              									getrübten, aber vollständig brauchbaren Flüssigkeit, mit der nächsten dunkleren Post.
                              									Die herausgenommenen Sachen werden in eine mit reinem Waschproduct gefüllte
                              									Spülwanne, am besten in ein Kupfer- oder mit Zinkblech ausgeschlagenes
                              									Holzgefäß von flach halbkugeliger Gestalt, stückweise gebracht, gespült und dann
                              									getrieselt. Die Centrifugalmaschine sey von der größtmöglichen Schnelligkeit und ist
                              									auf den höchsten Punkt ihrer Leistungsfähigkeit anzuspannen, um so viel als möglich
                              									das in den Stoffen enthaltene Waschproduct wieder zu gewinnen, welches man in einem
                              									der „Schnauze“ der Centrifuge sich anpassenden Gefäße auffängt
                              									und, wenn das Niveau in der Waschmaschine gefallen, dieser wieder zusetzt. Während
                              									des Austrieselns ist die Centrifuge mit einem auf dem Mantel der letzteren in Filz
                              									aufliegenden Deckel zu schließen. Sammet allein ist weniger stark zu trieseln; allen
                              									anderen Stoffen, also auch der Seide, schadet scharfes Trieseln keineswegs, wenn man
                              									beim Entladen der Centrifuge Stück für Stück tüchtig in der bekannten Weise zwischen
                              									den Händen klopft.
                           Aus der Centrifugalmaschine werden die Gegenstände schnellstens in ein Trockenzimmer
                              									von möglichst hoher Temperatur gebracht.
                           Mit den übrigen Ladungen der Waschmaschine verfährt man in derselben Weise, wie
                              									angegeben, dabei als Princip festhaltend, die in Thätigkeit befindliche Flüssigkeit,
                              									das ist die in der Waschmaschine und Spülwanne, so viel und so schnell als möglich
                              									auszunutzen. Letzteres schon aus dem Grunde, um das bei der Natur aller zur
                              									Trocken-Reinigung verwendeten Flüssigkeiten unvermeidliche Verdunsten
                              									derselben auf das Minimum zu reduciren.
                           Sodann kommt noch Folgendes in Betracht: So lange die Flüssigkeit in Bewegung und
                              									Thätigkeit bleibt, hat sie durch den von ihr aufgenommenen Schmutz der
                              									vorhergegangenen Ladung durchaus keinen Nachtheil und keine geringere
                              									Reinigungskraft für die folgende, und man kann bei richtiger Reihenfolge der Farben
                              									und Stoffe die Flüssigkeit benutzen, bis sie ein ganz schwarzes Aussehen angenommen
                              									hat. Nach kurzem Stehen der Flüssigkeit aber fängt der in ihr enthaltene Schmutz an,
                              									sich zu setzen und eine selbstständige schmierige Masse zu bilden, welche bei
                              									Wiederaufnahme des Gebrauches der Flüssigkeit sich in die Gegenstände festsetzt und
                              									aus Seide und baumwollenem Futter nach dem Trocknen nur äußerst schwer wieder zu entfernen ist. Bei wollenen Sachen hat dieser
                              									Satz weniger, der Schmutz der in Thätigkeit gebliebenen Flüssigkeit gar nichts zu
                              									sagen; dieser ist durch strammes Klopfen und bürsten nach dem Trocknen, jener
                              									gleichfalls in derselben Weise oder durch nochmaliges Laufen in der Waschmaschine zu
                              									entfernen.
                           Mit dem schmutzigen Waschproduct verfährt man folgendermaßen:
                           
                           Ist ein sofortiger Gebrauch der Waschmaschine nicht nöthig, so läßt man es in dieser
                              									wie in der Spülwanne, die mit einem genau passenden, an der Berührungsfläche mit
                              									Filz beschlagenen Holzdeckel bedeckt wird, stehen, wo es sich innerhalb 12 Stunden
                              									vollständig klar absetzt. Man hebt sodann vorsichtig die innere Trommel der
                              									Waschmaschine aus, ohne die Flüssigkeit aufzurühren und schöpft (wie aus der
                              									Spülwanne) behutsam das Klare von oben ab, läßt das unten befindliche Schmutzige in
                              									ein Gefäß zum weiteren Verfahren laufen und wischt den Satz, der nach einer großen
                              									Wäsche oft die Stärke eines halben Zolles erreicht, aus. Das Abgeschöpfte kann man
                              									ohne Weiteres zum Füllen der Waschmaschine von Neuem in Gebrauch nehmen; für die
                              									Spülwanne indessen, namentlich bei weißer Wäsche, nimmt man besser ganz reine
                              									Waschflüssigkeit oder nach unten angegebener Methode destillirte. In größeren
                              									Fabriken pflegt man die Flotte aus der Waschmaschine und Spülwanne in ein
                              									Pumpen-Reservoir laufen zu lassen, um sie von da in ein großes
                              									schmiedeeisernes Reservoir zu pumpen.
                           Nach öfterem Absetzen der Flüssigkeit hat solche ihr klares Ansehen verloren, ist
                              									gelblich trübe und zum Gebrauch nicht mehr geeignet, daher es nunmehr nöthig ist,
                              									sie durch Destillation wieder auf den früheren Zustand zu bringen.
                           Die zu destillirende Flüssigkeit bringt man durch das Rohr f oder durch das Mannloch o, Fig. 14, in die
                              									Destillirblase. Dieselbe ist am besten ganz aus Kupfer gearbeitet und ruht auf
                              									eisernen Füßen, welche nach Bedürfniß durch steinerne Sockel erhöht werden können.
                              									Sie besteht aus der oberen Halbkugelschale a mit dem
                              									Helme b und d, in deren
                              									Mitte der Dampf wirkt; alle drei Schalen werden durch eine eiserne Verschraubung in
                              									der Mitte der Blase zusammengehalten. m ist das
                              									Hauptventil des Dampfes, der durch das Ventil 1 direct in die Blase hinein, durch
                              									das Ventil e in den von den beiden unteren
                              									Halbkugelschalen gebildeten Dampfraum gegeben wird. Nicht zu versäumen ist vor dem
                              									Eintritt des indirecten Dampfes das Oeffnen des kleinen Hahnes i zur Entfernung der kalten Luft aus dem Dampfraum, der
                              									dann alsbald wieder geschlossen wird. k ist der
                              									Ablaßhahn für das Condensationswasser, welchen man zuerst ganz, wenn die Schalen
                              									erwärmt sind, nur wenig, aber stetig geöffnet hält, ohne zu viel Dampf durch ihn
                              									entweichen zu lassen. Die durch die beiden unteren Halbkugelschalen gehende Oeffnung
                              									dient zum Entleeren des Rückstandes in ein unten stehendes Gefäß. Diese Oeffnung ist
                              									zweifach verschlossen und zwar durch den conisch eingegossenen Rothgußstöpsel p, der nur nach oben durch eine Kette oder Eisenstange
                              										q gehoben werden kann, sowie durch das von unten eingeschraubte, 4
                              									Zoll starke und 3 Zoll lange, mit Schraubengewinde versehene Verschlußstück r. Man öffnet bis zum Kochen ziemlich stark das Ventil
                              										l des directen Dampfes und vermindert den Eintritt
                              									desselben nach Maaßgabe des Destillates, welches gleichmäßig und vollständig kalt
                              									dem Ende des Kühlcylinders entströmen muß. Die Abtreibung der Blase bei einem Inhalt
                              									von 500 Quart erfordert einen Zeitraum von circa zwei
                              									Stunden. Bei dem fettlösenden Charakter müssen alle Verpackungen an der Blase, so
                              									des Mannloches etc., nicht durch den sonst gebräuchlichen Kitt von Mennige und
                              									Firniß, sondern mittelst Mehlkleister und Leinwand geschehen.
                           Die dem Kühlapparat entströmende Flüssigkeit besteht aus der zum Reinigen benutzten
                              									Naphta etc. und den zu Wasser condensirten directen Dämpfen. Beide Flüssigkeiten
                              									werden zusammen aufgefangen und später, nachdem eine Scheidung der zwei heterogenen
                              									Stoffe in Folge ihres verschiedenen specifischen Gewichtes eingetreten ist, von
                              									einander getrennt. Hierzu dient der in Fig. 15 abgebildete
                              									Scheidungsapparat, welcher am besten aus starkem Zinkblech zu fertigen und oben wie
                              									unten mit einem Eisenbande zu umlegen ist. α ist
                              									der Behälter, a der Ausfluß des Wassers, β der Behälter und d
                              									der Ausfluß des Naphta etc. Beide Behälter haben zwischen sich eine, unten die
                              									Communication von 1 Zoll zulassende Scheidewand. Vor dem Gebrauch, resp. vor dem
                              									Beginn des Ueberganges des Destillates füllt man den Scheideapparat zur Hälfte mit
                              									Wasser, mindestens aber derart, daß der untere Communicationsraum mit Wasser
                              									überdeckt ist. Durch das Ausflußrohr x des Kühlcylinders
                              									fließt das aus Wasser und Naphta gemischte Destillat in des Scheideapparates Raum
                              										β. Die weite im Raum β angebrachte unten offene Röhre von 6 Zoll Länge weist der
                              									gemischten Flüssigkeit den Weg nach unten, wo sich die zwei verschiedenen Elemente
                              									trennen und Naphta etc., weil von geringerem specifischen Gewicht, auf dem Wasser
                              									schwimmt. Es wird nun bei weiterem Uebergange das Niveau beider Behälter steigen und
                              									zwar wird das des Raumes β stets höher seyn, als
                              									das des Raumes α. Doch ist die im Raume
                              									befindliche Naphta nie im Stande, das ebendaselbst unten befindliche Wasser aus
                              									diesem in den Raum α gänzlich hinüber zu drängen
                              									und dem Ausflußrohre a zu entströmen.
                           Wenn vollständige Füllung beider Räume erreicht ist, wird die leichtere Flüssigkeit,
                              									also das Waschproduct, der Oeffnung b und das Wasser der
                              									Oeffnung α entströmen; ersteres leitet man durch
                              									ein Rohr in ein Gefäß-Reservoir, am besten gleich nach der Wäscherei,
                              									letzteres läßt man in einer Rinne ablaufen. Es ist ganz gleichgültig, ob die aus dem
                              									Kühler kommende Flüssigkeit aus 9/10 Naphta und 1/10 Wasser besteht, oder umgekehrt. Man könnte bei
                              									einer solchen Mischung ein unrichtiges Ausströmen für möglich halten, doch findet
                              									man bei näherer Betrachtung, daß, wie bereits gesagt, einerseits die Naphta, welche
                              									immer zuerst in den Raum β kommt, nicht unterhalb
                              									des den Communicationsraum füllenden Wassers kommen kann, andererseits das Wasser
                              									bei großem Uebergewicht immer zuerst die Ausflußöffnung a erreicht, da diese 2 Zoll tiefer als b
                              									liegt. Wenn die Blase vollständig abgetrieben ist, gießt man nach Schließung der
                              									Oeffnung a so viel Wasser in den Raum α bis alle noch in β befindliche Naphta herausgetrieben ist, und dient dann das am
                              									Boden des Scheideapparates angebrachte Loch c zum
                              									Ablassen des ganzen Inhaltes.
                           Die aus der Oeffnung b des Scheideapparates in die
                              									Wäscherei abgelaufene Waschflüssigkeit ist vollständig gereinigt, und hat ein etwas
                              									geringeres specifisches Gewicht als vorher. Gleich nach dem Destilliren ist sie
                              									etwas trübe, milchig und muß einige Zeit, etwa 1 bis 2 Stunden ruhen, bis sie ihr
                              									helles klares Ansehen wieder erlangt hat und in Gebrauch genommen werden kann.
                           Der effective Abgang an Waschmaterial bei der
                                 										Trocken-Reinigung kann demnach nur in dem nach dem Austrieseln in den
                                 										Stoffen Zurückbleibenden, wie in dem bei der Wäsche Verdunsteten bestehen.
                                 										Ersteres ist, wie erwähnt, durch starkes Trieseln, letzteres durch schleuniges
                                 										Zudecken nach dem Gebrauche und luftdichtes Verschlossenhalten aller Gefäße mit
                                 										Waschmaterial, auf das Minimum zu beschränken.
                           Die dem Trockenzimmer nach 1 bis 2 Stunden vollständig geruchfrei entnommenen
                              									Gegenstände müssen noch einer genauen Durchsicht nach gebliebenen Flecken
                              									unterworfen werden. Zur Ausbreitung der Gegenstände beim Durchsehen und Entflecken
                              									kann man sich eines mit Wachstuch oder Leinwand bespannten Tisches oder Plättbretes
                              									bedienen. Man findet in den Gegenständen nur noch solche Flecke, die ihrer Natur
                              									nach sich in zuckerige oder mehl- (kleister-) artige theilen lassen.
                              									Da alle Fettflecken etc. durch die trockene Wäsche zuverlässig entfernt sind, so ist
                              									die Fortschaffung der gebliebenen Flecke bei dem gewonnenen reinen Grunde in den
                              									Stoffen einfach und leicht. Während bei dicken wollenen Stoffen schon die Anwendung
                              									einer gewöhnlichen Bürste genügt, ist bei allen übrigen reines kaltes Wasser, nach
                              									Art der Farben mit etwas Spiritus oder Säure versetzt, das in fast allen Fällen
                              									zweckerreichende Mittel; die Instrumente, Schwämme und kleine Bürsten, sind nach Art
                              									der Zahn- und Nagelbürsten. Alle so entfleckten nassen Stellen werden sofort mit einem reinen
                              									Lederlappen aufgetrocknet, die der Seide nach dem Abtrocknen mit Gyps belegt, zur
                              									Vermeidung eines Randes. Nach vollständigem Trocknen läßt sich der Gyps mit einer
                              									reinen weichen Bürste leicht entfernen und die auf schwarzer, sowie gerippter Seide
                              									etwa zurückbleibenden Spuren kann man mit halbtrockener Brodkrumme abreiben. Alle
                              									diese Manipulationen sind weder für den Glanz noch für die Farben seidener und
                              									anderer Stoffe von Nachtheil. Reste von Stearin- und Wachsflecken, welche ja
                              									in den meisten Fällen als fettige Körper in der trockenen Reinigung fortgehen,
                              									entfernt man ebenso wie Siegellackflecke durch Alkohol. Alte Oelfarbenflecke sind
                              									äußerst hartnäckig und versuche man deren Auflösung, wenn solche in der trockenen
                              									Wäsche nicht gelingt, ohne alle Sorge vermittelst ganz reinen guten
                              									Provenzer- oder Mohnöles, das längere Zeit darauf bleiben und von Zeit zu
                              									Zeit wieder erneuert werden muß. Die Entfernung des großen Oelfleckes, wie auch in
                              									vielen Fällen gleicherzeit der Oelfarben, geschieht leicht durch eine nochmalige
                              									Trockenwäsche im Ganzen.
                           Da Naphta, Benzin etc. einen bedeutend niedrigeren Gefrierpunkt als Wasser haben und
                              									dadurch in strengen Wintern eine das Hantiren in ihnen fast unmöglich machende Kälte
                              									erlangen, so ist ein gelindes Anwärmen derselben schon aus dem Grunde nöthig, weil
                              									die Reinigungskraft bei einer solchen niedrigen Temperatur eine geringere ist. Doch
                              									kann dieses Anwärmen nur durch Dampf in einem mit doppeltem Boden versehenen
                              									Kupfergefäß erfolgen und zwar nur bis zu dem Wärmegrad, welchen die Flüssigkeiten im
                              									Sommer zeigen, der also für das Gefühl der Hand immer noch ein kühler bleiben muß.
                              									Eine höhere Wärme zu geben, wäre wegen des stärkeren Verdunstens unvortheilhaft, im
                              									Uebrigen zwecklos, den Farben der Stoffe sogar schädlich.
                           Die große Feuergefährlichkeit aller zur trockenen Reinigung benutzten Stoffe macht
                              									äußerste Vorsicht nöthig. Die Räume der Wäscherei und Destillation dürfen nur durch
                              									Dampf oder heiße Luft erwärmt werden und müssen hinreichend weit von der
                              									Kesselfeuerung gelegen oder von dieser wie jeder anderen hellen Feuerung durch
                              									massive Mauern getrennt seyn.
                           Dr. Zaengerle.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
