| Titel: | Capitän Galton's ventilirender Kaminofen; Auszug aus einem Berichte des GeneralsMorin. | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XXXV., S. 178 | 
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                        XXXV.
                        Capitän Galton's ventilirender Kaminofen; Auszug aus einem
                           Berichte des GeneralsMorin.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Januar 1874, S. 40.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. III.
                        Morin, über Galton's ventilirenden Kaminofen.
                        
                     
                        
                           Fig. 22
                              stellt diesen Ofen im Verticaldurchschnitte durch den Rost dar.
                           a, der Rost.
                           b, der Aschenkasten.
                           c, Kammer hinter der Feuerstelle, in welche die Luft
                              direct von Außen gelangt.
                           d, Rohr, durch welches die Verbrennungsproducte
                              entweichen.
                           e, Kaminstrecke, durch welche das Rohr d geleitet ist, und worin die bei c hereintretende Luft, indem sie sich erwärmt, in die Höhe steigt.
                           
                           f, f, Oeffnungen, durch welche die im Raum e erwärmte Luft in der Nähe der Decke in's Zimmer tritt,
                              um sich in diesem zu verbreiten.
                           g, Mantel des Kamins.
                           Es sind demnach, wie die Pfeile andeuten, zwei bestimmte aufsteigende Strömungen
                              vorhanden: eine, welche die Verbrennungsgase durch das Rohr d oben zum Haus hinaus, und eine, welche die erwärmte Luft in das Zimmer
                              hinein leitet.
                           Wir theilen in Folgendem einen Auszug des Berichtes mit, den General Morin vor einigen Jahren über einen Apparat dieser Art
                              abgestattet hat, welcher versuchsweise in einem noch nicht vollendeten Sitzungssaale
                              des Conservatoire des arts et métiers, also unter
                              ungünstigen Bedingungen eingerichtet worden war.
                           Das fragliche Kamin, berichtet der Verfasser, hat folgende Dimensionen: hintere
                              Breite 0,44 Met.; vordere Breite 0,67 Met.; Tiefe 0,25 Met. Der Rost ist vorn leicht
                              gewölbt und seine Totaloberfläche beträgt 0,1586 Quadratmeter. Der „contre-coeur“ genannte Theil und
                              die Seiten sind mit feuerfesten Ziegeln ausgekleidet.
                           Das Rauchrohr hat einen elliptischen Querschnitt, dessen Achsen 0,38 Met. und 0,20
                              Met. betragen, Dimensionen, welchen ein Querschnitt von 0,05966 oder sehr nahe 0,06
                              Quadratmetern und ein Umfang von ca. 0,91 Met.
                              entspricht. Die frische Luft, welche erwärmt werden soll, wird aus dem Keller durch
                              eine Oeffnung bezogen, die bei einer ersten Reihe von Versuchen einen ungenügenden
                              Querschnitt von nur 0,30 Met. Länge und 0,17 Met. Breite, d.h. von 0,051
                              Quadratmetern darbot.
                           Bei dieser ersten Versuchsreihe hatte der verticale Theil des Kamines, worin die
                              frische Luft circulirt und sich erwärmt, einen Durchschnitt von 0,47 Met. Länge und
                              0,35 Met. Breite, was einem freien Querschnitt von 0,1645 Quadratmetern entsprach.
                              Der äußere Querschnitt des gußeisernen Rauchrohres betrug 0,0643 Quadratmeter, und
                              somit der freie Querschnitt für die frische Luft 0,1645 – 0,0643 = 0,10
                              Quadratmeter. Dieser zu geringe Querschnitt wurde später auf 0,12 Quadratmeter
                              erweitert. Die Höhe des Rauchrohres innerhalb der senkrechten Kaminstrecke beträgt
                              ungefähr 5,5 Met. und seine Heizfläche 0,91 × 5,50 Met. = 5,00 Quadratmet.,
                              wozu für die hintere Kaminfläche noch ungefähr 1,20 Quadratmet., beizufügen sind. Da
                              aber die Feuerstelle mit feuerfesten Ziegeln, also mit einem schlechten Wärmeleiter
                              ausgekleidet ist, so dürfte es angemessen seyn, bezüglich der Erwärmung der Luft nur
                              auf die Oberfläche des Rohres zu rechnen, die ungefähr das 31 fache der
                              Rostoberfläche beträgt. Oben nimmt das Rauchrohr im Anschlusse an den gemauerten Schornstein, dessen
                              Durchmesser 0,25 Met. und Querschnitt 0,0491 Quadratmeter beträgt, die Cylinderform
                              an. Die Oeffnung ist mit geneigten Flächen versehen, welche die frische Luft gegen
                              die Saaldecke leiten; sie ist 0,72 Met. lang und bietet für den genannten Zweck eine
                              0,12 Quadratmeter betragende freie Passage dar.
                           Der totale Rauminhalt des Saales beträgt 270 Kubikmeter. Die durch 1 Kilogramm
                              Steinkohle von Charleroi entwickelte Wärme wird zu 8000 Calorien geschätzt. Die
                              Quantität Steinkohle, welche per Stunde und per Quadratmeter Rostfläche verbrannt wurde, betrug
                              ungefähr 25 Kilogramme.
                           Heizvermögen des Kamines. – In der zweiten
                              Versuchsreihe, bei welcher die Dimensionenverhältnisse des Canales für frische Luft
                              günstiger waren, betrug die mit dem Rauch per Stunde
                              davongehende Wärme 19287, die durch das Brennmaterial entwickelte Wärmemenge 29628
                              Calorien. Die Differenz von 10341 Calorien stellt also die zur Herbeiführung und
                              Erwärmung der frischen Luft nutzbar verwendete Wärme dar; sie repräsentirt die
                              eigentliche Leistung, welche 10341/29628 = 0,349 der aus dem Brennmaterial
                              entwickelten Wärme beträgt.
                           In anderer Hinsicht ist zu bemerken, daß bei diesem von dem eigentlichen Mauerwerk
                              beinahe gänzlich isolirten Kamin die Wärme, indem sie die Wände durchdringt,
                              größtentheils zur Erwärmung der dahinter circulirenden Luft Verwendung findet, und
                              daß das Kamin überdieß, wie die gewöhnlichen Oefen, die Eigenschaft besitzt, durch
                              Strahlung zu erwärmen. Alle Wärme, welche der durch dasselbe eingeführten Luft
                              entspricht, und nach der Tabelle der ersten Versuche bis auf 0,23 der durch das
                              Brennmaterial erzeugten Wärme steigt, ist demnach ein Wärmeeffect, welcher
                              demjenigen eines gewöhnlichen Kaminofens hinzuzufügen ist.
                           Nun haben directe Versuche bewiesen, daß bei gewöhnlichen Kaminöfen 7/8 der durch das
                              Brennmaterial entwickelten Wärme nur dazu dienen, den erforderlichen Zug und die
                              Ventilation der Zimmer hervorzubringen, und nur 1/8 oder 0,125 zur Heizung nutzbar
                              verwendet wird. Fügt man also die der Lufteinführung entsprechende und 0,23
                              betragende Wärme dem Effecte der strahlenden Wärme, welcher für das in Rede stehende
                              Kamin immer noch derselbe seyn muß, wie bei anderen, nämlich 0,125 hinzu, so ergibt
                              sich als Gesammtwärmeeffect 0,125 + 0,23 = 0,355, d.h. die dreifache Leistung eines
                              gewöhnlichen Kamines.
                           Vertheilung der Temperatur im Saale. – Die
                              fortwährende Circulation in Folge der Lufterneuerung hat den Vortheil, in den durch
                              derartige Kamine geheizten Sälen eine beinahe vollkommene Gleichmäßigkeit der Temperatur
                              herzustellen, ohne daß die letztere durch das Eindringen kalter Luft durch Thüren
                              und Fenster jene Störung erleidet, wie man sie bei gewöhnlichen Oefen beobachtet,
                              welche nur durch die gewöhnliche von Außen bezogene Luft gespeist werden. Aus
                              thermometrischen Beobachtungen, welche in verschiedenen Höhen des Saales in einer
                              Entfernung von 7 Metern vom Kamin angestellt wurden, geht hervor, daß während eines
                              ganzen Tages die Temperatur in der Nähe des Plafonds diejenige in einer Höhe von
                              0,50 Met. über dem Boden durchschnittlich nur um 2,22 Grad überstieg, obgleich
                              fortwährend ein beträchtliches Luftvolumen unter einer mittleren Temperatur von 30
                              Graden dem oberen Theile des Saales zuströmte. Ein 2,50 Met. von der Feuerstelle und
                              0,75 Met. vom Fußboden angebrachtes Thermometer, welches also der directen
                              strahlenden Wärme ausgesetzt war, zeigte eine bis auf 30° steigende
                              Temperatur, während ein anderes gegen Strahlung geschütztes und 7 Meter vom Kamin
                              entferntes in der nämlichen Höhe nur 19,6° anzeigte. Dieser Umstand gibt
                              indessen, wenn er auch keinen Maaßstab für den Effect der strahlenden Wärme liefert,
                              wenigstens einen Begriff von dem erwärmenden Einfluß der letzteren auf die an dieser
                              Stelle ihr ausgesetzten Körper.
                           Die den Ventilationskaminen zu gebenden Verhältnisse.
                              – Nachdem eine erste Versuchsreihe gelehrt hat, daß die mittlere
                              Geschwindigkeit der evacuirten Luft 3,70 Met. betrug, und daß es vortheilhaft seyn
                              würde, dieselbe zu vermindern, indem man den Durchschnitt, mithin auch die
                              Heizfläche des Rauchrohres vergrößert, so weit dasselbe in dem von der frischen Luft
                              durchstrichenen Kaminraum sich befindet, so berichtet der Verfasser weiter:
                           Durch Verminderung dieser Geschwindigkeit bis auf 2,60 Met. oder 2,70 Met., was für
                              einen guten Zug immer genügt hat, können bei Einführung des in Rede stehenden
                              Kamines mit einem mäßigen Feuer 400 Kubikmeter Luft per
                              Kilogramm verbrannter Kohle hinausgeschafft werden. Da auf der anderen Seite die
                              Geschwindigkeit, womit die frische Luft den verticalen Kaminraum durchströmt,
                              mindestens 1,5 Met. betragen muß, so werden diese Grundlagen zur Bestimmung der den
                              verschiedenen Theilen zu gebenden Verhältnisse genügen.
                           Die Feuerstelle selbst wird die Gestalt eines Trapezes erhalten, und der rectanguläre
                              eiserne Rost mit beiden Enden auf feuerfesten Ziegeln ruhen, welche ihm einen freien
                              Raum von ungefähr 1/3 der Herdoberfläche gewähren. Da es indessen nothwendig ist, an
                              der Vorderseite der Feuerstelle ein Gitterwerk anzubringen, so wird auch Luft
                              zwischen den Stäben des letzteren hindurchströmen. Unter diesen Umständen wird man leicht 60 Kilogramme
                              Steinkohlen per Quadratmeter der totalen Rostfläche
                              brennen. Will man daher per Stunde ein Luftvolumen Q von z.B. 1000 Kubikmetern hinausschaffen, so muß man
                              Q/100 = 1000/400 = 2,50 Kilogrm. Kohle verbrennen
                              und dem Rost eine Oberfläche
                           S = Q/(400 × 60) = 0,0416
                           Quadratmeter geben. Der ganze Kaminherd wird also eine
                              Oberfläche 3 S = 0,12 bis 0,15 Quadratmeter
                              erhalten.
                           Da die Fortschaffung eines Luftquantums von Q = 1000
                              Kubikmetern per Stunde einer solchen von Q/3600 = Q' = 0,277
                              Kubikmetern per Secunde entspricht und die
                              Geschwindigkeit des Luftstromes ungefähr 2,70 Meter per
                              Secunde seyn soll, so wird der dem Rauchrohr zu gebende Querschnitt
                           Q/(3600 × 2,70) = 0,10
                           Quadratmeter betragen. Soll er die Form einer Ellipse
                              erhalten, was in vielen Fällen angemessen erscheint, um die Ausladung des Kamines zu
                              vermindern, so macht man die große Achse a doppelt so
                              groß als die kleine Achse b, und hat zur Bestimmung der
                              großen Achse die Relation (0,7854 × a²)/2
                              = 0,3927 a² = 0,10 Quadratmeter = Q'/2,70, woraus
                           a = 0,505 Met. und b = 0,252 Met.
                           Der äußere Umfang dieses gußeisernen Rohres, dessen Wanddicke = 0,005 Met. angenommen
                              werden kann, ist annäherungsweise
                           3,14 ((a + b)/2) = 2,35a = 1,19 Met.
                           Hat der Saal, wie die meisten Säle der Hospitäler, eine Höhe H = 4,50 Met., so ergibt sich für die Heizfläche des Rauchrohres der
                              Werth
                           3,14 ((a + b)/2) × H = 4,50 Met. × 1,19
                              Met. = 5,35
                           Quadratmeter. Da das Volumen der einzuführenden Luft dem der
                              abgängigen Luft gleich seyn muß, wenn die mittlere Geschwindigkeit der Strömung auf
                              1,50 Met. per Secunde limitirt ist, so wird der freie
                              Querschnitt des Luftzuführungscanales
                           Q'/1,50 = 0,277/1,50 = 0,18
                              Quadratmeter
                           betragen. Da der Querschnitt des Rauchrohres 0,10 Quadratmeter
                              beträgt, so ist der
                              totale Querschnitt des als Passage für den Rauch und die frische Luft dienenden
                              senkrechten Kaminraumes
                           Q' (1/270 + 1/1,50) =
                              Quadratmeter.
                           Gibt man diesem Querschnitte die Gestalt eines Rechteckes von 0,70 Met. Länge und
                              0,40 Met. Breite, so wird rings um das Rauchrohr ein genügender Raum bleiben.
                           Die in der Nähe des Plafonds in den Saal führende Luftöffnung sollte einen mindestens
                              gleichen oder noch besser größeren Querschnitt darbieten, als die Passage im
                              Kamille. Sie kann, je nach den localen Bedingungen, am Ende dieser Passage direct
                              offen und mit schrägen Flächen ausgestattet seyn, welche dem Luftstrom die Richtung
                              gegen den Plafond anweisen. In manchen Fällen und insbesondere in den Sälen schmaler
                              und langer Hospitäler dürfte es noch zweckmäßiger seyn, diese Luft in ein hohles
                              Karnies zu leiten, welches derselben eine 0,05 bis 0,06 Met. schmale und
                              beziehungsweise 3,60 oder 3,00 Met. lange Oeffnung darbietet.
                           Vorstehendes, für die Evacuirung und Zuführung von 1000 Kubikmetern angezeigte
                              Verfahren ist auch für andere Verhältnisse einzuhalten. In allen Fällen muß die
                              Oeffnung, durch welche die frische Luft bezogen wird, mit einem Register versehen
                              seyn, welches dieselbe zum Theil oder ganz zu schließen gestattet, wenn man den
                              Luftzutritt vermindern oder ganz absperren will.
                           Bemerkungen und Folgerungen. – Die ventilirenden
                              Kaminöfen können mit Steinkohlen, Kohks oder Holz geheizt werden. In letzterem Falle
                              wird es sich empfehlen, da das Holzfeuer zuweilen minder lebhaft brennt, also auch
                              einen geringeren Luftzug erzeugt, mit Hülfe eines Registers den Zutritt der äußeren
                              Luft zu reguliren, damit diese stets die geeignete Temperatur besitze. Würde
                              letztere nicht immer circa 25° oder 30°
                              betragen, so könnte sie, anstatt längs des Plafonds sich zu verbreiten und sich mit
                              der allgemeinen Luftmasse des Saales zu vermischen, zu rasch nach dem Kamine sich
                              herabsenken. Wenn man Holz brennt, so kann die Auskleidung der Feuerstelle mit
                              feuerfesten Ziegeln wegfallen. Die Eintrittsöffnung für die äußere Luft muß unter
                              allen Umständen denselben Querschnitt haben, wie die Passage rings um das
                              Rauchrohr.
                           Die auf vorstehende Weise eingerichteten Kaminöfen erfordern zwar einen senkrechten
                              Canal zugleich für das Rauchrohr und für die von Außen herbeizuleitende Luft, ein
                              Umstand, welcher, wenn jener Canal in der Dicke der Mauer anzubringen wäre, einige
                              Schwierigkeit darbieten könnte. Diese Schwierigkeit ist jedoch mehr eine scheinbare, als wirkliche. Denn
                              in den großen Salons führen ornamentale Rücksichten von selbst auf den Gedanken, die
                              Kamine von einer der Mauern hervorspringen zu lassen, und man hat gesehen, daß zur
                              Erzielung einer Lufterneuerung von 1000 Kubikmeter per
                              Stunde ein Querschnitt von 0,70 Met. Länge und 0,40 Met. Breite genügt. Diese
                              Verhältnisse würden hinreichen, die Luft in einem 10 Meter langen, 8 Meter breiten
                              und 6,5 Met. hohen Salon innerhalb einer Stunde zweimal zu erneuern.
                           In allen Privathôtels, in Landhäusern, welche selten mehr als zwei Stockwerke
                              besitzen, läßt sich die Einführung der äußeren Luft und ihre Erwärmung immer sehr
                              leicht bewerkstelligen. Es dürfte selbst dann in der Regel der Fall seyn, wenn es
                              sich um Wohnzimmer von gewöhnlichen Dimensionen handelte, für welche ein
                              Kaminquerschnitt von 0,60 Meter Länge und 0,25 Met. Breite im Allgemeinen genügen
                              würde. Mit einem Worte, die bedeutenden Vortheile, welche die
                                 ventilirenden Kaminöfen sowohl hinsichtlich der besseren Verwerthung des
                                 Brennmateriales, als auch hinsichtlich der beinahe gänzlichen Vermeidung der
                                 Einführung kalter Luft durch Thüren und Fenster darbieten, scheinen mir
                              durch die Erfahrung hinreichend bestätigt zu seyn, um seitens der Architekten und
                              Constructeure von Heizapparaten alle Beachtung zu verdienen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
