| Titel: | Ueber die Auslöschung des elektrischen Lichtes durch die Annäherung eines Magnetes; von Prof. E. J. Houston in Philadelphia. | 
| Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. CXXVIII., S. 457 | 
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                        CXXVIII.
                        Ueber die Auslöschung des elektrischen Lichtes
                           								durch die Annäherung eines Magnetes; von Prof. E. J. Houston in Philadelphia.
                        Aus dem Journal of the Franklin Institute, Mai 1872, S.
                              									299.
                        Houston, über Auslöschung des elektrischen Lichtes durch Annäherung
                           								eines Magneten.
                        
                     
                        
                           Bei Gelegenheit der Aufstellung einer großen Batterie zum Zwecke experimenteller
                              									Erläuterung der Eigenschaften des Volta'schen Lichtbogens
                              										habe ich eine
                              									Wahrnehmung gemacht, welche seither der Beobachtung entgangen zu seyn scheint.
                           Die Batterie besteht aus ungefähr 80 Halbgallon-Zellen; 55 derselben sind Browning's Modification der Grove'schen Salpetersäurebatterie. Das negative Element besteht aus
                              									gesägten Streifen einer sehr dichten Gaskohle, das positive aus Zink, und die
                              									Anordnung ist so getroffen, daß beide Flächen der Kohle zur Benutzung gelangen. Die
                              									übrigen Zellen gehören einer Eisenbatterie an.
                           Anfangs maß der Lichtbogen zwischen den Kohlenelektroden volle zwei Zoll, während die
                              									Flamme öfters eine gleiche Höhe über der oberen Kohle erreichte. Die Stromstärke war
                              									sehr befriedigend und in der That bedeutender, als die Dimensionen der Platten es
                              									erwarten ließen. Das Phänomen, welches ich jetzt besprechen will, ist folgendes.
                           In der Absicht, die Rotation des elektrischen Lichtes unter dem Einflusse eines
                              									Magnetes zu zeigen, näherte ich dem Lichtbogen einen zusammengesetzten Magnetstab,
                              									indem ich denselben an dem einen Ende faßte und seine Achse in einer von beiden
                              									Kohlenspitzen gleich weit entfernten horizontalen Ebene direct gegen den Lichtbogen
                              									richtete. Als das Ende des Magnetes noch vier Zoll von den Kohlenspitzen entfernt
                              									war, erlosch plötzlich das Licht. Der von mir angewendete Regulator, welcher ein
                              									Licht von bewunderungswürdiger Stetigkeit gibt, ist derjenige welchen sich kürzlich
                              										Browning in London patentiren ließ. Die Kohlenspitzen
                              									werden durch die Wirkung eines kleinen, durch den Batteriestrom in Thätigkeit
                              									gesetzten Elektromagnetes in constanter Entfernung von einander gehalten.
                           In der Meinung, das Erlöschen des Lichtes sey irgend einer anderen Ursache als der
                              									Annäherung des Magnetes zuzuschreiben, wurde der Versuch mehrfach wiederholt, bis
                              									kein Zweifel mehr darüber bestand, daß der Grund jener Erscheinung in keiner
                              									zufälligen Störung, sondern lediglich in der Annäherung des Magnetes zu suchen
                              									sey.
                           Obgleich ich dieses Phänomen nirgends erwähnt gefunden hatte, so hielt ich es doch
                              									für wahrscheinlich, daß dasselbe bereits beobachtet worden sey, weil die Bedingungen
                              									des Versuches beinahe genau so wie im vorstehenden Falle eintreten mußten, so oft es
                              									sich bei einem Versuche um die Rotation des Lichtbogens unter dem Einflusse des
                              									Magnetes handelte. Es ist jedoch anzunehmen, daß wenn auch die für den Erfolg dieses
                              									Versuches nothwendigen Bedingungen öfters nahezu eintraten, dieses doch selten oder
                              									nie ganz genau der Fall war. Denn nirgends findet man die Auslöschung des
                              									Lichtes notirt, es sey denn, daß die Länge des Lichtbogens nahezu so groß war, als
                              									es sich eben noch mit der Spannung der Elektricität vertrug, d.h. daß die Elektroden
                              									nahezu bis zu ihrer Maximaldistanz von einander entfernt worden waren. Wenn diese
                              									Bedingung nicht in allen Fällen beobachtet wurde, so hatte die Annäherung des
                              									Magnetes keinen anderen Erfolg, als die Drehung des Lichtbogens bis in diejenige
                              									Verticalebene, welche rechtwinkelig zu einer zweiten Verticalebene steht, die man
                              									sich durch die Achse des Magnetstabes gelegt denkt. Eine andere Bedingung ist die,
                              									daß sowohl Spannung als auch Quantität des Stromes größer sind, als bei demjenigen
                              									Strom, dessen man sich bei dem Rotationsexperiment gewöhnlich bedient. Ich habe mit
                              									Flammen experimentirt, wo die letzteren Bedingungen fehlten; die Rotation trat zwar
                              									ein, aber die Auslöschung des Lichtes erfolgte nie. Der zusammengesetzte Magnetstab,
                              									dessen ich mich bediene, besteht aus drei Lamellen, welche durch Messingschrauben
                              									mit einander verbunden sind. Er ist 1 Fuß lang, 1 Zoll breit und 3/4 Zoll dick, und
                              									zeichnet sich nicht etwa durch besonders kräftigen Magnetismus aus.
                           Was nun die Ursache des Phänomens anbelangt, so ist dasselbe meiner Ansicht nach dem
                              									Streben der Flamme, bei Annäherung des Magnetes zu rotiren, zuzuschreiben. Dieses
                              									kann die Auslöschung des Lichtbogens auf zweierlei Weise veranlassen; entweder
                              									dadurch, daß die Unregelmäßigkeiten an den Oberflächen der Kohlenelektroden dem
                              									Durchgang des Stromes an einigen Punkten einen größeren Widerstand darbieten, als an
                              									anderen, oder dadurch daß der Strom nicht im Stande ist, die größere Strecke des
                              									krummen Weges, welchen das Licht immer bei Annäherung des Magnetes annimmt,
                              									zurückzulegen. Eine andere, vielleicht minder einfache Annahme ist die, daß bei
                              									Annäherung des Magnetes das an sich äußerst geringe Leitungsvermögen des zwischen
                              									den Elektroden befindlichen Mediums durch Polarisation noch mehr geschwächt wird.
                              									Diese Schwächung kann sich in auffallender Weise nur dann kund geben, wenn der
                              									Abstand zwischen den Elektroden nahezu ein Maximum ist und die Spannung des Stromes
                              									bei seinem Durchgang durch das nichtleitende Medium der äußersten Grenze nahe kommt.
                              									Diese Annahme einer Polarisation des zwischen den Elektroden befindlichen Mediums
                              									und seines dadurch verminderten Vermögens, den Strom zu leiten, wird durch die
                              									Thatsache einigermaßen unterstützt, daß ein kräftiger Elektromagnet in Hufeisenform
                              									bei seiner Annäherung das Licht nicht auslöscht, obgleich er die Drehung des Stromes
                              									bewirkt, denn die beiden auf das Medium gleichzeitig einwirkenden Pole neutralisiren
                              									ihre Wirkungen gegenseitig. Ich bemerkte bei mehreren Gelegenheiten, daß der Südpol des Magnetes das
                              									Licht nicht eher auslöschte, als bis er den Elektroden einen Zoll mehr als der
                              									Nordpol genähert wurde. Es mag jedoch diese Wahrnehmung auf einem Zufall
                              									beruhen.