| Titel: | Das neue preußische Gewehr. | 
| Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. XCV., S. 343 | 
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                        XCV.
                        Das neue preußische Gewehr.
                        Aus dem Engineer, November 1872, S.
                              313.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VIII.
                        Das neue preußische Gewehr.
                        
                     
                        
                           Fig. 1 bis
                              7 dürften
                              eine klare Vorstellung von diesem, von der preußischen Regierung für die Bewaffnung
                              ihrer Truppen angenommenen neuen Gewehr geben, und, weil aus officiellen Quellen
                              stammend, im Allgemeinen als richtig zu betrachten seyn.
                           Man ersieht daraus, daß das Mauser-Gewehr ein
                              „Zündbolzen-“ Gewehr ist. Fig. 1 stellt den
                              Verschluß in zur Ladung geöffnetem Zustande, und Fig. 7 die Waffe im
                              halbgespannten Zustande oder richtiger in Ruhe gesetzt dar; die übrigen Figuren
                              geben Details. – In mancher Beziehung gleicht die Waffe dem Chassepot von 1866. Der Verschlußrahmen A trägt das Verschlußstück C
                              in sich, welches zur Aufnahme des Schlägers F durchbohrt
                              ist. Gehandhabt wird dieses Verschlußstück durch den Hebel L in derselben Weise wie dieß bei allen dergleichen Gewehren der Fall ist.
                              Auf seiner oberen Seite hat es (wie der Chassepot) einen
                              Führungszapfen, welcher zwischen zwei Backen des Verschlußrahmens geht und dadurch
                              eine Umdrehung des Verschußstückes nicht eher zuläßt als bis dieser Führungszapfen
                              die Backen oder Lippen, resp. die durch dieselben gebildete Nuth des.
                              Verschlußrahmens verlassen hat. Der Schläger F ist durch
                              die Nuß S und Schraube Q
                              dauernd mit dem Hahnstück verbunden, welches sonach bei seiner Vorwärts- und
                              Rückwärtsbewegung keine Rotation annehmen kann, indem der Schläger mit ellipsoidalen
                              Querschnitten versehen ist (wie dieß die denselben darstellenden Fig. 3, 4 und 5 versinnlichen), und weil
                              außerdem noch der vordere Theil oder der Kopf M des
                              Verschlußstückes von letzterem abgesondert beweglich ist, wornach der Schläger F und sein Zugehör von der Umdrehung des runden
                              Verschlußstückes C beim Oeffnen und Schließen des
                              Gewehres gar nicht alterirt werden. Der Schläger ist wie gewöhnlich von einer
                              Spiralfeder G umgeben. Die Einwirkung des hinteren Endes
                              vom Verschlußstück C auf das Hahnstück wird durch eine
                              Art Kammwerk vermittelt, dessen Details Fig. 2 darstellt und
                              dessen Thätigkeit unten erörtert werden wird.
                           Der Extractor (Patronenhülsen-Auszieher), in Fig. 3 und bei Z in Fig. 6 im Durchschnitt
                              dargestellt, wirkt in einer entsprechenden Nuth an der Seite des
                              Verschlußrahmen-Inneren und ist mit dem beweglichen Kopfe M des Verschlußstückes C in der durch Fig. 4
                              versinnlichten Weise in Verbindung gebracht. Der „Auswerfet“
                              genannte Doppelhebel K ist eine Ergänzung des Extractors
                              und dient, in der Abzugfeder B befestigt, sowie durch
                              eine entsprechende Oeffnung im unteren Theile des Verschlußrahmens hindurch wirkend,
                              zum Herausschnellen der durch den Extractor aus dem Rohre gezogenen leeren
                              Patronenhülsen aus dem Verschluß. – An dem Hahnstück ist als
                              Sicherheitshalter die Nase N (Fig. 1) angebracht, welche
                              auf einer Feder wirkend und ähnlich wie das Hintervisir einer Büchse zu handhaben,
                              bei ihrem Gebrauch sich in die entsprechende Kerbe des Verschlußstückes einlegt und
                              so dem Schläger das Erreichen der Patrone unmöglich macht.
                           Die Handhabung des Gewehres ist folgende: Bei geöffnetem Verschlusse (Fig. 1) wird die Patrone
                              eingesetzt, dann das Verschlußstück soweit vorgestoßen bis seine Führungshaft die
                              Leitrinne des Verschlußrahmens passirt hat, und hiernach der Hebel L rechts gedreht, wodurch der Verschluß sich schließt.
                              Die Nase oder der Vorsprung des Hahnstückes F lehnt sich
                              dann gegen B und dadurch wird folglich die Spiralfeder
                              G zusammengepreßt. Der Druck auf den Abzug aber
                              macht den den Schläger F wieder frei, so daß er
                              hiernach, durch die Gewalt der Feder G getrieben, die
                              Patrone abfeuert.
                           Zum Oeffnen des Verschlusses und Wiederladen des Gewehres wird der Hebel L von rechts nach links gedreht, wobei der Kopf des
                              Verschlußstückes und das Hahnstück aus den oben angegebenen Gründen ihre Lage nicht
                              ändern. – Der Kamm C' des Verschlußstückes aber
                              drückt dabei den Kamm S' des Hahnstückes zurück und
                              spannt so den Hahn. Das Verschlußstück wird hiernach zurückgestoßen und führt
                              vermittelst des Extractors dabei die leere Patronenhülse mit sich, welche dadurch
                              heftig gegen den kurzen Arm des Auswerfers K anstößt und
                              daher von dem langen Hebelarme des letzteren aus dem Verschlußrahmen herausgeworfen
                              wird. Hierbei ist zu bemerken, daß der den kurzen Arm des Auswerfers bildende Haken
                              nur bei zurückgezogenem Verschußstücke über die untere Fläche des Verschlußrahmens
                              hervorsteht.
                           
                        
                     
                  
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