| Titel: | Ueber die dokimastische Wismuthprobe und die dokimastische Scheidung des Wismuths vom Kupfer, Arsen, Antimon und Blei; von Hugo Tamm. | 
| Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. CI., S. 369 | 
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                        CI.
                        Ueber die dokimastische Wismuthprobe und die
                           								dokimastische Scheidung des Wismuths vom Kupfer, Arsen, Antimon und Blei; von Hugo Tamm.
                        Aus Chemical News, vol. XXV p. 85, Februar
                              									1872.
                        Tamm, über die dokimastische Wismuthprobe und die dokimastische
                           								Scheidung des Wismuths vom Kupfer, Arsen, Antimon und Blei.
                        
                     
                        
                           Ich werde meine Arbeit in zwei Abschnitte theilen. Im ersten derselben werde ich die
                              									Extraction des Metalles, die eigentliche Wismuthprobe behandeln, im zweiten dagegen
                              									das Verfahren zum Raffiniren des extrahirten Metalles erörtern.
                           
                        
                           1. Die Extraction des Wismuths oder die
                                 										Wismuthprobe im Allgemeinen.
                           Ist das Probirgut oder das auszusaigernde Erz einfacher Natur, rein und frei von
                              									beigemengten fremdartigen Erzen, und ist das Wismuth in demselben in metallischem
                              									Zustande, oder als Schwefelmetall, als Oxyd oder als Kohlensäuresalz vorhanden, oder
                              									besteht das Probirgut, wie es bisweilen vorkommt, aus einem Gemenge von Oxyd,
                              									Carbonat, basischem Sulfat und Oxychlorid, so beschränkt sich die Extraction,
                              									bezüglich die dokimastische Probe auf ein sehr einfaches Verfahren, indem das
                              									Probirgut mit einem möglichst leichtflüssigen Flußmittel, welchem man einen
                              									reducirenden Zuschlag, gewöhnlich Holzkohlenpulver, in geeigneter Menge zusetzt,
                              									gemengt und dann geschmolzen wird.
                           Es würde nutzlos seyn, hinsichtlich der speciellen Beschaffenheit und der Menge des
                              									bei dieser Operation anzuwendenden Flusses und reducirenden Zuschlages besondere
                              									Regeln aufzustellen; es ist am besten, sich nach der Beschaffenheit der zu Gebote
                              									stehenden Materialien zu richten und sich durch die Resultate einiger mit
                              									verschiedenen Mengen von Fluß und Reductionsmittel abgeführten Versuche leiten zu
                              									lassen. Eines der besten sowohl als der einfachsten Flußmittel besteht aus einem
                              									Gemenge von zwei Theilen kohlensaurem Kali oder Natron, und einem Theile Kochsalz,
                              									welches zu Reductionen im kleinen Maaßstabe mit einer geeigneten Menge von rother
                              									Glätte oder von Cyankalium, dagegen von Holzkohlenpulver beim Arbeiten im Großen
                              									versetzt wird.
                           
                        
                           2. Die Behandlung und das Probiren sehr
                                 										kupferhaltiger Wismutherze.
                           Das Problem der directen Ausscheidung des Wismuths aus stark kupferhaltigen Erzen war
                              									ein sehr schwieriges, weil Kupfer und Wismuth gegen die dokimastischen Reagentien
                              									fast in jeder Beziehung ein gleiches Verhalten zeigen. Es ist mir jedoch geglückt,
                              									ein sehr einfaches und praktisches Verfahren zur unmittelbaren Scheidung der beiden
                              									Metalle von einander aufzufinden.
                           Die wichtigsten, an Kupfer reichen Wismutherze sind geschwefelte und oxydische. Beide
                              									sind gewöhnlich mit Erzen anderer Metalle gemengt, doch betragen die letzteren in
                              									der Regel nur einen kleinen Bruchtheil des Ganzen und das Problem ihrer Abscheidung
                              									wird im zweiten Abschnitte dieser Abhandlung erörtert werden.
                           Die Reaction auf welche die Scheidung des Wismuths von Kupfer gegründet ist, besteht
                              									darin, daß Schwefelwismuth in Gegenwart von alkalischen Flußmitteln, von
                              									kohlenstoffhaltigen Zuschlägen und folglich von Kohlenstoff selbst, zu metallischem
                              									Wismuth reducirt wird, wohingegen Schwefelkupfer unter diesen Umständen nicht
                              									reducirt wird.
                           Da bei der Behandlung von geschwefelten Erzen beide Metalle bereits im Zustande von
                              									Sulfuret vorhanden sind, so braucht man dieselben nur mit dem bereits erwähnten
                              									Gemenge von Kochsalz und kohlensaurem Kali oder kohlensaurem Natron, welchem das
                              									erforderliche Verhältniß von Holzkohlenpulver und eine kleine Menge Schwefelblüthen
                              									oder gemahlener Schwefel zugesetzt wird, niederzuschmelzen.
                           Bei dieser Operation wird metallisches Wismuth sehr leicht erhalten und das auf diese
                              									Weise ausgebrachte Metall ist ziemlich kupferfrei. Ein Zusatz von ein wenig Schwefel
                              									ist zu empfehlen, um während der ganzen Dauer des Schmelzprocesses eine vollständige
                              									Schwefelung des Kupfers zu sichern, namentlich um jede Entschwefelung des Kupfers
                              									durch das Alkali zu verhüten, und folglich um eine Reduction des Kupfers so viel als
                              									möglich zu vermeiden.
                           Bei oxydischen Erzen verfährt man ganz ähnlich, nur mit dem Unterschiede daß man mehr
                              									Schwefel anwendet, um sämmtliche Metalle in Sulfurete umzuwandeln.
                           Drei Theile des Erzes werden mit zwei bis drei Theilen eines Flusses beschickt,
                              									welcher besteht aus:
                           
                           
                              
                                 kohlensaurem Natron
                                 5 Theilen
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                 2      „
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 2      „
                                 
                              
                                 Holzkohlenpulver
                                 1      „
                                 
                              
                           Man kann jedoch sowohl die Zusammensetzung des Flusses, als auch die anzuwendende
                              									Menge desselben mit Vortheil in einer jedem besonderen Falle entsprechenden Weise
                              									abändern. Einige synthetische Versuche werden jeden Probirer oder Metallurgen in
                              									Stand setzen, von dieser Reaction den besten Gebrauch zu machen.
                           Im Allgemeinen ist zu bemerken, daß die Menge des beim Probiren anzuwendenden Flusses und der Zuschläge beträchtlich vermindert werden kann, wenn das Verfahren in größerem
                              									Maaßstabe ausgeführt wird. Andererseits brauche ich wohl kaum zu erwähnen, daß beim
                              										Probiren der Kohlenstoff sehr vortheilhaft durch
                              									Cyankalium ersetzt werden kann.
                           Bei der Extraction des Wismuths mittelst Schwefel und Kohlenstoff findet ein Abgang
                              									von ungefähr 8 Procent des Wismuthgehaltes statt. Dieser Verlust ist unvermeidlich;
                              									dagegen ist der Verlust an Arsen, Antimon und Blei, welche bei diesem Processe mit
                              									dem Wismuth reducirt werden, verhältnißmäßig bedeutender und das auf diesem Wege
                              									ausgebrachte Rohwismuth ist daher nicht so unrein wie das durch directe Reduction
                              									der oxydischen Erze erhaltene; überdieß bleibt sämmtliches Kupfer in der Schlacke
                              									zurück.
                           Bei Anwendung des Verfahrens mit Schwefel und Kohlenstoff muß die Benutzung eiserner
                              									Gezähe sorgfältig vermieden werden, weil Kupfer durch Eisen rasch auf den
                              									metallischen Zustand reducirt wird, namentlich in Gegenwart von Alkalien.
                           Das schwierige Problem der dokimastischen Scheidung des Wismuths von Kupfer ist so in
                              									der einfachsten Weise gelöst worden.
                           Die Einführung des Schwefels als directes dokimastisches Reagens oder Zuschlag bei
                              									metallurgischen Operationen dürfte als eine wichtige Neuerung in diesem
                              									Industriezweige zu betrachten seyn.Bekanntlich findet jedoch der Schwefel in Form von Schwefelkies (der ganz
                                    											kupferfrei seyn muß) oder von zerstoßenem Stangenschwefel, oder als
                                    											Schwefelblüthen, in der Probirkunst schon seit langer Zeit Anwendung,
                                    											namentlich als Zuschlag beim Probiren schwefelarmer Kupfererze. H. H. Verwandelt man beispielsweise eine Legirung von Blei und Antimon bei
                              									Rothglühhitze durch unmittelbaren Zusatz von Schwefel in eine Schwefelverbindung, so
                              									schwefelt sich das Blei gegen alle Erwartung allmählich zuerst, und nach Verlauf
                              									einiger Zeit findet sich unter einer von Schwefelantimon ziemlich freien Schicht von
                              									Schwefelblei ein ziemlich bleifreier Regulus von metallischem Antimon (was wenig
                              									bekannt ist).
                           Das von mir vorgeschlagene Verfahren zur dokimastischen Scheidung des Wismuths von
                              									Kupfer ist besonders wichtig und vortheilhaft für die Abscheidung des Wismuths aus
                              									Erzen mit einem großen Kupfergehalte. Ist dagegen das Kupfer nur in geringer Menge
                              									vorhanden, so ist es vortheilhafter, sämmtliche Metalle auszusaigern und sie nachher
                              									mittelst der entsprechenden Raffiniroperationen von einander zu scheiden. Dagegen
                              									empfehle ich die Anwendung des Processes mit Schwefel und Kohlenstoff zur Behandlung
                              									der in einigen Gegenden ziemlich häufig vorkommenden Erze, welche aus
                              									Wismuth- und Bleioxyd nebst kleinen Antheilen von Arsenig- und
                              									Antimonigsäure und etwas Kupferoxyd bestehen; denn bisher hatten wir noch kein
                              									directes Verfahren um aus sehr bleireichen Erzen reines Wismuth auszubringen,
                              									erfahrungsgemäß enthält aber das aus solchen Erzen mittelst des
                              									Schwefelungsprocesses gewonnene Wismuth weniger Blei als das aus dem oxydischen Erze
                              									unmittelbar dargestellte. Dasselbe gilt für Arsen und Antimon, was mit dem Verhalten
                              									der Sulfurete dieser Metalle gegen Schwefelalkalien in Uebereinstimmung steht.
                           
                        
                           Das dokimastische Raffiniren des
                                 										Rohwismuths.
                           Die verschiedenen Wismutherze, geschwefelte sowohl, wie oxydische, enthalten nur
                              									selten bloß Wismuth und Eisen, oder bloß Wismuth, Kupfer und Eisen, sondern führen
                              									fast immer, außer diesen Metallen, sehr verschiedene Mengen von Blei, Arsen und Antimon,
                              									welche wenigstens theilweise mit dem Wismuth reducirt werden, man mag was immer für
                              									ein Verfahren zur Extraction des Wismuths einschlagen; überdieß enthält das nach dem
                              									Schwefelungsproceß aus kupferreichen Wismutherzen gewonnene Metall stets geringe
                              									Mengen von Kupfer, deren Entfernung von Wichtigkeit
                              									ist.
                           Von Eisen ist das Wismuth, gleichviel durch welchen Proceß
                              									dasselbe ausgebracht ist, in der Regel frei, da dieses Metall gänzlich in der
                              									Schlacke zurückbleibt.
                           Der Bruch von gutem Wismuth und seinen verschiedenen
                              									Legirungen ist so charakteristisch, daß man nur selten Proben anstellen muß, um zu
                              									bestimmen welches specielle Verfahren man zum Raffiniren des Rohmetalles
                              									einzuschlagen hat.
                           Reines Wismuth ist zäher als die meisten seiner
                              									Legirungen. Sein Bruch ist glänzend; es besitzt eine röthlichweiße Farbe. Arsenhaltiges Wismuth zeigt auf dem Bruche große Blätter,
                              									deren Farbe weißer als
                              									die von reinem Wismuth ist. Kupfer mischt sich dem
                              									Wismuth bei, ohne sich mit ihm zu legiren, und läßt sich fast immer unterscheiden.
                              									Der Bruch von antimonhaltigem Wismuth erscheint matter,
                              									und zeigt meistens sehr kleine Krystallflächen. Die Gegenwart von Blei verhindert zwar nicht das Erstarren des Wismuths mit
                              									großen Krystallflächen, diese Blätterflächen sind jedoch ganz mit schönen kleinen
                              									Krystallen besetzt. Ein Schwefelgehalt ertheilt dem
                              									metallischen Wismuth eine schwärzliche Färbung.
                           Einem erfahrenen Auge genügen diese äußeren Kennzeichen; für minder Geübte gebe ich
                              									einige einfache Proben an.
                           Arsen läßt sich in Gegenwart einer größeren Menge von
                              									Wismuth durch Reagentien schwierig entdecken; das einfachste Verfahren zu seiner
                              									Nachweisung ist eine Prüfung solchen Wismuths vor dem Löthrohre, indem man eine
                              									kleine Probe auf Kohle mit der Oxydationsflamme erhitzt. Auf diese Weise lassen sich
                              									sehr geringe Arsenmengen entdecken.
                           Zur Nachweisung von Kupfer löst man eine Probe des
                              									Wismuths in Salpetersäure, übersättigt die Lösung mit Ammoniak und filtrirt. Die
                              									blaue Farbe des Filtrates zeigt einen Kupfergehalt an.
                           Entsteht beim Auflösen von Wismuth in starker Salpetersäure ein wolkiger weißer
                              									Niederschlag, welcher auf Zusatz von Wasser nicht verschwindet, so zeigt dieß die
                              									Gegenwart von Antimon an.
                           Löst man Wismuth in concentrirter Salpetersäure und scheidet sich dabei ein sehr
                              									weißer körniger oder krystallinischer Niederschlag aus, welcher sich auf Zusatz von
                              									Wasser leicht löst, so wird dadurch die Gegenwart von Blei angezeigt. – Will man aber das Vorhandenseyn selbst sehr
                              									geringer Mengen von Blei mit absoluter Gewißheit entdecken, so löst man das Metall
                              									in Salpetersäure, übersättigt die Lösung mit Ammoniak, und säuert sie dann mit der
                              									geringsten Menge Salzsäure an, welche die Flüssigkeit
                              									wieder klar macht; hernach versetzt man dieselbe mit einem großen Ueberschusse von
                              									kochendem Wasser, bis sich Nichts mehr niederschlägt. Nun wird das Ganze filtrirt
                              									und das Filtrat mit einem Gemisch von Ammoniak und kohlensaurem Ammoniak versetzt,
                              									worauf bei Gegenwart von Blei in dem Wismuth ein gelblich-weißer Niederschlag
                              									entsteht.
                           Es ist zu empfehlen, das zu raffinirende Rohmetall diesen verschiedenen Proben zu
                              									unterziehen, um sich vorläufig über das anzuwendende Raffinirverfahren entscheiden
                              									zu können. Man muß aber nothwendig jede dieser Proben auch mit dem raffinirten
                              									Metalle ausführen, um dasselbe auf den Grad seiner Reinheit zu prüfen.
                           
                        
                           
                           Dokimastische Scheidung des Wismuths von
                                 										Arsen.
                           Die Scheidung des Wismuths von Arsen gründet sich einerseits darauf, daß das Wismuth
                              									fast absolut keine Verwandtschaft zum Eisen hat, andererseits auf die große
                              									Verwandtschaft des Arsens zum Eisen, sowie auf die Thatsache, daß das so gebildete
                              									Arseneisen sich mit dem Wismuth nicht legirt. Die Operation wird in folgender Weise
                              									ausgeführt:
                           Das Wismuth wird bei einer Verhältnißmäßig hohen Temperatur, bei Hellrothgluth, und
                              									zwar (um Wismuthverlust durch Verflüchtigung zu vermeiden) unter einer Decke von
                              									Borax oder Fluß eingeschmolzen, dann werden Streifen von dünnem Schmiedeeisen in das
                              									flüssige Metall getaucht. Das Eisen wird rasch „weggefressen,“
                              									wie der technische Ausdruck lautet, indem es sich in Arseneisen verwandelt, welches
                              									an die Oberfläche des Metalles steigt.
                           Hat man sich überzeugt, daß frisch eingetauchte Eisenstreifen nicht wehr angegriffen
                              									werden, so läßt man das Ganze abkühlen. Das Arseneisen erstarrt rasch und das noch
                              									flüssige Wismuth wird aus dem Tiegel in Formen gegossen. Dieses Verfahren, welches
                              									mit vollkommenem Erfolge zur Abscheidung des Arsens dient, eignet sich aber nicht
                              									zur Scheidung des Wismuths von Antimon, obgleich
                              									letzteres Metall eine sehr große Verwandtschaft zum Eisen hat; es wird nämlich nur
                              									ein Theil des Antimons durch diesen Proceß beseitigt, weil die Verwandtschaft des
                              									Wismuths zum Antimon ebenso groß oder noch größer ist, als die des Eisens.
                           Ein analoges Beispiel dieser sehr merkwürdigen
                              										„Feuer-Verwandtschaften“ bilden Legirungen von Blei und Antimon, aus denen
                              									das Antimon durch Eisen nicht entfernt wird. Obgleich Eisen zu Blei keine
                              									Verwandtschaft besitzt, so sind die respectiven Verwandtschaften dieser zwei Metalle
                              									zum Antimon einander so nahe gleich, daß man in der That eine dreifache Legirung von
                              									Blei, Antimon und Eisen erhält.
                           
                        
                           Dokimastische Scheidung des Wismuths von
                                 										Antimon.
                           Das beste Verfahren zur Trennung der beiden Metalle besteht darin, die Legirung mit
                              									einer Quantität Wismuthoxyd zusammenzuschmelzen, welche zweieinhalb- bis
                              									dreimal so groß ist, als die Menge des in der Legirung enthaltenen Antimons. Das
                              									Wismuthoxyd wird augenblicklich zu Metall reducirt, während das Antimon sich in
                              									Antimonoxyd umwandelt, welches sich mit ein wenig Wismuthoxyd verbindet und auf der
                              									Oberfläche des reinen Metalles schwimmt, daher es leicht abgezogen werden kann.
                           
                           Diese Operation muß in Thontiegeln ausgeführt und die Anwendung sowohl von Eisen als
                              									von Kohlenstoff sorgfältig ausgeschlossen werden, um jede Reduction von Antimonoxyd
                              									zu vermeiden. Mittelst dieser Methode lassen sich ohne jede Schwierigkeit die
                              									geringsten Spuren von Antimon beseitigen.
                           Ein analoges Verfahren ist auch zum Raffiniren von antimonhaltigem Blei ganz
                              									vorzüglich geeignet. Bleiglätte wirkt auf Legirungen von Blei und Antimon genau wie
                              									Wismuthoxyd auf Legirungen von Wismuth und Antimon; durch Glätte können die
                              									geringsten Spuren von Antimon aus Blei entfernt werden.
                           
                        
                           Dokimastische Scheidung des Wismuths von
                                 										Kupfer.
                           Wie bereits oben angeführt wurde, ist bei Wismutherzen mit einem nur geringen
                              									Kupfergehalte und bei oxydischen Erzen die unmittelbare Reduction mit Kohle und
                              									Flußmittel, ohne Anwendung des Schwefelungsverfahrens zu empfehlen;
                              									selbstverständlich legirt sich alles vorhandene Kupfer mit dem Wismuth.
                           Nun enthält aber auch das aus Kupfererzen mittelst des Schwefelungsverfahrens
                              									extrahirte Wismuth, selbst bei der vorzüglichsten Leitung des Processes, stets eine
                              									gewisse Menge Kupfer, welches abgeschieden werden muß. Diese Scheidung verursachte
                              									bisher sehr bedeutende Schwierigkeiten und konnte nicht ohne großen Verlust an
                              									Wismuth ausgeführt werden, bis ich auf die nachstehende, in jeder Hinsicht
                              									vollkommene Methode kam. Vom chemischen Standpunkte aus ist dieselbe als eine
                              									Modification des schon beschriebenen Schwefelungsverfahrens anzusehen; in
                              									praktischer Hinsicht gewährt sie aber den Vortheil, so vollständig als möglich eine
                              									Scheidung zu bewirken, welche durch den Schwefelungsproceß nur annähernd erreicht
                              									wird. Die Lösung dieser schwierigen Aufgabe gelang mir durch Schmelzen der Legirung
                              									mit Schwefelcyankalium (Rhodankalium).
                           Dieses Salz stelle ich für den Raffinirungsproceß durch Vermengen von acht Theilen
                              									Cyankalium mit drei Theilen Schwefelblüthen dar. Von diesem Gemenge streue ich einen
                              									Theil über sechzehn Theile des bei niedriger Temperatur eingeschmolzenen
                              									Metalles.
                           Bald erfolgt eine Reaction, durch welche die Metallmasse zur hellen Rothglühhitze
                              									gebracht wird, und gleichzeitig beginnt das Schwefelcyankalium lebhaft zu
                              									verbrennen, indem es nach allen Seiten hin einen Regen von blau leuchtenden Funken
                              									sprüht.
                           Nun bedeckt man den Tiegel und muß sorgfältig darauf sehen, daß die Hitze nicht über
                              									den Verbrennungspunkt des Sulfocyanids steigt, weil bei dieser Temperatur
                              									Schwefelwismuth sich zu verflüchtigen beginnt.
                           
                           Man läßt die Reaction verlaufen und nachdem Alles ruhig geworden und das Metall mit
                              									einem Thonstabe (denn die Anwendung von Eisen muß vermieden werden) umgerührt
                              									worden, läßt man den Fluß erstarren und gießt das noch flüssige Metall in
                              									Formen.
                           Scheidung des Wismuths von Schwefel. – Das bei der
                              									eben beschriebenen Operation gewonnene Wismuth enthält etwas Schwefel. Zur
                              									Entfernung desselben wird das Metall mit Schmiedeeisen oder Kohlenstoff
                              									zusammengeschmolzen; dadurch wird die Scheidung so leicht als möglich
                              									bewerkstelligt.
                           
                        
                           Dokimastische Scheidung des Wismuths von
                                 										Blei.
                           Ich muß leider gestehen, daß sämmtliche zur Lösung dieser Aufgabe – der
                              									schwierigsten welche die Metallurgie des Wismuths darbietet – von mir
                              									angewendeten Methoden, einfache sowohl, wie complicirte, sich als ganz unzulänglich
                              									erwiesen haben.
                           Allerdings läßt sich Blei aus seiner Legirung mit Wismuth theilweise, oder sogar
                              									gänzlich entfernen; diese Abtrennung des Bleies läßt sich aber so zu sagen nur durch
                              									mechanische Mittel bewerkstelligen und ist folglich mit einem sehr bedeutenden
                              									Wismuthverlust verbunden. Die wahre Ursache des Versagens chemischer Mittel liegt in
                              									der Thatsache, daß die respectiven Verwandtschaften des Bleies und Wismuths durch
                              										„Feuer“ (durch höhere Temperatur) umgekehrt werden, so daß Wismuth sich dem Bleie in den Verbindungen dieses
                              									Metalles substituirt und es aus denselben niederschlägt.
                           Ich will damit nicht behaupten, daß dieses Problem unlösbar ist, sondern nur
                              									constatiren daß es bis jetzt ungelöst blieb.
                           
                        
                           Bemerkungen.
                           Die verschiedenen von mir angegebenen Processe sind hauptsächlich zum Raffiniren von
                              									Wismuth vortheilhaft, welches nur mit einem Metalle
                              									verunreinigt oder legirt ist.
                           Eine dokimastische Methode um Wismuth, welches mehrere
                              									fremdartige Metalle enthält, in einer einzigen Operation zu raffiniren, gibt es
                              									nicht; ich kann aber die successive Anwendung der
                              									verschiedenen beschriebenen Methoden zu diesem Zwecke ohne jedes Bedenken
                              									empfehlen.
                           Zunächst muß das Kupfer entfernt werden, weil gleichzeitig
                              									mit diesem Metalle etwas Blei, Antimon und Arsen beseitigt wird.
                           Dann wird das Wismuth von Antimon befreit, zuletzt werden
                              										Arsen und Schwefel
                              									abgeschieden.