| Titel: | Die Zukunft der Goldplattirung; von Dr. Clemens Winkler. | 
| Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. LVIII., S. 192 | 
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                        LVIII.
                        Die Zukunft der Goldplattirung; von Dr. Clemens Winkler.Vom Verfasser als Separatabdruck aus Nr. 42 und 43 der deutschen Industriezeitung
                                 mitgetheilt.
                           
                        Winkler, über die Zukunft der Goldplattirung.
                        
                     
                        
                           Wenn eine Industrie, welche jahrelang an den Folgen unmäßiger Concurrenz und der
                              damit verbundenen Preisdrückung krankte, plötzlich eine Schwenkung zum Besseren
                              macht, so sollte solch' anerkennenswerthes Vorgehen vom Publicum und wohl auch von
                              der Behörde in jeder Weise unterstützt werden. Vom Publicum unter allen Umständen,
                              denn dieses, als Consument, wahrt dadurch nur sein eigenes Interesse; von der
                              Behörde in solchen Fällen, wo die freie Concurrenz gemeinschädliche Wucherungen im
                              Gefolge hat, die sich mit den bestehenden Gesetzen nicht vereinbaren lassen.
                           Auf dem Gebiete der Bijouteriewaaren-Fabrication zeigt sich nun seit einiger
                              Zeit eine Bewegung, welche, gehörig unterstützt und geleitet die erfreulichsten Folgen haben
                              kann, während sie andernfalls im Sande zu verlaufen droht. Diese Wandlung besteht im
                              Verlassen des unsoliden Verfahrens der Vergoldung auf galvanischem Weg und der
                              Einbürgerung der ebenso schönen als dauerhaften Goldplattirung.
                           Es ist schon früher von mir Veranlassung genommen worden,In dem Aufsatz „über Talmigold und
                                       Talmigold-Schwindel“, mitgetheilt im polytechn.
                                    Journal Bd. CCIII S. 294 (zweites
                                    Februarheft 1872). auf die verschiedenen Phasen hinzuweisen, welche das Bijouteriefach im Lauf
                              der Zeit durchzumachen hatte, und es wurde dabei dargethan, wie die Entdeckung der
                              galvanischen Vergoldung den eigentlichen Anlaß zur Entstehung und Entwickelung der
                              großen Industrie gegeben hat, welche sich mit der Herstellung des sogen, imitirten
                              oder unächten Goldschmuckes beschäftigt. Gleichzeitig galt es aber auch, der Mängel
                              zu gedenken, welche dieses Vergoldungsverfahren in sich schließt, und die
                              Unsolidität zu geißeln, welche eine beispiellose Concurrenz herbeiführte.
                           Was damals schon vorauszusehen war, ist inzwischen eingetroffen: die galvanisch
                              vergoldeten Schmuckgegenstände sind beim klügeren Theile des Publicums vollständig
                              in Mißcredit gerathen und das Bedürfniß nach besserer, minder veränderlicher Waare
                              macht sich mehr denn je geltend. In Folge dessen beginnt das Verfahren der
                              Goldplattirung, welches bekanntlich zuerst in Paris gehandhabt wurde, auch auf
                              deutschem Boden festen Fuß zu fassen und schon haben wir mehrere deutsche Fabriken
                              zu verzeichnen, welche sich mit der Anfertigung des sogen. Doublé Bleches
                              beschäftigen.
                           Es wäre nun der deutschen Industrie würdig, Alles aufzubieten, um ein Erzeugniß
                              herzustellen, welches an Qualität das Pariser nicht nur erreichte, sondern es noch
                              weit überträfe. Dem französischen Fabricat gebührt unbedingt das Lob, daß es sich
                              von Anfang an bis heute vollständig gleich geblieben ist, und deßhalb erfreut es
                              sich allenthalben des besten Rufes und des vollsten Vertrauens. Das wissen die
                              Franzosen recht wohl und sie hüten sich klüglich, durch falsch angebrachtes Geizen
                              mit Edelmetall die Gefährdung ihres Renommé's einzuleiten. In Deutschland ist
                              es leider anders. Kaum ist man dahin gelangt, eine Goldplattirung herstellen zu
                              können, welche sich mit der Pariser zu messen vermag, so beginnt man auch schon, dem
                              Drängen der Großhändler nachzugeben, welche durch ihr nimmersattes
                              „Billig! Billig!“ den Fabrikanten auf die abschüssige Bahn
                              der Unsolidität drängen. Der Franzose gibt seiner Plattirung unbeirrt die gewohnte
                              Stärke und läßt sich dieselbe von seinen Abnehmern entsprechend bezahlen; der
                              deutsche Fabrikant sucht, verschüchtert durch dieselben Abnehmer, sein
                              Heil in einer Abschwächung oder Verschlechterung des Goldbeleges; er ist nachgiebig
                              genug, sich von Anfang an in zweite Linie zu stellen, sich seinen fränkischen
                              Partnern unterzuordnen. Die Folge davon wird seyn, daß letztere die Oberhand
                              behalten, daß sie die guten Preise ziehen, daß das französische Fabricat fortdauernd
                              als das mustergültige, das deutsche als eine hinkende Nachbildung desselben
                              angesehen werden wird. Mag es auch nicht leicht seyn, einen Gegner von so bewährter
                              Tüchtigkeit und so vielseitiger Erfahrung aus dem Sattel zu heben, möglich ist es
                              doch, wenn man den geeigneten Weg wählt. Der Weg aber, den man in Deutschland zu
                              betreten scheint, ist sicherlich nicht der rechte; er führt zum Rückgang, und wenn
                              er auch anfänglich Gewinn verspricht, so wird dieser Gewinn doch im ferneren Verlauf
                              zum größten Theil dem Händler, zum kleinsten dem Fabrikanten zu Gute kommen.
                           Am übelsten aber ist dabei das Publicum berathen. Jahrelang genarrt, geäfft, betrogen
                              mit galvanisch aufgeputztem Kram, wird ihm jetzt ein Fabricat entgegengebracht,
                              welches, der eindringlichen Versicherung des Verkäufers gemäß, dem ächten
                              Goldschmuck wohl an Werth, nicht aber an Dauerhaftigkeit und Unveränderlichkeit
                              nachsteht, welches „wie Gold“ ist und sich wie solches trägt.
                              Die Wahrheit dieser Behauptung läßt sich bei einer wirklich gut plattirten Waare
                              nicht in Abrede stellen, denn diese besitzt in der That eine ganz außerordentliche
                              Schönheit und ist wohl fähig, den ächten Schmuck auf Jahre hinaus zu vertreten. In
                              welchem Verhältniß steht aber der geforderte Preis zum Goldgehalt dieser Waare und
                              wer bürgt dem Käufer für die Solidität der Plattirung, welche immer dünner,
                              spärlicher herzustellen, man eifrigst bemüht ist?
                           Hier kommen wir an den wunden, faulen Punkt, an die Klippe welche der Fabrication
                              goldplattirter Bijouterien früher oder später den Untergang bereiten wird. Das
                              Schicksal, welches der galvanisch vergoldeten Waare zu Theil ward, es wird dereinst
                              auch die plattirte ereilen. Das Publicum wird sich mit Mißtrauen von ihr abwenden,
                              sobald es einen Rückgang in ihrer Qualität gewahrt, sobald es inne wird, daß es
                              vollkommen der Willkür des Händlers preisgegeben ist, welcher den größtmöglichen
                              Gewinn zu ziehen sucht, ohne die mindeste Garantie für den Goldgehalt seiner Waare
                              zu bieten.
                           Und dann? Dann muß derjenige, der einen guten, haltbaren Schmuck zu besitzen wünscht,
                              sich wohl oder übel zu einem Mehraufwand entschließen und zum Goldarbeiter gehen,
                              von dem er weiß, daß ihm das Einhalten einer bestimmten Karatirung vom Gesetze
                              vorgeschrieben wird. Hier wird ihm die gesuchte Garantie gewährt und hier findet er zuverlässig auch
                              die beste, solideste, dauerhafteste Arbeit.
                           Und doch erwartet ihn auch in diesem Falle gar oft bittere Enttäuschung. Wohl haftet
                              der Goldarbeiter für den Goldgehalt seiner Erzeugnisse, aber die Stärke des dazu
                              verarbeiteten Bleches ist ihm nicht vorgeschrieben. Wenn er nun dem endlosen Drängen
                              nach Billigkeit nachgeben will, was bleibt ihm Anderes übrig, als dem verwendeten
                              Golde durch Auswalzen bis zur Papierdünne die größtmögliche Ausgiebigkeit zu
                              ertheilen? Und wenn nun die aus solchem Blech gefertigten Gegenstände nicht den
                              leisesten Druck vertragen, ohne aus der Form zu kommen, oder Knicke und Knittern zu
                              erhalten, wie anders soll man ihnen wenigstens nothdürftige Haltbarkeit ertheilen,
                              als dadurch, daß man ihre Höhlungen mit einer Pechmischung ausfüllt? In solcher
                              Weise hergestellte Schmucksachen halten wohl bis zum erfolgten Verkauf und bei
                              sorgfältiger Behandlung auch noch etwas länger; aber meist schon nach Jahresfrist
                              zeigt ein solcher Gegenstand, z.B. eine Broche, verdächtige, bräunlich schimmernde
                              Punkte und Streifen, und wenn man diese Stellen näher betrachtet, so findet man die
                              dünne Goldhaut durchgeschliffen und den Treibkitt bloßgelegt. Oder es kommt wohl
                              vor, daß zarte Mädchenhände beschäftigt sind, die neuen
                              „ächten“ Ohrgehänge, das theure Geschenk des Geliebten, in
                              warmem Seifenwasser zu säubern; aber bei aller Vorsicht, bei all' der Behutsamteit,
                              die man unwillkürlich einem werthen Andenken widmet, beginnen die stolzen Arabesken
                              zusammenzufallen und braune Pechbrühe quillt über die weißen Finger. Angesichts
                              solcher Thatsachen gestaltet sich der Begriff „ächt“ zu einer
                              jämmerlichen Illusion. Es will der altehrwürdigen, classischen Goldarbeiterkunst
                              schlecht anstehen, wenn man sie zu solchen Hülfsmitteln greifen sieht, und kann ihr
                              auch die Schuld insofern nicht allein beigemessen werden, als sie sich des
                              allgemeinen ungestümen Drängens nach Billigkeit factisch nicht zu erwehren
                              vermochte, so bietet die heutige Zeit doch Verfahrungsweisen, welche jenes der
                              Metallbearbeitung hohnsprechende Auspichen der Goldwaaren entbehrlich machen.
                           Vergleicht man die Producte der Goldplattirung mit den billigen, leichten
                              Erzeugnissen der Goldarbeiter, so findet man, daß bei beiden die thunlichste
                              Ersparniß an Gold angestrebt und das Edelmetall in vortheilhaftester Weise zur Schau
                              gestellt worden ist. Jene enthalten einen hohlen Kern von unedlem Metall, welcher
                              die straffe, stabile Unterlage bildet und auf welchen ein hinlänglich starker
                              Goldbeleg dauerhaft aufgeschmolzen worden ist, oder doch aufgeschmolzen werden kann; diese sind aus haardünnem Gold von vorgeschriebener Karätigkeit
                              getrieben und zur Erreichung des nöthigsten Haltes mit einer Pechfüllung versehen.
                              Jene nennt man unächt, diese ächt; jene treiben im Strom des Großhandels, dem
                              Vorurtheil, ja der Mißachtung preisgegeben; diese finden ihren Weg, wenn auch auf
                              beschränkterem Absatzgebiete, so doch sicher und mühelos durch die Sanction des
                              Gesetzes.
                           Es liegt auf der Hand, daß unter solchen Verhältnissen die eine Fabrication die
                              andere schädigen muß und keine zur rechten Blüthe gelangen kann. Der Goldarbeiter
                              ist gezwungen, leichte Arbeit zu liefern, wenn er einerseits seiner Verpflichtung
                              nachkommen und andererseits nicht zu sehr unter der Concurrenz leiden will, welche
                              ihm durch das Aufkommen guter und billiger Imitationen erwachsen ist. Der Fabrikant
                              unächten Goldschmuckes dagegen hat einen nicht minder aufreibenden Kampf zu
                              bestehen; sein Geschäft krankt unter fortwährenden Preisdrückungen und wenn er
                              diesen gerecht werden will, so bleibt ihm nichts übrig, als immer und immer wieder
                              auf Goldersparniß, mithin Verschlechterung seiner Waare zu denken. Auf diese Weise
                              wird das minder bemittelte Publicum nun und nimmermehr zu einem wirklich haltbaren,
                              zweckmäßigen Schmuck gelangen und fast ist es Schade um den unverhältnißmäßigen
                              Aufwand von Arbeit und die enorme Goldversplitterung, welche mit der Herstellung
                              unserer modernen Bijouterien verbunden ist.
                           Wo ist der Weg, welcher zur Abstellung dieser offenbaren Mißstände führt? Ich meine,
                              er ist nicht allzuschwer zu finden. Der Unterschied zwischen ächt und unächt, der,
                              wie aus dem Vorstehenden hervorgeht, doch nur noch ein illusorischer ist, muß
                              thatsächlich aufhören und in erster Linie muß das Publicum seine Aufhebung fordern.
                              Das Publicum muß darauf dringen, daß ihm der Goldgehalt irgend welcher Schmuckwaaren
                              beziffert und durch Stempel garantirt werde. Gerade so,
                              wie heutigen Tages Jedermann an der Nummer der Marke erkennt, ob er zehn-
                              oder zwölflöthiges Silber kauft, wird er dann den Goldwerth des zu erhandelnden
                              Schmuckes beurtheilen lernen, er wird sich nicht mehr durch verlockende
                              Versprechungen hinter's Licht führen lassen und für gutes Geld schlechte Waare
                              hinnehmen. Nicht minder dürfte auf solche Weise dem unsinnigen Niederreiten der
                              Preise ein Ziel gesetzt werden. Der Preis einer Waare von gleichförmiger Qualität,
                              von genau bestimmtem Gehalt an Edelmetall, kann nimmermehr solchen Fluctuationen
                              unterworfen seyn, wie die Speculation sie seit Jahren im Bijouteriefach zu Wege
                              brachte, und wenn Jemand durch die vorgeschlagene Neuerung gewinnt, so ist es, außer
                              dem Käufer, der Fabrikant, welcher mit ihrer Hülfe zu einem soliden Ausbau seines Geschäftes
                              gelangen wird. Verlieren kann dadurch höchstens der Händler, welcher lange genug
                              leichtes und einträgliches Spiel gehabt hat; denn der Bijouteriewaarenhandel wird
                              dann zwar ein minder lucrativer, aber er wird ein geordneter werden, an dem sich nicht, wie an dem Vertriebe der
                              Geheimmittel, jeder Neuling versucht, und es dürfte gar nicht unwahrscheinlich seyn,
                              daß er dann in der Hauptsache in die Hände der Goldarbeiter zurückwandert.
                           Die Grundlage für die Umgestaltung der Bijouteriewaaren-Fabrication in der
                              angedeuteten Weise kann nun einzig und allein die Goldplattirung bilden. Gleichviel ob ein Schmuck als einfacher Zierrath
                              dienen oder ob er nebenher noch einen gewissen Werth repräsentiren soll, in allen
                              Fällen wird man von ihm möglichste Schönheit und Haltbarkeit fordern und Beides läßt
                              sich am einfachsten dadurch erreichen, daß man dem Gold eine Unterlage von unedlem
                              Metall gibt. Nur auf diese Weise kann man die Schönheit selbst geringer Mengen
                              Goldes, unbeschadet der Dauerhaftigkeit, zur gehörigen Geltung bringen, und hierin
                              finden wir auch das zweckmäßigste Mittel, das mangelhafte Auspichen der
                              Goldarbeiterwaaren zu umgehen.
                           Der Goldgehalt der jetzt in den Handel kommenden plattirten Waaren übersteigt selten
                              ein Procent und ist meist in 18karätiger Legirung aufgewalzt worden. Es ist aber
                              ohne besondere Schwierigkeit möglich, diese Goldlage zu verstärken und dabei genau
                              bestimmte Procentsätze einzuhalten. Die Fabrication von Tombakblech und Draht in
                              verschiedenen Stärken und von verschieden starker Goldbekleidung würde ein ebenso
                              solider als schöner und dankbarer Industriezweig seyn, welcher den
                              Bijouteriearbeitern jeden Ranges ein zweckentsprechendes Material zu liefern
                              vermöchte. Selbstverständlich würde eine derartige Fabrik unter Garantie für den
                              Goldgehalt ihrer Waare arbeiten und diesen durch Stempel beziffern müssen. Die
                              Karätigkeit des aufgelegten Goldes könnte ein für alle Mal festgesetzt werden, eine
                              Variation in derselben würde kaum erforderlich seyn und freier, jedoch ein für alle
                              Mal gültiger Vereinbarung bliebe es überlassen, ob die Nummer des Stempels den
                              Procentgehalt an feinem oder legirtem, beispielsweise 18karätigem Gold auszudrücken
                              habe.
                           Die Stärke der Plattirung kann bis zu jedem beliebigen Grade getrieben werden. Man
                              würde zweckmäßig mit 1 Proc. Gold beginnen, anfänglich um je eines, später um
                              mehrere Procente Gold steigen. Demgemäß erhielte man z.B. Bleche von 1, 2, 3, 4, 5,
                              6, 8, 10, 12, 15, 20, 25 Proc. Goldgehalt. Die Nummer des Stempels würde
                              gleichzeitig den
                              Procentgehalt des Bleches oder Drahtes an Gold ausdrücken; es wäre dann also Nr. 2
                              ein Blech mit 2 Proc., Nr. 6 ein Blech mit 6 Proc., Nr. 20 ein Blech oder Draht mit
                              20 Proc. Gold in Form eines dauerhaft aufgeschmolzenen Beleges.
                           Die Haltbarkeit einer Plattirung von 5 bis 10 Proc. Gold vermöchte schon
                              Menschenalter zu überdauern und so würde es kaum nöthig seyn, den Procentsatz von 25
                              zu überschreiten. Wünscht ein Käufer goldreichere Waare, so bleibt es ihm
                              unbenommen, dieselbe aus reiner Goldlegirung, ohne die in solchem Falle überflüssige
                              unedle Unterlage, anfertigen zu lassen. Eine 25procentige Goldplattirung steht der
                              schönsten und edelsten Goldarbeiterwaare in Aussehen und Unverwüstlichkeit nicht
                              nach und trotzdem wird sie zu einem Preise geliefert werden können, welcher den des
                              sogen. Joujou-Goldes nicht übersteigt. Bedenkt man aber, wie wenig bei der
                              6karätigen Joujou-Waare die edlen Eigenschaften des Goldes zur Geltung
                              kommen, wie dieses darin durch unedle oder minder edle Metalle verdeckt, verdünnt
                              wird, so muß Jedem die Zweckmäßigkeit des Plattirungsverfahrens in die Augen
                              springen und selbst der Gegner wird sie einräumen.
                           Es würde sich nun noch fragen, ob und inwieweit die bestehenden polizeigesetzlichen
                              Bestimmungen einer Modification unterliegen müßten, wenn die im Vorstehenden
                              gemachten Vorschläge zur allgemeinen Durchführung kommen sollen. Ich wage kaum,
                              hierüber zu urtheilen, möchte aber unmaßgeblich meinen, daß diese Bestimmungen
                              entweder ganz fallen oder daß sie sich auch auf die Fabrication und den Vertrieb der
                              minderwerthigen Waare erstrecken müßten, sobald diese unter Zuhülfenahme von
                              Edelmetall hergestellt wird. Jedenfalls würde der Fabrikant und der Verarbeiter
                              goldplattirter Bleche und Drähte für eine bestimmte Karätigkeit des Goldbeleges und
                              für die Richtigkeit des den Goldgehalt ausdrückenden Stempels haftbar gemacht werden
                              müssen; außerdem aber konnte es sich auch empfehlen, die Stärke der zur Verarbeitung
                              gelangenden Bleche auf ein nicht zu überschreitendes Minimum festzusetzen, wenn
                              anders man nicht gewärtigen will, daß das Auswalzen des plattirten Bleches einstmals
                              gerade so übertrieben wird, wie heutigen Tages dasjenige des reinen, legirten
                              Goldes, was selbstverständlich wiederum die Anbringung der häßlichen, unzweckmäßigen
                              Pechfüllung zur Folge haben würde.
                           Ich schließe diese Zeilen mit der Bitte an alle Fachmänner, den Inhalt derselben
                              gründlich und vor Allem vorurtheilsfrei in Erwägung zu
                              ziehen. Es gilt, ein weites, aussichtsvolles Gebiet vom Unkraut des Schwindels und der
                              Unsolidität zu säubern, damit eine gesunde Industrie auf ihm emporwachsen und zur
                              kräftigen fruchtbringenden Entwickelung gelangen könne!
                           
                              Niederpfannenstiel bei Aue, den 9. October 1872.