| Titel: | Darstellung des russischen Eisenbleches. | 
| Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. CIV., S. 380 | 
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                        CIV.
                        Darstellung des russischen
                           								Eisenbleches.
                        Darstellung des russischen Eisenbleches.
                        
                     
                        
                           Das zu dieser Blechfabrication verwendete Eisen wird aus Roheisen gefrischt, welches
                              									bei Holzkohlen und kalter Luft aus nachfolgenden Erzen geschmolzen ist:
                              									Magneteisenstein, Sphärosiderit, rother und brauner Hämatit. Die Verwandlung des
                              									Roheisens in Schmiedeeisen wird entweder mit Holzkohlen in Frischfeuern oder auch in
                              									Puddelöfen bewerkstelligt.
                           Die Puddelluppen walzt man 5 Zoll breit und 1/4 Zoll dick. Das Eisen muß mehr körnig
                              									als fadig seyn, und hinreichend Kohle enthalten. Die Maschinen zur Bearbeitung
                              									bestehen aus einen: oder zwei Paar Walzen und zwei Arten von Hämmern. Die erwähnten
                              									Platten werden in Oefen von besonderer Construction wieder erhitzt. Die Walzen
                              									sollen 50 Umdrehungen in der Minute machen. Die Hämmer sind von Schmiedeeisen mit
                              									stählerner Bahn. Jeder Amboß besteht aus einem Block von weißem Gußeisen. Es ist
                              									erforderlich, daß bei der Anfertigung der Hämmer und Ambosse auf deren Härte Bedacht
                              									genommen wird, weil sonst das Blech nicht hinreichende Politur und Glanz erhalten
                              									würde.
                           Die vorhin erwähnten Platten werden bis zur Rothglühhitze gebracht und dann quer, zu
                              									Tafeln von etwa 29 Zoll Quadrat, gewalzt, wozu sie 12 bis 14 mal durch die Walzen
                              									gehen müssen. Hiernach werden diese Tafeln in Packete zusammengelegt, und zwar drei
                              									aufeinander, die Packete bis zum Rothglühen erhitzt und jedes etwa 10 mal durch die
                              									Walzen gelassen. Kurz vor dem Walzen wird die Oberfläche eines jeden Packetes mit
                              									einem feuchten Besen, – gewöhnlich von den grünen Zweigen der Silbertanne
                              									gemacht, – gereinigt und Holzkohlenpulver zwischen die Tafeln gestreut.
                           Die unter den Walzen gebildeten Blechtafeln werden 56 Zoll lang und 28 Zoll breit
                              									geschnitten, und jede Tafel wird überall mit einer Mischung von
                              									Birken-Holzkohlenstaub und Wasser abgebürstet und dann getrocknet. So mit
                              									einem dünnen Ueberzug von Kohlenpulver bedeckt, werden 70–100 Tafeln zu einem
                              									Packete zusammengelegt, welches mit Ausschuß-Blechtafeln, zwei oben und zwei
                              									unten, umgeben wird. Jedes Packet ist für sich wiederum zu erhitzen und wird dabei
                              									mit Holzscheiten, etwa 7 Fuß lang, umgeben, damit so viel als möglich der freie
                              									Zutritt des Sauerstoffes in den Erwärmungsraum vermieden werde. Die Gase und Dämpfe
                              									welche von dem zum Heizen eingelegten Holze aufsteigen, enthalten reducirende
                              									Agentien, welche die Tafeln gegen Oxydation schützen.
                           Das Packet wird langsam in einem Zeitraume von 5–6 Stunden zu der
                              									erforderlichen Temperatur gebracht, dann mit großen Zangen gefaßt, unter den Hammer
                              									gebracht und beim Schmieden so bewegt, daß die Hammerschläge in einer ganz bestimmt
                              									vorgeschriebenen Ordnung fallen. Nach dieser Behandlung bekommt die Oberfläche des
                              									Packetes ein wellenförmiges Ansehen, da die Bahn des Hammers und des Ambosses beim
                              									Niederfallen des ersteren sehr nahe zusammentreten. Wenn das Packet sechsmal in der
                              									beschriebenen Art unter dem Hammer bearbeitet worden, wird es aus der Werkstatt
                              									entfernt, und die nun vollständig vollendeten Blechtafeln werden abwechselnd
                              									zwischen die von einem anderen Packete gelegt.
                           
                           Die wirklichen Kosten der Fabrication dieser russischen Eisenblech-Tafeln
                              									betragen etwa 64 Dollars per Tonne, zu welchen die
                              									allgemeinen oder Generalkosten hinzugefügt werden müssen, womit der Betrag, excl. Gewinn, auf 83 Dollars per Tonne steigt. Der Durchschnittspreis des Eisenbleches auf dem Markte
                              									von Nijni-Nowgorod hält sich zwischen 110 bis 125 Dollars per Tonne. (Aus der San Francisco
                                    										Scientific Press, vol. XXIII, No. 26; durch die
                              									berg- und hüttenmännische Zeitung, 1872, Nr. 20.)