| Titel: | Ueber die in der Wiener Weltausstellung ausgestellten Ziegelfabricationsmaschinen; vom Civilingenieur Hermann Fischer in Hannover. | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. IV., S. 3 | 
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                        IV.
                        Ueber die in der Wiener Weltausstellung
                           ausgestellten Ziegelfabricationsmaschinen; vom Civilingenieur Hermann Fischer in
                           Hannover.
                        Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereines,
                              1873 S. 224.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Fischer, über die Maschinen zur Ziegelfabrication auf der Wiener
                           Weltausstellung.
                        
                     
                        
                           Unter den Maschinen zur Ziegelfabrication, welche in der Weltausstellung in Wien
                              vertreten sind, befindet sich wenig Neues. Trotzdem dürfte eine Besprechung der
                              ausgestellten Maschinen den Lesern dieser Zeitschrift interessant seyn, da die
                              Anwendung derselben erst in neuerer Zeit eine allgemeinere geworden ist.
                           England ist durch nur eine, im Wesentlichen bekannte Maschine vertreten: durch die
                              von Thomas S. Derham in Leeds ausgestellte Ziegelmaschine
                              (Patent Moland).Man s. die Beschreibung derselben in diesem Hefte S. 10.
                              
                           
                           Ein gewöhnlicher verticaler Thonschneider verarbeitet den Thon und drückt ihn
                              gleichzeitig in Vertiefungen einer horizontalen, sich um eine verticale Achse
                              drehenden Platte, der Formplatte. Die Böden der genannten Vertiefungen –
                              welche die Ziegelformen bilden – sind in verticaler Richtung verschiebbar.
                              Durch einen, unter der sich drehenden Formplatte befindlichen festen, unebenen Ring,
                              werden die Böden der Formen, während diese sich von dem Thonschneider entfernen,
                              allmählich gehoben, so daß der Boden einer jeden derselben, haben sie einen
                              Halbkreis beschrieben, d.h. ist die betreffende Form somit diametral gegenüber dem
                              Thonschneider angekommen, mit der oberen Fläche der sich drehenden Formplatte in
                              genau gleiche Höhe gelangt ist.
                           Es ist somit der, unter dem Thonschneider in die Form gedrückte Thon – welcher
                              unterwegs durch das Heben des Formbodens um Etwas zusammengepreßt worden ist
                              – als geformter Stein über die Formplatte gehoben, und kann nun –
                              mittelst eines, um eine verticale Achse drehbaren Armes – leicht auf ein
                              endloses Tuch geschoben werden, welches für die Abnahme der Steine bequem liegt.
                           Während der ferneren Drehung der Formplatte sinkt der betreffende Boden allmählich in
                              seine unterste Stellung zurück, so daß in der Nähe des Thonschneiders die
                              betreffende Form zur Aufnahme eines neuen Quantums Thon bereit ist.
                           Selbstverständlich sind in der Formplatte viele Formen in einem Kreise angebracht,
                              die hintereinander functioniren.
                           Es leuchtet ein, daß, da die glatte Form des Steines nicht durch ein Mundstück des
                              Thonschneiders hervorgebracht zu werden braucht – wie es bei den deutschen
                              Maschinen der Fall ist – der Thon mit geringem Feuchtigkeitsgehalt
                              verarbeitet werden kann. Dieses ist der wesentlichste Vorzug, welcher für die
                              Maschine geltend gemacht wird; man hebt hervor, daß die auf dieser Maschine
                              hergestellten Steine rascher trocknen, als diejenigen, zu welchen feuchtere Erde
                              verwendet werden mußte.
                           Der andere Vorzug, daß sämmtliche Flächen der Steine glatt werden, dürfte in den
                              Kreisen der Bauverständigen eher als Nachtheil aufgefaßt werden. An den, auf
                              deutschen Ziegelmaschinen gewonnenen Steinen, sind – wegen des Zerschneidens
                              mittelst eines Drahtes – in der Regel diejenigen Flächen rauh, welche mit dem
                              Mörtel in Berührung kommen; sie bieten deßhalb dem Mörtel eine günstige
                              Anhaftungsfläche.
                           Den genannten Vortheilen der englischen Maschine – soweit sie als solche
                              anerkannt werden – gegenüber, drängen sich dem aufmerksamen Beschauer sofort
                              folgende Nachtheile auf:
                           1) Die Maschine erfordert eine große Betriebskraft.
                           
                           Beiläufig bemerkt vertheuern sich hierdurch – bei den heutigen Kohlen-
                              und Arbeits-Preisen – je 1000 Steine, den am schwersten gehenden
                              deutschen Maschinen gegenüber, um circa 7 1/2
                              Groschen.
                           2) Die Maschine ist starker Abnutzung unterworfen.
                           Dieser Umstand ist namentlich beachtenswerth, weil
                           3) die Maschine sehr viele bewegliche Theile enthält.
                           Wie wenig Gewicht der betreffende Constructeur auf Kraftersparniß gelegt hat, ersieht
                              man daraus, daß sowohl der Thonschneider als auch die Formplatte durch Schnecke und
                              Schneckenrad betrieben werden.
                           Oesterreich ist nur durch eine Maschine vertreten, welche eine genaue Copie der Hertel-Schmelzer'schen Maschine – auf die
                              ich unten zurückkomme – darstellt. Es bedarf daher dieselbe an diesem Orte
                              keiner Besprechung.
                           Alle übrigen Länder, mit Ausnahme des Deutschen Reiches, sind unvertreten.Sehr verspätet ist in der amerikanischen Abtheilung der Maschinenhalle eine
                                    Ziegelmaschine von Winn und Mytinger ausgestellt worden.A. d. Red. d. p. J. Deutschlands hübsche Ziegelmaschinen-Ausstellung ist schwer zu
                              finden; sie hat Platz gefunden in dem – nördlich der Maschinenhalle
                              befindlichen – Pavillon der deutschen Eismaschinen.
                           Zur Charakterisirung der deutschen Ziegelmaschinen hebe ich zunächst hervor, daß
                              dieselben unabhängig vom Auslande construirt worden sind.
                           Der bekannte C. Schlickeysen in Berlin war der Erste,
                              welcher eine große Reihe von Versuchen anstellte, einen glatten Thonstrang zu bilden
                              dadurch, daß entsprechend angefeuchteter Thon durch ein Mundstück gepreßt
                              wurde.Polytechn. Journal Bd. CLIX S.
                                       335.
                              
                           Diesen Thonstrang theilte Schlickeysen mittelst gespannter
                              dünner Dräthe, in Stücke verlangter Größe, welche, getrocknet und gebrannt,
                              Mauerziegel bildeten.
                           Diese Idee Schlickeysen's ist von diesem selbst und von
                              vielen anderen Fachleuten weiter bearbeitet, und trotz vieler Mißerfolge sind z.B.
                              auf Grund dieser Idee Ziegelmaschinen construirt, welche allen vernünftigen
                              Ansprüchen genügen.
                           Wir haben zur Zeit drei derartige Ziegelmaschinen-Systeme in Deutschland.
                           Dieselben unterscheiden sich lediglich durch die Art, nach welcher der Thon gedrückt
                              wird. Bei sämmtlichen ist die Vorbereitung des Thones dieselbe (event. zuerst Walzen
                              des Thones, dann Bearbeiten im Thonschneider).
                           
                           Schlickeysen und Hertel-Schmelzer benutzen den Druck des Thonschneiders gleichzeitig
                              zum Hinauspressen des Thones durch das Mundstück; der Erstere stellt aber seinen
                              Thonschneider vertical auf, während die Letzteren den Thonschneider liegend
                              anwenden. Schlickeysen construirt seinen Thonschneider
                              leicht, Hertel-Schmelzer den ihrigen in sehr
                              kräftigen Formen. Deßhalb kann erstere Maschine nur weicheren – mehr
                              angefeuchteten –, letztere dagegen steiferen Thon verarbeiten.
                           Die Vertreter des dritten Systemes, Gebr. Sachsenberg
                              dagegen, verwenden zum Formen, d.h. zum Auspressen des Thones durch das Mundstück,
                              ein besonderes Walzenpaar.Mittheilungen des Gewerbevereines für Hannover, 1863 S. 352; polytechn.
                                    Journal, 1865, Bd. CLXXVI S. 339.
                              
                           Es sind in Wien ausgestellt:
                           von C. Schlickeysen in Berlin: eine
                              Dampfziegelpresse mit Vorwalzen und Elevator;
                           von der Eisengießerei und Maschinenfabrik Nienburg a. d. Saale: eine Dampfziegelpresse mit Vorwalzen, System Hertel-Schmelzer;
                           von Gebr. Sachsenberg in Roßlau a. d.
                              Elbe: eine deßgleichen eigenen Systemes;
                           von Gebr. Schmerber in Tagolsheim in
                              Elsaß-Lothringen: eine deßgl. System Schlickeysen.
                           Sämmtliche Maschinen sind selbstverständlich mit Abschneidevorrichtung und Zubehör
                              versehen.
                           Die ersten drei Maschinen sind als hinlänglich bekannt zu betrachten; die Maschine
                              der Gebr. Schmerber weicht um Weniges von der Schlickeysen'schen Originalmaschine ab, weßhalb ich es
                              mir nicht versagen kann, über dieselbe hier nähere Mittheilungen zu machen.
                           Fig. 1 und
                              2 zeigen
                              diese Maschine – unter Weglassung des Abschneideapparates – in Ansicht
                              und Grundriß.
                           Der Antrieb der Maschine findet statt durch die Riemrollen (fest und los) a, a. Mittelst eines sehr hübsch angeordneten Vorgeleges
                              wird von dort aus die Flügelwelle b des Thonschneiders
                              in die gehörige Umdrehung versetzt. Die Armirung der Thonschneiderwelle b, sowie des Thonschneidermantels c unterscheidet sich von der Schlickeysen'schen
                              nur durch kräftigere Construction. Der Untersatz des Thonschneiders, welcher in Fig. 1 mit d bezeichnet wurde, ist dagegen der Schlickeysen'schen Maschine gegenüber in so fern
                              wesentlich anders construirt, als das Mundstück e nicht
                              in radialer Richtung sich an denselben anschließt, sondern dessen eine Wandung die
                              cylindrische Wandung tangirt, nach Art der Ausmündungen von Ventilatoren und
                              Centrifugalpumpen. Hierdurch wird augenscheinlich der Austritt des Thones
                              erleichtert.
                           Der herausgepreßte Thonstrang wird – wenn, wie hier gezeichnet sogenannte
                              „Läufer“ fabricirt werden – mittelst drei gespannter
                              Drähte f, f, f in vier Streifen von der Dicke der Steine
                              zerschnitten, welche Streifen in gewöhnlicher Weise durch Quertheilung in die
                              gewünschten Längen zerschnitten werden.
                           Die Rolle g, die durch die Riemrolle h in Umdrehung versetzt wird, dient zur Aufnahme eines
                              leichten Thonelevators.
                           Die Maschine ist sehr gut gearbeitet, und scheint geeignet zu seyn, einen ziemlich
                              steifen Thon zu bewältigen.
                           Nach Anbringung eines geeigneten Mundstückes erzeugt die Maschine dünne Platten, wie
                              solche für die Dachziegelfabrication gebraucht werden. Eine mechanische Presse für
                              die letzte Formgebung der sogenannten Falzziegel befindet
                              sich in der Ausstellung neben der besprochenen Ziegelpresse und hat – da sie
                              mir als neu erscheint – auch in den Fig. 3, 4 und 5 Platz gefunden.
                           Die Fabrication der Falzziegel ist in Deutschland bekannt; soviel mir bekannt, wird
                              aber überall mit Handpressen gearbeitet, welche die Herstellung derartiger Ziegel
                              dem Fabrikanten verleiden.
                           Ich darf daher die in Wien ausgestellte Handpresse hier unberücksichtigt lassen.
                           Die mechanische Presse der Gebrüder Schmerber erhält ihren
                              Antrieb durch die Niemenrollen A. Die Welle B derselben bewegt, mittelst eines
                              Stirnräder-Paares C, C, eine starke Welle D, deren Thätigkeit uns zunächst interessirt.
                           Dem Stirnrade C entgegengesetzt trägt sie ein Excenter
                              E (Fig. 3 und 4), welches auf eine Rolle
                              F des Hebels G wirkt.
                              Die Drehachse von G trägt – in der Mitte der
                              Maschine – einen zweiten Hebel H (in Fig. 3
                              punktirt), welcher in eine entsprechende Oeffnung des in guten Führungen sich
                              vertical verschiebenden Stempels J faßt. Sobald also
                              – mittelst des Excenters E – die Hebel G und H bewegt werden, muß
                              der Stempel J sich auf- und niederbewegen.
                           Am oberen Ende des Stempels J ist eine Rolle K gelagert, auf welche ein, mit der Welle D verbundenes Excenter L (in
                              Fig. 3
                              punktirt) wirkt, welches größtentheils (namentlich in Fig. 4 zu sehen)
                              eingekapselt ist.
                           Dieses Excenter L drückt den Stempel J nach unten, während das Excenter E – wie bereits beschrieben – für das rechtzeitige Erheben
                              des Stempels sorgt.
                           Unterhalb des Stempels J ist ein fünfseitiges Prisma M, in Zapfen drehbar, gelagert. Das eine Ende der Achse
                              dieses Prisma trägt eine Riemenrolle N, die von der
                              Riemenrolle O aus in Umdrehung gesetzt wird. Hiernach
                              würde sich das Prisma nahezu gleichförmig mit der Welle D drehen. Das soll aber nicht seyn; vielmehr soll das Prisma ruhen, sobald
                              die betreffende Fläche desselben horizontal liegt und sich unter dem Stempel J befindet.
                           Um dieses zu erreichen, ist auf das zweite Ende der Prismenachse eine Scheibe P gekeilt, welche mit fünf Einschnitten versehen ist,
                              entsprechend der Zahl der Prismenflächen. In diese Einschnitte paßt ein Riegel Q, der durch eigenes Gewicht und durch das Gewicht
                              seines Bügels R gegen den Rand der Scheibe P gedrückt wird, wenn nicht ein, auf der Welle D befestigtes, auf eine Nase im Bügel R wirkendes Excenter den Riegel Q nach oben zieht.
                           Sobald der, auf dem Rand der Scheibe P schleifende Riegel
                              Q über einen Einschnitt zu stehen kommt, fällt er in
                              diesen, das Prisma fest haltend, worauf der Riemen von N
                              und O auf den betreffenden Rollen gleiten muß. Das
                              Prisma ruht nun in seiner richtigen Lage.
                           Nach stattgefundenem Drucke des Stempels J, bez. nach
                              dessen gehöriger Erhebung, wird der Riegel Q gehoben,
                              wodurch die Drehbewegung des Prisma wieder möglich wird, bezw. der Riemen von N und O wieder zur Wirkung
                              kommen kann. Es wird in Folge dessen das Prisma ziemlich rasch gedreht, bis der
                              Riegel Q in den nächsten Einschnitt der Scheibe P fällt.
                           Damit der Riemen von N und O
                              im gegebenen Augenblicke seine Function mit der nöthigen Bestimmtheit verrichtet,
                              ohne daß man nöthig hat, denselben auch während der Rutschperiode stark gespannt zu
                              erhalten, ist die Riemrolle O mit einer wulstartigen
                              Erhöhung (in Fig.
                                 5 punktirt zu sehen) ausgerüstet, die den Riemen zeitweise stärker
                              anspannt.
                           Die betreffenden Gypsformen sind nun einerseits in die untere Ebene des Stempels J, andererseits in die Flächen des Prisma gelegt.
                           Der Arbeitsgang ist nun folgender:
                           Die Maschine ist in dem Augenblicke gezeichnet, wo eine Pressung vollzogen ist. Es
                              ist auf der vorderen Seite, auf die wenig geneigte Prismenfläche eine Thonplatte
                              gelegt. Bald wird der Stempel J gehoben und unmittelbar
                              darauf der Riegel Q. Es findet dann eine
                              Fünftel-Drehung des Prisma statt, während welcher ein Arbeiter hinter der Maschine den vorher schon
                              aus der Presse hervorgegangenen Ziegel auf seinen Abnehme-Rahmen gleiten läßt
                              u.s.w.
                           Die Bedienung der Maschine ist sonach eine sehr einfache. Bei einiger Uebung strengt
                              es die Arbeiter nicht an, wenn die Maschine pro Stunde
                              600 bis 700 Ziegel preßt.
                           Die Maschine arbeitete in meiner Gegenwart sehr prompt.
                           Folgende Details sind noch der Erwähnung werth:
                           Zwei verhältnißmäßig schwere Schwungräder S, S gleichen
                              die stoßweise Wirkung der Maschine aus. Sie können gefährlich werden, wenn durch
                              irgend einen Unfall ein plötzliches Stillstehen der Maschine nöthig wird. Deßhalb
                              sind an die Schwungräder Ringe angegossen, die – mit Stahlband und Hebel
                              versehen – als kräftige Bremsen wirken.
                           Die genaue horizontale Lage der Prismenachse kann bequem hervorgebracht werden durch
                              Schrauben T, die unter den Lagern des Prisma sich
                              befinden. Damit diese Lager nicht durch den, zuweilen von dem Prisma abfallenden
                              Thon verunreinigt werden können, sind auf der Prismenachse Schutzscheiben U angebracht.
                           Die Lage des Riegels Q gegenüber dessen Bügel R hat auf den Zeitpunkt Einfluß, in welchem der Riegel
                              ausgehoben wird. Je weiter der Bügel R sich dem Rande
                              von P nähert, um so früher wird das kleine Excenter auf
                              der Welle D gegen die Nase des Bügels R stoßen, also diesen heben. Es ist deßhalb –
                              durch eine eingeschaltete Schraube – die Möglichkeit gegeben, den Abstand des
                              Riegels Q von dem Bügel R
                              genau zu reguliren.
                           Einmal die Ziegelfabrications-Maschinen der Ausstellung besprechend, darf ich
                              wohl einer verwandten Maschine gedenken, welche zwischen den Ziegelmaschinen ihren
                              Platz gefunden hat. Es ist dieses eine Thonröhren-Formmaschine der Gebr. Sachsenberg in Roßlau. Sie ist
                              namentlich für weite Rohre berechnet. Weite Rohre verlieren – wegen ihres
                              bedeutenden Eigengewichtes – in horizontalen Pressen leicht ihre genaue runde
                              Form; deßhalb hat genannte Firma ihre Presse vertical angeordnet.
                           In einem, auf starkem Gestell montirten Cylinder k, k,
                              Fig. 6,
                              dreht sich ein kräftig construirter Thonschneider. Der zu verwendende Thon ist
                              natürlich vorher schon tüchtig durchgearbeitet, da derselbe zur Fabrication von
                              großen Röhren – des Brennens halber – möglichst gleichförmig gemischt
                              seyn muß.
                           Unter dem Cylinder k, k ist das Rohrmundstück l, l befestigt, dessen Ringöffnung der gewöhnlichen
                              Wandung des zu bildenden Rohres entspricht.
                           Unter dem Mundstück befindet sich ein, in verticalen Führungen beweglicher und gehörig
                              ausbalancirter Tisch m, welcher die Tendenz hat, mit
                              geringer Kraft nach oben zu drücken, wenn nicht durch einen besonders hierfür
                              vorhandenen Mechanismus der Tisch zu einer abwärts gerichteten Bewegung gezwungen
                              wird.
                           Soll ein Rohr gepreßt werden, so wird zunächst eine aus Holz hergestellte Form n mit Hülfe eines Klotzes o
                              unter das eigentliche Mundstück gebracht. Nachdem die Presse in Thätigkeit gesetzt
                              ist, entweicht der Thon zunächst durch das Mundstück, welches für den eigentlichen
                              Röhrenschaft bestimmt ist. Die Form n, n hindert den
                              Thon in gerader Richtung fortzuschreiten; der Thon staucht sich von Neuem. Es
                              verläßt daher die Maschine ein Rohr von der Weite 2 R
                              statt eines solchen vom Durchmesser 2 r.
                           Nachdem dieses weitere Rohr etwa bis zur Oberfläche des Tisches in der Position m¹ vorgerückt worden ist, wird der Betrieb der
                              Maschine eingestellt, der Tisch niedergedrückt, der Klotz o und das Formstück n entfernt, die untere
                              Kante des Rohres gerade geschnitten und darauf der Tisch wieder soweit aufwärts
                              bewegt, daß die untere Kante des Rohres auf ihm ruht. Hierauf wird die Maschine
                              wieder in Betrieb gesetzt, worauf sie den folgenden Theil des Rohres in der
                              eigentlich beabsichtigten Weite von 2 r (Fig. 6 rechte Hälfte)
                              liefert.
                           Man sieht, daß das zuerst hergestellte Rohrstück den Muff des eigentlichen Rohres
                              bildet.
                           Ich habe diese Maschine mehrere Male arbeiten sehen; leider stellten sich dann immer
                              Störungen ein, so daß ich mir kein Urtheil über die Leistungsfähigkeit der Maschine
                              bilden konnte. Die geformten Rohre hatten ein sehr gutes Aussehen.
                           Meine Skizze beabsichtigt natürlich nur, die Idee der Arbeit wiederzugeben; sie macht
                              durchaus keinen Anspruch darauf, die Maaßverhältnisse der Maschine auch nur
                              anzudeuten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
