| Titel: | Ueber das Corallin; von Commaille. | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. LXXVI., S. 377 | 
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                        LXXVI.
                        Ueber das Corallin; von Commaille.
                        Aus dem Journal de Pharmacie et de Chimie, t. XVIII p.
                              356; November 1873.
                        Commaille, über das Corallin.
                        
                     
                        
                           Ueber diesen Farbstoff herrscht noch manche Unklarheit. So kennt man noch keineswegs
                              den Temperaturgrad, bei welchem er dargestellt werden muß, und ebenso unsicher sind
                              die Angaben über die Ausbeute, denn einmal heißt es, man bekomme 16, und ein
                              andermal, man bekomme 85 Proc. des verwendeten Phenols.
                           Ich habe Phenol, Schwefelsäure und Oxalsäure stets in den früher von mir angegebenen
                              Gewichtsverhältnissen genommen. Bei 150° Cels. lieferten 100 Gewichtstheile
                              Phenol binnen 6 Stunden 26 Gewichtstheile Corallin, während bei 115° binnen 7
                              3/4 Stunden nur 18,9 erhalten wurden. Aus der Mutterlauge konnten 71,8 Proc. der
                              angewandten Oxalsäure wieder gewonnen werden, während die Schwefelsäure vollständig
                              verschwunden war.
                           Als ich zum zweiten Male bei 115° Cels. 7 Stunden lang erhitzte, erhielt ich
                              gar nur 15,6 Proc. des angewandten Phenols, und aus der Mutterlauge nur 57,8 Proc.
                              der angewandten Oxalsäure wieder. Von letzterer war allerdings noch ein Theil
                              unzersetzt geblieben, der sich aber aus der dicken Mutterlauge nicht abscheiden
                              wollte.Operirt man in einer Porzellanschale, so entweicht selbst bei 115° ein
                                    Theil der Oxalsäure in Dämpfen, welche sich auf einer darüber gehaltenen
                                    Gasplatte krystallinisch niederschlagen.
                              
                           Digerirt man die Mutterlauge mit Bleioxyd, so erhält man, wie früher mitgetheilt,
                              parathionsaures und thioamylsaures Bleioxyd. Filtrirt man nach der Digestion kochend
                              heiß und stellt das Filtrat kalt, so scheidet sich eine schöne rothe Materie ab,
                              welche eine Verbindung von Bleioxyd und Corallin ist. Ich vermuthete, sie sey eine
                              feste von unveränderlicher Natur, und könnte vielleicht zu der noch unsicheren
                              Formel des Corallins führen; allein darin irrte ich mich, denn von verschiedenen
                              Darstellungen schwankte ihr Bleigehalt zwischen 53,93 und 66,33 Proc. Was man durch
                              Fällen einer ammoniakalischen Corallinlösung mit Bleizucker bekommt, enthält 62,11
                              Proc. Bleioxyd. In einem käuflichen Corallinroth fand ich 57,97 Proc. Bleioxyd.
                           Das käufliche Corallinroth hält man für ein Amid des gelben Corallins, was mir
                              unwahrscheinlich ist. Das gelbe Corallin gibt ohne Temperatur-Erhöhung nicht
                              nur mit Ammoniak, sondern mit allen Basen ein rothes Product. Die Lösung des gelben Corallins in
                              ammoniakalischem Wasser liefert mit der Zeit dieselben Zersetzungsproducte wie das
                              käufliche Roth. In diesem rothen Körper Stickstoff nachzuweisen, ist mir nicht
                              gelungen.
                           Das Vorstehende führt zu folgenden Schlüssen:
                           1) Man erhält das Corallin bei Temperaturen zwischen 115 und 150°, aber im
                              letztern Falle rascher und reichlicher.
                           2) Die von den Autoren angegebene Quantität Oxalsäure ist viel zu hoch.
                           3) Das Corallin gibt keine constanten Metallverbindungen, sondern nur gefärbte Lacke.
                           4) Das gelbe Corallin ist keine Säure, denn es treibt die Kohlensäure nicht aus, und
                              seine Verbindungen mit den Basen erfolgen nicht in festen Verhältnissen. Der ihm
                              ertheilte Name Rosolsäure erscheint daher unpassend.
                           5) Das rothe Corallin ist, da es keinen Stickstoff enthält, nicht das Amid des
                              gelben.