| Titel: | Erfahrungen über die Fabrication von Blut- und Ei-Albumin; von Edmund Campe in Brünn. | 
| Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. XVII., S. 56 | 
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                        XVII.
                        Erfahrungen über die Fabrication von Blut-
                           und Ei-Albumin; von Edmund Campe in Brünn.Aus Wittstein's
                                       Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, vom Verfasser mitgetheilt.
                           
                        Campe, über die die Fabrication von Blut- und
                           Ei-Albumin.
                        
                     
                        
                           1. Blut-Albumin.
                           Um ein möglichst helles Blut-Albumin zu gewinnen, ist bei dem Schlachten der
                              Rinder und Schafe dem Auffangen des Blutes die größte Sorgfalt zuzuwenden. Eine
                              Hauptbedingung ist daher, das Local, wo man die Heber- und Siebschüsseln
                              aufgestellt hat, möglichst nahe am Schlachthause zu haben. Dollfuß-Galline behauptet zwar,In seiner Anleitung zur Fabrication des Blut-Albumins, mitgetheilt im
                                    polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCIII S. 245. daß man das geronnene Blut sogar eine halbe Stunde weit, ohne Gefahr für das
                              Product transportiren könne; ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, daß, je kürzer
                              der Weg zum Arbeitslocal und je schneller man das Blut, in Würfel zerschnitten, auf
                              die Siebe bringt, desto heller und reiner auch das Serum abtropft.
                           Wenn man es haben kann, soll man unmittelbar neben dem Schlachthause oder in
                              demselben das Serum abziehen und das Blut nicht länger als 1/2–1 Stunde nach
                              dem Auffangen desselben auf die Siebe bringen. Ein weiteres Transportiren des Blutes
                              gibt stets ein röthlichgefärbtes Serum und in Folge dessen auch mehr oder weniger
                              dunkelgefärbtes Albumin. Im Sommer zeigen sich diese Uebelstände ganz besonders, da
                              durch die Wärme das Blut viel weniger leicht gerinnt.
                           Nachdem man nun das frischgestockte Blut in Würfel zerschnitten, circa 1 Zoll lang und 1 Zoll breit, bringt man es auf
                              die Siebe und läßt hierauf 40–48 Stunden lang das Serum abtropfen. Anfangs
                              tropft dasselbe mit Blutkügelchen roth hindurch, jedoch schon nach einer Stunde geht
                              es vollkommen rein, und zwar je nach der Race der Ochsen entweder tief goldgelb
                              (ungarische und galizische Ochsen) oder hell weingelb. Nach Verlauf von 40–48
                              Stunden zieht man von den Heberschüsseln das Serum klar ab, wobei man die Vorsicht
                              anwenden muß, daß von dem am Boden befindlichen rothen Blutfarbstoff nichts mit
                              abläuft. Um dieß zu vermeiden, habe ich meine Heberschüsseln am Boden etwas gewölbt
                              herstellen lassen, um einen tiefen Punkt zu bekommen, und habe den Einsatz, worin der
                              Kork für das Heberrohr sitzt, circa 1/8 Zoll über dem
                              inneren Boden einlöthen lassen.
                           An Ausbeute erhielt ich circa 25–30 Proc. Serum;
                              meine Blutschüsseln hielten circa 16–18 Pfd. Blut
                              und gaben 4–4 1/2, auch 5 Pfd. Serum.
                           Nachdem alle Schüsseln abgezogen sind, schüttet man das gesammte Serum in aus weichem Holz angefertigte Kübel von 3–4 Centner
                              Inhalt. Dieß richtet sich natürlich nach dem zu Gebot stehenden Serum; die Kübel,
                              welche oben weiter als unten sind, bohre man 2–3 Zoll vom Boden an, und
                              stecke Holzhähne hinein. Es kommt nun für die weitere Verarbeitung des so gewonnenen
                              Serums darauf an, ob man Natur-Albumin, d.h. ohne Glanz, oder sogenanntes
                              Patent-Albumin, d.h. mit Glanz, erzielen will.
                           Um Natur-Albumin zu fabriciren, hat man nur nöthig,
                              auf je einen Centner Serum 1/4 Pfd. Terpenthinöl eine Stunde lang darunter zu
                              peitschen. Ich habe dazu ein an einem Stabe befestigtes kreisrundes Bret von ca. 1 Fuß Durchmesser, welches mit Löchern durchbohrt
                              ist, angewendet. Meiner Ansicht und Erfahrung nach hat der Zusatz von Terpenthinöl
                              zweierlei, ich möchte fast sagen, dreierlei Wirkung:
                           1) durch das Peitschen mit Luft entwickelt sich Ozon, welches hierbei „bleichend“ auf das Serum wirkt; 2) wirkt
                              der Zusatz conservirend auf das Serum und 3) auch klärend. Das Serum habe ich dann
                              ca. 24–36 Stunden ruhig bedeckt stehen
                              lassen; es scheidet sich an der Oberfläche das Terpenthinöl, gemengt mit einem
                              schmierigen grünlich weißen Fette aus; hierauf wird durch den 2 Zoll über dem Boden
                              angebrachten Holzhahn das so abgeklärte Serum abgezogen. Die zuerst ablaufende halbe
                              Maaß nehme man weg, da dieser Theil immer etwas trüb ist; das übrige Serum bringt
                              man nach dem Abziehen sofort in die Trockenstube zum Eintrocknen. Hierzu verwendete
                              ich gepreßte, mit Oelfarbe und Lack überzogene und eingebrannte eiserne Tassen, ca. 12 Zoll lang, 6 Zoll breit und 3/4 Zoll tief. Die
                              Temperatur der Trockenstube soll, wenn man eingießen läßt, immer etwa 40° R.
                              betragen; ist Alles auf den Tassen, so habe ich die Temperatur schnell auf
                              42–44° R. steigen lassen und diese Temperatur 2 Stunden, ohne ein
                              Dunstventil zu öffnen, erhalten. Nach dieser Zeit öffne man alle Dunstventile und
                              lasse die Temperatur auf 38–40° R. zurückgehen, bei welcher auch bis
                              zum Ende geblieben wird. Hier und da öffne man die Dunstventile, um die feuchte Luft
                              durch trockene zu ersetzen. In 30–36 Stunden bekam ich in der Regel das
                              Zimmer trocken. Um einen schnellen Luftwechsel zu erzielen, habe ich in dem
                              Mauerwerk am Fußboden Lufteinströmungen angebracht; die Ausströmungen sind natürlich
                              an der Decke und münden über das Dach. In jedem Zimmer waren deren vier Stück aus
                              12zölligen Eisenrohren; Zinkrohre dürften, da sie weniger rosten, vielleicht noch
                              zweckmäßiger dazu seyn.
                           Um aus dem Serum das sogen. Patent-Albumin mit
                              schönem Glanz zu erzeugen, nahm ich pro 1 Ctr. Serum 6
                              2/3 Quentchen engl. Schwefelsäure, 12 1/2 Loth conc. Essigsäure von 1,040, mischte
                              beide zusammen, und nachdem die Mischung eine Stunde gestanden, wurde sie mit ca. 6 Pfd. Wasser verdünnt und unter Umrühren in ganz
                              schwachem Strahle in das Serum eingerührt; hierauf wurde noch pro 1 Ctr. Serum 1/4 Pfd. Terpenthinöl zugegeben und dann 1–1 1/2
                              Stunden fleißig gepeitscht. Nach vielen Versuchen bewies sich mir dieses
                              Säureverhältniß am entsprechendsten. Durch den Säurezusatz verändert das Serum in
                              wenig Minuten seine Farbe, selbst schwach röthlich gefärbtes Serum wurde farblos und
                              gab noch helles Product. Nachdem das so behandelte Serum ebenfalls 24–36
                              Stunden der Ruhe überlassen geblieben, wird es wie früher abgezogen, jedoch vor dem
                              Einsetzen in das Trockenzimmer mit Ammoniak bis zur schwach alkalischen Reaction
                              versetzt, um jede Spur freier Säure zu entfernen.
                           Dieses Product besitzt nach dem Trocknen ein schönes Ansehen, indem es eine glänzende
                              spiegelglatte Oberfläche zeigt, blond von Farbe ist, und wenn vorsichtig getrocknet,
                              läßt dessen Löslichkeit in Wasser nichts zu wünschen übrig.
                           Was die Ausbeute anbelangt, so erhält man aus 10 Ctr. Serum 1 Ctr. trockenes
                              Blut-Albumin. Damit das fertige Albumin sich leicht von den Tassen ablöst,
                              lasse ich dieselben mit warmgemachtem Rindstalg abreiben.
                           Wir haben bis jetzt dem Blute nur einen Theil seines Eiweißgehaltes zur Fabrication
                              des sogen. Prima-Blut-Albumins entzogen,
                              und kommen nun zur Darstellung des Secunda- und
                              Tertia-Blut-Albumins.
                           Die zweite Sorte ist mehr ein Fabricat des Zufalles, da man hierzu nur das Serum
                              derjenigen Schüsseln verwenden kann, welche durch irgend welche Umstände ein
                              rothgefärbtes Serum geschwitzt haben; auch nahm ich hierzu die letzten blaß
                              rothgefärbten Flüssigkeiten bei dem Abziehen des Serums zu Prima-Waare.
                           Die Behandlung zu Secunda ist dieselbe, wie die zu Prima
                              angegebene; man nennt das Versetzen mit Säure und Terpenthinöl das
                              „Raffiniren“ des Serums.
                           
                           Es kommt aber hinsichtlich der Rentabilität der ganzen Fabrication sehr darauf an,
                              das Blut vollkommen auszunutzen, und erzeugt man als letztes Albumin-Product
                              das sogen. Tertia-Albumin, welches in den
                              Zuckerraffinerien in bedeutenden Mengen verwendet wird. Von Schweden gingen mir
                              Aufträge bis zu 100 Ctr. zu.
                           Das auf den Sieben zurückgebliebene Blut in Würfelform kommt in ein Faß mit doppeltem
                              Boden, wovon der eine ca. 8–12 Zoll vom unteren
                              entfernt und mit 1/2zölligen Löchern ausgebohrt ist; auf die Blutwürfel schütte man
                              hinreichend Wasser, nehme auch hierzu alle Reste von der Gewinnung des Serums Nr. 1,
                              d.h. den rothen Schlamm welcher in den Heberschüsseln abgesetzt ist, und arbeite es
                              tüchtig mit den Händen durcheinander. Die zwischen den Böden sich ansammelnde
                              Flüssigkeit mache man mit wenig Ammoniak schwach alkalisch und bringe sie in die
                              Trockenstube. Dieses Product glänzt ebenfalls und ist das sogen. Tertia-Albumin.
                           Das im Fasse zurückgebliebene Blut habe ich dann zwischen zwei ineinandergreifenden
                              Stachelwalzen passiren lassen, um einen gleichmäßigen Brei daraus zu bekommen, und
                              in einem etagenförmig gebauten Trockenofen bei ca.
                              50–60° R. ausgetrocknet. Verwendet werden hierzu 2 Fuß lange und 1 Fuß
                              breite Eisenblechschüsseln, welche ca. 1 1/2 Zoll tief
                              sind. Die Verwendung des Productes ist eine ziemlich ausgedehnte und wurden mir pro Centner 7–8 fl. bewilligt.
                           Wir haben jedoch neben der Albuminfabrik noch eine ausgedehnte
                              Dünger-Erzeugung, und um diese Blutrückstände noch besser zu verwerthen, ließ
                              ich sie mit menschlichen festen Excrementen und Knoppernmehl in Ziegelform schlagen,
                              an der Luft abtrocknen und schließlich auf der Poudrettemühle zu Pulver mahlen. Ich
                              nannte das Product „Blutpoudrette“ und erzielte dadurch einen
                              recht guten Dünger mit ca. 6 Proc. Stickstoffgehalt, der
                              sich für Gramineen und Leguminosen von vorzüglicher Wirkung zeigte.
                           Das ausgewässerte und getrocknete Blut zeigte nach Untersuchungen von Stöckhardt, Reichardt, Wolf und Kohlrausch einen Stickstoffgehalt von 9 1/2–12 Proc. und 1 Proc.
                              Phosphorsäure.
                           
                        
                           2. Ei-Albumin.
                           Bei heutigem geringem Consum und billigem Preise des Ei-Albumins wundere ich
                              mich wirklich, daß noch Fabrikanten dasselbe erzeugen. Eine Hauptbedingung ist
                              hierbei, daß man sich den Absatz der frischen Dotter an Lederfärbereien,
                              Handschuhfabriken etc. sichert. Durch die übermäßige Concurrenz der polnischen Juden
                              ist jedoch auch der Dotterpreis auf ca. 20–24 fl. per Centner, frei Dresden, herabgedrückt, so daß bei
                              dieser Fabrication jetzt kaum das Salz zum Brod verdient wird.
                           Die Trennung des Dotters vom Eiweiß muß unbedingt sehr gewissenhaft vorgenommen
                              werden; auch sehe man darauf, den sogen. Hahnentritt mit in das Eiweiß zu bekommen,
                              da sonst einestheils viel Eiweiß verloren geht, anderntheils der Dotter durch das
                              anhängende Eiweiß viel schneller dem Verderben unterliegt. Ein Schock (60 Stück)
                              Eier sollen, wenn vorsichtig ausgeschlagen, 2 1/2–2 5/8 Pfd. Wiener Gew. an
                              Eiweiß geben; hiesige große Landeier aus den Monaten April und Mai gaben mir wohl
                              auch 2 3/4 Pfd. Eiweiß und 1 7/8 Pfd. Dotter. Um das Eiweiß von anhängenden
                              Dottertheilchen vollkommen zu befreien, wurden, wie bei der Blut-Albumin
                              Fabrication, Kübel von ca. 3 Ctr. Inhalt verwendet und
                              ebenfalls ca. 3 Zoll über dem Boden mit Holzhahn
                              versehen. Auf jeden Centner Eiweiß nahm ich 1/4 Pfd. concentrirter Essigsäure und
                              1/4 Pfd. Terpenthinöl, und ließ so lange peitschen, bis das Eiweiß ganz wässerig
                              geworden war; dann blieb dasselbe 24–36 Stunden der Ruhe überlassen, nach
                              welcher Zeit an der Oberfläche der Dotter ausgeschieden und das Eiweiß vollkommen
                              klar erschien; dasselbe wurde dann vorsichtig durch den Hahn in schwachem Strahl
                              abgezogen, mit Ammoniak schwach alkalisch gemacht und in das Trockenzimmer gebracht.
                              Zum Eintrocknen verwendete ich gepreßte Tassen aus Zinkblech, ca. 12 Zoll lang und 6 Zoll breit, mit gutem Baumöl (Provenceröl)
                              abgerieben. Die Temperatur wurde wie beim Blut-Albumin regulirt.
                           England, als Hauptconsument des auf dem Continent erzeugten Ei-Albumins,
                              capricirt sich darauf, nur Albumin in großen compacten Stücken zu nehmen. Man muß
                              daher dem Trocknen des Ei-Albumins große Sorgfalt widmen, und sobald dasselbe
                              auf den Tassen soweit trocken ist, daß es sich als ganze Tafel von der Tasse
                              abziehen läßt, es aus der Trockenstube entfernen, auf ca. 3 Fuß lange und 2 Fuß breite Leinwandhorden bringen und bei gewöhnlicher
                              Zimmertemperatur vollständig austrocknen lassen. Auf diese Art bekommt man fast nur
                              große schöne Stücke. Das auf diese Weise gewonnene Eiweiß ist das sogen. Prima-Ei-Albumin, und gewinnt man aus den
                              in den Decantirbottichen zurückbleibenden Resten noch eine sogen. Secunda, zu welchem Zweck man dieselben mit Wasser nebst
                              wenig Essigsäure und Terpenthinöl nochmals extrahirt. Die Bottiche für die Secunda
                              müssen aber anders montirt seyn, da in Folge veränderten specifischen Gewichtes des
                              Eiweißes sich der ganze Schlamm und Schmutz – entgegengesetzt bei reinem
                              Eiweiß – am Boden der Gefäße ablagert. Man muß daher diese Kübel mit mehreren
                              Hähnen versehen, um von oben herab die reine Flüssigkeit abziehen zu
                              können; nach dem Abziehen wird ebenfalls schwach mit Ammoniak alkalisirt. Der in den
                              Fässern übrigbleibende Schlamm – Dotter und Hahnentritt – kommt in den
                              Dünger.
                           Ich habe vorigen Sommer den Versuch gemacht, Eiweiß, bereits vom Dotter getrennt, aus
                              Galizien zu beziehen, dabei aber schlimme Erfahrungen gemacht, indem ich nicht im
                              Stande war, dasselbe rein zu bekommen; es opalisirte und blieb trotz aller
                              angewendeten Hülfsmittel milchig; jedenfalls war die Zersetzung schon so weit
                              vorgeschritten, daß sich etwas Schwefel als ganz frei suspendirter Niederschlag
                              ausgeschieden hatte, der durch keine Filtration zu entfernen war.
                           Ein Versuch, statt mit Essigsäure, mit Ammoniak zu behandeln, gab wohl ein schön
                              aussehendes Fabricat, doch ließ dasselbe nach Aussage mir befreundeter Consumenten,
                              in der Löslichkeit zu wünschen übrig.
                           Gleiche Calamitäten hatte ich auch mit in Kalkwasser aufbewahrten galizischen Eiern
                              durchzumachen. Die Dotter waren wässerig, äußerst schwer vom Eiweiß zu trennen, und
                              in den Klärbottichen war das Eiweiß sehr schwer vom Dotter zu befreien. Ich habe
                              derartige Kalk-Eiweiße, ehe eine Klärung halbwegs eintrat, bis zu drei Wochen
                              stehen lassen, und kam noch am Besten weg, wenn ich den Zusatz von Essigsäure ganz
                              wegließ und nur Terpenthinöl anwendete; nahm ich Essigsäure zum Raffiniren, so bekam
                              ich bei Kalk-Eiweiß wohl klare Flüssigkeiten, sobald ich aber mit Ammoniak
                              abstumpfte, gab das Eiweiß im Verlauf einer halben Stunde einen so starken
                              Niederschlag, daß die Flüssigkeit ganz molkig und trübe wurde und nochmals einen Tag
                              zum Absetzen bei Seite gestellt werden mußte; das fertige Product aus den Kalkeiern
                              hatte jedoch nie die Reinheit wie frische Eier, war auch immer röthlichgelb gefärbt,
                              während die Fabrication aus frischen Eiern alle diese Uebelstände vermeiden
                              läßt.
                           Eine Hauptbedingung bei der ganzen Ei-Albumin-Fabrication ist, die
                              Dotter zu möglichst gutem Preise anzubringen. Durch den Kleinverkauf zu
                              Küchenzwecken ist der Verbrauch ein gar zu beschränkter; es bleibt daher nur der
                              größere Absatz an Gerbereien und Lederfabriken. Ich habe pro Woche ca. 40 Ctr. frische conservirte
                              Dotter nach Deutschland und England abgegeben und viele Versuche behufs Erzielung
                              der guten Haltbarkeit vorgenommen.
                           Carbolsäure schrieb mir ein Theil meiner Abnehmer vor, andere stießen sich wieder an
                              dem Geruch, den das Leder davon annehmen solle. Unterschwefligsaures, auch
                              unterschwefelsaures Natron erwiesen sich auch als nicht genügend; ja die Gerber wie
                              Lederfärber klagten, daß das Leder Flecke bekomme und der Dotter grün werde.
                           
                           Als bestes Mittel, mit dem ich dann keine Anstände mehr hatte, diente mir das in
                              Glycerin gelöste arsensaure Natron, von dem ich ca. 2
                              Proc. zusetzte und außerdem 12 Proc. Kochsalz. Gut ist es jedenfalls, die Dotter zu
                              einem gleichmäßigen Brei zu zerpeitschen, dann durch ein weitmaschiges Sieb zu
                              gießen, welches ähnlich den Mehlsieben, nach unten verjüngt zuläuft, da man hierbei
                              noch den sogen. Hahnentritt zurückhält, der meinen Erfahrungen nach den ersten Anlaß
                              zum Verderben der Dotter gibt.
                           Zu einem Centner trockenen Prima-Ei-Albumin braucht man circa 215 Schock Eier;
                           
                              
                                 diese kosten zu einem Gulden pro
                                    Schock im Sommer
                                 
                              
                                 gerechnet
                                 213 fl.,
                                 
                              
                                 hiervon gewonnen 2 Ctr. Dotter à 26 fl.
                                 52 fl.,
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 sohin bleiben zur Darstellung für 1 Ctr. trockenes Eiweiß
                                 161 fl.
                                 
                              
                           Da dermalen für das Zollpfund 1 Thaler von den Consumenten angelegt wird, so
                              entspräche dieß auf Zollgewicht reducirt einem Preise von österr. Währ. 143 fl. 64
                              kr. pro 1 Zoll-Ctr., und man müßte bei einem
                              Brutto Verdienst von 22 fl. 16 kr. pro 1 Ctr. trockenen
                              Ei-Albumins seine sämmtlichen Regiekosten decken. Ich frage nun, wo bleiben
                              da die Löhne, Steuern, Zinsen, Feuerung etc.? Jedes andere Geschäft, welches kaum 25
                              Proc. des flüssigen Capitales wie die Albuminfabrication beansprucht, gibt jetzt
                              bessere Rente; zumal der Einkauf an Eiern nur ein Cassa-Artikel ist und
                              Sendungen aus weiter Entfernung immer mit viel Bruch und Verlust verbunden sind. Ich
                              habe Sendungen von 10,000 Schock gehabt, wo mir auf der Bahnstrecke
                              Tarnow-Brünn bis zu 10 und 20 Schock an einem Faß
                              zum Fehlen kamen.
                           Hat man daher Städte, wo man das nöthige Quantum Blut, im Mindesten tägliches Blut
                              von 100 Ochsen zur Verfügung hat, so würde ich einem Jeden rathen, nur auf
                              Blut-Albumin zu arbeiten, zumal der Verbrauch hiervon eher im Steigen,
                              dagegen das Ei-Albumin bedeutend in der Abnahme begriffen ist.
                           Ein sehr schönes Blut-Albumin gibt das Serum der Pferde, das hellste jedoch
                              das der Schaafe. Im Uebrigen stehe ich einem Jeden mit meinen Erfahrungen gern zu
                              Diensten.
                           Schließlich will ich eine kleine Betriebs-Uebersicht geben, und die
                              Verhältnisse für hundert Ochsen, von denen man täglich das Blut hätte, annehmen. 100
                              Ochsen = 200 Schüsseln Blut ca. 32 Ctr. Blut, geben ca. 800 Pfd. Serum zu Nr. 1 (Prima-)
                              Blut-Albumin = 80 Pfd. trockenes Albumin. Nachdem die Tertia ausgewaschen,
                              welche ich ganz aus der Calculation lassen will, bleiben nach dem Trocknen des
                              Blutes 6–7 Ctr.
                              trockenes Blut übrig, und stellt sich demnach die rohe Berechnung:
                           
                              
                                 Ausgabe: an Blut per Tag 200 Schüsseln à 10 fl.
                                 20 fl.
                                 
                              
                                 Einnahme:
                                 für  80 Pfd. Prima-Albumin à 60 fl.
                                 48 fl.
                                 
                              
                                 
                                  „  600 Pfd. trockenes Blut à 6 fl.
                                 36 fl.
                                 
                              
                           Zur Deckung der Regie-Spesen bleiben demnach ca.
                              64 fl. übrig, mit denen man bei wenig Personal und geringer Capitalsanlage recht gut
                              auskommt.