| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. , S. 152 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Lehmann's Heißluftmaschine.Beschrieben im polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCIV S. 257.
                              								
                           Aus einem Prospecte der Berlin-Anhalt'schen
                              									Maschinenbau-Actien-Gesellschaft zu Berlin-Moabit, welche diese
                              									Maschine ausschließlich baut, theilt die deutsche Industrie-Zeitung, 1873 S.
                              									218, nachstehende Angaben mit.
                           Als Vortheile der Maschine sind folgende hervorgehoben:
                           1) billigerer Betrieb gegen Handkraft;
                           2) gänzliche Gefahrlosigkeit, keine Explosionsgefahr, so daß die Aufstellung weder
                              									durch baupolizeiliche Beschränkungen, noch durch ein Concessionsgesuch erschwert
                              									wird;
                           3) da die Maschine vollständig gefahrlos und ohne Erschütterung arbeitet, so ist ihre
                              									Aufstellung auch in bewohnten Räumen und höheren Stockwerken möglich. Ein
                              									gewöhnlicher Schornstein (russisches Rohr) genügt für die Feuerung;
                           4) die Feuerungsanlage ist der Art, daß solche noch zu Nebenzwecken, als Trocknen,
                              									Heizung des Locals etc. in vielen Fällen ohne größeren Brennmaterialaufwand mit
                              									benutzt werden kann;
                           5) der Brennmaterialverbrauch ist ein äußerst geringer. Bei Verwendung von Gaskohks
                              									hat sich für die einpferdige Maschine bei 10stündiger Arbeitszeit ein
                              									Durchschnittsverbrauch von 1 Hektoliter herausgestellt!
                           6) die Bedienung der Maschine ist von jedem Arbeiter in wenigen Stunden zu
                              									erlernen.
                           Preise, Dimensionen und Gewichte der
                                 										Maschinen.
                           
                              
                                 Pferdestärken
                                 1/8
                                 1/3
                                 3/4
                                 
                              
                                 Preis der Maschine in Thlrn. loco Dessau
                                 190
                                 390
                                 510
                                 
                              
                                 Preis des Regulators extra
                                   25
                                   25
                                   30
                                 
                              
                                 Preis der Kühlwasserpumpe extra
                                   10
                                   12
                                   18
                                 
                              
                                 Preis der Verpackung extra
                                     8
                                   12
                                   16
                                 
                              
                                 Anzahl der Umdrehungen in der Minute
                                 120
                                 100
                                 100
                                 
                              
                                 Durchmesser der Riemenscheibe
                                 9 Zoll
                                 12 Zoll
                                 18 Zoll
                                 
                              
                                 
                                 235 Millimet.
                                 314 Millimet.
                                 470 Millimet.
                                 
                              
                                 Ungefähres Gewicht
                                 ca. 4 Ctr.
                                 12 Ctr.
                                 21 Ctr.
                                 
                              
                                 Länge der Maschine incl. Ofen
                                 4 1/2 Fuß
                                   7 Fuß
                                   9 Fuß
                                 
                              
                                 
                                 1390 Millimet.
                                 2170 Millimet.
                                 2790 Millimet.
                                 
                              
                                 Breite der Maschine incl. Ofen
                                 1 1/2 Fuß
                                 2 1/2 Fuß
                                   3 Fuß
                                 
                              
                                 
                                 460 Millimet.
                                 770 Millimet.
                                 930 Millimet.
                                 
                              
                                 Höhe der Maschine
                                 2 1/4 Fuß
                                 3 1/2 Fuß
                                 4 1/2 Fuß
                                 
                              
                                 
                                 710 Millimet.
                                 1100 Millimet.
                                 1400 Millimet.
                                 
                              
                                 Pferdestärken
                                 1
                                 1 1/2
                                 2
                                 
                              
                                 
                                 
                                 (mit zwei
                                 (mit zwei
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Cylindern)
                                 Cylindern)
                                 
                              
                                 Preis der Maschine in Thlrn. loco Dessau
                                 650
                                 850
                                 1020
                                 
                              
                                 Preis des Regulators extra
                                   30
                                   35
                                     55
                                 
                              
                                 Preis der Kühlwasserpumpe extra
                                   20
                                   30
                                     35
                                 
                              
                                 Preis der Verpackung extra
                                   20
                                   25
                                     30
                                 
                              
                                 Anzahl der Umdrehungen in der Minute
                                   90
                                   90
                                     90
                                 
                              
                                 Durchmesser der Riemenscheibe
                                 21 Zoll
                                 24 Zoll
                                 30 Zoll
                                 
                              
                                 
                                 550 Millimet
                                 628 Millimet.
                                 785 Millimet.
                                 
                              
                                 Ungefähres Gewicht
                                 ca. 33 Ctr.
                                 44 Ctr.
                                 55 Ctr.
                                 
                              
                                 Länge der Maschine incl. Ofen
                                   10 1/2 Fuß
                                   9 Fuß
                                 10 1/2 Fuß
                                 
                              
                                 
                                 3250 Millimet.
                                     2790 Millimet.
                                 3250 Millimet.
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 
                                 1
                                 1 1/2
                                 2
                                 
                              
                                 
                                 
                                 (mit zwei
                                 (mit zwei
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Cylindern)
                                 Cylindern)
                                 
                              
                                 Breite der Maschine incl. Ofen
                                 3 Fuß
                                 3 1/2 Fuß
                                 3 1/2 Fuß
                                 
                              
                                 
                                 930 Millimet.
                                 1080 Millimet.
                                 1080 Millimet.
                                 
                              
                                 Höhe der Maschine
                                 4 1/2 Fuß
                                 4 1/2 Fuß
                                 4 1/2 Fuß
                                 
                              
                                 
                                 1400 Millimet.
                                 1400 Millimet.
                                 1400 Millimet.
                                 
                              
                           
                        
                           Verzinnte Gewebe.
                           Wie Richard Jacobsen in dem demnächst erscheinenden
                              									neuesten Heft von Dr. E. Jacobsen's chemisch-technischem Repertorium mittheilt, kann man auf
                              									folgende Weise leinene oder baumwollene Gewebe mit einem dichten, silberglänzenden
                              									und biegsamen Ueberzug von Zinn versehen: man rührt zu dem Ende käuflichen Zinkstaub
                              									mit einer Auflösung von Eieralbumin zu einem dünnflüssigen Brei an und trägt
                              									letzteren mittelst Pinsel oder Walze auf die Leinwand u.s.w. auf. Nach dem Trocknen
                              									fixirt man den Ueberzug, indem man das Albumin durch heiße Wasserdämpfe coagulirt
                              									und bringt das Gewebe dann in eine Auflösung von Chlorzinn. Das Zinn schlägt sich in
                              									höchst fein vertheiltem Zustande auf dem Zink nieder. Man wäscht hierauf das Gewebe
                              									mit Wasser ab und bringt es nach dem Trocknen in die Satinirmaschine; durch das
                              									Satiniren tritt das Zinn als glänzender Ueberzug auf dem Zeuge hervor. Es lassen
                              									sich so durch Bedrucken oder Schabloniren von Zeugen sehr hübsche Effecte erzielen,
                              									welche die Verwerthung dieses Verfahrens für decorative Zwecke nahe legen, auch wäre
                              									solche verzinnte Leinwand u.s.w. als elegantes, widerstandsfähiges und wasserdichtes
                              									Verpackungsmaterial dem Stanniol sicherlich in vielen Fällen vorzuziehen.
                           Für sogenannten Silberdruck auf Hutfutter, Möbelstoffe u.s.w. ist Zinnpulver schon im
                              									Jahr 1859, allerdings nach einem wesentlich anderen Verfahren als dem hier
                              									vorgeschlagenen, von dem Chemiker O. Meister in Chemnitz
                              									mit gutem Erfolg angewendet worden. Das Zinnpulver, welches Meister
                              										„Argentine“ nannte, wurde mit einer ammoniakalischen
                              									Caseïnlösung als Bindemittel aufgedruckt, sowohl zur Herstellung der
                              									Druckfarbe, als auch der Schlichte. (Deutsche Industriezeitung, 1873, S. 209.)
                           
                        
                           Der Magnesitverband für chirurgische Zwecke; von E. Küster.
                           Das Material zu diesem Verbande bildet das gewöhnliche Wasserglas und möglichst fein
                              									gepulverter MagnesitMeiner Beobachtung zufolge dürfte sich zu genanntem Zwecke fein gepulverter
                                    											Dolomit (eine Verbindung von kohlensaurer Magnesia und kohlensaurem Kalk)
                                    											gleichfalls ganz vortrefflich eignen. Dr. Rud.
                                    												Böttger. (natürliche kohlensaure Magnesia). Bringt man eine Wasserglaslösung mit
                              									gepulvertem Magnesit zusammen, so daß ein dünner Brei entsteht, so bildet sich im
                              									Laufe von circa 24 Stunden eine feste, steinharte Masse.
                              									Der Verband wird in folgender Weise angelegt: Nachdem das Glied mit einer Unterlage
                              									von Flanellbinden umwickelt ist, rührt man Wasserglaslösung, etwa 3 Theile, mit 1
                              									Theil Magnesit so zusammen, daß in die Wasserglaslösung geringe Mengen des Pulvers
                              									geschüttet und sofort umgerührt wird; auf diese Weise wird die Vertheilung
                              									gleichmäßig, während wenn man die ganze Pulvermenge auf einmal zuschüttet, der Brei
                              									klumpig und ungleichmäßig wird. Ist nun ein dünner Brei entstanden, so zieht man
                              									durch denselben ein oder mehrere leinene Binden, welche vollkommen durchtränkt seyn
                              									müssen, aber sofort wieder aufgerollt werden. Die so präparirten Binden werden nun
                              									in doppelter, höchstens dreifacher Lage, über die Flanellbinde angelegt, und damit
                              									ist der Verband fertig, welcher in 24 bis 36 Stunden eine fast steinartige
                              									Festigkeit zu bekommen pflegt. Bis zur vollkommenen Erhärtung muß natürlich das
                              									eingewickelte Glied ruhig gehalten werden, dann aber verträgt der Verband jede Last
                              									und ist von einer solchen Dauerhaftigkeit, daß er nach Monaten noch dasselbe
                              									Aussehen hat, wie zu Anfang. Gegen den Gypsverband bietet dieser Magnesitverband
                              									nachverzeichnete Vortheile: 1) die größere Leichtigkeit des Verbandes; 2) die bedeutendere Haltbarkeit
                              									des Verbandes; 3) die Reinlichkeit, Einfachheit und Schnelligkeit des Anlegens; 4)
                              									die größere Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit; 5) die Möglichkeit, das
                              									Verbandsmaterial lange aufzubewahren; 6) die Billigkeit des Verbandes. (Deutsche
                              									Klinik.)
                           
                        
                           Prüfung der Magnesia und des Zinkoxydes auf einen Gehalt an
                              									Kohlensäure; von K. Calmberg in Darmstadt.
                           Die Prüfung oben genannter Präparate auf einen Gehalt an Kohlensäure wird oft
                              									mangelhaft ausgeführt, ein Fehler, der hauptsächlich den betreffenden Lehrbüchern,
                              									welche diese Methode zu oberflächlich behandeln, zuzuschreiben ist.
                           Man nehme eine Probe Magnesia oder Zinkoxyd und schüttle sie in einem Reagensglase
                              									mit Wasser, einerlei, ob vorher in einer Reibschale angerührt oder nicht, man hört
                              									das eigenthümliche Prickeln, welches also in diesem Falle nur von eingeschlossener
                              									und eingeschüttelter Luft herrührt. Beim Zinkoxyd, welches sich vermöge seines
                              									größeren specifischen Gewichtes schneller absetzt, wie die Magnesia, sieht man
                              									verhältnißmäßig noch lange Zeit, wenn man das Reagensglas nach dem Schütteln etwas
                              									schräg hält, die Luftbläschen von unten an bis oben hin steigen. Um demnach vor
                              									Täuschung sicher zu seyn, reibe man die genannten Oxyde mit Wasser an, erwärme sie
                              									etwas, zur noch vollständigeren Austreibung der atmosphärischen Luft, im
                              									Reagensglase über der Spiritus- oder Gaslampe, gieße überstehendes Wasser bis
                              									auf eine kleine Schicht ab und lasse nun erst die betreffende Säure zur Austreibung
                              									der Kohlensäure am Rande des Glases einlaufen, schüttle durchaus nicht, sondern
                              									bringe nur durch langsames Hin- und Herbewegen des Reagensglases die
                              									hinzugeschüttete Säure mit dem Oxyde immer mehr in Berührung. (Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, Bd. XXII S.
                              									292.)
                           
                        
                           Doppelt-schwefligsaures Natron als Antichlor bei
                              									Bleichprocessen; von Dr. Theodor Schuchardt in Görlitz; (preuß. Schlesien.)
                           Von einem großen Theil der Industriellen ist bisher noch nicht die genügende
                              									Beachtung den nachtheiligen Folgen zugewendet worden, welche verursacht werden durch
                              									die Anwendung des unter dem Namen Antichlor bekannten unterschwefligsauren Natrons,
                              									dazu dienend, den mittelst Chlor gebleichten Stoffen – Stroh, Holzmasse,
                              									Papier, Lumpen, Gespinnste und Gewebe aus Jute, Hanf, Leinen, Baumwolle – das
                              									in denselben zurückgebliebene Chlor zu entziehen; die nachtheiligste Folge ist
                              									bekanntlich die unläugbar stattfindende Ausscheidung von Schwefel in Gestalt eines
                              									äußerst zarten gelblichweißen Pulvers in feinster Zertheilung, welcher sich in den
                              									Poren der gebleichten Stoffe so festsetzt, daß es fast unmöglich ist, denselben auf
                              									mechanischem Wege durch Waschen zu entfernen. In dieser äußerst feinen Zertheilung
                              									muß sich derselbe auf der Faser, sowie auch innerhalb der Papiermasse allmählich an
                              									der Luft durch Aufnahme von Sauerstoff zu schwefliger Säure und nothwendig nach und
                              									nach zu Schwefelsäure oxydiren, hierdurch also die Haltbarkeit und Anwendbarkeit der
                              									Gespinnste und Gewebe ganz wesentlich beeinträchtigen. In der Papierfabrication muß
                              									die naturgemäße Folge hiervon die sein, daß ein aus solcher Papiermasse gefertigtes
                              									Papier brüchig wird, Schreibpapier für die gewöhnliche schwarze Eisentinte
                              									untauglich ist, weil die Schriftzüge verbleichen müssen.
                           Diese Uebelstände können durch Anwendung des doppelt-schwefligsauren Natrons (Bisulfit) von Seiten der
                              									intelligenten Fabrikanten sofort gehoben werden. Beim Gebrauch dieses Salzes ist
                              									eine Ausscheidung von Schwefel ganz unmöglich. Man hatte bisher zu gleichem Zweck
                              									mit gutem Erfolg das einfach-schwefligsaure Natron verwendet. Der große
                              									Vortheil des doppelt-schwefligsauren Natrons gegen das einfache besteht
                              									darin, daß bei Anwendung gleicher Gewichtsmengen derselben aus dem
                              									doppelt-schwefligsauren Salz ein weit größeres Quantum schwefliger Säure
                              									entwickelt wird und zur Wirkung kommt, als es bei dem einfachen Salz der Fall seyn
                              									kann. Man ist deßhalb in der Lage, bei Anwendung des doppelt-schwefligsauren
                              									Salzes größere Mengen der in Arbeit genommenen Waaren in kürzerer Zeit von Chlor zu befreien, als
                              									mittelst des einfachen Salzes, obenein ist das doppelt-schwefligsaure Salz im
                              									Verhältniß wesentlich billiger, als das einfach-schwefligsaure Salz.
                           Ich bin in der Lage, das reine doppelt-schwefligsaure Natron mit 50 Procent
                              									schwefliger Säure in Gestalt eines weißen trockenen Salzes in den größten Mengen zu
                              									liefern und zwar zu so niedrigem Preise, daß die Anwendung sowohl des
                              									unterschwefligsauren, als auch des einfach-schwefligsauren Natrons als ganz
                              									unvortheilhaft sich herausgestellt hat, und empfehle daher mein
                              									doppelt-schwefligsaures Natron der Aufmerksamkeit der HHrn.
                              									Industriellen.
                           Die ganz vorzügliche Wirksamkeit einer mit Schwefelsäure angesäuerten Lösung des
                              									doppelt-schwefligsauren Natrons in den Etablissements zum Bleichen, Waschen
                              									der Wolle (ungesponnene Wolle, Streichgarn, Kammgarn, Gewebe aller Art) setze ich
                              									als bekannt voraus. Wollengarne und Wollengewebe, mittelst Bisulfit gewaschen und
                              									gebleicht, erhalten in der Färberei die höchstmögliche Schönheit, Lebhaftigkeit und
                              									Glanz der Farben, welche zu erreichen sind. (Böttger's
                              									polytechnisches Notizblatt, 1873, Nr. 12.)
                           
                        
                           Ueber den Wassergehalt der caustischen Soda; von N. Glendinning und A. J. M. Edger
                              									in Newcastle.
                           Wenn caustische Soda, welche außer dem Hydratwasser noch überschüssiges Wasser
                              									enthält, aus dem geschmolzenen in den festen Zustand übergeht, so zerfällt sie in
                              									Theile von ungleichem Alkaligehalt.
                           Bei der Fabrication dieses Artikels pflegt man die Masse, wenn sie hinreichend
                              									abgedampft ist, im heißen Zustande in Fässer zu gießen, in denen sie beim Erkalten
                              									erstarrt. Man bringt dabei eine Probe der Masse auf ein Silber- oder reines
                              									Eisenblech, und nach dem Alkaligehalt dieser Probe bestimmt man den Preis der Waare.
                              									Wenn man nun später, nachdem die caustische Soda in dem Fasse erkaltet ist, eine
                              									Probe derselben nimmt und alkalimetrisch untersucht, so kann es wegen des oben
                              									erwähnten Zerfallens der Masse in Theile von verschiedenem Alkaligehalt vorkommen,
                              									daß dieselbe in ihrem Alkaligehalt um mehrere Procent von der beim Eingießen der
                              									Masse in das Faß genommenen Probe abweicht. Da dieser Umstand oft Streitigkeiten
                              									zwischen Fabrikanten und Käufern veranlaßt hat, so haben die Verf. zu bestimmen
                              									gesucht, wie die alkaliärmeren und die alkalireicheren Theile in dem Fasse vertheilt
                              									sind, und aus welchem Theile des Fasses man eine Probe bekommen kann, welche den
                              									durchschnittlichen Alkaligehalt der Waare repräsentirt. Ein Faß mit caustischer
                              									Soda, welche nach der beim Eingießen in das Faß genommenen Probe 66,8 Proc. Natron
                              									(NaO) und außer dem Hydratwasser noch ungefähr 6 Proc. Wasser enthielt, wurde in der
                              									Mitte quer gegen die Achse durchgeschnitten, und von der Masse wurden folgende
                              									Proben genommen: A von der Außenseite, nicht mehr als 1
                              									Zoll nach der Mitte hin; B von einer Stelle, welche dem
                              									Mittelpunkt um etwa 5 Zoll näher war; C aus der Mitte.
                              									Der Halbmesser des Fasses betrug 11 Zoll. Die Untersuchung der Proben ergab, daß A 66,9, B 69,7, C 61,6 Proc. Natron enthielt. Die Probe von der
                              									Außenseite stimmte hiernach im Alkaligehalt mit der beim Eingießen in das Faß
                              									genommenen Probe nahezu überein.
                           Die Verschiedenheit des Alkaligehaltes in der Masse aus verschiedenen Theilen des
                              									Fasses rührt, wie eine weitere Untersuchung ergab, hauptsächlich von einem
                              									verschiedenen Wassergehalt, in gewissem Maaße aber auch von Chlornatrium und
                              									schwefelsaurem Natron her, welche in der Probe C in
                              									größter Menge gefunden wurden. Ob diese Verschiedenheit größer oder geringer ist,
                              									hängt von dem Wassergehalt der Masse, von der Temperatur derselben beim Eingießen in
                              									das Faß und von der Größe des Fasses ab. Caustische Soda von sehr niedrigem
                              									Alkaligehalt hat, sofern derselbe durch Wasser bedingt wird, wahrscheinlich wenig
                              									oder gar keine Neigung, sich in Theile von verschiedenem Gehalt zu sondern, da ihre
                              									Temperatur beim Eingießen in das Faß verhältnißmäßig niedrig seyn, und deßhalb ein
                              									rascheres Erstarren der ganzen Masse eintreten wird. (Chemical News, vol. XXVII p. 199.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Fabrication von schwefelsaurem Ammoniak aus den
                              									Abfällen stickstoffhaltiger organischer Körper; von L. L'Hote.
                           Die Abfälle von Wolle, Häuten, Leder, Horn, Federn, Schwämmen etc., welche 6 bis 15
                              									Proc. Stickstoff enthalten, werden hier und da zur Fabrication von Dünger verwendet,
                              									vermodern aber im Boden nur sehr langsam. L'Hote schlägt
                              									nun, indem er bemerkt, daß die Fabrication von schwefelsaurem Ammoniak eine
                              									erhebliche Ausdehnung gewonnen habe, und daß dasselbe im Verein mit phosphorsauren
                              									Salzen etc. zur Erzeugung eines künstlichen Guano zum Ersatz des selten gewordenen
                              									peruvianischen Guano benutzt werde, vor, den Stickstoff der erwähnten Abfälle
                              									mittelst derselben Reaction, auf welcher die Bestimmung des Stickstoffgehaltes
                              									organischer Körper durch Natronkalk beruht, in schwefelsaures Ammoniak
                              									überzuführen.
                           Wenn man diese Abfälle mit einer Lösung von caustischer Soda, wie sie jetzt im Handel
                              									vorkommt, in dem 9- bis 10fachen Gewicht Wasser behandelt, und zwar, um die
                              									Entwickelung von Ammoniak zu vermeiden, in der Kälte oder unter nur gelindem
                              									Erwärmen, so werden die Abfälle theils aufgelöst, theils wird wenigstens der
                              									Zusammenhang derselben vollkommen zerstört. Man vermischt die so erhaltene
                              									leimartige Flüssigkeit mit gelöschtem Kalk zu einer teigartigen Masse und bringt
                              									diese in eine eiserne Retorte, die mit Recipienten, welche Kammerschwefelsäure
                              									enthalten, communicirt. Man bewirkt dann die Destillation der Masse bei möglichst
                              									niedriger Temperatur, um die Dissociation des Ammoniaks zu verhüten; wenn die
                              									Gasentwickelung aufgehört hat, erhitzt man die Retorte zum Rothglühen. Nach der
                              									Operation findet man in der Retorte einen weißen, pulverförmigen Rückstand, der bloß
                              									aus kohlensaurem Natron und Aetzkalk besteht. Behandelt man diesen Rückstand mit
                              									Wasser, so entsteht wieder caustisches Natron, welches zu einer folgenden Operation
                              									benutzt werden kann.
                           Das schwefelsaure Ammoniak, welches man mittelst dieses Verfahrens gewinnt, ist
                              									gefärbt; man kann es durch Krystallisation reinigen.
                           Wenn man mit einem homogenen Gemenge der stickstoffhaltigen Abfälle mit den
                              									alkalischen Stoffen operirt, so geht der gesammte Stickstoffgehalt der ersteren in
                              									schwefelsaures Ammoniak über. (Comptes rendus, t. LXXVI
                              										p. 1085.)
                           
                        
                           Parasiten-Erzeugung durch
                              									Cloaken-Berieselung.
                           Für die Anhänger der Canalisation großer Städte und Berieselung von Wiesen oder
                              									Ackerflächen durch die abgeleiteten menschlichen Auswurfsstoffe dürfte die im
                              										„Centralblatt für Agriculturchemie“ von Dr. R. Biedermann, 1872 Heft
                              									4, enthaltene Mittheilung von Interesse seyn, daß Dr. J.
                              										Spencer Cobbold die Berieselung der Wiesen mit diesen
                              									Stoffen für gefährlich erklärt, weil aus der allgemeinen Einführung derselben, wie
                              									sie namentlich in England, Holland und in Berlin von Hobrecht befürwortet wird, die Wahrscheinlichkeit, wenn nicht Gewißheit,
                              									einer raschen Zunahme von Parasiten unter Menschen und Thieren entsteht. Wenn auch
                              									die auf den überrieselten Flächen weidenden Thiere nicht so leicht mit Parasiten
                              									sich anstecken werden, wie dieß auf experimentellem Wege möglich ist, so ist doch
                              									die Gelegenheit, die verschiedenartigsten Parasiten zu bekommen, sehr günstig. Nach
                              									der Mittheilung von Dr. Menning verlor ein Oekonom in Portobello bei Edinburg, der seine Kühe auf
                              									überrieselten Wiesen weiden ließ, binnen drei Jahren 92 Stück, und einer der größten
                              									Viehzüchter in Schottland verkauft seine Kühe stets nach drei Monaten, da er aus
                              									Erfahrung weiß, daß sie bei längerem Weiden auf den berieselten Wiesen die
                              									Lungenseuche bekommen würden. Besonders groß soll die Uebertragung von Finnen seyn,
                              									da die Bandwürmer höchst unempfindlich gegen Trockenheit und Kälte sind und sich
                              									besonders leicht in unreinem Wasser entwickeln; ebenso unempfindlich sind die
                              									Embryonen von Ascariden. (Apotheker-Zeitung.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Aufbewahrung und Haltbarkeit des
                              									Wasserstoffsuperoxydes; von Prof. Böttger.
                           Man nahm bisher an, daß das Wasserstoffsuperoxyd eine sehr leicht zersetzbare
                              									Verbindung des Wasserstoffes mit Sauerstoff sey, die sich, besonders im ungesäuerten
                              									Zustande, nicht aufbewahren lasse, ohne sich zu zersetzen. Wir haben indeß gefunden,
                              									daß ein absolut säurefreies und besonders für
                              									medicinische Zwecke sich eignendes Wasserstoffsuperoxyd, selbst in mit gewöhnlichen
                              									Korkpfropfen verschlossenen Gläsern, wochen-, ja monatelang sich völlig
                              									unzersetzt aufbewahren lasse, ja daß man dasselbe anhaltend
                                 										der Siedehitze aussetzen könne, ohne an Wirksamkeit im mindesten zu
                              									verlieren, denn vermischt man ein so behandeltes Präparat im wiedererkalteten
                              									Zustande mit jodcadmiumhaltiger Stärkelösung unter Hinzufügung eines kleinen
                              									Krystallfragments von Eisenvitriol, so sieht man dasselbe augenblicklich, gerade so
                              									wie ein nicht zuvor erhitzt gewesenes Wasserstoffsuperoxyd, sich tief lasurblau
                              									färben, zum Beweis, daß es unzersetzt geblieben. Wir möchten hierbei erinnern, wie
                              									höchst wünschenswerth es sey, daß dieses so außerordentlich sauerstoffreiche, in
                              									völlig chemisch reinem Zustande gegenwärtig aus der chemischen Fabrik auf Actien in
                              									Berlin, deren technischer Dirigent Hr. Commerzienrath E. Schering ist, in jedwedem Quantum zu billigem Preise zu beziehende
                              									Präparat in den Arzneischatz allgemein aufgenommen werde. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1873, Nr. 13.)
                           
                        
                           Der Weinbau in Frankreich und die von der Wurzellaus des
                              									Rebstockes angerichteten Verwüstungen.
                           Die Verwüstungen, welche ein Schmarotzer-Insect, Phylloxera vastatrix, auch im Jahre 1872 wieder an den Reben Frankreichs
                              									angerichtet hat, sind so bedrohlicher Art, daß der französische Weinbau dadurch
                              									ernstlich gefährdet ist. Die Phylloxera gehört zu den Blattläusen, schmarotzt an den
                              									Wurzeln und ist nicht größer als der Punkt am Schlusse dieses Satzes. Sie vermehrt
                              									sich in unglaublich kurzer Zeit millionenweise und wurde zuerst im Jahre 1863 in der
                              									Provence bemerkt, sicher nachgewiesen aber erst im Jahre 1866 an den Rebenwurzeln
                              									bei Arles. Die Weinblätter begannen dort schon im Juni und Juli zu vergilben, die
                              									Ranken hörten auf zu wachsen, das Laub war im August abgefallen, und die Trauben
                              									erreichten ihre Reife nicht. Nun starben auch die Schößlinge ab, und gegen Ende des
                              									Jahres war der ganze Stock so gut wie vernichtet; nur wenige zeigten im folgenden
                              									Jahre frische Triebe. Im Jahre 1867 stellten sich dieselben Erscheinungen ein, und
                              									jetzt fand man, daß die Wurzeln mit eigenthümlichen Knötchen bedeckt waren und wie
                              									verbrannt aussahen.
                           Unter die Weinbergbesitzer fuhr ein großer Schrecken; denn die Verwüstungen waren
                              									größer als diejenigen, welche der berüchtigte Oidiumpilz früher angerichtet hatte.
                              									Die Ursache der Krankheit entdeckte am 15. Juli 1868 zuerst Professor Planchon zu Montpellier. Er fand an den Wurzeln eines
                              									kranken Weinstockes das Schmarotzer-Insect, welches die abgestorbenen Stöcke
                              									verließ und sich zu den benachbarten gesunden wendete. Die Phylloxera erscheint
                              									unter dem Mikroskop eiförmig, ambrafarbig, hat sechs Füße, zwei Fühler und einen
                              									zugespitzten Saugrüssel. Bei weitem die meisten Individuen sind ungeflügelt; nur
                              									einige wenige haben Flügel. Ob dieß die Männchen sind, weiß man noch nicht mit
                              									Bestimmtheit. Vom Mai bis September legen die Weibchen rings um die Weinstockwurzeln
                              									ihre Eier, und in jedem bald darauf auskriechenden durchscheinenden Thierchen kann
                              									man mit Hülfe des Mikroskops bereits wieder drei Eier unterscheiden. Nach
                              									jedesmaligem Eierlegen macht das Insect eine Pause von acht Tagen; dann beginnt es
                              									dieses Geschäft von Neuem. Mit wahrem Heißhunger fallen die auskriechenden Jungen
                              									über die Wurzeln her, bohren ihren kleinen Saugrüssel ein und nähren sich von dem
                              									Safte. Es liegt auf der Hand, daß bei der ungeheuren Menge dieser Thierchen, die am
                              									Stocke saugen, dieser selbst bald zu Grunde gehen muß. Schlimm ist auch, daß diese
                              									Insecten von der Winterkälte nicht zerstört werden; sie verfallen in einen
                              									Erstarrungszustand und leben im Frühjahr wieder auf. Woher die Phylloxera so plötzlich kam, weiß
                              									man nicht, und eben wenig hat man bisher ein Mittel gegen sie aufgefunden.
                           Die französische Akademie der Wissenschaften hat ein eigenes
                              										„Phylloxera-Comité“ niedergesetzt, welches
                              									sich mit dem Studium des Insectes und den Mitteln zu dessen Vertilgung befassen
                              									soll. Am 9. September 1872 erklärte Dumas vor der Akademie, daß das Insect in der
                              									Provence grauenvolle Fortschritte mache und die ganze Ernte zu vernichten drohe; im
                              									Departement Vaucluse nahm es gleichfalls zu, während sich im Departement
                              									Hérault eine Verminderung zeigt. Alle Mittheilungen stimmen darin überein,
                              									daß jede Hülfe unnütz sey, wenn eine Pflanze einmal angegriffen ist, und daß man der
                              									Invasion des Insectes nur dadurch entgegen zu wirken vermöge, daß man die Umgebung
                              									der erkrankten Pflanzen völlig unter Wasser setze. Das Insect wandert über dem Boden
                              									von Rebstock zu Rebstock; auch wird es vom Winde weiter geführt. Ein Marseiller,
                              										d'Armand, verlangte, daß der Staat einen Preis von
                              									einer Million Francs auf die Erfindung eines Mittels setze, welches geeignet sey,
                              									die Wurzellaus zu vernichten; denn Frankreichs Nationalwohlstand werde durch dieses
                              									Insect gefährdet.
                           In Portugal hat diese Pest auch schon um sich gegriffen, zumal in der Umgebung
                              									Oporto's, bei Villa Real, Santarem, längs dem Douro u.s.w. Die portugiesische
                              									Regierung hat auch eine wissenschaftliche Commission niedergesetzt, welche sich mit
                              									der Phylloxera-Frage befassen soll.
                           Unter solchen Umständen müssen wir natürlich die Frage auswerfen: wird die Phylloxera
                              									auch nach Deutschland einwandern und unsere Weinberge bedrohen? Die Gefahr liegt
                              									nahe, und deßhalb hat auch die Section für Obst- und Gartenbau der 28.
                              									Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe zu München sich mit der
                              									Phylloxera beschäftigt und auf Antrag des Referenten, Professor Dr. Holzner aus
                              									Weihenstephan, einstimmig beschlossen: Das Deutsche Reichskanzleramt zu ersuchen: 1)
                              									durch namhafte Gelehrte die Krankheit und ihre Ursache an Ort und Stelle zu
                              									untersuchen und eine genaue Beschreibung des Insectes, sowie bessere Abbildungen
                              									desselben anfertigen zu lassen; 2) diese Abhandlungen unter den deutschen
                              									Weinbergbesitzern möglichst zu verbreiten; 3) Vorschriften, analog dem Bundesgesetz
                              									vom 7. April 1869, Maßregeln gegen die Rinderpest betreffend, vorzubereiten, um
                              									gegebenen Falles das Uebel sofort energisch und wirksam bekämpfen zu können,
                              									inzwischen aber (Antrag von Golsen) auf dem
                              									Verordnungsweg ein Einfuhrverbot von Reben aus allen inficirten Gegenden im
                              									Einvernehmen mit den benachbarten Regierungen schleunigst zu erlassen.
                           Unterdessen verbreitet sich über Frankreich immer größerer Schrecken; was soll daraus
                              									werden, wenn dort die Weincultur in Frage gestellt wird? Was diese für das Land
                              									bedeutet, erkennen wir aus einem Vortrage, welchen Drouyn de
                                 										Lhuys im Jahre 1869 auf dem Congreß der französischen Weinbauer zu Beaune
                              									hielt. Er sagte: „Von den Pyrenäen bis zum Rheine erstreckt der Weinbau
                                 										seine Herrschaft über 79 Departements, und aus aller Herren Länder, fragt man
                                 										bei uns nach den feuerigsten Weinen, Trotz der Verheerungen des Oidiums, von
                                 										denen der Weinbau sich kaum zu erholen begann, als eine neue Landplage sich über
                                 										die Weincultur des Südens ergoß, trotz alledem erhebt sich heute unsere
                                 										Weinproduction auf nahezu 71 Millionen Hektoliter, deren Durchschnittspreis 23
                                 										Frcs. beträgt, und die somit einen Gesammtwerth von 1 Milliarde 600 Millionen
                                 										repräsentiren. Nimmt man an, daß die Familie jedes Weinbauers vier Köpfe stark
                                 										ist und etwa 1000 Frcs. verausgabt, so finden wir, daß dieser Culturzweig die
                                 										Bedürfnisse von mehr als 1,600,000 Familien oder von 6 1/2 Millionen Einwohnern
                                 										befriedigt. Wenn man dieser Zahl noch diejenige von nahezu 2 Millionen
                                 										Fuhrleuten, Gewerbtreibenden und Kaufleuten hinzufügt, die alle ihren Antheil an
                                 										dem entfallenden Gewinn haben, so kann man ohne Uebertreibung behaupten, daß der Weinbau den fünften Theil der Gesammtbevölkerung
                                    											des Reiches ernährt, und daß er rund zwei Milliarden einträgt, d.h. den
                                 										vierten Theil aller ackerbaulichen Einkünfte Frankreichs. Und wie bescheiden
                                 										gegenüber so wunderbaren Ergebnissen ist der Weinstock! Nimmt er doch nur 2 1/2
                                 										Millionen Hektaren ein, d.h. weniger als den zwanzigsten Theil des bebauten
                                 										Landes, und überall begnügt er sich mit den Bodenarten, die für jeden anderen
                                 										Culturzweig unbrauchbar wären; dabei hat er nicht einmal eine ausschließliche
                                 										Vorliebe für gewisse Bodenbeschaffenheiten. Wenn man unsere berühmtesten Gewächse in's Auge
                                 										faßt, so gewahrt man, daß der Weinstock am Cap Breton und auf dem quarzhaltigen
                                 										Dünensande der Landes fortkommt, daß er in
                                 										Médoc auf ähnlichem, mit Kiesel und Kieselgestein gemischtem Sande, in
                                 										Anjou auf thonhaltigem Erdreich, in der Champagne auf Kreidefelsen wächst. Die
                                 										Rebenstöcke der Eremitage befinden sich auf Granitgestein und die von Burgund
                                 										auf Kalkfelsen und sumpfigem Erdreich. Und auf der anderen Seite, welche
                                 										wunderbare Mannichfaltigkeit der Erzeugnisse entspricht diesen abweichenden
                                 										Bodenverhältnissen! Graf Odart zählt in seiner
                                 										Ampelographie nicht weniger als 880 in Frankreich angebaute Rebenvarietäten
                                 										auf.“
                              								
                           Aus dem Angeführten erkennt man, welche ungemeine Wichtigkeit der Weinbau für
                              									Frankreich hat, und wie man dort allerdings in der kleinen Phylloxera ein
                              									Schreckgespenst sehen kann. Aber auch wir haben alle Ursache aufzupassen, daß dieser
                              									böse Gast nicht über unsere Grenze gelangt. Es steht zu hoffen, daß das
                              									Reichskanzleramt dem Antrage der deutschen Land- und Forstwirthe nachkommen
                              									wird. (Globus.)
                           
                        
                           Zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Krapps und
                              										„der Krapp der Zukunft.“
                              								
                           Der Krapp ist bislang neben der Indigopflanze die wichtigste Farbepflanze und seit
                              									der ältesten geschichtlichen Zeit bei den Culturvölkern in Gebrauch gewesen. Der
                              									Krapp kommt schon unter den Farbepflanzen vor, welche zur Zeit Karls des Großen und
                              									auf dessen Empfehlung gebaut wurden. Die Anregung zu umfassenderer Cultur in Europa
                              									scheint jedoch erst durch die Kreuzzüge gegeben worden zu seyn. Die Pflanze (Rubia tinctorum = Färberröthe) ist im Orient heimisch,
                              									wo sie regelmäßig gebaut wird und am reichsten an Farbstoff ist. (Von dem arabischen
                              									Worte alizari kommen die Benennungen der Krappwurzel im
                              									Oriente und am Mittelmeer: Alizzari, Lizzari; ferner Alizarin).
                           Ihr Anbau ist jedoch auch weit über Europa verbreitet, wo sie besonders in Holland,
                              									Frankreich und Italien gebaut wird. In Deutschland wird u.a. in der Provinz
                              									Schlesien Krapp gebaut und machen die Jahresberichte der Handelskammer zu Breslau
                              									interessante Mittheilungen über diesen Gegenstand. Nach dem Berichte für 1870 wurde
                              									der Ertrag von Krapp und Röchen in der Provinz Schlesien, der sich bei dem Mangel an
                              									statistischen Grundlagen nur annähernd angeben läßt, auf etwa 10,000 Ctr. geschätzt.
                              									Dieser Bericht bedauert, daß die unbedeutenden Fortschritte im Anbau nur von den
                              									kleineren Producenten ausgehen, während die größeren Grundbesitzer dem Artikel ihre
                              									Aufmerksamkeit nicht aufs Neue widmen mochten, weil sich die
                              									Concurrenz-Verhältnisse schon oft ungünstig gestaltet haben. Nach dem
                              									Berichte der Handelskammer zu Breslau vom Jahre 1871 wurde der Anbau in Folge der in
                              									den letzten Jahren bezahlten hohen Preise wieder im verstärkten Maaße betrieben. Im
                              										Elsaß ist die Cultur von Kaiser Karl V. eingeführt. Dort wurden im Jahre 1778 50 Millionen
                              									Pfund Krappwurzeln erzeugt. In der neueren Zeit ist der Krappbau eingeschränkt, weil
                              									derselbe zu viel Arme erfordert und unter der Concurrenz des Anilins leidet, hat man
                              									sich mehr dem Hopfenbau zugewandt. Im Jahre 1862 waren im Elsaß 273 Hektaren mit
                              									Krapp bestellt, während in ganz Frankreich auf 20,488 Hektaren Krapp gebaut wurde.
                              									Die mittlere Ernte wurde im Elsaß auf 25,96 metrische Centner zu 200 Pfd., in ganz
                              									Frankreich zu 26,43 metrische Centner pro Hektare
                              									gerechnet. Krapp wird in Frankreich nach drei, im Elsaß der Fröste halber schon nach
                              									2 Jahren aus der Erde gezogen. (Das neue deutsche Reichsland Elsaß mit
                              									Deutsch-Lothringen in der Zeitschrift des königl. preußischen statistischen
                              									Bureaus 1571, Heft 1 und 2.)
                           Im Königreich Württemberg wird eben die Probe von Krapp
                              									gebaut; so wurden im Jahre 1870 auf 3 Morgen Wau und Krapp, der erstere aber weit
                              									überwiegend, im Jahre 1871 auf 4 Morgen Waid, Wau und Krapp gebaut. (Jahresberichte
                              									der Handels- und Gewerbekammern in Württemberg.) Im Ganzen ist der Anbau in
                              									Deutschland nicht bedeutend, ein Umstand, der mit Rücksicht aus das Folgende
                              									hervorgehoben werden muß.
                           
                           Man hat nämlich entdeckt, daß sich aus dem Anthracen – einem bei einer
                              									Erhitzung von 210° Celsius aus dem Steinkohlentheer gewonnenen Oele –
                              									künstliches Alizarin herstellen lasse und es gelang bald, diese Erfindung, welche
                              									sich erst nur im Klemm theoretisch bewährt hatte, im großartigen Maaßstabe in den
                              									praktischen Consum einzuführen, so daß Köchlin zu
                              									Mülhausen im Elsaß schon vor einigen Jahren das künstliche Alizarin „den
                                 										Krapp der Zukunft“ genannt hat. In Deutschland wandten sich u.a. die
                              									im Wupperthale mit der Fabrication von Anilinfarben und sonstiger dem Theer
                              									abgewonnener Producte beschäftigten Etablissements mit Enthusiasmus dem neuen
                              									Artikel zu und werden die dort hergestellten Quantitäten für die ersten 6 Monate des
                              									Jahres 1872 auf 600 bis 1000 Pfd., vom August ab auf 1800 bis 2400 Pfd. pro Tag geschätzt. Ein großer Theil des Rohmaterials
                              									– Anthracen – wird bis jetzt aus England bezogen; man geht jedoch auch
                              									in Deutschland zusehends mit der Destillation größerer Quantitäten vor, und wird
                              									voraussichtlich bald genug im Lande produciren.
                           Der Bedarf an Alizarin war bis zu Ende des Jahres 1872 so rege, daß nicht sämmtlichen
                              									Aufträgen seitens der Etablissements im Wupperthal entsprochen werden konnte. Die
                              									Preise hielten sich deßhalb so hoch, daß die consumirten Quantitäten nur für Druck verwandt wurden, da sie für Färberei noch
                              									zu theuer waren. In den ersten Monaten des Jahres 1873 traten mit einer bedeutend
                              									gesteigerten Production auf die Hälfte reducirte Preise ein, wodurch sofort fast das
                              									ganze Gebiet der Türkischroth-Färberei erobert wurde.
                           Die jetzige vervollkommnete Fabricationsmethode liefert ein künstliches Alizarin, das
                              									an Aechtheit und Verwendbarkeit den früher aus Krapp erzielten Nuancen unbedingt
                              									gleichkommt, mit Rücksicht auf Feuer und Schönheit der Farbe aber bei weitem bessere
                              									Resultate erzielt.
                           Es ist daher nur noch eine Frage der Zeit, wann Krapp vom künstlichen Akizarin
                              									gänzlich aus dem Handel verdrängt wird.
                           Der Import von Krapp und Garancin von Frankreich und Italien nach Deutschland wird
                              									auf 5 bis 6 Millionen Thaler pro Jahr geschätzt. Es wird
                              									demnächst nicht allein diese erhebliche Summe dem Inlande erhalten bleiben, sondern
                              									künstliches Alizarin wird, wie dieß jetzt bereits der Fall ist, auch einen
                              									bedeutenden Export artikel bilden.
                           Unter diesen Umständen ist es nicht zu verwundern, daß in Avignon und Neapel,
                              									Stapelplätzen des Krapp- und Garancinhandels, zu Ende des Jahres 1872 eine
                              									vollständige Panik entstand.
                           Die Handelskammer zu Barmen befürchtet, daß man bei neu abzuschließenden
                              									Handelsverträgen mit Frankreich und Italien in jenen Ländern dem unangenehmen
                              									Eindrucke, welchen der Verlust eines für diese Länder so bedeutenden Exportartikels
                              									gemacht hat, Rechnung tragen und einen hohen Eingangszoll auf Alizarin legen werde
                              									und bezeichnet eine Pression der deutschen Regierung im entgegengesetzten Sinne als
                              									sehr wünschenswerth. (Hannoversches Wochenblatt für Handel und Gewerbe, 1873, Nr.
                              									25.)
                           
                        
                           Berichtigungen.
                           In dem Aufsatz von Dr. A. Heintz
                                 											„über Athmung und Binnenluft der guckerrüden“
                                 									 in Bd. CCVIII S. 381 (erstes Juniheft 1873) sind folgende Druckfehler aus den
                              									Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin in das polytechn. Journal
                              									übergegangen:
                           
                              
                                 Seite
                                 382,
                                 Zeile 1 von oben, lies: „insolirten“ statt
                                    												„isolirten.“
                                 
                              
                                 „
                                 384,
                                 Zeile 7 von oben, lies: „34,3“ statt
                                    												„43,3“.
                                 
                              
                                 „
                                 384,
                                 Zeile 11 von unten, lies: „Binnenluft“ statt
                                    												„Zimmerluft.“
                                 
                              
                                 „
                                 385,
                                 Zeile 16 von oben, lies: „64,34“ statt
                                    												„64,31.“