| Titel: | Defienne's Petroleumlampe; Bericht von Lissajous. | 
| Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. XLIV., S. 258 | 
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                        XLIV.
                        Defienne's
                           								Petroleumlampe; Bericht von Lissajous.
                        Aus dem Bulletin de la
                                 									Société d'Encouragement, Juli 1873, S. 403.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Defienne's Petroleumlampe.
                        
                     
                        
                           Bei Erfindung dieser Lampe hatte der verstorbene Defienne
                              									das Ziel im Auge, mit einem intensiven Lichte, dessen Leuchtkraft innerhalb gewisser
                              									Grenzen beliebig geändert werden könnte, Oekonomie bei Eleganz und Sicherheit zu
                              									vereinigen. Diese Bedingungen sind auf folgende Weise realisirt. Die Stelle eines
                              									einzigen Lampendochtes vertritt eine Reihe cylindrischer Dochte, welche rings im
                              									Kreise um eine Scheibe, ähnlich derjenigen der Schieferöllampen, angeordnet sind.
                              									Sämmtliche Dochte lassen sich mit Hülfe einer einzigen Zahnstange gleichzeitig heben
                              									und senken. Eine an den Glashälter befestigte ringförmige Hülle begrenzt den
                              									Querschnitt der außerhalb des Dochtkranzes herbeiströmenden Luft. Eben so dient eine
                              									innere Scheibe zur Begrenzung des innerhalb dieses Kranzes aufströmenden
                              									Luftquantums; und da außerdem die Luft zwischen den Röhren, die sich nicht berühren,
                              									circuliren kann, so empfängt jeder Docht für sich die zur vollständigen Verbrennung
                              									des Petroleumdampfes nothwendige Luftmenge.
                           Der Glasträger ist in unveränderlicher Höhe befestigt, weßhalb der Luftzufluß rings
                              									um den Brenner durch einen constanten Querschnitt stattfindet. Das Herbeiströmen der
                              									Luft durch einen durchbrochenen Korb, womit die Basis des Glashälters eingefaßt ist,
                              									begünstigt die Ableitung der Verbrennungsproducte durch das Zugglas. Die Vertheilung
                              									der zur Verbrennung nöthigen Luft geschieht in so vollkommener Weise, daß die Lampe
                              									ihren Dienst sowohl mit dem eingeschnürten Glas der Moderateurlampe, als auch mit
                              									dem cylindrischen Glas der Gaslampe, und selbst mit dem ausgebauchten Glas der
                              									flachdochtigen Petroleumlampe oder Schieferöllampe versieht. Ist die Lampe
                              									angezündet, so fließen sämmtliche Flammen in ihrer Mitte zusammen und bilden, auf
                              									diese Weise vereint, eine brillante Krone. Richtet man die Flammenspitzen in gleiche
                              									Höhe mit der Scheibe, so erhält man das schwächste Licht; das Maximum der Helligkeit
                              									wird erzielt, wenn man die Flamme bis zu dem Punkte steigen läßt, wo sie nahe daran
                              									ist, zu qualmen. Innerhalb dieser beiden Extreme geht der Verbrennungsproceß unter
                              									den vortheilhaftesten ökonomischen Bedingungen vor sich.
                           
                           Der Verbrauch an Petroleum beträgt bei mittlerer Flammenhöhe 4 Gramme per Docht und per Stunde.
                              									Dieses Resultat erhielt der Berichterstatter mit einer Lampe von 6 Dochten, deren er
                              									sich mehrere Wochen lang unausgesetzt bediente. Die Dochte nützen sich kaum ab, denn
                              									sie ragen während der Verbrennung nur wenig über die sie einschließenden Röhren
                              									hervor. Man braucht sie daher nicht abzuschneiden, sondern einfach nur leicht mit
                              									einer kleinen, rauhen, kurzhaarigen Bürste abzuwischen. Nach des Erfinders
                              									Versicherung dauern sie mehrere Jahre; eine Dauer von nur einigen Monaten wäre schon
                              									ein augenscheinlicher Vortheil.
                           Die Einrichtung des Apparates macht jede Uebertragung der Entzündung von der
                              									Brennmündung auf den Inhalt des Petroleumbehälters unmöglich. Die Höhe, bis auf
                              									welche die Capillarwirkung sich erstreckt, und die Anordnungen welche eine
                              									beständige Abkühlung der Dochte durch den zur Speisung der Flamme dienenden
                              									Luftstrom vermitteln, verhindern jede Fortpflanzung der Wärme des Brenners zum
                              									Behälter. Die Elemente dieser Lampe, nämlich Gläser, Dochte, Röhren sind
                              									systematisch unter den im Handel am meisten verbreiteten Objecten dieser Gattung
                              									ausgewählt worden. Sie erfordert kein Petroleum von specieller Qualität. Da man in
                              									einer und derselben Lampe 8, 10 oder 12 Dochte brennen lassen kann, so verfügt man
                              									mit einem einzigen Behälter so zu sagen über mehrere Lampen von sehr verschiedener
                              									Leuchtkraft.
                           Fig. 28
                              									stellt einen Lampenbrenner mit 6 Dochten zur Hälfte im Aufriß, zur Hälfte im
                              									achsialen Durchschnitte dar.
                           Fig. 29 ist
                              									ein Horizontaldurchschnitt durch den oberen Theil eines Brenners mit 10 Dochten. a sind die cylindrischen Dochte, welche die
                              									Centralscheibe f kreisförmig umgeben. Die Dochthälter
                              										b bilden ein System,
                              									welches mittelst einer Zahnstange c und eines Getriebes
                              										d gehoben oder gesenkt werden kann. e sind die im Kranz angeordneten festen Röhren, deren
                              									jede einen Docht aufnimmt. g ist der gewöhnliche, in
                              									unveränderlicher Höhe befestigte Glasträger. Der mit diesem concentrisch angeordnete
                              									Mantel h hat die Bestimmung, den Querschnitt der
                              									außerhalb des Dochtsystemes herbeiströmenden Luft zu begrenzen. Der durchbrochene
                              									Korb i, welcher die Basis des Glashälters umgibt,
                              									gestattet den Luftzutritt zu dem Zugglas.
                           
                        
                     
                  
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