| Titel: | Kastenbein's Maschinen zum Setzen und Ablegen der Buchdrucktypen. | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XXXII., S. 163 | 
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                        XXXII.
                        Kastenbein's Maschinen zum Setzen und Ablegen der
                           Buchdrucktypen.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Kastenbein's Maschinen zum Setzen und Ablegen der
                           Buchdrucktypen.
                        
                     
                        
                           Auf der Londoner Specialausstellung 1872 waren neben der Walter-Presse zum Druck der Times eine
                              Setzmaschine und eine Ablegmaschine für Buchdrucktypen ausgestellt, welche in den
                              Officinen der genannten Zeitung in regelmäßiger Verwendung stehen. Der Referent
                              hatte, wenn auch nur flüchtig, Gelegenheit diese Maschinen im Gang zu sehen, und
                              unternimmt es daher, diese nicht uninteressanten Maschinen mit Zuhülfenahme eines im
                              Engineer, Mai 1873, S. 263 erschienenen Berichtes
                              hier etwas näher zu besprechen, wiewohl die Skizzen a. a. O. an Deutlichkeit manches
                              zu wünschen übrig lassen.
                           Das Setzen der Lettern sowie das Ablegen derselben erfolgt in zwei von einander
                              unabhängigen Maschinen, welche aber nach einem gemeinsamen Principe gebaut sind, das
                              wir vorher mit einigen Worten auseinandersetzen wollen.
                           Bei der Setzmaschine sind die verschiedenen Typen in
                              vertical nebeneinander stehenden Fächern im obersten Theil der Maschine eingelegt,
                              aus welchen sie nach
                              Maaßgabe der Bewegung einer Klaviatur austreten. Unterhalb der Typenkästchen steht
                              eine verticale Führungsplatte, mit ebensoviel Rinnen als Kästchen, welche Rinnen
                              nach unten zu immer mehr zusammenlaufen und die in regelmäßigen Intervallen
                              austretenden Lettern nach der einzigen Austrittsöffnung führen, von wo dieselben
                              nach einem Winkelhaken der Reihe nach geschoben werden. Der Setzer holt sich hier
                              zeilenweise die Typen und formt dieselben in erforderlicher Weise zum eigentlichen
                              Satz zusammen, während der Maschinensetzer ungestört die Klaviatur bearbeitet.
                           In der Ablegmaschine wird der umzubrechende Satz im oberen
                              Theil des Maschinengestelles aufgelegt und zeilenweise durch einen Schiebmechanismus
                              zur Abzugsöffnung für die Typen gerückt, welche in die Rinne einer verticalen
                              Vertheilungsplatte einfallen und nach den verschiedenen Fächern unterhalb der Platte
                              geleitet werden. In der Platte verzweigt sich die Eintrittsrinne in so viele Aeste,
                              daß sich für jede Type ein besonderer Austritt in das ihr zugehörige Fach
                              vorfindet.
                           Die gleichartigen Typen müssen natürlich stets denselben Weg in der Führungsplatte
                              zurücklegen; es sind daher an allen Abzweigungen der Leitcanäle Zungen weichenartig
                              eingesetzt, welche durch ein Hebelwerk von einer Tastatur aus nach Erforderniß
                              verstellt werden können. Einem bestimmten Schriftzeichen entspricht eine bestimmte
                              Tafte, also eine bestimmte Stellung der Weichenzungen und daher – wenn die
                              Taste richtig angedrückt wird – ein bestimmter Lauf der Type über die
                              Vertheilungsplatte nach ihrem Kästchen.
                           Die Tasten werden von einem Arbeiter aus bewegt nach Maaßgabe des Erscheinens der
                              einzelnen Typen bei der Abfallöffnung, wohin im Bedarffalle durch einen kleinen
                              Spiegel hinlänglich Licht reflectirt werden kann.
                           Die Typensetzmaschine ist nun in Figur 9 und 10 in der
                              Vorder- und Seitenansicht veranschaulicht. Bei a
                              stehen die Fächer – etwa 400 Millimeter hoch, – in welchen die Typen
                              liegend übereinander eingefüllt sind. Die Fächer besitzen unten am
                              gemeinschaftlichen Boden einen Abzugsschlitz, durch welchen gerade immer nur die
                              unterste Type herausgestoßen werden kann, während die übrigen nach Rückgang des
                              betreffenden Schiebers nachfallen.
                           Die ausgestoßene Type wird durch eine auf ihrer Achse regelmäßig hin- und
                              hergleitende Zunge b in die nächste Rinne der verticalen
                              Führungsplatte c übergeben. Hier rutscht die Type
                              stehend mit dem Schriftzeichen nach aufwärts bis zu dem Abzug d herab und gelangt alsdann in das Bereich der Schiebvorrichtung nach dem
                              Winkelhaken A.
                              
                           
                           Die Bewegung der Schieber zum Ausstoßen der Lettern aus den Fächern a geht von der Klaviatur D
                              aus, deren einzelne Tasten durch Hebel h, i auf die
                              Ausstoßer oben am Boden der Schriftkästchen wirken.
                           Um das Ausfallen der Typen aus den Canälen der Führungsplatte c hintanzuhalten, ist dieselbe mit einer Glastafel bedeckt, womit zugleich
                              die Möglichkeit geboten ist, etwaige Stockungen im Gang der Lettern sofort zu
                              sehen.
                           Um die Maschine besser auszunutzen, ist eine doppelte
                              Fachreihe oben bei a aufgestellt; in der einen
                              Abtheilung finden sich stehende (Antiqua), in der anderen liegende Schriftzeichen
                              (Cursiv).
                           Eine zweite Tastatur für den zweiten Satz ist oben in Figur 10 bei E angebracht und für die zweite Schriftart in Gang zu
                              bringen. Die gleichen Buchstaben der beiden Schriften legen in der Führungsplatte
                              den gleichen Weg zum Abzug d zurück.
                           Unten austretend schiebt der durch Fußtritt C und
                              rotirende Nuthscheibe E bewegte Schieber f die Typen nach einer gewundenen Bahn e, welche zum Behälter A
                              führt. Die Type wird nämlich aus ihrer senkrechten Stellung, wie sie bei d austritt, allmählich umgelegt mit dem Schriftzeichen
                              nach rückwärts, indem der Führungsschlitz in e
                              successive aus der verticalen in die horizontale Lage übergeht.
                           Der mit dem Zusammenstellen und Adjustiren beschäftigte zweite Arbeiter holt von Zeit
                              zu Zeit die im Behälter A sich ansammelnden Typen,
                              welche durch Niedertreten des Trittes C' ausgehoben
                              werden können, ohne den Gang der Maschine zu stören.
                           Die Ablegemaschine ist in Figur 11 bis 13 in einer
                              Seitenansicht und zwei Details skizzirt.
                           Der abzulegende Satz wird in den Winkelhaken E oben an
                              der Maschine aufgelegt und durch einen Schaltmechanismus (Zahnstange mit
                              Schiebklinke) gegen die Vorderseite der Maschine hingerückt. Durch eine nicht näher
                              veranschaulichte und erklärte Vorrichtung wird nun die vorderste Zeile gehoben und
                              in das Gesichtsfeld des Arbeiters gebracht nöthigenfalls mit Hülfe eines kleinen
                              Spiegels die nächst der Ablegöffnung befindliche Type beleuchtet. Die Ablegöffnung
                              communicirt mit der Vertheilungsplatte k, welche die
                              Aufgabe hat, die verschiedenen Typen bis zu den unten bei D aufgestellten Fächern D zu bringen. Zu
                              diesem Zwecke sind in der Ablegplatte k Rinnen
                              eingefräst, welche sich mehrfach abzweigen, so daß die Type je nach der Stellung der
                              an den Abzweigpunkten eingesetzten Zungen nur einen bestimmten Weg durchlaufen kann
                              (Figur
                                 12).
                           
                           Je nach dem Buchstaben bewegt der Arbeiter eine der Tasten bei g, welche durch die Hebel h, i das betreffende
                              Typenkästchen D öffnet und durch den Hebelmechanismus
                              I, m die Weichenzungen n
                              (vergl. Fig.
                                 13, in welcher eine solche Zunge angedeutet ist), so verstellt, daß alle
                              Typen gleichen Zeichens in das für dieselben bestimmte Fachkästchen gelangen
                              müssen.
                           Auch hier ist die Vertheilungsplatte k mit einem
                              Glasdeckel versehen, so daß die Führungscanäle für die Typen nach allen Seiten
                              geschlossen sind und das Spiel der Maschine vom Arbeiter leicht controllirt werden
                              kann.
                           Es muß aber noch besonders bemerkt werden, daß für die Typenkästchen D – bei der vorliegenden Maschine 96 an Zahl
                              – nur die Hälfte Tasten g vorhanden sind, indem
                              je eine derselben für je zwei Buchstaben dient. Die Typenkästchen D besitzen nur die halbe Breite der Führungsrinnen in
                              der Platte k und es gelangt die ankommende Type in das
                              Fach links oder rechts, je nachdem der Arbeiter den Tritt F unten in der Maschine in Ruhe läßt oder in Bewegung setzt. Damit nun das
                              Treten des Trittes möglichst selten vorgenommen werden muß, dient jede Taste für
                              einen häufig und einen seltener vorkommenden Buchstaben, z.B. für b und j. Nur für die Typen
                              der zweiten Gattung muß der Fußtritt getreten werden, um den Eintritt derselben in
                              das richtige Fach zu erzielen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
