| Titel: | Siemens' Universalgalvanometer. | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. LI., S. 263 | 
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                        LI.
                        Siemens' Universalgalvanometer.
                        Aus dem Telegraphic Journal, Januar 1874, S.
                              46.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Siemens' Universalgalvanometer.
                        
                     
                        
                           So viel verschiedenartiger Instrumente man sich auch seither bedient hat, um die
                              Intensität und elektromotorische Kraft einer Batterie auf elektrischem Wege zu
                              messen oder den Widerstand eines Leiters zu finden, so wurde doch immer noch ein
                              Instrument vermißt, welches die für alle diese Operationen nothwendigen Anordnungen
                              in sich vereinigt, und dem Telegrapheningenieur die Anstellung der üblichen Versuche
                              erleichtert. Siemens' Universalgalvanometer nun, welches
                              diese Lücke ausfüllt, dient zu folgenden Zwecken:
                           1) zur Messung elektrischer Widerstände;
                           2) zur Vergleichung elektromotorischer Kräfte;
                           3) zur Messung der Stromintensitäten.
                           Behufs der Messung elektrischer Widerstände ist das Instrument als Wheatstone'sche Brücke eingerichtet; zur Vergleichung
                              elektromotorischer Kräfte dient Prof. Du
                                 Bois-Reymond's Modification von Poggendorff's Compensationsmethode, und zur Messung der Stromintensität
                              vertritt es die Stelle eines Sinusgalvanometers. – Dasselbe besteht aus einem
                              empfindlichen, in einer horizontalen Ebene drehbaren Galvanometer, verbunden mit
                              einer Widerstandsbrücke (deren Draht, anstatt gerade zu seyn, rings über einen Theil
                              eines Kreises gespannt ist). Das Galvanometer besitzt eine an einem Coconfaden
                              aufgehängte astatische Nadel und eine mit feinem Drahte umwickelte flache Spule. Die
                              Nadel schwingt über einem in Grade getheilten Zifferblatt aus Kartenpapier. Da aber
                              beim Gebrauch des Instrumentes die Ablenkung der Nadel nie abgelesen, sondern die
                              letztere immer auf Null gestellt wird, so sind, in einem Abstande von circa 20° zu beiden Seiten von Null, zwei
                              Anschlagstifte aus Elfenbein angebracht.
                           Das Galvanometer ist über einer graduirten Schieferscheibe befestigt, um welche der
                              Platindraht gespannt ist. Unterhalb dieser Scheibe sind drei Widerstandsspiralen
                              – im Werth von 10, 100 und 1000 Siemens'schen
                              Einheiten auf einen hohlen Holzblock gewunden, welcher an der einen hervorstehenden
                              Seite die Klemmschrauben zur Aufnahme der von der Batterie und dem unbekannten
                              Widerstande herkommenden Leitungsdrähte enthält. Die drei verschiedenen
                              Widerstandsspiralen ermöglichen die Messung sowohl großer als auch kleiner Widerstände, und zwar mit
                              genügender Genauigkeit.
                           Das ganze Instrument ist, um seine Achse drehbar, auf einer mit drei Schraubenfüßen
                              versehenen Holzscheibe angeordnet. An der nämlichen Achse ist ein Hebel befestigt,
                              welcher an seinem Ende einen senkrechten Arm mit einem Contactröllchen trägt.
                              Letzteres wird mit Hülfe einer auf den besagten Arm wirkenden Feder gegen den rings
                              um den Rand der Schieferscheibe laufenden Platindraht angedrückt, und vermittelt die
                              Verbindung zwischen den Widerständen A und B einer Wheatstone'schen
                              Brücke. Diese Widerstände werden durch den Platindraht zu beiden Seiten des
                              Contactröllchens gebildet, während eine der drei Widerstandsspiralen den dritten
                              Widerstand der Brücke repräsentirt.
                           Fig. 17
                              stellt das in Rede stehende Instrument im Aufrisse, Fig. 18 im Grundrisse
                              dar. G ist das Galvanometer, K ein geränderter Kopf, von welchem die Nadeln herabhängen und durch
                              dessen Drehung die letzteren sich heben und senken lassen; m, der Kopf einer Schraube, welche die Nadel, wenn sie in Bewegung ist,
                              aufhält oder frei läßt. h₁, h₂, h₃, h₄, sind die Endplättchen der drei um den
                              Holzblock C gewickelten Widerstandsspiralen von 10, 100
                              und 1000 Einheiten. Diese Plättchen können mit Hülfe von Stöpseln mit einander
                              leitend verbunden und daher nach Verlangen einer oder mehrere Widerstände in die
                              Kette eingeschaltet werden. f ist die vom Platindraht
                              umspannte, graduirte Schieferscheibe. Dieser Platindraht ist in einer kleinen am
                              Scheibenrande angebrachten Rinne so eingefügt, daß er noch um seinen halben
                              Durchmesser über den Umfang der Scheibe hervorsteht. Die Enden des Platindrahtes
                              sind an zwei messingene Schlußplatten l und l¹ gelöthet, welche die Ecken des Einschnittes
                              der Schieferscheibe bilden, und wie bei der gewöhnlichen Widerstandsbrücke die
                              Verbindung zwischen A, n und dem Galvanometer auf der
                              einen Seite, und B, x und dem Galvanometer auf der
                              anderen Seite des Parallelogrammes herstellen. Die Endplatte l ist durch einen dicken Kupferdraht oder Metallstreifen mit der Endplatte
                              h₁ permanent verbunden, und eben so die
                              Endplatte l₁ mit der Endplatte III.
                           Als Material für die Scheibe f wurde Schiefer gewählt, weil dieser erfahrungsgemäß sich als
                              das gegen Witterungs- und Temperaturveränderungen unempfindlichste Material
                              herausgestellt hat. Die Schieferscheibe ist an ihrem oberen Rande auf eine
                              Bogenlänge von 300° graduirt. In der Mitte der Theilung befindet sich der
                              Nullpunkt, und zu beiden Seiten desselben erstrecken sich 150 Grade bis zu den
                              Endplatten l und l¹
                              des Brückendrahtes.
                           In der Mitte der auf drei Schraubenfüßen b, b, b ruhenden
                              kreisrunden Scheibe E aus polirtem Holze ist eine Metallbüchse eingelassen.
                              In dieser Büchse dreht sich, genau einpassend, der verticale Bolzen a, welcher das Instrument trägt. An dem um den Bolzen
                              a sich drehenden Arm D,
                                 D ragt dicht hinter dem Griffe g ein kleiner
                              Arm d in die Höhe, der sich zwischen zwei
                              Schraubenspitzen r dreht und in einem an seinem oberen
                              Ende befindlichen Einschnitte ein kleines um eine Verticalachse drehbares
                              Platinröllchen enthält. Dieses Röllchen bildet den beweglichen Contactpunkt längs
                              des Brückendrahtes, gegen den dasselbe mittelst einer auf den Arm d wirkenden Feder angedrückt wird. Der Arm D, D ist gegen die übrigen Theile des Apparates isolirt,
                              und steht mit dem Endplättchen I in permanenter
                              Verbindung. An dem oberen Ende des Armes d ist ein
                              Zeiger oder Nonius z befestigt, welcher über den oberen
                              Rand der Schieferscheibe greift, und die Grade zeigt. An den Bolzen a ist eine ungefähr 1 Zoll dicke kreisrunde Scheibe C von polirtem Holz befestigt, in deren Umfang eine
                              Rinne zur Aufnahme der die Widerstände repräsentirenden isolirten Drähte gedreht
                              ist. Die Scheibe C besitzt eine Hervorragung, welche die
                              5 isolirten Endplättchen I, II, III, IV, V trägt. Die Plättchen III und IV können
                              durch einen Metallstöpsel, die Plättchen II und V durch den Contactschlüssel K mit einander verbunden werden. Das Endplättchen I
                              steht mit dem Hebel D, D in Verbindung.
                           Die Art und Weise, wie das Universalgalvanometer anzuwenden ist, wird einleuchten,
                              wenn man sich den Platindraht zwischen l, l¹ als
                              den in zwei Theile getheilten Draht der Wheatstone'schen
                              Brücke vorstellt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
