| Titel: | Ueber das Löthen von platinirten Gläsern; von Dr. W. C. Röntgen. | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XXV., S. 136 | 
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                        XXV.
                        Ueber das Löthen von platinirten Gläsern; von Dr.
                           W. C.
                              Röntgen.
                        Aus Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, 1873, Bd. CL S.
                              331.
                        Röntgen, über das Löthen von platinirten Gläsern.
                        
                     
                        
                           Als ich vor einiger Zeit mit einer kleinen Lötharbeit beschäftigt war, entstand bei
                              mir die Frage, ob wohl das Loth auf dem dünnen Platinüberzug der besonders bei den
                              König'schen Apparaten angewendeten Platinspiegel
                              fließen und haften würde. Ich erhielt beim Versuch ein günstiges Resultat und möchte
                              im Folgenden das Verfahren mittheilen, welches sich nach einigen Versuchen als das
                              günstigste herausstellte. Das Platinglas wird, nachdem es gut gereinigt ist, ein
                              wenig erwärmt, um ein Springen beim Löthen zu verhüten; sofort wird dasselbe mit dem
                              Flußmittel (ich gebrauchte Chlorzink) bestrichen und nun mit dem Löthkolben
                              verzinnt. Dabei ist zu vermeiden, daß der Löthkolben den Platinüberzug zu viel
                              berühre, weil sich derselbe sonst leicht mit dem Zink zu stark legirt und in Folge
                              dessen von der Gasfläche verschwindet. Nachdem das Glas verzinnt ist, ist es fertig
                              um mit jedem Metall zusammen gelöthet zu werden.
                           Bekanntermaßen haftet ein solcher Platinüberzug ungemein fest am Glase und es gelingt
                              wirklich nicht, ein gut angelöthetes Stück Metall abzureißen ohne zugleich das Glas
                              zu zerstören. Es ist somit durch die beschriebene Methode ein Mittel gegeben, um
                              Glas mit Metall oder Glastheilen auf eine sehr dauerhafte Weise zu verbinden und das
                              Verfahren wird in manchen Fällen dem gebräuchlichen Kitten mit Siegellack, Mennige
                              oder Gyps vorzuziehen seyn, besonders da wo derartige Verbindungsstücke mit der
                              Bedingung eines luft- oder wasserdichten Verschlusses verhältnißmäßig hohen
                              Temperaturen ausgesetzt werden müssen. Ich überzeugte mich z.B. daß ein mehrere
                              Quadratcentimeter großes Platinspiegelchen, welches als Fensterchen auf ein dünnes
                              Metallblech gelöthet war, unbeschadet in siedendes Wasser gebracht werden
                              konnte.
                           Um nun das Platin von den vom Loth freigehaltenen Stellen zu entfernen, wie es z.B.
                              bei dem erwähnten Fenster wünschenswerth seyn mag, wende ich einen zufällig
                              gefundenen Kunstgriff an. Benetzt man nämlich ein Stück Filtrirpapier mit einem
                              Tropfen verdünnter Flußsäure, so läßt sich mit demselben das Platin, ähnlich wie
                              anhaftender Staub, durch einen einzelnen Strich vom Glase entfernen, und zwar ohne
                              sichtbare Beschädigung der polirten Oberfläche.
                           
                           Da die platinirten Gläser nicht im mindesten von Salpeter- oder Schwefelsäure
                              angegriffen werden, versuchte ich dieselben zu einer Construction von galvanischen
                              Elementen zu verwenden; indessen erwies sich die Ausführung als weniger brauchbar,
                              weil der Widerstand solcher Elemente sehr bedeutend ist. In einzelnen Fällen könnte
                              man jedoch solche Platinspiegel als Elektroden benutzen.
                           Das in ziemlich großer Menge in hiesiger Sammlung vorgefundene Material besteht zum
                              größten Theil aus einseitig geschliffenem Glase und ist wahrscheinlich in der Fabrik
                              zu Vailly sur Aisne verfertigt; einen Bericht über die
                              Fabrication findet man Comptes rendus 1870, S. 72 und
                              polytechn. Journal Bd. CXCV, S. 464.
                           Schließlich versuchte ich, ob auch auf nassem Wege versilberte Gläser zum Löthen
                              verwendbar wären; ich fand, daß dieses nur der Fall ist, wenn dieselben, nachdem das
                              Silber eingebrannt war, mit einer dünnen galvanisch niedergeschlagenen Kupferschicht
                              überzogen wurden; indessen haftet das Silber, und also auch das Loth durchaus nicht
                              in dem Maaße am Glase wie das Platin bei den Platinspiegeln und das Vorbereiten der
                              Gläser, besonders das Einbrennen des Silbers, welches nicht bei zu hoher Temperatur
                              geschehen darf, erfordert einige Uebung und Geschicklichkeit. Die angewendete
                              Versilberungsflüssigkeit wurde nach der Petit-Jean'schen Angabe verfertigt, mit dem Unterschiede, daß die
                              Concentration verdreifacht wurde.
                           Aehnlich wie diese präparirten Gläser verhalten sich vergoldete oder versilberte
                              Porzellangegenstände, wie dieselben öfters im Handel vorkommen; selbstverständlich
                              aber nur solche, bei welchen diese Verzierungen nicht mit einer Glasur bedeckt
                              sind.
                           Straßburg, August 1873.