| Titel: | Ueber Photostereotypie; von H. Fink. | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. LIX., S. 318 | 
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                        LIX.
                        Ueber Photostereotypie; von H. Fink.
                        Fink, über Photostereotypie.
                        
                     
                        
                           Das Bewußtseyn, daß durch die Erzeugung druckfähiger
                                 Bleiplatten, welche von Typographen in jedem beliebigen Satz eingeschaltet
                                 werden können, sich eine Verdienstquelle für viele Photographen eröffnen
                              dürfte, bewog mich, einige Versuche in dieser Richtung zu machen. Da das Verfahren
                              ein höchst einfaches ist, so fielen schon die ersten Versuche ziemlich befriedigend
                              aus. Ich erlaubte mir dieselben in der Versammlung der Wiener photographischen
                              Gesellschaft am 7. October 1873 den anwesenden Collegen sammt Bleiplatte, Relief und
                              Gypsmatrizen vorzulegen und über die Erzeugung genannter Platten folgende Data
                              anzuführen: Herstellung der Reliefplatte. – Eine
                              gewöhnliche Spiegeltafel, welche aber an allen vier Seiten um 2 bis 3 Zoll größer
                              als das Original seyn muß, wird in der Dunkelkammer mit folgender Lösung übergossen:
                              In 15 Loth Wasser löse man 1 Loth doppelt-chromsaures Kali, wärme es langsam
                              und setze nach und nach 2 Loth feine Gelatine zu. Nachdem letztere gelöst und die
                              Flüssigkeit ungefähr den Siedepunkt erreicht hat, seihe man sie durch feine Leinwand
                              in einen Glasbecher und übergieße damit die früher horizontal gelegte Platte. Die in
                              der Mitte aufgegossene Chromgelatine wird mit einem breiten, feinen Pinsel bis an
                              die Ränder gezogen und hierauf wieder nachgegossen, bis die Schicht ungefähr 1 1/2
                              Linie dick ist. Da die so präparirten Platten 2 bis 3 Tage zum Trocknen brauchen, so ist zu empfehlen,
                              sich sogleich eine größere Anzahl zu präpariren und selbe nach dem Trocknen in einer
                              kleinen Kiste vor der Einwirkung des Lichtes geschützt aufzubewahren. Ich bemerke
                              hierbei, daß die Empfindlichkeit selbst bei 6 Wochen alten Platten nicht gelitten
                              hat.
                           Exposition und Entwickelung. – Nachdem von dem
                              betreffenden Original ein Negativ und von diesem ein Diapositiv hergestellt wurde,
                              legt man die präparirte Platte mit der Leimseite auf die Collodiumseite des
                              Diapositivs in den Copirrahmen und copirt bei zerstreutem Lichte 10 bis 30 Minuten.
                              Hierauf wird die Platte in der Dunkelkammer aus dem Rahmen genommen und in einer
                              Tasse mit lauwarmen: Wasser übergossen, was so lange (ungefähr 5 bis 10 Minuten) zu
                              geschehen hat, bis das Relief vollkommen entwickelt ist. Die Platte wird hierauf mit
                              einem Filtrirpapier abgetrocknet und mit Glycerin überstrichen (das flüssige
                              Glycerin wird wieder mit Filtrirpapier abgetrocknet), wobei ein feiner großer
                              Marderpinsel zu verwenden ist.
                           Gypsmatrize. – Die bisher immer im Dunkeln
                              behandelte Platte kann nach der Entwickelung des Reliefs unbeschadet im Lichte
                              weiter behandelt werden und wird die Gypsmatrize im gewöhnlichen Zimmer auf folgende
                              Art angefertigt. In zwei Abdampfschalen wird feiner Alabastergyps mit Brunnenwasser
                              angemacht, und zwar in der einen ungefähr in der Dichte wie Oel, in der anderen wie
                              dicker Rahm; die Platte wird nun in die Hand genommen und mit der dünnen Gypsmasse
                              übergossen, wobei man mit der flachen Hand leise an der unteren Seite aufschlägt,
                              damit aus dem dünnen Gypsbrei die Luftblasen entweichen. Ist dieß geschehen, so wird
                              die Platte waagrecht auf den Tisch gelegt und mit der dicken Gypsmasse übergossen,
                              wobei man eine ungefähr 4 bis 5 Linien starke Schicht aufträgt. Nach 15 bis 18
                              Stunden entfernt man mit einem Messer die dünnen Ränder des Gypses und trennt durch
                              einen leisen Druck die Gypsmatrize von der Reliefplatte. Die Gypsmatrize kann nun
                              durch Aufgießen von leicht schmelzbaren Metalllegirungen eine Druckplatte liefern.
                              Da in der Regel dem Dilettanten und Photographen die erforderlichen Utensilien zur
                              glücklichen Durchführung dieser Operation fehlen, so ist anzurathen, den Gypsabguß
                              zum Stereotypiren in eine Schriftgießerei zu senden. Allenfallsige kleine Retouchen
                              können vorher mit der Nadel auf der Gypsplatte vorgenommen werden. (Photographische
                              Correspondenz, 1873 S. 145.)