| Titel: | Ueber die Wirkung des rings um die negativen Elektroden der Kohlenbatterien geschichteten Kohlenpulvers; von Th. Du Moncel. | 
| Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. CII., S. 363 | 
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                        CII.
                        Ueber die Wirkung des rings um die negativen
                           Elektroden der Kohlenbatterien geschichteten Kohlenpulvers; von Th. Du Moncel.
                        Aus den Comptes rendus, t. LXXV p. 876; October
                              1872.
                        Du Moncel, über die Wirkung des um die Kohlenplatten der Batterien
                           geschichteten Kohlepulvers.
                        
                     
                        
                           Vor ungefähr zwölf Jahren hatte Dr. Reinsch die Idee, in seiner Königswasser-Batterie die
                              Kohlenelektrode mit grobem Kohlenpulver, gleichsam wie mit einem leitenden Filter zu
                              umgeben. Durch diese Hülle sollte nach seiner Ansicht die Stärke der Säule vermehrt
                              werden, hauptsächlich wenn man darauf Bedacht nahm, das Kohlenpulver durch Sieben
                              von dem feineren beim Zerschlagen der Kohle entstandenen Staube zu befreien. Diese
                              Anordnung wurde in Frankreich im Jahr 1865 von Fortin,
                              1866 von Leclanché, 1870 von Chutaux bei verschiedenen von ihnen combinirten Säulen in Anwendung
                              gebracht, und zwar stets mit ausgezeichnetem Erfolg. Man kann sich von den
                              Vortheilen dieses Elektrodensystemes einen Begriff machen, wenn man erwägt daß der
                              Werth der elektromotorischen Kraft der Säule mit doppelt-chromsaurem Kali bei
                              der Chutaux'schen AnordnungBeschrieben im polytechn. Journal Bd. CCIII
                                       S. 376 (erstes Märzheft 1872). durch 1,955 dargestellt ist (die elektromotorische Kraft des Daniell'schen Elementes = 1 gesetzt), während sie mit der
                              gewöhnlichen Anordnung einfacher Elektroden kaum 1,86 erreicht. Um die Ursachen
                              dieses vortheilhaften Resultates zu ergründen, habe ich eine Reihe von Versuchen
                              angestellt, über die ich weiter unten berichten werde. Diese Versuche lieferten mir
                              den Nachweis daß die Wirkung der zerkleinerten Kohle, welche die negative Elektrode
                              der Kohlenbatterie umgibt, genau die nämliche ist, wie die durch das Platiniren des
                              Platins in der Smee'schen Säule hervorgebrachte, d.h. daß
                              sie die elektronegative Polarität dieses Körpers, oder seine positive Polarität
                              bezüglich des äußeren Schließungsbogens, in einem ziemlich starken Verhältnisse
                              vermehrt.
                           Zu diesen Versuchen bediente ich mich eines äußerst empfindlichen Galvanometers mit
                              30000 Windungen. Mit Hülfe dieses Instrumentes konnte ich constatiren, daß die
                              Gaskohle unter gewissen Bedingungen eine elektromotorische Kraft entwickeln kann,
                              wie sie in gleichem Grade keine andere Kohlensorte darbietet, welche aber für eine
                              gegebene Kohle wenig variirt, wenn man ihre physikalischen Bedingungen nicht ändert.
                              Ich fing meine Versuche damit an, daß ich die verschiedenen zu meiner Verfügung
                              stehenden Kohlen nach ihrem elektromotorischen Vermögen ordnete. Ich habe zwei der
                              elektropositivsten und zwei der elektronegativsten Kohlensorten zerstoßen und unter
                              Beimengung von Wasser zwei Mischungen bereitet, welche die Bestimmung hatten,
                              abwechselnd die beiden als Elektroden dienenden Kohlen zu umhüllen. Zu den letzteren
                              hatte ich Kohlen gewählt, welche hinsichtlich ihrer elektrischen Polarität möglichst
                              wenig verschieden waren; aber bevor ich den Versuch anstellte, wollte ich noch die
                              relative Polarität der beiden Mischungen constatiren, indem ich die eine in, die
                              andere rings um eine poröse Zelle anordnete. Dabei konnte ich die Wahrnehmung
                              machen, daß die mit den positiven Kohlen bereitete Mischung mit einer hinreichenden
                              positiven Polarität behaftet war, um mit der negativen Mischung eine Ablenkung von
                              83° zu veranlassen.
                           Als die beiden Kohlenelektroden zum erstenmal in Wasser getaucht wurden, betrug die
                              Ablenkung 25° bis 30° und deutete auf eine positive Polarität der
                              einen Kohle, welche wir A nennen wollen. Die andere
                              Kohle B war also bezüglich A
                              mit negativer Polarität behaftet. Nachdem diese Thatsache constatirt war, ließ ich
                              die Kohle B im Wasser und brachte in die Mitte der den
                              Boden der porösen Zelle einnehmenden positiven Mischung die positive Kohle A. Hierauf wurde die poröse Zelle in Wasser getaucht.
                              Die unmittelbare Folge war eine bedeutende Ablenkung, welche eine Aenderung der
                              Polarität beider Elektroden anzeigte. Diese nach der linken Seite des Galvanometers
                              gerichtete Ablenkung erhielt sich eine kurze Zeit auf 72°, dann aber nahm sie
                              allmählich ab, und nach einer Viertelstunde in entgegengesetztem Sinne langsam
                              wieder zu, bis sie nach 1 1/4 Stunde 84° erreicht hatte. Die Wirkung der
                              Mischung war folglich die: im ersten Augenblicke die positive
                                 Polarität der Elektrode A umzukehren, und dieselbe
                                 später erheblich und stetig zu verstärken.
                           Nach diesem ersten Versuche zog ich die Elektrode A der
                              Mischung zurück, wusch sie sorgfältig und stellte sie, der Elektrode B gegenüber, wieder in's Wasser. Ich erhielt einen
                              stärkeren Strom, als bei dem ersten Versuch. Dieser Strom lieferte den Beweis, daß
                              die Kohle A im Sinne der positiven Polarität gewonnen
                              hatte; denn statt einer Ablenkung von 30° zeigte sie eine solche von
                              51°, welche sich nach 5/4 Stunden sogar bis zu 55° steigerte.
                           Zur Vervollständigung dieses Versuches mußte nun auch die Gegenprobe angestellt, d.h.
                              die Kohle B, welche negative Polarität angezeigt hatte,
                              an Stelle der Elektrode A in die Mischung gebracht
                              werden. Dieser Versuch bewies, wie der erstere, das Vorhandenseyn eines
                              Anfangsstromes, welcher im Sinne der negativen Polarität von B auftrat und die letztere bis zu einer Höhe steigerte, welche eine
                              Ablenkung von 85°
                              nach der rechten Seite hervorrief. Aber dieser Strom nahm, wie im vorhergehenden
                              Falle, allmählich an Stärke ab, und zeigte nach einer Viertelstunde eine Umkehrung
                              der Polarität an. Nach 5/4 Stunden erreichte die Ablenkung in positivem Sinne den
                              Betrag von 73°. Unter dem Einflusse der Mischung hatte also die Kohle B ihre Polarität umgekehrt, und die erlangte neue
                              Polarität war so hartnäckig, daß, als man die Kohle aus der Mischung nahm, trocknete
                              und dann in Wasser tauchte, ein beinahe ebenso energischer Strom und in der
                              nämlichen Richtung auftrat, als in der Mischung. Allerdings war nach Verfluß von 20
                              Minuten diese erborgte Polarität verschwunden, um nach 5/4 Stunden einer Ablenkung
                              von 49° im normalen Sinne Raum zu geben.
                           Nachdem ich mir auf diese Weise bezüglich der Wirkung der positiven Mischung auf die
                              beiden Elektroden, womit ich experimentirte, Gewißheit verschafft hatte, wollte ich
                              auch die Wirkung der negativen Mischung untersuchen. Demzufolge wiederholte ich mit
                              der letzteren die Versuche welche ich mit der ersteren angestellt hatte. Die
                              Wirkungen waren ganz die nämlichen, nur minder intensiv. So stieg die durch die
                              Elektrode A unter dem Einflusse der Mischung erzeugte
                              Ablenkung, statt wie beim ersten Versuche bis auf 84° in positiver Richtung
                              zu steigen, nur auf 80,5° nach 5/4 Stunden, nachdem sie vorher 80° in
                              entgegengesetzter Richtung erreicht hatte. Die positive Ablenkung welche durch die
                              Elektrode B unter dem Einflusse der nämlichen Mischung
                              hervorgebracht wurde, erreichte nach Verlauf von 5/4 Stunden, anstatt bis zu
                              73° sich zu erheben, nur 55,5°, nachdem sie in der anderen Richtung
                              70° gezeigt hatte.
                           Es geht aus vorstehenden Versuchen ganz deutlich hervor, daß das Kohlengemenge,
                              welches um eine Elektrode von gleichem Stoffe gehäuft wird, anfangs den Effect hat,
                              die Kohle negativ zu machen, wenn sie positiv ist, oder die negative Polarität zu
                              erhöhen, wenn sie dieselbe bereits besitzt. Aber nach Verfluß von ungefähr einer
                              Viertelstunde macht diese Wirkung einer andern Platz, welche in entgegengesetztem
                              Sinne erfolgt; alsdann wird die Kohle stark positiv, wenn sie negativ ist, oder noch
                              mehr positiv, wenn sie bereits positive Polarität besitzt. Unter der Bezeichnung
                              „positive Polarität“ verstehe ich hier diejenige Polarität,
                              welche dem Schließungsbogen positive Elektricität zuführt. Diese Wirkung ist eine
                              allgemeine, welches auch die Polarität des Gemisches seyn mag, und hält noch einen
                              Augenblick an, selbst wenn das Gemisch die Kohle nicht mehr umgibt. Es ist daher
                              leicht begreiflich, warum Säulen, deren Kohle von der nämlichen Substanz in Pulverform umgeben ist,
                              eine höhere elektromotorische Kraft besitzen.
                           Nach Leclanché rührt die vortheilhaftere Wirkung
                              des groben Kohlenpulvers davon her, daß, da die
                              feingepulverte Kohle der Transmission des Stromes einen weit größeren Widerstand
                              entgegensetzt, als das grobe Pulver, die Wirkungen der Polarisation bei dem feinen
                              Pulver eher auf die Kohlenplatte als auf den Kohlenstaub übergehen, während bei dem
                              groben Pulver das Entgegengesetzte der Fall ist. Was nach Leclanché gewiß seyn dürfte, ist der Umstand, daß die
                              Polarisationswirkungen nach Verfluß einer Viertelstunde mit dem feinen Pulver größer
                              wären, als mit dem groben, und zwar im Verhältnisse von 0,300 zu 0,082. Es ist auch
                              möglich, daß ein Theil der von mir erwähnten Vortheile dem Umstande zuzuschreiben
                              ist, daß das Kohlengemenge, welches die Kohlenplatte umgibt, vermöge seiner großen
                              leitenden Oberfläche den Widerstand der Säule und die Wirkungen der Polarisation
                              vermindert.