| Titel: | Die Bestimmung der Wandstärke gußeiserner Röhren; von Gießerei-Director Westendarp in Hannover. | 
| Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. LVI., S. 333 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LVI.
                        Die Bestimmung der Wandstärke gußeiserner Röhren;
                           								von Gießerei-Director Westendarp in
                           								Hannover.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Westendarp, über Bestimmung der Wandstärke gußeiserner
                           								Röhren.
                        
                     
                        
                           Von vielen Ingenieuren ist wiederholt der Versuch gemacht, eine rationelle und
                              									praktisch verwendbare Formel für die Wandstärke gußeiserner Röhren zu
                              									entwickeln.
                           In allerneuester Zeit hat diese Frage durch den Ausgang, den die bei Gelegenheit der
                              									Ausführung der Wiener Hochquellenleitung zu Tage getretene Differenz der
                              									verschiedenen Experten über die erforderliche Wandstärke der dafür zu verwendenden
                              									Röhren genommen hat, eine erhöhte Bedeutung für die Technik gewonnen. Dieser Ausgang
                              									widerspricht so sehr den Consequenzen des rationellen Fortschrittes, der in allen
                              									anderen technischen Wissenschaften und Fabricationszweigen unserer Tage sich geltend
                              									macht, daß ich zu nachstehender Bearbeitung dieser Frage dadurch veranlaßt bin. Ich
                              									habe um so lieber mit dieser Sache mich beschäftigt, weil ich einmal als Expert in
                              									der Wiener Frage mit betheiligt war, weil ferner die Verdienste, die der mit der
                              									Leitung der Wiener Hochquellenleitung anfänglich betraute Ober-Ingenieur Wertheim für unsere deutsche Eisenindustrie durch die
                              									Aufstellung der Frage der zweckentsprechendsten Wandstärken der Röhren und seine
                              									Arbeiten darüber sich erworben hat, mir das zu fordern schienen und weil endlich
                              									einem lange gefühlten Bedürfniß der Praxis, in der Frage der Wandstärken der Röhren
                              									Klarheit zu haben, nachstehend genügt werden soll.
                           Für diese Abhandlung sind die Arbeiten verschiedener Ingenieure benutzt worden,
                              									insbesondere die Daten und Angaben des genannten Ober-Ingenieurs Wertheim.
                           Untersucht man sämmtliche für die Bestimmung der Wandstärken vorhandenen Formeln
                              									genauer, so kommt man bald zu der Ueberzeugung, daß die Anwendung jeder einzelnen
                              									derselben für die Bestimmung der Wandstärken zu großen Bedenken Veranlassung
                              									gibt.
                           
                           Der größere Theil der vorhandenen Formeln ist in empirischer Weise entstanden, stützt
                              									sich auf die Dimensionen ausgeführter und sich bewährt habender Röhren, läßt dabei
                              									aber im gegebenen Falle maßgebende Abweichungen von den normalen, den Formeln zu
                              									Grunde liegenden Annahmen, und die täglichen Fortschritte in der Fabrication, ganz
                              									außer Acht und führt daher sehr häufig zu außerordentlichen Materialverschwendungen
                              									und Vertheuerungen der Rohrleitungen. Die wenigen streng wissenschaftlichen, alle
                              									auf das Rohr einwirkenden meßbaren Einflüsse
                              									berücksichtigenden Formeln vernachlässigen dagegen die Ansprüche, welche die Praxis
                              									machen muß, um solche Wandstärken aus ihnen herleiten zu können, die auch
                              									thatsächlich herzustellen und ausführbar sind, auch dabei solchen Fährlichkeiten
                              									Rechnung tragen, die beim Transport und Verlegen der Rohre unvermeidlich vorkommen,
                              									denen aber rechnungsmäßig nicht beizukommen ist. Letztere Formeln sind daher wohl
                              									und auch allein geeignet, der Kritik einer vorliegenden Wandstärke zur Unterlage zu
                              									dienen und den Grad der Sicherheit, den eine gegebene Wandstärke gegen den Bruch
                              									bietet, zu bestimmen, nicht aber sind sie geeignet, diese Wandstärke direct zu
                              									bestimmen, was gerade für die Praxis erforderlich ist, wie wir das später darlegen
                              									werden.
                           Diese Behauptungen bedürfen natürlich des Beweises, und es muß zuerst dieser Beweis
                              									geliefert werden, um den Vorschlag, ein neues Verfahren für Festsetzung der
                              									Wandstärken einzuführen, zu rechtfertigen. Alle vorhandenen empirischen Formeln
                              									lassen eine Anzahl für die Wandstärken maßgebender Factoren unberücksichtigt, sie
                              									kümmern sich wesentlich nur um den inneren, auf die Rohrwände wirkenden Druck und
                              									den Durchmesser, und verbessern die durch solche Vernachlässigungen mangelhaft
                              									ausfallenden Resultate durch eine den Dimensionen thatsächlich ausgeführter und sich
                              									bewährt habender Röhren angepaßte Constante.
                           Dieser Weg konnte zu keinen guten Resultaten führen, einmal weil die Möglichkeit
                              									eines Fortschrittes der Röhrenfabrication dabei außer Acht gelassen wurde und
                              									deßhalb zur Construction dieser Formel und der Konstanten nur die Dimensionen
                              									älterer Röhren, die höchst wahrscheinlich in mangelhafterem Verfahren hergestellt
                              									waren, zur Verfügung standen, sodann aber auch, weil für die Wandstärke bestimmende
                              									Factoren, z.B. die Festigkeit des Eisens, der äußere Luftdruck, die Verschiedenheit
                              									der Spannung der inneren und äußeren Faserschicht der Wandstärke, in diesen Formeln,
                              									trotzdem dieselben bestimmbar sind, keine Berücksichtigung gefunden haben.
                           Die von verschiedenen Seiten in dieser Weise abgeleiteten Formeln geben daher auch
                              									die verschiedensten Resultate, so verschieden, daß z.B. eine Wandstärke, berechnet nach
                              									der Formel von Redtenbacher oder nach der allgemeinen
                              									Formel von Dupuit oft halb, bei großen Dimensionen oft
                              									doppelt so groß sich ergibt, als wenn man sie nach der Formel von Wickstead, d'Aubuisson und Geniey berechnet hätte. Die Wandstärken, die sich aus der
                              										Redtenbacher'schen Formel ergeben, zeigen auch mit
                              									der Wandstärke der in Redtenbacher's Resultaten
                              									enthaltenen Tabelle Differenzen von 10 bis 100 Procent.
                           Andere, aber ebenso unangenehme Inconvenienzen stehen der directen Anwendung der
                              									streng wissenschaftlichen, allen bestimmbaren Einwirkungen auf das Rohr Rechnung
                              									tragenden Formeln entgegen. Die beste dieser rein wissenschaftlichen Formeln ist die
                              									von Lamé. Scheffler hat diese Formel verglichen
                              									mit den Formeln Anderer und ist zu dem Ergebniß gekommen, daß sie die rationellste
                              									sey. Auch Reuleaux rühmt diese Formel als die
                              									zuverlässigste, das wahrscheinliche Verhalten der Stofftheilchen am genauesten
                              									ausdrückende Berechnungsmethode.
                           Diese Lamé'sche Formel gibt die Wandstärke
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 209, S. 335
                              
                           In dieser Formel bedeutet δ die Wandstärke in
                              									Millimetern, D den lichten Durchmesser der Röhren in
                              									Millimetern, n den Sicherheits-Coefficienten, f den Festigkeits-Coefficienten für Gußeisen, p₀ den inneren Druck und p₁ den äußeren Druck gegen die Rohrwand auf den Quadratcentimeter
                              									in Kilogrammen. Für städtische Wasserleitungen beträgt der Druck, den die Leitung
                              									normalmäßig zu ertragen hat, meistens nicht über 7 Atmosphären. Nehmen wir daher p₀ = 7- und 9 fache Sicherheit gegen Bruch
                              									durch den normalen inneren Druck, also n = 9, ferner p₁ = 1, f = 1300 Kil.
                              									und den Druck einer Atmosphäre auf den Quadratcentimeter = 1,033 Kil. und berechnen
                              									wir, unter Einführung der genannten Werthe in die Formel, für die verschiedenen
                              									Durchmesser die Wandstärken, so erhalten wir folgendes Resultat:
                           
                              
                                 Durchmesser in
                                    											Millimetern
                                 
                              
                                 50,
                                 100,
                                 200,
                                 300,
                                 400,
                                 500,
                                 600,
                                 700,
                                 800,
                                 900,
                                 1000,
                                 
                              
                                 Wandstärke in
                                    											Millimetern
                                 
                              
                                 1,08,
                                 2,17,
                                 4,35,
                                 6,52,
                                 8,70,
                                 10,87,
                                 13,05,
                                 15,22,
                                 17,40,
                                 19,575,
                                 21,75,
                                 
                              
                           d.h. die Formel ergibt bei kleinem Durchmesser Wandstärken,
                              									die gar nicht herzustellen sind. Gleichen Erfolg würde man auch für die großen
                              									Dimensionen erhalten haben, wenn man statt des hohen Druckes von 7 Atmosphären einen
                              									geringen Druck, wie ihn z.B. Gasleitungs- und Saugrohre zu ertragen haben,
                              									vorausgesetzt haben würde.
                           
                           Dieser Mangel der Formel läßt sich bei ihrer Anwendung in der Praxis nicht
                              									verkennen.
                           Wenn dieselbe daher auch schlecht zur Feststellung von Wandstärken benutzt werden
                              									kann, so ist sie doch in hohem Grade brauchbar für die Beurtheilung einer
                              									vorliegenden Wandstärke. Leicht bestimmbar ist nämlich mit Hülfe der Formel der
                              									Sicherheitsgrad, den eine Wandstärke bei einer gewissen Inanspruchnahme des Rohres
                              									bietet. Zu dem Ende hat man einfach das n der Formel zu
                              									bestimmen, erhält also
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 209, S. 336
                              
                           Der Nachweis, daß die vorhandenen Formeln zur Bestimmung der Rohrwandstärken den
                              									Praktiker im Stiche lassen, ist somit geführt; es bleibt uns jetzt also
                              									nachzuweisen, wie es möglich ist, unsere Zweck, eine praktische Norm für die
                              									Festsetzung der Wandstärken zu finden, zu erreichen.
                           Wie oben nachgewiesen, liegt für die praktische Verwendung der Lamé'schen Formel der Uebelstand vor, daß ihre Resultate häufig
                              									direct nicht zu gebrauchen, weil durch sie ermittelte Wandstärken oft unmöglich
                              									auszuführen sind. Der mit der Röhrenfabrication vertraute Ingenieur ist in der Lage
                              									sich leicht zu helfen, da die Wandstärke, welche die Formel ergibt, einfach so weit
                              									zu vergrößern ist, bis die Ausführung für die Art seines Fabricationsverfahrens
                              									möglich wird. Eine so eingehende Kenntniß der Rohrfabrication ist nun aber nur von
                              									den Rohrfabrikanten, nicht von den Consumenten der Röhren zu verlangen, und es
                              									bleibt für diesen erwünscht, direct verwendbare Resultate benutzen zu können. Dieß
                              									kann erreicht werden, wenn man die Grenzen bestimmt, in denen die Resultate der Lamé'schen Formel direct benutzt werden können,
                              									und für solche Durchmesser und im Inneren der Röhren vorkommende Drücke, die nach
                              									der Lamé'schen Formel Wandstärken ergeben würden,
                              									welche unter der Grenze der Ausführbarkeit liegen, bestimmte
                              									Ausführbarkeitswandstärken annimmt. Die Ausführbarkeitswandstärken sind abhängig
                              									einmal von der Methode der Fabrication, sodann aber vom Durchmesser und von der
                              									Baulänge; sie müssen immer einen größeren Sicherheitsgrad gegen Bruch ergeben, als
                              									die genau nach der Lamé'schen Formel auszuführende
                              									Wandstärke, da sie nur dann benutzt werden sollen, wenn die genau nach Lamé berechnete Wandstärke für die Ausführung zu
                              									schwach sich ergab und deßhalb verstärkt werden mußte. Man ist bei der Anwendung
                              									dieser Ausführbarkeitsstärken aber erst dann gegen alle Eventualitäten gesichert,
                              									wenn dieselben hinreichende Garantie bieten, daß mit diesen Wandstärken die Röhren auch die Fähr
                              									lichkeiten des Transportes und Verlegens ertragen können, da alle anderen,
                              									insbesondere die aus ihrem Bestimmungszweck resultirende Inanspruchnahme, eine
                              									reichliche Berücksichtigung schon durch die Lamé'sche Formel und die darin aufgenommenen Werthe, fanden.
                           Die Feststellung dieser Ausführbarkeitswandstärken ist, wie gesagt, direct abhängig
                              									zuerst vom Fabricationsverfahren und der Reinheit und Leichtflüssigkeit des
                              									verwendeten Roheisens, sodann aber auch vom Durchmesser und der Baulänge der Röhren,
                              									da die abkühlenden Massen der Gußform in verhältnißmäßig höherem Grade wachsen als
                              									die hineingegossenen Massen Eisen. Zugestehen muß man nun, daß diese die
                              									Ausführbarkeitswandstärke bestimmenden Factoren in den einzelnen Eisengießereien die
                              									größte Verschiedenheit zeigen.
                           Wir können hier nur voraussetzen, daß solche Gießereien für die Rohrausführungen in
                              									Betracht gezogen werden, die das Bestreben haben, das Möglichste in Beziehung auf
                              									Haltbarkeit und Güte zu leisten, mit anderen Worten, die Ausführbarkeitswandstärke
                              									auf das niedrigste Maaß zu bringen, also Gießereien, die diese Fabrication besonders
                              									ansgebildet haben, die Röhren stehend, in getrockneten Formen gießen, deren
                              									Formkasten und Modelle sauber in Eisen ausgeführt sind, und die für die Röhren Eisen
                              									von gleichförmiger Qualität und Reinheit, also nicht directes Hohofeneisen, sondern
                              									Eisen, umgeschmolzen in Kupolöfen, verwenden.
                           Unter diesen Voraussetzungen können die Ausführbarkeitswandstärken wie folgt
                              									angenommen werden:
                           
                              
                                 Durchmesser in
                                    											Millimetern
                                 
                              
                                 25,
                                 50,
                                 75,
                                 100,
                                 125,
                                 150,
                                 175,
                                 200,
                                 225,
                                 250,
                                 275,
                                 300,
                                 325,
                                 350,
                                 375,
                                 400.
                                 
                              
                                 Baulänge in Metern
                                 
                              
                                 1 1/2,
                                 2,
                                 2 1/2,
                                 3,
                                 3,
                                 3,
                                 3,
                                 3,
                                 3,
                                 3,
                                 3,
                                 3,
                                 4,
                                 4,
                                 4,
                                 4.
                                 
                              
                                 Wandstärke in
                                    											Millimetern
                                 
                              
                                 6,
                                 7,
                                 8,
                                 8 2/3
                                 9,
                                 9 1/3,
                                 9 2/5,
                                 10,
                                 10 1/3,
                                 10 2/3,
                                 11,
                                 11 1/3,
                                 12,
                                 12 1/3,
                                 12 2/3,
                                 13.
                                 
                              
                                 Durchmesser in
                                    											Millimetern
                                 
                              
                                 500,
                                 600,
                                 700,
                                 800,
                                 900
                                 1000.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Baulänge in Metern
                                 
                              
                                 4
                                 4,
                                 4,
                                 4,
                                 4,
                                 4
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Wandstärke in
                                    											Millimetern
                                 
                              
                                 14 2/3,
                                 15 2/3,
                                 17,
                                 18 1/3,
                                 19 2/3,
                                 21
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Diese Ausführbarkeitswandstärken ergeben auch hinreichende Garantie für die
                              									Fährlichkeit, welche die Röhren durch die Transporte und die Verdichtung zu erleiden
                              									haben, wie leicht durch Beispiele ausgeführter Röhren nachgewiesen werden könnte.
                              									Sie können daher für Röhren, die einen nicht nennenswerthen inneren Druck zu
                              									ertragen haben, also z.B. für Gasröhren, zur Wandstärkenfeststellung direct benutzt werden. Die
                              									Verwendung der Ausführbarkeitswandstärke findet also dann statt, wenn die Lamé'sche Formel eine geringere Wandstärke für den
                              									vorliegenden Fall ergibt; es muß dann statt der berechneten Wandstärke die
                              									entsprechende Ausführbarkeitswandstärke gewählt werden. Um nun eine tabellarische
                              									Aufstellung der Wandstärken anfertigen zu können, müssen wir die Grenzen bestimmen,
                              									zwischen welchen die Durchmesser der in der Praxis erforderlichen gußeisernen Röhren
                              									schwanken, und gleichzeitig auch die Grenzen kennen lernen, zwischen denen sich die
                              									auf die Röhren wirkenden Drücke in der Praxis bewegen.
                           Die meisten zur Verwendung kommenden Gas- und Wasserleitungsröhren haben
                              									lichte Durchmesser von 25 bis 1000 Millimet. Ueber 1000 Millimet. Durchmesser hinaus
                              									kommen, meines Wissens, in Deutschland nur Röhren in Berlin vor; weitergehende
                              									Durchmesser können also für unsere Tabelle unberücksichtigt bleiben.
                           In Beziehung auf den normalen inneren Druck, welcher resultirt aus der Druckhöhe der
                              									in den Röhren eingeschlossenen Wassersäule zuzüglich des Druckes der Atmosphäre auf
                              									die Oberfläche des die Röhren mit Wasser füllenden Bassins, sobald die Leitung
                              									geschlossen, dürfte die Annahme eines Maximaldruckes von 9 Atmosphären genügen, da
                              									bei sämmtlichen Stadtwasserleitungen, deren Druckverhältnisse bekannt, z.B.
                              									Amsterdam, Berlin, Braunschweig, Carlsruhe, Cöln, Düsseldorf, Frankfurt, Halle,
                              									Hamburg, Leipzig, Lübeck, Magdeburg, Pest, Stettin, Stuttgart, Wiesbaden, dieser
                              									Druck nicht bis auf 9 Atmosphären kommt, nur bei der Zuleitung für die neue Anlage
                              									in Frankfurt kommt ein innerer Druck von 13 1/2 Atmosphären vor.
                           Als normaler innerer Minimaldruck genügt aber eine Annahme von 1 2/3 Atmosphären, da
                              									Röhren, die selbst einen noch geringeren Druck zu ertragen haben, z.B. Saugröhren,
                              									Durchlaufröhren, Gasröhren, doch, um ihre Dichte zu constatiren, mindestens einem
                              									Probedruck von 2 Atmosphären Ueberdruck unterworfen werden, was selbst unter
                              									Voraussetzung eines Probedruckes von der Größe des dreifachen normalen Druckes, eine
                              									normale Inanspruchnahme von noch 2/3 Atmosphären gleich 0,68 Kil. Ueberdruck als
                              									Minimum voraussetzt. Die normale Inanspruchnahme gußeiserner Röhren, wie solche die
                              									Praxis uns gibt, liegt also zwischen 1 2/3 und 9 Atmosphären Druck. Da nun durch
                              									Zufälligkeiten, z.B. Stöße der durch die Röhren eingeschlossenen Wassersäule oder
                              									durch in der Praxis schwer ganz zu vermeidende zufällige Erweiterungen des lichten
                              									Durchmessers oder geringe Excentricität der inneren und äußeren Umfangsflächen,
                              									wodurch in beiden Fällen eine Verschwächung der Wandstärke verursacht wird, die
                              									Inanspruchnahme des Materiales sich höher herausstellen kann, als durch alleinige
                              									Berücksichtigung des hydrostatischen Druckes und der vorausgesetzten Wandstärke sich
                              									ergeben würde, so ist es nothwendig, die Wandstärke der Röhren auch diesen
                              									zufälligen erhöhten Inanspruchnahmen anzupassen. Man erreicht diesen Zweck am
                              									einfachsten durch die Voraussetzung, die Röhren haben einen dreifach höheren Druck
                              									zu ertragen, als es in der That der Fall ist. Gußeisen darf nun aber bis auf
                              									höchstens 30 Procent seiner Bruchfestigkeit in Anspruch genommen werden. Will man
                              									daher gesichert dagegen seyn, daß diese erhöhten Inanspruchnahmen auf das Material
                              									der Röhren keinen bleibenden nachtheiligen Einfluß hinterlassen sollen, so muß also
                              									eine 3 × 3 1/3, das ist eine zehnfache Sicherheit gegen Bruch durch die
                              									normale Belastung der Wandstärken zu Grunde liegen. Unsere Tabelle ist daher für
                              									einen inneren Druck von 1 2/3 bis 9 Atmosphären einzurichten und bei der Bestimmung
                              									der Wandstärken der Sicherheitsgrad gleich 10 anzunehmen.
                           Wird, wie häufig geschieht, bestimmt, daß die Röhren Schlagen mit leichten
                              									Handhämmern im Spannungszustande ertragen sollen, so darf für die Druckprobe kaum
                              									der doppelte Normaldruck festgestellt werden. Letztere Bestimmung ist eine der
                              									schlechtesten, die es gibt, weil die Größe der Wirkung des Hammerschlages von dem
                              									Gewicht und der Endgeschwindigkeit abhängt, mit welcher der Hammer die Fläche der
                              									Röhren trifft, letztere aber in dem persönlichen Belieben des hammerführenden
                              									Schlägers liegt und nach Kraft, Temperament und Laune sehr verschieden ist. Die
                              									Beseitigung dieser Bestimmung ist daher im wahren Interesse für Abnehmer und
                              									Lieferanten zu wünschen und durch eine Bestimmung zu ersetzen, die statt der
                              									Hammerschläge fallende Gewichte aus vorgeschriebener Höhe festsetzt: die reellste
                              									Probe bleibt aber die reine Druckprobe mit dem 2- bis 2 1/4- fachen
                              									normalen Druck. Ein weiterer für die Feststellung der Wandstärke in Frage kommender
                              									Factor ist der außen auf die Röhren wirkende Druck. Derselbe entspricht dem Drucke
                              									der Atmosphäre, zuzüglich des Druckes den das Gewicht der aufliegenden Erde
                              									hervorbringt. Letzterer Theil dieses äußeren Druckes kann unberücksichtigt bleiben;
                              									es genügt die alleinige Berücksichtigung des Atmosphärendruckes, weil durch diese
                              									Fortlassung keine Verschwächung, sondern eine (höchst unbedeutende) Verstärkung der
                              									Wandstärke folgert.
                           Was nun den Festigkeits-Coefficienten des verwendeten Gußeisens anbetrifft, so
                              									müßte, streng genommen, der Festigkeits-Coefficient des Eisens bestimmt
                              									werden, welches von der Gießerei, von der man die Röhren beziehen will, für die
                              									Röhren verwendet wird. Die Beziehungsquelle ist jedoch vorher selten zu bestimmen,
                              									daher bleibt also nur übrig, einen Mittelwerth dafür festzustellen und sich mit der
                              									Thatsache zu begnügen, daß Röhren für eine Wasserleitungsanlage stehend in
                              									getrockneten Formen aus Kupolöfen gegossen werden sollen und bei diesen
                              									Productionsbedingungen der Festigkeits-Coefficient des Eisens den zu
                              									bestimmenden Mittelwerth sicher übertreffen wird.
                           Der Ingenieur-Kalender von Stühlen, das Taschenbuch
                              										„Die Hütte,“ das Portefeuille für Ingenieure von Morin geben für die absolute Festigkeit des Gußeisens
                              									1242, 1305, 1290 Kil. Als Mittelwerth kann daher 1300 Kil. für den Quadratcentimeter
                              									angenommen werden.
                           Durch die Resultate von Sprengproben, die in der von mir geleiteten Gießerei
                              									vorgenommen wurden, ergab sich immer ein höherer Festigkeits-Coefficient als
                              									der angegebene. Bei dieser Gelegenheit will ich eine Frage erledigen, die in der
                              									Praxis vielseitig zur irrthümlichsten Auffassung Veranlassung gegeben. Die
                              									Bestimmung, die Röhren stehend zu gießen, hat neben dem Vortheil, daß das die Form
                              									ausfüllende flüssige Eisen den Kern, um den das Rohr gegossen wird, nicht einseitig
                              									zu verschieben sucht, wie das bei liegend gegossenen Röhren der Fall ist, den
                              									einzigen Zweck, das Hinaufsteigen und den Austritt der beim Eingießen des Eisens in
                              									die Form mit hinein gezogenen oder darin zurückgebliebenen Luftbläschen,
                              									Kohlenstäubchen und Schlackentheilchen in solche Theile der Röhren zu fördern, die
                              									für die Röhren bleibend nicht erforderlich sind, das sind die Trichter und
                              									verlorenen Köpfe, um sie dadurch unschädlich zu machen. Der Auftrieb dieser Theile
                              									erfolgt, weil sie specifisch leichter als das flüssige Eisen sind; da mithin deren
                              									Beseitigung das Eisen reiner macht, so wird es dichter, demgemäß seine Festigkeit erhöht. Nicht aber wird die Festigkeit durch stehenden Guß deßhalb erhöht,
                              									weil der ferrostatische Druck größer ist als beim liegenden Guß. Die Molecüle ordnen
                              									sich, folgend dem mächtigen Einfluß der chemischen Gesetze und den Gesetzen der
                              									Wärme, und lassen sich darin nicht beirren durch eine ferrostatische Druckhöhe von 3
                              									bis 4 Meter. Auf dieser falschen Ansicht beruht nun auch die in der Praxis häufig
                              									vorkommende Bestimmung, die Röhren sollen mit den Muffen nach unten gegossen werden.
                              									Nur aus der oben angeführten falschen Anschauung über die Consequenzen des stehenden
                              									Gusses ist diese Bedingung entstanden, indem man annahm, das untere, weil das
                              									gedrücktere, sey auch das festere Ende des Rohres, und die Muffe, der doch das beste
                              									Material gegeben werden müsse, sei daher nach unten zu gießen.
                           Meiner Meinung nach sollten gute Röhren überhaupt von gleichförmiger Qualität seyn. Es muß also durch die Einrichtung der Form
                              									dafür gesorgt seyn, daß der mitgenommene Schmutz sich entfernen kann. Das ist aber leichter zu
                              									ermöglichen, wenn sich die Form nach oben erweitert, also wenn man die Muffe nach
                              									oben nimmt, als wenn man die Sache umkehrt; um so leichter noch, weil die Muffe mehr
                              									Masse enthält und länger flüssig bleibt. Außerdem kommt hierbei noch in Betracht,
                              									daß die Muffe mit einem sehr geringen Aufwand an Material bedeutend verstärkt werden
                              									könnte, daß also eventuell selbst dieses geringe Opfer nicht zu scheuen wäre, um
                              									nicht das für die Ausscheidung der Schlacken wesentlich bessere Verfahren, die Muffe
                              									beim Guß oben im Kasten haben zu können, aufgeben zu müssen. Die Bestimmung, die
                              									Muffe beim Guß unten im Kasten zu haben, ist also, streng genommen, verkehrt. Wie
                              									würde man lächeln, wollte man z.B. bei Locomotivcylindern verlangen, das eine oder
                              									andere Ende müsse, nach unten gerichtet, abgegossen werden, damit es dichter werde.
                              									Jeder vernünftige Ingenieur wird einfach verlangen, dieselben in gleichförmiger Qualität zu erhalten und es den
                              									Fabrikanten überlassen, diese Aufgabe zu lösen.
                           Alles Material, was zur Aufstellung der Tabelle nöthig war, ist in Vorstehendem
                              									vorhanden. Durch Einführung der Werthe von D = 25, 50,
                              									75, 100 bis 1000 Millimet., von p₀ = 1 2/3, 2, 3
                              									bis 9 Atmosphären, von p₁ = 1 Atmosphäre = 1,033
                              									Kil., von n = 10, von f =
                              									1300 in die Lamé'sche Formel, erhalte ich die
                              									verschiedenen Wandstärken δ, wie die Tabelle auf
                              									Seite 342 und 343 zeigt.
                           Die Tabelle ergibt, daß bei einem Drucke von 9 Atmosphären das 425 Millimet. weite
                              									Rohr zuerst eine, nach Lamé's Formel ausführbare
                              									Wandstärke erhält. Alle Röhren von kleinerem Durchmesser können also nur nach der
                              									Ausführbarkeitswandstärke hergestellt werden. Ferner zeigt die Tabelle, daß für
                              									weitere Röhren nur dann die Lamé'sche Formel
                              									verwendbar ist, wenn der innere Druck zum mindesten 7 Atmosphären beträgt. Auch hier
                              									dient die Hinzufügung der Ausführbarkeitswandstärke der Praxis als Aushülfe. Der
                              									Tabelle ist beigefügt die Columne 4, die angibt, welchen Grad der Sicherheit die
                              									Ausführbarkeitswandstärke bei dem in Columne 5 angeführten inneren Druck p₀ ergibt, sowie die Columne 9, die diesen
                              									Sicherheitsgrad für den Maximaldruck von p₀ = 9
                              									zeigt. Diese Columnen erweisen, daß durch Einführung der Ausführbarkeitswandstärke
                              									der normale Sicherheitsgrad mehr als versechsfacht werden kann. Die Tabelle ergibt
                              									ferner, daß, um allen Anforderungen zu genügen, 97 verschiedene Wandstärken
                              									hergestellt werden müssen. Da für jede einzelne der größeren Dimension vier
                              									verschiedene Wandstärken erforderlich sind, so würde der Weg, die Rohrdimension
                              									absolut genau ausführen zu wollen, unpraktisch seyn, da für den
                           
                           
                           Tabelle der Dimensionen von Muffröhren von
                                 										25 bis 1000 Millimet. lichter Weite, unter Zugrundelegung der beschriebenen
                                 										Normalmuffe.
                           D₁ ist gleich D + 2 δmax, d.h. der äußere Durchmesser des geraden
                              									Röhrentheiles ist gleich dem in Frage stehenden lichten Durchmesser der Röhre,
                              									zuzüglich der doppelten größten Wandstärke, welche die Tabelle für die fraglichen
                              									Durchmesser ergibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 209, S. 342
                              Lichte Weite in Millimet.; Baulänge
                                 										in Metern; Ausführbarkeits-Wandstärke in Millimetern) auch Wandstärke der
                                 										Gasröhren); Sicherheitsgrad n der Röhren bei der
                                 										Ausführbarkeits-Wandstärke; Für einen inneren druck p₀; Wandstärken, berechnet nach der
                                 										Lamé'sche Formel für einen inneren Druck von p₀ = 7 Atm.; p₀ = 8 Atm.;
                                 											p₀ = 9 Atm.; Sicherheitsgrad n₁ der Röhren für die
                                 										Maximal-Wandstärke, diese für p₀ =
                                 										Atmosph. berechnet.; D₁ Millimet. äußerer
                                 										Durchmesser; Gewicht für den Meter Baulänge in Kilogrm. bei
                                 										Ausführbarkeits-Wandstärken; bei Maximal-Wandstärken; Bemerkung.
                                 										Die nicht in den Columnen 6, angeführten Wandstärken der kleinen Röhren und die
                                 										überall nicht speciell angeführten Wandstärken der Röhren für geringeren Druck
                                 										als 6 Atmosphären fallen nach der Lamé'schen Formel schwächer, als die
                                 										Ausführbarkeit es nöthig macht, aus. Dieselben sind daher stets nach den
                                 										Ausführbarkeits-Wandstärken festzustellen.
                              
                           
                           Fall 97 Modelle vorhanden seyn müßten, selbst wenn man mit
                              									einem Modell für jede Sorte auskommen wollte. Es empfiehlt sich daher, die Modelle
                              									nach den größten, in der Praxis noch häufig vorkommenden Inanspruchnahmen zu
                              									construiren und minderen Inanspruchnahmen unter Beibehaltung des größten äußeren Durchmessers
                              									durch Vergrößerung des inneren
                              									Durchmessers und dadurch herbeigeführte schwächere Wandstärke Rechnung zu tragen. In
                              									diesem Falle würden nur 40 Modelle erforderlich werden. Diese Verminderung der
                              									Wandstärke darf natürlich nur den geraden Theil der Röhren treffen, da die
                              									Dimensionen der Muffe ganz anderen Einflüssen angepaßt sind. Die Muffe hat das
                              									Verstemmen zu ertragen, und das erfordert eine Widerstandsfähigkeit der
                              									Muffenwandstärke, die mit dem im Inneren der Röhren wirkenden Drucke nichts zu thun
                              									hat.
                           Aus diesem praktischen Erfordernisse, den äußeren Durchmesser bei Anwendung
                              									schwächerer Wandstärken constant zu erhalten, und den gleichen Zweck durch
                              									Vergrößerung des inneren Durchmessers zu erzielen, ein System, was seit Jahren in
                              									der von mir geleiteten Fabrik in Anwendung ist, resultiren mehrere Vortheile. Einmal
                              									ist der Abnehmer zufrieden, ebenso leistungsfähige Röhren zu erhalten, sodann ist
                              									die Möglichkeit ihm gegeben, Röhren über 425 Millimet. Weite gleichzeitig aus
                              									anderen Fabriken, die gleiches System befolgen, beziehen zu können, deren
                              									Wandstärken aus beliebigen Gründen stärker gemacht werden, weil die Muffen nach dem
                              									constanten äußeren Durchmesser construirt, alle mit einander passen müssen. Endlich
                              									bietet dieses System den Vortheil, daß man den Façonröhren gleiche Muffen,
                              									wie den entsprechend weiten geraden Röhren, geben kann, und dabei, falls der
                              									Maximaldruck in der Leitung 9 Atmosphären nicht erreicht, was in den seltensten
                              									Fällen nur vorkommt, die Façonröhren, von 425 Millimet. Weite ab, in ihren
                              									Wandungen verstärken kann, ohne den vorgeschriebenen Lichtdurchmesser, resp. den
                              									Dichtungsspielraum in der Muffe, durch Vergrößerung des äußeren Durchmessers der
                              									Façonröhren, vermindern zu müssen. Eine Verstärkung der Façonröhren,
                              									über das nothwendige Maaß der Wandstärke der geraden Röhren, empfiehlt sich aber
                              									deßhalb bei den über 425 Millimet. weiten Façonröhren, weil bei diesen Röhren
                              									viel leichter größere Excentricitäten der Umfassungsflächen und ungleiche
                              									Wandstärken, trotz aller angewendeten Sorgfalt, vorkommen können, wie das bei den
                              									einfachen geraden Röhren der Fall ist. Da die Wandstärken der Röhren unter 425
                              									Millimet. Durchmesser nach der, selbst für 9 Atmosphären inneren Druck noch einen
                              									höheren Sicherheitsgrad als 10 ergebenden Ausführbarkeitsgrenze bestimmt sind, so
                              									ist bei den Façonröhren für diese Dimension keine Verstärkung nöthig, weil
                              									beispielsweise bei einem inneren Druck von 8 Atmosphären diese Wandstärke im Minimum
                              									eine mehr als 11fache Sicherheit bietet. Nur für Röhren, die einen inneren Druck von
                              									9 Atmosphären zu ertragen haben, müßten die Muffen der Façonröhren geändert
                              									werden, derselbe Fall tritt aber auch für die geraden Röhren ein, wenn dieselben
                              									einen stärkeren Druck wie 9 Atmosphären ertragen sollen. Beide Fälle kommen zu
                              									selten vor, um hier darauf Rücksicht nehmen zu müssen. Die Tabelle zeigt endlich
                              									noch die für Consumenten und Fabrikanten wichtige Thatsache, daß alle Röhren bis 425
                              									Millimet. Durchmesser, deren Wandstärken sämmtlich nach der Ausführbarkeit bestimmt
                              									werden mußten, allen Ansprüchen, welche die Praxis in der Regel an Röhren stellt,
                              									genügen können, daß also diese Röhren für Gas- und Wasserleitungen
                              									gleichzeitig zu benutzen sind, weil sie schwächer nicht herzustellen sind, ihre
                              									Wandstärke aber doch für alle Ansprüche, die an Wasserleitungsröhren zu stellen
                              									sind, völlig genügt. Durch diesen Umstand ist den Fabriken die ununterbrochene
                              									Anfertigung von Röhren ermöglicht, da sie, weil diese Röhren zu jeder Bestellung zu
                              									verwenden, davon auch auf Lager arbeiten lassen können, dem Consumenten ist aber der
                              									rasche Empfang von Röhren für Erweiterungsanlagen, wozu meist die kleineren
                              									Dimensionen erforderlich sind, ermöglicht.
                           Als Normalmuffe würde ich eine solche zur Annahme empfehlen, die in ihren
                              									Hauptverhältnissen schon zur Zeit vielseitige Anerkennung gefunden hat und durch
                              										Fig. 8 der
                              									bezüglichen Abbildungen dargestellt ist.
                           D₁ ist gleich D + 2
                              										δmax,
                              									d.h. der äußere Durchmesser ist gleich dem in Frage stehenden lichten Durchmesser
                              									zuzüglich der doppelten größten Wandstärke, welche die Tabelle für den fraglichen
                              									Durchmesser ergibt.
                           In dieser Muffe wird das schlichte Röhrenende in einen im Grunde der Muffe sitzenden
                              									conischen Ring a, a hineingesteckt. Dieser conische Ring
                              									verengt sich beinahe bis zur äußeren Weite des hineintretenden Röhrenendes. Durch
                              									Hineinschieben des Röhrenendes centrirt sich die zu dichtende Röhre von selbst und
                              									braucht nicht mit Holzkeilen abgestützt zu werden, wie das, des nöthigen Spielraumes
                              									halber, bei Röhrenenden geschehen muß, die einen Bund am Ende haben. Der vordere
                              									Ansatz dieses conischen Ringes verhindert ferner ein Durchstemmen des
                              									Dichtungsstrickes über das Röhrenende hinaus, was bei Röhrenenden mit Bund am Ende
                              									häufig vorkommt.
                           Die vorgeschlagene Muffe entbehrt der von einzelnen Ingenieuren beliebten Bleinuth an
                              									der Innenseite des oberen Endes der Muffe, wodurch das Hinausziehen der Bleidichtung
                              									verhindert werden soll. Dieser Zweck wird durch diese Construction im Grunde nicht
                              									erreicht, da, wollen sich die Röhren ein Mal zusammenziehen, der vorspringende
                              									Bleirand das nicht verhindern wird, und es dann gleichgültig ist, ob die
                              									Dichtungsmasse sich in der Muffe etwas vorwärts bewegt oder das Röhrenende in der
                              									Dichtungsmasse. Bei der Muffconstruction ohne Bleinuth können diese
                              									Zusammenziehungen sich auf beide Weisen ausgleichen; es ist das zur Verhütung von
                              									Röhrenbrüchen entschieden vorzuziehen. Die Herstellung dieser Bleinuthe erhöht auch
                              									unnöthig die Schwierigkeit der Herstellung der Röhren.
                           Die Verdichtungsmethode, wornach Röhren und Muffen abgedreht und ausgebohrt werden,
                              									mag sich in einzelnen Fällen, z.B. beim Verlegen der Röhren in sehr wasserreichem
                              									Terrain, empfehlen, andererseits wird die Leitung dadurch aber sehr steif und
                              									unnachgiebig, wodurch leicht Röhrenbrüche herbeigeführt werden; auch ist die
                              									Ausführung kostspielig. Aehnlich geht es mit vielen anderen in neuester Zeit
                              									vorgeschlagenen Muffverbindungen. Bis heute hat sich Fig. 8 als die
                              									brauchbarste und ihren Zweck immer erfüllende erwiesen. Allen einzelnen Abmessungen
                              									der vorstehenden Normalmuffe ist der äußere Röhrendurchmesser zu Grunde gelegt, wie
                              									die eingeschriebenen Verhältnißzahlen zeigen, weil die Muffe einzig und allein den
                              									Einwirkungen des Verstemmens beim Verdichten zu widerstehen hat, und diese abhängig
                              									sind von der Weite der Muffe, resp. der äußeren Röhrendurchmesser. Die Dimensionen
                              									der Röhren bleiben unverändert, wenn der gerade Theil der
                              									Röhren, der schwächeren Inanspruchnahme halber, in seinen Wandstärken vermindert
                              									wird. Da ihren Dimensionen äußere Durchmesser, mit selten nothwendig werdenden,
                              									stärksten Wandstärken zu Grunde gelegt sind, so wird der Unterschied zwischen den
                              									Wanddicken der Röhren und der Muffe meist stärker ausfallen, als das Normalprofil
                              									zeigt.
                           Für die Normalflantsche empfiehlt sich eine Flantsche, wie Fig. 9 zeigt. Dieselbe
                              									ermöglicht ein leichtes Auswechseln einer einzelnen Röhre aus einer langen Leitung,
                              									sie hat daher keine ein gedrehten Verdichtungsringe
                              									bekommen. Die Zahl der Schrauben bestimmt sich nach dem Umfange der Röhren und ist
                              									abhängig vom äußeren Durchmesser. Die Zahl der Schrauben Z ist = 2 + D 1/50 zu nehmen. Um aber eine
                              									durch 4 theilbare Schraubenzahl zu bekommen,Ein Vorschlag, der vom westfälischen Bezirksverein ausgeht, mir soeben zur
                                    											Kenntniß gekommen ist, sich sehr empfiehlt und daher im Vorstehenden gleich
                                    											berücksichtigt ist. was sich für in Anwendung kommende Façonröhren empfiehlt, da diese in
                              									dem Falle nach zwei Richtungen, die um 90° gegeneinander verschoben liegen,
                              									benutzt werden können,
                              									muß das aus 2 + D 1/50 sich ergebende Resultat durch 4
                              									theilbar seyn. In den meisten Fällen wird das nicht der Fall seyn, dann bestimmt die
                              									nächste nach oben oder nach unten liegende ganze durch 4 theilbare Zahl die
                              									Schraubenzahl. Z.B. für D = 50 Millimet. ist D₁ = 64 Millimet., darnach wird Z = 2 + 64/50 = 3,2. Die Nächstliegende ganze durch 4
                              									theilbare Zahl ist 4, mithin auch die Zahl der Schrauben 4. Für 500 Millimet. weite
                              									Röhren ist D₁ = 532,2, mithin ist Z = 24 + 532,2/50 = 2 + 10,6 = 12,6, mithin ist Z = 12 zu nehmen. Die Dicke der Schrauben muß natürlich
                              									mit der Stärke der Flantschen und diese mit der Größe
                              									des  Röhrendurchmessers wachsen. Da das Whitwort'sche Schraubensystem in der Welt das verbreitetste ist, so muß
                              									die Schraubendicke dem System entsprechend um 1/8 Zoll engl. steigen. Die Dicke der
                              									Schrauben ist zu bestimmen nach d = 1/8 (3 + D₁/150) Zollen, was entsprechend mit dem
                              									Nächstliegenden ganzen 1/8 Zoll engl. auszugleichen ist.
                           Z.B. für D₁ = 64 Millimet. wird:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 209, S. 347
                              
                           für D₁= 532 Millimet.
                              									wird:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 209, S. 347
                              
                           Der Durchmesser des Dichtungsringes ist D₂ = 18 + 1,02 D₁ Millimet., der
                              									Durchmesser des durch die Mitte der Schrauben gelegten Kreises ist D₃ = 31,5 + 1,055 D₁, der äußere Flantschendurchmesser D₄ = 60 + 1,1 D₁, und die
                              									Flantschendicke w = 13 + 0,003 D₁ zu nehmen.
                           Die Schraubenlöcher sind um 3 Millimet. weiter als der Durchmesser der Schrauben
                              									ergibt, einzugießen. Endlich bleibt noch zu bemerken, daß die kleinen
                              									Flantschenröhren bis zum Durchmesser von 50 Millimet. eine Baulänge von 2 Met., die
                              									größeren Flantschenröhren bis zum Durchmesser von 75 Millimet. eine Baulänge von 2,5
                              									Met., die noch weiteren eine Baulänge von 3 Met. erhalten. Eine noch größere
                              									Baulänge ist für Flantschenröhren zu vermeiden, weil wegen der beiden Manischen
                              									sonst leicht ein Abreißen der Röhren in der Form durch das Schwinden vorkommt. Die
                              									kurze Baulänge von 3 Met. würde eine Verminderung der Ausführbarkeitswandstärken,
                              									gegenüber den 4 Met. langen Muffröhren wohl ermöglichen. Der Umstand aber, daß
                              									Flantschenröhren meist größeren Temperaturdifferenzen, durch ihre, dem Einflusse der Atmosphäre
                              									ausgesetzte Lage und durch die hohe Temperatur, die sie als Dampfröhren wechselnd
                              									annehmen, ausgesetzt sind, läßt es zweckmäßig erscheinen, davon abzusehen; die
                              									Ausführbarkeitswandstärken bleiben also für gleiche Durchmesser dieselben bei
                              									Flantschenröhren und Muffröhren. Auch bei Flantschenröhren bleiben die Dimensionen
                              									der Manischen, ebenso wie bei den Muffröhren die Muffen, bei schwächerem inneren
                              									Druck unverändert; ebenso bewegen sich die Inanspruchnahmen durch inneren Druck in
                              									der Praxis in denselben Grenzen, wie das bei den Muffröhren der Fall ist.
                              									(Zeitschrift des Architekten- und Ingenieurvereines für Hannover, 1872 S.
                                 									495.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
