| Titel: | Benneder's Photocopirverfahren. | 
| Autor: | Benneder | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XIII., S. 49 | 
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                        XIII.
                        Benneder's
                           Photocopirverfahren.
                        Benneder's Photocopirverfahren.
                        
                     
                        
                           Im Sommer 1872 lernte ich unter Hrn. Prof. Dr. Vogel in der Gewerbe-Akademie zu Berlin das
                              „Lichtpausverfahren“ kennen. Ich brachte diese neue
                              Vervielfältigungs-Methode unter dem Namen „Photocopie“
                              in meine schwäbische Heimath. Die Sache fand Anklang,
                              aber die Kostspieligkeit des dazu verwendeten
                              Chlorsilberpapieres that ihrer allgemeineren Aufnahme Eintrag. Ich sann daher
                              darauf, ein dem Zwecke entsprechendes Papier auf billigere Weise selbst
                              zuzubereiten. Es ist mir dieß vollkommen gelungen. Mein Papier kommt mich genau auf
                              1/6 des Preises zu stehen, welchen ich bisher für das Chlorsilberpapier
                              bezahlte.
                           Wie die Zubereitung des Papieres, so ist auch die zur Fertigstellung der Photocopien
                              nöthige Operation viel einfacher, als bei dem Chlorsilberpapier. – Bei meinen
                              Versuchen folgte ich einem Fingerzeig des Hrn. Dr. Vogel, welcher in seinem Lehrbuche der Photographie eine
                              Zusammenstellung von lichtempfindlichen Stoffen und Mischungen gibt und eine von den
                              letzteren besonders als praktisch wichtig bezeichnet. Es ist dieß eine Mischung von
                              doppelt-chromsaurem Kali und Eiweiß oder Gummi. Die Mischung ist an sich in
                              Wasser löslich, wird aber unter Einwirkung des Lichtes unlöslich. Ich bestreiche
                              damit – bei Lampenschein – ein gut geleimtes Papier möglichst
                              gleichmäßig und trockne dieses in einem dunkeln Raume. – Auf das so
                              zubereitete Papier lege ich eine auf reinem, durchscheinendem Papier ausgeführte Zeichnung (auch
                              Holzschnitt, Kupferstich u.a.) und setze sie unter einer durchaus satt anliegenden
                              Glasplatte dem Lichte aus. Durch das reine Papier, auf welchem die Zeichnung
                              ausgeführt ist, wirkt das Licht auf das darunter liegende Präparat; die vorher in
                              Wasser lösliche Mischung wird sofort unlöslich. Die Linien und Punkte der Zeichnung
                              selbst lassen das Licht nicht durch; die unmittelbar
                              unter denselben liegenden Theile des Präparates bleiben unverändert und hier ist die
                              aufgetragene Mischung noch ferner in Wasser löslich. Es bleibt also nur übrig, das
                              präparirte Blatt in reinem Wasser mit einem weichen Schwamm abzuwaschen, um ein
                              negatives Bild zu erhalten, das keiner weiteren Fixirung bedarf. Sobald das Papier
                              an der Luft getrocknet und durch leichte Pressung geglättet ist, lassen sich
                              positive Copien in unbeschränkter Zahl davon abnehmen. Die Zeitdauer der Aussetzung
                              hängt je von der Intensität des Tageslichtes ab.
                           Da indeß die oben genannte Mischung für sich nur eine sehr schwache Zeichnung geben
                              würde, so füge ich derselben vor dem Auftragen auf das Papier eine färbende Substanz
                              bei, wodurch es zugleich in meinem Belieben steht, schwarze, braune, blaue u.a.
                              Zeichnungen herzustellen.
                           Bei der vielfachen Verwendbarkeit dieser eben so einfachen als sicheren Art der
                              Vervielfältigung von Zeichnungen etc. hielt ich es in allgemeinem Interesse für
                              geboten, meine Erfahrungen und Resultate nicht für mich zu behalten. – Einige
                              der Redaction dieses Journals mitgetheilte Probeblätter legen von dem Erfolge meiner
                              Versuche Zeugniß ab.
                           C. F. Benneder,                                       
                              Ingenieur bei dem kgl. württemb. Eisenbahn-Bauamt Langenau, bei Ulm.