| Titel: | Zur Bestimmung des Bleies in Erzen; mitgetheilt von Jul. Löwe. | 
| Autor: | Julius Löwe [GND] | 
| Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. XXI., S. 140 | 
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                        XXI.
                        Zur Bestimmung des Bleies in Erzen; mitgetheilt
                           								von Jul. Löwe.
                        Löwe, über Bestimmung des Bleies in Erzen.
                        
                     
                        
                           Das übliche Verfahren zur quantitativen Bestimmung des Bleies in Erzen ist
                              									bekanntlich die Extraction desselben mittelst heißer Salpetersäure aus den
                              									feingepulverten Erzproben. Kommt nun das Blei selbst als Schwefelverbindung oder in
                              									Begleitung mit anderen Schwefelmetallen vor, so ist bei der Operation der Oxydation
                              									und Auflösung des Bleies auch eine gleichzeitige Oxydation eines Theiles des
                              									gegenwärtigen Schwefels zu Schwefelsäure nicht ausgeschlossen, welche letztere Säure
                              									sich bald in größerer bald in geringerer Menge bildet, je nach der Stärke der zur
                              									Extraction angewandten Salpetersäure, der Dauer des Erhitzens u.s.w. Die Gegenwart
                              									der gebildeten Schwefelsäure wird stets den Bleigehalt der Lösung schwächen,
                              									insofern ein Theil des Bleies in Form von schwefelsaurem Blei sich ausscheidet und
                              									dadurch in die unlösliche Bergart (Gangart) eingeht. Wollte man nun bei der
                              									quantitativen Bestimmung nur den Bleigehalt der Lösung als den in den Erzproben
                              									vorhandenen, zur Geltung gelangen lassen ohne Berücksichtigung des in der Gangart
                              									vorhandenen ausgefällten Antheiles, so könnte der Bleigehalt oft fast bis zu 2 Proc.
                              									von dem in der Probe gegenwärtigen differiren. Eine Bestimmung auch dieses in die
                              									Bergart eingegangenen Theiles des Bleies ist somit unerläßlich zur genauen
                              									Feststellung des Gesammt-Metallgehaltes der Proben, selbst wenn die
                              									angewandte Salpetersäure eine verdünnte und die Zeit zur Extraction eine kürzere
                              									war.
                           Die von mir schon früher an anderem Orte mitgetheilte Eigenschaft des schwefelsauren
                              									Bleies, nämlich von einer wässerigen Auflösung von unterschwefligsaurem Natron
                              									leicht und vollständig aufgenommen zu werden, läßt sich in vorliegendem Falle mit
                              									Nutzen in nachstehender Art verwenden.
                           Die mit Salpetersäure bis zur Erschöpfung heiß extrahirte Erzprobe verdünnt man mit
                              									heißem Wasser und filtrirt erst nach der Decantation; dann sammelt man die Gangart
                              									auf dem Filter und süßt sie gut mit heißem Wasser aus, einmal zur Verdrängung des in
                              									Lösung gegangenen Metallgehaltes, dann ebenso zur Entfernung jeder Spur von freier Säure. Darauf
                              									spritzt man den Inhalt des Filters in ein Becherglas und übergießt ihn daselbst mit
                              									einer concentrirten kalten Lösung von unterschwefligsaurem Natron, rührt einige Zeit
                              									um, läßt absetzen und decantirt die Lösung auf das anfängliche Filter. Diese
                              									Operation wiederholt man 2–3 mal, bringt die Bergart wieder auf das Filter
                              									zurück und wäscht sie hier gut mit Wasser ab. Das Filtrat enthält alles vorhanden
                              									gewesene schwefelsaure Blei gelöst in unterschwefligsaurem Natron und man kann das
                              									Metall theils durch Einleiten von Schwefelwasserstoffgas, theils durch Zusatz von
                              									Schwefelammonium ausfällen. Nach der Präcipitation wird die Lösung im Wasserbade
                              									erhitzt, damit sich das Schwefelblei gut absetzt, darauf filtrirt und der
                              									Filterinhalt längere Zeit mit heißem Wasser ausgewaschen. Das in der Wärme gefällte
                              									Schwefelblei läßt sich nach der Reinigung gut von dem Filter abspritzen, wird darauf
                              									nach bekannten Methoden in schwefelsaures Blei übergeführt und kann so dem
                              									Hauptantheile des Bleies aus dem salpetersauren Auszuge hinzugerechnet werden. Man
                              									könnte auch die Bergart auf dem Filtrum mit der Lösung des unterschwefligsauren
                              									Natrons behandeln, allein dieser Weg ist ungleich zeitraubender, indem die Lösung
                              									meist langsam abläuft und außerdem ist die Entfernung des schwefelsauren Bleies von
                              									der Bergart minder vollkommen, wenn der Auszug nicht mit ungleich größeren Mengen
                              									von Flüssigkeit vollzogen wird, als bei der eben angegebenen Methode.
                           An Lösungsmitteln für das schwefelsaure Blei sind wir nicht besonders reich, und
                              									wenn, wie bei ähnlichen Untersuchungen, auch noch die Gangart dem Gewichte nach
                              									festgestellt werden soll, sind außerdem noch manche derselben sogar ausgeschlossen,
                              									die z.B. lösend oder umsetzend auf die genannte Bleiverbindung einwirken sollen, wie
                              									die Laugen der Alkalien und deren Carbonate, bei welcher Operation immerhin auch die
                              									Bergart alterirt würde. Es bliebe somit hier von jenen bekannten Lösungsmitteln nur
                              									das salpetersaure, das weinsaure und essigsaure Ammoniak übrig und bei der Wahl
                              									dieser verdient das unterschwefligsäure Natron wegen seiner größeren lösenden Kraft
                              									für die Bleiverbindung, seiner Billigkeit und leichten Beschaffung wohl unbedingt
                              									den Vorzug. Frankfurt a. M. , im Juli 1873.