| Titel: | Verbesserter Cylinder-Schmierapparat für Dampfmaschinen, Locomotiven und Dampfpumpen; von Carl Beck, jun, Zündholz-Fabrikant in Cassel. | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. LXIV., S. 334 | 
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                        LXIV.
                        Verbesserter Cylinder-Schmierapparat für
                           Dampfmaschinen, Locomotiven und Dampfpumpen; von Carl Beck, jun,
                           Zündholz-Fabrikant in Cassel.
                        Mit einer Abbildung.
                        Beck's Cylinder-Schmierapparat für Dampfmaschinen,
                           Locomotiven etc.
                        
                     
                        
                           Unter den Dampfmaschinen-Besitzern bricht sich neuerdings immer mehr, den
                              früheren entgegenstehenden Anschauungen gegenüber die Ansicht Bahn, daß es durchaus
                              ungenügend und unvortheilhaft ist, die Dampfcylinder bloß in Dampf und
                              Condensationswasser gehen zu lassen, sondern daß es viel zweckmäßiger sich erweist,
                              ihnen Oel als Schmiermaterial zuzuführen. Man erzielt hierbei durch die verminderte
                              Reibung der sich berührenden Flächen nicht nur einen leichteren Gang des Kolbens,
                              wodurch der Nutzeffect der Maschine sichtlich erhöht wird, sondern man erfährt auch,
                              was nicht minder in die Waagschale fällt, daß die Reparaturkosten an Cylinder,
                              Kolben, Schiebern und anderen Theilen auffallend geringer werden. Zu diesen
                              Erfahrungen, die auch ich an meiner Dampfmaschine gemacht habe, mögen hauptsächlich
                              die neuen Schmierapparate beigetragen haben, die wenigstens vor den älteren zu
                              gleichen Zwecken ersonnenen Vorrichtungen den Vorzug haben, daß sie dem
                              Dampfcylinder das Oel in einer Weise zuführen, die verhindert, daß der Dampf
                              dasselbe von den zu ölenden Flächen rasch fortführt, ohne daß unmittelbarer Ersatz
                              folgt, wodurch natürlich die Wirkung des Oeles zum größten Theil rein illusorisch
                              wurde. Indessen recht praktisch habe ich noch keinen der neueren Apparate gefunden.
                              Einige Constructionen functioniren z.B. recht gut und zufriedenstellend bei
                              Locomotiven, während ihre Leistung der stationären Dampfmaschinen noch sehr viel zu
                              wünschen übrig läßt. Ich habe im Laufe der letzten Jahre in dieser Richtung viel
                              Erfahrungen gesammelt
                              und Versuche gemacht, als deren Resultate ich für meine Maschine eine Construction
                              adoptirt habe, die im Wesentlichen auf den Zabel'schen
                              Apparat basirend, wie ich glaube, allen Anforderungen der Praxis entspricht. Da ich
                              glaube, daß deren Kenntniß den Dampfmaschinen-Besitzern ohne Zweifel von
                              Interesse seyn wird, so lasse ich eine kurze Beschreibung derselben hier folgen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 211, S. 334
                              Der Apparat, in nebenstehender Figur im Durchschnitt
                                 dargestellt, wird auf den Dampfcylinder aufgeschroben und kann durch den Hahn
                                 R vom Dampfraum abgeschlossen werden. Bei
                                 liegenden Maschinen kann der Apparat auf jeder Stelle des Cylinders, bei
                                 stehenden muß er entweder seitlich, oder am oberen Deckel aufgeschroben werden.
                                 Bei o wird er geöffnet, mit Oel gefüllt und alsdann
                                 der Deckel durch den Schraubenverschluß v dampfdicht
                                 geschlossen. Wird der Hahn bei R geöffnet, so steigt
                                 der Dampf durch die Röhre a, die aber durch eine
                                 verschiebbare Deckplatte geschlossen ist, in die Höhe, dringt durch den
                                 seitlichen Canal k in die Röhre b, b¹, welche in der Höhe wo k eine runde Oeffnung hat, nach unten, alsdann durch
                                 das Oel wieder in die Höhe und bleibt über dem Oel bis zum Schieberwechsel
                                 stehen.
                              
                           Ist dieser letztere erfolgt, so treibt, da die Dampfsperrung
                              in der Röhre a aufgehoben ist, der über dem Oel
                              befindliche Dampf nach Maaßgabe seiner noch vorhandenen Spannung einen Theil des
                              Oeles in entgegengesetzter Richtung durch die Röhre b,
                                 b¹ in den Canal k nach a, und von da in den Cylinder. Tritt wieder Dampf bei
                              a ein, der gleichzeitig alle Canäle reinigt, so
                              beginnt das Spiel des Apparates von Neuem. Die Röhre b,
                                 b¹ bildet ein Hahnkuken, welches oben mit Zeiger und Kreistheilung
                              versehen ist. Durch entsprechende Drehung desselben kann der Canal k beliebig vergrößert oder verkleinert, und damit der
                              Oelzufluß auf das genaueste regulirt werden. Bildet sich Condensationswasser im
                              Apparat, so ist dieses ein Zeichen, daß die Oeffnung zum Canal k zu eng eingestellt ist. Will man der Mühe überhoben
                              seyn, den Apparat stets haarscharf einzustellen, was meist nicht erforderlich ist, so
                              kann man die Verschlußdeckel e etwas lüften, wodurch
                              zwar Dampf in größerer Menge durch a einströmt, beim
                              Rückgang dagegen den Austritt von zuviel Oel aus dem Canal k beschränkt. Das in den Dampfcylinder gelangte Oel wird durch den Dampf
                              außerordentlich fein vertheilt, in alle Wege mitgeführt, wodurch diese stets gut
                              gefettet werden und bleiben, da bei jedem Kolbenhub der Maschinen ein neues
                              Oelquantum den aufeinander gleitenden Flächen zugeführt wird. Ich habe von dem
                              vorstehend beschriebenen Apparate, welcher zu meiner vollständigen Zufriedenheit
                              arbeitet, auf Veranlassung mehrerer befreundeter Firmen noch einige Exemplare
                              anfertigen lassen und bin gern erbötig, solchen die sich für diesen gar nicht
                              unwichtigen Theil der Dampfmaschinen-Behandlung interessiren, davon zum
                              Versuche abzulassen. Es kann dem Apparat wohl nur zur Empfehlung gereichen, wenn ich
                              schließlich anführe, daß die HHrn. Henschel u. Sohn dahier, denselben auf ihren sämmtlichen
                              Dampfmaschinen in Thätigkeit haben und von seinen Leistungen sehr befriedigt
                              sind.