| Titel: | Automatischer Speiseapparat für Dampfkessel, von Macabies in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. LXXXIX., S. 337 | 
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                        LXXXIX.
                        Automatischer Speiseapparat für Dampfkessel, von
                           Macabies in
                           Paris.
                        Aus der Chronique de l'industrie, October 1872, S.
                              273.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VIII.
                        Macabies' automatischer Speiseapparat für Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Dieser Apparat, welcher mit Vortheil die Speisepumpe, den Injector und die
                              Speiseflasche ersetzt, ist in Fig. 8 im senkrechten
                              Durchschnitt dargestellt. Er besteht aus einem Recipienten, worin ein cylindrischer
                              Schwimmer mit Hülfe eines Hebels auf einen Schieber wirkt, dessen Kammer mit dem
                              Dampfraum des Kessels und mit der Atmosphäre oder mit dem oberen Theile des
                              Speisewasser-Reservoirs in Verbindung steht. Dieser Schieber läßt den Dampf
                              in den Recipienten, oder sperrt ihn von demselben ab. Das Wasser tritt aus einem
                              höher gelegenen Behälter durch das Ventil B in den
                              Recipienten und gelangt in den tiefer gelegenen Dampfkessel durch das Ventil C. Die Wirkungsweise des Apparates ist folgende.
                           Wenn das Schieberventil und der Schwimmer sich in der durch die Abbildung
                              dargestellten Lage befinden, so entleert sich der Recipient in den Dampfkessel. Der
                              Dampfeinströmungscanal ist geöffnet, der Ausströmungscanal geschlossen. Das Ventil
                              C ist gleichfalls geöffnet; denn obgleich es von
                              oben und unten dem Dampfdruck ausgesetzt ist, so ist doch das Gleichgewicht durch
                              die Wasserfüllung aufgehoben. In dem Maaße, als das Wasser des Recipienten in den
                              Dampfkessel flieht, entblößt sich der Schwimmer mehr und mehr; bevor dieses jedoch
                              vollständig der Fall ist, tritt ein Moment ein, wo die durch sein Gewicht von oben
                              nach unten ausgeübte Kraft im Stande ist, das Gegengewicht D zu heben. In diesem Augenblicke ist das Gleichgewicht gestört, das
                              Gegengewicht bewegt sich von der einen nach der anderen Seite der Verticalen, und
                              der durch Zwischenstangen mit dem Gewichthebel verbundene Schieber schließt den
                              Einströmungscanal und öffnet den Ausströmungscanal. Der in dem Recipienten
                              enthaltene Dampf entweicht, und das Entleerungsventil C
                              schließt sich unter dem Einflusse der im Kessel herrschenden Dampfspannung. Wenn
                              kein Druck im Recipienten mehr vorhanden ist, so hebt sich vermöge des vom Reservoir
                              aus stattfindenden Wasserdruckes das Ventil und der Recipient füllt sich wieder mit
                              Wasser. Der Schwimmer taucht mehr und mehr ein, bis sein Auftrieb im Stande ist, das
                              Gegengewicht zu heben. Letzteres bewegt sich wieder von der einen Seite der
                              Verticalen nach der anderen, eben so der Schwimmer und der Schieber von dem einen
                              Ende ihres Laufes zum anderen. Das Ausströmungsrohr A
                              ist alsdann geschlossen und der Dampfzuströmungscanal geöffnet; der Dampf übt von
                              Neuem seinen Druck auf das Wasser des Recipienten aus, und dieses fließt abermals in
                              den Dampfkessel. So nimmt die Speisung mit vollkommener Regelmäßigkeit ihren
                              Fortgang, ohne daß die Hand des Beizers irgend etwas dabei zu thun hat. Die Röhre
                              welche den Dampf in die Schieberkammer leitet, erstreckt sich in den Dampfkessel
                              hinab bis zum normalen Niveau, um dessen Erhaltung es sich handelt. Sobald ihr
                              inneres Ende in diesem Niveau sich befindet, mäßigt der Apparat seine
                              Ausflußgeschwindigkeit, woraus hervorgeht daß sein Gang genau nach der
                              Dampfconsumtion sich richtet.
                           Der Erfinder rühmt an seinem selbstthätigen Speiseapparat folgende Vortheile:
                           1) Er arbeitet ohne Hülfe der Dampfmaschine auch während des Stillstandes der
                              letzteren; er ist nicht kostspielig und kann nicht leicht in Unordnung gerathen. Der
                              Aufwand für seinen Betrieb ist gleich Null, wenn die Speisung mit kaltem oder mäßig
                              erwärmtem Wasser geschieht; denn der aus dem Apparat tretende Dampf wird in dem
                              Wasser des Speisungsreservoirs condensirt, wo er seine Wärme wieder abgibt.
                           2) Der Apparat gestattet auch die Speisung mit Wasser von höherer Temperatur, wodurch
                              er in ökonomischer Hinsicht einen bedeutenden Vorzug vor dem Injector hat, welcher
                              mit Wasser von höchstens 35° C. speisen kann. Er arbeitet bei der niedrigsten
                              sowie bei der höchsten Dampfspannung, steht weniger im Weg als die Speiseflasche,
                              und arbeitet automatisch, indem er jede Manipulation mit Hähnen entbehrlich macht.
                              Er führt das Wasser dem Dampfkessel ganz nach Bedürfniß zu, und ist daher außer dem
                              Bereiche der Explosionsgefahr, welche eine schlechte Speisung öfters im Gefolge hat;
                              ferner fließt das Wasser vermöge seiner natürlichen Schwere in den Dampfkessel, so
                              daß ein Bruch der Röhren nicht zu befürchten ist. Da der Apparat unter einer
                              Temperatur von nahezu 100° C. speisen kann, so besitzt er außerdem den
                              wichtigen Vortheil, daß er die Wände des Dampfkessels gegen den größten Theil der
                              Incrustationen
                              schützt; denn bei dieser Temperatur setzt das Wasser einen großen Theil der den
                              Kesselstein bildenden Salze in dem Behälter ab.
                           3) Die Organe des in Rede stehenden Apparates sind nicht delicater Natur und lassen
                              sich leicht untersuchen. Man kann sie auseinander nehmen, reinigen und
                              zusammensetzen, ohne einen Augenblick den Gang der Maschine zu unterbrechen. Das
                              Spiel des Apparates ist so einfach, daß es von jedem Heizer leicht begriffen werden
                              kann. Das Niveau des Wassers im Dampfkessel bleibt absolut constant, welches auch
                              die Erzeugung, der Verbrauch und die Spannung des Dampfes seyn möge. An jedem
                              Apparate läßt sich leicht ein Zähler anbringen, welcher die Messung des in den
                              Dampfkessel eingeführten Wasservolumes gestattet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
