| Titel: | Ueber die Wirkungen des Dynamits; von Barbe und Brüll. | 
| Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. XIV., S. 45 | 
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                        XIV.
                        Ueber die Wirkungen des Dynamits; von Barbe und Brüll.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique, 4. série, t. XXV p. 260; Februar
                              1872.
                        Barbe und Brüll, über die Wirkungen des Dynamits.
                        
                     
                        
                           Am 27. Januar d. J. führten Paul Barbe,
                              Artillerie-Hauptmann der Mobilgarde des Meurthe-Deptm. und
                              Civilingenieur Brüll im Fort Montrouge in Gegenwart des
                              Kaisers von Brasilien eine Reihe von Versuchen zur Demonstration der Wirkungen des
                              Dynamits aus.
                           
                           Erster Versuch. – Auf eine auf dem Boden flach
                              aufliegende Doppel-T-Schiene von 1,5 Meter
                              Länge und 12 Centimeter Höhe wurden sieben Dynamitpatronen gelegt, deren jede
                              ungefähr 65 Gramme wog; die Explosion wurde durch eine 20 Grm. wiegende, mit einer
                              Knallquecksilberkapsel versehene Zündpatrone bewirkt.
                           Die Schiene wurde nicht nur zerbrochen, sondern der Theil auf welchem die
                              Dynamitladung auflag, wurde zu sieben bis acht Splittern von verschiedener Größe
                              zersprengt.
                           Zweiter Versuch. – In einen 292 Kilogrm. wiegenden
                              würfelförmigen Schmiedeeisenblock von 0,30 Met. Seite wurde ein Loch von 25
                              Millimet. Durchmesser und 240 Millimet. Tiefe im Mittelpunkte einer der Seiten
                              gebohrt, welches mit fünf Patronen von je 20 Grm. gefüllt wurde, ohne Besatz. Nach
                              erfolgter Explosion zeigte sich, daß das Loch vergrößert worden war, indem dasselbe
                              an seiner Mündung 32 Millimet. und im Inneren etwa 40 Millimet. Durchmesser
                              angenommen hatte, der Leerraum also flaschenförmig geworden war. In der Eisenmasse
                              waren vier Risse entstanden.
                           Die so vergrößerte Höhlung wurde wieder mit ungefähr 140 Grammen Dynamit geladen; bei
                              der zweiten Explosion wurde der Block in sechs Stücke zersprengt, von denen eines
                              zwanzig Met. weit weggeschleudert ward.
                           Der Bruch war der eines Schmiedeeisens von guter Qualität. Das Bohrloch war auf 47
                              Millimet. erweitert worden.
                           Dritter Versuch. – In den Fuß einer Ulme von 0,87
                              Met. Umfang wurde ein 28 Millimet. weites und 22 Millimet. tiefes Loch gebohrt, und
                              mit etwa 80 Grm. Dynamit geladen. Durch die Explosion wurde der Baum in der Höhe der
                              Ladung gefällt.
                           Vierter Versuch. – Eine andere Ulme von 0,95 Met.
                              Umfang wurde mit einer leinenen Zündwurst umgeben, welche ungefähr 1,8 Kilogrm.
                              Dynamit in Patronen enthielt; die Explosion bewirkte einen kreisförmigen Einschnitt,
                              ohne den Fall des Baumes herbeizuführen.
                           Hierauf wurde der Versuch in der Weise wieder begonnen, daß man etwas unterhalb des
                              Einschnittes einen Patronenkranz, im Ganzen eine Ladung von ungefähr 3,5 Kilogrm.
                              enthaltend, um den Baum wickelte; dießmal wurde der Baum glatt umgeknickt.
                           Fünfter Versuch. – Eine leinene, per laufenden Meter 4 1/2 Kilogrm. Dynamit enthaltende
                              Zündwurst von 2 1/2 Met. Länge wurde in 4 Met. Höhe über dem Boden horizontal an der
                              inneren Fläche der Façadenmauer einer zum Abbruche bestimmten Kaserne
                              befestigt. Diese Mauer
                              war aus Mühlsteinquarz construirt, 0,8 Met. stark und an der in Angriff genommenen
                              Stelle ungefähr 8 Met. hoch.
                           Die Sprengung wurde durch Elektricität mittelst des Bréguet'schen Explodirapparates bewirkt. Durch die Explosion wurde
                              eine 3,5 Met. breite Bresche gelegt, welche den Einsturz des oberen Theiles der
                              Mauer veranlaßte.
                           Zwei andere Sprengungen, die eine mit einem 2 Met. langen, 5,2 Kilogrm. Nobel'sches Pulver enthaltenden Zinkrohre, und die andere
                              mit einer leinenen, der bei der ersten Explosion angewendeten ganz gleichen
                              Zündwurst ausgeführt, erzeugten in der Mauer der Länge der Ladung entsprechende
                              Risse, ohne jedoch ihren Einsturz herbeizuführen; sie blieb stehen, obschon sie auf
                              einen großen Theil ihrer Länge der Stützen beraubt war.
                           Sechster Versuch. – Eine auf einen Haustein von
                              0,6 Met. Länge, 0,5 Met. Breite und 0,35 Met. Stärke gelegte Ladung von etwa 700
                              Grm. zerschmetterte denselben in zahlreiche Stücke von höchstens 7 bis 8
                              Kubikdecimeter.
                           Siebenter Versuch. – Auf eine quadratische
                              schmiedeeiserne Platte von 0,5 Met. Seite und 0,05 Met. Stärke wurden ungefähr 2,7
                              Kilogrm. Dynamit gelegt. Die Explosion zerriß die Platte in mehrere Stücke, welche
                              ziemlich tief in den Erdboden eingedrungen waren.
                           Achter Versuch. – Um die bedeutende
                              Geschwindigkeit nachzuweisen, welche die Splitter eines mit Dynamit geladenen
                              Projectiles annehmen müssen, ließ man zweimal eine mit 2 Kilogrm. des Sprengstoffes
                              geladene Büchse aus dünnem Weißblech, in ungefähr 0,25 Met. Entfernung von einer
                              starken Schwarzblechplatte, explodiren. In beiden Fällen hatten die
                              Weißblechsplitter in der Oberfläche dieser Platte eine Anzahl Löcher von 2 bis 3
                              Millimet., ja bei der zweiten Explosion sogar von 5 Millimet. Tiefe
                              hervorgebracht.
                           Neunter Versuch. – Bei diesem Experimente wurden
                              gewöhnliche Pallisaden in der Weise weggesprengt, daß zunächst eine leinene, per Met. mit 2 Kilogrm. Dynamit geladene und mit ihren
                              beiden Enden an die Spitzen der Pallisade aufgehängte Zündwurst angewendet wurde,
                              dann aber ein Zinkrohr welches per Met. 2,6 Kilogrm.
                              Dynamit enthielt und am Fuße der Pallisade frei hingelegt wurde. Bei der ersten
                              Explosion wurden von 14 Pfählen 9 in der Höhe der Zündwurst abgeknickt, wie
                              weggeschnitten; 5 andere waren mehr oder weniger verletzt, ohne umgebrochen zu seyn.
                              Bei der zweiten Sprengung hingegen wurden die vor dem Zinkrohre befindlichen 5
                              Pfähle glatt vom Boden weggefegt, auch ließ sich bei der zweiten Explosion constatiren, daß kein
                              einziger Splitter nach der Seite des Operirenden zu geschleudert worden war.
                           Zehnter Versuch. – Ein mit eisernen Reifen
                              gebundenes Faß von 2 Hektoliter Inhalt wurde aufrecht gestellt und mit Wasser
                              gefüllt dann wurde durch eine an seinem oberen Theile befindliche quadratische
                              Oeffnung ein Packet von vier Dynamitpatronen hineingeworfen, welches mit zwei vorher
                              angebrannten Zündern versehen war.
                           Nach der Explosion war von dem Fasse keine Spur mehr zu finden; an der Stelle wo es
                              stand, hatte sich im Boden ein Trichter von 0,40 Met. Tiefe gebildet.