| Titel: | Ueber Wismuth, seine Legirungen mit den Alkalimetallen und seine Reinigung; von C. Méhu. | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XXXVII., S. 187 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XXXVII.
                        Ueber Wismuth, seine Legirungen mit den
                           Alkalimetallen und seine Reinigung; von C. Méhu.
                        Aus dem Annuaire Pharmaceutique, 1873, p.
                              23.
                        Méhu, über Wismuth, seine Reinigung und seine Legirungen mit
                           den Alkalimetallen.
                        
                     
                        
                           Obgleich der (französische) Codex die Reinigung des Wismuthes mit salpetersaurem Kali
                              vorschreibt, so ist es dennoch gewiß, daß dasselbe dadurch bei einmaliger Operation
                              nicht frei von Schwefel und Arsen erhalten werden kann. Ich habe lange nach einer
                              zweckmäßigeren und sicheren Methode gesucht, und im Folgenden theile ich das
                              Resultat meiner Bemühungen mit.
                           Wenn man das käufliche Wismuth in einer unten geschlossenen Glasröhre über einer
                              Weingeistlampe erhitzt, so entweicht das etwa darin enthaltene Arsen und setzt sich
                              über dem Metalle als ein weißer krystallinischer, aus wohl gebildeten
                              Oktaëdern bestehender Ring an. Schwefel gibt keinen Ring, sondern entweicht
                              als schweflige Säure. Diese Probe scheint mir daher nur empfehlenswerth für das
                              Arsen. Käufliches Wismuth, welches ich mit 5 Proc. Schwefel zusammengeschmolzen
                              hatte, gab noch immer einen krystallinischen Arsenigsäure-Ring ohne
                              Beimischung von Schwefel. Reines Wismuth zeigt natürlich nichts Aehnliches; jene
                              Probe entscheidet daher leicht und rasch über die Beschaffenheit der Handelswaare,
                              obwohl ich damit nicht sagen will, daß sie jeglicher Anforderung Genüge leistet.
                           Um daher Wismuth, welches mit Arsen und Schwefel verunreinigt ist, zu reinigen,
                              brauchte man es nur eine Zeit lang bei Zutritt der Luft einer hinreichend hohen
                              Temperatur auszusetzen und dabei das an der Gefäßwand sich zeigende Wismuthoxyd
                              wieder hinabzustoßen. Arsen und Schwefel entweichen als arsenige und schweflige
                              Säure, das erstere aber vollständiger als der letztere. Die nachstehenden Versuche
                              bilden die Grundlage eines befriedigeren Verfahrens.
                           In einen irdenen Tiegel brachte ich ein Gemenge von 200 Grm. gepulverten käuflichen
                              Wismuths und 100 Grm. entwässerten weinsteinsauren Kali-Natrons, verschloß
                              denselben, erhitzte eine Stunde lang bis zum starken Roth- und selbst
                              Weißglühen und ließ dann erkalten. Der am Boden des Tiegels angesammelte Regulus wog
                              198 Grm., und in der Schlacke waren noch einige Metallkörnchen zu bemerken. Dieselbe
                              Operation wurde, an Stelle des weinsteinsauren Kali-Natrons, mit
                              weinsteinsaurem Kali bei
                              1 oder 2 Aeq. Kali und mit weinsteinsaurem Natron bei 2 Aeq. Natron wiederholt, und
                              jedesmal 198 Grm. Metall erhalten.
                           In der Rothglühhitze verwandeln sich die Alkali-Tartrate in Kohle und
                              Carbonate, dann in ätzende Alkalien und zuletzt in Metalle, und diese
                              Alkali-Metalle vereinigen sich mit dem Wismuth. Das aus dem weinsteinsauren
                              Kali-Natron hervorgehende Gemisch von kohlensaurem Kali und kohlensaurem
                              Natron schmilzt leichter als jedes dieser Carbonate für sich.
                           Zu dem ersten Schmelzversuche erlaube ich mir noch einige Bemerkungen. Die Schlacke
                              war schwarz, aber nicht bloß weil sie Kohle, sondern auch weil sie Schwefelwismuth
                              enthielt; die Anwesenheit des letzteren erwies sich dadurch, daß die Schlacke beim
                              Erhitzen mit Salzsäure Schwefelwasserstoff entwickelte. Da die von mir angewandten
                              alkalischen Tartrate vollkommen rein waren, so kann der gefundene Schwefel nicht von
                              diesen, resp. nicht von einer Verunreinigung derselben mit schwefelsauren Salzen
                              herrühren. Zugleich beweist die Beobachtung, daß der Schwefel dem Wismuth entzogen
                              und in die Schlacke übergeführt worden war.
                           Die Anwendung der Alkalien in hoher Temperatur veranlaßt noch nicht 1 Proc. Verlust.
                              Allerdings hält das wieder gewonnene Wismuth ein wenig Alkalimetall zurück, und wird
                              dadurch ein größerer Verlust ausgeglichen. Als ich mit vorher gereinigtem Wismuth
                              operirte, entstand gar kein Gewichtsverlust, weil das Alkalimetall das verflüchtigte
                              Wismuth ersetzte; einmal erhielt ich selbst einen kleinen Ueberschuß,
                           Eine aus Wismuth und einem Alkalimetall bestehende Legirung sieht etwas weniger
                              glänzend und röthlich aus als reines Wismuth. Das Irisiren des Wismuthes thut nicht
                              nur den Augen wohl, sondern ist auch ein Zeichen guter Beschaffenheit des Metalles
                              und deutet auf den ersten Anfang seiner Oxydation hin. Enthält das Wismuth viel
                              Kalium, so ist es leichter zu zerkleinern und auf dem Bruche graulich.
                           Wenn man die Oberfläche einer solchen Legirung auch mit salzsaurem Wasser gewaschen
                              und mit Sand gescheuert hat, um jede Spur von Schlacke zu entfernen, so wird sie
                              nach dem Abspülen und Abtrocknen beim Liegen an der Luft doch nach und nach wieder
                              feucht und schmutzig. Der feuchte Theil schmeckt scharf alkalisch; hält man ihn an
                              die Zunge, so spürt man ein Brennen und man bemerkt dann auf demselben einen Schaum,
                              welcher von durch Zersetzung des Wassers des Speichels entstandenem Wasserstoffgas
                              herrührt.
                           Unter Wasser entwickelt die Legirung Wasserstoffgas und verbindet sich mit dem
                              Sauerstoff des zersetzten Wassers; in Folge dessen bekommt sie ein schwach poröses
                              Ansehen.
                           
                           Wirft man kaliumhaltiges Wismuth in kochendes Wasser, so tritt sofort stürmische
                              Entwickelung von Wasserstoffgas auf. Ich habe auf diese Weise Hunderte von
                              Kubikcentimetern Gas sammeln können. Mit gepulvertem Metall erhält man keine so
                              entschiedene Wirkung; es schwärzt sich vielmehr rasch, wird heiß, condensirt und
                              zersetzt die Feuchtigkeit der Atmosphäre. Das entstandene Kali zieht weiterhin
                              Kohlensäure an, und schließlich liegt auf dem Metalle eine feuchte Schicht
                              kohlensauren Kalis. Die mit weinsteinsaurem Natron gewonnene, also natriumhaltige
                              Legirung überzieht sich beim Liegen an der Luft allmählich mit einem weißen Staube
                              von kohlensaurem Natron. War weinsteinsaures Kali-Natron angewandt worden, so
                              resultirt natürlich eine, beide Alkalimetalle enthaltende Legirung und an der Luft
                              ein Ueberzug ihrer beiden Carbonate.
                           Um eine an Alkalimetall möglichst reiche Legirung zu bekommen, empfehle ich die
                              Anwendung eines mit Kohle ausgekleideten Tiegels, Anwendung einer hohen Temperatur
                              und nicht Ausgießen des Regulus, sondern Ansammeln desselben auf dem Boden des
                              Tiegels. Bei Benutzung von Natronsalz allein wird die Schlacke zwar rasch fest, aber
                              ich ziehe Kalisalz oder eine Mischung beider wegen leichterer Schmelzbarkeit vor.
                              Durch die Auskleidung des Tiegels mit Kohle soll die Einwirkung der schmelzenden
                              Alkalien auf den Tiegel vermindert werden. Der Tiegel läßt sich in der Regel nur
                              einmal gebrauchen.
                           Nichts ist leichter, als eine solche Legirung von dem Kalium und Natrium zu befreien.
                              Zu diesem Zweck schmilzt man sie in einer Porzellanschale oder einem eisernen Gefäß
                              mit weiter Oberfläche. Die Alkalimetalle oxydiren sich dabei allmählich, und wenn
                              die Legirung aus Wismuth und Kalium besteht, so entsteht eine flüssige Schicht von
                              Aetzkali auf der Oberfläche des Wismuths (welches nun wie Quecksilber unter einer
                              Oelschicht aussieht). Ist das Wismuth alkalifrei geworden, so tritt an dieses die
                              Reihe des Oxydirtwerdens, und seine Oberfläche überzieht sich mit gelbbraunem Oxyde.
                              Auf diesem Punkte angelangt, muß man das Metall ausgießen. Während der Oxydation des
                              Alkalimetalles bildet das Aetzkali einen schützenden Firniß an der Oberfläche des
                              Wismuths, und verhindert dadurch dessen Oxydation. Es ist nothwendig, die Schicht
                              geschmolzenen Kalis an den Seiten des Gefäßes zu zerstören was am besten in der
                              Weise geschehen kann, daß man von Zeit zu Zeit kleine Fragmente Holz, Papier,
                              Stärkmehl etc. darauf wirft, wodurch es in das weniger schmelzbare Carbonat
                              übergeführt wird. In dem Alkali lösen sich kleine Mengen Wismuth auf.
                           Möglicherweise kann in dem so behandelten Wismuth eine Spur Kalium zurückbleiben, welche
                              jedoch keinen Nachtheil bringt, wenn man es zur Bereitung des Subnitrates verwenden
                              will. In solch' einem Falle wird das Metall mit der Zeit unansehnlich und seine
                              Oberfläche reagirt alkalisch.
                           Um jede Spur des Alkalimetalles zu beseitigen, schmilzt man mit ein wenig Salpeter,
                              oder noch einfacher, man rührt das geschmolzene Metall mit einem hölzernen Stabe
                              um.
                           Bei dieser Operation zieht das Alkalimetall während seiner Oxydation den bei der
                              Glühung mit weinsteinsaurem Alkali etwa noch verbliebenen kleinen Rest von Schwefel
                              und Arsen an sich; doch gelingt eine solche Aufnahme leichter mit dem Schwefel als
                              mit dem Arsen.
                           Die quantitative Bestimmung des Alkalimetalles in dem auf die angegebenen Weisen
                              legirten Wismuth erschien anfangs schwierig, doch gelangte ich auf folgende Art zu
                              einem befriedigenden Resultate. Ich schmelze in einer Porzellanschale 50 Grm. der
                              Legirung über einer Weingeistlampe, und schiebe das Alkali in dem Maaße, als es sich
                              bildet, zur Seite, und zwar so lange, bis das Wismuth oxydirt zu werden anfängt,
                              dann löse sich das Alkali in Wasser, entferne aus dieser Lösung die kleine darin
                              befindliche Menge Wismuthoxyd vermittelst Schwefelwasserstoff, koche auf, sättige
                              mit Salzsäure und trockne ein. Aus dem Gewichte des erhaltenen Chlorkaliums oder
                              Chlornatriums wird das Alkalimetall berechnet. Ein im Tiegel erkalteter Regulus
                              lieferte 4,65 Procent Kalium, ein ausgegossener nur 2,8 und ein anderer
                              ausgegossener 3,22.
                           Gereinigtes Wismuth läßt sich in der Hitze besser hämmern, als in der Kälte. Bei
                              100° C. kann man es biegen, doch gelang es mir nicht, dieß bis zur Bildung
                              eines Ringes fortzusetzen. Beim Biegen schreit es wie das Zinn. In der Kälte ist es
                              zu zerbrechlich, um diese Eigenschaft wahrnehmen zu können. In reiner Salpetersäure
                              löst es sich vollständig und farblos auf.
                           Behufs Reduction des Wismuthes aus Abfällen, sowie aus gerbsaurer, citronensaurer und
                              Schwefelverbindung empfehle ich das Rösten auf einer zur Rothgluth erhitzten
                              Eisenplatte, wobei Wismuthoxyd zurückbleibt, und dieses mit kohlensaurem
                              Kali-Natron und Kohle im Tiegel zu glühen. Statt der Kohle habe ich auch
                              Colophonium oder getrocknete Seife zweckmäßig gefunden. Bekanntlich schmilzt ein
                              Gemisch von (gleichen Aequivalenten) kohlensaurem Kali und kohlensaurem Natron
                              leichter als jedes dieser Carbonate für sich, und wird dadurch die Vereinigung der
                              reducirten Metalltheile zu einem Klumpen befördert. Ohne
                              vorheriges Rösten
                              erleidet man merklichen Verlust, und mitunter mißlingt die Operation gänzlich.
                           Beim Auflösen unreinen käuflichen Wismuthes in Salpetersäure bemerkt man gewöhnlich
                              eine schwarze pulverige Ausscheidung, welche verschieden gedeutet worden, aber
                              nichts weiter als Schwefelwismuth ist, das übrigens bei fortgesetzter Digestion
                              wieder verschwindet und schließlich gelben Schwefel zurückläßt. Selbstverständlich
                              entsteht dabei aus einem Theile des Schwefels Schwefelsäure, mithin neben
                              salpetersaurem auch schwefelsaures Wismuthoxyd, und es kann vorkommen, daß alsdann
                              der Absatz nicht reiner Schwefel, sondern ein Gemenge von diesem und Wismuthsulphat
                              ist.
                           Aus den mitgetheilten Versuchen ergibt sich:
                           1) die thatsächliche Bildung von Legirungen des Wismuthes mit den Metallen der
                              Alkalien.
                           2) die Nothwendigkeit, das Wismuthsubnitrat mit vollkommen reinen Materialien
                              darzustellen.
                           3) Der Einfluß der Alkalimetalle auf die Befreiung des Wismuthes von den beim Rösten
                              verbliebenen letzten Spuren Arsen und Schwefel.
                           Zur Reinigung des Wismuthes empfehle ich folgendes
                              Verfahren. Man schmilzt das Metall in einem Gefäß mit weiter Oberfläche bei einer
                              den Schmelzpunkt bedeutend übersteigenden Temperatur, wodurch ungefähr ein Viertel
                              des Wismuthes oxydirt, und Arsen nebst Schwefel als Säuren ausgetrieben werden.
                              Darauf läßt man erkalten, reibt den Rückstand zu Pulver, vermengt dasselbe mit
                              kohlensaurem Kali (1/4 vom Gewichte des in Arbeit genommenen Metalles), Kohle und
                              getrockneter Seife, füllt damit einen Tiegel zu etwa 5/6 seines Rauminhaltes an,
                              gibt noch so viel Kohlenpulver hinzu, bis der Tiegel ganz voll ist, bedeckt ihn und
                              setzt ihn 1 Stunde lang der Rothglühhitze aus. Man gießt nun entweder das Metall
                              aus, oder besser man läßt den Tiegel ruhig erkalten, und findet dann am Boden den
                              Alkalimetall-haltigen Regulus, den man auf die bereits angegebene Weise von
                              diesem Gehalte befreit.
                           Obgleich ich, zur Erzielung präciserer Resultate, mich bei meinen Versuchen der
                              alkalischen Tartrate bediente, so bin ich doch der Ansicht, daß in der gewöhnlichen
                              Praxis dieselben recht wohl durch kohlensaure Alkalien und Kohle ersetzt werden
                              können. Besonders möchte ich aber betonen, daß vegetabilische Kohle und ein mit
                              Kohle ausgekleideter Tiegel das Durchdringen desselben verhindert und die reinigende
                              Wirkung des alkalischen Metalles erleichtert. Indessen genügt bei einem stark
                              arsenhaltigen Wismuth
                              die einmalige Ausführung der Operation nicht immer, um es ganz rein zu bekommen.
                           Etwa vorhandenes Kupfer und Blei werden durch diesen Proceß allerdings nicht
                              beseitigt. Zum Glück bleiben aber diese beiden Metalle bei der Darstellung des
                              Subnitrates in der Mutterlauge. Uebrigens will ich nicht unerwähnt lassen, daß das
                              mir in die Hände gekommene Wismuth stets frei von denselben war.