| Titel: | Ueber den auf der Bühne des Theaters de la Gaité in Paris angewandten hydraulischen Apparat von Quéruel zur Versetzung von Decorationen etc.; Bericht von Tresca. | 
| Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. XLV., S. 178 | 
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                        XLV.
                        Ueber den auf der Bühne des Theaters de la Gaité in Paris angewandten hydraulischen
                           								Apparat von Quéruel
                           								zur Versetzung von Decorationen etc.; Bericht von Tresca.
                        Nach dem Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, Januar 1872, S. 9.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Quéruel's hydraulischer Apparat zur Versetzung von
                           								Theater-Decorationen.
                        
                     
                        
                           Der Erfinder bezieht die Triebkraft für sein System aus der städtischen Wasserleitung
                              									und verfügt dabei über einen Druck von 3 Atmosphären, welcher schon die Entfaltung
                              									ansehnlicher Kräfte für die meisten Operationen auf der Bühne gestattet.
                           Der Receptor besteht aus einem 5 Meter langen und 0,2 Meter im Durchmesser haltenden
                              									kupfernen (ungelötheten) Cylinder. Der auf den Kolben ausgeübte Druck steigt bis
                              									zu
                           πr² × (3 × 10330) = 973,5
                              									Kilogrm. und die Arbeit eines einzigen Hubes beläuft sich auf 973,5 × 5 =
                              									4868 Kilogrammmeter. Aus dieser Zahl erhellt sofort, wie sehr ein solcher Motor die
                              									Manipulationen auf der Bühne erleichtern würde, wenn man von ihm einen umfassenden
                              									Gebrauch machen wollte. Er läßt sich überdieß, wenn es sich um geringere Wirkungen
                              									handelt, durch einfache Regulirung des Einlaßventiles jeder Verminderung des Druckes
                              									anpassen.
                           Die Kolbenstange wirkt nicht direct auf den zu bewältigenden Widerstand; die
                              									Uebertragung ihrer Kraft erfolgt, wie bei den hydraulischen Hebeapparaten der
                              									englischen Docks, nur durch Vermittelung eines Flaschenzuges mit 4 Rollen, wodurch
                              									die Kraft zwar auf 1/4 vermindert, die Geschwindigkeit jedoch im umgekehrten
                              									Verhältnisse vermehrt wird. Wenn der Apparat im vollen Gange ist, so beträgt die
                              									constante Geschwindigkeit des Kolbens ungefähr 1 Meter, also diejenige des bewegten
                              									Objectes 4 Meter per Secunde. Die letztere
                              									Geschwindigkeit ist es, über welche man mit einer wirklichen Kraft von 100 Kilogrm.
                              									für sämmtliche Transmissionen auf die Entfernung hin verfügt, und zwar mit Hülfe des
                              									je nach Bedürfniß über Rollen geleiteten Seilwerkes.
                           Mit einer derartigen Maschinerie, welche vom März bis zum Juli 1870 in Betrieb war,
                              									setzte Quéruel zwei
                              									Hintergrunds-Decorationen in Thätigkeit, welche vom Schnürboden aus durch
                              									Walzen, die der Apparat in Bewegung zu setzen hatte, auf- und niedergezogen
                              									wurden.
                           Gegenwärtig dient übrigens der nämliche Apparat auch zur horizontalen Bewegung eines
                              									Wagens, welcher eine über die Bühne segelnde Barke trägt. Diese Bewegung vollzieht sich mit aller nur
                              									wünschenswerthen Genauigkeit in vollständiger Uebereinstimmung mit dem Taktmaaß des
                              									Orchesters. Es ist noch zu erwähnen, daß an einer Stelle wo sich die Wirkung
                              									überblicken läßt, ein Hahn angebracht ist, welcher den betreffenden Maschinisten in
                              									den Stand setzt, die Bewegung des Objectes nach Belieben zu reguliren oder ganz zu
                              									hemmen, Alles ohne Mitwirkung einer anderen Kraft als derjenigen welche das Wasser
                              									auf den Kolben ausübt. Man vermeidet zugleich das Anbringen von Gegengewichten,
                              									deren Gebrauch nicht selten mit Gefahr verbunden ist.
                           Vorstehendes System, dessen Leistungen sich von Anfang an bewährt haben, scheint uns
                              									dazu bestimmt, sich auf dem Gebiete der Theatermaschinerie einzubürgern.
                           
                        
                           Beschreibung der
                                 									Abbildungen.
                           Fig. 11 ist
                              									ein Verticaldurchschnitt der Bühne des Theaters de la
                                 										Gaieté, mit den beiden hydraulischen Apparaten, von denen der eine
                              									die Bestimmung hat, die Hintergrunds-Decoration zu versetzen, der andere,
                              									eine Barke über die Bühne zu ziehen.
                           Fig. 12 ist
                              									der Aufriß eines der hydraulischen Apparate.
                           Fig. 13 ist
                              									der Verticaldurchschnitt desselben in einer zu Fig. 12 senkrechten
                              									Ebene.
                           Fig. 14 ist
                              									der Grundriß des Dreiweghahnes, welcher dazu dient, die Functionen des Apparates zu
                              									reguliren und die Bewegung desselben zu hemmen.
                           A, eine ungelöthete kupferne Röhre (Fig. 12 und 13), welche
                              									den Cylinder der hydraulischen Presse bildet. In dieser Röhre bewegt sich der Kolben
                              										B unter dem Druck des Wassers, und beherrscht durch
                              									Vermittelung eines mit seiner Stange verbundenen Flaschenzuges C die Manövers mit den Decorationsstücken.
                           D, ein mit Wasser gefüllter eiserner Behälter, an dessen
                              									Boden die Röhre A befestigt ist. Letztere ist an ihrer
                              									Basis mit Löchern versehen, durch welche bei der aufsteigenden Bewegung des Kolbens
                              									das Wasser eindringt.
                           E, die Röhre welche das Aufschlagwasser in den
                              									Preßcylinder leitet.
                           F, die Ausflußröhre.
                           G (Fig. 12, 13, 14), Dreiweghahn welcher
                              									den oberen Theil des Cylinders A nach Belieben mit der
                              									Zuleitungsröhre oder der Ausflußröhre in Verbindung setzt.
                           H, Griff zur Handhabung des Hahnes G.
                           I, Sicherheitsventil gegen schädlichen Ueberdruck.
                           
                           I', ein auf der Kolbenstange verschiebbarer Ring,
                              									welcher sich mittelst einer Schraube feststellen läßt. Er beherrscht, indem er mit
                              									dem Kolben sich herabbewegt, einen kleinen krummen Hebel, welcher, auf den kürzeren
                              									Arm des zweiarmigen Sicherheitsventilhebels wirkend, den längeren belasteten Arm in
                              									die Höhe hebt.
                           J (Fig. 11), Bühne des
                              									Theaters.
                           K, erster Bodenraum unter der Bühne;
                           L, zweiter Bodenraum.
                           M, M', die zu beiden Seiten der Bühne angeordneten
                              									hydraulischen Apparate.
                           N, O, Decorationsstücke des Hintergrundes, welche durch
                              									den Apparat M in Bewegung gesetzt werden.
                           P, P', auf dem Schnürboden aufgestellte Winden von
                              									zweierlei Durchmesser, zur Versetzung dieser Decorationsstücke.
                           Q, einfache am Ende der Kolbenstange des Apparates M angebrachte Rolle, welche einen Zug auf das Seil
                              									ausübt, dessen beide Stücke abwechselnd auf die Winden P,
                                 										P' wirken, je nachdem die eine oder die andere Decoration herabgelassen
                              									oder aufgezogen werden soll.
                           R, R', Klemmvorrichtung, um dasjenige der beiden
                              									Seilstücke festzuhalten, welches unwirksam seyn soll.
                           S, die durch den anderen hydraulischen Apparat M' in Bewegung gesetzte Barke.
                           T, der den Figuren 12 und 13
                              									entsprechende Flaschenzug, welcher die Kolbenbewegung mit vermehrter Geschwindigkeit
                              									auf die Barke überträgt.
                           
                        
                     
                  
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