| Titel: | Die Fabrication des gummifreien Kartoffelstärkezuckers zur Bereitung der Spirituosencouleur; von Carl Krötke in Berlin. | 
| Autor: | Carl Krötke | 
| Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. LXII., S. 244 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXII.
                        Die Fabrication des gummifreien
                           								Kartoffelstärkezuckers zur Bereitung der Spirituosencouleur; von Carl Krötke in Berlin.
                        Krötke, über die Fabrication des gummifreien Kartoffelstärkezuckers
                           								zur Bereitung der Spirituosencouleur.
                        
                     
                        
                           Um eine Couleur herzustellen, welche in 80procentigem Spiritus gut färbt und blank
                              									bleibt, muß man einen Stärkezucker haben, der ganz frei von Gummi oder Dextrin ist,
                              									weil sonst die daraus erzielte Couleur den starken Spiritus trüben würde.
                           In hiesiger Gegend, wo es viele Kartoffelstärkefabriken gibt, wird die Stärke gleich
                              									frisch – noch naß – auf Zucker verarbeitet; in Gegenden aber, wo wenig
                              									Kartoffeln gebaut werden, wird von den Zuckerfabrikanten die Stärke in trockenem
                              									Zustande bezogen.
                           Nachstehende Angaben, um den erwähnten Zucker herzustellen, beziehen sich also auf
                              									die Anwendung trockener Stärke.
                           Wenn nun 500 Kilogramme trockene Stärke zu Zucker verarbeitet werden sollen, so
                              									werden dieselben in einem hölzernen Bottich mit 250 Litern kalten Wassers durch
                              									Umrühren aufgelöst; man hat in solchen Bottichen gewöhnlich ein Aufrührwerk, welches
                              									bequem mit einer Hand gedreht werden kann.
                           Der Bottich muß einen Durchmesser von 1 1/4 Meter haben und soll einen Meter hoch
                              									seyn. Es ist darin eine stehende Welle mit conischem Kammrad, und eine liegende
                              									Welle mit eben solchem Rad angebracht; die Kammräder greifen in einander, und an der
                              									liegenden Welle sitzt ein Handgriff zum Drehen. An der stehenden Welle ist zum
                              									Aufrühren der Stärke unten ein Bret quer angeschraubt. Wenn nun das Wasser in den
                              									Bottich gebracht ist, dreht ein Arbeiter an dem Rührwerk, und ein anderer wirft die
                              									Stärke hinein; diese Arbeit kann in einer halben Stunde beendet seyn.
                           Die aufgelöste Stärke soll dann in einem hölzernen Bottiche gekocht und in Zucker
                              									umgewandelt werden. Dieser Bottich ist 2 Meter hoch und hat 1 1/2 Meter Durchmesser;
                              									in denselben geht ein kupfernes Dampfrohr, welches dicht auf dem Boden mündet.
                           Ehe das Kochen beginnt, werden 200 Liter kaltes Wasser in das Kochfaß gegossen und
                              									dann 15 Kilogrm. Schwefelsäure von 66° Baumé zugesetzt; ist dieß
                              									geschehen, so wird der Dampfhahn geöffnet und das saure Wasser zum Kochen gebracht;
                              									sobald es im Kochen ist, wird die flüssige Stärke in den Kochbottich hineingelassen;
                              									dieses Einführen der Stärke muß in einem dünnen Strahle geschehen, damit sich nicht
                              									durch zu reichliches Zulassen ein Kleister bildet.
                           Das Wasser im Kochfasse soll immer im Kochen, und die Masse dünnflüssig bleiben; man
                              									muß, um sicher zu gehen, am Kochbottich unten einen kleinen Hahn anbringen, um öfter
                              									proben zu können, ob die Stärke auch noch dünnflüssig ist; ist Letzteres nicht der
                              									Fall, so hört man mit dem Zugeben von Stärke einige Minuten auf, und läßt sie erst
                              									gehörig durchkochen und dünnflüssig werden; sodann fahre man mit dem Einlassen der
                              									Stärke fort.
                           Das Einlassen der Stärke dauert gewöhnlich 3/4 bis 1 Stunde; sollte es länger dauern,
                              									so war der verfügbare Dampf zu schwach.
                           Sobald sämmtliche Stärke in dem Kochfasse ist, sieht man nach der Uhr, um sich die
                              									Zeit zu notiren, und läßt die Stärke kräftig weiter kochen.
                           Schon nach einer Stunde kräftigen Kochens kann die Syrupsgare eingetreten seyn, was
                              									sich genau durch die allgemein bekannte Jodprobe ermitteln läßt.
                           Hat die Stärke noch zweimal so lange, von der Syrupsgare an gerechnet, gekocht (wenn
                              									also die Jodprobe nach einstündigem Kochen anzeigte daß die Stärke so weit gar war,
                              									um einen nicht krystallisirbaren Syrup zu erzielen), so kann man nach zwei Stunden
                              									anfangen zu prüfen, ob der Zucker gummifrei ist.
                           Es ist übrigens gar nicht nöthig, erst die Jodprobe zu machen, man kann ohne Weiteres
                              									nach dreistündigem guten Kochen mit der Prüfung auf gummifreien Zucker beginnen.
                           Um nun zu proben, wie weit der Zucker gummifrei ist, wird ein kleines Reagensglas bis
                              									auf 5/6tel mit der kochenden Masse angefüllt, welche man durch den Probehahn
                              									abzieht: dieser Hahn muß aber vorher durch ein- bis zweimaliges Ablassen
                              									gereinigt werden, weil die Stärke welche in ihm sitzt, die Probe ungenau machen
                              									könnte.
                           Zu diesen 5/6tel Stärkesast wird 1/6tel 96procentiger Spiritus getröpfelt; zeigt sich
                              									dabei ein weißlicher milchiger Niederschlag, so muß man weiter kochen, weil dieser
                              									Niederschlag noch Gummi ist; man probt nun nach einer halben Stunde wieder ebenso,
                              									und wenn noch ein milchiger Niederschlag entsteht, so kocht man weiter, so lange bis
                              									die Masse im Reagensglas so klar bleibt wie sie gewesen ist. – Dieses Kochen
                              									kann 5–6 1/2 Stunden dauern; ja sogar 7 bis 8 Stunden, wenn man nur schwachen
                              									Dampf anwenden konnte.
                           Nachdem nun die Probe gezeigt hat, daß alles Gummi in Zucker übergeführt worden ist,
                              									wird der Dampfhahn zugedreht und mit dem Kochen aufgehört; man schreitet dann zum
                              									Tödten oder Neutralisiren der Schwefelsäure. Hierzu wird gewöhnlich und am besten,
                              									Schlämmkreide angewandt.
                           In Gegenden wo die Kreide zu theuer zu stehen kommt, kann man aber auch Kalkstein
                              									oder ordinären Marmor, welche pulverisirt werden müssen, zum Abstumpfen der Säure
                              									anwenden.
                           Das Kalksteinpulver oder die Schlämmkreide wird in der Zeit wo die Stärke kocht, mit
                              									warmem Wasser angerührt, weil sie im Zustande einer Milch besser neutralisirt. Wenn
                              									bei dem Kochen von 500 Kilogrm. Stärke 15 Kilogrm. Schwefelsäure verwendet wurden,
                              									so werden zum Tödten dieser Säure 30 Kilogrm. Schlämmkreide (oder pulverisirter
                              									Kalkstein) erforderlich seyn; man nimmt aber 4–5 Kilogrm. mehr, um sicher zu
                              									seyn, daß alle Säure abgestumpft wird.
                           Die Kreide- (oder Kalkstein-) Milch stellt man sich beim Kochbottich
                              									zur Hand, und gießt vermittelst eines Schöpfers, sobald das Kochen fertig und der
                              									Dampf abgesperrt ist, circa 1 Liter der dünnflüssigen
                              									Kreide in das Kochfaß, und zwar unter Umrühren der Masse. – Um die angewandte
                              									Kreide zu einer Milch anzurühren, wurden 15 Liter warmes Wasser verwendet.
                           
                           Zum Durchrühren der Masse im Kochfasse während des Abstumpfens bedient man sich einer
                              									hölzernen Krücke mit langem Stiele. Durch das Zugießen der Kreide entsteht
                              									bekanntlich ein Aufbrausen und Steigen der Flüssigkeit, und muß man daher das
                              									Zusetzen der Kreide vorsichtig bewerkstelligen; sobald alle Kreide zugesetzt ist,
                              									hört auch das Steigen der Masse im Kochfasse auf, und die Säure ist
                              									neutralisirt.
                           Die Süße bleibt nun im Kochfasse zum Absetzen 6 Stunden oder über Nacht ruhig stehen;
                              									sie wird sich nach dieser Zeit vollkommen klar abgesetzt haben.
                           An der Seite des Kochfasses, 2 bis 3 Centimeter über dem Boden, ist ein größerer Hahn
                              									angebracht; durch denselben wird die klare Flüssigkeit abgelassen, um in den
                              									Abdampfer zum Eindicken gebracht zu werden.
                           Dieses Eindicken kann durch Dampf oder über offenem Feuer geschehen; wenn man aber
                              									über Dampf verfügen kann, so ist es vorzuziehen auch den Zucker mit Dampf
                              									einzudicken, wozu man sich eines hölzernen Bottiches, worin eine kupferne Spirale
                              									liegt, bedient.
                           Dieser Bottich kann 1 1/2 Meter Weite und 1 Meter Höhe haben; er erhält einen Deckel,
                              									dessen hintere Hälfte festgenagelt, die vordere aber abnehmbar ist; auf seiner
                              									hinteren Hälfte ist ein hölzernes rundes oder viereckiges Rohr angebracht, um den
                              									durch das Kochen entstehenden Dunst in's Freie zu führen.
                           Bei dem Fasse, worin die Stärke gekocht wurde, ist der Deckel und Dunstfang ebenso
                              									angebracht.
                           Die Gefäße werden alle von Fichten- oder Tannenholz angefertigt, und für die
                              									vier Hauptgefäße, nämlich den Stärkeaufrührbottich, Stärkekochbottich, Abdampfer und
                              									Lagerbottich, werden Stäbe und Boden von 5 Centimeter starkem Holze verwendet;
                              									sämmtliche Bottiche werden mit eisernen Bändern wohl versehen.
                           Wenn sämmtlicher flüssige Zucker – das Süßwasser – in dem Abdampfer
                              									ist, wird Dampf zum Einkochen gegeben; man kann auch schon Dampf in die Spirale
                              									(Schlange) lassen, wenn solche mit der Flüssigkeit bedeckt ist.
                           Sobald die Flüssigkeit in dem Abdampfer zu kochen anfängt, setzt man 100 Gramme alte
                              									Butter oder Talg zu, um ein Uebersteigen der Flüssigkeit zu verhindern; hatte man
                              									kräftigen Dampfdruck, so ist die Abdampfung in circa 2
                              									Stunden bewerkstelligt.
                           Der Zucker wird bis 36° Baumé eingedampft und zwar muß er diese
                              									Dichtigkeit heiß gewogen zeigen; man füllt einen schmalen Blechcylinder mit der
                              									heißen Flüssigkeit voll, und senkt dann den Aräometer in dieselbe hinein; zeigen
                              									sich daran z.B. nur 30–35° Baumé, so kocht man weiter ein, bis der
                              									Zucker 36° B. wiegt. Der Zuckersyrup wird dann filtrirt; dazu bedient man
                              									sich von schwachem Fichtenholz angefertigter Gehäuse von 1 Meter Höhe und 1/2 Met.
                              									Breite, in welche ein gut passender Korb, von geschälten Weiden geflochten, und in
                              									letzteren ein weiter Sack von glattem Baumwollzeug gesteckt wird. Der kochend in
                              									dieses Filter gelassene Zuckersyrup läuft durch einen Hahn, welcher dicht am Boden
                              									seitwärts angebracht ist, klar und goldblank ab, und zwar in ein Reservoir, von wo
                              									er, nachdem er abgekühlt ist, in Tonnen oder sonstige Behälter gefüllt werden kann.
                              									Das Reservoir kann 1 1/2 Meter Durchmesser haben und auch 1 1/2 Meter hoch seyn.
                           Der Zucker kann, sowie er filtrirt ist, noch heiß zum Couleurbrennen verwandt werden;
                              									ist dieß aber nicht thunlich, so muß er auf Tonnen gezogen und gelagert werden, weil
                              									er sonst in dem Abkühlbottich so fest krystallisiren würde, daß er nur mit großer
                              									Mühe durch eiserne Keile loszubringen wäre. Zwar wird er in den Tonnen eben so fest,
                              									aber hier lassen sich die Bände lösen, der eine Boden wird herausgenommen, das Faß
                              									umgekehrt, und der ganze Zuckerklotz steht frei da. Um diesen Block für das
                              									Einbringen in den Brennkessel zu zerkleinern, muß man sich eines eisernen Keiles und
                              									Klopfers bedienen.
                           Bei einem größeren Betriebe werden gewöhnlich 100–200 Kilogrm. Zucker auf
                              									einmal gebrannt. Der dazu dienende Brennkessel ist aus starkem schmiedeeisernen
                              									Bleche gearbeitet, 1 Meter hoch und hat oben einen Durchmesser von 1 1/2 Meter; der
                              									Boden desselben ist etwas stärker als die Seitenwände, und auch etwas gewölbt; in
                              									dem Kessel selbst ist ein eisernes Rührwerk angebracht, woran, so lange Feuer unter
                              									dem Kessel ist und der Zucker brennt, ein Mann drehen muß. Dieses Rührwerk schneidet
                              									genau auf dem Boden, damit der untere Zucker nicht zu Kohle verbrennt.
                           Beim Brennen des Zuckers entwickelt sich ein beißender unangenehmer Dunst; man
                              									versieht daher in neuerer Zeit solche Kessel mit einem Deckel von Holz und einem
                              									Rohr zum Abzug des Dunstes; von der vorderen Hälfte des Kessels läßt sich der Deckel
                              									abnehmen, die hintere Hälfte nebst Dunstfang sitzt fest.
                           Das Brennen der Spirituosencouleur geschieht nun wie
                              									folgt:
                           Man bringt von dem Blockzucker, welcher in Stücke von 5–10 Kilogrm.
                              									zerschlagen worden (besser ist es immer, wenn man den Zucker warm und flüssig
                              									verarbeiten kann, weil man an Feuermaterial, sowie an Zeit und Arbeit spart),
                              									ungefähr 100 Kilogrm. in den Kessel und macht dann Feuer unter denselben. Sobald der
                              									Zucker geschmolzen ist, beginnt der Mann das Rührwerk zu drehen. (Gewöhnlich besorgt ein Mann das Brennen
                              									des Zuckers allein, und ein solcher kann täglich bequem 5–600 Kilogrm. Zucker
                              									in Couleur umarbeiten.) Wenn der geschmolzene Zucker zu kochen beginnt, werden pro 100 Kilogrm. desselben 3 Kilogrm. krystallisirte
                              									Soda, in Stückchen von Wallnußgröße zerkleinert, successive zugesetzt. Man streut
                              									nämlich eine Handvoll Soda in den kochenden Zucker, und muß dann das unter
                              									Aufbrausen erfolgende Steigen der Masse durch schnelleres Rühren wieder zum Fallen
                              									zu bringen suchen; in dieser Weise wird mit dem Zusetzen der Soda fortgefahren, bis
                              									das ganze Quantum derselben in den Kessel gebracht ist.
                           Es wird nun bei gutem Feuer weiter gebrannt, und zwar so lange, bis man den brandigen
                              									Geruch und den beißenden Dunst wahrnimmt, wenn man den vorderen Deckel etwas
                              									lüftet.
                           Man schreitet alsdann zur Prüfung der Couleur. Hierzu
                              									taucht man einen Holzstab von 1 Meter Länge in die kochende Masse, und läßt davon
                              									einige Tropfen in ein Glas kalten Wassers, welches zur Hand stehen muß, tröpfeln.
                              									Diese kleinen Tropfen, welche sofort erkalten, nimmt man aus dem Wasser und zwischen
                              									die Zähne, zerbeißt und schmeckt sie; sie müssen wie Glas zerspringen, und bitter
                              									ätzend, doch fast gar nicht süß schmecken. Ist dieß noch nicht der Fall, so muß
                              									weiter gebrannt werden, bis sich die angegebene Probe als richtig erweist. Den
                              									höchsten Grad der Probe zeigen die in das kalte Wasser getröpfelten Theile dadurch
                              									an, daß sie im Wasser gleich wieder nach oben kommen und zischen; es ist dann aber
                              									nöthig, in den Kessel sofort Wasser zu gießen, weil sonst ein Verbrennen des Zuckers
                              									stattfinden würde. Eine Spirituosencouleur ist weit schwieriger zu brennen, als eine
                              									Biercouleur (auch Weincouleur genannt), weil sie leichter dem Verbrennen unterworfen
                              									ist.
                           Wird die Couleur nur schwach gebrannt, so steht sie in höher procentigem Spiritus,
                              									färbt aber schwächer; brennt man den Zucker kräftiger, so weit daß die Tropfen im
                              									Glase bei der Probe nach oben kommen, so färbt sie zwar weit besser, würde aber nur
                              									in Spiritus von 75 Proc. blank bleiben. Im Handel kommen deßhalb auch zwei Sorten
                              									von Spirituosen- oder Rumcouleur vor, nämlich solche die in 75procentigem und
                              									solche die in 80procentigem Spiritus blank und klar bleibt.
                           Wenn man längere Erfahrung im Brennen dieser Couleur hat, so ist das Prüfen in dem
                              									kalten Wasser gar nicht mehr nöthig; der Praktiker benutzt dann folgende Probe:
                           Er taucht den Holzstab in die kochende Masse, zieht ihn schnell wieder heraus, und
                              									sieht dann an den kleinen Blasen welche an dem Stabe haften, ob die Couleur gut ist;
                              									die Blasen zerplatzen nämlich schnell, und es hat den Anschein daß sie an dem Stabe
                              									kochen; dieß ist das Zeichen, daß die Couleur genug gebrannt hat und gut ist.
                           Hat nun die Probe ergeben, daß der Zucker hinreichend gebrannt ist, so wird heißes
                              									Wasser zugegossen, und zwar kann man auf 100 Kilogramme desselben 50 Liter Wasser
                              									zusetzen; es geschieht dieß schnell hintereinander, und unter fortwährendem
                              									Umrühren.
                           Ist dieß geschehen und sämmtliche Couleur aufgelöst, so wird sie kochend mit dem
                              									Aräometer (wie vorher der Zucker) gewogen; zeigt die Couleur hierbei 35°
                              									Baumé, so wird sie für den Handel dick genug seyn; zeigt sie mehr Grade, so
                              									setzt man noch etwas Wasser zu; man läßt hingegen noch einige Minuten abdampfen,
                              									wenn sie nur 34° B. und darunter wiegt.
                           Das Feuer wird nun unter dem Kessel weggenommen, die Couleur ausgeschöpft und auf das
                              									Lager- oder Kühlfaß gebracht. Letzteres, von Fichten- oder Tannenholz,
                              									kann 1 Meter Höhe und 2 Meter Durchmesser haben. Auf den Lagerbottich stellt man
                              									einen Korb von Weidengeflecht, welcher 1 Met. weit und 1/4 Met. hoch ist; in
                              									demselben liegt ein großes Tuch von ganz dünnem, weitgewebtem Baumwollzeug, durch
                              									welches die Couleur gegossen wird, damit die beim Brennen gebildeten Kohlenstückchen
                              									zurückbleiben.
                           Jeder fertige Kessel Couleur muß auf ihr Verhalten zu Spiritus von 82 Proc. geprüft
                              									werden; man füllt nämlich ein kleines Reagensglas zur Hälfte mit solchem Spiritus,
                              									gibt einen Tropfen der fertigen Couleur hinein, und schüttelt dann gut durch
                              									einander; bleibt der Spiritus blank, so kommt die Couleur in den Lagerbottich der
                              									80procentigen; wird der Spiritus aber nur einen Schatten trübe oder matt, so gibt
                              									man die Couleur in den Lagerbottich der 75procentigen.
                           Schließlich ist noch zu bemerken, daß der Absatz oder Schlamm aus dem
                              									Stärkekochbottich, welcher beim Abstumpfen durch die Kreide gebildet worden, in
                              									einem Filter wie es für den fertig gekochten Zucker beschrieben wurde, filtrirt
                              									wird; der dabei erhaltene klare Saft wird beim Abdampfen in dem Eindampfbottich
                              									zugesetzt, oder verwendet ihn um die Kreide zu einer Milch anzurühren; auf das
                              									Filter kann man nach dem Ablaufen des Saftes noch 8–10 Liter heißes Wasser
                              									zum Aussüßen des Schlammes geben, und dann das Süßwasser ebenfalls zum Anrühren der
                              									Kreide oder im Abdampfer verwenden.