| Titel: | Meyer's autographischer Telegraph; Bericht von Du Moncel. | 
| Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. XVIII., S. 111 | 
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                        XVIII.
                        Meyer's
                           								autographischer Telegraph; Bericht von Du Moncel.
                        Aus dem Bulletin de la
                                 									Société d'Encouragement, Juli 1873, S. 378.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Meyer's autographischer Telegraph.
                        
                     
                        
                           Die autographischen Telegraphen, deren Grundgedanke zuerst von Wheatstone ausgesprochen wurde, sind zum erstenmal im Jahr 1851 von dem
                              									englischen Mechaniker Backwell in Ausführung gebracht
                              									worden. Eine durch einen solchen Apparat reproducirte Schriftprobe figurirte auf der
                              									Weltausstellung vom Jahr 1851. Der Apparat selbst wurde aber nicht ausgestellt, und
                              									so hatte daher Niemand von dieser Telegraphengattung nähere Kenntniß. In der
                              									erwähnten Probe erschien die Schrift, welche in sehr groben Zügen sich darstellte,
                              									weiß auf blauem Grunde.
                              									Letzterer bestand aus schrägen Schraffirungen, welche nur an den der Schrift
                              									entsprechenden Stellen unterbrochen waren. Eine aufmerksamere Untersuchung dieses
                              									eigenthümlichen Depeschenmusters ließ indessen die zu seiner Erzeugung in Anwendung
                              									gebrachten Mittel ahnen; denn die färbende Wirkung, welche unter dem elektrischen
                              									Einflusse durch eiserne Stifte ausgeübt wurde, wenn sie ein mit Kaliumeisencyanür
                              									imprägnirtes Papier berührten, war kurz zuvor von Bain
                              									entdeckt worden; und jener Grund von unterbrochenen Schraffirungen deutete auf eine
                              									an beiden correspondirenden Stationen stattfindende synchronistische Bewegung zweier
                              									Stifte, welche die verschiedenen Stellen einer ihrer Wirkung ausgesetzten Fläche in
                              									einer und derselben Richtung nacheinander zu durchlaufen hatten. Der eine dieser
                              									Stifte rief, indem er über die Züge der Originalschrift quer hinwegglitt, eine Reihe
                              									elektrischer Wirkungen hervor, welche in bestimmten Momenten auf den Stromkreis
                              									zurückwirken konnten, während der andere diese elektrischen Wirkungen als
                              									Unterbrechungen in der Continuität der Linien sichtbar machte, die er auf dem zur
                              									Aufnahme der Depesche bestimmten Blatte zurückließ. Diese Unterbrechungen, welche
                              									genau in dem Momente eintraten, wo die Spitzen der Stifte auf beiden Flächen die
                              									gleiche Lage hatten, mußten vereint eine mehr oder weniger vollkommene Reproduction
                              									der Schrift, der sie ihre Entstehung verdankten, darstellen. Eine ähnliche
                              									Schlußfolge führte unmittelbar auf den Gedanken, daß auf der Abgangsstation die
                              									Depesche auf ein metallisches Papier geschrieben seyn mußte, und dieses war auch in
                              									der That der Fall.
                           Nach der Ausstellung im Jahr 1851 suchten mehrere Physiker und Erfinder, insbesondere
                              										Seugraff und Caselli,
                              									indem sie auf der durch Backwell gebrochenen Bahn
                              									entschlossen weiter arbeiteten, diesem telegraphischen System eine praktische
                              									Bedeutung zu verschaffen, und nach zahllosen mit Geduld und Ausdauer fortgesetzten
                              									Versuchen und Proben konnte Caselli im Jahr 1855 jene
                              									eigenthümlichen Depeschen zeigen, welche damals so großes Aufsehen erregten. Dießmal
                              									hätte man das Problem der eigentlichen Fernschrift für gelöst halten können, und
                              									dennoch befand sich diese Erfindung nur im Stadium ihrer Kindheit; denn es gingen
                              									noch sieben Jahre unter Versuchen hin, bis Caselli's
                              									Apparate ihren Dienst in der Linie versehen konnten.
                           Vorstehende geschichtliche Notiz über die autographischen Telegraphen glaubte ich
                              									voranschicken zu müssen, um das Verständniß der verschiedenen Einrichtungen, von
                              									denen jetzt die Rede seyn soll, zu erleichtern.
                           In dem Backwell'schen System, sowie in allen vor 1855
                              									erdachten Systemen, lag ein Hauptfehler, welcher ihrer Einführung in die
                              									telegraphische Praxis im
                              									Wege stand, in der Nothwendigkeit, von der Stromthätigkeit nur außerhalb der zu
                              									reproducirenden Schriftzüge Gebrauch zu machen. Nach Bain's Entdeckung der färbenden Wirkung des Stromes auf ein mit
                              									Kaliumeisencyanür imprägnirtes Papier, hätte man, wenn die Schreibtinte leitend
                              									statt isolirend gewesen wäre, an der Empfangsstation in dem Momente wo die
                              									metallenen Gleitstifte quer über die geschriebene Depesche hinwegliefen, eine Reihe
                              									blauer Punkte erhalten können, deren Gesammtheit nach einer Reihe solcher
                              									successiver Bewegungen die Schriftzüge reproducirt hätte. Da aber die Tinte, selbst
                              									wenn sie eine metallhaltige ist, immer mehr oder weniger isolirend wirkt, so konnte
                              									man mit den gewöhnlichen Mitteln nur den umgekehrten Erfolg erzielen. Deßhalb mußte
                              									man die Depesche auf metallisches Papier schreiben. Auf diese Weise hob sich die
                              									Schrift weiß von blauem Grunde ab. Um nun unter diesen Bedingungen eine lesbare
                              									Depesche zu erhalten, mußte man sich einer sehr groben Schrift und eines sehr kurzen
                              									Schließungsbogens bedienen; denn die chemische Färbung auf feuchtem Papier greift
                              									immer über die Grenzen des ursprünglichen Striches hinaus, weßhalb die weißen Räume
                              									ohne jene Vorsicht leicht hätten zugedeckt werden können. Hierzu kommt noch, daß die
                              									Störungen in der elektrischen Transmission, indem sie die Dauer der Stromthätigkeit
                              									auf unliebsame Weise verlängerten, das Bestreben äußern würden, den genannten
                              									Uebelstand durch Verlängerung der Striche noch zu vermehren. Dadurch nun, daß Caselli diese Störungen durch eine sinnreiche Kombination
                              									der Ströme paralysirte, und dem Synchronismus der Bewegungen der Apparate weit
                              									größere Sorgfalt und Aufmerksamkeit widmete, als dieses seither der Fall gewesen
                              									war, ferner die Apparate so anordnete, daß sie dem Einflusse der secundären
                              									Entladungen der Linie entzogen waren, gelangte er zu so merkwürdigen Resultaten.
                           Aber ungeachtet aller dieser Vervollkommnungen war jene chemische Manipulation,
                              									welche die Präparirung der zur Aufnahme der Depesche bestimmten Papierbänder
                              									voraussetzte, ein thatsächliches Hinderniß, um die autographischen Apparate mit
                              									Erfolg in die Praxis einzuführen. Außerdem waren diese Apparate sehr delicater Natur
                              									und verlangten seitens der Telegraphisten eine Geschicklichkeit und einen Grad
                              									technischer Kenntnisse, welche sie selten besitzen. Es war daher wünschenswerth, die
                              									elektrochemische Thätigkeit durch die elektromagnetische zu ersetzen, und dieses ist
                              									die Richtung in welcher die HHrn. Meyer und Lenoir gearbeitet haben. Wir müssen inzwischen zur Steuer
                              									der Wahrheit bemerken, daß diese Erfinder in der genannten Richtung einen Vorgänger
                              									in Hrn. De Lucy hatten, welcher im Jahr 1859 einen
                              									derartigen von 
                              									Mouilleron construirten Apparat in wissenschaftlichen
                              									Zeitschriften beschrieb. Letzteres System involvirte zwar keineswegs eine Lösung des
                              									großen Problemes des Synchronismus der Bewegungen beider correspondirenden Apparate,
                              									seine Leistungen stellten sich jedoch immerhin als verhältnißmäßig befriedigend
                              									dar.
                           Alle elektromagnetisch-autographischen Apparate bis zu der Periode, wo Meyer den seinigen bekannt machte, hatten als zeichnendes
                              									Organ eine Art Reißfeder oder einen Capillarheber. Dieses Drucksystem wurde
                              									besonders zu der Zeit wo die Glycerintinte noch nicht bekannt war, als sehr
                              									mangelhaft betrachtet. Daher kommt es, daß die Morse-Telegraphen mit geschriebenen Tintesignalen sich erst dann als
                              									praktisch erwiesen, nachdem Thomas John und Digney eine kleine rotirende Farbwalze angebracht hatten,
                              									welche so angeordnet war, daß sie dem Drucke immer eine mit Farbe oder Tinte frisch
                              									imprägnirte Stelle darbot. Dieses System nun hat Meyer
                              									mit seinem autographischen Telegraphen in Verbindung gebracht. Fortan gab es keine
                              									chemischen Vorbereitungen, kein feuchtes Papier, kein Ankleben der Blätter im
                              									Apparat mehr. Eine Walze mit einem aus ihrem Umfange hervorragenden Schraubengang,
                              									dessen Steigung der Breite der Depesche entspricht, dreht sich, wie bei dem Digney'schen System, unterhalb einer Schwärz- oder
                              									Farbwalze und zwar synchronisch mit dem transmittirenden Cylinder. Jede
                              									Unterbrechung des Stromkreises, hervorgerufen durch das Hinweggleiten des Stiftes
                              									über den Körper der Schrift, veranlaßt auf elektromagnetischem Wege die Bewegung
                              									einer Wippvorrichtung, welche wie bei dem Digney'schen
                              										Morse-Apparat das Papier jener Schraubenwalze
                              									nähert. Diese äußerst genau begrenzte Bewegung bewirkt einen Abdruck, welcher wegen
                              									der synchronischen Bewegung des depeschengebenden und depeschenempfangenden
                              									Apparates, auf dem Papier die nämliche relative Lage hat, wie die Schriftstelle
                              									welche in demselben Augenblicke von der Spitze des zeichengebenden Apparates berührt
                              									wird. Die Aufeinanderfolge dieser Abdrücke bildet also die verschiedenen Buchstaben,
                              									und die Depesche präsentirt sich in kurzer Zeit, quer über das Papierband gedruckt,
                              									in ihrer ganzen Ausdehnung als vollkommen leserliche Schrift, ohne daß man nöthig
                              									hat, sie aus dem Apparat hervorzuziehen.
                           Bei Meyer's System umfaßt jeder Apparat den Mechanismus
                              									zum Empfang der Depeschen, oder den „Receptor,“ sowie
                              									denjenigen zur Absendung der Depeschen oder den „Manipulator,“
                              									ferner den Mechanismus zur Regulirung des Synchronismus, das Triebwerk und das
                              									Relais. Das Triebwerk ist dem Receptor und dem Manipulator gemeinschaftlich und
                              									daher zwischen beiden angeordnet. Dasselbe ist ein starkes Uhrwerk, dessen letztes
                              									bewegliches Organ durch ein aus zwei sehr schweren Kugeln bestehendes conisches
                              									Pendel (Centrifugalpendel) dirigirt wird. Die kleinere Kugel dient als Regulator zur
                              									Mäßigung und Beschleunigung der Geschwindigkeit des Apparates, und vermittelt die
                              									genaue synchronische Einstellung der correspondirenden Apparate. Im Princip ist
                              									dieses System nicht neu, doch ist dasselbe durch Hardy,
                              									den geschickten Verfertiger des in Rede stehenden Apparates, dadurch wesentlich
                              									vervollkommnet worden, daß der Elongationswinkel des conischen Pendels durch
                              									automatische Hebung und Senkung der kleineren Kugel sich ändert, wenn der unter dem
                              									Einflusse des Pendels stehende Apparat seinem Correspondenten voraneilen oder hinter
                              									demselben zurückbleiben sollte.
                           Der Apparat zur Absendung der Depeschen besteht aus einem Cylinder, auf welchen das
                              									metallische Papierblatt mit seiner geschriebenen Depesche gewickelt ist, und aus
                              									einem längs einer Schraubenspindel parallel zur Cylinderachse sich bewegenden
                              									Stiftträger. Eine Feder drückt den Stift mehr oder weniger gegen die Schrift. Die
                              									elektrische Verbindung mit dem Metallblatt wird durch einen kleinen, an dem
                              									Stifthälter in der Nähe des Stiftes angebrachten Metallpinsel hergestellt. Der
                              									Stiftträger kann mit Hülfe eines Hebels nach Belieben in die Höhe gehoben, an einen
                              									beliebigen Punkt der Devesche geführt oder auch ganz zurückgezogen werden, ohne den
                              									Gang des Uhrwerkes hemmen zu müssen.
                           Der Receptor besteht aus der Anordnung, die wir im Princip bereits beschrieben haben.
                              									Der Schraubencylinder und die Schwärzwalze nehmen den oberen Theil des Mechanismus
                              									ein, und unterhalb des Cylinders befindet sich ein sehr leichter Rahmen von der
                              									Länge des Cylinders, der sich in eine scharfe Kante endigt und unter dem Einflusse
                              									einer elektromagnetischen Armatur, welche er in der Nähe seiner Schwingungsachse
                              									trägt, um zwei Spitzen oscillirt. Diese Armatur befindet sich vor den Polen eines
                              									starken permanenten Magnetes, welcher dieselbe zur richtigen Zeit anzieht, wodurch
                              									er die scharfe Kante des Rahmens dem Schraubencylinder nähert. Da aber das
                              									Papierband, welches die Depesche aufnehmen soll, diesen Rahmen umhüllt, so begegnet
                              									es der Schraubenwindung an irgend einer Stelle der letzteren und empfängt von dem
                              									betreffenden Punkte einen Abdruck. Das Papier ist im Vorrath auf einer breiten Spule
                              									aufgerollt und wird nach jeder Umdrehung des depeschengebenden Cylinders, wie bei
                              									dem Morse'schen Apparat, durch ein Walzensystem um 1/4
                              									Millimeter vorwärts gezogen.
                           Mehrere Fachmänner haben, und zwar ohne Zweifel mit Recht, behauptet, daß der
                              									vollkommene Synchronismus in der Bewegung beider in elektrischem Rapporte stehenden
                              									Apparate nur erzielt werden könne, so lange die Triebwerke ganz unabhängig von der durch
                              									diese Apparate hervorgebrachten Wirkung sind. Aus diesem Grunde haben Caselli und Lenoir in ihren
                              									Apparaten die Mechanismen zur Regulirung des Synchronismus von den Triebwerken
                              									getrennt, indem sie die ersteren im bestimmten Momente die Stromschlüsse
                              									bewerkstelligen ließen, welche alsdann auf mechanische Weise und unabhängig auf die
                              									Triebwerke zurückwirken konnten. Aber auch abgesehen davon, daß bei dem Meyer'schen Apparat der Pendelmechanismus automatisch und
                              									fortwährend regulirt wird, würden die etwa auftretenden Unregelmäßigkeiten nicht,
                              									wie bei den anderen Systemen, Anlaß zu jenen Unannehmlichkeiten rücksichtlich der
                              									Wirkung des conischen Pendels selbst bieten, welches letztere, statt hastiger, nur
                              									sehr langsame Veränderungen zuläßt. Die etwa resultirende Unannehmlichkeit würde
                              									höchstens darin bestehen, der Schrift eine nach der einen oder der anderen Richtung
                              									geneigte Stellung zu geben, wodurch das Ablesen derselben nicht im mindesten
                              									erschwert würde, ein Umstand welchen in der That die Erfahrung schon vor der
                              									automatischen Regulirung des Pendelmechanismus bestätigt hat. Man begreift daher
                              									leicht, daß die nach dem Meyer-Hardy'schen System
                              									construirten Apparate weit zuverlässiger arbeiten und selbst billiger herzustellen
                              									sind.
                           Die Versuche, welche im Jahr 1870 vor der Commission zur Vervollkommnung des
                              									telegraphischen Materiales angestellt worden sind, haben bewiesen, daß man mit
                              									diesem Apparate zwischen Paris und Lyon in 1 Minute 43 Secunden eine Depesche,
                              									welche 30 Quadratcentimeter Oberfläche bedeckt (also 17 Quadratcentimeter per Minute) expediren könne. Mit dem Caselli'schen Apparate hätte man dazu wenigstens 3
                              									Minuten gebraucht. Man darf daher den Meyer'schen Apparat
                              									als den schnellsten unter den bis jetzt auf den Linien probirten autographischen
                              									Telegraphen, und dieses System als einen entschiedenen Fortschritt in der
                              									Telegraphie bezeichnen.
                           Die Transmissionsgeschwindigkeit der Depeschen anlangend, könnte dieses System das
                              									expediteste von allen seyn, wenn die Depeschenschrift unter geeigneten Bedingungen
                              									ausgeführt würde, d.h. mit schmalen Räumen zwischen den Zeilen, die Buchstaben eng
                              									an einander geschlossen, und wenn die beschriebenen Blätter ohne Unterbrechung auf
                              									einander folgten. Aber in den gewöhnlichen Fällen verhält es sich keineswegs so, und
                              									die seitherigen Erfahrungen sind in dieser Hinsicht nicht zu Gunsten des
                              									autographischen Telegraphen ausgefallen. Um der expediteste zu seyn, müßte dieser
                              									Apparat mehr als 60 gewöhnliche Depeschen von je 20 Wörtern per Stunde in Currentschrift abgeben können. Denn bei dem Hughes'schen Typendrucktelegraphen, der bis jetzt der
                              									schnellste von allen
                              									ist, überschreitet das Maximum der innerhalb dieser Zeit expedirten Depeschen sogar
                              									die genannte Zahl, während der Morse'sche Telegraph
                              									allerdings kaum mehr als 20 Depeschen absenden kann.
                           Vom Gesichtspunkte der Vortheile aus, welche aus der Telegraphirung der Handschrift
                              									resultiren können, ist es begreiflich, daß dieses telegraphische System für den
                              									commerciellen oder finanziellen Verkehr eine Sicherheit gewähren kann, welche kein
                              									anderes System zu leisten vermag. Fügen wir zu dieser Erwägung hinzu, daß dasselbe
                              									die Reproduction von Zeichnungen und Plänen, sowie die Transmission der
                              									mannichfaltigsten und complicirtesten Schriften gestattet, so leuchtet es
                              									unmittelbar ein, welche immensen Quellen für unsere häuslichen Bedürfnisse dadurch
                              									zu unserer Verfügung gestellt sind. Es verdient endlich noch erwähnt zu werden, daß
                              									das in Rede stehende System, wie bereits Hr. d'Escayrac de
                                 										Lauture sehr richtig bemerkt hat, das einzige ist, welches die Anwendung
                              									der Telegraphie in China und in denjenigen Ländern, deren Schrift keine
                              									alphabetische ist, ermöglicht.
                           Wenn dessenungeachtet die autographischen Telegraphen bis jetzt noch keine
                              									allgemeinere Anwendung gefunden haben, so liegt der Grund nicht etwa darin, daß ihre
                              									Leistungen nicht befriedigend sind, sondern einfach darin, daß die Vortheile dieser
                              									Methode von Seite des Publicums noch nicht genügend erkannt und gewürdigt worden
                              									sind, und daher ihre Anwendung vom administrativen Gesichtspunkte aus noch keinen
                              									hinreichenden Vortheil gewährt hat.
                           Fig. 13
                              									stellt den autographischen Telegraphen des Hrn. Meyer (in
                              									Paris, 6 avenue de Lamothe-Piquet) in
                              									perspectivischer Ansicht dar. Die Figuren 14 und 15 sind
                              									perspectivische Skizzen, die erstere von dem die Depeschen abgebenden Cylinder nebst
                              									Zugehör, die letztere von dem die Depesche empfangenden Cylinder nebst Zugehör.
                           A, der Cylinder zur Abgabe der Depesche.
                           B, der Cylinder mit Schraubengang zur Empfangnahme der
                              									Depesche.
                           C (Fig. 14), die Gleitspitze
                              									aus Platin, welche in einem oberhalb des Cylinders A
                              									angeordneten Schlitten befestigt ist.
                           D, Pinsel aus Metalldraht, an den nämlichen Schlitten
                              									befestigt.
                           E (Fig. 15), ein kleiner
                              									Elektromagnet.
                           F (Fig. 15), ein
                              									hufeisenförmiger Stahlmagnet.
                           Vor dem Cylinder B, ein wenig unterhalb desselben, ist
                              									ein Metallrahmen G angeordnet und unter diesem der
                              									Elektromagnet E befestigt.
                           H, eine parallel zum Cylinder A gelagerte Schraubenspindel.
                           I, eine Schraube, deren Spitze in die Windungen der
                              									letzteren greift.
                           
                           J, eine Walze zum Schwärzen des vom Cylinder B hervorragenden Schraubenganges.
                           K, das conische Pendel (Centrifugalpendel) mit sehr
                              									schweren Kugeln, zur Regulirung der Apparate rücksichtlich ihres Synchronismus.
                           M, M, Seitenplatten des Uhrwerkes, welche durch starke
                              									metallene Querbolzen verstärkt und auf die Fundamentplatte des Apparates geschraubt
                              									sind.
                           N, ein Rad mit starker Verzahnung, welches auf die Achse
                              									des ersten Rades des Uhrwerkes festgekeilt ist. In dieses Rad legt sich die Galle'sche Kette, welche das Treibgewicht trägt.
                           O, ein drittes Rad, welches in das Getriebe der Schraube
                              										H greift. Ein auf die Achse des Cylinders B festgekeiltes Rad P von
                              									100 Zähnen steht mit einem Rade von der gleichen Zähnezahl, dem vierten des
                              									Triebwerkes, im Eingriff.
                           Q ist das sechste Rad, dessen Achse eine breite Rolle
                              									trägt, gegen welche der Bremszaum zum Anhalten des Apparates sich legt.
                           R, siebentes Rad mit verticaler Achse. Letztere trägt an
                              									ihrem oberen Ende eine gespaltene Kurbel zur Führung des conischen Pendels K.
                           S ist ein Schlitten mit dem Gleitstift C und dem Pinsel D (Fig. 14).
                              									Seine Verschiebung wird durch die Schraubenspindel H und
                              									die in die Gänge der letzteren greifende Spitze I
                              									bewerkstelligt.
                           T (Fig. 13), Walzen zur
                              									Regulirung der Geschwindigkeit des Papieres, auf welchem die Depesche sich
                              									abdruckt.
                           Der expedirende Cylinder A ist isolirt und dient zur
                              									Aufnahme der im Voraus auf metallisches Papier geschriebenen Depesche. Die durch das
                              									Uhrwerk in Bewegung gesetzte Schraube H (Fig. 14) bewirkt die
                              									Verschiebung des Schlittens S parallel zur Achse des
                              									Cylinders A. Der auf dem Schlitten angeordnete Ziehstift
                              									und der Drahtpinsel sind gegen einander isolirt und fortwährend mit dem metallischen
                              									Depeschenpapier in Berührung. Auf jede Umdrehung des Cylinders A verschiebt sich der Schlitten um 1/4 Millimeter, so
                              									daß sämmtliche Punkte der Cylinderfläche nach einander mit der Spitze C, welche permanent mit der Erde in Verbindung ist, in
                              									Contact kommen. An der Absendstation communicirt der positive Pol der Linienbatterie
                              									fortwährend einerseits mit dem Pinsel D und der
                              									metallischen Fläche der Depesche, andererseits mit der Drahtleitung der Linie.
                           Es folgt aus dieser Anordnung, daß die Linienbatterie fortwährend in Gang ist, aber
                              									die Vertheilung ihres Stromes von der Stellung des Stiftes C rücksichtlich der isolirenden Schriftzüge der abzusendenden Depesche abhängt. So lange der
                              									Stift über das Metallpapier läuft, ist der Stromkreis der Linienbatterie durch den
                              									Pinsel D, den Stift und die Erde geschlossen. Beinahe
                              									der ganze Strom geht durch diesen kurzen Schließungsbogen und die Linie empfängt nur
                              									einen derivirten Strom, der nicht in Betracht kommt. Wenn dagegen die Spitze des
                              									Stiftes einem isolirenden Zug der Depesche begegnet, so ist der kurze
                              									Schließungsbogen unterbrochen und der Batteriestrom geht nothwendig vollständig
                              									durch den Liniendraht.
                           Die von der Oberfläche des depeschenempfangenden Cylinders B hervorragende schraubenförmige Rippe hat einen dreieckigen Querschnitt,
                              									bildet einen ganzen Schraubengang und befindet sich fortwährend mit der Schwärzwalze
                              										J (Fig. 15) in reibendem
                              									Contacte. Der Rahmen G oscillirt in sehr kleinen
                              									Schwingungen, wobei seine Kante jedesmal mit einem Punkte der genannten Rippe des
                              									Cylinders B in Berührung kommt. Ueber diese Kante wird
                              									das Papierband, auf dem sich die Depesche reproduciren soll, langsam und
                              									continuirlich vorwärts gezogen und dasselbe berührt somit bei jeder erfolgenden
                              									Schwingung des Rahmens die Rippe, welche sofort einen Punkt auf ihm markirt. Bei
                              									längerer Contactdauer, während der Rotation des Cylinders B, gleitet der Berührungspunkt so zu sagen längs der Kante des Rahmens
                              									hin, und markirt daher auf dem Papier einen geraden Querstrich. Nach einer
                              									vollständigen Umdrehung beginnt die schraubenförmige Rippe mit einer neuen Linie auf
                              									dem Papier, parallel der vorhergehenden, und zwar in Folge des Vorrückens des
                              									Papieres in einem Abstande von 1/4 Millimeter.
                           Die Enden des weichen Eisenkernes des Elektromagnetes E
                              									ragen über die Spule hervor, und sind den Polen des permanenten Hufeisenmagnetes F (Fig. 15) gegenüber
                              									angeordnet. Wenn nun die Spule des Elektromagnetes von einem Strom durchlaufen wird,
                              									so nehmen die Enden des Eisenkernes gleichnamige Polarität mit den Polen des
                              									permanenten Magnetes F an; die an den Rahmen G befestigte Spule wird daher zurückgestoßen, der Rahmen
                              									schwingt mit ihr zurück und seine Kante berührt nicht mehr die schraubenförmige
                              									Rippe des Cylinders B. Wenn aber der Strom auf kürzere
                              									oder längere Dauer unterbrochen wird, so zieht der Magnet F den jetzt nicht mehr magnetischen weichen Eisenkern sofort an; das ganze
                              									System schwingt nun in entgegengesetztem Sinne, und das Papier, welches auf diese
                              									Weise längere oder kürzere Zeit mit der Schraubenrippe in Contact gelangt, empfängt
                              									den Abdruck eines Punktes oder Striches. Den Strom, welcher in jedem Apparate die
                              									schwingende Bewegung des Rahmens und in dessen Folge die Striche auf dem Papierbande
                              									erzeugt, liefert eine von einem Relais beherrschte Localbatterie. Jedes Relais besteht aus einem
                              									feststehenden permanenten Magnet und einem in den Stromkreis der Linie
                              									eingeschalteten Elektromagneten; dieser, vor den Polen des ersteren beweglich
                              									angeordnet, öffnet und schließt die Localbatterie.
                           Function des Apparates. – Sobald einmal der
                              									Synchronismus regulirt ist, präsentirt in jedem Apparate die schraubenförmige Rippe
                              									dem Rahmen einen reproducirenden Punkt, dessen Lage genau derjenigen des Stiftes an
                              									der Oberfläche des expedirenden Cylinders entspricht, d.h. wenn der Anfang einer
                              									Zeile der Originaldepesche unter der Spitze des Stiftes hinweggeht, so befindet sich
                              									jener reproducirende Punkt am Rande des Papierbandes. Hat sich nun der expedirende
                              									Cylinder z.B. um 1 Millimeter gedreht, damit die Spitze des Stiftes vom ersten
                              									Schriftzug der Depesche zum zweiten gelange, so hat sich die reproducirende Stelle
                              									gleichfalls um 1 Millimeter verschoben. Man sieht also, daß alle diejenigen Punkte
                              									der Zeile des Depeschenmanuscriptes, welche unter der Spitze des Stiftes
                              									hinweggehen, hinsichtlich der reproducirenden Stelle den nämlichen Punkten der Zeile
                              									des Facsimile's entsprechen.
                           So lange die Spitze des Gleitstiftes auf der metallischen Fläche der Depesche ruht,
                              									ist der kurze Stromkreis der Linienbatterie geschlossen. Die Linie selbst empfängt
                              									alsdann nur einen derivirten Strom ohne Bedeutung, die Relais halten die Ketten der
                              									Localbatterie geschlossen, die Spulen E sind abgestoßen,
                              									mithin die Papierbänder von den schraubenförmigen Rippen entfernt und es findet also
                              									kein Abdruck statt. Wenn aber die Spitze des Stiftes über eine isolirende Stelle der
                              									Depeschenschrift hinwegläuft, so ist der kurze Stromkreis der Linienbatterie
                              									unterbrochen. Der Strom, welcher nun in seiner ganzen Stärke die Linie durchläuft,
                              									belebt die beiden Relais; die Spulen derselben, welche sofort heftig zurückgestoßen
                              									werden, unterbrechen die Kette der Localbatterie. Die Spulen E werden daher durch die permanenten Magnete angezogen und die
                              									Papierbänder gegen die Schraubenrippe angedrückt, um einen Abdruck in Form eines
                              									kurzen Striches zu empfangen.
                           Nach einer vollständigen Umdrehung des expedirenden Cylinders zeigt sich der Stift
                              									wie bereits oben erwähnt wurde, um 1/4 Millimeter seitwärts verschoben. Um die
                              									gleiche Größe hat sich das Papierband fortbewegt, und die Spitze des Gleitstiftes,
                              									welche jetzt über die Verlängerung des isolirenden Schriftzuges hinwegläuft,
                              									veranlaßt eine neue Stromsendung der Batterie längs der Linie. Während einer ganzen
                              									Umdrehung des expedirenden Cylinders hat nun der Schraubengang des die Depesche
                              									empfangenden Cylinders gleichfalls eine Umdrehuog vollendet, und die reproducirende Stelle
                              									desselben ist unterhalb der ersten Lage, in der sie einen kleinen Strich imprimirt
                              									hatte, zurückgelangt, so daß der durch den Linienstrom veranlaßte neue Abdruck zur
                              									Verlängerung des Schriftzuges in dem Facsimile der Depesche sich gestaltet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
