| Titel: | Ueber den neuen deutschen Maischbrennapparat mit ununterbrochenem Betrieb; patentirt für R. Ilges in Breslau; von Dr. C. Stammer. | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XIV., S. 50 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XIV.
                        Ueber den neuen deutschen Maischbrennapparat mit
                           ununterbrochenem Betrieb; patentirt für R. Ilges in Breslau; von Dr. C. Stammer.
                        Stammer, über den neuen deutschen Maischbrennapparat mit
                           ununterbrochenem Betrieb, Patent R. Ilges in Breslau.
                        
                     
                        
                           Seit einigen Jahren sind in Schlesien mehrere Exemplare des continuirlich arbeitenden
                              Brennapparates von Ilges im Betriebe und ich erlaube mir
                              in Folgendem über Construction und Arbeitsweise derselben zu berichten.
                           
                           Von der Maschinenbauanstalt und Eisengießerei von E. Hofmann und Comp. zu Breslau sind besonders
                              drei mit den neuesten Vervollkommnungen versehene Ilges'sche Apparate aufgestellt worden; einen derselben habe ich in der
                              Brennerei Niklasdorf bei Strehlen während des Ganges aufmerksam beobachtet, und
                              dabei mein schon früher gewonnenes günstiges Urtheil vollkommen bestätigt
                              gefunden.
                           Der Weg, welchen die Erbauer sogenannter neuer Brennapparate bisher durchweg
                              eingeschlagen haben, schien dem Erbauer des in Rede stehenden Apparates ein wenig
                              empfehlenswerther, weil keinen durchgreifenden Erfolg versprechender; bekanntlich
                              hat dieser Weg auch weder zu einem ununterbrochenen Betriebe noch zur Erzielung
                              eines besonders starken und reinen Productes geführt, zwei Ziele, welche Ilges sich steckte, und welche er auch erreicht hat.
                           Die Einrichtung der französischen sogenannten Colonnenapparate macht zwar
                              ununterbrochenen Betrieb möglich – obwohl dieselben in neuerer Zeit doch
                              durch Hinzufügung einer Blase wieder zu einem theilweise unterbrochenen
                              zurückgekehrt sind; – sie erscheinen auch einfach und von sicherer Wirkung,
                              dieses jedoch nur so lange, als dünne und hülsenfreie Maischen damit abgebrannt
                              werden. Bekanntlich ist dieß in Frankreich und Belgien der Fall, und dennoch wird
                              auch in diesen Ländern ein hochgrädiger Spiritus in einer
                                 Arbeit selten oder nie mit diesen Apparaten hergestellt.
                           Zum directen Abbrennen sowohl der Kartoffel- wie der Melassemaische, haben
                              sich denn auch die französischen, obwohl mehrfach veränderten Apparate in
                              Deutschland nicht einzubürgern vermocht. Die Wege, welche die Maische zu durchlaufen
                              hat, sind beim reichlichen Vorhandenseyn von Schalen, Getreide-Hülsen u.s.w.
                              den Verstopfungen allzusehr ausgesetzt, und nur da, wo die Natur der Maischen, die
                              geringere Anwendung von Maischhefe u.s.w. über diesen Uebelstand hinwegzusehen
                              gestattet, findet man, abgesehen von den Raffinerien, die Apparate nach dem System
                              von Cellier oder Savalle in
                              Gebrauch.
                           Allein auch hier leiden dieselben an zwei großen Unvollkommenheiten, die den
                              eigentlichen Zweck, den ununterbrochenen, selbstthätig und gleichmäßig sich
                              regulirenden Betrieb nur in ungenügender Weise erreichen lassen; es gelangt nämlich
                              weder der Dampf, noch die Maische, wie es doch ein solcher Betrieb erheischt, in
                              wirklich gleichmäßiger Weise in den Apparat. Die Menge des durch ein einfaches
                              Ventil eingeführten Dampfes steigt und fällt mit der Spannung im Kessel; die Maische
                              wird sogar von einer an der Betriebsmaschine hängenden Pumpe zugebracht, und es ist ihre Menge daher eine
                              fortwährend wechselnde und unregelmäßige.
                           Die Regelung des Dampf- wie des Maischezuflusses ist demnach allein Sache des
                              Blasentreibers oder Apparatführers, und erfordert dessen unausgesetzte
                              Aufmerksamkeit, wobei er sich nach der Anzeige des Aräometers und der
                              Geschwindigkeit der Strömung unter dem „Verschlusse“ zu richten
                              hat. Sogar das Ablassen der Schlempe, welches nie recht in ununterbrochener Weise
                              trotz der Schwimmerventile glücken wollte, fällt demselben Arbeiter anheim.
                           Der Abtrieb des Lutters geschieht bei den sogenannten continuirlichen Apparaten
                              selten in getrennter Weise, wie man es doch jetzt allgemein, und mit Recht verlangt;
                              wo es ausnahmsweise der Fall ist, werden dazu irgendwie eingerichtete Blasen
                              benutzt, die immer nur zeitweise arbeiten und also dem Zwecke ununterbrochener
                              Arbeit durchaus fern stehen; hier finden sich alle Mängel zeitweiser Füllung,
                              zeitweisen Ablassens und großer Dampf- und Wasserverschwendung.
                           Daß endlich die sehr verschiedenen Rectifications- und
                              Dephlegmationsvorrichtungen, welche man an diesen Apparate angebracht hat, ihre
                              Aufgabe nur in unvollkommener Weise lösen, erkennt man an dem Endresultat, daß die
                              aus französischen und deutschen Theilen zusammengesetzten, theilweise continuirlich
                              arbeitenden Brennapparate einen Spiritus von über 92 Proc. Tr. fast nie und auch
                              dann nur mit außerordentlichem Aufwande von Dampf und Kühlwasser liefern.
                           Wir sehen denn auch, daß man, wie schon angedeutet, selbst in dem Vaterlande dieser
                              Apparate die Erzielung hochgrädiger Waare beim ersten Abtriebe, ziemlich allgemein
                              aufgegeben hat, obgleich alle vernünftigen Gründe dieses Ziel als durchaus
                              wünschenswerth und durch rationelle Einrichtungen erreichbar erkennen lassen.
                           Diese Mißerfolge waren für den Erbauer des neuen Apparates die Veranlassung, die
                              Erreichung des vorgesteckten Zieles in anderer als der bisherigen Weise anzustreben,
                              und man kann nur sagen daß das Problem der Herstellung eines wirklich selbstthätig
                              und ununterbrochen arbeitenden Apparates für Darstellung von sehr hochgrädiger Waare
                              direct aus jeder Art Maische nunmehr als gelöst betrachtet werden muß.
                           Es sind vornehmlich die folgenden wesentlichen Bedingungen, welche hier erfüllt
                              sind:
                           1. Der ganze Lauf der Maische vom Maischbehälter bis zum Schlempe-Ablauf mußte
                              derart geregelt werden, daß die in der Zeiteinheit zufließende Maischemenge eine
                              gleichbleibende wurde und daß Verstopfungen in keiner Weise vorkommen konnten.
                           
                           2. Der Wasserdampf mußte ebenfalls in ganz constanter Menge zugeführt werden, und die
                              Regulirung so erfolgen, daß der Maschinendampf immer zunächst zur Benutzung
                              gelangte.
                           3. Der Lutter mußte getrennt, und ebenso ununterbrochen, wie die Maische abgetrieben
                              werden.
                           4. Die Rectifications- und Dephlegmationseinrichtungen mußten solche seyn, daß
                              unverändert hochgrädiger Spiritus – solcher von mindestens 94 Proc. –
                              erzielt wird und zwar bei einem möglichst geringen Dampf- und
                              Wasserverbrauch.
                           5. Die Handhabung des Apparates mußte eine einfache, leicht ausführbare und
                           6. Der Preis ein niedriger seyn.
                           Wie gesagt, entspricht der neue Apparat diesen Voraussetzungen in jeder Weise, und es
                              läßt sich wohl nach dem Vorhergehenden nicht anders erwarten, als daß dieß durch
                              eine solche Einrichtung der Haupttheile erreicht worden ist, die den bisher üblichen
                              höchst unähnlich sind. Die Kenntniß derselben bietet ein großes Interesse dar,
                              allein die Rücksicht auf das dem Erfinder von der preußischen Regierung ertheilte,
                              sowie auf die im Auslande noch zu erwerbenden Patente verbietet vorläufig noch eine
                              eingehende Darlegung durch vollständige Zeichnungen und Beschreibung; ich muß mich
                              daher hier mit der Aufzählung und kurzen Charakterisirung der Haupttheile des einen
                              Apparates begnügen, doch wird auch dadurch schon die Eigenthümlichkeit desselben
                              klar hervortreten. Im Uebrigen gestattet der Erfinder jedem sich dafür ernstlich
                              Interessirenden gern die Inaugenscheinnahme eines der im Betriebe befindlichen
                              Apparate; mehr als durch die ausführlichste Beschreibung wird man sich durch eine
                              solche von dem außerordentlich regelmäßigen Gange des Abtriebes und dem
                              gleichmäßigen Abflusse der Schlempe, der Lutterschlempe und des 94–95 proc.
                              Alkohols überzeugen.
                           Die Haupttheile des neuen Brennapparates sind folgende:
                           1) Der Maischregulator. – Derselbe bewirkt den
                              gleichmäßigen Zulauf der Maische aus dem Maischbehälter in die Destillationssäule.
                              Er ersetzt mit dem größten Vortheil die bei anderen continuirlichen Apparaten
                              arbeitende Pumpe und steht oberhalb des Apparates, etwas unterhalb des
                              Maischbehälters. Er besteht aus einem weiten, luftdicht verschlossenen gußeisernen
                              Gefäße, welches vom Maischbehälter aus jede Stunde einmal gefüllt wird. Dieses
                              Füllen dauert kaum eine Minute und veranlaßt keine
                              Unterbrechung des Betriebes, sondern höchstens eine kurze Verlangsamung der
                              Abflüsse.
                           
                           Vom untersten Punkte des Maischregulators führt ein weites Rohr ab, an dessen Ende
                              ein Zweiweghahn sitzt, welcher in der einen Stellung die Verbindung zwischen
                              Maischbehälter und Maischregulator, und in der anderen die Verbindung des letzteren
                              nach Außen herstellt. In der ersteren vermittelt er das Einfließen der Maische in
                              den Regulator, in der letztern das Ausfließen derselben aus dem Regulator nach dem
                              Apparate.
                           Da der Maischregulator vollkommen geschlossen ist, so muß die während des Füllens
                              verdrängte Luft abgeleitet werden können. Dieß geschieht
                              durch ein Rohr, welches vom obersten Punkte des Regulators abgeht und unten im
                              Apparatraum in dem kleinen Wassergefäß eines Wassermanometers mündet. Die durch die
                              Maische verdrängte Luft entweicht durch einen seitlichen Stutzen. Sowie dieses
                              Entweichen aufhört, ist dadurch die Beendigung des Füllens angezeigt und der Brenner
                              hat durch einen Zug, an der herabhängenden Schnur den Zweiweghahn umzustellen, so
                              daß nun die Maische aus dem Regulator auszufließen beginnen muß, sobald Luft in
                              diesen eintreten kann. Dieß kann durch die obenbezeichnete im Wassermanometer
                              endigende Röhre nicht geschehen, da sie eben durch Wasser gesperrt ist; es steigt in
                              diesem vielmehr, in einer Glasröhre sichtbar, das Wasser etwa eben so hoch empor,
                              wie die Maische oben im Regulator steht. Wenn nun weiterhin der Stand der Maische
                              durch Ausfließen aus dem Regulator in diesem sinkt, so fällt auch der Stand des
                              Wassers in der Glasröhre und dieses an einer Scala abzulesende Sinken zeigt deutlich
                              den regelmäßigen Abfluß der Maische, sowie den Augenblick an, wo der Regulator
                              wieder gefüllt werden muß.
                           Um nun endlich das Abfließen der Maische aus dem Regulator zu ermöglichen, mündet ein
                              zweites enges Luftrohr oben im Regulator und endet unten im Apparatraum mit einem
                              kleinen Hahn. Ist dieser geschlossen, so kann überhaupt keine Maische abfließen;
                              öffnet man denselben aber, so fließt in demselben Maaße Maische aus, wie durch
                              dieses Luftrohr Luft in den Regulator eindringen kann. Ein Zeiger ist an dem Hahn
                              angebracht, der mit einer Scala gestattet, die Einstellung ganz genau so zu treffen,
                              daß der Abfluß der Maische, einmal festgesetzt, stets und unwandelbar der für die
                              Arbeit angemessenste bleibt.
                           Durch diese sinnreiche Einrichtung wird der Abfluß der Maische von der Stellung des
                              Maischehahnes vollkommen unabhängig. Bei der immerhin geringen Menge Maische, welche
                              in der Secunde abfließen soll, würde jede enge Hahnstellung unvermeidliche
                              Verstopfungen zur Folge haben. Hier aber steht der Maischehahn ganz offen; derselbe
                              ist wie das Maischrohr selbst so weit und ohne jede charfe Ecke eingerichtet, daß
                              die dickste Maische und
                              auch fremde Körper, wie Besenreiser u.s.w. ohne jeden Anstand hindurchfallen;
                              natürlich ist das vom untersten Punkte des Regulators abgehende Rohr erst etwas nach
                              oben gebogen, damit es stets gefüllt bleibt und hier keine den Abfluß ermöglichende
                              Luft eindringen kann.
                           Indem so der Abfluß ganz frei, von obenher aber durch beschränkten Zutritt der Luft
                              in der besonderen Luftleitung regulirt ist, erfolgt er, wie man sich durch den
                              Augenschein überzeugen kann, mit ebenso nothwendiger, wie überraschender
                              Gleichmäßigkeit.
                           2) Die Abtrieb-Säule. – Die Maische tritt
                              durch ein offenes Trichterrohr in den oberen Theil des die Colonne vertretenden
                              Apparattheiles, die Abtrieb-Säule, und gelangt
                              ohne jede Unterbrechung, eine zusammenhängende Flüssigkeitssäule bildend, bis zu
                              deren unterstem Punkte, wo sie durch einen Schlempehahn, der von einem großen
                              Schwimmer auf's Pünktlichste regulirt wird, nach dem Schlempecanal abläuft. Die
                              deutsche Säule ist von der französischen Colonne durchaus verschieden; sie stellt nicht, wie
                              diese, eine Reihe übereinander stehender Blasen, sondern nur eine einzige Blase dar,
                              in welcher der im übrigen ununterbrochenen Maischsäule nur durch besondere Einsätze
                              ein bestimmter Weg beim Durchfließen angewiesen ist. Dieser Weg soll für die nach
                              unten gehende Maische, wie für die nach oben gehenden Dämpfe ein möglichst langer
                              seyn und dieß wird durch eine große Anzahl eiserner Teller bewirkt, welche mit
                              vielen Löchern versehen und so vertheilt sind, daß die Maische abwechselnd nach der
                              Mitte und nach dem Umfang der Säule gelenkt wird, während der Dampf sie möglichst
                              fein und möglichst allgemein vertheilt durchzieht.
                           Verstopfungen dieser Abtriebsäule sind nicht denkbar, bisher auch niemals
                              vorgekommen, die regelmäßige Arbeit derselben ist vielmehr eine vollkommen
                              gesicherte.
                           3) Der Probekühler. – Um die Entgeistung der
                              ununterbrochen abfließenden Schlempe jeden Augenblick zu prüfen und sichtbar zu
                              machen, ist ein kleiner Kühler vorhanden, in welchem fortwährend Dämpfe aus der
                              abfließenden sehr heißen Schlempe sich condensiren; das gebildete Wasser fließt
                              ununterbrochen durch einen „Verschluß“ ab und zeigt an einem
                              schwimmenden in Zehntelprocente getheilten Lutterprober seinen Gehalt an. Es mag
                              bemerkt werden, daß der Stand dieses Probers stets demjenigen entspricht, den er in
                              Wasser von derselben Temperatur einnimmt.
                           4) Der Dampfregulator hat die Aufgabe, das ganze Quantum
                              der einströmenden Dämpfe, und zwar entweder den directen Kesseldampf oder die Summe des
                              Maschinendampfes und des directen bei einem unveränderlichen Druck zu erhalten und
                              somit, da die Dampfeinströmung immer dieselbe bleibt, auch den Dampfverbrauch
                              constant zu machen.
                           Bei dem Dampfregulator ist das Princip des Savalle'schen,
                              der aber nur directen Dampf nothdürftig regulirt, beibehalten. Wie bei diesem drückt
                              auch hier der Dampf in einem geschlossenen Gefäße auf eine darin befindliche
                              Wassermenge, und befördert einen Theil derselben nach einem etwa 16 Fuß höher
                              aufgestellten zweiten Gefäße, in welchem ein Schwimmer eine Drosselklappe im
                              Dampfrohr derart regulirt, daß der Dampfdruck der 16 füßigen Wassersäule
                              entspricht.
                           Diese bekannte Einrichtung ist aber bei dem deutschen Apparate durch viele
                              Verbesserungen und Zuthaten von allen ihren Mängeln befreit und zu einem so sicher
                              wirkenden Instrumente umgearbeitet worden, daß selbst eine so große Aenderung in der
                              Dampfzuleitung, wie sie das Stillstehen oder Ingangsetzen der Betriebsmaschine
                              hervorbringen muß, in kürzester Zeit ohne Störung ausgeglichen wird.
                           Die Verwendung des Maschinen- (Retour-) Dampfes ist selbstredend von
                              größtem Vortheil, allein die Regulirung der zweierlei Arten Dampf war bisher nicht
                              ausgeführt worden und man mußte sich mit ganz unzulänglichen Einrichtungen behelfen
                              oder auf die Benutzung des Maschinendampfes verzichten. Hier aber wird dieselbe
                              vollkommen sicher bewirkt, so daß der Maschinendampf zunächst verbraucht, dabei aber
                              ebenfalls so regulirt wird, daß wenn einmal davon mehr vorhanden wäre, als der
                              Apparat benöthigt, das Uebrige in's Freie entweicht. In solchem Falle ist natürlich
                              der directe Dampf so lange ganz abgesperrt, bis der Maschinendampf nicht mehr
                              ausreicht, worauf das Fehlende dann an directem hinzukommt.
                           Damit das im Dampfregulator spielende Wasser immer dasselbe
                                 Volumen behält, ist noch ein besonderes, den durch Condensation
                              entstehenden Ueberfluß entlassendes Schwimmerventil am Regulator vorhanden.
                           Der vorhandene Dampfdruck wird durch ein Quecksilbermanometer angezeigt, an welchem
                              man die Zuverlässigkeit der Arbeit des Dampfregulators deutlich erkennen kann.
                           5) Die Luttersäule. – Dieselbe bewirkt den
                              getrennten, und ebenfalls ununterbrochenen Abtrieb des Lutters und zeigt die
                              Einrichtung der Maischesäule in verkleinertem Maaßstabe. Die Wirksamkeit derselben
                              ist eine solche, daß das Lutterwasser, oder die Lutterschlempe mit dem Fuselöl in
                              ununterbrochenem Strahle abfließt.
                           
                           Wir haben also einerseits den durch den Maischregulator regulirten gleichmäßigen
                              Zufluß der Maische, und andererseits den ebenso regelmäßigen und ununterbrochenen
                              Abfluß der drei Producte, in welche sie in stets gleichbleibender Weise zerlegt
                              wird: einerseits starker Alkohol und andererseits zweierlei Schlempe, nämlich die
                              Maischeschlempe (Viehfutter) und die Lutterschlempe (Ablauf). Es ist bei diesem
                              Apparate diese Trennung zum erstenmale so durchgeführt, daß auch der Lutter continuirlich und gleichzeitig abdestillirt wird, also
                              die Lutterschlempe ebenso abfließt.
                           6) Der Rectificator. – Auch dieser ist von ganz
                              origineller Construction. Den wesentlichen Theil desselben bilden eine große Anzahl
                              Porzellankugeln, auf welche der vom Dephlegmator niederfließende Lutter fein
                              vertheilt und genau regelmäßig auftropft und durch deren sich immer gleich bleibende
                              Zwischenräume die alkoholischen Dämpfe zum Dephlegmator aufsteigen.
                           Letzterer ist ein sogenannter Zargen-DephlegmatorZeiger-Dephlegmator und in ähnlicher, jedoch dem Zwecke entsprechend abgeänderter Weise
                              eingerichtet, wie der zu keiner Bemerkung Veranlassung bietende Cylinderkühler des Apparates.
                           Es würde zu weit führen, hier noch näher auf Einzelnes einzugehen und namentlich die
                              sinnreichen Vorrichtungen zu beschreiben, welche die richtige Wirksamkeit z.B. des
                              Rectificators zu sichern bestimmt sind, und in der That auf's zuverlässigste
                              sichern; die Zweckmäßigkeit der Arbeit in dem aus den bezeichneten Theilen
                              gebildeten Apparat erhellt hinreichend aus dem Resultat, nämlich aus dem in
                              unveränderlicher Stärke unter dem Verschlusse abfließenden Strome Spiritus, in
                              welchem das Alkoholometer stets 94 bis 95 Proc. Tr. anzeigt.
                           Es wird der Hinweis genügen, daß ein solches bisher noch von keinem Brennapparate
                              dauernd geliefertes Erzeugniß die mannichfachsten Vortheile, sowohl in Folge seiner
                              Reinheit, wie in Folge seiner gegen 80–85 procentigen Spiritus bemerklich
                              geringeren Masse darbietet.
                           Ich will nur noch hinzufügen, daß dieses Product mit Sorgfalt und unter
                              Berücksichtigung der Temperatur gewogen, in der That 94,5 Proc. Tr. ergab, und sich
                              bei der bekannten Probe auf Fuselöl als vollkommen frei von jedem fremden Geruche
                              erwies. Dabei ist der Wasserverbrauch ein so geringer, daß er noch nicht das
                              doppelte Volumen des abgetriebenen Maischquantums beträgt.
                           Sicher kann sich keiner der bisherigen, noch so sehr belobten Brennapparate auch nur
                              annähernd ähnlicher Vorzüge rühmen!
                           
                           Man wird fragen, wie es sich gegenüber einem solchen Rectificationsgrade mit dem
                              Abtriebe, d.h. mit der Entgeistung der Maische verhält? Man könnte glauben, daß
                              demselben ein empfindlicher Alkoholverlust in den Abflüssen gegenüberstände.
                           Dieß ist aber nicht der Fall, der Abtrieb vielmehr ein auch den höchsten
                              Anforderungen entsprechender, wovon ich mich durch Untersuchung von Proben der
                              Abflüsse überzeugte, die während der gewöhnlichen Arbeit entnommen waren.
                           Zwei Proben der Lutterschlempe ergaben übereinstimmend bei der Prüfung im Geißler'schen Vaporimeter die gänzliche Abwesenheit von
                              Alkohol.
                           Aus dem Schlempevorrath wurde weiterhin eine größere Probe entnommen, davon ein Theil
                              im Wasserbad der Destillation unterworfen und das Destillat im Vaporimeter geprüft.
                              Die Berechnung auf Schlempe ergab einen Alkoholgehalt der letzteren von 0,012 Proc.
                              Diese Zahl ist aber noch nicht auf das Volumen der Maische zu beziehen, da das
                              (alkoholfreie) Lutterwasser einen großen Antheil desselben darstellt; es bleibt also
                              der wirkliche Verlust noch geringer als 0,012 Proc., so daß jedenfalls die
                              Entgeistung als eine ganz vorzügliche bezeichnet werden muß.
                           Die Handhabung des Apparates ist eine so äußerst einfache,
                              daß sie mit der „Führung“, deren die
                              sonst angewandten ohne Ausnahme bedürfen, gar keinen Vergleich zuläßt. Da alle
                              Einströmungen und Abflüsse vom Apparate selbst regulirt werden, so beschränkt sich
                              die Thätigkeit des Brenners auf das in jeder Stunde einmal vorzunehmende und kaum
                              eine Minute in Anspruch nehmende Füllen des Maischregulators, wobei nur zwei
                              Handhaben zu ziehen und der kleine Lufthahn zu stellen ist; diese Handthierung ist
                              stets die gleiche: eine Verstellung irgend welcher Hähne je nach den Beobachtungen
                              an den Ausflüssen findet, wenn einmal Alles richtig hergerichtet und festgesetzt
                              ist, nicht mehr statt.
                           Betrachtet man den ruhigen Stand der Maische und des Lutters in den betreffenden
                              Standgläsern, das gleichförmige Arbeiten des Schlempehahnes, den unwandelbar
                              günstigen Stand der Lutterprober und des Alkoholometers, die kaum sich ändernde
                              Anzeige der Quecksilber- und das gleichmäßige Sinken des Wassermanometers: so
                              gewinnt man ein äußerst günstiges Urtheil über die zweckmäßige Anordnung und die
                              richtige Wirksamkeit aller Theile des Apparates, und die verschiedenen
                              Controlvorrichtungen erscheinen fast als überflüssig. Es mag dabei noch bemerkt
                              werden, daß in der obengenannten Brennerei seit dem nunmehr sechswöchentlichen
                              Betriebe keinerlei Störung des Ganges vorgekommen ist.
                           
                           Wie in seiner inneren Einrichtung, so unterscheidet sich der Ilges'sche Apparat auch in seiner äußeren von anderen gleicher
                              Leistungsfähigkeit; er ist von ganz anderer Gestalt und erheblich kleiner als die
                              Brennapparate anderer Construction. Würde nun dieser Umstand schon zur Folge haben,
                              daß er zu niedrigerem Preise als jeder andere geliefert werden könnte, so wird
                              dieser Vorzug noch dadurch vergrößert, daß die Verwendung des Kupfers sehr
                              eingeschränkt und an manchen Theilen durch die des Gußeisens ersetzt worden ist.
                           In der That sind nur diejenigen Theile, bei welchen es auf gute
                              Wärmeleitungsfähigkeit oder auf geringe Schwere ankommt, aus Kupfer gefertigt,
                              während namentlich solche, in denen Maische oder Lutter das Kupfer stark angreifen
                              würden, aus einem sehr sauberen Rohguß hergestellt sind. Nach meinen langjährigen
                              Erfahrungen über die große Haltbarkeit des Gußeisens bei Brennapparaten für
                              Melassenmaische ist unzweifelhaft von dieser Verwendung des Gußeisens das Beste zu
                              erwarten, da bekanntlich die Apparate beim Brennen von Melassenmaische ganz
                              besonders angegriffen zu werden pflegen. Sollten aber wirklich einzelne Theile des
                              Apparates eine Beschädigung erfahren, so würde deren Ersatz durch neue Gußstücke mit
                              größter Leichtigkeit und mit den geringsten Kosten erfolgen, da sie überall nur von
                              geringer Größe sind.
                           Endlich lasse ich hier die Preise folgen, zu welchen die obengenannte Maschinenfabrik
                              den vollständigen Ilges'schen Brennapparat liefert. Die
                              Preise verstehen sich einschließlich aller Leitungen, welche Theile des Apparates,
                              einschließlich des Maischbehälters, miteinander verbinden, sowie einschließlich
                              Loth, Verpackung, Anstrich u.s.w., jedoch ausschließlich der Montage.
                           Dieselben sind, gegenüber denen für andere Apparate so niedrig, daß sie jeden
                              weiteren Commentar überflüssig machen.
                           
                              
                                 Preis
                                 bei
                                 einem
                                 Abtrieb
                                 von
                                 600
                                 Quart
                                 in
                                 der
                                 Stunde
                                 2050
                                 Thlr.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1000
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 2500
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1500
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 2950
                                 „