| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. , S. 159 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Wasserhaltungsmaschine von 1500 Pferdekräften.
                           Unter den großartigsten aller Dampfmaschinen ist die kürzlich auf den Lehigh Zinc Company's Mines zu Friedensville
                              									(Pennsylvania) aufgestellte Wasserhaltungsmaschine als hervorragend zu erwähnen,
                              									deren gewöhnliche Leistung nicht weniger als 68,25 Kubikmeter – auf circa 100 Meter gehobenen Wassers – beträgt.
                           Bei forcirtem Betriebe soll die Leistung 75 Kubikmeter überschreiten.
                           Die Dimensionen der Maschine sind nachstehende:
                           
                              
                                 Cylinderdurchmesser
                                 2,8   Meter
                                 
                              
                                                         Hub
                                 3,05 Meter
                                 
                              
                                 Durchmesser der schmiedeeisernen Kolbenstange
                                 356  Millimeter
                                 
                              
                                 Durchmesser der entlasteten Dampfventile
                                 508        
                                    											„
                                 
                              
                                 Hub                „        
                                    											„                „
                                   44        
                                    											„
                                 
                              
                           Der Dampf wird von 16 Kesseln von 15,14 Meter Länge und 910 Millimeter Durchmesser
                              									geliefert. Das Totalgewicht der Maschine beträgt etwa 650 Tonnen. (Journal of the Franklin Institute, Februar 1872, S.
                              									144.)
                           
                        
                           Ueber Dormoy's mechanisches
                              									Puddelverfahren; von Fr. A. Paget.
                           Das hier zu beschreibende Verfahren ist bereits an vierzig Puddelöfen in
                              									verschiedenen Theilen von Oesterreich und Frankreich in Anwendung gebracht. Zu
                              									Riancourt (Departement der Ober-Marne) sind gegenwärtig drei von Dormoy's Apparaten in Betrieb, und man beabsichtigt
                              									dieses System dort aus alle übrigen Puddelöfen anzuwenden.
                           Im Wesentlichen besteht das Verfahren darin, daß man eine Rührstange, welche durch
                              									Dampfkraft in rasche Umdrehung versetzt wird, in die Hände des Puddlers gibt. Der
                              									gewöhnliche Puddelofen bleibt unverändert, ausgenommen daß die Seiten des Herdes
                              									unter einem Winkel gesetzt werden, anstatt senkrecht zu seyn.
                           Um das Verfahren bei einem vorhandenen gewöhnlichen Puddelofen einzuführen, wird eine
                              									Welle welche mit irgend einem Motor in Verbindung gebracht werden kann, beiläufig
                              									sechs Fuß über dem Ofen angeordnet. Ein Riemen überträgt von einer Rolle die
                              									Umdrehungen dieser Welle auf eine unter ihr befindliche Rolle, welche auf dem Riemen
                              									in kurzer Entfernung von der Außenseite der Ofenthür ruht. Ein Ende der Nabe dieser
                              									Rolle ist mit einem vom Puddler gehaltenen Griff gelenkig so verbunden, daß die
                              									Rolle sich drehen kann, ohne den Griff herumzuführen; das andere Ende der Nabe
                              									umfaßt das äußere Ende der Rührstange, an welchem es durch einen Querstift gehalten
                              									wird. Auf diese Weise kann durch den Riemen die Rührstange in jeder gewünschten Lage
                              									in Drehung versetzt werden. Die Anzahl der Umdrehungen welche man anwendet, beträgt
                              									drei bis fünf Hundert per Minute für weißes Roheisen,
                              									und acht Hundert bis Tausend für graues Roheisen. Während der Riemen die Rührstange
                              									führt und dreht, gestattet er die puddelnde Wirkung auf jeden Theil des
                              									geschmolzenen Metalles zu richten.
                           Die Schnelligkeit womit das Werkzeug umgedreht werden kann, gibt dem Metall einen
                              									solchen Impuls, daß es sich horizontal auf dem Herde wendet und daher die mit der
                              									Atmosphäre in Berührung befindlichen Oberflächen beständig erneuert.
                           Die Spitze des rottenden Werkzeuges ist nicht zu einem Haken umgebogen, sondern mit
                              									einer Scheibe versehen. Wenn das Eisen in den sandartigen Zustand übergegangen ist,
                              									ersetzt man dieses Werkzeug durch eine Stange mit kurz gewundener Spitze.
                           Die folgenden Ziffern geben das Betriebsresultat von einem dieser Oefen zu Riancourt
                              									während der ersten zwei Wochen des letzten Decembers:
                           
                           
                              
                                 Arbeitstage von 24 Stunden
                                   1
                                   2
                                   3
                                   4
                                   5
                                   6
                                   7
                                 
                                 
                              
                                 Anzahl der Chargen
                                 23
                                 23
                                 33
                                 24
                                 24
                                 24
                                 25
                                 
                                 
                              
                                 Arbeitstage von 24 Stunden
                                   8
                                   9
                                 10
                                 11
                                 12
                                 13
                                 14
                                 15
                                 
                              
                                 Anzahl der Chargen
                                 28
                                 26
                                 25
                                 26
                                 26
                                 25
                                 24
                                 23
                                 
                              
                           Im Ganzen 369 Chargen, während welcher der Ofen nur neun Mal gefuttert wurde, so daß
                              									durchschnittlich auf 40 Chargen eine Herstellung des Futters kommt.
                           Die Chargen von Roheisen und Frischschlacke für den Ofenherd betrugen 97,060 Kilogrm.
                              									Das erzeugte Stabeisen betrug 81,921 Kilogrm. bei einem Kohlenverbrauch von 45,240
                              									Kilogrm., was 1185 Kilogrm. Roheisen per 1000 Kilogrm.
                              									Stabeisen ergibt, mit einem Aufwand von nur 552 Kilogrm. Kohle per metrische Tonne. Ueberhaupt zeigt das Resultat
                              									verschiedener Proben eine Zunahme von wenigstens 30 Procent in der Ausbeute, mit
                              									einer verhältnismäßigen Verminderung im Brennstoffverbrauch. Trotz der größeren
                              									Anzahl von Chargen wird der Puddler sehr wenig angestrengt.
                           Wie man sowohl in Oesterreich als in Frankreich gefunden hat, werden durch dieses
                              									Verfahren Phosphor und Schwefel in solchem Grade ausgeschieden, daß ein Roheisen von
                              									geringer Qualität ein ausgezeichnetes Stabeisen liefert. (Vorgetragen im Iron and Steel Institute. – Aus dem Mechanics' Magazine, April 1872, S. 285.)
                           
                        
                           Neues Antimonblau.
                           Diese neue, sehr schöne und dauerhafte, leider auf Kalk nicht anwendbare Farbe
                              									erzeugt man sich sehr leicht durch Auflösen einer beliebigen Menge von Antimonmetall
                              									in Königswasser, filtrirt die Lösung durch granulirtes Glas und setzt so lange eine
                              									verdünnte Blutlaugensalzlösung zu, als ein Niederschlag erfolgt. Dieses Blau ist vom
                              									Ultramarin kaum zu unterscheiden und liefert dem Blumenfabrikanten ein Kornblau, wie
                              									es bisher noch nicht da war. Mit Chromgelb oder Zinkgelb (chromsaurem Zinkoxyd)
                              									gemischt, gibt es eine dem Schweinfurtergrün kaum nachstehende grüne, viel weniger
                              									giftige Farbe, als das Arsengrün ist. Mit Oelfirniß, Gummi, Leim und Stärke läßt
                              									sich dasselbe sehr gut behandeln. (Böttger's
                              									polytechnisches Notizblatt, 1872, Nr. 7.)
                           
                        
                           Reduction der Schwefelsäure zu Schwefelwasserstoff durch
                              									Wasserstoff im Entstehungszustand; von Prof. H. Kolbe.
                           Es ist allgemein bekannt, daß die schweflige Säure durch den mittelst Zink und
                              									Schwefelsäure oder Salzsäure entwickelten Wasserstoff im status nascens zu Schwefel und Schwefelwasserstoff reducirt wird. Weniger
                              									bekannt scheint es zu seyn und habe ich nirgends eine Angabe darüber gefunden, daß
                              									auch die Schwefelsäure unter Umständen eine gleiche
                              									Reduction erfährt.
                           Schon vor mehreren Jahren machte ich wiederholt die Beobachtung, daß aus Zink und
                              									Schwefelsäure dargestellter Wasserstoff außerordentlich stark nach
                              									Schwefelwasserstoff roch und Bleipapier sofort schwärzte. Ich war anfangs der
                              									Meinung, diese Schwefelwasserstoffbildung rühre von einem Gehalt der Schwefelsäure
                              									an schwefliger Säure her, aber ich überzeugte mich bald, daß auch chemisch reine
                              									Schwefelsäure Schwefelwasserstoff und sogar fast in noch größerer Menge als die
                              									gewöhnliche käufliche Säure erzeugt. Bei allen diesen Versuchen wurde die
                              									concentrirte Schwefelsäure durch ein Trichterrohr in die das Zink und Wasser
                              									enthaltende Woulf'sche Flasche eingebracht.
                           Es unterliegt keinem Zweifel, daß unter diesen Umständen die Schwefelsäure selbst
                              									wirklich zu Schwefelwasserstoff reducirt wird. Man erhält dieses Gas, wie ich
                              									gefunden habe, in desto größerer Quantität dem Wasserstoff beigemengt, je heißer die
                              									den Wasserstoff entwickelnde Flüssigkeit ist und in je concentrirterem Zustande die
                              									Schwefelsäure mit dem Zink in Berührung kommt.
                           
                           Wenn man die Schwefelsäure vor dem Einbringen mit etwa dem doppelten Volumen Wasser
                              									verdünnt, so ist das entwickelte Wasserstoffgas absolut frei von
                              									Schwefelwasserstoff. Läßt man aber hernach concentrirte Säure einfließen, so hat man
                              									augenblicklich wieder den deutlichen Schwefelwasserstoffgeruch.
                           Diese Eigenschaft der concentrirten Schwefelsäure verdient Beachtung, wenn es sich um
                              									Darstellung von reinem Wasserstoff handelt, ganz besonders auch bei
                              									gerichtlich-chemischen Untersuchungen auf Arsenik. Wollte man im Marsh'schen Apparate den Wasserstoff durch Eingießen von
                              									concentrirter Schwefelsäure entwickeln, oder gar unmittelbar nach dem Einbringen der
                              									auf Arsenik zu prüfenden Flüssigkeit Schwefelsäurehydrat nachgießen, so würde durch
                              									den sofort entstehenden Schwefelwasserstoff unfehlbar ein großer Theil der arsenigen
                              									Säure, bei sehr kleinen Quantitäten vielleicht die ganze Menge, in Schwefelarsenik
                              									verwandelt werden und sich dadurch der Nachweisung entziehen. Es ist deßhalb bei
                              									Anstellung der Arsenprobe mit dem Marsh'schen Apparate,
                              									wie überhaupt zur Darstellung von reinem, resp. schwefelfreiem Wasserstoff
                              									nothwendig, mit Wasser verdünnte Schwefelsäure
                              									anzuwenden. (Aus des Verfassers Werk: „Das chemische Laboratorium der
                                 										Universität Marburg.“ S. 277.)
                           
                        
                           Ueber die Vertheilung des Kalis und Natrons in den
                              									Pflanzen.
                           Bezüglich der aus den Comptes rendus im polytechn.
                              									Journal Bd. CCII S. 536 (zweites
                              									Decemberheft 1871) auszugsweise mitgetheilten Abhandlung von E. Peligot
                              									„über die Vertheilung des Kalis und Natrons in den Pflanzen“
                              									erlaube ich mir zu bemerken, daß bereits vor 23 Jahren wesentlich ganz dasselbe, von dem französischen Chemiker als neu
                              									Behauptete, von mir nachgewiesen wurde.
                           Aus meiner damaligen Abhandlung, welche im Journal für praktische Chemie, Bd. XLVII
                              									S. 193–225 erschien und auf die ich verweise, hebe ich nur in Kürze die zwei
                              									Hauptsätze heraus:
                           1) daß eine Vertretung des Kalis durch Natron, resp. Abhängigkeit vom Boden worauf
                              									die Pflanzen gewachsen, durchaus nicht bestehe, und
                              									wurden die Beweise für diese Behauptung eingehend
                              									erörtert;
                           2) daß der Grund der Vertretbarkeit des Kalis durch Natron, wenigstens in den meisten
                              									Pflanzen, in der Art des analytischen Verfahrens zu
                              									suchen ist.
                           Dr. Carl Bischof.
                           Wiesbaden, Ende März 1872.
                           
                        
                           Versuche mit Lithofracteur, ausgeführt vom
                              									Sprengmittel-Comité des brittischen Kriegsministeriums.
                           Die Details der am 20. Februar von dem Sprengmittel-Comité des
                              									brittischen Kriegsministeriums ausgeführten Versuche liegen jetzt in einem Berichte
                              									des Mining Journal vor, und wir ergänzen darnach die
                              									früheren Notizen (im polytechn. Journal Bd. CCIII
                                 										S. 502, zweites Märzheft 1872).
                           Nachdem im Mai 1871 eine Reihe von Versuchen durch die Herren Krebs und Comp. in Cöln, die Erfinder und
                              									Fabrikanten des Lithofracteurs, angestellt worden war, wurden die Resultate
                              									derselben dem Staatssecretär des Inneren mitgetheilt, welcher das gesammte Material
                              									an das Kriegsdepartement abgab.
                           Nach vorläufigen Erkundigungen über den Grad der Sicherheit in der Herstellung des
                              									Sprengmittels schritt man zur Wiederholung der Versuche, welche in den
                              									Kalksteinbrüchen von Hrn. France zu Nant-Mawr bei
                              									Shrewsbury ausgeführt wurden, wo sich die beste Gelegenheit bot.
                           Da die Sprengkraft des Lithofracteurs nicht in Zweifel war, so beschränkten sich die
                              									genannten Versuche hauptsächlich auf die Ermittelung der Einflüsse der Lagerung, des
                              									Transportes und der Gebrauchsmethode. Außer den Mitgliedern des Kriegsdepartements
                              									waren zugegen die Vertreter der französischen, amerikanischen und Peruvianischen
                              									Regierung, die Verwaltung- und Betriebschefs der
                              									Haupt-Eisenbahnlinien, eine große Zahl von Bergleuten, sowie eine ganze Reihe
                              									wissenschaftlicher und technischer Notabilitäten. Ausgeführt wurden die Versuche
                              									durch Prof. Engels, von der Firma Krebs und Comp., Hrn. O. Kirkmann (Vertreter der Firma in England) und Hrn. F. Nursey (Ingenieur der Firma in England), während Hr. France den Experimentatoren hülfreich zur Seite
                              									stand.
                           Der erste Punkt bei der Untersuchung war das Verhalten des Lithofracteurs in hoher
                              									Hitze. Es wurde zu dem Behufe eine kleine Portion der Substanz im Oelbade bis
                              									190° Cels. erhitzt, ohne daß eine Entzündung oder Explosion stattgefunden
                              									hätte; die Substanz dampfte allmählich fort. Als Gegenstück wurden einige Bohrlöcher
                              									im Kalkstein des Bruches besetzt und mit Hülfe der Elektricität abgeschossen.
                           Der nächste Punkt, über den man sich zu vergewissern strebte, betraf die Lagerung des
                              									Lithofracteurs in einem dem Feuer ausgesetzten Ort und unter dem Einfluß einer
                              									Feuersbrunst im Magazin. Zu diesem Behufe umgab man eine Büchse mit 5 Pfd.
                              									Lithofracteur mit einem Haufen Stroh, Zweigen, Wellholz und entzündete denselben;
                              									die Flamme erreichte die Büchse und der Sprengstoff brannte ruhig und ohne Explosion
                              									aus. Die Entzündung einer gleichen Menge Sprengstoff in einer geschlossenen und in
                              									Gestein gestellten Büchse durch Bickford'sche Zünder
                              									ergab den gleichen Verlauf und zeigten sich die Reste der Büchse sehr wenig
                              									angegriffen.
                           Dann wurden Versuche mit Stößen gemacht und zwar in verschiedener Steigerung. Druck
                              									und Schläge mit harten hölzernen Oberflächen, zwischen Stein und Eisen, ferner
                              									zwischen Eisen und Eisen verursachten nur ein Verspritzen der teigigen Masse auf den
                              									drückenden und schlagenden Flächen. Eine Büchse mit 5 Pfd. von der Höhe des
                              									Steinbruches auf dessen unterstes Plateau, etwa 150 Fuß tief herabgeworfen, wurde
                              									zertrümmert und zerstreute die Patronen nach allen Seiten hin. Sehr praktische
                              									Experimente machte man auf einem Bremsberg desselben Steinbruches, indem man zwei
                              									Wagen auf einander laufen ließ und die Bufferflächen mit Patronen von Lithofracteur
                              									garnirte. Außerdem legte man noch Patronen auf die Schienen in der halben Höhe der
                              									500 Yards langen und 1 auf 8 steigenden Ebene und ließ den einen Wagen herablaufen.
                              									Die Geschwindigkeit mit der er unten auf den anderen mit Steinen beladenen Wagen
                              									auftraf, berechnete man auf 40 engl. Meilen per Stunde.
                              									Dabei explodirte nur eine der auf die Schienen gelegten Patronen, während die
                              									übrigen nur allerwärts zerstreut wurden. Diese Versuche wurden mit eisernen
                              									Bufferflächen, dann mit Holz- und Eisenflächen wiederholt, wobei nur beim
                              									zweiten Versuch mit Eisen auf Eisen die Bufferpatronen explodirten.
                           Nach diesen Versuchen stellte man weitere Experimente vom rein militärischen
                              									Gesichtspunkte aus an, und vernichtete zunächst eine aus Eisenbahnschienen fest und
                              									eng zusammengestellte bombensichere Casematte. Diese Schienen waren 6 Fuß hoch
                              									bedeckt und 8–12 Fuß lang; man brachte den Lithofracteur auf den Scheitel des
                              									ganzen Baues, bloß mit frisch gestochenem Rasen bedeckt. Die Explosion zerbrach
                              									einige der Schienen, verbog die anderen und schleuderte zum Theil auch Trümmer
                              									fort.
                           Versuche mit einfachen und doppelten Verhauen aus halbrunden 6 Zoll dicken, 9 Fuß
                              									langen und 10 Zoll von einander entfernten Balken, welche 1 1/2 Fuß tief in die Erde
                              									eingegraben waren, ergaben zum Theil sehr bedeutende Resultate.
                           27 Pfd. Sprengmittel wurden in ein zwei Zoll weites Kautschukrohr von 12 Fuß Länge
                              									gebracht und an den Fuß des einfachen Verhaues entlang gelegt, dann mit einem Bickford'schen Zünder abgefeuert, welcher mit einem in
                              									dem Lithofracteur eingebetteten Zündhütchen versehen war. Es entstanden nur partiell
                              									Detonationen und Zerstörungen, weil ein Theil des Lithofracteurs etwas erstarrt war,
                              									aber die Folgen waren immerhin bedeutende. Der Ueberrest der Ladung wurde besonders
                              									angewärmt und nochmals abgeschossen, ohne aber bedeutende Zerstörungen
                              									anzurichten.
                           Der doppelte Verhau, aus zwei 7 Fuß von einander stehenden Balkenschienen bestehend,
                              									wurde mit zwei 4 1/2zölligen Zinkröhren von je 11 Fuß Länge besetzt, die mit den
                              									Enden an einander stießen und nur durch die Zündrakete verbunden waren. Das Resultat
                              									war hierbei eine kolossale Explosion, welche den ganzen Verhau zertrümmerte, in 400
                              									Yards Entfernung die Zerstörung von Fensterscheiben verursachte und 22 engl. Meilen
                              									weit in Shrewsbury deutlich gehört, 4 Meilen weit in Oswestry sogar gespürt wurde.
                              									Es entstand an dem Fuß des Verhaues ein Krater von 24 Fuß Länge, 9 Fuß Breite und
                              									2–3 Fuß Tiefe, während die Erde ringsum auf circa
                              									12 Fuß tief aufgewühlt war.
                           
                           Ein specieller Versuch, ein 6 Fuß langes Zinkrohr von 4 1/2 Zoll Durchmesser mit 43
                              									Pfd. Lithofracteur vertical in die Erde einzugraben und zur Explosion zu bringen,
                              									ergab einen Krater von 16 Fuß Durchmesser und 4 1/2 Fuß Tiefe, bei einer 12 Fuß tief
                              									gehenden Lockerung des Erdreiches.
                           Ein Versuch, den Sprengstoff unter Wasser anzuwenden, indem man einen in der Nähe
                              									vorbeiführenden Graben mit Schwellen überbaute und beschüttete, so daß die
                              									Unterfläche dieses Baues etwa 1 Zoll von der Wasserfläche entfernt war, auf der zwei
                              									Patronen schwammen, ergab ebenfalls eine sehr heftige Detonation und Zerstörung. Es
                              									wurde ein Bassin von 21 Fuß Durchmesser und 6 Fuß Tiefe unter der Wasserlinie
                              									ausgeworfen.
                           Weitere Versuche, die Patronen unterzutauchen und von dem Ueberbau durch eine
                              									Wasserlage zu trennen, – zeigten ebenfalls die heftigsten Detonationen und
                              									Zerstörungen, so daß es außer Zweifel ist, daß der Lithofracteur ein wenig
                              									gefährliches und doch ausreichend mächtiges Sprengmittel abgibt. (Berggeist, 1872,
                              									Nr. 25.)
                           
                        
                           Ueber die Verfälschung der Anilinfarben; von Prof. Dr. Wilh. Fr. Gintl.
                           Mit der Verallgemeinerung der Anilinfarbstoffe, die nunmehr auch bei dem
                              									Kleingewerbsmanne sich Eingang verschafft haben, hat, wie nicht anders zu erwarten,
                              									der auf die Unkenntniß des Abnehmers speculirende Betrug auch bei der
                              									Anilinfarben-Industrie ein günstiges Terrain gefunden.
                           Es ist ein hartes Wort, das Wort „Betrug“, aber man kann es wohl
                              									nicht anders nennen, wenn man die Praxis jener Fabrikanten bezeichnen will, welche
                              									unter dem Namen gewisser Anilinfarben Erzeugnisse zu Markte bringen, die nur zum
                              									kleinsten Theile das sind, was ihr Name bezeichnet.
                           Es soll hier nicht die Rede von plumpen Verfälschungen seyn, welchen der Verfasser
                              									seit einer Reihe von Jahren bei der Untersuchung von diversen Anilinfarbstoffen
                              									begegnet ist, unter denen insbesondere die mit Bronze-Abfällen (so unglaublich dich auch klingen mag)
                              									hervorgehoben seyn möge. Vor solchem groben Betruge vermag sich selbst der Laie zu
                              									sichern, denn es wird ihm nicht schwer werden, die schon durch ihre Unlöslichkeit in
                              									den gewöhnlichen Lösungsmitteln der Anilinfarbstoffe auffallenden
                              									Bronze-Fragmente zu entdecken.
                           Diese Zeilen gelten vielmehr einer sehr schlau gewählten Verfälschung von
                              									Anilinfarbstoffen, welche namentlich beim Fuchsin in
                              									neuester Zeit häufig angetroffen wird.
                           Der Verfasser hatte seit einigen Monaten wiederholt Gelegenheit, Proben eines
                              									allerdings staunend billigen sogenannten
                              										„Diamant-Fuchsins“ zur Untersuchung zu bekommen, das
                              									von verschiedenen Consumenten im Hinblicke auf die anscheinend gute Qualität und
                              									besonders den billigen Preis gekauft, von diesen aber bald als von sehr geringer
                              									Ergiebigkeit erkannt worden war, ohne daß es ihnen unter Anwendung der gewöhnlichen
                              									Fuchsin-Proben gelungen wäre, dasselbe zu beanstanden.
                           Das fragliche Product hat ein dem ächten Diamant-Fuchsin täuschend ähnliches
                              									Ansehen and ist namentlich von kleinen krystallinischen Sorten des ächten Fuchsins
                              									beim Ansehen nicht zu unterscheiden. Erhitzt, verbrennt es ohne wesentlichen
                              									Rückstand, und ist in den gewöhnlichen Lösungsmitteln ziemlich vollständig
                              									löslich.
                           Merkt aber schon beim Erhitzen des Präparates die halbwegs geübte Nase das Austreten
                              									eines abnormen Geruches, so nimmt das beobachtende Auge noch weit leichter wahr, daß
                              									beim Versuche das fragliche Fuchsin in etwas stärkerem Alkohol zu lösen, zunächst
                              									eine Partie schwach rothgefärbter Kryställchen zurückbleibt, die sich erst
                              									allmählich aufzulösen vermögen.
                           Bei genauerer Untersuchung dieser sich keineswegs wie Fuchsin verhaltender Krystalle
                              									findet man bald, womit man es zu thun habe – sie können ohne Mühe als Krystalle gewöhnlichen Rohzuckers erkannt werden, wie sie
                              									beim Versieden eines reineren Dicksaftes, etwa bei der Raffination erhalten
                              										werden.Auf die Verfälschung der rothen Anilinfarben mit
                                    												Zucker wurde bereits von Ungerer und Joly
                                    											aufmerksam gemacht (polytechn. Journal, 1871, Bd. CC S. 339 und 421). A. d.
                                    											Red.
                              								
                           
                           Der Verf. hat sich der Mühe unterzogen, in einzelnen Sorten solchen Fuchsins den
                              									Zuckergehalt quantitativ zu bestimmen. Es war dieß nicht so leicht, als es wohl
                              									Manchem scheinen möchte, da eine bequeme und doch glatt gehende Trennung des
                              									Fuchsins vom Zucker erst ausgemittelt werden mußte.
                           Als bequemster Weg zu einer hinlänglich sicheren Bestimmung des
                                 										Zuckergehaltes wurde endlich folgendes Verfahren eingeschlagen.
                           Eine abgewogene Menge des zu untersuchenden Fuchsins wurde in heißem Wasser gelöst,
                              									die Lösung mit Pikrinsäure-Lösung versetzt und so die Hauptmasse des
                              									Rosanilins als Picrat gefällt. Das klare vom Pikrinsäure-Ueberschusse gelb
                              									gefärbte Filtrat wurde nunmehr mit basischem Blei-Acetat gefällt, die Lösung
                              									auf 100° C. gebracht, filtrirt und das Filtrat der polarimetrischen
                              									Zucker-Bestimmung unterworfen.
                           Es fanden sich auf diesem Wege, welchen der Verfasser für vorwurfsfrei hält, in einer
                              									Sorte Fuchsins 15 Proc. Zucker, in einer zweiten 24,2 Proc., in einer dritten
                              									endlich sogar 82,13 Proc. an Zucker.
                           Zur Ehre des schlauen Fabrikanten (der Name thut hier nichts zur Sache) sey es
                              									gesagt, daß allerdings diese Pseudo-Fuchsinsorten billiger im Preise gehalten
                              									werden, als ächtes Fuchsin, aber nur jene, welche einen höheren Zuckergehalt führen,
                              									während man jene mit geringerem, etwa 15 Proc. nicht übersteigendem Zuckergehalte,
                              									als reines Fuchsin in den Handel zu bringen versucht. Aber wenn so auch der
                              									Fabrikant von einem Vorwurfe freigesprochen werden könnte, so dürften sich wohl
                              									Händler finden, die in richtiger Beurtheilung des Maaßes der Sachkenntniß ihrer
                              									Kunden, ein solches billiges Fuchsin im gleichen Preise an Mann zu bringen bemüht
                              									seyn werden, den sie für reines Diamant-Fuchsin erzielen können.
                           Was die Erzeugungsweise dieses modernen Artikels anbelangt, so kann der Verfasser
                              									dießbezüglich nur vermuthen, daß man passend krystallisirten Zucker mit einer
                              									gesättigten Lösung von Fuchsin in möglichst starkem Weingeiste befeuchten und sodann
                              									trocknen lassen dürfte; denn nur so ist es zu erklären, daß die einzelnen
                              									Kryställchen einen gleich prächtig grünen Metallglanz zeigen wie solcher den
                              									Fuchsinkrystallen zukommt.
                           Es dürfte von Manchem die Frage aufgeworfen werden, ob auch der Laie sich vor einer
                              									Uebervortheilung dieser Art leicht sicher stellen könne.
                           Nichts ist einfacher als das. Man nehme das zu prüfende Fuchsin, gehe mit einer auf
                              									einer weißen Unterlage (Papier) ausgebreiteten Probe desselben an einem tageshellen
                              									Ort, besser noch an eine sonnenbeschienene Stelle, und mustere mittelst einer
                              									gewöhnlichen Loupe die einzelnen Kryställchen durch. Reines Fuchsin wird hierbei nur
                              									die bekannten spießigen Krystalle oder deren Fragmente erkennen lassen, welche
                              									selbst im auffallenden Sonnenlichte nur an den Kanten roth durchscheinen, –
                              									anders ein mit Zucker verfälschtes; bei diesem trifft man neben den
                              									charakteristischen Fuchsinkrystallen mehr oder weniger von mehr körnigen
                              									Kryställchen, welche meist vollkommen, entweder mit granatrother oder sogar nur
                              									schwach amethystrother Farbe durchscheinen, oder man findet, wie der Verfasser dieß
                              									bei dem 82,13 Proc. Zucker enthaltenden Fuchsin zu sehen Gelegenheit halte,
                              									überhaupt nur solche roth durchscheinende Fragmente.
                           Holt man ein dergleichen verdächtiges Fragment aus der Masse hervor und erhitzt es
                              									auf einer Messerspitze, so nimmt man leicht den Geruch nach verbranntem Zucker wahr.
                              									(Aus dem „Techniker,“ 1872, Nr. 14.)
                           
                        
                           Neues Reagens auf Alkohol; von Berthelot.
                           Chlorbenzoyl (C⁷H⁵O . Cl) wird in Berührung mit kaltem oder selbst mit
                              									lauwarmem Wasser nur sehr langsam zersetzt; enthält jedoch das Wasser Alkohol, so
                              									entsteht sofort Benzoesäure-Aether. Dieser wird von dem überschüssigen
                              									Chlorbenzoyl aufgenommen; er kommt zum Vorschein, wenn man einen Tropfen des
                              									letzteren mit wässeriger Kalilauge erwärmt, da diese das Säurechlorid fast momentan
                              									löst, während sie auf den Aether nicht sofort einwirkt. Die Reaction ist sehr
                              									deutlich bei Wasser mit 1 Proc. Alkohol, wenn man 20 bis 25 Kubikcentimeter zur
                              									Prüfung anwendet; selbst bei ein Tausendtel Alkoholgehalt und nur einigen
                              									Kubikcentimetern Flüssigkeit ist der Geruch des Aethers noch deutlich
                              									wahrzunehmen.
                           
                           Die Reaction bietet den Vortheil, daß sie sich in kurzer Zeit und ohne Destillation
                              									ausführen läßt. (Comptes rendus, t. LXXIII p. 496; Annalen der Chemie und Pharmacie, 1872, Bd.
                              									CLXII S. 192.)
                           
                        
                           Ueber die Verbindungen des Zuckers mit Kalk; von Horsin-Déon.
                           Seit langer Zeit ist bekannt, daß eine hinreichend concentrirte Lösung von
                              									Calciumsaccharat beim Erwärmen sich trübt und dreibasisches Calciumsaccharat
                              									ausscheidet. Außerdem hat Peligot 1851 nachgewiesen, daß
                              									bei bestimmter Concentration die Lösung wie Eiweiß coagulirt, daß der Niederschlag
                              									beim Abkühlen wieder verschwindet und die Lösung nach völliger Abkühlung wieder klar
                              									und durchsichtig wird.
                           Verschiedene Chemiker, zuletzt Boivin und Loiseau, haben diese Erscheinungen theoretisch zu
                              									erklären gesucht. Der Verf. ist durch einige neue Beobachtungen zu genauerem Studium
                              									veranlaßt worden und hat folgende Resultate gefunden: 1) Trübt sich eine Lösung von
                              									Zuckerkalk bei 100° C. nicht, so kann die Abscheidung des dreibasischen
                              									Calciumsaccharates durch hinreichenden Wasserzusatz jedesmal hervorgerufen werden.
                              									2) Setzt man zu einer durch Erwärmen sich trübenden Lösung einen Ueberschuß von
                              									Zucker, so erzeugt Temperaturerhöhung auf 100° C. keinen Niederschlag mehr.
                              									3) Je mehr Kalk die Lösung enthält, desto größere Neigung hat sie, bei 100°
                              									zu gerinnen; je weniger Kalk, desto concentrirter muß die Lösung seyn, um
                              									Coagulation zu zeigen. 4) Das abgeschiedene Saccharat löst sich beim Erkalten wieder
                              									auf, wenn die Lösung hinreichend verdünnt ist. 5) Bei stärkerer Concentration löst
                              									sich der Niederschlag durch Erkalten nicht; erhöhter Wasserzusatz löst ihn nur sehr
                              									langsam, wohl aber Zuckerwasser. 6) Alle Kalksaccharate haben die Eigenthümlichkeit,
                              									sich in hinreichend concentrirter Lösung bei 100° zu trüben, bei mittlerer
                              									Dichte von etwa 10–11° Baumé klar zu werden und sich bei
                              									stärkerer Verdünnung wieder zu trüben. Bei großem Kalküberschusse treten diese
                              									Erscheinungen nicht ein.
                           Die Erklärung liegt in der Eigenthümlichkeit des dreibasischen Calciumsaccharates. In
                              									einer klaren kalten Zuckerkalklösung von beliebiger Zusammensetzung scheint Wärme
                              									die Verbindung des Kalkes mit der möglichst kleinen Zuckermenge zu begünstigen. Es
                              									bildet sich das dreibasische Saccharat, so daß aller Kalk in die Verbindung tritt
                              									und der überschüssige Zucker frei bleibt. Das dreibasische Saccharat ist in
                              									Zuckerwasser löslich, in kaltem mehr als in heißem; die Löslichkeit nimmt mit der
                              									Concentration zu. Deßhalb muß 1) eine bei 100° sich nicht trübende Lösung
                              									durch Verdünnung mit Wasser einen Niederschlag geben; 2) die Trübung durch
                              									Zuckerzusatz verschwinden; 3) bei hinreichender Concentration und mäßigem
                              									Zuckergehalte die ganze Lösung gerinnen.
                           Je mehr Kalk die Flüssigkeit enthält, desto weniger dicht braucht sie zu seyn, um zu
                              									gerinnen. (Lösungen von 171 Zucker und 29,6 resp. 35,0 Kalk zeigten 1,1502 resp.
                              									1,0402 spec. Gew.) Zur Erklärung dieser Thatsachen haben Boivin und Loiseau die Präexistenz des
                              									dreibasischen Saccharates in dem Zuckerkalk angenommen; dagegen scheint dem Verf.
                              									die oben unter 5) angeführte Thatsache zu sprechen; hätte das dreibasische Saccharat
                              									präexistirt, so müßte es sich durch Erkalten wieder lösen. Es muß demnach in der
                              									Flüssigkeit eine Zersetzung eingetreten seyn. Die vom Niederschlage abfiltrirte
                              									Lösung zeigt die Zusammensetzung des einbasischen
                                 										Saccharates (171 Zucker mit 28 Kalk) Zuckerkalk von 171 Zucker und 35 Kalk
                              									enthält auf 4 Aeq. Zucker 5 Aeq. Kalk. In der erwärmten Flüssigkeit würden 10 Aeq.
                              									Zucker mit 30 Aeq. Kalk verbunden, die übrigen 14 Aeq. frei seyn. Nach dem Erkalten
                              									findet man im Niederschlage 3 Aeq. dreibasisches, in der Lösung 21 Aeq.
                              									monobasisches Saccharat. Sonach zerlegt sich eine auf 100° erwärmte
                              									Saccharatlösung mit hohem Kalkgehalte und von starker Concentration beim Erkalten in
                              									ein Gemenge von unlöslichem dreibasischen und von löslichem einbasischen Saccharat.
                              									Die Ausscheidung des dreibasischen Saccharates findet nur bei sehr concentrirten und
                              									bei sehr verdünnten Lösungen statt; bei mittlerer Dichtigkeit nicht. Die Verbindung
                              									von 28 Kalk mit 201,5 Zucker gerinnt bei einer Dichte von 1,153, bleibt klar bei
                              									1,077, gerinnt wieder bei 1,065; das Saccharat 28 Kalk mit 171 Zucker gerinnt bei
                              									1,200, bleibt klar bei 1,080, gerinnt wieder bei 1,071. Untersuchungen über die
                              									Dichten, welche verschieden zusammengesetzte Zuckerkalklösungen haben müssen, um bei
                              									100° zu gerinnen, gaben folgende Resultate:
                           
                           Auf 28 Kalk:
                           
                              
                                 Zucker
                                 Dichtigkeit
                                 
                              
                                  171
                                    1,071
                                 
                              
                                  201,5
                                    1,065
                                 
                              
                                  232
                                    1,060
                                 
                              
                                  262,5
                                    1,055
                                 
                              
                                  293
                                    1,050
                                 
                              
                                  323,5
                                    1,0474
                                 
                              
                                  354
                                    1,0460
                                 
                              
                                  384,5
                                    1,0454
                                 
                              
                           Bei zunehmendem Zuckergehalte nimmt also die zum Gerinnen der
                              									Lösung nöthige Dichtigkeit ab, aber nicht proportional dem Zuckergehalte. (Bullet, Par., nouv. série, t. XVI p. 26; chemisches Centralblatt, 1872, Nr. 14.)
                           
                        
                           Ueber die Gährung; von Pasteur.
                           Pasteur hat in einer kürzlich der Pariser Akademie
                              									vorgelegten Note auf die letzten Abhandlungen Liebig's
                              									über die Gährung (polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCV S. 537 und Bd. CXCVI S. 548)
                              									geantwortet. Wollte er, so äußert er sich, eine eingehende Kritik der Arbeit Liebig's liefern, so müßte er derselben Schritt für
                              									Schritt folgen, und dann wäre es wohl nöthig, eine fast ebenso lange Abhandlung zu
                              									schreiben, wie Liebig. Dazu habe er keine Zeit, sondern
                              									er wolle nur auf die beiden hauptsächlichsten Einwürfe eingehen, welche Liebig ihm gemacht habe.
                           Dieß thut er, nicht indem er neue Thatsachen beibringt, sondern indem er sich auf
                              									seine früheren Arbeiten zurück bezieht. Liebig bestreite,
                              									daß man Bierhefe- und Alkoholgährung in einer salzhaltigen Zuckerlösung, in
                              									der man eine sehr geringe Menge Hefe vertheilt, erzeugen könne. Für Liebig ist die Gährung eine mit dem Zerfallen der Hefe in
                              									Zusammenhang stehende Erscheinung; für Pasteur dagegen
                              									hängen die eigentlichen Gährungserscheinungen mit dem Leben der Hefe zusammen. Für
                              									die Milchsäuregährung z.B. hat er nachgewiesen, daß in einer Lösung von reinem,
                              									krystallisirtem milchsauren Kalk, welcher man etwas phosphorsaures Ammoniak,
                              									Magnesia und Kali, sowie geringe Mengen von schwefelsaurem Ammoniak, mit etwas
                              									Milchsäure vermengt, zusetzt, nach einigen Tagen die Milchsäure verschwunden, und
                              									dafür eine große Menge neuer Vibrionen entstanden ist. So lange noch milchsaurer
                              									Kalk vorhanden ist, vermehren sich die Vibrionen. Die anderen Fermente verhalten
                              									sich ähnlich. Für die Bierhefe ist aber der Nachweis etwas schwieriger, weil andere
                              									Organismen interveniren und die Entwickelung der Hefe stören können. Gewisse
                              									Infusorien, das Milchsäureferment, verschiedene Mucedineen können sich in der
                              									Flüssigkeit entwickeln und die Vermehrung des Alkoholfermentes aufhatten. Dieß sind
                              									die Schwierigkeiten, welche Liebig hatte, und die er
                              									nicht zu heben gewußt hat.
                           Was die Essiggährung betrifft, so hält Pasteur nach wie
                              									vor daran fest, daß dieselbe nur unter Mitwirkung des Essigfermentes Mycoderma aceti vor sich geht; es existire in keinem
                              									Lande der Welt ein Tropfen Wein, der nur in Berührung mit Luft sauer werde, ohne daß
                              									vorher Mycoderma aceti darin vorhanden gewesen sey. Liebig bestreite dieß und führe den Essigbildungsproceß
                              									auf eine einfache Oxydation zurück. Er führe u.a. in seiner Abhandlung die
                              									Essigfabrik von Riemerschmid, einer der größten und best
                              									geführten in Deutschland, an (polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVI S. 549), in
                              									welcher der verdünnte Alkohol während des ganzen Betriebes keinen fremden Zusatz
                              									erhalte; Hobelspäne, welche in den Essigbildern dieser Fabrik seit 25 und 30 Jahren
                              									ununterbrochen in Gebrauch waren, zeigten sich frei von Mycoderma aceti. Dieß scheint allerdings für Liebig's Ansicht entscheidend zu seyn; denn man begreift nicht die
                              									Entstehung einer Pflanze innerhalb einer Flüssigkeit, welche frei von den zu ihrer
                              									Ernährung nöthigen Bestandtheilen ist. Ferner habe Liebig
                              									bei der Besprechung von Pasteur's Untersuchungen über die
                              									Bierhefe in dem ersten Theile seiner Abhandlung hervorgehoben, daß Pasteur Bierhefe, welche schwefelhaltig ist, erzeugt zu
                              									haben glaube innerhalb einer Flüssigkeit, welche frei von Schwefel war. Indeß
                              									täuscht sich Liebig, wie Pasteur meint, in beiden Fällen; die Hefeaschen, welche er (Pasteur) seinen Lösungen zugesetzt hatte, enthielten
                              									Sulphate, und was den
                              									verdünnten Alkohol betrifft, so ist derselbe mit gewöhnlichem Wasser verdünnt,
                              									welches alle zur Ernährung des Mycoderma aceti nöthigen
                              									mineralischen Bestandtheile enthält. Pasteur hält daher
                              									seine Ansicht über die Essiggährung aufrecht. Um die Frage zur Entscheidung zu
                              									bringen, schlägt er folgendes Mittel vor: Liebig möge von
                              									den Mitgliedern der Akademie einige erwählen; in deren Gegenwart wolle Pasteur dann mit Substanzen, die Liebig selbst ihm liefern möge, die beiden Fundamentalversuche, deren
                              									Richtigkeit Liebig bestreitet, wiederholen. Er werde in
                              									einer Salzlösung so viel Bierhefe, als Liebig
                              									vernünftigerweise verlangen könne, erzeugen, doch unter der Bedingung, daß Liebig die Kosten der Versuche trage. Wenn Liebig es wünsche, so wolle er (Pasteur), aber immer unter der genannten Bedingung, sogar einige
                              									Kilogramme Vibrionenfleisch erzeugen, dessen Kohlenstoff, Stickstoff, Schwefel,
                              									Phosphor, Fett, Cellulose etc. ganz und gar aus krystallisirten Substanzen und
                              									gährungsfähiger organischer Materie entnommen seyen. Was die Gegenwart von Mycoderma aceti auf den Hobelspänen der Essigbilder
                              									betrifft, so schlägt Pasteur Liebig vor, aus der Fabrik
                              									von Riemerschmid einige Späne zu entnehmen, sie schnell
                              									zu trocknen und nach Paris an die genannte Commission zu schicken. Er verpflichte
                              									sich, den Mitgliedern auf der Oberfläche der Späne die Gegenwart von Mycodermen
                              									nachzuweisen.
                           Es gebe übrigens noch ein einfacheres Mittel, um Liebig
                              									von der Wahrheit des letztgenannten Punktes zu überzeugen. Er (Pasteur) habe zwar das, was er vorschlagen wolle, niemals probirt; allein
                              									das eben sey richtigen Theorien eigen, daß sie logische Deductionen gestatten, deren
                              									Wahrheit a priori behauptet werden darf. Liebig möge
                              									Riemerschmid ersuchen, einen von seinen Essigbildern, die seit längerer Zeit in
                              									Thätigkeit sind, und die jeden Tag 3 Liter Alkohol in Essigsäure verwandeln, 1/2
                              									Stunde lang mit siedendem Wasser gefüllt zu halten, und dann den Essigbilder von
                              									Neuem in Gang zu setzen. Nach Liebig's Ansicht müsse der
                              									Essigbilder nachher ebenso wie vorher functioniren; er (Pasteur) behaupte dagegen, daß er keinen Essig in Alkohol verwandeln
                              									könne, wenigstens nicht vor Ablauf längerer Zeit, bis sich wieder neue Mycodermen an
                              									der Oberfläche der Späne entwickelt haben.
                           Auf Vorschlag des Präsidenten beschloß die Pariser Akademie, nachdem sie den Vortrag
                              										Pasteur's gehört hatte, die Kosten der Versuche,
                              									welche zur Entscheidung dieser Frage nöthig sind, zu tragen. (Comptes rendus, t. LXXIII p. 1419, 1424, 1427;
                              									chemisches Centralblatt, 1872, Nr. 2.)
                           
                        
                           Ueber die Einwirkung schmelzender Aetzalkalien auf
                              									Braunkohlen; von L. Schinnerer und T. Morawski.
                           Da es einerseits bekannt ist, daß durch die Einwirkung von schmelzenden Alkalien auf
                              									Cellulose Oxalsäure entsteht und andererseits Millon
                              									gezeigt hat, daß durch die Einwirkung von schmelzendem Kali oder Natron auf
                              									Holzkohle Humussubstanzen gebildet werden, so schien es uns nicht uninteressant zu
                              									seyn, die Producte näher kennen zu lernen, welche durch den Einfluß derselben
                              									Agentien auf Braunkohlen entstehen.
                           Zu diesem Behufe wurden zuerst größere Quantitäten von Traunthaler Kohle (200 Grm.)
                              									mit Aetznatron (600 Grm.) so lange geschmolzen, bis die Wasserstoffentwickelung
                              									aufhörte, die braune Schmelze mit verdünnter Schwefelsäure gesättigt, die filtrirte
                              									Flüssigkeit nach dem Erkalten mit Aether ausgeschüttelt und der Aether abdestillirt.
                              									Im Kolben blieb eine braune Masse zurück, aus der nur auf sehr großen Umwegen
                              									Krystalle erhalten werden konnten. Wir suchten daher einen näheren, minder
                              									umständlichen Weg und fanden ihn in der Destillation der braunen Masse. Dabei
                              									erhielten wir ein weißes krystallistrtes Sublimat und ein gelbes Oel. Das
                              									krystallisirte Sublimat wurde nun auf seine Reactionen geprüft und zeigte hierbei
                              									mit Eisenchlorid und Sodalösung die charakteristische Reaction des
                              									Brenzcatechins.
                           Die Elementaranalyse dieses Productes ergab folgende Zahlen, welche mit den für das
                              									Brenzcatechin berechneten sehr nahe übereinstimmen:
                           
                              
                                 Theorie:
                                 Versuch:
                                 
                              
                                 
                                 I.
                                 II.
                                 
                              
                                 C =
                                 65,45
                                 65,50
                                 65,38
                                 
                              
                                 H =
                                 5,45
                                 5,85
                                 5,79
                                 
                              
                           
                           Die ursprüngliche braune Masse zeigte ebenfalls deutlich die Reactionen des
                              									Brenzcatechins, ein sicherer Beweis, daß es als solches schon in der geschmolzenen
                              									Masse vorhanden war und sich nicht erst bei der Destillation bildete.
                           Um zu erfahren, aus welchem Theile der Kohle die Bildung des Brenzcatechins vor sich
                              									gehe, wurde Braunkohle mit Aether vollständig extrahirt und der unlösliche Theil auf
                              									die oben beschriebene Art mit Aetznatron behandelt; in der Schmelze konnte jetzt der
                              									Nachweis des Brenzcatechins nicht geliefert werden. Die Bildung des Brenzcatechins
                              									kommt daher dem bituminösen und im Aether löslichen Theile zu, was übrigens auch
                              									durch einen directen Versuch bewiesen wurde.
                           Es wurde nun eine Reihe von Kohlen auf dieselbe Art behandelt und nur bei Einwirkung
                              									der schmelzenden Alkalien auf junge Kohlen, welche noch deutlich Holzstructur
                              									zeigten, wie die Karbitzer Kohle und die Traunthaler Kohle, die Bildung von
                              									Brenzcatechin beobachtet.
                           Auf Steinkohlen reagirten die schmelzenden Alkalien gar nicht, und bei Anwendung von
                              									Steierdorfer, Fünfkirchner, Grünbacher, Kirchberger Kohle und Kohle von Annathal
                              									wurde zwar eine Einwirkung, nicht aber die Bildung von Brenzcatechin beobachtet.
                              									(Mittheilung aus dem Laboratorium des Prof. Dr. A. Bauer in Wien. – Berichte der deutschen chemischen
                              									Gesellschaft zu Berlin, 1872, Nr. 5.)
                           
                        
                           Mittel zum Tränken von Wagendecken-Leinwand.
                           Als ein vorzügliches Mittel zum Tränken von Packleinwand zur Ueberdeckung von Wagen
                              									etc. haben sich Metallseifen bewährt, welche durch Vereinigung von Fettsäuren mit
                              									einem Metalloxyd zu erhalten sind. In Folge seines billigen Preises ist Eisenoxyd am
                              									vortheilhaftesten anzuwenden. Man läßt 2 Pfund Schmierseife in heißem Wasser
                              									zergehen und löst in einem besonderen Gefäße Eisenvitriol in warmem Wasser auf. Wenn
                              									man beide Flüssigkeiten zusammengießt, so bildet sich einerseits schwefelsaures
                              									Kali, andererseits eine Eisenseife (oleïnsaures, margarinsaures Eisen),
                              									welche, da sie unlöslich ist, zu Boden fällt. Die so erhaltene Eisenseife wird
                              									ausgewaschen und getrocknet, und dann in 3 Pfund Leinöl aufgelöst, in welchem man
                              									schon vorher 1/5 Pfd. Kautschuk sich hat lösen lassen. Der Vortheil der so
                              									hergestellten undurchdringlichen Leinwand ist der, daß dieselbe nicht bricht, wie
                              									sie es thut, wenn man sie mit Theer angestrichen hat. (Schlesische
                              									landwirthschaftliche Zeitung.)
                           
                        
                           Erfindungspatente im Elsaß.
                           Von amtlicher Seite wird uns mitgetheilt, daß die französischen Patente, welche vor
                              									dem Friedensschlusse (16. Mai) ertheilt wurden, auch in Elsaß und Lothringen gültig
                              									sind, sofern die Jahrestaxe auch im Elsaß bezahlt wurde und nicht nur in Frankreich.
                              									Alle Patente, für welche die Jahrestaxe vom 16. Mai 1872 bis heute fällig war und
                              									nicht bezahlt wurde, sind demnach verfallen. Für Erfindungen aber, welche nach dem
                              									16. Mai in Frankreich patentirt wurden, können nun noch Patente im Elsaß genommen
                              									werden, falls die Erfindungen nicht veröffentlicht worden sind. (Arbeitgeber.)