| Titel: | Notizen aus der Wiener Weltausstellung 1873; mitgetheilt vom Docenten Johann Zeman. | 
| Autor: | Prof. Johann Zeman [GND] | 
| Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. LXVI., S. 401 | 
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                        LXVI.
                        Notizen aus der Wiener Weltausstellung 1873;
                           								mitgetheilt vom Docenten Johann Zeman.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        (Fortsetzung von S. 333 des vorhergehenden
                           								Heftes.)
                        Zeman, Notizen aus der Wiener Weltausstellung.
                        
                     
                        
                           38–41. Maschinen zur Zubereitung
                                 										der Seidenabfälle für Florettspinnerei; von Theod. und Friedr. Bell in Kriens
                                 										bei Luzern (Schweiz). (Figur 1–6.)
                           In Fortsetzung der im letzten Hefte begonnenen Abhandlung über die Zubereitung des
                              									Florettmateriales komme ich zur näheren Beschreibung des Cocon-Openers.
                           Cocon-Opener. – Zweck dieser in Figur 1
                              									dargestellten Maschine ist nach dem Früheren, die geklopften Cocons weiterhin
                              									aufzulockern d.h. in einzelne Fäden aufzulösen.
                           Die auf dem Lattentuche a gleichmäßig ausgebreiteten
                              									Cocons werden durch eine Kratzwalze b dem mit grobem
                              									Beschlag garnirten Tambour c allmählich übergeben und
                              									zufolge des zwischen b und c
                              									herrschenden Verzuges in einzelne nebeneinander liegende Seidenfäden ausgezogen.
                              									Oberhalb der Trommel liegt eine Arbeiterwalze d, zum
                              									Ausstreichen der Seidenfäden, und eine Bürste e zum
                              									Reinhalten der Kratzwalze d.
                           Um ein Mitreißen ganzer Seidenflocken hintanzuhalten, ist zwischen der Zuführwalze
                              										b und dem Tambour c ein
                              									mittelst Schrauben stellbares Messer f eingelegt.
                           Die Skizze Figur l zeigt den Cocon-Opener im
                              									Arbeitszustand, die Zuführwalze in Berührung mit dem Tambour c, und die Richtung der Drehung der verschiedenen Theile durch Pfeile
                              									ausgedrückt.
                           Wenn aber die vorgewogene Auflage – gewöhnlich 500 Gramme –
                              									aufgearbeitet und der Tambour mit einer Seidenwatte bedeckt ist, so muß vor Abziehen
                              									derselben die Zuführwalze von dem Tambour abgerückt werden, indem sonst beim
                              									Rückdrehen der Trommel die Seidenwatte durch die zuführende Kratzwalze ergriffen und
                              									abgekämmt werden möchte.
                           Zu diesem Behufe sitzt der gesammte Zuführmechanismus (Lattentuch a und Kratzwalze b) in einem
                              									eigenen Rahmen f, welcher mit dem Tambourgestell i durch Schwingen h
                              									gelenkartig verbunden ist und durch Niederdrücken des Hebels k in horizontalem Sinne verschoben werden kann.
                           In der Arbeitslage liegt die Stellschraube m des Rahmens
                              										g gegen den Anschlag am Gestell i an; drückt man aber den Hebel k in die punktirt angedeutete Stellung, so stößt die Stellschraube m₁ an und es entsteht zwischen der Zuführwalze
                              										b und dem Tambour c der
                              									erforderliche Spielraum.
                           Die Arbeiterin reißt nun das Seidenvließ oberhalb der Rolle quer auf und zieht
                              									dasselbe einfach von dem Tambour ab, welcher sich hierbei langsam zurückdreht.
                           Zuweilen finden sich statt der Rolle l, über welche die
                              									Seidenwatte einfach hinstreicht, zwei übereinanderliegende, endlose Abzugstücher,
                              									zwischen welche das aufgerissene Vließ eingeführt und hierauf selbstthätig
                              									abgeleitet wird.
                           Der Betrieb des Cocon-Openers geht mittelst Riemenscheibe auf die Tambourwelle
                              									– 45 Umdrehungen pro Minute – und von
                              									dieser durch Räderübersetzung auf das Lattentuch a, die
                              									Einzugswalze b und die Kratzwalze d.
                           Der Tambour hat 870 Millimeter Durchmesser und 720 Millim. Beschlagbreite.
                           Die Maschine nimmt 2,3 × 1,4 Meter Raum und zum Betriebe circa 3/4 Pferdekraft in Anspruch. Das Gewicht beträgt
                              									etwa 2500 Kilogrm., der Preis annähernd 3800 Franken.
                           Fillingmaschine. (Figur 2.) Im weiteren
                              									Verlauf der Bearbeitung der Strusi und der Coconwatte kommt die nach dem Englischen
                              									so genannte Fillingmaschine an die Reihe, um durch Kämme, welche in gleichen
                              									Abständen auf dem Umfang einer Trommel nahezu tangential angebracht sind, das
                              									vorgelegte Material noch weiter aufzulösen und auszuziehen und für die Behandlung
                              									auf der nächstfolgenden Kämmmaschine vorzubereiten.
                           Der Tambour c ist mit regelmäßigen, parallel zur
                              									Drehachse liegenden sperrradähnlichen Abstufungen am Umfange versehen. Die fast
                              									radialen Stufenflächen sind mit normal zu denselben aufstehenden einreihigen Kammstäben c'
                              									besetzt.
                           
                           Das mittelst der beiden übereinander liegenden Kratztücher a und a' zugeführte Seidenmaterial wird bei
                              									der Drehung des Kammtambour durch die Nadeln erfaßt, ausgezogen und über den Tambour
                              									gleichmäßig ausgebreitet. Zum Ausstreichen der Seidenfäden dient der Arbeiter d und die Bürstenwalze e. b
                              									zeichnet die Bürste zum Ausputzen des oberen Zuführ-Kratztuches b'.
                           Ist das vorgelegte Florettmaterial völlig aufgezogen, so wird die Maschine abgestellt
                              									und, ähnlich wie beim Opener, der Zuführmechanismus vom Tambour durch den Hebel k abgerückt. Hierauf schneidet die Arbeiterin unter
                              									langsamer Drehung des Tambour von Hand die Seidenfäden hinter jedem Kamm durch,
                              									streicht sodann die seitlichen Ränder der entstandenen Seidenbärte etwas zusammen
                              									und erfaßt dieselben zum Schluß der Reihe nach mittelst Kluppen, um sie von den
                              									Kammnadeln abzuziehen.
                           Diese Kluppen bestehen aus zwei Holzbretchen, deren Länge mit der Breite des
                              									Kammtambour correspondirt; dieselben sind an der einen Langseite, wie in Fig. 3
                              									angedeutet ist, mittelst Scharniere, oder einfach mittelst Lederbänder verbunden und
                              									allgemein unter der Bezeichnung „Bücher“ bekannt.
                           Der Antrieb der Fillingmaschine erfolgt von einer bei 1 gelagerten
                              									Riemenscheibenwelle – 140 Touren pro Minute
                              									– durch Zahnräder auf die Trommelwelle mit 45 Umdrehungen in der Minute und
                              									weiterhin auf die Einzugstücher a, a' und die Kratzwalze
                              										d.
                           An Platz ist 2,2 × 1,4 Meter und zum Betriebe etwa 3/4 Pferdekraft zu rechnen.
                              									Der Tombour hat 1 Meter Durchmesser. Das Gewicht und der Preis der Fillingmaschine
                              									stellen sich ähnlich wie beim Opener auf 2500 Kilogrm. beziehentlich auf 3800
                              									Franken.
                           Die Kämm- oder Dressingmaschine ist die letzte der
                              									Florett-Zubereitungsmaschinen.
                           Die Seidenbärte müssen nämlich vor dem Abgang in die Spinnerei nach verschiedenen
                              									Längen sortirt und zugleich von allzu kurzen Fasern sowie von allen Unreinigkeiten
                              									gesäubert werden. Hierbei werden auch auch alle doppelt gelegten oder
                              									zusammengefaltenen Fäden gerade gestreckt und zu den anderen parallel gelegt. Diese
                              									ziemlich langwierige Aufgabe erfüllt die Kämmmaschine oder – nach der
                              									englischen Bezeichnung – die Dressingmaschine, von welcher die Figuren 4 und
                              										5 die
                              									wesentlichsten Theile in zwei Ansichten repräsentiren.
                           Hier werden die von der Fillingmaschine abgezogenen und in den Büchern eingeklemmten
                              									Seidenbärte in einem ebenen, horizontalen Rahmen a, der
                              									Presse, eingespannt unter Zuhülfenahme von Zwischenleisten, damit die Fäden zweier
                              									benachbarten Barte nicht in einander gerathen können.
                           Die Presse liegt drehbar um eine verticale Achse in dem Wagen b, welcher quer gegen die Maschine auf Schienen hin- und hergezogen
                              									werden kann.
                           Oberhalb der Presse bewegt sich über zwei Rollen b, b'
                              									ausgespannt ein endloses Band c, welches in passenden
                              									Abständen mit Kratzleisten besetzt ist und mit diesen langsam über die in der Presse
                              									eingesetzten Seidenbärte hinstreicht.
                           Sind die Bücher bei ausgefahrener Presse eingespannt und alle Seidenbärte nach einer
                              									Richtung hin mit einem Lineal gelegt worden, so wird der Wagen unter das Kratztuch
                              									zurückgefahren und mittelst des Handrades d an der
                              									rechten Seite der Maschine die Presse so weit gehoben, daß die Kratzleisten die
                              									Bärte berühren.
                           Um nämlich die Kratzen nicht allzu scharf und rasch einwirken und dadurch viele Fäden
                              									zerreißen zu lassen, dringen dieselben nur allmählich tiefer in die Seidenbärte ein,
                              									zu welchem Zwecke die Presse nach erfolgter rascher Handeinstellung – Rad d und Zähnräder 1 in Figur 5 –
                              									selbstthätig von der Maschine durch Hebedaumen e, e'
                              									langsam gehoben und in der gewünschten Höhe die Bewegung der Hebedaumen von selbst
                              									eingestellt wird.
                           Ist dieß geschehen, so läßt man die Presse wieder herab und führt den Wagen
                              									vollkommen heraus, dreht die Presse um ihre verticale Achse um 180 Grad herum und
                              									führt endlich den Wagen wieder unter das endlose Kratztuch zurück, nachdem man
                              									vorher noch die vorstehenden Bärte nach der anderen Seite hin mit einem Lineal
                              									umgelegt hat, um das vollkommene Auskämmen dieser Barthälften durch neues
                              									Ingangsetzen der Maschine zu erzielen.
                           Ganz derselbe Vorgang wird behufs des Auskämmens der in den Büchern eingeschlossenen
                              									Hälfte der Seidenbärte beobachtet, zu welchem Zwecke der Wagen wieder herausgezogen,
                              									die Bärte umgespannt und die Manipulation wie vorher wiederholt wird.
                           Ehe jedoch dieses Umspannen vor sich geht, schaltet man zwischen den Kratzleisten des
                              									endlosen Bandes zwei feiner beschlagene und tiefer eindringende Putzdeckel o (Figur 4) ein, um mit deren
                              									Hülfe aus den ausgekratzten Bärten auch die kürzesten Fasern und noch
                              									zurückgebliebene Unreinigkeiten auszukämmen.
                           Der Antrieb der Kämmmaschine erfolgt je nach Bedarf mit einer langsamen oder
                              									rascheren Geschwindigkeit von der Hauptwelle f aus,
                              									welche die vordere Führungsrolle b antreibt. Die andere
                              									Walze b', welche durch das endlose Band c mitgenommen wird, bringt durch Kurbelzapfen und Schubstange g sowie durch Sperrrad h,
                              									Zahnräder i und Zahnsector k
                              									an der Daumenwelle e die langsame selbstthätige Hebung
                              									der Presse hervor. Die Selbstausrückung ist in der Figur nicht angedeutet. Die
                              									beiden Daumenwellen e, e' stehen durch Kurbel und
                              									Verbindungsstange – nicht ersichtlich gemacht – in Verbindung.
                           Die Führung der Kratzleisten auf der unteren Hälfte der Bahn, dort wo dieselben die
                              									Seidenbärte auskämmen, erfolgt durch eigene am Gestelle angeschraubte
                              									Führungsschienen m, m', auf welche sich die Backen an
                              									beiden Seiten der Kratzdeckel auflegen.
                           Während der oben beschriebenen Manipulationen sammeln sich in den Kratzleisten die
                              									kürzeren und zusammengehaltenen, in den Kluppen nicht eingeklemmten Seidenfäden
                              									(nebenbei bemerkt auch die Unreinigkeiten), welche von Zeit zu Zeit mittelst
                              									frischer Bücher erfaßt und als zweite Seidenbärte einer anderen Dressingmaschine mit
                              									tiefer eindringenden Kratzleisten zur ähnlichen Behandlung übergeben werden.
                           Von der ersten Kämmmaschine erhält man den längsten und
                              										schönsten Zug Nr. 1. Durch fortgesetztes Auskratzen
                              									der successive angesammelten Kämmlinge auf einer zweiten, dritten etc.
                              									Dressingmaschine, ganz in der angedeuteten, allmählich fortschreitenden Weise,
                              									werden die immer kürzer werdenden Züge Nr. 2, Nr. 3 bis Nr. 6 und selbst höher
                              									gewonnen.
                           Gewöhnlich bilden drei Kämmmaschinen mit successive
                              									feinerem Beschlag der Kratzleisten, sowie schmäleren Zwischenleisten für die in der
                              									Presse einzuspannenden Bücher mit den späteren, immer kürzeren Bärten ein Sortiment, von welchem jede Maschine jedoch
                              									ein- oder zweimal, je nach dem Material und der Zahl der daraus erzielbaren
                              									Kammzüge, passirt wird.
                           Der ganze Proceß ist, selbst nach der ganz flüchtigen Darstellung hier, ein sehr
                              									mühevoller und beansprucht viel Sorgfalt und einen bedeutenden Zeitaufwand. Doch
                              									darf man nicht vergessen, daß das Florettspinnmaterial einen ziemlich hohen Werth
                              									besitzt und daher eine selbst kostspielige Zubereitung verträgt.
                           Die weitere Verarbeitung der gewonnenen Kammzüge erfolgt in Florettspinnereien auf
                              									Anlege- und Bandmaschinen, auf Strecken und Spindelbänken und endlich auf
                              									Watermaschinen, welche eine große Aehnlichkeit mit den Flachsspinnmaschinen
                              									nachweisen.
                           Die Abfälle, welche sich hier nicht verwerthen lassen, und die Abgänge der Spinnerei
                              									werden als Seidenwerg auf Karden zerrissen und weiterhin versponnen.
                           
                           Die beschriebene Kämmmaschine erfordert mit Berücksichtigung der Ausfahrt des Wagens
                              									4,1 × 3,5 Meter Platz. Für den Betrieb rechnet man 1 1/4 Pferdekraft für ein
                              									Sortiment, also für 3 Dressingmaschinen, welche circa
                              									6550 Kilogrm. wiegen und complett 8100 Franken kosten.
                           Die angegebenen Preise sind annähernd und loco Luzern,
                              									ohne Verpackung zu verstehen.
                           Außer den hier besprochenen Maschinen für Zubereitung der Seidenabfälle
                              									(Coconstampfe, Opener, Fillingmaschine und Kämmmaschine) hat die Firma Theod. und
                              									Friedr. Bell ein ganzes Sortiment von Maschinen für
                              									Holzstofffabrication auf mechanischem Wege zur Wiener Weltausstellung gebracht; Ref.
                              									hofft über einige Novitäten darunter später noch berichten zu können.
                           Anhang. Nachdem ich der Seiden-Kämmmaschine schon
                              									so viel Aufmerksamkeit zugewendet habe, so kann ich noch hinzufügen, daß man zur
                              									Zeitersparniß die besprochenen geraden Dressingmaschinen
                              									speciell für die letzten, also kürzeren Züge, auch zum continuirlichen Betriebe eingerichtet hat, durch Anwendung kürzerer, auf
                              									Schienen in der Richtung des endlosen Kratztuches zu- und ablaufender
                              									Wagenpressen, welche auf Zwischenstationen in Vorrath vorbereitet, nämlich umgelegt
                              									oder umgespannt und nach Erforderniß der nächsten Kämmmaschine zugeschoben
                              									werden.
                           Noch weiter in Zeit- und Raumersparniß, sowie in Hinsicht auf größere
                              									Leistungsfähigkeit, geht die ziemlich neue, noch wenig bekannte Circular-Dressingmaschine, ebenfalls für kürzere Zeit bestimmt.
                           Ich habe diese Maschine, welche in Basel schon mehrfach im Gebrauch ist, nach der
                              									Ausführung der Maschinenfabrikanten Greenwood und Batley in Leeds, in Fig. 6 in
                              									einfachen Strichen zu verdeutlichen gesucht.
                           Die zur Aufnahme der gefüllten Bücher dienende Presse A
                              									ist kreisförmig und um eine horizontale Achse drehbar
                              									angeordnet, wodurch die eingespannten Seidenbärte bei langsamer Drehung der Presse
                              									– etwa 3 Umdrehungen pro Stunde – nach und
                              									nach an drei continuirlich bewegten, an die Cylinderpresse sich anschmiegenden
                              									Kratzbändern ohne Ende B, C und D vorbeigeführt werden.
                           Nach vollendeter Kämmung werden die Bücher mit den zur Hälfte ausgekämmten
                              									Seidenbärten – etwa bei E – selbstthätig
                              									ausgespannt und an deren Stelle von einer Arbeiterin frische Bücher eingelegt,
                              									welche gleichfalls ohne deren weiteres Zuthun von der Maschine – etwa bei F – festgeklemmt werden.
                           
                           Das erste endlose Band B mit Kratzdeckeln liegt oberhalb
                              									der Circularpresse und kämmt die zugeführten Seidenbärte entgegengesetzt der
                              									Bewegungsrichtung derselben aus. Am Ende dieses Kratzbandes legt eine Bürstenwalze
                              										a die vorstehenden Seidenbärte nach der anderen
                              									Seite um, welche alsdann von dem zweiten, entgegengesetzt sich bewegenden Kratzband
                              										C ausgekämmt wird.
                           Zuletzt kommen die neuerdings durch die Bürste b
                              									umgelegten Seidenbärte an das dritte, unterhalbunterbalb der Rundpresse ausgebreitete und derselben am nächsten gestellte Kammband
                              										D, welches die kürzesten Fasern und den Rest der
                              									Unreinigkeiten auszieht.
                           Dieser Ausputz wird durch eine Bürstwalze c und Kammwalze
                              										d von den Kratzleisten D
                              									abgenommen und der Wergspinnerei zugeführt.
                           Die Seidenkämmlinge des zweiten Kratzbandes C dagegen
                              									werden durch die Bürstwalze e an das erste Kratztuch B übertragen und hier nach Bedarf von den Kratzleisten
                              									mittelst Kluppen entnommen und sofern es die Qualität noch gestattet auf einer
                              									anderen Circular-Dressingmaschine nochmals gekämmt; sonst aber ebenfalls zur
                              									Wergspinnerei verwendet.
                           Zum Schluß sey ganz flüchtig noch bemerkt, daß man in manchen Florettspinnereien
                              									– für hochfeine Nummern – die Seidenbärte von der Fillingmaschine auf
                              									der Dressingmaschine nur einmal auskratzt und hierauf die kürzeren Fasern und
                              									Unreinigkeiten von den langen, schönen Seidenfäden auf Heilmann'schen Kämmmaschinen, welche N. Schlumberger in Gebweiler (Elsaß) liefert, absondert.
                           
                        
                           42. Wagenräder-Drehbank,
                                 										ausgeführt von der Sächsischen Maschinenfabrik (vorm.
                                 										Richard Hartmann) in Chemnitz. (Fig. 7 bis 10.)
                           Die in Fig. 7
                              									bis 10 in
                              									zwei Ansichten und Details dargestellte, sehr schön ausgeführte Drehbank zum
                              									Abdrehen der Eisenbahnwagenräder auf ihren Achsen zeichnet sich vornehmlich durch
                              									eigenthümliche Construction der beiden Einspannstöcke A,
                                 										A' aus, innerhalb welcher die Achse mit ihren eigenen Schenkeln in den
                              									Lagern a, a' ruht, durch die Körnerspitzen b, b' aber genau centrisch eingelegt, ferner gegen
                              									Seitenverschiebung vollkommen gesichert wird.
                           Die Spannstöcke A, A' mit den Lagern a, a' zur Aufnahme der Radachse stehen also fest,
                              									während die Planscheiben B, B' durch Drehung der
                              									angegossenen Zahnkränze die beiden Räder vermittelst Mitnehmer fortbewegen.
                           
                           Die Drehung der Zahnkränze an B und B' erfolgt von der Hauptwelle C, welche durch ein Räderpaar d die mitten
                              									durch die Wange W hinlaufende Welle e antreibt; auf e sitzen
                              									zwei Getriebe f, f', je eines für den Zahnkranz B respect. B'.
                           Da der Reitstock A' auf der Wange je nach der Länge des
                              									abzudrehenden Rädersatzes verstellbar ist, so gleitet das Getriebe f' in einer Keilnuth der Welle e. Dieses Getriebe f' läßt sich durch den
                              									Hebel g außer Eingriff mit dem Zahnkranz B' rücken, wenn die Maschine nur auf der einen Seite,
                              									als Planscheiben-Drehbank, verwendet wird.
                           Die nähere Ausführung des Spannstockes A oder A' ist aus den Schnitten in den Abbildungen leicht zu
                              									entnehmen. Derselbe ist behufs Aufnahme der zweitheiligen Planscheibe rund
                              									abgedreht, wobei der vorstehende Bandring x das
                              									Abrutschen der Planscheibe verhütet. Dabei läuft die Planscheibe mit Zahnkranz nicht
                              									direct, sondern mittelst eingelegter Messingbacken i auf
                              									der abgedrehten Lauffläche des Reitstockes. Diese Backen i sind gleichmäßig zwischen je zwei Radarmen eingeschaltet und mittelst
                              									Stellschräubchen m nachstellbar.
                           Die Lagerschalen, in Fig. 10 in der Frontansicht veranschaulicht, sind – um
                              									verschiedene Zapfendurchmesser aufnehmen zu können – Vförmig gestaltet und behufs genauer Centrirung der Achse mittelst der
                              									verticalen Schrauben n, n zu justiren.
                           Das Oeffnen der Lager erfolgt sehr rasch durch Lüften der Preßschraube o, welche durch den Bügel p
                              									die beiden Lagertheile zusammenhält.
                           Die beiden sehr starken Supporte D, D' sind nach allen
                              									Richtungen hin selbstthätig durch Kettenschaltwerke beweglich; h und h' bezeichnen die
                              									Sperrräder und k die Stellkurbel für die Kette, welche
                              									durch das Schneckengetriebe s, r von der Hauptwelle aus
                              									den Antrieb empfängt.
                           Der größte lichte Abstand der beiden Lager a, a' beträgt
                              									2,25 Meter und die Spitzenhöhe 580 Millimeter. Die Planscheibe hat 1,2 Meter
                              									Durchmesser.
                           Der Preis der completen Wagenräder-Drehbank stellt sich auf 2080 Thaler loco Chemnitz.
                           
                        
                           43 und 44. Spann- und
                                 										Trockenmaschine für Gewebe und Farben-Kochapparat, ausgestellt von
                                 										Salomon Huber, Maschinenfabrikant in Prag. (Fig. 11 bis 15.)
                           Zum Trocknen und Spannen von appretirter Waare verwendet man jetzt immer mehr und
                              									mehr statt der geraden Spannrahmen cylinderförmige Trockenmaschinen, bei welchen die
                              									Waare über einen mit Dampf geheizten Tambour gezogen, zugleich aber durch in die Leisten eingreifende
                              									Häkchen, sogen. Claviere, successive in der Breite gestreckt und ausgespannt
                              									wird.
                           Bei der von Salomon Huber, Maschinenfabrikant in
                              									Carolinenthal bei Prag ausgestellten Spann- und Trockenmaschine bemerkte ich
                              									eine sehr zweckmäßig construirte Spannvorrichtung (Patent Umann), welche hier eine nähere Besprechung verdient.
                           Unter Hinweis auf die Abbildungen in Fig. 11 bis 14, liegt auf
                              									dem Umfang des Trockencylinders, nahe den beiden Rändern je eine Spannkette a aus 13 Gliedern A (Fig. 14) von
                              									etwa 500 Millimeter Länge zusammengesetzt.
                           Die Spannketten, in deren Häkchen die Stoffleisten eingelegt werden, drehen sich mit
                              									der Trommel herum und nehmen das Gewebe über mehr als 3/4 des Umfanges mit
                              									herum.
                           Dort wo die Waare noch feucht aus dem Appreturkasten oder dergl. zutritt, haben die
                              									beiden Spannketten den kleinsten Abstand, welcher jedoch, sowie der Stoff eingehängt
                              									ist, successive etwa über 1/10 des Trommelumfanges hin zunimmt, worauf die Waare
                              									ohne fernere Ausstreckung den Weg über den Trockencylinder fortsetzt.
                           Zur Führung der Spannketten in ihrem veränderlichen Abstand sind an den Stellen, wo
                              									je zwei ihrer Glieder zusammentreffen, Gleitlineale b
                              									angeschraubt, welche parallel zur Trommelachse eine Verschiebung erhalten und die
                              									betreffenden Kettenglieder mitnehmen.
                           Die Verschiebung der Gleitlineale b erfolgt durch
                              									kreisförmig gebogene, unter einem Winkel gegen den Lauf der Waare gestellte
                              									Führungsschienen c und d, an
                              									welchen die Gleitlineale b mittelst Rollen e anliegen. Die obere längere Führungsschiene c schiebt die Gleitlineale und die Ketten nach auswärts
                              									oder hält letztere in ihrer äußersten Stellung, während die untere kürzere
                              									Führungsschiene d die Rückkehr der Kettenglieder in die
                              									Anfangsstellung bewerkstelligt.
                           Die Gleitlineale b erhalten ihre Geradführung in den
                              									Schuhen i, welche auf dem Trommelumfang angeschraubt
                              									sind und zugleich als Mitnehmer für die Spannkette und für den von derselben
                              									erfaßten Stoff dienen.
                           Um das Ausstrecken der zur Maschine kommende Waare ganz nach deren Beschaffenheit
                              									reguliren zu können, sind die Spannschienen c und d an den Gestellwänden mittelst Stellschrauben
                              									befestigt, welche innerhalb gewisser Grenzen jede Veränderung der Spannung
                              									gestatten.
                           Beim Betriebe der Maschine stehen zwei Arbeiterinnen mit Handbürsten versehen rechts und links vor
                              									dem Trockencylinder und schlagen die Stoffleisten in die Häkchen der Spannketten
                              									ein.
                           Zur Sicherung der Mitnahme des allmählich in der Breite ausgestreckten Stoffes sind
                              									Einschlagbürstrollen f und g
                              									über den Spannketten angebracht.
                           Wenn der Stoff nach etwa 3/4 Umdrehung des Trockencylinders durch eine Rolle von
                              									diesem abgeleitet wird, treten die Häkchen ohne Verletzung der Leisten aus denselben
                              									heraus und kehren zur Eintrittsstelle zurück.
                           Als besonderer Vortheil der hier besprochenen Spannvorrichtung ist, abgesehen von dem
                              									sehr geringen Platzerforderniß und der Einfachheit der Construction, der sehr ruhige
                              									Gang der Spannketten zu erwähnen, in Folge dessen die Stoffränder sehr geschont
                              									werden.
                           Wenn die Maschine einfach als Trockenmaschine functioniren soll, so lassen sich die
                              									Ketten hinlänglich bei Seite schieben oder auch leicht ganz abnehmen.
                           Zur Erhöhung des Effectes liegt unter dem großen Trockentambour und dem kleinen
                              									geheizten Cylinder, welchen der Stoff vor der Aufwickelung passirt, nahe dem Boden
                              									ein mit Dampf zu heizender, sehr enger Blechkasten.
                           Tambour, Cylinder und Heizplatte haben getrennte Dampfzuführung. –
                           Im Anschluß hieran sey noch kurz auf den in Fig. 15 skizzirten Farbenkoch-Apparat desselben Ausstellers
                              									hingewiesen, bei welchem das Rührwerk A durch ein
                              									Planetenrad herumgeführt wird und durch eine einfache Muffkuppelung B rasch zerlegt werden kann.
                           Ist die Rührkrücke herausgenommen, so läßt sich der Kessel C durch Handrad D sehr bequem umkippen, um
                              									entleert und gereinigt zu werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
