| Titel: | Die Messung der Gasspannungen in Geschützröhren. | 
| Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. LIII., S. 199 | 
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                        LIII.
                        Die Messung der Gasspannungen in
                           								Geschützröhren.
                        Ueber Messung der Gasspannungen in Geschützröhren.
                        
                     
                        
                           Im Jahrgang 1871 dieses Journals, Bd. CCII S.
                                 										344, haben wir bereits den vom Capitän Noble
                              									erfundenen und in England neuerdings vielfach angewendeten Gasdruckmesser (crusher gauge) beschrieben,
                              									welcher in der Hauptsache darauf beruht, daß ein kleiner Kupfercylinder durch den
                              									Druck der Pulvergase mehr oder weniger zusammengepreßt wird; aus dem Maaß dieser
                              									Zusammendrückung will man dann auf die während des Schusses stattgehabte Maximal
                              									Gasspannung zurückschließen können.
                           Die Comptes rendus d l'Académie des sciences vom
                              									25. März 1872 (t. LXXIV p.
                              									834) enthalten nun eine Abhandlung des Generals Morin
                              									über innere Ballistik, namentlich über galvanische Chronographen und über
                              									Gasdruckmesser welche auf dem Princip der Formveränderung
                                 										fester Körper durch den Druck der Pulvergase basiren. Unter Anderem wird
                              									darin auch die Beschreibung eines Gasdruckmessers gegeben, welcher zuerst im Jahre
                              									1866 vom Major de Montluisant und dann vom Major de Reffye für seine Versuche mit dem 14
                              									Pfünder-Hinterlader benutzt wurde. Er hat im Wesentlichen große Aehnlichkeit
                              									mit dem Noble'schen Gasdruckmesser; nur tritt an Stelle
                              									des Kupfercylinders ein Bleicylinder, welcher durch den
                              									Druck der Pulvergase nicht in sich zusammengepreßt,
                              									sondern in einen hinter ihm liegenden Canal von geringerem Durchmesser gewissermaßen
                              									hineingestanzt werden soll. Dieser Canal hatte anfangs eine cylindrische Gestalt; da es sich jedoch herausstellte, daß die
                              									Bleicylinder hierbei zuweilen ganz und gar durch den Canal hindurch geschossen
                              									wurden, der Zweck der Messung also völlig verloren ging, so wandte Major de Reffye später einen conischen Canal an, dessen kleinerer Grundkreis in der Außenfläche der
                              									Rohrwandung lag und der sonach dem Durchstanzen des Bleies einen fortwährend
                              									wachsenden Widerstand entgegensetzen mußte. Die Ladungen, welche erforderlich waren,
                              									um einen Bleiconus von bestimmter Länge hervorzubringen, wurden im Conservatorium
                              									der Künste und Gewerbe zu Paris durch directe Versuche festgestellt, wobei sich
                              									ergab, daß jene Länge, innerhalb der für die praktische Anwendung überhaupt noch
                              									zulässigen Grenzen, immer proportional der in Wirksamkeit getretenen Kraft ausfiel.
                              									Die Formeln für die Formveränderung fester Körper unter starkem Druck bestätigten
                              									übrigens das erlangte Resultat ebenfalls, und man hatte sonach die Aufgabe, die
                              									Maximal-Gasspannungen an verschiedenen Stellen der Seelenwandung zu
                              									bestimmen, auf eine so einfache Weise gelöst, daß es den HHrn. de Reffye und Pothier sogar gelang, einen
                              									derartigen Gasdruckmesser auch am Geschoßboden anzubringen, um den auf diese Fläche
                              									ausgeübten Maximaldruck gleichfalls kennen zu lernen.
                           Die große Gleichförmigkeit des Widerstandes, welchen das Blei einer Formveränderung
                              									entgegensetzt, die Leichtigkeit womit man aus diesem Metall eine beliebige Menge
                              									kleiner Cylinder von durchaus homogener Beschaffenheit gießen kann, sowie endlich
                              									die verhältnißmäßig bedeutende Länge der ausgestanzten Bleikegel und die dadurch
                              									bedingte größere Genauigkeit der Messungen, – alle diese Umstände machen es
                              									allerdings nicht unwahrscheinlich, daß der in Rede stehende Gasdruckmesser eine
                              									größere Zuverlässigkeit besitzen dürfte, als die bisher bekannt gewordenen anderen
                              									Vorrichtungen dieser Art.
                           (– ε)