| Titel: | Ueber die verschiedenen Verwendungen der Hohofenschlacken; von C. Egleston in New-York. | 
| Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. CXXIV., S. 457 | 
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                        CXXIV.
                        Ueber die verschiedenen Verwendungen der
                           Hohofenschlacken; von C.
                              Egleston in New-York.
                        Egleston, über die Verwendungen der Hohofenschlacken.
                        
                     
                        
                           Schon in den frühesten Zeiten ist die Hohofenschlacke als Weg-Material zur Herstellung von Landstraßen benutzt worden; doch
                              hat die große Brüchigkeit derselben die Haltbarkeit dieser Straßenbedeckung sehr
                              beeinträchtigt und nur da als zuverlässig erscheinen lassen, wo ein großer Mangel an
                              Steinmaterial diese Substitution rechtfertigte. Später wurde durch die Entglasung
                              der Schlacke mit geringem Kostenaufwand ein bedeutender Forschritt in dieser Art der
                              Schlackenbenutzung erzielt, indem man die Schlacke unmittelbar beim Hohofen unter
                              beträchtlichem Druck bei großer Anhäufung möglichst langsam abkühlen ließ; dieß
                              geschah namentlich zu
                              Tarnowitz in Schlesien. Diese Methode ist allerdings noch unvollkommen, da nur etwa
                              die Hälfte der Schlacke gänzlich entglast wird; aber dennoch liefert sie ein so
                              vortreffliches Wegmaterial, daß sie sich sehr zur Ausübung empfiehlt; nur liegt der
                              Vortheil dabei mehr auf Seiten des Straßenbaues, als auf Seiten der
                              Eisenindustrie.
                           Die Nothwendigkeit der Herstellung von Bausteinen hat in
                              manchen europäischen Ländern, wo selbige spärlich vorkommen, eine lange Reihe von
                              Versuchen veranlaßt, welche, nach vielfachem Mißlingen, zur Darstellung von
                              Bausteinen, die zu gewissen Constructionen sehr nutzbar sind, geführt haben. Diese
                              Versuche begannen beim Holzkohlen-Hohofen damit, daß die Schlacke, mit einer
                              Kelle aus dem Vorherd desselben geschöpft, in eine Form gedrückt wurde und langsam
                              verkühlen mußte. Da der Vorherd zur Verhütung von Abkühlung mit Kohlenstaub bedeckt
                              war, so mischte sich die Schlacke mit einem kleinen Theil desselben, was eine
                              theilweise Entglasung in der Form veranlaßte. Bei den Kohks-Hohöfen mißlang
                              dieser einfache Versuch gänzlich, indem die Steine durch das Entweichen der Gase bei
                              der Vermischung mit Steinkohlen klein zu porös wurden; auch nach der Substitution
                              von Sand und Kohksstaub blieben die Steine noch so zerbrechlich, daß sie noch in
                              Oefen langsam abgekühlt werden mußten. Dieser Proceß wird zu Königshütte in
                              Schlesien ausgeführt, und es wird dadurch ein Baumaterial zu höchst wichtigen
                              Constructionen erzielt. Die Schlacke läuft aus dem Hohofen in ein halbrundes Bassin,
                              welches auf Rädern ruht, und dessen Boden mit Sand und Kohksstaub bis zu 3
                              Centimeter Dicke bedeckt ist. Dieses Bassin wird dann schnell nach dem Punkt
                              hingefahren, wo die Steine angefertigt werden sollen. Hier wird die Schlacke durch
                              ein gekrümmtes eisernes Werkzeug so lange mit dem Sand und Kohksstaub gemischt, bis
                              das Entweichen der Gase beinahe aufgehört und die Masse genug Consistenz und
                              Zähigkeit erlangt hat. Mit demselben Werkzeuge wird sie dann in eine Form gedrückt,
                              welche mit einem an Scharnieren befestigten Deckel versehen ist, der, sobald das
                              Entweichen der Gase beendigt ist, niedergelassen, und damit die Schlacke gepreßt
                              wird. Die rothwarmen Steine werden in den Kühlofen gebracht, mit Kohksstaub bedeckt
                              und bis zur völligen Erkaltung darin gelassen, welche etwa drei bis vier Tage Zeit
                              erfordert. Diese Steine sind rauh an ihrer Oberfläche, erfordern aber wegen ihres
                              größeren Formates nicht mehr Mörtel, als die ordinären Barnsteine. Sie sind nicht
                              geneigt, Feuchtigkeit anzuziehen, und eignen sich daher besonders gut zu
                              Fundamenten.
                           In Belgien war der Ingenieur Sepulchre einer der Ersten,
                              die mit Erfolg Hohofenschlacken zu Bausteinen benutzten. Nach der von ihm eingeführten Methode fließt
                              die Schlacke, bei sehr großer Neigung der Schlackentrift (etwa 30°), äußerst
                              rasch in eine Aushöhlung, welche bei ununterbrochenem Fluß eine große Masse von
                              Schlacke aufnimmt; nach der Anfüllung wird sie hinreichend mit Asche und Sand
                              bedeckt, und sie bedarf 5 bis 10 Tage zu ihrer Abkühlung. Gleich nach der Abkühlung
                              läßt sich die ausgehobene Schlackenmasse zu den erforderlichen Formen zertheilen;
                              dann aber erlangt sie eine solche Härte, daß sie nicht mehr zu bearbeiten ist. Zu
                              diesem Zwecke kann aber nur eine Schlacke dienen, welche 38 bis 44 Proc. Kieselsäure
                              enthält und bei gutem Hohofengange erfolgt ist; dagegen zerfallen die Schlacken
                              welche zu viel Kalk enthalten, von selbst. Der Gewinn dieser
                              Schlackenstein-Anfertigung wird bei dem geringen Arbeitslohn zu 70 Proc.
                              angegeben.
                           In gewissen Gegenden Deutschlands wird Basalt und anderes vulcanisches Gestein zur
                              Glasfabrication verwendet. Nun fehlt aber wenig
                              daran, der Hohofenschlacke eine basaltähnliche Zusammensetzung zu geben, und sie auf
                              diese Weise zur Glasfabrication geeignet zu machen. Die damit angestellten Versuche
                              waren so erfolgreich, daß einige Glasfabrikanten in Belgien mit Hohofenbesitzern
                              Contracte wegen Schlackenlieferung abgeschlossen haben. Die Schlacke wird zu diesem
                              Zwecke auf Eisenplatten ausgegossen und mit Wasser gekühlt.
                           Der Director der Eisencompagnie der Franche Comté, Minary, verfolgte die Idee des Granulirens der
                                 Schlacke beim Ausfluß aus dem Hohofen. Der Trog, in welchen die Schlacke
                              fließt, wird mit einem beständigen Wasserstrom gespeist, welcher hinreichende
                              Geschwindigkeit hat, um die Schlackenkörner in eine Grube zu führen, die so
                              eingerichtet ist, daß dieselben ohne besondere Kosten durch eine mit Wassereimern
                              versehene endlose Kette in Wagen ausgeladen werden. Die Maschine welche zur Bewegung
                              der endlosen Kette dient, wird durch die Hohofengase getrieben und erfordert nur eine Pferdestärke; durch dieselbe wird viel Arbeit von
                              Menschenhänden gespart; auch eine Beaufsichtigung der Arbeit fällt von selbst weg.
                              Die granulirte Schlacke wurde gleich zuerst zu den Herdformen gebraucht, in welche man das Roheisen beim Abstich fließen
                              läßt, und die Puddler zogen das so gegossene Roheisen dem in Sand gegossenen bei
                              Weitem vor.
                           Diese Methode wird nun bei den Hohöfen im Siegener District, welche Spiegeleisen
                              produciren, allgemein angewendet. Die Eisenkörner welche die Hohofenschlacke
                              enthält, und welche sonst durch Stampfwerke ausgeschieden wurden, werden jetzt
                              gleich durch das Granuliren der Schlacke ausgeschieden und sammeln sich durch ihr
                              größeres specifisches Gewicht in einem dazu angebrachten Behälter, während die
                              leichteren Schlackenkörner von dem starken Wasserstrom hinweggetragen werden-, die
                              Ausgaben für das Zerkleinern der Schlacke und das Auswaschen der Eisenkörner werden
                              so vermieden. In Frankreich und Belgien ist diese Methode auch sehr verbreitet. Da
                              bei der Eisengewinnung aus den Schlacken nur sehr wenig von diesen verloren geht, so
                              bleiben die Schlackenkörner fast sämmtlich zur Verwendung übrig, und sie werden von
                              den Eisenbahn-Gesellschaften gegen eine entsprechende Entschädigung acquirirt
                              und mit Vortheil statt des Kieses bei Eisenbahnen verbraucht.
                           Bei dem Mörtel ist die Verwendung von Schlackengrand statt
                              Sand vortheilhaft erschienen, da ein schnelleres Erhärten damit erzielt wird, was
                              namentlich bei Grundmauern von hohem Werthe ist. Die Anfertigung von künstlichen Steinen aus diesem Material hat ebenfalls
                              schnell Verbreitung gefunden. Auf der Georg-Marien-Hütte bei Osnabrück
                              hat man diese Steinanfertigung mit Zusatz von Schlackengrand ebenfalls betrieben und
                              ist dadurch sehr befriedigt, indem die Steine, zu den dortigen Gebäuden verwendet,
                              sich bewährt haben. Ungeachtet der unvollkommenen Maschinenvorrichtung kosteten die
                              Steine doch viel weniger, als ordinäre Barnsteine; sie werden, sobald sie aus der
                              Maschine kommen, einfach an der Sonne getrocknet und können hiernach sogleich zum
                              Bau verwendet werden. Sie geben den Gebäuden ein hübsches Ansehen und im Hause warme
                              trockene Zimmer bei geringen Kosten.
                           In einigen Gegenden Europas werden Steine mit emaillirter
                                 Oberfläche für bauliche Zwecke gebraucht. Diese lassen sich leicht
                              herstellen, indem man die ungebrannten Barnsteine mit granulirter Schlacke überzieht
                              und nach dem Trocknen in einem Ofen brennt, wo sie nicht mit Kohle in Berührung
                              kommen. Die Steine verglasen sich dann vollständig und erhalten nach den
                              verschiedenen Schlackensorten verschiedene Farben. Auch bei Ziegeln, Röhren und
                              groben Töpferwaaren wird dieses Verfahren anzuwenden seyn.
                           Man hat gefunden, daß beim Vermischen des Thones mit Schlackengrand die aus ersterem
                              angefertigten Artikel weit weniger dem Zerreißen ausgesetzt sind, wenn sie schnellem
                              Temperaturwechsel unterworfen werden, und diese Erfahrung hat die Beimengung eines
                              gewissen Antheiles von diesem Gemisch zur Masse behufs Anfertigung feuerfester Steine veranlaßt. Nach vorläufigen Versuchen
                              in einem Schmiedefeuer wurde ein Ofen zum Messingschmelzen aus feuerfesten Steinen
                              mit dieser Schlackengrand-Beimengung zu Stande gebracht, und dieselben wurden
                              eben so brauchbar als andere gefunden, da sie nach dreimonatlichen Gebrauch keine Aenderung erlitten
                              hatten. Es werden jetzt größere Versuche behufs der Verwendung solcher Steine zu
                              Puddelöfen eingeleitet.
                           Eine andere Verwendung der granulirten Schlacke findet zu Agriculturzwecken statt, wobei die Kohlensäure eine wichtige Rolle spielt,
                              indem sie verschiedene Substanzen der Schlacke, welche die Pflanzen zu ihrem
                              Wachsthum erfordern, löslich macht.
                           Hohofenschlacke wird in Säuren gallertartig und eignet sich deßhalb ganz besonders
                              zur Anfertigung von Cement. Pelouze und Fremy haben dieß in der letzten Ausgabe ihres Werkes über
                              allgemeine Chemie hervorgehoben und gezeigt, daß man in verschiedenen Gegenden
                              Deutschlands mit Anwendung des Schlackengrandes einen künstlichen Cement
                              herzustellen im Stande sey, der in jeder Hinsicht dem Portland-Cement
                              gleichkommen, aber weit wohlfeiler darzustellen seyn werde, so daß ein großer Gewinn
                              bei dieser Anfertigung zu erwarten sey. Nach den auf einem der größten Eisenwerke
                              darüber angestellten Versuchen sind große Werke behufs dieser Fabrication im
                              Entstehen, da die günstigen Resultate der Versuche mehrere Jahre hindurch sich
                              bewährt haben.
                           Besondere Aufmerksamkeit ist in Belgien und Deutschland auf die Benutzung der
                              Hohofenschlacke für chemische Producte verwendet worden.
                              Dieß waren zuerst thonerdehaltige Salze, dann kalkhaltige Salze als ein zufälliges
                              Product, und später wurde auch Kieselsäure behufs der Anfertigung von Wasserglas
                              extrahirt.
                           In einigen Fällen wird die Hohofenschlacke in ganz feine Fäden ausgesponnen, woraus
                              die sogenannte Ofenwolle herzustellen ist. Dieses Material gibt einen sehr
                              schlechten Wärmeleiter ab, und man hat neulich vorgeschlagen, dasselbe bei
                              Kesselanlagen zu verwenden, um den Wärmeverlust zu vermindern.
                           Die vortheilhafteste Verwendung der Schlacke dürfte im Allgemeinen die zu Cement seyn. Es ist erwiesen, daß aus Schlacke bereiteter
                              Cement in vielen Fällen dem besten Portland-Cement gleichkommt und dabei nur
                              geringe Kosten veranlaßt, selbst dann, wenn die Schlacke in ihrer Zusammensetzung
                              variirt. Es ist einleuchtend, daß dabei der Umstand mit in Berücksichtigung kommt,
                              daß man die Schlacke mit geringen Kosten ganz fein pulverisiren kann.
                           Diese Art der Anfertigung von Cement ist aber nicht mit der Verfälschung des Cementes
                              durch Schlacke zu verwechseln, welche in England in großem Maaßstabe stattfinden
                              soll. Die unvorbereitete Schlacke, unter Cement gemengt, kann dessen Werth nur
                              verringern, obgleich sie, dem Sande gegenüber, immer noch vortheilhafter
                              erscheint.
                           Der Bau einer großen Cementfabrik auf einem der größten deutschen Eisenwerke, welcher nach
                              langjährigen Versuchen in's Werk gesetzt wird, scheint eine Garantie dafür zu
                              gewähren, daß wir demnächst in der Benutzung von Cement zu Bauzwecken uns freier
                              bewegen können, und befähigt seyn werden, uns bei geringeren Kosten einen besseren
                              Cement zu verschaffen, als wir bisher gehabt haben. (Im Auszuge aus dem Engineering
                                    and Mining Journal, vol. XIII No. 10, durch die berg- und hüttenmännische
                              Zeitung.)