| Titel: | Ueber Panzer und Panzergeschütze. | 
| Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. LIV., S. 200 | 
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                        LIV.
                        Ueber Panzer und Panzergeschütze.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Ueber Panzer und Panzergeschütze.
                        
                     
                        
                           Die Idee, hölzerne und eiserne Schiffe zum Schutze gegen die verheerenden Wirkungen
                              									der feindlichen Bomben mit einer eisernen Panzerung zu bekleiden, ist bekanntlich
                              									zuerst von Louis Napoleon, dem ehemaligen Kaiser der
                              									Franzosen, praktisch ausgeführt worden. Vor 18 Jahren ließ er die schwimmenden
                              									Panzer-Batterien erbauen, welche noch an einer der letzten Unternehmungen des
                              									Krimkrieges, dem Bombardement und der Eroberung von Kinburn, mit Erfolg Theil
                              									nahmen.
                           Dem von Frankreich gegebenen Beispiel der Anschaffung von Panzerschiffen folgten
                              									zunächst England und die Vereinigten Staaten von Nordamerika, bald aber auch alle
                              									übrigen Seemächte, besonders nachdem das berühmt gewordene Seeduell zwischen dem
                              									nordstaatlichen, von dem talentvollen Ericsson gebauten
                              									Panzer-Thurmschiff „Monitor“ und dem südstaatlichen
                              									Panzer-Widderschiff „Merrimac“ am 8. März 1862 auf der
                              									Rhede von Hampton stattgefunden und die außerordentlich große Widerstandsfähigkeit
                              									des Eisens gegen Geschützfeuer, selbst aus nächster Nähe, unwiderleglich dargethan
                              									hatte.
                           
                           Aber die augenblicklich aus dem Felde geschlagene Artillerie fühlte wenig Neigung,
                              									die den so verwundbaren Holzschiffen gegenüber Jahrhunderte hindurch behauptete
                              									unbedingte Ueberlegenheit so leichten Kaufes an ihre nunmehr eisengewappneten Gegner
                              									abzutreten. Es begann vielmehr zwischen Geschütz und Panzer ein mit äußerster
                              									Energie geführter Wettstreit, der auch für die Allgemeinheit insofern von
                              									wohlthätigen Folgen begleitet war, als er auf beiden Seiten allen Erfindungsgeist
                              									und alle Hülfsmittel der Technik im höchsten Maaße anspannte, um den endlichen und
                              									entscheidenden Sieg über den furchtbaren Widersacher zu sichern.
                           Hier die gezogenen Geschütze, Vorderlader und Hinterlader, die Steigerung der
                              									Kaliber, der Geschoßgewichte und der Ladungen zu einer bisher ungeahnten Höhe; die
                              									erfolgreiche Ausbildung der theoretisch zwar längst bekannten, aber praktisch noch
                              									in der Kindheit liegenden sogenannten „künstlichen
                                 										Metallconstruction“ der Geschützröhre (Krupp's und Armstrong's Ringröhre); die
                              									Vervollkommnung des Gusses eiserner Röhre (Rodman's
                              									Methode der Kühlung mit kaltem Wasser oder kalter Luft, welche durch den hohlen Kern
                              									des Gußstückes strömen); der Gebrauch von Geschossen aus Gußstahl und Eisenhartguß
                              										(Gruson's Schalenguß); endlich die Anwendung neuer
                              									Pulversorten von möglichst großer Triebkraft, aber möglichst geringer Offensivität
                              									(preußisches und russisches prismatisches Pulver, englisches Kieselpulver u.a.m.);
                              									– dort ein Aufbieten der riesigsten Kräfte und der sinnreichsten Ofenanlagen,
                              									um immer größere Eisenplatten erhitzen, schweißen, walzen und zu Panzerplatten von
                              									möglichst großer Dicke und möglichst widerstandsfähiger Form gestalten zu können;
                              									der Guß ungeheurer Hartgußmassen zu gepanzerten Geschützständen für
                              									Landbefestigungen (Gruson's Panzer-Cassematte von
                              									Eisenhartguß); ein ebenso emsiges, wie mühevolles praktisches Studium der wichtigen
                              									Frage, welche Hinterlager den Panzerplatten zu geben, in welcher Reihenfolge ihre
                              									einzelnen Holz- und Eisenschichten anzuordnen und mit welcher Sorte von
                              									Schraubenbolzen das Ganze zu verbinden sey, um ihm ein Maximum von
                              									Widerstandsfähigkeit gegen anprallende Geschosse zu verleihen.
                           Auf diesem Wege mußte man natürlich zu staunenswerthen Resultaten nach beiden
                              									Richtungen hin gelangen.
                           Vor 10 Jahren besaß England, die erste Seemacht der Welt, nur vier fertige
                              									Panzerschiffe („Warrior,“
                              									„Black Prince,“
                              									„Defence“ und „Resistance“), deren Panzer
                              									von 11 1/2 Centimeter (4 1/2 Zoll engl.) Dicke als Muster von Stärke und
                              									Widerstandsfähigkeit galten (auch die französischen Panzerlinienschiffe
                              										„Magenta“ und „Solferino“, und die
                              									Fregatten der
                              										„Gloire“-Classe behalfen sich mit solchen Platten);
                              									damals erschien ferner ein grobkörniger Bruch und ein sprödes Gefüge in so
                              									kolossalen Walzstücken als selbstverständlich und unvermeidlich, und die preußische
                              									gezogene 15 Centimeter-Kanone (24 Pfünder) mit 2,25 Kilogrm. gewöhnlichen
                              									Pulvers und mit gußeisernen Vollgeschossen von 34 Kilogrm. Gewicht wurde noch als
                              									ein mächtiges „Panzergeschütz“ angesehen, weil sie die 11 1/2
                              									Centimeter-Platten mit einigen Treffern, wenn auch nicht durchschlagen, so doch zerschmettert und zersplittert
                              									hatte. Fünf Jahre später dagegen (1867) trat Friedrich Krupp in Essen bei Gelegenheit der Pariser allgemeinen
                              									Industrie-Ausstellung bereits mit seinem berühmten 1000 Pfünder auf, einem
                              									gezogenen Hinterlader von 35 1/2 Centimet. Seelendurchmesser und 50000 Kilogrm.
                              									Rohrgewicht (mit Verschluß), der ein 480 Kilogrm. schweres Geschoß mit 75 Kilogrm.
                              									prismatischen Pulvers verfeuert; zu derselben Zeit schickten auch die Franzosen,
                              									welche der grimmige Concurrenzneid dem „grand
                                    											canon“ der schon damals bitter genug gehaßten Prussiens gegenüber nicht ruhig schlafen ließ, einen
                              									gußeisernen, am Bodenstück mit Ringen von Puddelstahl (aus der renommirten Fabrik
                              									von Pétin und Gaudet in
                              									Rive de Gier bei St. Etienne) verstärkten glatten 42
                              									Centimeter-Hinterlader auf die Ausstellung; dieses Ungethüm, welches
                              									ursprünglich auch gezogen werden sollte und für das sogar schon Langgeschosse
                              									gegossen und ebenfalls mit ausgestellt waren, hatte indeß eine so dünnwandige und
                              									gebrechliche Gestalt, daß es sich gleich auf den ersten Blick nicht sowohl als Geschützrohr, sondern lediglich als ein röhrenförmiges
                              										Schaustück charakterisirte, welches nicht den
                              									mindesten artilleristischen Werth beanspruchen konnte und unseres Wissens auch
                              									niemals eine praktische Verwendung gefunden hat.
                           Auf der anderen Seite war es aber den Vertretern des defensiven Elementes, also der
                              									Schutzpanzer, bereits im Jahre 1868 gelungen, Platten von 38 Centimeter (15 Zoll
                              									engl.) Stärke herzustellen, welche allerdings nicht auf Schiffen, sondern nur in
                              									Landbefestigungen Verwendung finden sollten. Ihre Beschießung mit englischen
                              									10- und 12zolligen Woolwich-Vorderladern und einer amerikanischen
                              									glatten 15zölligen Rodman-Columbiade fand im Juni
                              									1868 zu Shoeburyneß statt. Die eine Platte, von gewalztem
                              									Schmiedeeisen, hatte man aus den Atlas-Werken (Brown und Comp.) in Sheffield, die andere, von
                              										gehämmertem Eisen, aus den Themse-Eisenwerken
                              									in Blackwall bezogen. Keine von beiden hielt sich bei der Beschießung gut; indeß
                              									erwies sich doch die gewalzte Platte immerhin viel widerstandsfähiger, als die
                              									gehämmerte, wie dieß auch allen in dieser Richtung bisher gemachten Erfahrungen entspricht, wornach der
                              									Walzproceß für die Herstellung von Panzerplatten bei weitem den Vorzug vor dem
                              									Hammerproceß verdient.
                           Die schwersten schwimmenden Platten (für
                              									Panzerschiff-Thürme) wurden im vorigen Jahre ebenfalls zu Shoeburyneß
                              									beschossen; die eine Scheibe hatte eine Platte von 35 1/2 Centimet. (14 Zoll engl.),
                              									die andere eine Platte von 15,2 und eine zweite von 20,3 (zusammen ebenfalls 14 Zoll
                              									engl.); der Woolwich-12 Zöller mit einer Ladung von 38,6 Kilogrm.
                              									Pebble- (Kiesel-) Pulver vermochte beide Scheiben weder mit Granaten,
                              									noch mit Vollgeschossen zu durchschlagen.
                           Aber nicht nur in der Herstellung mächtiger Panzer,
                              									sondern auch in deren kunstgerechter Zerstörung
                              									bestrebten sich die Engländer stets das Aeußerste zu leisten. Indeß ist das Kaliber
                              									ihrer schweren Küsten- und Marinegeschütze, wenn man von einigen später
                              									wieder aufgegebenen Versuchen mit Armstrong'schen 13
                              									Zöllern absieht, in Wirklichkeit noch nie über den gezogenen 12 Zöller (30,5
                              									Centimet.) hinausgekommen, obwohl man schon 1868 die kühne Idee erfaßt hatte, einen
                              									gezogenen Woolwich-20 Zöller nach Fräser'schem Fabricationsprincip anzufertigen; kurz
                              									darauf wollte man sich zwar schon mit 14 Zöllern begnügen; aber auch diese scheinen
                              									vorerst noch nicht dem Bereich des Thatsächlichen angehören zu sollen; vielmehr ist
                              									gegenwärtig noch ein Woolwich-12 Zöller von 35 Tonnen (= 35000 Kilogrm.)
                              									Rohrgewicht, sinniger Weise das „Woolwich
                                    										Baby“ (der „Woolwich Säugling“) genannt,
                              									der einzige Vertreter der schwersten Geschützart Englands. Sonach hat die englische
                              									Artillerie vorläufig ebenso wenig unserem Krupp'schen
                              									1000 Pfünder einen ebenbürtigen Rivalen an die Seite zu stellen, wie die
                              									französische, deren schwerstes Geschütz der gezogene 27
                              									Centimeter-Hinterlader ist mit 22000 Kilogrm. Rohrgewicht, 216 Kilogrm.
                              									Gewicht der Panzergeschosse, und 24 (gegen Panzer 36) Kilogrm. Ladung, aber nur 342
                              									Meter Anfangsgeschwindigkeit, also auch nur einer verhältnißmäßig sehr geringen
                              									Durchschlagskraft.
                           Nur die Vereinigten Staaten von Nordamerika besitzen schon seit geraumer Zeit
                              									Geschütze von größerem Kaliber, als unser 1000 Pfünder, nämlich die von Rodman construirten gußeisernen 15- und 20 Zöller von bezüglich 38 und 50,7 Centimet.
                              									Seelendurchmesser; aber es sind dieß nur glatte Kanonen,
                              									deren Wirkung im Verhältniß zu gleichnamigen gezogenen Kalibern natürlich um ein
                              									sehr erhebliches Maaß zurückstehen würde, wie die oben erwähnten im Juni 1868 zu
                              									Shoeburyneß stattgehabten Panzerschießversuche überzeugend genug dargethan haben;
                              									denn der bei dieser Gelegenheit mit den englischen Woolwich-Geschützen in
                              									Concurrenz getretene amerikanische glatte 15 Zöller ergab trotz seiner 205 Kilogrm. schweren
                              									Vollkugeln von vorzüglichem, mit Holzkohle gegossenen Eisen und seiner Ladung von 38
                              									Kilogrm. sehr offensiven Pulvers (large grained rifle
                                 										powder) doch nur ungemein geringe Eindringungstiefen, während sich seine
                              										erschütternde Wirkung gegen die Ziele allerdings
                              									etwas größer herausstellte.
                           Der vorerwähnte Rodman-20 Zöller oder
                              									Tausendpfünder von 50,7 Centimet. Seelendurchmesser ist in zwei verschiedenen
                              									Constructionen gegossen worden; die schwerere von 59000 Kilogrm. Gewicht war für die
                              									Küsten-Artillerie, die leichtere, welche nur 50750 Kilogrm. wog, für die
                              									Bewaffnung der Schiffe bestimmt.
                           Das erstere Rohr ist 6,11 Meter lang und hat einen Durchmesser von 1522 Millimet. am
                              									Bodenstück, und von 863 Millimet. an der Mündung. Das zugehörige Geschoß, eine
                              									eiserne Vollkugel, wiegt 500, die Laffette 18000 Kilogrm. Ein Schießversuch mit
                              									diesem Geschütz fand zuerst am 26. October 1864 im Fort Hamilton bei New-York
                              									statt; es gab einen blinden und zwei scharfe Schüsse ab, jenen mit 45,35, diese mit
                              									22,5 und 45 Kilogrm. Pulver; zum Einbringen der Geschosse in das Rohr bediente man
                              									sich eines Hebezeuges. Das Geschütz soll sich bei diesem Versuch im Ganzen gut
                              									verhalten, dagegen bei verschiedenen anderen Gelegenheiten eine sehr wenig
                              									befriedigende Wirkung an den Tag gelegt haben. Dessenungeachtet sind die Amerikaner
                              									von der ferneren Anfertigung glatter 20 Zöller nicht abgegangen; sogar das im Jahre
                              									1871 vollendete Panzerschiff „Stevens
                                 										Battery“ ist noch mit zwei solchen
                              									Geschützen in einem Thurm bewaffnet worden.
                           Auch den Russen ist dieser ziel- und erfolglose Abweg der amerikanischen
                              									Artillerie nicht ganz erspart geblieben, obschon sie sich principiell im Großen und
                              									Ganzen unbedingt für das System der preußischen Hinterlader entschieden und auch
                              									schon eine ganz beträchtliche Anzahl der letzteren bei sich eingestellt haben. Im
                              									Jahr 1869 wurden mehrere russische Monitors mit glatten 15 Zöllern ausgerüstet und
                              									seitens der kaiserlichen Geschützgießerei zu Perm sogar der Guß eines 20 Zöllers
                              									glücklich vollendet, den man nach der Construction des Generals Pestisch nach Rodman's Princip
                              									(mit künstlicher Abkühlung von innen nach außen) gegossen und für ein
                              									Panzer-Thurmschiff bestimmt hatte. Das Geschoß wog 550 und die Pulverladung
                              									70 Kilogrm.
                           Diesen gewaltigen Anstrengungen und Leistungen der Artillerie gegenüber blieb aber
                              									auch, wie schon erwähnt, die Panzertechnik keineswegs müßig, sondern suchte dem
                              									übermächtigen Feinde, dem Canon, von Stufe zu Stufe immer stärkere und
                              									widerstandsfähigere Schutzmittel entgegenzustellen, und wenn dieser rastlose
                              										„Krieg im Frieden“ in verschiedenen Staaten, namentlich in England
                              									und Amerika, erstaunlich große Summen verschlungen hat, so ist doch dadurch
                              									andererseits auch der Förderung und Entwickelung der Eisenindustrie im Allgemeinen
                              									ein recht ersprießlicher und in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzender Vorschub
                              									geleistet worden.
                           Die Anforderungen, welche man an eine brauchbare
                              									Panzerplatte zu stellen hat, gipfeln offenbar darin, daß diese möglichst zähe und geschmeidig seyn
                              									soll, damit sie dem Eindringen der Geschosse einen maximalen
                                 										Widerstand entgegen zu setzen vermöge, ohne daß ein Brechen oder Abreißen
                                 										einzelner Plattentheile zu besorgen steht.
                           Aus diesem Grunde kann gewöhnliches Gußeisen
                              									augenscheinlich als geeignetes Metall für Panzerplatten überhaupt gar nicht in
                              									Betracht kommen, wogegen die bisher fast ausschließliche Verwendung des Schmiedeeisens als Plattenmaterial sehr erklärlich
                              									erscheint. Die Herstellung der schmiedeeisernen Platten geschieht in der Regel durch
                              									Walzen, wobei man, anfangs mit kaum 50 Millimet. Plattenstärke beginnend, bereits
                              									bis zu fast 400 Millimet fortgeschritten ist; auch hat man durch sinnreiche
                              									Benutzung von Kreosotdämpfen zur Erzeugung höchst möglicher Hitzegrade selbst die
                              									stärksten Platten in alle Formen biegen gelernt, wie sie ihre Verwendung zu Panzerthürmen u. dgl. erheischt.
                           Vor einigen Jahren hat man in England auch noch ein anderes, von Capitän Smith angegebenes Verfahren zur Anfertigung der
                              									schmiedeeisernen Platten praktisch versuchl. Eisenstäbe wurden (in ähnlicher Weise,
                              									wie bei der Fabrication der Armstrong'schen
                              									Geschützröhre) in warmem Zustande über einen cylindrischen Dorn zu Ringen
                              									(sogenannten coils) zusammengebogen und geschweißt, dann
                              									der so entstandene Cylindermantel in zwei, einander diametral gegenüber liegenden
                              									und seiner Achse parallelen, geraden Linien aufgeschnitten und endlich die beiden
                              									halbrunden Hälften zu zwei ebenen Platten von etwa 2 Meter Länge und 1,4 Met. Breite
                              									ausgewalzt. Bei Schießversuchen indeß, welche man mit dem Armstrong-Siebenzöller gegen derartige Platten zur Ausführung
                              									brachte, legten sie durchaus eine ungenügende Widerstandsfähigkeit an den Tag, wobei
                              									es sich ganz gleichgültig erwies, ob die Längsrichtung der Eisenfasern in den
                              									Platten waagrecht oder senkrecht lag.
                           Die besten und stärksten schmiedeeisernen Platten werden immer noch von einigen
                              									englischen Fabriken geliefert (unter denen namentlich Brown und Comp. in Sheffield rühmlich
                              									hervorzuheben sind); auch die französischen Platten von Pétin und
                              										Gaudet in Rive de Gier bei St. Etienne, sowie die
                              									österreichischen, von steirischen Werken bezogenen, haben sich im Ganzen recht gut
                              									bewährt; dagegen steht die deutsche Eisenindustrie in dieser Beziehung leider immer
                              									noch sehr gegen das Ausland zurück, indem ihre bisherigen Leistungen in der
                              									Plattenfabrication ein praktisch verwerthbares Resultat noch nicht erzielt
                              									haben.
                           Um das Eindringen der Geschosse in das verhältnißmäßig weiche Schmiedeeisen zu
                              									erschweren, ist auch der Versuch gemacht worden, die eisernen
                                 										Platten mit einer Decklage von aufgeschraubten Stahlplatten zu versehen.
                              									Bei dem Beschießen derartiger Ziele wurde auch in der That eine ziemliche Anzahl
                              									Geschosse durch die harte Oberfläche des Stahles abgelenkt; doch stellte sich
                              									zugleich der große und entscheidende Uebelstand heraus, daß, wenn auch die Geschosse
                              									nicht in den Panzer eindrangen, doch die dünnen Stahlplatten stets theilweise
                              									zertrümmert wurden und Risse von bedeutender Länge erhielten, so daß bei den
                              									folgenden Treffern fast immer größere Plattenstücke sich losrissen.
                           Auch die Verbindung der Eisen- und Stahlplatten durch Schraubenbolzen erwies
                              									sich als die Quelle mannichfacher Uebelstände; namentlich wurden die Bolzen, wenn
                              									von einem Geschoß direct getroffen, häufig derartig durch die Panzerwand
                              									hindurchgetrieben, wie dieß übrigens bei den Bolzen welche einfache schmiedeeiserne
                              									Platten mit der zugehörigen Holz- und Eisenhinterlage verbinden, ebenfalls
                              									oft zu geschehen pflegt; durch die in solchem Falle im Batteriedeck des Schiffes mit
                              									großer Gewalt umhergeschleuderten zahlreichen Eisentrümmer (Bolzenschäfte,
                              									Bolzenköpfe, Muttern, Unterlegscheiben u.s.w.) würde dann stets eine
                              									kartätschartige, mörderische Wirkung gegen die Geschützbedienung der Batterie
                              									erzeugt werden, welcher sich nur dadurch einigermaßen vorbeugen läßt, daß man an den
                              									Innenwandungen der Panzerung geeignete Splitterfänger (Flechtwerk von starken Tauen
                              									u. dgl.) anbringt.
                           Aus obigen Gründen mußte daher von combinirten, durch Schrauben zusammengehaltenen
                              									Stahl- und Eisenpanzern Abstand genommen werden, und man wandte sich nunmehr
                              									dem allerdings ziemlich nahe liegenden Versuch zu, die
                                 										Panzerplatten ganz aus Stahl herzustellen. Diese Idee zeigte in der
                              									praktischen Ausführung indeß auch recht bedenkliche Seiten. Bei genügender Stärke
                              									fielen die Platten, wenn man ihnen die wünschenswerthe Härte gab, zu spröde aus und zerschellten in Folge dessen bei dem
                              									Beschießen sehr leicht; wenn man sie aber auf der anderen. Seite, um ihre Zähigkeit
                              									entsprechend zu steigern, ungefähr ebenso weich machte,
                              									wie Schmiedeeisen, so übertrafen sie auch letzteres an allgemeiner
                              									Widerstandsfähigkeit gegen auftreffende Geschosse nur noch in so geringem Grade,
                              									daß sie bei weitem nicht mehr die Vortheile darboten, welche man von ihnen, nach
                              									Maaßgabe ihres höheren Preises im Vergleich mit schmiedeeisernen Platten, unter
                              									allen Umständen beanspruchen mußte.
                           Man gab deßhalb auch die ganz stählernen Platten wieder auf, und kehrte nochmals zu
                              									dem System der aus Schmiedeeisen und Stahl combinirten Panzerplatten zurück, wagte
                              									aber diesesmal, anstatt beide Metalle durch Schraubenbolzen zu verbinden, den kühnen
                              									Versuch, ihnen durch Zusammenschweißen eine möglichst innige Vereinigung zu geben.
                              									Man legte zu diesem Behuf zwei Brammen von entspechender Größe, die eine von
                              									Schmiedeeisen die andere von Stahl, beide in genügend erhitztem Zustande auf
                              									einander und walzte sie unter starten Walzwerken zu Panzerplatten aus; auf diese
                              									Weise erhielt man Panzer, welche an der dem Feinde zugewendeten Fläche hart, im
                              									Inneren dagegen weich und zähe waren. Schießversuche gegen derartige Platten
                              									lieferten, je nach der verschiedenartigen Güte der Fabrication, theils recht
                              									günstige, theils aber auch entschieden ungünstige Ergebnisse. Und eben die
                              									bedeutenden Schwierigkeiten der Anfertigung, die großen Kosten des angewendeten
                              									Verfahrens und die niemals unbedingt zu garantirende Sicherheit eines völligen
                              									Gelingens des Processes bildeten wohl die maaßgebenden Gründe dafür, daß sich auch
                              									die in dieser, gegen früher wesentlich vervollkommneten Weise hergestellten
                              									combinirten Stahleisenpanzer keinen dauernden und erfolgreichen Eingang in die
                              									Schiffbautechnik zu verschaffen im Stande gewesen sind; denn schon ein geringer
                              									Fehler in der Schweißung, wie er bei der vorbeschriebenen Art der Fabrication
                              									offenbar ungemein leicht vorkommen kann, und der dadurch bedingte weniger innige
                              									Zusammenhang beider Platten ruft, wenn er nur einige Ausdehnung erreicht, alsdann
                              									ähnliche Uebelstände hervor, wie sie bereits in Betreff der an einander geschraubten
                              									Platten erwähnt wurden.
                           Ebenso führten die Versuche, Panzerplatten von bedeutender Stärke durch
                              									Zusammenschrauben und Zusammennieten einer größeren Anzahl dünner Platten
                              									herzustellen, im Großen und Ganzen nicht zu befriedigenden Resultaten, indem auch
                              									hier die zahlreichen Verbindungsbolzen und Verbindungsniete immer als vorzugsweise
                              									schwache Theile dieser Constructionen sich erwiesen.
                           Was den größeren oder geringeren Grad von Schußfestigkeit anbelangt, so scheint
                              									vorläufig wenigstens so viel festzustehen, daß
                                 										zusammengesetzte Panzerungen, deren einzelne Platten einander unmittelbar
                                 										berühren, weniger widerstandsfähig sind, als massive Panzer von derselben
                                 										Stärke, daß sie dagegen letzteren in dieser Beziehung mindestens gleichkommen, wenn sich
                                 										zwischen den einzelnen Platten immer Lufträume befinden; es könnte das
                              									seinen Grund wohl darin haben, daß die Zwischenräume ein freieres Durchfedern der
                              									verschiedenen Platten und somit auch eine vollkommenere Entwickelung der Elasticität
                              									des ganzen Systemes gestatten.
                           Jedenfalls kann das vielfach als gültig und maaßgebend angesehene Gesetz: daß die Widerstandsfähigkeit zweier Panzerplatten von
                                 										verschiedener Stärke sich unter sonst gleichen Umständen verhält wie die
                                 										Quadrate der bezüglichen Plattenstärken, auf das Verhältniß der massiven zu
                              									den zusammengesetzten Panzern keine Anwendung finden, indem darnach ein
                              									beispielshalber aus 25 oder 36 einzelnen Platten von je 1 Centimet. Dicke
                              									zusammengesetzter Panzer nicht widerstandsfähiger seyn würde, als eine massive
                              									Platte von 5 oder 6 Centimet. Stärke, was den factischen Ergebnissen der
                              									betreffenden Schießversuche keineswegs entspricht. Eine vollständige Aufklärung über
                              									diese Verhältnisse darf man indeß erst von der Zukunft erwarten.
                           Neben den hier besprochenen heterogenen Versuchen, gute Panzerplatten von genügender
                              									Stärke auf möglichst einfache, wohlfeile und zuverlässige Weise herzustellen, blieb
                              									indeß das hauptsächlichste und im Allgemeinen auch von Erfolg gekrönte Bestreben der
                              									Panzertechnik nach wie vor darauf gerichtet, die Fabrication
                                 										schmiedeeiserner massiver Platten hinsichtlich ihrer guten Beschaffenheit sowohl
                                 										als auch in Betreff der noch irgend zu erreichenden Stärkenabmessungen nach
                                 										Möglichkeit zu vervollkommnen. Und in der That gelang es auch schließlich,
                              									wie wir bereits erwähnt haben, Platten von 38 Centimet. = 15 Zoll englisch Dicke
                              									herzustellen, sowie den für Panzerthurmschiffe und für die Panzerschilde und
                              									Panzercasematten der Küstenbatterien bestimmten Platten, unter Anwendung
                              									außerordentlich hoher Hitzegrade, die für jene Zwecke erforderlichen, zum Theil
                              									eigenthümlich und mit sehr kleinen Radien gebogenen Formen zu geben. Immerhin aber
                              									blieben diese Processe äußerst schwierig und somit auch kostspielig.
                           Diese Uebelstände im Verein mit dem sehr berechtigten Wunsche, eine Panzerung mit
                              									einer möglichst harten Außenschicht bei weicher und zäher innerer Masse zu erhalten,
                              									führten auf den im Princip gewiß als durchaus rationell zu bezeichnenden Gedanken,
                              									die Panzerplatten nicht mehr zu walzen oder zu schmieden, sondern sie einfach durch
                              									ein zweckentsprechendes Gußverfahren herzustellen.
                           
                           Die Gießerei von Gruson in Buckau bei Magdeburg war
                              									unseres Wissens die erste, welche diese Idee in einer für die Praxis verwerthbaren
                              									Gestalt zur Ausführung brachte. Aus einem Gußeisen von vorzüglicher Güte stellte sie
                              									durch Schalenguß Panzerungen von Eisenhartguß dar, welche
                              									die obengenannten Eigenschaften in befriedigendem Maaße in sich vereinigten und dem
                              									entsprechend auch bei verschiedenen Schießproben ein Alles in Allem nicht ungünstig
                              									zu nennendes Resultat lieferten. Dieß beruhte, außer auf den guten Eigenschaften des
                              									Metalles an sich und den kolossalen Stärkenabmessungen der Panzerung, zum Theil auch
                              									auf der sehr günstigen, vorn spitzbogenartig zugewölbten und deßhalb die Wirkung der
                              									feindlichen Geschosse möglichst paralysirenden Gestalt, die man dem Gußstück mit leichter Mühe und ohne irgendwelche
                              									Anwendung eines die Wandungen durchsetzenden Bolzens oder Nietes hatte geben können,
                              									während dieselbe Form der Verwendung von Schmiedeeisen enorme, ja fast
                              									unüberwindliche Schwierigkeiten entgegengestellt haben würde. Die gewaltige Dicke
                              									und das daraus resultirende sehr bedeutende Gewicht des Eisenhartguß-Panzers
                              									lassen ihn indeß vorläufig nur für Landbefestigungen und nicht auch für Schiffe
                              									geeignet erscheinen; dieser Umstand gewährt aber andererseits zugleich den Vortheil,
                              									daß alle nicht unmittelbar der vorderen Wölbung des Schildes angehörenden und
                              									deßhalb weniger stark construirten Theile des Schildes mit einer schützenden
                              									Erddecke umgeben werden können.
                           Ob sich der Preis der Eisenhartguß-Panzerungen bei ihrer Verwendung im Großen
                              									entschieden wohlfeiler stellen würde, als für schmiedeeiserne Panzer von gleicher
                              									Widerstandsfähigkeit, erscheint vorläufig, im Hinblick auf die so beträchtlichen
                              									Abmessungen und Gewichte der ersteren, mindestens noch zweifelhaft. Sollte aber der
                              									Vorzug größerer Billigkeit nicht auf Seite des Eisenhartgusses liegen, so würde
                              									damit wohl überhaupt jeder zwingende Grund für dessen fernere Anwendung fortfallen;
                              									denn Schmiedeeisen besitzt unzweifelhaft eine immerhin überlegene Zähigkeit und verspricht deßhalb, bei gleicher
                              									ursprünglicher Widerstandsfähigkeit, im Allgemeinen gegenüber der zerstörenden
                              									Wirkung des Geschützfeuers eine größere Dauer, als
                              									Eisenhartguß, bei welchem die allgemeine Zerstörung nothwendig sehr rasch
                              									fortschreiten muß, sobald erst einmal die harte und somit auch entsprechend spröde
                              									Außenschicht von einem wirksamen Treffer durchbrochen ist.
                           Ein anderer, sehr beachtenswerther Vorschlag, um Panzerungen wenigstens theilweise
                              									durch Guß herzustellen, ist von dem Ingenieur Kaselowsky,
                              									technischem Director der Berliner Maschinenbau-Actien-Gesellschaft
                              									(vormals L. Schwartzkopff) ausgegangen.
                           
                           Den Hauptstoff des Kaselowsky'schen Panzers bildet weder
                              									Schmiedeeisen, noch Stahl, noch Eisenhartguß, sondern Bronze, und zwar die sogenannte Geschützbronze
                              									(bekanntlich eine Legirung von 10 Theilen Kupfer und einem Theil Zinn), welche sich
                              									durch ihre ungemein große Zähigkeit und ihre geringe Neigung, von heftigen Stößen
                              									und Erschütterungen Risse und Sprünge zu bekommen, für den in Rede stehenden Zweck
                              									vor den meisten anderen Metallen vortheilhaft auszeichnet; wenigstens existirt wohl
                              									keines, das bei gleicher Härte eine ebenso große Zähigkeit und umgekehrt bei
                              									gleicher Zähigkeit eine eben so große Härte besäße, wie die Geschützbronze; überdieß
                              									ist sie auch verhältnißmäßig leicht schmelzbar und läßt sich daher ohne Mühe und mit
                              									relativ geringen Kosten in jede beliebige Form gießen.
                           Auf der anderen Seite aber ist die Bronze wieder viel zu weich, um dem Eindringen schwerer Panzergeschosse einen genügenden
                              									Widerstand entgegensetzen zu können, und bedarf deßhalb einer ähnlichen harten
                              									Außenschicht, wie sie die Eisenhartgußpanzer haben und wie sie durch die Combination
                              									der Stahl- und Eisen-Panzerplatten ebenfalls erstrebt wurde. Bei dem
                              										Kaselowsky'schen Panzer sollen zu diesem Zweck Bolzen von gehärtetem Gußstahl oder Eisenhartguß in die
                              									Bronze eingegossen werden; die vorderen Flächen dieser Bolzen, Fig. 17 und 18, bilden
                              									regelmäßige Sechsecke und lassen zwischen einander nur ganz schmale Fugen übrig, so
                              									daß sie fast die gesammte Oberfläche der Bronzeplatte ausfüllen; die Bolzenschäfte
                              									sind nach innen vielfach gabelförmig verzweigt und mit Widerhaken versehen, so daß
                              									sie von auftreffenden Geschossen keinenfalls, wie gewöhnliche Bolzen, derartig durch
                              									die ganze Platte hindurch getrieben werden können, zumal die Verschiebung eines
                              									Bolzens immer mindestens noch sechs andere in Mitleidenschaft ziehen muß. Auf diese
                              									Weise sind gewissermaßen eine harte Stahl- und eine weiche Bronzeplatte
                              									möglichst innig zu einem Ganzen verbunden, und zwar nach einem System, dessen
                              									Zuverlässigkeit unstreitig besser gewährleistet ist, als bei der Verbindung zweier
                              									Platten durch Schraubenbolzen oder Niete. Außerdem können aber auch weitgehende
                              									Risse in der Oberfläche der Platten, eben vermöge deren durchgängiger Gliederung in
                              									lauter einzelne Stahlstifte, kaum noch entstehen, während zugleich die erhebliche
                              									Zähigkeit der Bronze einem Durchbrechen der Platte an ihrer inneren Fläche den
                              									größtmöglichen Widerstand entgegenzusetzen vermag.
                           Die Herstellung derartiger combinirter Stahl-Bronze Panzerungen würde sich
                              									natürlich höchst einfach gestalten; jeder Gießerei ließen sich die erforderlichen
                              									Einrichtungen mit sehr geringen Unkosten geben, und die Geschützgießereien bedürften
                              									für diesen Fabricationszweig gar keiner besonderen Vorbereitung, denn der Guß ist
                              									im Wesentlichen von jedem anderen Bronzeguß, also auch vom Guß bronzener
                              									Geschützröhre durchaus nicht verschieden; die einzige Abweichung besteht darin, daß
                              									vor dem Guß sämmtliche Stahlbolzen in die Form, worin die Platte gegossen werden
                              									soll, ordnungsmäßig einzulegen und durch Drahte mit einander oberflächlich in
                              									Verbindung zu bringen sind. Die Bolzen selbst lassen sich natürlich nach Form und
                              									Größe sehr verschieden anfertigen. Grundbedingung für ihre Construction bleibt immer
                              									nur: einerseits möglichst geringe Zwischenräume zwischen den vorderen Kopfflächen,
                              									und andererseits möglichst umfassende Verzweigung und Verschränkung der Wurzeln
                              									ihrer Schäfte.
                           Hinsichtlich der Stärke der Platten werden sich seitens der Bronzetechnik ohne
                              									Zweifel höhere Leistungen erzielen lassen, als die Anforderungen des praktischen
                              									Gebrauches voraussichtlich zunächst erheischen dürften; in dieser Richtung möchte
                              									vielmehr die einzige thatsächliche Grenze vorerst lediglich im Kostenpunkt zu suchen
                              									seyn.
                           Was letzteren anbelangt, so scheint darin auf den ersten Blick allerdings eine nicht
                              									unwesentliche Schwäche des combinirten Stahl-Bronze-Panzers zu liegen.
                              									Denn während schmiedeeiserne Platten in den größten gebräuchlichen Stärken und
                              									selbst von gebogener Form schwerlich über 40 bis 45 Thaler pro 100 Kilogrm. zu stehen kommen, stellt sich der Preis des fertigen
                              									Bronzegusses mindestens auf 60 und der Stahlbolzen auf 20 Rthlr. für dasselbe
                              									Gewicht. Nimmt man nun an, daß der combinirte Panzer 75 Proc. Bronze und 25 Proc.
                              									Stahl enthält, so würden darnach 100 Kilogrm. von ihm 50 Rthlr. kosten. Ueberdieß
                              									kommt aber hinzu, daß das mittlere specifische Gewicht des Schmiedeeisens 7,7, des
                              									Gußstahles 7,88, der Bronze dagegen 8,6 beträgt; eine schmiedeeiserne und eine
                              									combinirte Stahl-Bronze-Platte von gleicher Länge und Breite können
                              									daher nur dann dasselbe absolute Gewicht haben, wenn letztere eine entsprechend
                              									geringere Stärke hat, als jene, und sie können auch umgekehrt nur dann die gleiche
                              									Dicke erhalten, wenn die Stahl-Bronzeplatte entsprechend schwerer gemacht
                              									wird. Da man nun a priori offenbar nicht darauf rechnen
                              									darf, dieselbe Widerstandsfähigkeit gegen feindliche Geschosse, welche ein
                              									Schmiedeeisenpanzer von gegebener Dicke besitzt, mit einem combinirten
                              									Stahl-Bronze-Panzer von geringerer Stärke
                              									zu erzielen, so ergibt sich für letzteren bei gleicher Leistung unmittelbar ein
                              									größeres absolutes Gewicht, also auch eine abermalige relative Preissteigerung im
                              									Vergleich mit schmiedeeisernen Platten.
                           Andererseits darf indeß nicht unbeachtet bleiben, daß die zu dem combinirten Panzer
                              									verwendete Bronze ihren bedeutenden Metallwerth unter allen Umständen
                              									unverändert behält, während eine beschädigte und dadurch für den ferneren Gebrauch
                              									als Panzerung untauglich gewordene Schmiedeeisen-Platte fast völlig werthlos
                              									ist. Diese verschiedenen Gesichtspunkte führen zu dem Resultat, daß der combinirte
                              									Stahl-Bronze-Panzer zwar eine größere erste Capitalanlage bedingen,
                              									dafür aber auf die Dauer sich voraussichtlich wohlfeiler stellen würde, als
                              									schmiedeeiserne oder andere Panzerungen.
                           Auf alle Fälle erscheint die Idee eines solchen Panzers hinlänglich rationell und
                              									durchdacht, um einen praktischen Versuch damit lohnend zu machen, zumal dessen
                              									Resultate sicher von hohem wissenschaftlichem Werth für die Aufklärung so mancher
                              									wichtigen physikalischen Fragen seyn und schon dadurch für den unerläßlichen Aufwand
                              									an materiellen Versuchsmitteln reichen Ersatz gewähren würden, selbst wenn das
                              									Ergebniß, soweit es direct die rein praktische Seite der schwebenden Panzerfrage
                              									berührt, wider Erwarten nur ein negatives seyn sollte.
                           Vielleicht dürfte es sich auch empfehlen, mit diesem Versuch zugleich eine Erprobung
                              									der von Montefiore-Levi und Künzel in Belgien kürzlich erfundenen Phosphorbronze (Geschützbronze mit einem geringen Zusatz von
                              										Phosphor)Man s. die Mittheilungen von Montefiore-Levi und Künzel über
                                    											die Anwendbarkeit der phosphorhaltigen Bronze zum Geschützgusse, als
                                    											Kunst- und Decorationsbronze etc., im polytechn. Journal, 1871, Bd.
                                    											CCII S. 48 und 123. Anm. d. Red. zu verbinden; die Phosphorbronze soll sich zwar für die Fabrication von
                              									Geschützröhren gar nicht bewährt haben, aber es wäre dessenungeachtet doch sehr
                              									möglich, daß der verhältnißmäßig hohe Härtegrad, welchen
                              									sie im Vergleich mit der gewöhnlichen Bronze unstreitig zu besitzen scheint, ihre
                              									Verwendung zu Panzerungen vorzugsweise begünstigte, besonders wenn die größere Härte
                              									keinen (oder doch nur einen verschwindend kleinen) nachtheiligen Einfluß auf die
                              									Cardinal-Eigenschaft der Bronze, ihre Zähigkeit,
                              									ausüben sollte.
                           (– ε)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
