| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. , S. 70 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber die Zuverlässigkeit der Federmanometer.
                           Wir haben bereits wiederholt über die Versuche berichtet, welche die Royal Agricultural Society in Betreff der auf ihre
                              Ausstellungen gebrachten Manometer anstellte. Auch auf der dießjährigen, in Cardiff
                              abgehaltenen Ausstellung sind diese Versuche ausgeführt worden und haben entschieden
                              bessere Resultate ergeben als die in früheren Jahren. Von 64 geprüften Apparaten
                              waren nämlich 15, also 23,4 Proc., genau richtig, während dieser Procentsatz im Jahr
                              1869 nur 17, 1870 5,1 und 1871 21,5 betrug; auch sind die Abweichungen der nicht
                              genau richtigen Instrumente fast ausnahmslos weit geringer als in den früheren
                              Jahren. Wir stellen die Versuchsresultate nachstehend zusammen:
                           
                           
                              
                                 Aussteller
                                 VerfertigerdesManometers
                                 AbgelesenerManometerstandin Pfdn. proQuadratzollengl.
                                 WirklicherDruckin Pfdn. proQuadratzollengl.
                                 
                              
                                 E. Humphries
                                 Schäffer u. Budenberg
                                 53
                                 50
                                 
                              
                                 Brown und May
                                         „                      
                                    „
                                 41
                                 40
                                 
                              
                                       
                                    „                    „
                                         „                      
                                    „
                                 50
                                 50
                                 
                              
                                 Tuxford und Söhne
                                 Smith's Patent
                                 50
                                 50
                                 
                              
                                       „                    
                                    „
                                       
                                    „              
                                    „
                                 45
                                 50
                                 
                              
                                       „                    
                                    „
                                       
                                    „              
                                    „
                                 50
                                 50
                                 
                              
                                       „                    
                                    „
                                       
                                    „              
                                    „
                                 80
                                 80
                                 
                              
                                 Corbett und Söhne
                                 Schäffer u. Budenberg
                                 52
                                 50
                                 
                              
                                 Ransomes, Sims und Head
                                 
                                    Salters Schäffer
                                    
                                 53
                                 50
                                 
                              
                                 Ransomes, Sims und Head
                                       „                  
                                    „
                                 51
                                 50
                                 
                              
                                 Ransomes, Sims und Head
                                 Dubois' Patent
                                 51
                                 50
                                 
                              
                                 Ransomes, Sims und Head
                                 Baines und Tait
                                 87
                                 80
                                 
                              
                                 Clayton und Shuttleworth
                                 Schäffer u. Budenberg
                                 52
                                 50
                                 
                              
                                 Clayton und Shuttleworth
                                         „                      
                                    „
                                 54
                                 50
                                 
                              
                                 Clayton und Shuttleworth
                                         „                      
                                    „
                                 51
                                 50
                                 
                              
                                 Clayton und Shuttleworth
                                         „                      
                                    „
                                 52
                                 50
                                 
                              
                                 Hornsby und Söhne
                                         „                      
                                    „
                                 50
                                 50
                                 
                              
                                 E. R. und F. Turner
                                 Bourdon's Patent
                                 50
                                 50
                                 
                              
                                     „                    „
                                         „                      
                                    „
                                 51
                                 50
                                 
                              
                                 Holmes und Söhne
                                 Schäffer u. Budenberg
                                 52
                                 50
                                 
                              
                                 Davey, Paxman und Comp.
                                         „                      
                                    „
                                 40
                                 40
                                 
                              
                                 Davey, Paxman und Comp.
                                 Bourdon's Patent
                                 50
                                 50
                                 
                              
                                 Davey, Paxman und Comp.
                                 Schäffer u. Budenberg
                                 42
                                 40
                                 
                              
                                 Davey, Paxman und Comp.
                                 Bourdon's Patent
                                 41
                                 40
                                 
                              
                                 Riches und Watts
                                 Smith's Patent
                                 52
                                 50
                                 
                              
                                     
                                    „                    „
                                 Bourdon's Patent
                                 51
                                 50
                                 
                              
                                     
                                    „                    „
                                 Salter's Bourdon
                                 52
                                 50
                                 
                              
                                 Richmond u. Chandler
                                 Schäffer u. Budenberg
                                 42
                                 40
                                 
                              
                                 Ashby, Jeffery u. Luke
                                 
                                    Schäffer
                                    
                                 40
                                 40
                                 
                              
                                       „              
                                    „                  „
                                 Bourdon's Patent
                                 52
                                 50
                                 
                              
                                 Barford und Perkins
                                 Schäffer u. Budenberg
                                 53
                                 50
                                 
                              
                                 Cambridge u. Parham
                                         „                      
                                    „
                                 42
                                 40
                                 
                              
                                 Cambridge u. Parham
                                         „                      
                                    „
                                 41
                                 40
                                 
                              
                                 Charles Burrell
                                         „                      
                                    „
                                 43
                                 40
                                 
                              
                                     „              „
                                         „                      
                                    „
                                 39
                                 40
                                 
                              
                                 Nicholson und Sohn
                                         „                      
                                    „
                                 42
                                 40
                                 
                              
                                           „                      „
                                         „                      
                                    „
                                 41
                                 40
                                 
                              
                                           „                      „
                                         „                      
                                    „
                                 42
                                 40
                                 
                              
                                 Barrows und Stewart
                                         „                      
                                    „
                                 54
                                 50
                                 
                              
                                       
                                    „                        
                                    „
                                         „                      
                                    „
                                 54
                                 50
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Aussteller
                                 VerfertigerdesManometers
                                 AbgelesenerManometerstandin Pfdn. proQuadratzollengl.
                                 WirklicherDruckin Pfdn. proQuadratzollengl.
                                 
                              
                                 Marsden und Comp.
                                 Schäffer u. Budenberg
                                 41
                                 40
                                 
                              
                                         „                      „
                                         „                      
                                    „
                                 80
                                 75
                                 
                              
                                 Woods, Cocksedge
                                    und    Warner
                                 Woods, Cocksedge
                                    und    Warner
                                 51
                                 50
                                 
                              
                                 Woods, Cocksedge
                                    und    Warner
                                 Woods, Cocksedge und
                                        Warner
                                 53
                                 50
                                 
                              
                                 Nalder und Nalder
                                 Schäffer u. Budenberg
                                 51
                                 50
                                 
                              
                                 P. und H. P. Gibbons
                                         „                      „
                                 50
                                 50
                                 
                              
                                       „                  „
                                         „                      „
                                 52
                                 50
                                 
                              
                                       „                  „
                                         „                      „
                                 51
                                 50
                                 
                              
                                 Taster und Söhne
                                         „                      „
                                 50
                                 50
                                 
                              
                                 Ruston und Proctor
                                 
                                    Dewit
                                    
                                 55
                                 50
                                 
                              
                                 Marshall, Söhne und Comp.
                                 Schäffer u. Budenberg
                                 51
                                 50
                                 
                              
                                 Southwell und Comp.
                                 Bourdon's Patent
                                 50
                                 50
                                 
                              
                                 Marshall und Söhne
                                         „                    „
                                 50
                                 50
                                 
                              
                                 Hayward, Tyler und Comp.
                                 Hayward, Tyler und Comp.
                                 50
                                 50
                                 
                              
                                 Joseph Gilbert
                                 Dewit
                                 53
                                 50
                                 
                              
                                 Timothy Thomas
                                 Schäffer u. Budenberg
                                 52
                                 50
                                 
                              
                                 
                                    Scott
                                    
                                 Baines und Tait
                                 55
                                 50
                                 
                              
                                 Ruß, Morris u. Comp.
                                 Foster's Patent
                                 52
                                 50
                                 
                              
                                 
                                    Pinfold
                                    
                                 
                                    Pinfold
                                    
                                 52
                                 50
                                 
                              
                                       „
                                 Schäffer u. Budenberg
                                 40
                                 40
                                 
                              
                                 Powis und Comp.
                                 Bourdon's Patent
                                 42
                                 40
                                 
                              
                                 Robert Maynard
                                 Schäffer u. Budenberg
                                 51
                                 50
                                 
                              
                                 E. Hayes
                                         „                        
                                    „
                                       50
                                    1/2
                                 50
                                 
                              
                                 Peacock und Wilson
                                         „                        
                                    „
                                 43
                                 40
                                 
                              
                           (Deutsche Industriezeitung, 1872, Nr. 35.)
                           
                        
                           Müller's Seiltraject.
                           Durch die Erfindung der Seilbahnen ist die Industrie wieder mit einem neuen
                              Transportmittel beschenkt, welches neben den verschiedenen Eisenbahnen,
                              Straßenlocomotiven, Kettenschiffen etc. berufen zu seyn scheint, eine wichtige Rolle
                              zu spielen; denn die Seilbahnen vermitteln gerade an solchen Stellen, wo die
                              erwähnten kostspieligen Fahrmittel fehlen, oder wegen localer Hindernisse, als
                              Flüsse, Häuser Schluchten und dergleichen nicht angewendet werden können, den
                              billigsten und bequemsten Transportweg in der geraden Luftlinie.
                           Es existiren bis jetzt drei principiell verschiedene, durch die Praxis erprobte
                              Constructionen von Seilbahnen. Die älteste und primitivste besteht aus einem oder
                              zwei parallel neben einander gespannten Seilen, deren Enden fest verankert oder auch
                              auf einer Seite mit einer Spannvorrichtung versehen sind. Unter diesen Seilen hängt
                              das Transportgefäß an kleinen Rollen und wird mittelst eines anderen Seiles einfach
                              hin- und zurückgezogen.
                           Die zweite vervollkommnete Seilbahn ist die von Hodgson
                              (beschrieben im polytechn. Journal, 1871, Bd. CCI S. 378). Bei dieser fällt das
                              Zugseil für die Transportgefäße weg, indem das tragende Seil selbst durch einen
                              Motor continuirlich bewegt wird und die daran gehängte Last mitnimmt. Es ist ein
                              Drahtseil ohne Ende, welches an den Endpunkten der Bahn um horizontale Rollen
                              geschlungen und in bestimmten Entfernungen durch kleinere Rollen getragen ist, so
                              daß die aufgehängten Kästen auf der einen hin-, auf der anderen zurückgehen, einer dem anderen
                              in gewissen Distanzen folgend. Dabei kann die Bahn Steigungen von 1 : 15 überwinden
                              und vermöge einer entsprechenden Anbringung der kleinen Tragrollen auch Curven bis
                              zu 180 beschreiben.
                           Das dritte Princip der Seilbahn wird repräsentirt durch das Seiltraject von Hermann
                              Müller, Ingenieur in der Maschinenfabrik Sigl in Wien.
                           Während die beiden vorerwähnten Arten von Seilbahnen ein für sich abgeschlossenes
                              Mittel zum Transportiren bieten, indem das Material auf einem Ende der Bahn
                              eingeladen, am anderen ausgeladen werden muß, weil die Fördergefäße die Bahn nicht
                              verlassen können, ist das Müller'sche Traject geeignet,
                              bei jeder Schienenbahn, welche durch Abgründe, Thäler, Wässer und dergleichen
                              unterbrochen ist, eine Verbindung herzustellen, da jeder Wagen, welcher auf den
                              Schienen läuft, durch daran befestigte Klauen eingerichtet ist, die Seilbahn zu
                              übersetzen und hinter derselben die Schienenbahn weiter zu verfolgen. Deßhalb gab
                              der Erfinder auch seiner Construction den Namen „Traject.“
                              Wiewohl dasselbe gleich den obenerwähnten Seilbahnen als für sich bestehendes
                              Transportmittel dienen kann, so ist der große Vortheil doch in die Augen springend,
                              daß man die Wagen auf verschiedenen Schienensträngen und aus beliebigen Entfernungen
                              auf dem Traject und jenseits desselben nach beliebigen Richtungen weiter führen
                              kann, ohne ein Umladen, Abheben oder dergleichen nöthig zu haben. So können z.B.
                              dieselben Wagen, welche in den Stollen der Bergwerke laufen, mit ihrer Last auf den
                              Grubenschienen und den Drahtseilen des Trajectes bis an einen Ladeplatz an der
                              Straße oder Eisenbahnstation befördert werden und denselben Weg leer
                              zurückmachen.
                           Die Einfachheit, Billigkeit, sowie die Möglichkeit der schnellen Herstellung solcher
                              Seiltrajecte müssen namentlich für Montanbahnen
                              hervorgehoben werden, wenn man bedenkt, daß damit die kostspieligen Brücken über
                              Thaleinschnitte und Flüsse, und die Durchbohrung von Tunnels gänzlich erspart
                              werden, da das Traject bei Steigungen von 1 : 8 die Berge direct übersetzen kann.
                              Eine Pferdebahn wäre an solchen Stellen nicht mehr möglich, oder müßte mit
                              außerordentlichen Umwegen zu demselben Ziele geführt werden.
                           Auch überschwemmte Flächen und breite Seen können mit dem Seiltraject überspannt
                              werden, weil es auch in diesen Fällen leicht zu ermöglichen ist, die in Distanzen
                              von 200 bis 300 Fuß nöthigen Gerüste für die kleinen Tragrollen der Drahtseile
                              aufzustellen oder bei großer Wassertiefe auf verankerten Stehschiffen zu befestigen.
                              Sehr häufige Anwendung werden die Müller'schen Trajecte
                              finden, um nahe der Eisenbahn gelegenen Fabriken die Rohstoffe
                                 vom Bahnhof zu- und die fertige Waare zurückzuführen, die Rüben aus den
                                 Sammelgruben in die Zuckerfabriken, Baumstämme aus dem Wald auf die Säge zu
                                 bringen; in kleineren Dimensionen transportabel aus Eisen ausgeführt, wäre
                              die Erfindung auch für Kriegszwecke in's Auge zu fassen,
                              z.B. um Munition über die Truppen hinweg zu den Batterien zu befördern und
                              dergleichen.
                           Schließlich ist nicht zu bezweifeln, daß diese Trajecte auch hinreichende Sicherheit
                              bieten, um Personen zu befördern, da ein Jeder, der vielleicht an der
                              Zuverlässigkeit der schwachen Drahtseile zweifeln könnte, nachdem er sechs-
                              bis achtfach größere Lasten, als die seinige, von den Seilen fortziehen sah, auch
                              seine geringe Körperlast denselben anvertrauen wird.
                           Müller's Trajecte sind je nach dem Zweck und der
                              Situation verschieden construirt, jedoch ist bei allen folgende Einrichtung
                              gemeinsam:
                           Die Transportirung geschieht nämlich in allen Fällen auf zwei parallel laufenden
                              Seilen ohne Ende, welche an den Endpunkten des Trajectes über große Rollen laufen
                              und in verschiedenen Distanzen durch kleinere Rollen getragen und geführt werden.
                              Die Entfernung und Anbringung dieser Führungsrollen ist von der Beschaffenheit des
                              Terrains abhängig. So können dieselben z.B. im Walde an den Bäumen, an Felswänden,
                              bei Ueberschreitung von Wasserflächen auch schwimmend angebracht werden. Der Antrieb
                              des Trajectes geschieht nur auf einer Seite desselben, oder bei gekuppelten
                              Trajecten in der Mitte, indem durch einen beliebigen Motor mit entsprechendem
                              Vorgelage die großen Rollen gedreht werden; die Seile selbst übertragen die Bewegung
                              auf die übrigen Rollen. Die großen Endrollen sind an dem Ende, wo der Antrieb nicht
                              stattfindet, jede für sich gelagert und mit einer Spannvorrichtung versehen, um die
                              gleichmäßige Durchbiegung beider Seile jederzeit herstellen zu können.
                           
                           Jede Last, welche auf dem Traject transportirt wird, seyen es Wagen, Körbe, Ballen
                              oder Hölzer, muß mittelst vier Klauen auf den Seilen aufliegen, damit der Gegenstand
                              nicht oscillirt, sondern nur die Schwankungen der Seile mitmacht, und damit beim
                              Passiren der Führungsrollen, während gleichzeitig zwei Klauen die Seile loslassen,
                              die beiden anderen die Last vermöge der Reibung auf den Seilen festhalten.
                              Sämmtliche Rollen, sowie auch die Klauen sind mit Holz gefüttert, so daß die
                              Drahtseile nirgends mit Eisen in Berührung kommen, um die Abnutzung der Seile
                              möglichst zu vermeiden.
                           Die drei hauptsächlichsten Constructionen der Müller'schen
                              Seiltrajecte sind folgende:
                           A. Traject für Schienenwagen mit
                                 auslösbaren Klauen, durch verticale Rollen angetrieben. – Diese
                              Construction ist in solchen Fällen anzuwenden, wo der verfügbare Platz neben den
                              großen Seilrollen so schmal ist, daß kein Schienenstrang daneben Raum findet. Die
                              beiden parallelen Seile laufen hier über verticale Rollen, an denen die beiden durch
                              den Motor angetriebenen auf einer gemeinsamen Achse, die Endrollen auf einzelnen
                              Lagern mit verstellbaren Lagern behufs Spannung der Seile befestigt sind. Die mit
                              Schienen belegten Rampen dienen dazu, die Wagen von den unteren Seilen auf die
                              oberen und umgekehrt zu bringen, und zwar läßt man wegen der größeren Stabilität der
                              auf der Strecke befindlichen Rollenständer die geladenen Wagen unten, die leeren
                              oben gehen. Der Abstand der Schienen von den Seilen ist an den Auf- und
                              Abfahrpunkten so gerichtet, daß sich die ausgespannten Klauen von selbst auf die
                              Seile legen und von diesen mitgenommen werden. Da bei dieser Construction sowohl die
                              oben als unten laufenden Wagen zwischen den großen Rollen durchpassiren, so müssen
                              die vier Klauen eines jeden Fahrzeuges auslösbar seyn, und zwar selbstthätig in dem
                              Moment, wo der Wagen vor den großen Rollen von den unteren Seilen auf die Schienen
                              abläuft.
                           B. Traject für Schienenwagen mit
                                 unbeweglichen Klauen, von verticalen Rollen angetrieben. – Die
                              Einrichtung enthält schon wesentliche Verbesserungen gegen die oben beschriebene und
                              besteht darin, daß die Wagen an den Endpunkten des Trajectes, wo sie die Seile
                              verlassen und auf den Schienen weiter laufen, nicht zwischen den großen Rollen,
                              sondern seitwärts von diesen abgeführt werden, wodurch der ganze Mechanismus zur
                              Auslösung der Klauen entfällt.
                           C. Traject für Schienenwagen mit
                                 unbeweglichen Klauen, von horizontalen Rollen angetrieben. – Da
                              größere Wagen, welche unbeladen mehr als 5 Ctr. wiegen, sehr schwer die Rampen
                              hinaufzuschieben wären, so hat Müller in dieser
                              Construction die letzteren ganz vermieden, sondern läßt die leeren wie die beladenen
                              Wagen an den Enden des Trajectes nur auf horizontalen Schienen laufen. Die großen
                              Seilrollen sind nämlich in horizontaler, etwas schräger Lage unter dem Gerüst
                              placirt, welches die Schienenstränge und die ersten Führungsrollen der Seile trägt
                              und ist deren Stellung so angeordnet, daß die nach einer Richtung parallel neben
                              einander laufenden Seile und die entgegenkommenden nicht wie bei den Constructionen
                              A und B übereinander,
                              sondern in gleicher Höhe nebeneinander geführt sind. Dabei ist es durchaus nicht
                              nöthig, daß die beiden horizontalen Endstationen in gleicher Ebene liegen, sondern
                              den Seilen kann auf der Strecke vermittelst der Gerüste für die kleinen Tragrollen
                              nach Erforderniß des Terrains eine beliebige Steigung gegeben werden, welche erst da
                              ihre Grenze findet, wo die vier Klauen des Wagens wegen unzureichender Reibung von
                              den Seilen nicht mehr mitgenommen werden. Bei gut gefirnißten Seilen kann eine
                              Neigung der Seile von 1 : 6 noch ohne Anstand überwunden werden.
                           Die Herstellungskosten eines Müller'schen Trajectes lassen
                              sich zwar im Allgemeinen nicht angeben, da sie, wenn auch im geringerem Maaße als
                              bei Locomotiv- oder Pferdebahnen, von der zufälligen Beschaffenheit des
                              Terrains abhängen. Doch sey bemerkt, daß ein Traject für 1/4 deutsche Meile Länge
                              nach den Constructionen A und B mit 20 Millimet. starken Seilen, sammt einer 12pferdigen Locomobile zum
                              Betriebe, aber ausschließlich der hölzernen Rampen-Ständer, Fahrzeuge und
                              Aufstellung ca. 15,000 fl. am Wiener Platz kosten würde.
                              Damit könnte bei Einzellasten von 9 Zoll-Ctr., per Stunde ca. 500 Ctr. Bruttolast
                              transportirt werden. (Nach der Zeitschrift des österr. Ingenieur- und
                              Architektenvereines.)
                           
                        
                           
                           Vernickelte Buchdrucklettern.
                           Verkupferte Lettern haben längere Dauer, als gewöhnliche Buchdruckertypen, weil das
                              Kupfer die Reibung der Walzen und den Druck der Presse besser erträgt, als die
                              gewöhnliche, viel weichere Legirung von Blei und Antimon. Die auf galvanischem Wege
                              verkupferten Lettern haben jedoch den Fehler, daß sie mit gewöhnlicher Schwärze
                              weniger schöne Drucke geben; auch kann man sie bei einer Anzahl von bunten
                              Buckdruckerfarben, z.B. bei den mit Zinnober dargestellten, gar nicht benutzen, da
                              dieselben einerseits durch das Kupfer entfärbt werden, andererseits das Kupfer
                              selbst stark angreifen und es zerfressen. Nickel dagegen,
                              wird durch Reibung und Druck viel weniger angegriffen, und die mit einer Schicht von
                              diesem Metalle überzogenen Lettern können zum Drucken mit jeder beliebigen Farbe
                              benutzt werden. Ein anderer Vorzug dieser Typen besteht in ihrer Härte, welche
                              beinahe der des Stahles gleichkommt, so daß sie eine zehnfach längere Dauer haben,
                              als gewöhnliche Lettern. – Ueberdieß kommt folgender Umstand in Betracht. Das
                              aus einer Lösung galvanoplastisch niedergeschlagene Kupfer zeigt eine matte
                              Oberfläche und hat das Bestreben zu krystallisiren; läßt man es sich in sehr dünnen
                              Schichten ablagern, so ist seine Oberfläche rauh und uneben. Das Nickel hingegen
                              schlägt sich in ebenen und glatt anzufühlenden Schickten nieder und in Folge davon
                              werden die feinen Linien getreuer wiedergegeben, als durch das Kupfer. Die
                              Vernickelung läßt sich beliebig schwach ausführen, und fällt dabei stets glatt aus.
                              (Chronique de l'Industrie, September 1872, S.
                              254.)
                           
                        
                           Spiegel-Photographien; von Richard Jacobsen.
                           Vor einigen Jahren gelangten sogenannte Spiegel-Photographien in den Handel,
                              welche derartig hergestellt waren, daß versilberte oder verplatinirte Glasspiegel
                              auf der Metallseite statt des gewöhnlich darauf befindlichen undurchsichtigen
                              Firniß- oder Lacküberzuges eine positive Photographie auf Collodium als
                              Ueberzug (mit der Bildseite dem Metalle zugekehrt) trugen. Bei auffallendem Lichte
                              wurde eine solche Spiegel-Photographie als Spiegel benutzt, bei
                              durchfallendem Lichte trat die Photographie, freilich nur sehr schwach und
                              undeutlich zum Vorschein.
                           Viel besser lassen sich diese Spiegel-Photographien nach folgender Methode
                              darstellen: Man versilbert zunächst eine sauber gereinigte Glasplatte nach der Böttger-Bothe'schen
                              Methode,Polytechn. Journal, 1864, Bd. CLXXIV S. 84. jedoch nur so stark, daß das reducirte Silber goldig glänzend erscheint und
                              man bei Durchsicht des Spiegels dahinter befindliche Gegenstände deutlich erkennen
                              kann. Nachdem die versilberte Platte gut mit destillirtem Wasser abgespült wurde,
                              bringt man sie in eine Schale mit reinem Wasser und legt ein entsprechend großes
                              Stück Kohlepapier, welches zuvor in bekannter Weise chromirt und unter einem Negativ
                              belichtet worden war, auf die versilberte Seite des Spiegels schnell auf, und
                              entfernt beim Herausnehmen der Platte die etwa unter der Gelatinehaut befindlichen
                              Luftbläschen durch Aufstreichen mit einem Gummistreicher. Das Kohlebild wird, wenn
                              es auf dem Glase genügend trocken geworden, wie andere Kohlebilder mit warmem Wasser
                              entwickelt und darnach in einer schwachen Lösung von Anilinroth oder Anilinviolett
                              ausgefärbt. Die Bildseite der Spiegel-Photographie wird schließlich mit einem
                              hellen Negativlack überzogen. Da von dem ursprünglichen Reinigen der Glasplatte die
                              gleichmäßige und fleckenlose Bildung der Silberschicht abhängig ist, so thut man
                              gut, die Glasplatte kurze Zeit in eine verdünnte Wasserglaslösung zu legen und sie
                              dann mit einem reinen Lappen zu putzen.
                           Durch folgende Abänderung dieses Verfahrens lassen sich sehr schöne photographische
                              Strich-Reproductionen in glänzendem Silber auf Glas übertragen, welche für
                              decorative Zwecke vielleicht nicht ohne Werth seyn dürften: Man entwickelt wie oben
                              mitgetheilt, auf der Silberseite des Spiegels ein positives Kohlebild und läßt es
                              gut trocknen. Hierauf läßt man einen Strom von sehr feinem Sande auf die Silberseite
                              fallen. Die freien, nicht von dem Kohlebilde bedeckten Silberstellen werden von dem
                              Sande mechanisch fortgeätzt und erscheinen fein gravirt auf der Platte. Selbstredend eignen sich zur
                              Darstellung solcher Silberverzierungen nur Reproductionen von Strichzeichnungen.
                              Damit die Silberverzierungen besser hervortreten, kann man die geätzte Seite der
                              Platte mit einem undurchsichtigen Lack, z.B. Asphaltlack überziehen.
                           Zur Hervorbringung eines continuirlichen Sandstromes bediente ich mich folgenden
                              Apparates: Auf einen 4 Zoll hohen festen Fuß einer Lampe wird eine 12 Zoll lange
                              etwa 1/8 Zoll im Lichten starke Messingröhre in ihrer Mitte horizontal aufgelöthet
                              und in die Mitte dieser Röhre vertical ein Messingtrichter eingeführt und ebenfalls
                              festgelöthet. In den Trichter schüttet man sehr trockenen feinen Sand und verbindet
                              durch einen Gummischlauch die eine Seite der Röhre mit einem Gebläse. Wenn das
                              Gebläse in Thätigkeit gebracht wird, so führt die ausströmende Luft den Sand als
                              Sandstrahl, der gegen die Glasplatte zu richten ist, fort.
                           Jacobsen's chemisch-technisches Repertorium 1871,
                              2. Halbjahr, S. 98.)
                           
                        
                           Kohlebilder auf Gyps- oder Thonplatten; von Richard Jacobsen.
                           Ein chromirtes Kohlepapier wird unter einer durchsichtig gemachten Zeichnung (einem
                              Holzschnitt, Kupferstich u. dgl.) belichtet. Nach genügender Exposition befreit man
                              es durch rasches Waschen mit Wasser von überschüssigem Chromsalz und legt es dann in
                              nicht zu feuchtem Zustande auf eine ebene Gypsplatte (dargestellt durch Aufgießen
                              von Gypsbrei auf eine Spiegelplatte) mit der Bildseite dem Gyps zugekehrt. Ist das
                              Kohlepapier trocken geworden, so wird das Bild durch beständiges Aufgießen von
                              warmem Wasser vorsichtig entwickelt. Es erfordert letztere Operation etwas Uebung,
                              da leicht durch zu starkes Aufgießen von Wasser die feinen Details des Bildes
                              leiden. Man erhält so von der positiven Zeichnung direct ein positives Bild, da nur
                              die vom Lichte nicht getroffene unzersetzte Gelatine in den Gyps eindrang und ihre
                              Schwärze dort absetzte, während das unlöslich gewordene (negative) Kohlebild vom
                              Wasser fortgespült wurde. Dieses Verfahren könnte, da sich in gleicher Weise wie auf
                              Gyps auch Kohlebilder auf unglasirte Thonplatten übertragen lassen, von Wichtigkeit
                              für Porzellanfabrikanten werden, und zwar nicht nur für Zwecke der Decoration von
                              Porcellangefäßen mit Ornamenten und Zeichnungen in Strichmanier, sondern
                              hauptsächlich für schnelle und correcte Uebertragung von durch Buchdruck u.s.w.
                              erzeugter Schrift. Für das Einbrennen solcher Kohlebilder müßte das Kohlepapier
                              natürlich statt eines Ueberzuges aus Tusche und Gelatine einen solchen aus
                              Schmelzfarben und Gelatine tragen. – Zu den obigen Versuchen benutzte ich das
                              von E. Liesegang in Elberfeld bereitete und hierzu sehr
                              geeignete Kohlepapier. (Jacobsen's
                              chemisch-technisches Repertorium 1871, 2. Halbjahr, S. 99.)
                           
                        
                           Verfahren zum Versilbern animalischer, vegetabilischer und
                              mineralischer Körper.
                           In England betreibt man jetzt einen neuen Industriezweig, welcher die Versilberung
                              beliebiger animalischer, vegetabilischer oder mineralischer Körper zum Gegenstand
                              hat. Man bereitet zunächst folgende zwei Lösungen:
                           1) Gebrannter Kalk, 2 Theile; Traubenzucker oder Honig, 5 Theile; Traubensäure (in
                              Ermangelung derselben Gallussäure), 2 Theile; Wasser, 650 Theile. Man filtrirt und
                              bewahrt die Lösung in Flaschen auf, welche ganz angefüllt und verschlossen sind,
                              damit die Einwirkung der Luft möglichst verhütet werde. 2) Man löst 20 Theile
                              salpetersaures Silberoxyd in 20 Theilen Ammoniakflüssigkeit und verdünnt die Lösung
                              mit 650 Theilen destillirtem Wasser. Im Augenblick der Benutzung vermischt man die
                              beiden Flüssigkeiten zu gleichen Theilen, schüttelt sorgfältig um, und filtrirt.
                           Um Seide, Wolle, Haare, Flachs und andere Faserstoffe zu versilbern, wäscht man sie
                              sorgfältig und taucht sie dann zuerst einen Augenblick in eine gesättigte Lösung von
                              Gallussäure und darauf in eine Lösung von 20 Theilen salpetersaurem Silberoxyd in
                              1000 Theilen destillirtem Wasser. Man wiederholt diese doppelte Eintauchung, bis das
                              schwarze Ansehen des Faserstoffes durch eine schwache Silberfarbe ersetzt ist. Man
                              legt denselben sodann in die Mischung der oben angegebenen beiden Lösungen, bis er vollständig
                              versilbert ist, kocht ihn mit einer Lösung von kohlensaurem Kali, wäscht ihn und
                              läßt ihn trocknen.
                           Bei Knochen, Hörn, Leder, Papier und anderen ähnlichen Substanzen kann man statt
                              dieselben einzutauchen, die Flüssigkeiten mit einem Pinsel auftragen.
                           Stuck, Steingut etc. müssen vor dem Zusammenbringen mit den silberhaltigen Lösungen
                              mit Stearin behandelt oder gefirnißt oder auch, wenn sie sehr porös sind
                              silicatisirt oder fluosilicatisirt werden.
                           Gewöhnliches Glas, Krystallglas oder Porzellan reinigt man sorgfältig mit
                              destillirtem Wasser oder Alkohol und behandelt es dann in dem Gemisch der beiden
                              oben erwähnten Lösungen, welches man in eine Schale von Steinzeug oder
                              Gutta-percha gegossen hat. Die Niederschlagung des Silbers beginnt nach einer
                              Viertelstunde und ist nach einigen Stunden beendet. Man wäscht die Gegenstände dann
                              mit destillirtem Wasser, läßt sie trocknen und überzieht sie mit einem schützenden
                              Firniß. Um die Niederschlagung des Silbers zu beschleunigen, kann man die
                              Flüssigkeit oder die Gegenstände etwas erwärmen.
                           Metalle werden zunächst mit Salpetersäure gereinigt, darauf mit einer Mischung von
                              Cyankalium und Silberpulver gerieben, mit Wasser gewaschen und dann abwechselnd in
                              die oben erwähnten Flüssigkeiten Nr. 1 und 2 getaucht, bis sie hinreichend
                              versilbert sind. Eisen muß vorher in eine Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd
                              getaucht werden. (Technologiste, Mai 1872, S. 193;
                              polytechnisches Centralblatt, 1872 S. 1159.)
                           
                        
                           Ueber die Reinigung der bronzenen Standbilder.
                           Bei genauer Untersuchung des Standbildes des großen Kurfürsten in Berlin ergab sich,
                              daß die grüne Patina auf demselben nicht zerstört, sondern nur durch eine schwarze
                              Schmutzschicht bedeckt war. Zur Beseitigung der deckenden Schicht wendete man
                              Seifenlösung und Ammoniak an, jedoch ohne günstiges Resultat. Professor Dr. Weber brachte darauf
                              verdünntes Alkali in Vorschlag, und es ergab sich, daß bei Anwendung dieses Mittels
                              die auf den Statuen haftende Schmutzschicht sich loslöste, und die grüne Patina zum
                              Vorschein kam. Gegen die Ansicht, daß das Alkali den grünen Ueberzug hervorrufe, und
                              diese Behandlung daher der künstlichen Patinirung gleich zu stellen sey, spricht die
                              Thatsache, daß gewisse Theile des Denkmales des großen Kurfürsten, in gleicher Weise
                              behandelt, sich nicht grün gefärbt haben. Das Kali bewies sich als wirksames Mittel
                              selbst an scheinbar völlig schwarzen Statuen, wie an der des Keith. Die nicht durch Kali zu beseitigenden schwarzen Schichten dürften
                              von Schwefelkupfer herrühren, welches bereits früher an der Blücher-Statue nachgewiesen wurde. (Verhandlungen des Vereines zur
                              Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1872 S. 32)
                           
                        
                           Ueber Sauerstoffbeleuchtung.
                           Nach einem Vortrage, welchen Professor E. Mack in Wien im
                              nieder-österreichischen Gewerbeverein über die
                                 Fortschritte des Beleuchtungsverfahrens nach Tessié du Mothay
                              gehalten hat, setzt man dort auf dieses Verfahren große Hoffnungen. Der Ingenieur B.
                              Andreae soll bei der Erzeugung des Sauerstoffes
                              einige sehr wesentliche Verbesserungen angebracht haben. Eben so sind die Brenner
                              dahin abgeändert, daß jetzt bei der neuen Schmetterlingsflamme das Leuchtgas in der
                              Mitte, und der Sauerstoff außen ausströmt, während dieß bei dem alten
                              Kerzenflammen- oder Argandischen Brenner umgekehrt war. Auch wird versichert,
                              daß sich die ökonomischen Resultate des Betriebes schon jetzt in der ersten Zeit
                              sehr günstig stellen, doch fehlen die näheren Angaben über die Kosten.
                           In Paris hat Herr Thomas dem dortigen Vereine von
                              Civilingenieuren über die neue Beleuchtung einen Bericht erstattet, der sich
                              ziemlich gegentheilig ausspricht. Er kommt zu dem Resultat, daß man allerdings im
                              Sauerstoff eine viermal so große Menge verbrennen könne, als in der atmosphärischen
                              Luft, und daß man bei reichen Gasen die volle Leuchtkraft zur Entwickelung bringen
                              könne. Es habe auch nur
                              bei reichen Gasen einen Sinn. Sauerstoff anzuwenden, da sonst der Vortheil an
                              Leuchtkraft weitaus aufgewogen werde durch die Kostspieligkeit und Complicirtheit
                              des Verfahrens. Für große Plätze, öffentliche Mittelpunkte und Festlichkeiten, wo es
                              darauf ankomme, große Quantitäten Gas zu verbrennen ohne daß die Kosten in Betracht
                              kommen, sey die Sauerstoffbeleuchtung sehr vortheilhaft anzuwenden; für die
                              gewöhnliche Beleuchtung sey sie indeß zu kostspielig, ohne entsprechende Vortheile
                              zu bieten. (Schilling's Journal für Gasbeleuchtung, 1872
                              S. 505.)
                           
                        
                           Neues flüssiges Feuer; von P. Guyot.
                           Behandelt man Brom mit überschüssigem Schwefel, so erhält man eine röthliche, ölige,
                              an der Luft rauchende Flüssigkeit, welche dem Chlorschwefel sehr ähnelt und aus SBr besteht. Versetzt man dieses Product mit Ammoniak,
                              so erfolgt im ersten Momente keine sichtbare Einwirkung; aber bald darauf wirft die
                              Mischung Blasen, kocht auf, und es entweichen dicke weiße Dämpfe.
                           Die Lösung des Bromschwefels in Schwefelkohlenstoff gibt mit Ammoniak dieselbe
                              Reaction. Setzt man aber zu einer solchen Lösung, statt Ammoniak, Phosphor, so
                              erfolgt nicht nur eine sehr heftige Reaction, sondern diese ist auch mit Entflammung
                              verbunden.
                           (Comptes rendus, 1871, t.
                              LXXII p. 685; Vierteljahresschrift für praktische
                              Pharmacie, 1872 S. 436.)
                           
                        
                           Darstellung von Kali oder Natron aus den Sulfaten derselben,
                              nach Tessié du Mothay.
                           In einem Apparate, der einem Druck von 2 bis 20 Atmosphären widerstehen, und welchen
                              man mittelst einer Kältemischung oder eines Carré'schen Apparates auf 0 bis – 20° C. abkühlen kann,
                              läßt man während 12 Stunden caustischen Kalk auf schwefelsaures Kali oder Natron bei
                              Gegenwart von Wasser einwirken. Man verwandelt auf diese Weise 75 bis 80 Proc. des
                              Sulfates in caustisches Alkali. Man reinigt letzteres entweder durch
                              Auskrystallisirenlassen des unzersetzten Salzes, oder indem man Baryt hinzusetzt.
                              (Patentirt in Frankreich am 26 Juli 1871. – Berichte der deutschen chemischen
                              Gesellschaft zu Berlin, 1872, Nr. 14.)
                           
                        
                           Bestandtheile des Tabakrauches.
                           Eulenburg und Vohl kommen in
                              einer längeren, im Archiv der Pharmacie Bd. CXLVII S. 131 veröffentlichten
                              Abhandlung: „über die physiologische Wirkung des Tabaks als narkotisches
                                 Genußmittel, mit besonderer Berücksichtigung der Bestandtheile des
                                 Tabakrauches“ zu folgenden Schlüssen:
                           1) Der Tabakrauch enthält (wie schon Zeise fand) kein Nicotin, dagegen, außer Ammoniak, mehrere
                              sauerstofffreie, als Producte der trockenen Destillation stickstoffhaltiger Körper
                              bekannte Alkaloide, wie Pyridin, Picolin, Lutidin,
                                 Collidin etc., ferner Ameisensäure, Essigsäure,
                                 Propionsäure, Buttersäure, Baldriansäure, Carbolsäure und Kreosot.
                           2) Die bekannten unangenehmen Wirkungen des Tabaks auf angehende Raucher rühren
                              mithin nicht vom Nicotin, sondern von den oben genannten Basen her.
                           (Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, 1872 S. 427.)
                           
                        
                           Verfahren zum Entfetten von Wolle etc., von Simonin und Coffin.
                           Um Wolle, Roßhaar, Häute, Pelzwerk, Federn etc. zu entfetten, benutzen die Genannten
                              einen durch Destillation des Petroleums erhaltenen leichten Kohlenwasserstoff, wie
                              Naphta, Benzin etc., und zwar lassen sie den Dampf desselben auf die Wolle oder sonstige Substanz
                              wirken. Sie destilliren zu diesem Zwecke den Kohlenwasserstoff und lassen den Dampf
                              durch die Wolle etc., welche auf einem Gitterwerk angebracht ist, hindurch gehen.
                              Der Theil des Dampfes, welcher das in der Wolle etc. enthaltene Fett aufnimmt,
                              verdichtet sich und sammelt sich als eine Lösung des Fettes in einem dazu
                              angebrachten Behälter. Diese Flüssigkeit wird nachher destillirt, wobei das Fett
                              zurückbleibt, während der Kohlenwasserstoffdampf entweder durch Abkühlung verdichtet
                              oder durch eine neue Portion Wolle etc. geleitet wird. Der Theil des
                              Kohlenwasserstoffdampfes, welcher unverdichtet durch die Wolle etc. hindurch
                              gegangen ist, wird ebenfalls entweder verdichtet oder direct durch eine andere
                              Portion Wolle etc. geleitet. Bei Anwendung dieses Verfahrens geht das in der Wolle
                              etc. enthaltene Fett nicht mehr verloren, sondern wird gewonnen und kann dann
                              gereinigt und in den Handel gebracht werden. Dieses Verfahren ist wirksamer als die
                              Behandlung der Wolle etc. mit dem flüssigen Kohlenwasserstoff, weil der Dampf besser
                              alle Theile derselben durchdringt. (Technologiste, Mai
                              1872, S. 206; polytechnisches Centralblatt, 1872 S. 1163.)
                           
                        
                           Neuestes über die Ramié-Pflanze.
                           Der Acclimatisationsverein in Berlin theilt uns seine neuesten Erfahrungen über obige
                              neue Gespinnstpflanze in Folgendem mit:
                           „Unser Verein befindet sich seit dem Jahre 1870 im Besitz der ächten
                                 Ramié-Pflanze, Laportea pustulata
                                 Wedd
                                 ., Laportea canadensis var. pustulata Dec. prodr.,
                                 und hat sie damals durch das königliche Ministerium für die
                                 landwirthschaftlichen Angelegenheiten erhalten. Dieses hat die Pflanzen direct
                                 von dem bekannten Gärtner und Reisenden B. Roezl
                                 käuflich erworben, der sie auf dem Alleghanygebirge in einer Höhe von 5000 Fuß
                                 über dem Meer fand, wo die Winter eben so streng, wie bei uns, seyn sollen.
                                 – Die hiesigen Anbauversuche auf Boden mittlerer Güte haben gezeigt, daß
                                 die Pflanze eine Höhe von 3–4 Fuß erreichte, die sich jedoch auf besserem
                                 Boden bedeutend steigern dürfte. Die krautartigen, großen Blätter haben eine
                                 Breite von 8 Zoll, die Stengel sterben, wie bei der Urtica canadensis, zum Herbst bis zur Wurzel ab. Die Vermehrung ist
                                 sehr leicht durch Zertheilung der Wurzelstöcke, durch Stecklinge, Ableger und
                                 sogar durch einzelne Wurzelstöcke zu bewirken. Setzt man die jungen Pflanzen in
                                 das freie Land, so erstarken sie sehr bald. – Bisher ist kein Fall
                                 bekannt geworden, in dem die Wurzelstöcke durch Kälte gelitten hätten. –
                                 Der Ertrag dieser Gespinnstpflanze scheint, da sie perennirend ist, dem Werthe
                                 des von ihr beanspruchten Bodens nicht zu entsprechen. In Württemberg, wo die
                                 klimatischen Verhältnisse ungleich günstiger sind, wäre es vielleicht auch
                                 möglich, von derselben, wie dieß in Amerika der Fall seyn soll, zwei Schnitte
                                 jährlich zu erzielen und dadurch den Ertag bedeutend zu erhöhen, woran hier gar
                                 nicht zu denken ist. Die Güte der Faser ist bisher noch nicht eingehend geprüft
                                 worden, die oberflächliche Untersuchung zeigte aber, daß sie sicherlich mit
                                 Vortheil verwerthet werden können. Roezl soll zur
                                 Gewinnung der Faser eine Maschine erfunden haben, bei deren Betrieb er einen Arm
                                 einbüßte. Jedenfalls wäre es von Wichtigkeit, bei Einführung der Pflanze
                                 zugleich auch Erkundigungen über die Construction dieser Maschine einzuziehen.
                                 C. Ortgies, Gärtner in Zürich und Staatsrath Dr. Regel in St.
                                 Petersburg unterhalten einen Briefwechsel mit jenem Reisenden. Einige
                                 Wurzelstöcke stehen mit Vergnügen zu Versuchen zu Dienst.“
                              (Württembergisches Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft.)
                           
                        
                           Ueber die Verwendung der Kaninchenhaare zu Gespinnsten, als
                              Surrogat für Wolle und Baumwolle.
                           Das Kaninchenhaar wird jetzt bereits von den Hutmachern zur Anfertigung der Filze
                              verarbeitet und zu hohen Preisen (6 fl. per Pfund)
                              bezahlt. Es besitzt bei gehöriger Zubereitung alle Eigenschaften, um ein gutes und
                              dauerhaftes Garn zu geben, welches in seinen Eigenschaften dem Wollengarn nicht im
                              geringsten nachsteht. Um nun eine allgemeine Verwendung der Kaninchenhaare zu
                              ermöglichen, müßte man die Kaninchenzucht, welche bisher nur in sehr beschränkter Weise betrieben wurde,
                              bedeutend ausdehnen. In der That aber eignet sich kein Thier in solcher Weise zur
                              Massenzüchtung, wie das Kaninchen. Die enorme Fruchtbarkeit desselben ist
                              sprüchwörtlich, es verträgt die engste Einsperrung und jedes Klima, es läßt sich mit
                              den mannichfaltigsten und billigsten Stoffen ernähren und fordert weniger Sorgfalt,
                              als irgend ein anderes Thier. Selbst in den unfruchtbarsten Landestheilen kann die
                              Kaninchenzucht mit lohnendem Erfolge betrieben werden. Man kann daher leicht das
                              nöthige Quantum von Kaninchenhaaren produciren, um den Preis derselben billiger zu
                              stellen, als den der Wolle und der Baumwolle. Die zum Verspinnen etwa nicht
                              geeigneten Haare finden übrigens in den Hutmachern zum Verfilzen bereitwillige
                              Abnehmer. Das Fleisch des Kaninchens ist schmackhaft und nährend, und bei den hohen
                              Preisen der übrigen Fleischsorten würde das Kaninchenfleisch für die arbeitende
                              Bevölkerung eine wohlfeile, gesunde und kräftige Nahrung bilden. Die übrigen Abfälle
                              ließen sich zur Fabrication von Gelatine und Leim verwenden.
                           Es ist auffallend, daß die Zucht des Kaninchens in Deutschland und Oesterreich bisher
                              ganz vernachlässigt wurde, während in Frankreich, England, Holland und Belgien
                              jährlich mehrere hundert Millionen Kaninchen verbraucht werden, und der Handel mit
                              den Fellen derselben bedeutende Capitalien in Bewegung setzt. (Wiener
                              Weltausstellungs-Zeitung.)
                           
                        
                           Ueber Holzverkohlung.
                           Von Strippelmann und Becker
                              werden in Nr. 29 und 30 der österreichischen Zeitschrift für Berg- und
                              Hüttenwesen in Bezug auf Köhlerei Mittheilungen gemacht über die Holzarten (Alter,
                              Grad der Trockenheit), Steigungswinkel der Schlichtung der Meiler und die
                              Meilerdeckung, Zeitdauer der Verkohlung bei gleichen Holzquantitäten im Meiler und
                              verschiedene Größe der Meiler. Nach diesen Richtungen hin in Böhmen angestellte
                              Versuche ergaben nachstehende Resultate:
                           1) Gut ausgewachsenes lufttrockenes Kiefernholz gibt eine ca. 10 Proc. schwerere Kohle, als Tanne und Fichte, dagegen ist das
                              Ausbringen 16 Proc. geringer.
                           2) Grünes Fichtenholz gibt 10 Proc. schwerere Kohle, als lufttrockenes, bei 16 Proc.
                              geringerem Ausbringen.
                           3) Gleiches Holz gibt auf leichtem Boden 8 bis 10 Proc. dem Gewichte nach weniger
                              Ausbringen, als auf schwerem steinigen Boden.
                           4) Auf nicht vollständig trockenen Plätzen erfolgte eine 3–5 Proc. schwerere
                              Kohle bei verhältnißmäßig geringerem Ausbringen als auf trockenen.
                           5) Bei steiler Schlichtung des Meilers wurden per Klafter
                              9 Proc. Kohle leichter per Tonne, als bei flacher
                              Schlichtung.
                           6) Bei Meilern mit gleichen Holzmengen gaben diejenigen die besten Resultate, welche
                              am achten Tage fertig waren. Bei zu langsamem Zubrennen wird die bereits fertige
                              Kohle durch die lange Einwirkung der Hitze leichter, so wie auch bei zu rascher
                              Verkohlung in stärkerem Feuer.
                           7) Meiler von 30–35 Klafter Inhalt ergaben die gleichmäßigsten und besten
                              Resultate; solche bis 50 Klafter Inhalt ergaben 4–5 Proc. geringeres Gewicht
                              der Kohle und 1–2 Proc. Lösche per Klafter
                              mehr.
                           8) 30 Kubikf. Holz in 7 Tagen 13 Stunden verkohlt gaben ein Ausbringen von 59,3 Proc.
                              dem Volumen und 25,3 Proc. dem Gewichte nach, bei 8 Tagen 19 St. Zeitdauer resp.
                              60,7 und 25,0 Proc.