| Titel: | Ueber Petroleum-Gewinnung in Galizien und Amerika; von Albert Fauck zu Bóbrka in Galizien. | 
| Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. LXV., S. 238 | 
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                        LXV.
                        Ueber Petroleum-Gewinnung in Galizien und
                           Amerika; von Albert Fauck
                           zu Bóbrka in Galizien.
                        Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1872,
                              Nr. 41.
                        Fauck, über Petroleum-Gewinnung in Galizien und
                           Amerika.
                        
                     
                        
                           Bereits vor der Auffindung der großen Petroleumquellen in Pennsylvanien wurde in
                              Galizien Erdöl in kleinen Quantitäten gewonnen. Durch die bedeutenden Erfolge in
                              Amerika angeregt, wurden auch in Galizien nach und nach die Oelgrabungen rationeller
                              und tiefer angelegt. Es bildeten sich viele Gesellschaften, welche anfangs mit
                              kleinen Schächten 50 bis 200 Fuß Tiefe, später durch Bohrbetrieb 300 bis 400 Fuß
                              Tiefe erreichten. Ausnahmsweise wurde mit Handbohrung 500 bis 600 Fuß, mit
                              Schachtgrabungen 300 bis 400 Fuß abgeteuft.
                           Nachdem nun Oel ergraben oder erbohrt, förderte man dasselbe mittelst Kübels, resp.
                              kleiner Handpumpen zu Tage.
                           Jetzt bohrt man mit Dampfkraft 600 bis 800 Fuß, ohne jedoch bis dahin amerikanische
                              Quantitäten erschlossen zu haben; es gibt zwar einzelne Brunnen, welche bei 300 bis
                              400 Fuß Tiefe eine jährliche Ausbeute im Werthe von 50,000 bis 80,000 fl. ergaben,
                              doch sind dieß Ausnahmen. Brunnen, resp. Bohrlöcher, die eine tägliche Ausbeute von
                              5 bis 20 Ctr. lieferten, sind jedoch schon zahlreicher.
                           In Amerika gaben die ersten Bohrlöcher bei 300 bis 400 Fuß Tiefe viel kleinere
                              Quantitäten, als später diejenigen von 500 bis 600 Fuß. Jetzt gewinnt man dort sogar
                              aus einer Tiefe von 1500 Fuß große Massen von Oel.
                           Obgleich man nun in Galizien schon lange bemüht ist, ähnliche Tiefen wie in Amerike
                              zu erreichen, so ist dieß doch bis jetzt nicht gelungen; hauptsächlich kommt der bei
                              der sehr ungleichmäßigen Formation auch kostspielige Bohrbetrieb in Betracht, zumal bei
                              keiner Petroleumbohrung eine lohnende Ausbeute mit Sicherheit erwartet werden
                              kann.
                           In Pennsylvanien ist bei der regelmäßigen Formation der Betrieb ungleich einfacher
                              und billiger. Verrohrungen der Bohrlöcher sind dort nur selten nöthig, die Schichten
                              des zu durchbohrenden Gebirges sind horizontal, und ist daher beim Bohren ein
                              Nachfall auch bei ganz mildem Gestein nicht leicht möglich.
                           Petroleum wird sowohl in Amerika als auch in Galizien vorzugsweise im Sandstein
                              angetroffen, fast immer in Begleitung von mehr oder weniger salzhaltigem Wasser. Die
                              Formationen sind jedoch sehr verschieden; während das Oel in Pennsylvanien unter der
                              Kohlenformation gefunden wird, wird es in Galizien in der Tertiärformation
                              angetroffen.
                           Die bei der Petroleumgewinnung in Amerika angewandte Bohrmethode ist höchst einfach.
                              Das Bohrzeug ist mit einem 1 1/2 Zoll runden Manilla-Hanfkabelseil ohne
                              Wirbel fest verbunden und besteht aus einer leichten Oberstange als
                              Beschwerungsstück, einer einfachen Rutschschere, runder Bohrstange und Meißel.
                              Gewöhnlich wird ein kleines Loch vorgebohrt und mit einem Bohrer mit breiten
                              Seitenschneiden nachgestoßen; 5 bis 6 Zoll ist der Bohrlochsdurchmesser. Die
                              tägliche Leistung variirt von 10 bis 50 Fuß in 24 Stunden bei 35 bis 45 Schlägen in
                              der Minute. Es werden gewöhnlich liegende Maschinen als Triebkraft verwendet, welche
                              mittelst Kurbel und Lenkstange einen Balancier bewegen, an dessen entgegengesetztem
                              Ende das Bohrseil festgeschraubt wird.
                           Nachdem Oel erbohrt, wird die Pumpe eingelassen. Ueber das Pumpenrohr wird, um die
                              Tagwässer nicht hinunterzulassen, ein lederner Schaft (seedbag) von der Größe des Bohrloches gezogen. Dieser Schaft wird rund um
                              das Pumpenrohr herum mit Leinsamen gefüllt und unten und oben an dasselbe
                              festgebunden. Nach 12 bis 24 Stunden quillt der Leinsamen auf und bildet einen
                              wasserdichten Verschluß zwischen Pumpe und Bohrlochswand. Man bringt auch behufs
                              Absperrung der Tagwässer größere Gasleitungsröhren in das Bohrloch, welche zugleich
                              als Sicherheitsröhren dienen.
                           Zu den Pumpenröhren werden vorzugsweise zweizöllige Kesselröhren verwendet; dieselben
                              sind bedeutend leichter und halten einen größeren Druck aus, als gewöhnliche
                              Gasröhren. Das Kolbenrohr ist etwas enger, um das Einbringen und Ausnehmen des
                              Pumpenkolbens zu ermöglichen, ohne die Pumpenröhren zu ziehen. Die Kolben fallen
                              ziemlich klein aus und sind demnach die sehr gebräuchlichen Kugelventile auch nur
                              leicht. Man wendet daher, um ein sicheres Schließen der Ventile zu bewirken, in Bohrlöchern welche
                              viel Petroleumgase enthalten, sogenannte Gasventile an; bei denselben ist das Ventil
                              am Gestäng befestigt, der Kolben verschiebt sich bei jedem Auf- und
                              Niedergang des Gestänges oberhalb dieses Ventiles um einen Zoll, und das Gestänge
                              innerhalb des Kolbens hat, um dem Wasser den Durchgang zu gestatten, der Länge nach
                              drei Einschnitte. Beim Aufgange faßt und schließt das Ventil den Kolben von unten.
                              Beim Niedergang tritt das Wasser durch die Einschnitte über den Kolben. Diese
                              Ventile arbeiten immer sicher, da sie nicht wie die gewöhnlichen, vom Wasserdruck
                              allein geöffnet werden, sondern durch das Gestänge; selbstverständlich muß der
                              Kolben eine gute Liderung haben Als Pumpengestänge nimmt man Eschenholzstangen von 1
                              1/4 Zoll Durchmesser.
                           In Galizien bohrt man meistens mit Fabian'scher
                              Freifallschere; bei dieser Methode wird jedoch nur selten Dampf als Triebkraft
                              angewendet.
                           Die Bohrlöcher werden mit einem Durchmesser von 10 bis 22 Zoll begonnen, und damit
                              wird gewöhnlich eine Tiefe von 300 bis 400 Fuß erreicht. Wird eine ölhaltige Schicht
                              angebohrt, so läßt man eine Handpumpe in's Bohrloch, deren Kolben circa 2 Zoll Durchmesser hat; die Pumpenröhren bilden
                              1zöllige Gasröhren, die Gestänge 3/8zölliges Rundeisen.
                           Neuerdings wird die einfache amerikanische Seilbohrmethode vielfach angewandt; da
                              dieselbe aber nur für kleinere Durchmesser vortheilhaft ist, so wurde bisher in den
                              günstigsten Fällen nur 700 bis 800 Fuß Tiefe damit erreicht.
                           Das den Bohrlöchern entströmende Gas ist in Amerika und auch in Galizien vortheilhaft
                              zur Heizung der Dampfkessel und zur Beleuchtung benutzt worden; die zum Theil sehr
                              starke Gasausströmung aus allen schon erschöpften Bohrlöchern läßt annehmen, daß in
                              größerer Tiefe noch ölführende Schichten vorhanden seyn müssen. Auch deutet das in
                              verschiedenen Tiefen in denselben Bohrlöchern immer wieder angetroffene Oel darauf
                              hin, daß die ölführenden Schichten noch sobald nicht durchbohrt seyn dürften. Ob
                              aber diese unten noch anzutreffenden Oellager genügend Oel liefern werden und
                              kostspielige Bohrungen von 1000 bis 1500 Fuß rentabel machen, ist noch nicht
                              erwiesen.
                           Der ölführende Landstrich zieht sich längs dem nördlichen und nord östlichen Abhange
                              der Karpaten hin, fängt in West-Galizien bei Limanowa an, ist 1 bis 4 Meilen
                              breit und erstreckt sich fast ohne Unterbrechung bis in die Bukowina und Moldau.
                           
                           Petroleum in lohnender Quantität wird in den Ortschaften Siary, Woytowa, Lipinki,
                              Kopianka, Bóbrka, Gleboki, Plowce und Boryslaw gefunden. Kleinere Quantitäten
                              lieferten Pisargowa, Mecina, Kleczany, Librantown, Wawrska, Sekowa, Kryg und viele
                              andere Orte.