| Titel: | Druckcylinder aus Kork für Spinnmaschinen; von Jos. Strauß. | 
| Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. XXVI., S. 171 | 
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                        XXVI.
                        Druckcylinder aus Kork für Spinnmaschinen; von
                           								Jos. Strauß.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. III.
                        Strauß's Druckcylinder aus Kork für Spinnmaschinen.
                        
                     
                        
                           Bei Erzeugung von Baumwollgarn sind bis jetzt in allen Spinnereien als
                              									Pressionscylinder schmiede- oder gußeiserne Cylinder benutzt worden;
                              									dieselben erhielten zuerst einen Mennig- oder Bleiweißanstrich und dann einen
                              									Ueberzug von gutem weißen Tuch und darüber von feinem Kalbsleder. Die Herstellung dieser Cylinder
                              									kostete jährlich eine große Summe Geld, und es sind deßhalb schon viele Versuche
                              									angestellt worden, um einen billigeren Cylinder, z.B. mit Gutta-percha,
                              									herzustellen; allein bis jetzt lieferten alle diese Versuche kein so günstiges
                              									Resultat, um den Ledercylinder verdrängen zu können.
                           Joseph Strauß, Obermeister in der Actienspinnerei
                              									Kolbermoor in Bayern, hat nun versucht einen solchen Cylinder aus Korkholz
                              									herzustellen, was ein sehr günstiges Resultat lieferte; der aus Korkscheiben, die
                              									zwischen Eisenscheiben gepreßt sind, hergestellte Korkcylinder steht in Beziehung
                              									auf Güte und Dauerhaftigkeit dem Ledercylinder in keiner Weise nach, sondern
                              									übertrifft ihn sogar. Wenn man bei der Anfertigung der Ledercylinder auch die größte
                              									Aufmerksamkeit und Sorgfalt beobachtet, so tritt doch der mißliche Umstand ein, daß
                              									die Cylinder nicht immer gleichförmig werden, weil das Tuch, und namentlich das
                              									Leder, nie durchaus von gleicher Dicke sind.
                           Die neue, in Fig.
                                 										20 versinnlichte Construction hat in dieser Beziehung den Vorzug, daß bei
                              									derselben kein Tuch und zum Theil auch kein Leder mehr verwendet wird. Auch sind die
                              									Herstellungskosten beweitem geringer beim Korkcylinder, daher sich auch Abänderung
                              									an Cylindern der schon im Gange befindlichen Maschinen empfiehlt. Man erspart
                              									Mennig, Leim, Bleiweiß, Tuch und bei Vorwerken und größeren Gespinnstnummern auch
                              									das Leder; bei feineren Nummern muß der Kork wohl einen Lederüberzug haben, es tritt
                              									aber dennoch eine bedeutende Ersparniß an Tuch ein.
                           Am Spinnstuhle kann per Cylinder schon 3 1/2 kr. nur am
                              									Tuche erspart werden, dagegen bei Banc à broches
                              									am Tuche 6 kr. und am Leder 7 kr., zusammen also schon 13 kr. Jeder Fachkundige wird
                              									ohne weitere Auseinandersetzung der Ersparnißkosten auf den ersten Blick sehen, daß
                              									die Abänderung eine sehr lohnende ist.Ueber die Brauchbarkeit der beschriebenen, in Bayern, Baden, Württemberg und
                                    											Oesterreich patentirten Korkdruckwalzen für Spinnereimaschinen sind der
                                    											deutschen Industriezeitung die Zeugnisse zweier großen Spinnereien
                                    											mitgetheilt worden. Die Baumwollspinnerei am Stadtbach in Augsburg erklärt
                                    											schon im Mai 1869, daß sie seit October 1868 mehrere solche
                                    											Kork-Cylinder im Gang habe und daß dieselben so wohl entsprochen
                                    											haben, daß deren noch mehrere eingerichtet werden. Die Herren J. H. Staub und Söhne in
                                    											Geislingen bei Ulm bezeugen, daß in ihrer Baumwollspinnerei eine ganze
                                    											Spinnmaschine mit den patentirten Strauß'schen
                                    											Kork-Cylindern im Gang sey und sich dieselben in jeder Beziehung
                                    											auf's beste bewähren, daß sie die Dauerhaftigkeit derselben nicht
                                    											bezweifeln, und solche ohne alles Bedenken empfehlen zu können glauben.
                                    											Aufträge auf die Kork-Cylinder besorgt der Erfinder J. Strauß, Obermeister in der Baumwollspinnerei
                                    											Stadtbach in Augsburg. (Deutsche Industriezeitung, 1873 S. 219.) (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1873 S. 114.)
                           
                        
                     
                  
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