| Titel: | Ueber das Priew'sche Dampf-Deckverfahren. | 
| Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. CX., S. 403 | 
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                        CX.
                        Ueber das Priew'sche
                           Dampf-Deckverfahren.Aus den Berichten der russischen technischen Gesellschaft in Kiew, durch das
                                 „Organ des Vereines österreichisch-ungarischer
                                       Zuckerfabrikanten“, 1872 S. 597.
                           
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VIII.
                        Ueber das Priew'sche Dampf-Deckverfahren.
                        
                     
                        
                           Das Priew'sche Dampfdecken, privilegirt in Rußland im
                              Januar 1871 auf fünf Jahre, und durch die Firma Schäffer
                              und Budenberg (in Buckau bei Magdeburg) in Deutschland
                              und Oesterreich-Ungarn eingeführt, gründet sich auf Anwendung eines Dampfes
                              von niederem Druck (2 bis 8 Pfd. auf den Quadratzoll), vermischt mit Luft, welche
                              durch die drehende Bewegung der Trommel in die Centrifuge hineingezogen wird.
                           Die Geräthe welche zum Decken dienen, bestehen aus einem eisernen oder kupfernen
                              Wassertopf, der auf die mittlere Oeffnung des Mantels gestellt wird. In denselben
                              läßt man den Dampf mit 2 bis 8 Pfd. Druck einströmen, was mittelst eines
                              Regulirungsventiles mit einem Manometer bewerkstelligt werden kann. Das
                              Condensationswasser sammelt sich in dem Wassertopfe und der möglichst trockene Dampf
                              tritt aus ihm heraus durch die äußere ringförmige Oeffnung in die in der Mitte der
                              Birne angebrachte Röhre, indem er sich mit Luft mischt und in die Centrifugentrommel
                              eindringt.
                           Die Wirkung der mit dem Dampfe vermischten Luft auf die Füllmasse beruht auf der
                              schnellen Erneuerung der Maische, möglichst raschem Ausdecken und überaus
                              beschleunigtem Ausscheiden des Syrupes, und gehörigem Abwaschen der Krystalle bei
                              möglichst geringer Auflösung.
                           Die Birne ist auf zweierlei Weise eingerichtet: für Centrifugen mit unterer
                              Uebersetzung (Figur
                                 21 Nr. I) aus einem Theile, und zerlegbar in zwei Hälften für Centrifugen
                              mit oberer Uebersetzung (Figur 21 Nr. II). In der
                              Figur stellt a, a die Birne vor, b das Regulirungsventil für den Dampf, c
                              Abfluß des sich ansammelnden Wassers aus den Röhren und der Birne, d Dampfleitungsrohr, f, f
                              den Vertheilungshahn, g, g Abfluß des in der Birne
                              angesammelten Wassers.
                           Die Einrichtung des Wassertopfes als eines privilegirten Gegenstandes wird auf der
                              Zeichnung nicht erklärt.
                           Die Arbeit mit diesem Apparate wird auf folgende Weise durchgeführt: Nachdem die
                              Centrifuge vorgerichtet ist, deckt man sie mit dem blechernen Deckel und stellt den
                              Wassertopf auf die obere Oeffnung möglichst in der Mitte des Deckels. Sobald nun die Centrifuge in
                              Bewegung gesetzt ist, läßt man den Dampf in den Wassertopf resp. die Trommel so
                              lange hineinströmen, bis sich – je nach der Beschaffenheit des zu deckenden
                              Productes – mehr oder weniger reine Melasse aus der unteren Oeffnung der
                              Centrifuge auszuscheiden anfängt. Der Dampf wird dann sofort abgesperrt, die Birne
                              vom Deckel abgenommen, der Deckel weggeschoben und die Trommel entleert.
                           Das Weißmachen nach dieser Art wird nur mit Dampf durchgeführt, ohne Decksyrup,
                              Klärsel oder Wasser zu gebrauchen. Die Dauer des Deckens beschränkt sich auf
                              10–25 Minuten bei einer Centrifuge, je nach der Sorte des zu schleudernden
                              Productes.
                           Für die Einführung des Priew'schen Verfahrens ist eine
                              vorläufige Prämie von 300 Rubeln für jede Centrifuge angesetzt und beziffert sich
                              der Werth des Apparates auf 35–75 Rubel.
                           Die Resultate der in der Raffinerie zu Smilensko ausgeführten Versuche sind
                              folgende:
                           Am 31. März wurden erhalten auf einer Centrifuge mit unterer Uebersetzung:
                           
                              
                                 Nr. 1.
                                 Vom 1. Baster
                                 160
                                 Pfd.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 mit Syrup gemischt
                                 20
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 in 20 Minuten an weißem Zucker
                                 83
                                 „
                                 51,9
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 Syrup
                                 110
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Nr. 2.
                                 Vom 2. Baster
                                 160
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ohne Syrup
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 in 26 Minuten an weißem
                                    trockenen   Zucker
                                 61,0
                                 „
                                 38,1
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 Syrup
                                 107,0
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Nr. 3.
                                 Aus 1 Lomp
                                 160
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 mit Syrup
                                 30
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 erhielt man nach 15 Minuten etwas   gelblich
                                    gefärbten trockenen Zucker
                                 108,5
                                 „
                                 67,8
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 Syrup
                                 85,5
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Am 2. April auf einer Centrifuge mit oberer
                                    Uebersetzung: 
                                 
                              
                                 Nr. 4.
                                 Vom 1. Baster
                                 140
                                 Pfd.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 mit Syrup gemischt
                                 20
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 erhielt man in 25 Min. weißen trockenen
                                       Zucker
                                 69
                                 „
                                 49,28
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 Syrup
                                 124,4
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Nr. 5.
                                 Von 1 Lomp
                                 140
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 mit Syrup gemengt
                                 20
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 nach 20 Minuten an weißem, trockenen
                                       Zucker
                                 70
                                 „
                                 50,00
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 Syrup
                                 104
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                           Zur Vergleichung mit dem letzten Versuche (Nr. 4 u. 5) wurden Deckversuche gemacht
                              mit derselben Menge von Füllmasse und derselben Sorte.
                           Zu Nr. 4: 1 Baster wurde mit Syrup behandelt und mit Dampf ausgedeckt; nach einer
                              Stunde und 6 Minuten, bei 35 Minuten dauernder Dampfdecke ergab sich ein gelber,
                              trockener
                           
                              
                                 Zucker, jedoch von minderer Sorte
                                 100
                                 Pfd.
                                 oder 71,42 Proc.
                                 
                              
                                 Syrup
                                 80
                                 „
                                 
                                 
                              
                           Zu Nr. 5: Von 1 Lomp wurden erhalten durch das bloße Ausdecken mit Dampf zwischen
                              Trommel und Mantel der Centrifuge, nach 10 Minuten Dampfdecke, an trockenem,
                              gelblichem
                           
                              
                                 Zucker
                                 76,5
                                 Pfd.
                                 oder 54,1 Proc.
                                 
                              
                                 Syrup
                                 90,3
                                 „
                                 
                                 
                              
                           Der Zucker, welcher nach dem Priew'schen Verfahren
                              erhalten wird, ist, was die Qualität anbelangt, um eine Nummer besser als der auf
                              gewöhnliche Weise ausgedeckte. (Zu den Versuchen wurde eine solche Füllmasse
                              gewählt, die sich sehr schwer decken ließ.)
                           Auf Grundlage dieser Versuche glauben die Berichterstatter dem Priew'schen Verfahren vor allen anderen bisherigen Deckmethoden den Vorzug
                              geben zu können, schließen aber den Wunsch bei, noch eine Reihe detaillirter
                              Versuche zur Durchführung zu bringen, welche constatiren sollen, um wie viel mehr
                              Zucker man bei diesem Deckverfahren erzielt und wie sich dessen Qualität
                              gestaltet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
