| Titel: | Die Ofenrohrbiegemaschine auf der Wiener Weltausstellung; von H. Falcke. | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XLIX., S. 258 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XLIX.
                        Die Ofenrohrbiegemaschine auf der Wiener
                              Weltausstellung; von H.
                              Falcke.
                        Aus der deutschen Industriezeitung, 1874, Nr.
                              1.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Falcke, Beschreibung der Ofenrohrbiegemaschine.
                        
                     
                        
                           Seit einiger Zeit kommen im Handel anstatt der unzweckmäßigen, scharf gebrochenen
                              Ofenrohrkniee aus Schwarzblech solche vor, die nach einem Kreisbogen gekrümmt
                              erscheinen. Die sanfte Krümmung wird dadurch hervorgebracht, daß in dem ursprünglich
                              geraden Rohre Querfalten eingepreßt sind, die am concaven Theile des Kniees am
                              höchsten sind und nach dem convexen Theile nach und nach verlaufen (Fig. 1). Um sich die
                              Bildung der Falten zu versinnlichen, denke man sich in Fig. 2 durch die gerade
                              Linie cd einen Blechstreifen dargestellt, der in
                              den zwei Punkten a und b
                              festgeklemmt ist; sucht man nun die beiden Punkte a und
                              b einander zu nähern, so muß das gerade Blechstück
                              ab sich in ein winkelförmiges a¹ b¹, d.h. in eine Falte
                              zusammenschieben.
                           Vorrichtungen, um solche Falten in Schwarzblechröhren hervorzubringen und solche
                              sanft gekrümmte Knierohre zu erzeugen, fanden sich auf der Wiener Ausstellung zwei
                              vor, eine deutsche und eine amerikanische, die beide in der Hauptsache einander
                              ähnlich waren. In den Figuren 3 bis 9 habe ich
                              versucht, die deutsche Maschine so treu wiederzugeben,
                              als es mir bei dem bekannten Verbot, im Ausstellungsraum selbst zu skizziren,
                              möglich war, sie aus dem Gedächtniß aufzuzeichnen. Fig. 3 ist eine
                              Längenansicht, Figuren 4 und 5 sind Stirnansichten,
                              Fig. 6 ist
                              ein Längendurchschnittt, Fig. 7 ein Grundriß.
                           Auf einem Holzgestell A ist eine Platte B befestigt, und auf letzterer zunächst ein Ständer C angebracht, der einen cylindrischen Dorn D entsprechend der Rohrweite trägt. Eine weitere
                              Unterstützung findet dieser nur an einem Ende festgemachte Dorn in dem Stücke E, welches dem Ständer C
                              ähnlich gestaltet ist, sich aber auf der Grundplatte B
                              in der Längenrichtung des Dornes verschieben läßt. Auf der einen Stirnseite, wo der
                              Dorn endet, sind zwei Zungen F und G aufgestellt; die eine, F,
                              steht fest und aufrecht, die andere, G, kann eine
                              schräge Lage (Fig.
                                 3) annehmen und aus dieser in die aufrechte übergehen. Jede Zangenhälfte
                              ist um einen aus dem Stirnrade der Platte B vorragenden
                              Bolzen beweglich, nach der Außenform des Rohres ausgehöhlt und mit einem sich genau
                              an diese anpassenden Stahlfutter versehen. Das Zusammenhalten je zweier
                              zusammengehöriger Zangenhälften erfolgt durch einen oben übergelegten Bügel oder Zaum und das feste
                              Anziehen durch einen kleinen Handhebel mit Excenter. Damit die schräge Zange G unten nicht ausweichen kann, ist eine Platte H vorgelegt, die sich auch durch die Bolzenmuttern etwas
                              verstellen läßt.
                           Der Ständer C läuft in ein Paar Seitenbacken I aus (Fig. 7), welche als Lager
                              für eine gekröpfte oder Krummzapfenwelle K dienen, die
                              man durch den großen Handhebel L umdrehen kann. Der
                              excentrische Theil der Welle K spielt in dem Schlitz
                              eines aufrechten Hebels M, der unten um ein Scharnier in
                              der Platte B schwingt. M ist
                              durch zwei Zugstangen N mit der Zange G zusammengehängt und durch Drehen des Hebels L in Pfeilrichtung wird alsdann die Zange G aus der schrägen in die aufrechte Stellung gebracht.
                              An den Support E ist eine mit Sperrzähnen versehene
                              Stange P festgemacht, und der excentrische Theil der
                              Krummzapfenwelle K wirkt außer auf M auch noch auf einen Schieber O, der die Zahnstange P übergreifend auf B hingleiten kann und einen Einleger besitzt, der in die
                              Zähne von P einzuhalten vermag.
                           Bei der vorhin angedeuteten Drehung des Hebels L nach der
                              Pfeilrichtung geht der Schieber O nach rechts und der
                              Einleger setzt in einen neuen Zahn der Stange P; wird
                              L dann zurückgedreht, so geht der Schieber O nach links und schiebt mittelst des Einlegers die
                              Zahnstange und den Support E vor sich her, beiläufig
                              bemerkt, gerade so viel, als das Maaß von einer Rohrfalte zur anderen (am convexen
                              Theil des Kniees gemessen) betragen soll, wornach die Zahnstange einzutheilen
                              ist.
                           Soll mit der Maschine gearbeitet werden, so werden zunächst bei der Stellung der
                              Maschine nach Fig.
                                 3 beide Zangen geöffnet, das zu biegende Rohr (welches ganz genau
                              cylindrisch gearbeitet seyn muß) auf den Dorn D
                              aufgeschoben, bis es am Support E anstößt, sodann beide
                              Zangen fest geschlossen. Durch das nun erfolgende Drehen des Handhebels L in der Pfeilrichtung geht die Maschine in die Stellung
                              Fig. 6
                              über, die Zange G nähert sich also der aufrechten
                              Stellung und schiebt dadurch das von ihr erfaßte Rohrstück vor sich hin, so daß, wie
                              in Fig. 2
                              angegeben war, die Falte gebildet werden muß, die natürlich, weil die Zange erst
                              schräg stand, obenauf am größten und nach den beiden Seiten herunter nach und nach
                              schwächer ausfallen muß. Durch fortgesetzte Drehung des Hebels L wird die Falte so zusammengedrückt, daß die Punkte a¹ b¹ dicht zusammenhalten.
                           Nach Vollendung der Faltenbildung öffnet man beide Zangen und dreht den Hebel L zurück in die Stellung Fig. 3; hierbei schiebt
                              der Schieber O die Zahnstange und den Support, wie schon
                              erwähnt, nach links und auch das auf dem Dorn steckende Rohrstück soweit zurück, daß
                              es gerade richtig
                              steht, um die nächste Falte anzupressen. Es brauchen jetzt nur die beiden Zangen
                              wieder geschlossen und der Hebel L von Neuem gedreht zu
                              werden, um die zweite Falte zu bilden und das Rohr zur dritten zurecht zu schieben.
                              Ein anderer Einleger am Ständer C verhindert den
                              Rückgang der Zahnstange oder des Supportes E.
                           Gute Qualität des Bleches und vorherige genaue Zurichtung des Rohres sind natürlich
                              Hauptbedingungen für das gute Gelingen der Arbeit und ein fehlerfreies Product.
                           Bei der amerikanischen Maschine war die Einrichtung so
                              getroffen, daß die Zange G noch etwas weiter gehen
                              konnte, als das bloße feste Zusammendrücken der beiden Faltenwände erfordert; es
                              wurde vielmehr die ganze Falte selbst noch umgelegt, so daß sich von der concaven
                              Seite des Kniees nicht so hoch vorstehende Faltrippen zeigten; dieß setzt aber
                              natürlich ein äußerst weiches, ausgezeichnetes Material voraus, wenn nicht Risse an
                              den vermehrten scharfen Umbiegungen des Bleches entstehen sollen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
