| Titel: | Notizen aus der Wiener Weltausstellung 1873; mitgetheilt vom Docenten Johann Zeman. | 
| Autor: | Prof. Johann Zeman [GND] | 
| Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Notizen aus der Wiener Weltausstellung 1873;
                           								mitgetheilt vom Docenten Johann Zeman.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									I.
                        (Fortsetzung von S. 418 des vorhergehenden
                           								Heftes.)
                        Zeman, Notizen aus der Wiener Weltausstellung.
                        
                     
                        
                           8. C. William Siemens' Rotator für
                                 										directe Darstellung des Eisens und des Stahles aus den Erzen. (Figur 1 bis
                              										3.)
                           Endlich scheint das Problem der directen Darstellung von Eisen und Stahl aus den
                              									Erzen eine nach jeder Richtung hin vielversprechende Lösung gefunden zu haben. In
                              									der englischen Abtheilung (Industriepalast, Gallerie 2 B) finden sich Proben von direct aus Erzen erzeugtem Gußstahl und
                              									Schmiedeeisen, welche der rühmlichst bekannte Ingenieur C. William Siemens in London, der Erfinder der
                              									Regenerativ-Gasöfen etc., nebst Modellen verschiedener Oefen, insbesondere
                              									des bei dem neuen Verfahren angewendeten Rotationsherdes oder Rotators zur
                              									Ausstellung brachte.
                           Ich beschränke mich hier auf eine kurze Ausstellungsnotiz, indem eine maßgebende
                              									fachmännische Würdigung des neuen Processes als Fortsetzung der kürzlich im
                              									polytechn. Journal Bd. CCVII S. 387 und Bd. CCVIII S. 218 mitgetheilten Abhandlung
                              									von P. Tunner gewiß bald zu erwarten steht.
                           Das von Siemens eingeschlagene Verfahren besteht in einem
                              									Zusammenschmelzen der Erze mit schlackenbildendem Zuschlag, Reduciren der Erze durch
                              									innig eingemengtes Kohlenklein, Trennung der Schlacke vom Eisen bei hoher
                              									Temperatur; alles dieß in einem rotirenden Herde, dem Rotator, in welchem die
                              									nothwendige Temperatur durch die allgemein bekannten Regenerativ-Gasöfen
                              									erzielt wird.
                           Der Siemens-Rotator ist in Figur 1 bis 3 in
                              									verschiedenen Ansichten skizzirt.
                           
                           Der rotirende Herd ist aus Eisenblech zusammengenietet und mit einer nahezu 200
                              									Millimeter dicken Bauxitschichte ausgefüttert. Derselbe erhält von einer
                              									Vorgelegewelle durch Zahnräder oder Schraube und Schneckenrad eine langsame
                              									Umdrehung von 4 bis 5 Touren pro Stunde, oder wenn die
                              									größere Geschwindigkeit während der Reductionsperiode erforderlich ist, 60 bis 80
                              									Umdrehungen in der Stunde. Der Durchmesser der cylindrischen Trommel mißt circa 2,300 Meter, die Länge des Rotators 2,750
                              									Meter.
                           Die beiden Enden des horizontal auf 4 Rollen sich umdrehenden Rotators sind
                              									kegelförmig verjüngt. Die hintere Oeffnung communicirt mit den Regeneratoren und mit
                              									dem Abzugscanal der Verbrennungsproducte, welcher zum Schornstein führt. Die vordere
                              									oder Arbeitsseite ist mit einer Thür abgeschlossen. Außerdem findet sich hier das
                              									Abstichloch für die Schlacke, eventuell für den flüssigen Stahl.
                           Wie aus den Skizzen zu entnehmen ist, sind die Züge unmittelbar hinter dem Notator
                              									für die Zuleitung der Feuergase und die Ableitung der Verbrennungsproducte nur durch
                              									eine dünne Wand geschieden. Behufs gleichförmiger Erhitzung des Herdes ist die
                              									Einflußgeschwindigkeit der Gase aus den Regeneratoren so gewählt, daß dieselben bis
                              									gegen die Thür vorn anschlagen und dann umkehrend ihren Weg zum Schornstein
                              									nehmen.
                           Der Verlauf des Siemens-Processes ist
                              									folgender:
                           Die zur Verschmelzung kommenden Erze werden zu Erbsen- oder Bohnengröße
                              									gepocht, mit Kalk oder dem entsprechenden Zuschlag in solcher Menge aufgegeben, daß
                              									eine dünnflüssige, wenig eisenhaltige basische Schlacke entsteht.
                           Nach genügendem Vorwärmen des rotirenden Herdes wird derselbe bei langsamer Umdrehung
                              									mit der Charge von 20 Centner Erz beschickt. Die Beschickung ist nach etwa 40
                              									Minuten zur hellen Rothgluth erhitzt, worauf 5 bis 6 Centner gleichförmig gemahlenes
                              									Kohlenklein zugesetzt und der Rotator mit der größeren Geschwindigkeit in Gang
                              									gesetzt wird, um die gleichmäßige Vermengung des Erzes mit Kohle zu beschleunigen.
                              									In Folge der unmittelbar eintretenden Reaction bildet sich Eisen, von welchem die
                              									entstehende flüssige Schlacke sich abscheidet. Der Rotator wird nun wieder mit
                              									verminderter Tourenzahl umgedreht, um die Masse in: Herde gehörig umzuwenden und
                              									stets frische Partien derselben den erhitzten Wandflächen und den Verbrennungsgasen
                              									zuzukehren.
                           Während der Reductionsperiode wird nur atmosphärische Luft aus dem Regenerator in den
                              									Herd zu dem Erz- und Kohlengemenge zugelassen, um die vollständige
                              									Verbrennung des sich bildenden Kohlenoxydes noch im Inneren des Rotators zu bewirken. Die Klappe des
                              									Gasregenerators bleibt vollkommen oder nahezu vollständig während der Dauer dieser
                              									Periode verschlossen.
                           Ist die Reduction des Eisenerzes dergestalt fast beendet, so hält man den Rotator mit
                              									dem Abstichloch nach abwärts ein und läßt die Schlacke ab. Hierauf läßt man den
                              									Rotator neuerdings mit der größeren Umdrehungsgeschwindigkeit gehen, um die
                              									Eisentheilchen zu sammeln und je nach der Zahl der Abtheilungsringe in der
                              									Futterwandung in zwei oder drei Luppen zusammenzubringen.
                           Diese Eisenluppen werden nach dem Ausziehen aus dem Rotator wie gewöhnliche
                              									gepuddelte Luppen gezängt. Der Herd aber ist nach neuerlichem Schlackenabstich für
                              									eine frische Charge bereit. Da die Chargendauer kaum 2 Stunden währt, so kann man in
                              									24 Arbeitsstunden unter Annahme eines Ausbringens von 10 Centner Eisen pro Charge eine Production von 5 Tonnen Eisen pro
                              									Rotator rechnen.
                           Beabsichtigt man Gußstahl zu erzeugen, so wird am zweckmäßigsten der gewonnene
                              									glühende Eisenballen direct in einen separaten Stahlschmelzofen übergeführt und hier
                              									mit der erforderlichen Menge von Spiegeleisen versetzt. Es läßt sich aber auch im
                              									Rotator selbst diese Manipulation vornehmen.
                           Indem ich bezüglich der ganzen Entwicklungsgeschichte des Siemens-Processes und der eingehenden theoretischen
                              									Auseinandersetzungen auf den vom Erfinder am 30. April d. J. vor dem Iron and Steel Institute in London gehaltenen
                              										VortragOn the manufacture of iron and steel by direct
                                       												process. welcher mir freundlichst auf Ansuchen gedruckt eingesendet wurde, verweise,
                              									will ich noch zum Schlusse die interessanten vergleichenden Daten über
                              									Kohlenverbrauch bei den verschiedenen Verfahren der Eisenbereitung anführen, welche
                              									von Gordon auf Veranlassung des Hrn. Siemens zusammengestellt wurden.
                           Zweckmäßig ist es vorauszuschicken, daß nach Siemens der
                              										theoretische Bedarf an Kohle für eine Tonne Eisen 8
                              									und für eine Tonne Stahl 11 Centner beträgt. Den Brennstoff-Aufwand bei
                              									seinem directen Eisenverfahren schätzt Siemens –
                              									da genaue Messungen des Consumes in den Gasgeneratoren noch nicht ausgeführt wurden
                              									– auf 25 beziehentlich 40 Centner gewöhnlicher Kohle pro 1 Tonne Eisen
                              									respective Gußstahl.
                           
                              
                              Vergleichende Daten über
                                    											Brennstoffaufwand für 1 Tonne Eisen.
                              A. Mittlerer
                                    											Holzkohlenverbrauch (respect. Holzaufwand
                                 										Bei Annahme von 30 Procent Ausbringen in Tonnen pro Tonne direct erzeugtes Eisen bei den Rennarbeiten in
                                 									
                              
                                 
                                      1) Indien
                                    6,58 Holzkohlen oder
                                    21,9 Holz
                                    
                                 
                                      2) Catalonia
                                    2,87        „          
                                       												„
                                      9,6    „
                                    
                                 
                                      3) Siegen
                                    4,40        „          
                                       												„
                                    14,7    „
                                    
                                 
                                      4) Steyermark und Kärnthen
                                    2,89        „          
                                       												„
                                      9,6    „
                                    
                                 
                                      5) Stücköfen
                                    4,00        „          
                                       												„
                                    13,3    „
                                    
                                 
                                      6) Chenot's
                                       													MethodePercy: Eisenhüttenkunde, Bd. II S.
                                             														582.
                                    2,78        „          
                                       												„
                                      9,3    „
                                    
                                 
                                      7) Siemens'
                                       												Rotator 
                                     –            „          
                                       												„
                                      2,0    „
                                    
                                 
                              B. Mittlerer
                                    											Holzkohlenverbrauch beim Hohofen- und Puddelproceß (Verhältnisse
                                 										wie oben) in
                              
                                 
                                      8) Steyermark und Kärnthen
                                    1,61 Holzkohlen oder
                                    5,4 Holz
                                    
                                 
                                      9) Rhein
                                    1,91        „          
                                       												„
                                    6,4    „
                                    
                                 
                                    10) Norwegen
                                    2,43        „          
                                       												„
                                    8,1    „
                                    
                                 
                                    11) Schweden
                                    2,21        „          
                                       												„
                                    7,4    „
                                    
                                 
                              C. Mittlerer
                                    											Kohlenverbrauch in Tonnen für jede Tonne beim
                                    											Hohofen- und Puddelproceß erzeugten Eisens in
                              
                                 
                                    Schlesien
                                    3,75 Tonnen Kohle
                                    
                                 
                                    Belgien
                                    3,28    
                                       												„        
                                       												„
                                    
                                 
                                    Frankreich
                                    3,29    
                                       												„        
                                       												„
                                    
                                 
                                    Schottland
                                    3,72    
                                       												„        
                                       												„
                                    
                                 
                                    Cleveland
                                    2,99    
                                       												„        
                                       												„
                                    
                                 
                                    Staffordshire
                                    4,27    
                                       												„        
                                       												„
                                    
                                 
                                    Südwales (Dowlais)
                                    2,33    
                                       												„        
                                       												„
                                    
                                 
                                    Dagegen im Siemens-Rotator
                                    1,25    
                                       												„        
                                       												„
                                    
                                 
                              Berücksichtigt man neben der erreichbaren Kohlenökonomie die Leichtigkeit in der
                                 										Manipulation des neuen Processes, bei welchem auch das Eisen nahezu frei von
                                 										Schwefel bleibt, selbst wenn die Beschickung stark schwefelhaltig ist, ebenso
                                 										der eventuelle Phosphorgehalt ansehnlich herabgebracht wird, so ist nur zu
                                 										wünschen, daß eine ausgedehnte Aufnahme und Durchbildung des Siemens-Processes von der Wiener
                                 										Weltausstellung her datiren möge.
                              
                           
                        
                           
                           9. Werkzeugmaschinen, ausgestellt durch
                                 										die Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik (vormals Joh. Zimmermann) in Chemnitz
                                 										(Sachsen).
                           Chemnitz bethätigt durch die reichhaltige Beschickung der Wiener Weltausstellung aufs
                              									Neue den alten Ruf seines Gewerbfleißes und der hervorragenden Leistungsfähigkeit
                              									seiner Maschinenfabriken, welche speciell auf dem Gebiete der Werkzeugmaschinen und
                              									der Textilmaschinen über die Grenzen des Reiches hinaus lohnenden Absatz sich
                              									verschafften.
                           Es rechtfertigt sich daher, den Chemnitzer Ausstellungsmaschinen besondere
                              									Aufmerksamkeit zu widmen, obwohl ich heute nur mit einer kurzen Uebersicht über die
                              									von der Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik (vormals
                              									Johann Zimmermann) ausgestellten Maschinen für Eisen und
                              									Holz beginnen kann, unter dem Vorbehalte bei günstigerer Gelegenheit, die bemerkten
                              									Verbesserungen etc. mit einigen Skizzen vorzuführen.
                           Die Diagonal- und Stirnräder-Hobelmaschine,
                              									welche ihrer correcten Arbeit wegen schon in Paris 1867 prämiirt wurde, erhielt
                              									Verbesserungen im Antrieb und Rädervorlage, womit die Möglichkeit geboten wurde,
                              									rasch und bequem die zur Veränderung der Schnittgeschwindigkeit in Holz-,
                              									Eisen- oder Bronce-Rädern nothwendigen Wechselungen durchzuführen.
                              									–
                           Im Principe stimmt die ausgestellte Furnürschneidmaschine
                              									Richtiger ist die Bezeichnung (Plan-) Furnürhobelmaschine, da man unter Furnürschneidmaschinen solche mit Sägeblättern begreift. mit der von mir im polytechn. Journal 1869, Bd. CXCII, S. 22 beschriebenen
                              									Plan-Furnürhobelmaschine von Bernier und Arbey in Paris überein. Bei diesem Systeme bewegt sich
                              									bekanntlich über den festen Holzblock ein über die ganze Breite sich erstreckendes,
                              										schief (unter einem Winkel gegen die
                              									Bewegungsrichtung oder den Faserlauf) gestelltes Hobeleisen, welches nach
                              									jedesmaliger Hebung des Tisches ein Furnürblatt abnimmt.
                           Um diese Furnüre möglichst dünn und mit der gewünschten Dicke gleichförmig
                              									abzutrennen, muß die Maschine – und dieß ist bei der Ausstellungsmaschine der
                              									Fall – sehr kräftig und exact gebaut seyn. Der Umsteuerungsmechanismus hat
                              									die bei Hobelmaschinen dieses Etablissements gebräuchliche Anordnung.
                           Die doppelte Kreissaumsäge dient zum Beschneiden von
                              									Bretern und Pfosten auf beiden Schmalseiten zugleich. Das eine Kreissägeblatt ist,
                              									ohne die Maschine abstellen zu müssen, mittelst Schraube und Handrad verstellbar. Die
                              									Sägewelle ist in Doppel-Conuslagern gelagert, daher die Blätter selbst bei
                              									2000 Touren pro Minute nicht zittern können, in Folge
                              									dessen die Schnitte dünn und ziemlich glatt ausfallen.
                           Hölzerne Radspeichen werden auf Drehbänken oder Hobelmaschinen mit rotirendem
                              									Fräskopf angefertigt. Bei Maschinen letzterer Art liegen mehrere Holzstücke parallel
                              									nebeneinander auf dem Tisch, welcher die hin- und hergehende Bewegung
                              									verrichtet, während der Support der Frässcheiben nach Maaßgabe des Copirmechanismus
                              									vertical sich einstellt. Die ausgestellte Radspeichen-Hobelmaschine liefert pro
                              									Tag 200 Stück Radspeichen.
                           Nebenan steht gleich die Bandsäge mit Kreisschneidapparat für Radfelgen etc.
                           Die Sims- und Brethobelmaschine hat seit 1867 verschiedene Verbesserungen erhalten. Die
                              									Maschinen sind zur Erzielung höherer Geschwindigkeiten, also größerer
                              									Productionsfähigkeit wesentlich verstärkt und der Gang dadurch noch ruhiger geworden, daß das Vorgelege der Maschine isolirt
                              									angeordnet wurde. Früher war das ganze Maschinengestell ein Stück. Die Messerwellen
                              									und die Transportwalzen sind durch Schraube beziehentlich durch Schraube und
                              									Zahnstange leicht und sicher verstellbar.
                           Auf die Doppelmesser zum Hobeln unregelmäßig gewachsener Hölzer hat die Fabrik ein
                              									eigenes Patent genommen.
                           Die Patent-Zinkenfräsmaschine arbeitet nun ganz
                              									selbstthätig und soll die Leistungsfähigkeit auf das 10fache der Pariser
                              									Ausstellungsmaschine gebracht worden seyn. Bei diesen Maschinen ist bekanntlich das
                              									Bret fest eingespannt, die Fräswellen siegen parallel auf einem vertical auf-
                              									und niedersteigenden Tisch. Beim Auf- und Niedergang erhalten die Fräswellen
                              									selbstthätig durch Schlitzarm und Schraubenspindel die Bewegung nicht in
                              									senkrechter, sondern in schiefer Ebene, entsprechend der Neigung der
                              										Zinkenflächen.Man vergleiche polytechn. Journal, 1863, Bd. CXCIII S. 177.
                              								
                           Der Roots'sche Ventilator
                              									findet bei Kupolöfen u.a. immer mehr Anwendung. Auch die Chemnitzer
                              									Werkzeugmaschinenfabrik hat sich an die Ausführung dieser Ventilatoren mit eigenen
                              									Verbesserungen gemacht. Die Hauptachsen sind an beiden Enden gelagert; das Gehäuse
                              									ist horizontal getheilt, daher bequem zum Auseinandernehmen, wenn etwas im Inneren
                              									des Apparates nachzusehen ist.
                           
                           Ein kleiner Dampfhammer mit 70 Kil. Hammergewicht ist mit
                              									Handsteuerung und stellbarer Selbststeuerung versehen. Der große Dampfhammer mit 1500 Kilogrm. Hammergewicht zeichnet sich durch
                              									kräftiges Gestell und Einfachheit der Steuerungstheile aus. Am Dampfcylinder ist
                              									oben ein Luftventil angebracht, damit beim Fallen des Kolbens kein Vacuum entstehe
                              									und der Hammerschlag nicht gemildert werde.
                           Mit der bekannten Räderformmaschine lassen sich auch
                              									Schneckenräder formen, da das Prisma, welches am unteren Ende die Zahnradmodelle
                              									trägt, schief gestellt werden kann.
                           Die ausgestellte Blechkantenhobelmaschine hobelt bis 4
                              									Meter lange Bleche beim Vor- und Rückgang. Die beiden Meißel haben
                              									selbstthätige Nachstellung.
                           Bei den verschiedenen Bohrmaschinen ist die lange schon
                              									übliche Lagerung zu erwähnen. Die Bohrspindeln sind nämlich zur Verhütung des
                              									Lockerwerdens mit einem nachziehbaren Conus versehen, welcher in einer
                              									entsprechenden Metallbüchse läuft. Bei der Langlochbohrmaschine ist am Gestell selbst ein Schleifapparat für die
                              									Bohrer angebracht.
                           Die Hobelmaschine zeigt Rundstähle in eigenen Haltern eingesetzt. Die vortheilhafte Verwendung von
                              									Rundstahl für Werkzeuge kann nicht oft genug hervorgehoben werden.
                           Die Mutterschneidmaschine nach dem System Seiler zeigt verschiedene Verbesserungen,
                              									um das Auseinandergehen der Backen beim Schneiden hintanzuhalten, die schnelle
                              									Abnützung und das vorzeitige Unbrauchbarwerden der Einspannbacken zu vermeiden.
                           Bei der Mutter-Drehbank ist das Werkzeug getheilt,
                              									also statt eines Façonstahles 3 mit kurzen geraden Schneiden versehene Stähle
                              									eingesetzt, welche bequemer in Stand zu halten sind.
                           Außerdem sind ausgestellt: Blechbiegmaschine mit
                              									abnehmbaren Oberlagern für Röhrenbiegen; Stehbolzenbohrmaschine; horizontale Bohr- und Fräsmaschine, Universaltischler;
                              									große Scher- und Stoßmaschine für Blech bis 36
                              									Millimeter Stärke und für Winkeleisen; kleiner Werkstätten-Laufkrahn etc.
                           Die Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik, welche im Jahr
                              									1844 von dem früheren Besitzer und derzeitigen Generaldirector Commerzienrath Joh.
                              										Zimmmermann gegründet wurde, beschäftigt gegenwärtig
                              									über 1000 Arbeiter. In den Werkstätten arbeiten 375 Werkzeugmaschinen, davon 170
                              									Drehbänke, 80 Hobelbänke und 125 verschiedene Arbeitsmaschinen. Der Betrieb erfolgt
                              									mittelst 8 Dampfmaschinen von 200 Pferdekraft.
                           
                           Die stetige Entwickelung des aus kleinen Anfängen hervorgegangenen Etablissements
                              									illustriren am deutlichsten folgende Zahlen über Arbeiter und Production.
                           Es wurden gefertigt im Jahre
                           
                              
                                 1858
                                   4700
                                  Centner Maschinen
                                 mit   150 Arbeitern
                                 
                              
                                 1860
                                   6800 
                                       
                                    											„            „
                                  „    
                                    											200        „
                                 
                              
                                 1862
                                 12800 
                                       
                                    											„            „
                                  „    
                                    											300        „
                                 
                              
                                 1864
                                 20000 
                                       
                                    											„            „
                                  „    
                                    											480        „
                                 
                              
                                 1866
                                 24600 
                                       
                                    											„            „
                                  „    
                                    											600        „
                                 
                              
                                 1868
                                 36600 
                                       
                                    											„            „
                                  „    
                                    											780        „
                                 
                              
                                 1869
                                 50900 
                                       
                                    											„            „
                                  „    
                                    											900        „
                                 
                              
                                 1870
                                 60000 
                                       
                                    											„            „
                                  „    
                                    											950        „
                                 
                              
                                 1871
                                 70000 
                                       
                                    											„            „
                                  „  
                                    											1000        „
                                 
                              
                                 1872
                                 75000 
                                       
                                    											„            „
                                  „  
                                    											1050        „
                                 
                              
                           Die Gesammtzahl der seit Gründung bis Ende 1872 gelieferten Werkzeugmaschinen beträgt
                              									circa 11,000. Im Jahre 1871 belief sich der Werth der abgesetzten Maschinen auf mehr
                              									als 1 Million Thaler.
                           Die Fabriketablissements sind wegen den gesteigerten Anforderungen in Erweiterung
                              									begriffen. Die jetzige Gießerei wird in Maschinen- und Montirungswerkstätten
                              									umgewandelt und dafür eine neue Gießerei für 100,000 Centner Productionsfähigkeit
                              									aufgebaut.
                           
                        
                           10 und 11. Locomotivrad-Kurbelwarzen-Hobelmaschine und
                                 										Locomotivradspeichen-Hobelmaschine der deutschen Werkzeugmaschinenfabrik
                                 										(vormals Sondermann und Stier) in Chemnitz. (Figur 4 bis 9.)
                           Der jetzige Wertzeugmaschinenbau charakterisirt sich durch das Bestreben, für
                              									besonders häufig vorkommende, sich stetig wiederholende Arbeiten in den Werkstätten
                              									Specialmaschinen zu construiren, bei denen wo möglich mit einfachem Aufspannen des
                              									Arbeitsstückes das vorgesetzte Ziel erreicht wird. Ganz besonders gilt dieß für
                              									Locomotivfabriken oder Reparaturwerkstätten von Eisenbahnen, für welche schon im
                              									Constructionsbureau die Tendenz maaßgebend ist, möglichst gleichartige
                              									Maschinentheile zu erzielen, so daß gerade hier das ausgedehnteste Feld zur
                              									Verwendung von Special-Werkzeugmaschinen dargeboten ist.
                           So finden wir hier zum Bohren, Hobeln und Stoßen der Locomotiv- und
                              									Tenderträger, zur Bearbeitung der Steuerungscoulissen, zur Erzeugung von Keilnuthen
                              									an Achsen, zum vollkommenen Bohren und Bestoßen der Räder, Ausdrehen der
                              									Kurbelzapfenlöcher u.s.w. die verschiedentlichsten Vorrichtungen und Anordnungen,
                              									denen nun neuerdings die
                              									zwei im Titel genannten Hobelmaschinen, welche die deutsche
                                 										Werkzeugmaschinenfabrik (vormals Sondermann und
                                 										Stier) in ChemnitzTiefes speciell in Werkzeug- und Holzbearbeitungsmaschinen arbeitende
                                    											Etablissement ist im Jahre 1857 gegründet worden und beschäftigt derzeit 350
                                    											Arbeiter. Triebkraft: 4 Dampfmaschinen von 160 Pferdestärken. ausgestellt hat, hinzuzurechnen sind.
                           Was die in Figur
                                 										4 und 5 in zwei Ansichten dargestellte Locomotivrad-Kurbelwarzen-Hobelmaschine betrifft, so ist
                              									dieselbe bestimmt, die aus Kreisbögen zusammengesetzte Peripherie der über den
                              									Radspeichen der Locomotivräder hervorragenden Radnabe und Kurbelwarze (Fig. 6) zu
                              									bearbeiten.
                           Diese Bearbeitung erfolgt mittelst eines um eine verticale Achse A, A' schwingenden Meißels B, dessen Abstand von dieser Achse dem Radius der betreffenden Kreisstücke
                              									entsprechend mit Handrad am schwingenden Supporte C nach
                              									Bedarf regulirt werden kann.
                           Das Arbeitsstück ruht indessen auf dem Tische D, welcher
                              									nach zwei aufeinander senkrechten Richtungen hin stellbar, wie gewöhnlich auch
                              									drehbar ist, außerdem aber noch durch Unterlage eines Keiles eine geneigte Lage
                              									erhalten kann.
                           Ist das Rad aufgespannt, so stellt man zunächst dasselbe und den schwingenden
                              									Hebelarm C für die convexen Flächen ab und cd (Fig. 6) ein,
                              									worauf die Bearbeitung der Stücke a, e, c und b, f, d stattfindet.
                           Aus dem Vorangehenden ergibt sich also für die verticale Achse A, A' eine hin- und hergehende Drehung, welche von der Hauptwelle
                              										E mittelst Schraube und Schneckenrad abgeleitet
                              									wird. Auf der Hauptwelle sitzt das Riemenscheibenpaar F
                              									für den Arbeitsgang und G für den beschleunigten Rückgang des Meißels.
                           Die Umsteuerung geschieht durch zwei in einer Ruth des. Schneckenrades stellbare
                              									Knaggen H, welche abwechselnd gegen die zwei Arme I anstoßen und hiermit nicht allein den Riemenleiter J abwechselnd verschieben, sondern auch den
                              									Schaltmechanismus K, K' zum successiven Nachrücken des
                              									Meißels (in verticaler Ebene mittelst der bei A'
                              									ersichtlichen Schraubenspindel) in Gang bringen.
                           Behufs bequemer Einstellung des Rades und des Meißels läßt sich in das untere Ende
                              									der Achse A, A' eine Lehre einstecken, welche vom
                              									Arbeiter auf das richtige Maaß eingestellt und sehr leicht hin- und herbewegt
                              									werden kann.
                           Die Riemenscheiben auf der Hauptwelle haben einen Durchmesser von 630 bezieh. 425
                              									Millimeter und soll die Hauptwelle im Mittel 100 Touren pro Minute machen.
                           
                           Die Maschine wiegt ca. 140 Centner und erfordert an Platz
                              									einen Raum von 3,300 Meter Länge und 1,760 Meter Breite. Der Preis beträgt 2600
                              									Thaler loco Chemnitz excl. Verpackung.
                           Die zweite von derselben Firma ausgestellte Maschine ist eine Locomotivradspeichen-Hobelmaschine (Figur 7), welche die
                              									schmalen ebenen oder auch convexen Seitenflächen der Speichen (Figur 9) und zwar von der
                              									eingedrehten Spur am Felgenkranze an bis zum Anschluß an die durch die vorher
                              									besprochene Maschine vorgearbeitete Kurbelperipherie abhobelt.
                           Die Radspeichen-Hobelmaschine ist eine gewöhnliche Feil- oder
                              									Shapingmaschine mit modificirtem Werkzeughalter, um eben bei festeingespanntem, nicht bewegtem Arbeitsstück eine convexe Fläche abrichten
                              									zu können.
                           Der Meißelhalter ist in Figur 8 nach dem
                              									Gedächtniß skizzirt.
                           Beim Rundhobel wird die gewöhnliche horizontale Schaltung A ausgerückt und das in kreisförmigen Schwalbenschwanzführungen a, b liegende Stichelhaus B
                              									durch den Schaltmechanismus C, C ruckweise verschoben,
                              									indem die an der Achse des Schaltrades sitzende Schraube D in die Zähne des am Meißelhalter B
                              									angegossenen Kranzes eingreift.
                           Im Uebrigen ist dieser „Meißelhalter für Rundhobeln“ auf dem
                              									Schlitten E vertical verstellbar und letzterer selbst
                              									noch am vorderen Ende des Prismas F drehbar
                              									befestigt.
                           Der Tisch ist mit den gewöhnlichen Bewegungen ausgestattet, weßhalb also diese
                              									Radspeichen-Hobelmaschine auch als gewöhnliche Shapingmaschine Verwendung
                              									finden kann.
                           Die Antriebsscheibe hat 425 Millimeter Durchmesser und macht pro Minute 70 Umdrehungen. Die größte Länge der Maschine Nr. 1 beträgt
                              									3,200, die Breite 2,000 Meter. Das Gewicht ist ca. 56
                              									Centner.
                           Die Maschine Nr. 1 hat 500 Millimeter Hub und dient für Räder bis 1,300 Meter
                              									Durchmesser und kostet loco Chemnitz, ohne Verpackung 1680 Thaler. Die Nr. 2
                              									Maschine für Räder bis 1,850 Meter Durchmesser, mit 750 Millimeter Ausschlag des
                              									Stichels, kommt auf 2730 Thaler zu stehen.
                           In der Wöhlert'schen Maschinenfabrik in Berlin stehen zwei
                              									solche in Thätigkeit und ist nach den befriedigenden Erfahrungen eine dritte
                              									Maschine bereits nachbestellt worden.
                           
                        
                           12. Platt's Egrenirmaschine.
                           Die Firma Platt Brothers und Comp. in Oldham, deren Ruf
                              									für Baumwollspinnerei- und Webereimaschinen seit langem fest begründet ist,
                              									exponirt auf der gegenwärtigen Ausstellung fast ausschließlich Wollmaschinen, wohl um zu
                              									zeigen, daß sie auch auf diesem Gebiete Tüchtiges zu liefern im Stande ist. Es
                              									dürfte sich ein anderes Mal Gelegenheit bieten, auf die neue Kämmmaschine nach dem
                              									Patente von Little und Eastwood in Bradford, auf den Streichgarn-Selfactor u.a.m. näher
                              									einzugehen. Für heute sey zu der auch auf der vorjährigen Specialausstellung in
                              									London befindlich gewesenen Baumwoll-Egrenirmaschine hinsichtlich ihrer
                              									Wirkungsweise Einiges nachgetragen, da die Abbildungen dieser Maschine im
                              									polytechnischen Journal, 1872, Bd. CCV S. 394 nur kurz besprochen sind.
                           Die Maschine ist doppelseitig angeordnet und mit einem zweckmäßigen Speiseapparate
                              									ausgestattet. Dieselbe eignet sich ganz speciell zum Egreniren der amerikanischen
                              									(Upland) Baumwolle, welche wollige, mit kurzen Fäserchen
                              									bedeckte Samenkörner besitzt.
                           Diese Samenkörner verwickeln sich auf gewöhnlichen Walzenmaschinen nach der Trennung
                              									der anhängenden guten Fasern durch die Messer zu leicht mit der nachfolgenden rohen
                              									Baumwolle, und erschweren dadurch außerordentlich die Thätigkeit und
                              									Leistungsfähigkeit der Maschinen.
                           Um nun diese Samenkörner rasch aus der Maschine herauszuschaffen, ist ein eigener
                              									Samenabstreifmechanismus mit den Messern a in Verbindung
                              									gebracht.
                           Mit dem beweglichen Messer schwingt ein fester Rechen auf und nieder und dieser
                              									Rechen streift jedesmal durch die Zähne eines festen Rostes, welcher die abgezogenen
                              									Samenkörner zurückhält und zu Boden fallen läßt. Außerdem bringt der bewegliche Rost
                              									bei jedem Aufgang die Baumwolle bis zur freien Oberfläche der Walze hin und
                              									erleichtert auch in dieser Richtung die Arbeit der Maschine.
                           Solche Egrenirmaschinen liefern nach Angabe der Erbauer stündlich etwa 120 Pfund
                              									reine Baumwolle; sind jedoch die Samenkörner nicht wollig, sondern glatt, läßt sich
                              									also die Geschwindigkeit steigern, so erhöht sich die Production auf 200 Pfund pro Stunde.
                           
                        
                           13. Hall's
                                 										Parallel-Schraubstock. (Figur 10.)
                           Der im Vorjahre im polytechn. Journal Bd. CCVI S. 427 beschriebene Stephens'sche Schraubstock hat sich in England und auf
                              									dem Continente ziemlich rasch Eingang verschafft, trotzdem der Uebelstand an
                              									demselben haftet, daß beim Einspannen eines Gegenstandes die Verschiebung des
                              									beweglichen Backens und die Feststellung desselben mittelst des seitlich am festen
                              									Backen gelagerten Griffes nicht zugleich mit der einen
                                 										Hand erfolgen kann, während die andere Hand das Arbeitsstück zwischen das
                              									Maul des Schraubstockes hält.
                           
                           Der von dem Amerikaner Thomas Hall in der Maschinenhalle
                              									ausgestellte Parallelschraubstock ist in dieser Hinsicht wesentlich verbessert,
                              									indem, wie in der Skizze Figur 10 zu sehen ist,
                              									der Griff vorn am beweglichen Backen angebracht wurde, daher die Verschiebung und
                              									Feststellung dieses Backens durch Niederdrücken des Griffes mit einem Mal
                              									bewerkstelligt werden kann.
                           Da noch verschiedene Patentverkäufe in Schwebe sind, so kann ich Näheres über die
                              									innere, vollkommen verdeckte Einrichtung dieses recht hübschen Werkzeuges nicht
                              									geben. Indessen liegt es nahe, daß der Mechanismus analog angeordnet ist wie bei dem
                              									a. a. D. beschriebenen Stephens'schen Schraubstocke.
                           Dabei hat der ausgestellte Hall'sche Schraubstock noch den
                              									großen Vorzug, daß derselbe frei um eine verticale Achse drehbar ist, beim
                              									Einspannen eines Gegenstandes aber durch dieselbe
                                 										Griffbewegung auch in der horizontalen Ebene festgestellt wird.
                           Es kann demnach diesem Schraubenstocke mehr wie jedem anderen, Raschheit und
                              									Leichtigkeit in der Manipulation zugesprochen werden.
                           
                        
                           14. Bolzano's
                                 									Klarkohlenrost.
                           Ueber den Bolzano'schen Patent-Klarkohlenrost
                              									liegen bereits so günstige Betriebsresultate vor,Man vergleiche polytechn. Journal, Bd. CCII S. 246 und Bd. CCV S. 5. daß es den betreffenden Fachmännern gewiß sehr gelegen seyn wird, denselben
                              									auf der Wiener Weltausstellung im Gange zu sehen und ein eigenes Urtheil hierüber
                              									sich zu bilden.
                           Die acht Springbrunnen vor dem Südportale der Rotunde erhalten das Wasser durch eine
                              									eigene Pumpenanlage (in der Nähe des Jurypavillons), zu welcher die Firma Gebrüder Decker und Comp. in CannstattDiese Firma hat in der Maschinenhalle noch ausgestellt: eine horizontale
                                    											50pferdige Dampfmaschine mit Condensation und selbstregulirender Expansion,
                                    											Universaldampf- und Compressionsluftpumpen, eine Gebläsemaschine für
                                    											10 Schmiedefeuer, Hadernkocher u.s.w. Die Etablissements umfassen eine
                                    											Maschinenfabrik, Eisengießerei, Kesselschmiede und Brückenbauanstalt, in
                                    											welchen 38 Beamte und 465 Arbeiter beschäftigt werden. Zum Betriebe dienen 3
                                    											Dampfmaschinen von 90 Pferdekräften. die Pumpen und die Firma Tedesco und Comp.Tedesco und Comp.
                                    											stellten auch fast sämmtliche Blechschornsteine für die Kesselhäuser am
                                    											Ausstellungsplatze bei. in Prag und Schlan (Böhmen) die complete Dampfkesselanlage und die
                              									Rohrleitung im Kessel- und Maschinenhause lieferten.
                           Zwei der Springbrunnen haben 45 Millimeter, die sechs anderen je 20 Millimeter
                              									Düsenweite. Die Maximalhöhe, auf welche das Wasser getrieben werden kann, beträgt 30
                              									Meter.
                           
                           Die zwei großen Universalpumpen (Patent Decker), welche
                              									die Springbrunnen direct, ohne eingeschaltet Reservoire speisen, haben eine
                              									Maximalleistung von 500 Kubikmeter pro Stunde.
                           Die Dampfkessel sind, der vorgeschriebenen Raumdisposition wegen, Röhrenkessel mit
                              									einem horizontalen Dampfsammler, welcher im letzten Zug gelegen ist. Jeder der
                              									beiden Kessel hat 65 Quadratmeter Heizfläche, 1,740 Meter Durchmesser, 3,160 Meter
                              									Länge und 83 Röhren von 80 Millimeter äußerer Weite. Der Dampfsammler mißt 870
                              									Millimeter im Durchmesser und 4,420 Meter in der Länge.
                           Bezüglich der Einmauerung wäre soviel zu bemerken, daß der Kessel von der Ummauerung
                              									ganz unabhängig ist und alle Dichtungen außerhalb des Feuers liegen. Dabei sind die
                              									Armatur- und die Sicherheitsventile so angeordnet, daß der Heizer dieselben
                              									vollkommen übersieht.
                           Die Feuerung der Kessel erfolgt auf Bolzano's
                              									Patent-Rosten, von welchen schon ca. 500 Stück in Oesterreich und Deutschland
                              									in Betrieb gesetzt wurden.
                           Nach den mehrfach angestellten Verdampfversuchen erzielt man auf diesen Rosten eine
                              									ansehnliche Kohlenersparniß, was dadurch begründet erscheint, daß sie mit den
                              									Vortheilen des Treppenrostes auch jene des Planrostes vereinigen, die Nachtheile
                              									beider Systeme aber vermeiden. Das Feuer kann hier gehörig geschürt, die Kohle aber
                              									ohne Zulaß kalter Luft aufgegeben werden. Demnach bleibt die Temperatur im Feuerraum
                              									stets so hoch, daß nahezu eine vollständige Verbrennung und Rauchverzehrung erzielt
                              									wird; nicht außer Acht zu lassen die Schonung der Kessel, wenn die Feuerplatten
                              									keinem sich wiederholenden Temperaturwechsel wie beim Planrost ausgesetzt sind.
                           Hinsichtlich des Einflusses der hohen Temperatur im Feuerraume auf die gute
                              									Ausnützung des Brennmateriales mag auf die lehrreiche Abhandlung des Prof. Gustav
                              										Schmidt im polytechn. Journal, 1872, Bd. CCV S. 5
                              									hingewiesen und nochmals bemerkt werden, daß auf den in Rede stehenden Rosten die
                              									geringsten Brennmateriale wie Staub und Lösche von Steinkohlen oder Braunkohlen,
                              									Sägespäne etc. noch vortheilhaft verbrennen. Der Rost ist für alle Kesselsysteme,
                              									ferner für Puddel- und Schweißöfen, Abdampföfen u.s.w. anwendbar, ohne daß
                              									die übrige Einmauerung geändert werden muß.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
