| Titel: | Instrument zur Bestimmung des specifischen Gewichtes der Flüssigkeiten; von Dr. Hermann Sprengel. | 
| Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. XLVII., S. 266 | 
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                        XLVII.
                        Instrument zur Bestimmung des specifischen
                           								Gewichtes der Flüssigkeiten; von Dr. Hermann Sprengel.
                        Aus dem Journal of the
                              									Chemical Society of London im Scientific American,
                              								Juli 1873, S. 35.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Sprengel, Instrument zur Bestimmung des specifischen Gewichtes von
                           								Flüssigkeiten.
                        
                     
                        
                           Die Form meines in Fig. 26 abgebildeten Instrumentes ist die einer U-Röhre, deren offene Enden sich in zwei rechtwinkelig nach
                              									entgegengesetzter Richtung umgebogene Capillarröhren endigen. Dimensionen und
                              									Gewicht des Instrumentes richten sich nach der Größe und Empfindlichkeit der Waage,
                              									worin dasselbe gewogen werden soll. Das zu meinen Bestimmungen benutzte Instrument
                              									war 7 Zoll lang und aus einer Glasröhre angefertigt, deren äußerer Durchmesser 7/16
                              									Zoll betrug. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß die U-Form gewählt wurde, um eine große Oberfläche zu erzielen und das
                              									Instrument auf diese Weise für die Temperaturveränderungen empfindlich zu machen.
                              									Der Punkt jedoch, auf welchen ich aus später zu erläuternden Gründen besonders
                              									aufmerksam mache, ist das verschiedene Kaliber der beiden Capillarröhren. Die
                              									kürzere ist, wenigstens gegen das Ende hin, bedeutend dünner als die längere, deren
                              									innerer Durchmesser ungefähr 0,02 Zoll beträgt. Der horizontale Theil dieser
                              									weiteren Röhre ist in der Nähe der Biegung mit einem feinen Strich markirt. Dieser
                              									Strich und das Ende der Capillarröhre a sind die Marken,
                              									welche das Volumen der zu wiegenden Flüssigkeit begrenzen.
                           Die Füllung des Instrumentes wird durch Ansaugen leicht bewerkstelligt. Zu diesem
                              									Zwecke befestigt man auf die in Fig. 27 dargestellte
                              									Weise eine Glaskugel, an deren conischen Tubulus ein Kautschukrohr sich anschließt,
                              									mit Hülfe eines durchbohrten Korkes an das engere Haarröhrchen. Taucht man nun das
                              									weitere und längere Haarröhrchen in eine Flüssigkeit und saugt an dem offenen Ende
                              									des Kautschukrohres, so steigt in Folge der dadurch in dem Apparate entstehenden Luftverdünnung die
                              									Flüssigkeit in die U-förmige Röhre. Da diese
                              									Luftverdünnung wegen der als Luftkammer wirkenden Glaskugel einige Zeit anhält, so
                              									braucht man das Saugen nicht fortzusetzen, wenn man das Ende der Kautschukröhre von
                              									Zeit zu Zeit mit den Fingern zudrückt. Wenn die Kugel und die U-Röhre ungefähr den gleichen Rauminhalt haben, so ist es während
                              									der Füllung kaum nöthig, das Ansaugen mehr als einmal zu wiederholen. Ohne eine
                              									solche Kugel wäre die Füllung der U-Röhre durch
                              									die Haarröhrchen etwas ermüdend. Ihre Entleerung wird durch das umgekehrte
                              									Verfahren, nämlich durch Comprimirung der Luft bewerkstelligt.
                           Nach vollzogener Füllung macht man die U-Röhre von
                              									der Glaskugel los, taucht sie beinahe bis zu den Biegungen der Haarröhrchen in
                              									Wasser von der Normaltemperatur, und läßt sie darin, bis sie diese Temperatur
                              									angenommen hat; dann nimmt man sie nach sorgfältiger Justirung des Volumens heraus,
                              									trocknet und wiegt sie. Auf genaues Einhalten der Normaltemperatur muß man ganz
                              									besonders achten, denn ein Versehen von 0,1° veranlaßt einen Fehler in der
                              									fünften Decimalstelle.
                           Eine Eigenthümlichkeit meines Instrumentes besteht in der Leichtigkeit und
                              									Genauigkeit, womit die Messung einer Flüssigkeit in dem Momente wo sie die
                              									Normaltemperatur angenommen hat, sich justiren läßt; denn es zeigt sich, daß die
                              									Flüssigkeit nur in der weiteren Capillarröhre sich ausdehnt und zusammenzieht, und
                              									zwar in der Richtung des geringsten Widerstandes. Das engere Capillarröhrchen bleibt
                              									stets vollständig gefüllt. Angenommen, die Flüssigkeit reiche über die Marke b hinaus, so läßt sie sich durch die Capillarkraft
                              									zurückführen, indem man die Stelle a mit etwas
                              									zusammengerolltem Filterpapier berührt. Sollte jedoch auf diese Weise dem
                              									Instrumente zu viel Flüssigkeit entzogen worden seyn, so macht man mit Hülfe der
                              									Capillarkraft selbst diesen Fehler wieder gut, indem man die Stelle a mit einem Tropfen der zu untersuchenden Flüssigkeit
                              									berührt. Denn so gelinde diese Kraft auch ist, so wirkt sie doch augenblicklich
                              									durch die ganze Flüssigkeitsmasse und bewegt dieselbe vorwärts bis zur Marke oder
                              									auch darüber hinaus.
                           Da das Instrument selbst die Eigenschaften eines feinen Thermometers besitzt, so läßt
                              									sich die Zeit, in welcher es die Normaltemperatur des Bades angenommen hat, aus der
                              									Stabilität des Flüssigkeitsfadens innerhalb der weiteren Capillarröhre erkennen. Die
                              									Länge dieses Fadens bleibt nach Verlauf von ungefähr 5 Minuten constant. Beim
                              									Abwischen des Instrumentes, nach seiner Herausnahme aus dem Bade, muß man sich hüten, den Punkt
                              										a zu berühren, weil sonst die Capillarität etwas
                              									Flüssigkeit herausziehen könnte. Im Uebrigen bedarf die Behandlung des Instrumentes
                              									keiner besonderen Vorsichtsmaßregeln. Die durch diese Methode erzielbare Genauigkeit
                              									ist sehr zufriedenstellend.
                           
                        
                     
                  
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