| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. , S. 461 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die elektrischen Uhren auf der Wiener Weltausstellung.
                           Die Verwendung der Elektricität zur Zeitmessung ist
                              									– bei der, wie man anfangs glaubte, unendlich großen und, wie wir heute
                              									wissen, jedenfalls überflüssig großen Geschwindigkeit des Stromes – ein
                              									natürlicher Gedanke, den man auf die vielfältigste Weise zu verwirklichen gesucht
                              									hat. Und in der That hat diese Anwendung der Elektricität der Wissenschaft schon die bedeutendsten
                              									Dienste geleistet und – wie wir sehen werden – hat das Problem der
                              									elektrischen Uhren auch eine für das praktische Leben nicht unwichtige, wie es
                              									scheint, befriedigende Lösung gefunden. Uebrigens zahlt die Elektricität mit den
                              									Diensten, die sie der Uhrmachern leistet, nur zum Theil die wichtigen Dienste heim,
                              									welche die letztere der Telegraphie, dieser bedeutendsten Anwendung der
                              									Elektricität, geleistet hat. Denn nicht nur sind viele der bedeutendsten
                              									Telegraphen-Constructeure ursprünglich Uhrmacher – wir erwähnen nur
                              										Bréguet und Hipp
                              									– sondern im Grunde enthält jeder Telegraphen-Apparat ein Uhrwerk als
                              									einen wesentlichen Bestandtheil.
                           Ehe wir die auf der Ausstellung befindlichen elektrischen Uhren besprechen, sey es
                              									gestattet, einige principielle Bemerkungen über die richtige Verwendung der
                              									Elektricität auf diesem Gebiete zu machen; denn man ist, wie uns scheint, bei Lösung
                              									des Problemes der elektrischen Uhren auf mancherlei Abwege gerathen, weil das
                              									Problem nicht richtig formulirt war.
                           Als die Entdeckung des Elektromagnetismus eine ganze Welt neuer Anschauungen
                              									erschlossen hatte, geschah es – wie so oft in der Geschichte der Technik und
                              									Wissenschaft – daß man die praktische Bedeutung dieser neuen Welt nicht
                              									sowohl übertrieb, als vielmehr in einer falschen Richtung suchte. So glaubte man
                              									unter Anderem eine neue Kraft entdeckt zu haben, welche – mit ihrem anfangs
                              									noch geheimnißvollen Ursprunge – sich zu vielfachen technischen und
                              									industriellen Zwecken mit Nutzen anwenden zu lassen schien. Man ersann allerhand
                              									Maschinen, bei denen die Elektricität als Motor diente. Bald aber zeigte die Praxis
                              									und später auch die Theorie, daß diese Kraft an zwei üblen Schwächen leidet: sie ist
                              									eine der variabelsten und – kostspieligsten. Das brach den
                              									elektro-dynamischen Maschinen bald den Hals, und man beschied sich, die
                              									Elektricität ihrem Wesen gemäß zu verwenden, d.h. überall da, wo es auf eine fast
                              									momentane Transmission einer Wirkung auf beliebige Entfernung ankommt.
                           Doch begegnet man immer noch hin und wieder auf gewissen Gebieten der Technik dem
                              									Bestreben, die Elektricität als Kraft zu benutzen, so z.B. bei einer gewissen Art
                              									elektrischer Uhren. Bekanntlich dient als bewegende Kraft entweder, wie bei den
                              									Pendel-Uhren, die Schwere, oder, wie bei den Taschen- und
                              									Marine-Uhren, die Elasticität einer Jeder. Diese beiden Kräfte haben die
                              									unschätzbaren Vorzüge, daß sie nichts kosten – wir meinen natürlich ihre
                              									Unterhaltung – und daß sie äußerst constant sind, so daß sie mit Hülfe des
                              									Regulators – sey es des Pendels, sey es der Unruhe – eine fast absolut
                              									regelmäßige Bewegung erzeugen. Und doch versucht man immer wieder, sie ab-
                              									und durch die capriciöse Elektricität zu ersetzen. Und aus welchem Motiv? Um sich
                              									der Mühe zu entheben, die Uhr alle Tage oder jede Woche, oder jeden Monat
                              									aufzuziehen. Ist das wirklich ein ernstgemeinter Vortheil? Muß man doch die Batterie
                              									in Stand hatten, was jedenfalls ein unangenehmeres Geschäft ist.
                           Auf der Ausstellung befinden sich mehrere solcher elektrischer
                                 										Uhren, bei denen der Strom direct oder indirect als motorische Kraft wirkt.
                              									So finden wir in der österreichischen Abtheilung eine elektrische Uhr ausgestellt,
                              									bei welcher der gelehrte Erfinder einen der wesentlichsten Uebelstände dieser Uhren,
                              									die allmähliche Oxydirung der Contact-Flächen durch den Funken, auf
                              									sinnreiche Weise vermieden hat, indem er durch einen Neben-Contact den
                              									Extrastrom ableitet. Doch ist auch für diese Uhr leider das Wesentliche nicht
                              									nachgewiesen, daß sie nämlich an Regelmäßigkeit des Ganges es den anderen
                              									astronomischen Uhren gleichthue. Und offen gesagt, auf langjährige Erfahrungen
                              									gestützt, bezweifeln wir diese; denn wo immer dem Pendel selbst die Function des
                              									Contactschlusses auferlegt wird, zeigt die Erfahrung eine mindere Genauigkeit des
                              									Ganges, und es sollte nachgerade als Axiom gelten, diese Arbeit nie dem Pendel,
                              									sondern stets einem besonderen Räderwerk aufzubürden.
                           In der schweizerischen Ausstellung finden wir eine andere Art selbstgehender
                              									elektrischer Uhren, welche die Eigenthümlichkeit haben, daß zur Unterhaltung ihres
                              									Ganges nur ein absolutes Minimum von Elektricität verwendet wird; durch eine
                              									geistvoll ersonnene Auslösung nämlich wird der Strom nur dann geschlossen, wenn die
                              									Schwingungsweite des Pendels unter eine gewisse Grenze sinkt, wo alsdann das Pendel,
                              									das an seinem unteren Ende den Anker trägt, von dem darunter befindlichen
                              									Elektromagnet den Impuls erhält. Aber auch hier gilt dasselbe Bedenken; Professor
                              									Wolf in Zürich wenigstens, der eine solche Uhr aus seiner Sternwarte besitzt, kommt
                              									zu dem Resultate, daß die Variation ihres Ganges mehrere Zehntel-Secunden
                              									beträgt, während wir
                              									sahen, daß bei den besten astronomischen Gewichits-Uhren diese Variation nur
                              									einige Hundertstel-Secunden ausmacht.
                           Ganz neu ist auf der Ausstellung der Versuch, den elektrischen Strom als motorische
                              									Kraft für einen Marine-Chronometer zu verwenden. Der begabte und
                              									vielversprechende junge Künstler, welcher dieses Instrument in der russischen
                              									Abtheilung ausgestellt, hat es, nach einer Untersuchung des Hrn. Schweizer, Directors der Moskauer Sternwarte, zu
                              									schließen, durch sinnreiche Construction und vortreffliche Ausführung dahin
                              									gebracht, daß der Gang seines elektrischen Chronometers dem eines guten gewöhnlichen
                              									Box-Chronometers gleichkommt. Nur schade, daß soviel tüchtige Arbeit auf ein
                              									durchaus unpraktisches Problem verwendet ist, denn Box-Chronometer sind ja
                              									für See- und Landreisen bestimmte Präcisions-Uhren, und uns ist keine
                              									genügend constante Batterie bekannt, welche das Reisen zur See oder zu Lande
                              									vertrüge. Die neben dem Chronometer ausgestellte Batterie macht wohl auch nicht
                              									ernsthaft diesen Anspruch; ging doch der Chronometer sogar in der Ausstellung mit
                              									einer anderen, im Schrank verborgenen Batterie.
                           Viel höher schätzen wir das aus derselben Abhandlung des Hrn. Directors Schweizer zu entnehmende Verdienst des jungen polnischen
                              									Künstlers, an gewöhnliche Chronometer und Pendel-Uhren elektrische
                              									Vorrichtungen, sogenannte „Unterbrecher“ anzubringen, welche es
                              									gestatten, die Secunden derselben, sey es auf sogenannten Chronographen zu
                              									verzeichnen, sey es, mehreren räumlich getrennten Zifferblättern mitzutheilen.
                           Und damit kommen wir zu der zweiten, unserer Meinung nach allein berechtigten Art
                              									elektrischer Uhren, deren Zweck es ist, den Gang einer sogenannten Normal-Uhr
                              									auf beliebig viele Zeigerwerke oder Registrir-Apparate zu übertragen. Raum
                              									und Zeit gestatten uns nicht, hier die vielfachen und großen Dienste zu entwickeln,
                              									welche die elektrische Registrirung der, Zeit den Wissenschaften, der Astronomie und
                              									Geodäsie sowohl, als der Physik und Physiologie, geleistet hat. Wir beschränken uns
                              									darauf, zum Schluß unseres Artikels die eminent praktische Bedeutung dieser Art
                              									elektrischer Uhren zum Verständniß zu bringen.
                           Wenn es vor einem Menschenalter noch genügte, die Zeit auf eine Viertelstunde zu
                              									kennen, ist es in unserer Epoche der Eisenbahnen und Telegraphen nöthig, die Zeit
                              									wenigstens auf eine Minute genau zu haben. Das können aber bekanntlich selbst die
                              									besten Thurmuhren und sogenannten Regulatoren auf die Dauer nicht leisten. In Wien
                              									so gut wie in allen anderen großen Städten weiß man ein Liedchen zu fingen von der
                              									kläglichen Uebereinstimmung der Stadt-, Post- und
                              									Eisenbahn-Uhren. Wie Mancher, der aus diesem Grunde den Zug verfehlt, hat
                              									schon über diesen Uebelstand geflucht.
                           Nun wohl, mit Hülfe der Elektricität ist es möglich, einem ganzen System von Uhren
                              									nicht nur in Bahnhöfen, Postanstalten, Börsen, großen Verwaltungs-Gebäuden
                              									etc., sondern auch in den Straßen und auf den Plätzen der großen Städte die
                              									Genauigkeit einer unter wissenschaftlicher Controlle stehenden astronomischen
                              									Pendel-Uhr zu verleihen und somit für die complicirte Thätigkeit großer
                              									Bevölkerungs-Centren und Administrationen eine sichere und genaue
                              									Zeitregulirung zu schaffen. Die Ausführung solcher Systeme elektrischer Zeigerwerke
                              									ist schon seit lange vielfach versucht und hatte anfangs mit mancher Schwierigkeit
                              									zu kämpfen; für Uhren-Systeme innerhalb eines und desselben Gebäudes sind
                              									dieselben schon seit mehr als einem Jahrzehnt überwunden; für öffentliche Uhren aber
                              									in den Straßen und Plätzen der Städte, welche durch Luftleitungen mit der
                              									Normal-Uhr verbunden sind, waren die Störungen durch atmosphärische
                              									Elektricität ein ernstes Hinderniß, bis Hipp durch Anwendung polarisirter Magnete
                              									und besondere Construction der Anker auch diese Schwierigkeit, wie es scheint, mit
                              									vollem Erfolg überwand.Man sehe: Oelschläger über elektrische Uhren, im
                                    											polytechn. Journal, 1872, Bd. CCIII S. 458. Denn nicht nur sehen wir auf der Ausstellung eine Anzahl solcher
                              									elektrischer Uhren seit der Eröffnung in ununterbrochenem Gange, sondern es wurden
                              									der Jury auch amtliche Zeugnisse von Stadt- und Staatsbehörden mitgetheilt,
                              									wodurch die Thatsache beglaubigt wird, daß ganze Systeme solcher Uhren in vielen
                              									Städten, wie in Basel, Cöln, Stuttgart, Dresden, Königsberg, Zürich, Neuchâtel, seit Jahren
                              									ununterbrochen und regelmäßig gehen. Es scheint also, als wäre das Problem gelöst
                              									und als wäre es nicht nöthig, aus Furcht vor den früher häufigen Unterbrechungen zu
                              									dem complicirteren Mittel seine Zuflucht zu nehmen, welches man in Berlin angewendet
                              									hat und das auf der Ausstellung durch einen Hamburger Uhrmacher repräsentirt ist,
                              									nämlich überall selbstgehende Pendel-Uhren aufzustellen, deren Gang durch
                              									zeitweilige Emission eines Stromes durch die Normal-Uhr in Uebereinstimmung
                              									mit dieser letzteren erhalten wird.
                           Wer in einer Stadt lebt, wo man auf jedem Platze, an jedem Thurme und fast an jeder
                              									Straßenecke solche Uhren findet, welche die Zeit bis auf eine Secunde genau angeben,
                              									weiß diese Wohlthat zu schätzen. (Internationale Ausstellungs-Zeitung.)
                           
                        
                           Große Bandsäge.
                           In dem Etablissement von J. J. van Pelt zu New-York
                              									befindet sich eine mächtige Bandsäge, welche nach den Planen der Ingenieure Richards zu London und Kelley
                              									zu Philadelphia gebaut ist. Dieselbe dient vorzüglich zum Zerschneiden großer Blöcke
                              									– bis 5 Fuß Dicke – in Planken und Breter. Die Blätter derselben sind
                              									55 Fuß (16,8 Met.) lang, und 4 1/2 bis 6 Zoll (114 bis 152 Millimet.) breit, und von
                              									der bekannten Firma Perin und Comp. zu Paris geliefert. Der Preis derselben betrug 1000 Dollars. Die
                              									Rollen sind ganz von Schmiedeeisen construirt, und haben 75 Zoll (1905 Millimet.)
                              									Durchmesser. Dieselben sind mit einer Belegung von Fichtenholz, und darüber mit
                              									einem Lederbande versehen. Die Zapfen der Rollenachsen sind 4 Zoll (101 Millimet.)
                              									stark und 12 Zoll (305 Millimet.) lang; die Lagerschalen bestehen aus einer Legirung
                              									(Rothguß) von 6 Theilen Kupfer und 1 Theil Zinn. Die Spannung der Säge beträgt 1 bis
                              									4 Tonnen, was natürlich ein enorm starkes Gerüste verlangt, um jede Veränderung in
                              									der Lagerung der Rollen auszuschließen.
                           Das Holz liegt auf dem Blockwagen völlig ruhig, und braucht kaum festgeklammert zu
                              									werden. Beim ersten Schnitte wird der Block mit dem Fortschreiten der Säge genau
                              									adjustirt, worauf die weiteren Schnitte mit Hülfe feststehender Lehren geführt
                              									werden. Hierbei werden verschiedene sinnreiche Einrichtungen zur Führung und
                              									Unterstützung des Blockes benutzt, welche der Besitzer van
                                 										Pelt selbst angegeben hat.
                           Die Schnittbreite der Säge beträgt 1/8 Zoll (3,2 Millimet.) oder weniger als die
                              									Hälfte der einer Kreissäge. Die Geschwindigkeit des Blattes ist 4500 Fuß per Minute (75 Fuß oder 22,8 Met. per Secunde). Fichtenholz wird mit 60 Fuß, Eichenholz und Yellow pine mit 30 Fuß Fortrücken per Minute geschnitten.
                           Die Vortheile der Bandsäge gegenüber der Gatter- und Kreissäge sind bekannt;
                              									sie leistet mehr als die erste, und arbeitet schöner und mit geringerer
                              									Betriebskraft in dicken Blöcken als letztere. Der größte Vortheil besteht aber
                              									darin, daß es möglich ist, mit der Bandsäge nach der Faser des Holzes zu schneiden,
                              									also auch gekrümmte Hölzer zu bearbeiten, wie dieß für Schiffsbauzwecke oft
                              									erforderlich ist. Hierdurch wird nicht nur viel Material erspart, sondern auch der
                              									Werth des Productes erhöht; so sind z.B. Deckplanken, in der erwähnten Weise
                              									geschnitten, volle 10 Proc. mehr werth, als wenn mit der Kreissäge gefertigt. Die
                              									Leistungsfähigkeit der Säge nach einer anderen Richtung ist durch die Thatsache
                              									illustrirt, daß mit derselben von einem 50 Fuß (15,2 Met.) langen und 20 Zoll (500
                              									Millimet.) hohen Blocke über dessen ganze Länge ein Bret von nur 1/8 Zoll (3,2
                              									Millimet) Stärke – also ein starkes Furnür – ohne jeden Fehler
                              									geschnitten werden konnte. In dem Etablissement von van Pelt werden jährlich etwa acht bis zehn Sägeblätter verbraucht, und die
                              									Betriebskosten sind etwa dieselben, wie bei den gewöhnlich angewendeten Sägen. (Scientific American, März 1873, S. 175; polytechnisches
                              									Centralblatt, 1873 S. 849.)
                           
                        
                           Dialysirtes Eisen für Zwecke der Färberei.
                           Bor einem Jahrzehnt machte der englische Chemiker Graham
                              									bekanntlich die Entdeckung, daß aus der Lösung eines krystallisirbaren Körpers,
                              									gemischt mit einem unkrystallisirbaren, der erstere durch eine thierische Haut
                              									(poröse Membran) oder ähnliche Scheidewand zu wandern fähig ist, während der
                              									unkrystallisirbare auf der Membran zurückbleibt. Zur Ausführung des Versuches wird
                              									ein Reifen aus gehärtetem Kautschuck mit Pergamentpapier, der geeignetsten Membran,
                              									überspannt und dieser wie ein Sieb gestaltete Apparat auf Wasser schwimmen gelassen.
                              									Die gemischte Lösung gießt man in den Reifen und beobachtet nach einigen Tagen, daß
                              									der krystallisirbare Körper sich zum größten Theil im Wasser befindet, während der
                              									unkrystallisirbare auf der Membran zurückbleibt. Den Vorgang der Trennung nannte Graham Dialyse und den beschriebenen einfachen Apparat
                              									Dialysator.
                           Die Dialyse hat seit ihrer Entdeckung viel Verwendung gefunden. Vor Allem bedient
                              									sich die analytische Chemie ihrer mit Vortheil, um aus Gemischen krystallisirbarer
                              									und unkrystallisirbarer (besonders organischer) Körper die krystallisirbaren
                              									auszuscheiden. Einen besonderen Werth hat die Dialyse bei der Untersuchung
                              									gifthaltiger Magenausleerungen, wie sie bei Vergiftungsfällen zur Feststellung des
                              									Thatbestandes nothwendig sind. Die Gegenwart des Giftes in dem schleimigen
                              									Mageninhalte läßt sich auf andere Art nur höchst schwierig ermitteln. Es zieht
                              									indessen auch die Technik in neuerer Zeit von dieser
                              									wichtigen Entdeckung Nutzen. Ueber eine solche Benutzung der Dialyse, und zwar
                              									speciell für die Zwecke der Färberei, berichtet Dr. M.
                              										Reimann in seiner Färberzeitung.
                           Nach dem Obigen lassen sich aus gemischten Lösungen von Salzen und Gummi erstere
                              									ausscheiden, während Gummi zurückbleibt Bringt man in den Dialysator aber nur ein Salz, so strebt der krystallisirbare Theil des
                              									Salzes, gewöhnlich die Säure, in das umgebende Wasser zu wandern, während die Base
                              									auf dem Dialysator zurückbleibt. Es gibt nun eine Reihe von Basen, welche eine
                              									verhältnißmäßig große Menge von Säure erfordern, um gelöst zu bleiben. Dieß sind vor
                              									Allem die Sesquioxyde, und unter diesen besonders das Eisenoxyd. Die höchst sauren
                              									Salze des Eisenoxydes finden nun bekanntlich in der Seidenfärberei, speciell zur
                              									Darstellung von Schwerschwarz, als Eisenbeize die größte Verwendung. Eisenbeize,
                              									welche stark sauer ist und gewöhnlich einen Ueberschuß an Salpetersäure, auch wohl
                              									salpetriger Säure enthält, wirkt dabei so zerstörend auf die Faser ein, daß
                              									hochbeschwerte schwarze Seide einen großen Theil ihrer Haltbarkeit verliert, ja sich
                              									oft wie Zunder auseinanderziehen läßt. Um diesen Uebelstand zu vermeiden, kann man
                              									das Eisen in Gestalt von dialysirtem Eisenoxyd in Anwendung bringen. Zur Darstellung
                              									einer solchen Lösung bringt man in den Dialysator eine Auflösung von Eisenoxyd in
                              									Salzsäure (Eisenchlorid.) Nach einiger Zeit ist die Salzsäure ganz oder zum größten
                              									Theil in das umgebende Wasser gegangen, während auf dem Dialysator eine Lösung von
                              									Eisenoxyd zurückbleibt. Eine solche Lösung von Eisenoxyd gibt nun an die
                              									eingetauchte Faser mit größter Leichtigkeit ihr Eisenoxyd ab. Es erfolgt eine
                              									vollständige Beizung, während ein Angriff nicht erfolgen kann, da ja keine Säure, am
                              									wenigsten eine überschüssige, vorhanden ist. Eine solche Lösung ist weit wirksamer
                              									als eine gewöhnliche Eisenoxydauflösung (Eisenbeize), da das in ihr enthaltene Eisen
                              									eine hohe Tendenz hat, sich auf der Faser abzulagern, während das Eisenoxyd in der
                              									sauren Eisenbeize, durch die Säure gebunden, dieses Bestreben weit weniger zeigt. Es
                              									scheint auch nach allen bisher angestellten Ermittelungen, als sey die Beizung der
                              									Faserstoffe in der Lösung von Salzen überhaupt eine dialytische Erscheinung. Auch
                              									die Faser ist als ein Conglomerat von Membranen zu betrachten. Es ist daher sehr
                              									natürlich, daß die Seide z.B. aus einer Eisenoxydauflösung (Eisenbeize) das Eisen in
                              									sich behält, während die Säure in die umgebende Flotte geht. Man kommt also durch
                              									vorherige Dialyse dem Bestreben der Faser, das Oxyd zurückzuhalten, zu Hülfe.
                           Für technische Zwecke, besonders zum Beschweren der Seide, ist es nothwendig, der
                              									Oxydlösung ihren ganzen Säuregehalt zu nehmen. Es genügt hier schon eine Auflösung,
                              									welche nur noch einen Theil Säure, dagegen einen Ueberschuß von Eisenoxyd
                              									enthält.
                           Hr. Fr. Oltmanns, Apotheker in Oberndorf a. Oste (Provinz
                              									Hannover) stellt seit Jahren dialysirtes Eisenoxyd für medicinische Zwecke dar und
                              									fertigt in neuerer Zeit solche Lösungen auch für Zwecke der Färberei an. Das von ihm
                              									gelieferte dialysirte Eisenoxyd enthält 6 bis 7 Procent reines Eisenoxyd in Lösung.
                              									Es sind mithin in 100 Liter einer solchen Lösung 7 Kilogramme reines Eisenoxyd
                              									enthalten, eine Menge, welche bei der Leichtigkeit, mit der dieses Eisenoxyd sich
                              									auf die Faser wirft, für die meisten Zwecke mehr als ausreichend ist.
                           
                        
                           
                           Untersuchung eines Methylanilingrüns.
                           Hr. H. Appenzeller hat im Laboratorium des Hrn. Prof. E.
                              										Kopp in Zürich ein wasserlösliches Methylanilingrün untersucht, das von der Farbenfabrik der
                              									Herren Bindschedler und Busch
                              									in Basel in durch prachtvolle Nüance, Reinheit und vollendete Krystallisation
                              									ausgezeichneter Form in den Handel gebracht wird. Die Ergebnisse der Analyse führen
                              									zu der Formel:
                           C²⁵ H³³ N³ O Cl⁴ Zn =
                              									C²º H¹⁶ (CH³) 5 Cl² N³ H²O +
                              									ZnCl²,
                           indem sich der Farbstoff betrachten läßt als das Doppelsalz von Chlorzink mit einem
                              									Grün, welches von dem Jodgrün der HHrn. Hofmann und Girard,
                           C²º H¹⁶ (CH³)³
                              									N³, 2 CH³ JH²O,
                           nur durch die Ersetzung von Jod durch Chlor sich unterscheidet. Das Chlor kann ohne Aenderung
                              									der grünen Nüance gegen den Salpetersäurerest NO³ ausgetauscht werden durch
                              									Digeriren mit Ag NO³; durch Säuren wird die grüne Lösung gelbbraun; sie wird
                              									aber bei der Temperatur des Wasserbades selbst von Salpetersäure nicht tiefer
                              									verändert; durch großen Wasserzusatz wird die ursprüngliche Färbung jedes Mal wieder
                              									regenerirt. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S. 965.)
                           
                        
                           Neues Verfahren bei der Darstellung des Anthracens.
                           Wenn Steinkohlentheer behufs der Gewinnung von Anthracen destillirt wird, so muß man
                              									die Operation bis zur äußersten Grenze fortsetzen, d.h. möglichst viel schwere Oele,
                              									die allein Anthracen enthalten, aus dem Theer abscheiden. Dieß geschieht bei dem
                              									bisherigen Verfahren nicht; man hört nämlich, wenn ungefähr ein Viertel vom Gewichte
                              									des in die Blase gebrachten Theeres an schweren Oelen übergangen ist, mit der
                              									Destillation auf, weil der Rückstand dann zähe wird und, da er ein schlechter
                              									Wärmeleiter ist, sich leicht zersetzt und verkohlt, zum großen Schaden des
                              									Apparates, welcher rasch zerstört werden würde, wenn man die Operation noch länger
                              									fortsetzte. Der Rückstand enthält dann noch eine große Menge Anthracen, welches man
                              									bisher nicht gewonnen hat. Das neue Verfahren besteht nun in der Anwendung von
                              									Rührern, wodurch die Ausbeute an schweren Oelen auf 40 Proc. vom Gewicht des Theeres
                              									erhöht wird, so daß man 10 bis 15 Proc. mehr gewinnt als bisher. Die letzten
                              									Portionen der schweren Oele sind überdieß reicher an Anthracen, als die früheren.
                              										(Revue de Chimie, August 1872.)
                           
                        
                           Tampon für mehrfarbigen Oeldruck.
                           Zur Vereinfachung des mehrfarbigen Oeldruckes für ganze Stücke und aufgefärbte
                              									Kleidertheile wird statt des Chassis eine Platte empfohlen, welche auf beiden Seiten
                              									mit Molleton überzogen und mit Wachsleinwand äußerlich bedeckt ist. Dieses
                              										„Tampon“ ruht mit seinen Kanten auf einem passenden
                              									Holzgestell, so daß es in horizontaler Lage mit der unteren Fläche frei schwebt. Man
                              									trägt auf jede Seite des Tampons eine andere Farbe auf, druckt das Stück mit der
                              									ersten Farbe auf der einen Fläche des Tampons fertig, dreht letzteres um und druckt
                              									die zweite Farbe. Bei dem nächsten Stück wird das Tampon wieder mit der ersten Seite
                              									nach oben gerichtet, und so von Neuem gedruckt. (Reimann's Färberzeitung, 1873 Nr. 27.)
                           
                        
                           Rothbrauner Holzanstrich.
                           Kuhr (Böttger's polytechn.
                              									Notizblatt) löst 1 Pfund Kupfervitriol in 4 Liter Wasser und bestreicht damit die
                              									Holzfläche mittelst eines Borstenpinsels. Dann benetzt er dieselbe mit einer Lösung
                              									von 4/2 Pfund Blutlaugensalz in 4 Liter Wasser. Das auf diese Weise sich bildende
                              									Ferrocyankupfer haftet fest am Holze, widersteht Wind und Wetter und hält Pilze und
                              									Insecten fern. Durch einen Anstrich mit Leinölfirnß wird die Farbe noch dauerhafter
                              									und erhält Glanz.
                           
                        
                           
                           Ueber Bestimmung des Chlorals; von V. Meyer und H. Häffter in Zürich.
                           Die schädlichen Verunreinigungen, welche nicht selten in dem aus chemischen Fabriken
                              									oder Apotheken bezogenen Chloralhydrat vorkommen, legten den Wunsch nahe, eine
                              									bequeme Methode zur quantitativen Ermittelung des
                              									Gehaltes eines vorliegenden Präparates an reinem Chloral
                              									festzustellen. Die im Folgenden beschriebene Methode liefert sehr gute Resultate und
                              									ist so einfach, daß jeder Apotheker sie ohne andere Hülfsmittel, als die zur
                              									Alkalimetrie erforderlichen, in wenigen Minuten ausführen kann.
                           Da das Chloralhydrat sich mit wässerigen Alkalien glatt zu Chloroform und
                              									ameisensaurem Salz umsetzt, gemäß der Gleichung
                           C₂Cl₃H₃O₂C = 12, O = 16 + Na OH = CH Cl₃ + H CO₂ Na + H²O
                           so neutralisirt offenbar 1 Molecül Chlorhydrat genau 1 Mol.
                              									Natron, oder 165,5 Grm. Chloralhydrat neutralisiren 1000 Kubikcentimeter
                              									Normal-Natronlauge. Trägt man also eine gewogene Menge des zu untersuchenden
                              									Präparates in ein abgemessenes Volumen überschüssiger Normal-Natronlauge und
                              									bestimmt das überschüssige Natron durch Zurücktitriren mit Normal-Salzsäure,
                              									so ergibt sich das verbrauchte Natron, und aus ihm findet man die vorhandene Menge
                              									Chloralhydrat nach der Gleichung
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 209, S. 467
                              
                           worin a die angewendete Anzahl
                              									Kubikcentimeter Normal-Natron, b die zum
                              									Zurücktitriren erforderlichen Kubikcentimeter Normal-Salzsäure bedeutet.
                           Die Verf. haben gefunden, daß die Zersetzung des Chloralhydrates durch
                              									Normal-Natron augenblicklich mit quantitativer Schärfe erfolgt. Bei Anwendung
                              									von 1/10 Normal-Natron erfolgt sie erst beim Erhitzen und auch so kaum
                              									vollständig; dieses Reagens ist daher nicht geeignet. Will man Resultate erzielen,
                              									deren Fehler kleiner als 1/2 Proc. ist, so nimmt man für die Bestimmung wenigstens 4
                              									Grm., da, falls man die Ablesung bis auf 1/10 Kubikcentimeter genau auszuführen im
                              									Stande ist, alsdann die Fehlergrenze die genannte wird.
                           Um die Genauigkeit dieser Bestimmungsmethode zu constatiren, untersuchten die Verf.
                              									nach derselben reines, schön krystallisirtes Chloralhydrat, welches von Merck in Darmstadt bezogen war. Dasselbe ergab, zur
                              									Entfernung einer Spur von Feuchtigkeit vorher eine Stunde lang im Exsiccator
                              									getrocknet, bei zwei Bestimmungen einen Gehalt von 100,09 und 99,94 Proc.
                              									Chloralhydrat.
                           Wenn das Chloralhydrat als Verunreinigung freie Salzsäure enthält, so ist darum die
                              									Methode nicht minder brauchbar; nur muß man alsdann die freie Salzsäure durch
                              									Schütteln der wässerigen Lösung mit reinem kohlensaurem Kalk entfernen. Was die
                              									freie Kohlensäure betrifft, so genügt es, dieselbe durch Schütteln mit dem
                              									Luftvolumen im Maaßcylinder zu entfernen. (Berichte der deutschen chemischen
                              									Gesellschaft, 1873 S. 600.)
                           
                        
                           Darstellung kohlensaurer Magnesia aus Dolomit.
                           KohlensäureKohlensaureMagnesia wird jetzt, wie G. Lemoine mittheilt,
                              									in der Washington-Fabrik bei Newcastle in großem Maaßstabe nach dem Verfahren
                              									von Pattinson dargestellt, welches darin besteht, daß
                              									Dolomit mit Kohlensäure unter einem Druck von 5 bis 6 Atmosphären behandelt wird,
                              									wobei die kohlensaure Magnesia sich leichter löst, als der neben ihr im Dolomit
                              									enthaltene kohlensaure Kalk. Der getrocknete Dolomit wird fein gemahlen, dann mit
                              									Wasser in einen Cylinder mit horizontaler Achse gebracht und hier durch eine
                              									Rührvorrichtung fortwährend suspendirt erhalten. In diesen Cylinder wird nun unter
                              									einem Druck von 5 bis 6 Atmosphären Kohlensäure eingepreßt, welche durch Einwirkung
                              									von Salzsäure auf kohlensauren Kalk dargestellt ist. Die erhaltene Lösung von
                              									doppelt-kohlensaurer Magnesia wird in einen verticalen Cylinder gebracht, in
                              									welchen Wasserdampf eingeleitet wird. Die hierbei sich als Niederschlag abscheidende
                              									kohlensaure Magnesia läßt man in Canälen absitzen und schneidet sie dann in
                              									rechteckige Stücke, die getrocknet in den Handel kommen. Durch Erhitzen der
                              									kohlensauren Magnesia in rothglühenden Muffeln wird caustische Magnesia dargestellt.
                              										(Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, Juni 1873, S. 362.)
                           
                        
                           Ueber die Durchlässigkeit des Porzellans.
                           Salvetat erstattete vor Kurzem in der Société d'Encouragement zu Paris Bericht
                              									über verschiedene Experimente, die gezeigt haben, daß das Porzellan, selbst im
                              									glasirten Zustande, bei weitem nicht so undurchlässig ist, als man gemeinhin
                              									annimmt. Brogniart hat schon vor 25 Jahren gezeigt, daß
                              									das Porzellan nicht als Luftbehälter für ein Luftthermometer, um Ofentemperaturen zu
                              									messen, dienen kann. Im Jahre 1872 hat H. Sainte-Claire Deville wieder auf diese Durchlässigkeit des Porzellans aufmerksam
                              									gemacht. Die Industrie hat sich auch öfters in der Nothwendigkeit befunden,
                              									derselben Rechnung zu tragen.
                           Die Porzellanmaler wissen nämlich, daß gewisse Stücke die böse Eigenthümlichkeit
                              									haben, einen schwarzen Stich zu bekommen, wenn ihnen die Farben aufgebrannt werden,
                              									weil Stoffe, die sie an ihren freien Stellen absorbirt haben, sich allmählich in
                              									ihnen vertheilen und Grund werden zu einem Absatz von Kohlenstoff im Inneren der
                              									Theile, die gegen den Zutritt der Luft geschützt sind. Außerdem hat man die
                              									Beobachtung gemacht, daß ältere Stücke, die an feuchten Orten standen oder vergraben
                              									waren, splittern, wenn man sie schnell erhitzt. Salvetat
                              									zeigte einen Gegenstand vor, der mehrere Tage lang mit einer verdünnten
                              									Fuchsinlösung in Berührung gewesen war. Der Fuß desselben ruhte auf einer nicht
                              									glasirten Unterlage von ringförmiger Gestalt. Die Flüssigkeit konnte von dieser
                              									letzteren aus allmählich vorschreitend in das Innere der Masse vordringen und dort
                              									eine beträchtliche Menge Farbstoff ablagern. Der Gegenstand erscheint nun außen
                              									weiß, zeigt aber in der Durchsicht, z.B. beim Schein einer Lampe, ein lebhaftes,
                              									feuriges Roth.
                           Hieraus läßt sich Vortheil ziehen für die Decoration gewisser Gegenstände. Die
                              									Porosität des Porzellans läßt sich vergrößern durch Zusatz von kieselreichen
                              									Substanzen, so daß die Sinterung nicht vollständig wird.
                           Gewisse Theile, die man später durch Garnirung irgend welcher Art verdecken könnte,
                              									würde man ohne Glasur lassen, und von ihnen aus dem Farbelack Zutritt geben können.
                              									So könnte man sehr effectvolle Gegenstände darstellen, in denen die verborgene Farbe
                              									nur unter gewissen Umständen zur Erscheinung käme, z.B. Lichtschirme, die äußerlich
                              									weiß, beim durchfallenden Lichte aber in verschiedenen lebhaften Farben erschienen.
                              										Salvetat hat diese Einzelheiten veröffentlicht, um zu
                              									verhindern, daß sie später etwa Gegenstand eines Patentes würden. (Moniteur de la céramique, 1873 Nr. 11; deutsche Töpfer- und
                              									Ziegler-Zeitung, 1873 Nr. 14.)
                           
                        
                           Volkmann's
                              									Patent-Schieß- und Sprengpulver.
                           In dem Aufsatz über die genannten Patentpulver, mitgetheilt in diesem Bande des polytechn. Journals S. 295 (zweites Augustheft 1873),
                              									lese man Seite 300, Zeile 21 von oben, „mit 16 Gran Ladung“ (statt „mit 27
                                 									Gran“).