| Titel: | Ueber Olivenöl aus Tunis. | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XLIV., S. 240 | 
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                        XLIV.
                        Ueber Olivenöl aus Tunis.
                        Aus dem Pharmaceut. Journal and Transactions, vol. XXXIX
                              p. 204; September 1873.
                        Ueber Olivenöl aus Tunis.
                        
                     
                        
                           Ein wichtiger Theil der Regentschaft Tunis, das Sahil genannt, betreibt die Cultur
                              des Olivenbaumes in bedeutendem Umfange, und da hierüber bei uns bis jetzt noch
                              wenig bekannt geworden ist, so dürfte es nicht überflüssig seyn, dieses
                              Industriezweiges hier kurz zu gedenken.
                           Der sandige, kalkige Boden des Sahil ist dem Wachsthum des Olivenbaumes sehr günstig;
                              wegen seiner Lockerheit läßt er sich leicht bearbeiten, und hier und da vorkommende
                              Steine trifft man nur an der Oberfläche. Es wird dort zwar auch etwas Weizen und
                              Gerste gebaut, aber den eigentlichen Reichthum des Landes bildet doch nur der
                              Olivenbaum. Die Zahl dieser Bäume im ganzen Districte beträgt ca. 5,000,000, welche jährlich durchschnittlich 2,000,000 Metals (= 44,000
                              Tonnen) Oel liefern. Die Production könnte indessen leicht bedeutend erhöht werden,
                              denn große Strecken Landes liegen noch unbenutzt. Es sind übrigens erst 20 Jahre
                              verflossen, seitdem in dieser Beziehung ein Aufschwung eingetreten, nämlich seitdem
                              die sonst in den mahomedanischen Ländern übliche Steuer von 10 Procent des Ertrages
                              in eine fixe Abgabe per Baum umgewandelt worden ist.
                              Dieselbe beläuft sich je nach der Größe des Baumes, auf nicht mehr als 1 1/2 bis 3
                              Pence, machte aber doch für das Jahr die Summe von 11,000 Pfd. St. aus.
                           Hinsichtlich der Cultur des Olivenbaumes selbst ist der schlimmste Feind, welchen man
                              zu bekämpfen hat, die Dürre, und unglücklicherweise stellt diese sich sehr häufig
                              ein, indem bei dem Mangel an natürlichen Quellen das Land lediglich von den Regen
                              abhängt. Die ersten sind die Winterregen, welche die Entwickelung der Blüthen
                              fördern, während die Frühlingsregen der Fruchtreife zu gute kommen. Zuweilen sind
                              aber diese periodischen Regengüsse nicht ergiebig genug, oder sie bleiben ganz aus; letzteres war
                              leider in den letzten drei bis vier Jahren der Fall, und sank dadurch das
                              Ernte-Ergebniß auf 1/4 bis 1/6 des normalen herab. Dazu kommt dann noch die
                              Indolenz der Einwohner, welche sich nicht einmal die Mühe geben, den Boden rund um
                              die Baumstämme zu lockern, damit derselbe den in der Nacht gefallenen Thau aufsaugen
                              könne, oder das Erdreich, unter welchem die Wurzeln hinlaufen, mit Blattwerk zu
                              bedecken, um den ausdörrenden Einfluß der Sonnenstrahlen zu vermindern.
                           Die Oliven-Ernte findet in den Monaten December und Januar statt. Die
                              Extraction des Oeles geschieht in Mühlen von ganz primitiver Construction; es sind
                              nämlich steinerne Walzen, welche durch Maulthiere oder Kameele in horizontale
                              Bewegung gesetzt und zwischen denen die Oliven zerquetscht werden. Den dadurch
                              erhaltenen Brei bringt man entweder in Wasser und schöpft dann das auf diesem sich
                              ansammelnde Oel ab, welches zugleich die beste Sorte ist und Drub-el-ma heißt; oder man preßt ihn aus und erhält dadurch
                              die zweite Sorte, Masri genannt, welche stark riecht und
                              schmeckt. Die Abfälle dienen zur Nahrung der Kameele.
                           Nach den officiellen statistischen Berichten betrug der Werth des Olvenöles, welches
                              während der letzten fünf Jahre die tunesische Küste verließ, 300,000 Pfd. St., und
                              davon ging der fünfte Theil nach Großbritannien, während der Rest sich zwischen
                              Frankreich und Italien theilte. Bis zur Ankunft an Bord kostet das Oel per Tonne 33 Pfd. St.; dazu die Kosten für Faß, Fracht
                              und sonstige Ausgaben, erhöht sich der Preis nach der Ausschiffung in England auf 40
                              Pfd. St.