| Titel: | Explosionsversuche mit Dampfkesseln in Amerika. | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. LXXXII., S. 413 | 
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                        LXXXII.
                        Explosionsversuche mit Dampfkesseln in
                           Amerika.
                        Aus dem Journal of the Franklin Institute at Philadelphia,
                              Januar 1874, S. 5.
                        Explosionsversuche mit Dampfkesseln in Amerika.
                        
                     
                        
                           Die von der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika niedergesetzte Commission,
                              deren Aufgabe es ist, durch eine Reihe von Versuchen mit Dampfkesseln die
                              Richtigkeit oder Unrichtigkeit der zahlreichen Theorien über Dampfkesselexplosionen
                              festzustellen, hat am 7. November v. J. auf Sandy Hook ihre Arbeit begonnen. Das
                              Programm der Commission ist bereits früher veröffentlicht worden.Polytechn. Journal, 1873, Bd. CCX S. 252.
                              
                           Zwei Dampfkessel wurden der Probe unterworfen: der erste, ein kleiner senkrechter
                              Röhrenkessel, der zweite ein großer Niederdruckdampfkessel, wie sie bei den Dampfern
                              im Hafen zu New-York allgemein in Gebrauch sind. Der Versuch mit dem ersten
                              Kessel hatte den Zweck, die Theorie zu prüfen, daß bei tiefem Wasserstande im Kessel
                              die Erhitzung der
                              Platten hinreichend sey, um ihre Widerstandsfähigkeit gegen den Dampfdruck
                              wesentlich zu vermindern.
                           Die Beobachter hielten sich während des Versuches, einige Hundert Schritt von dem
                              Dampfkessel entfernt, in einer bombenfesten Casematte auf. Das Resultat war die
                              Eindrückung (collapsing) einer Röhre bei einer
                              Dampfspannung von 54 Pfund. Ein an dem unteren Theile des Kessels befestigtes
                              Pyrometer zeigte an, daß der Dampf im oberen Theile desselben im Momente der
                              Explosion stark überhitzt war, und es machte sich demnach die vorwiegende Ansicht
                              geltend, daß vorstehender Versuch die Richtigkeit der Theorie beweise.
                           Der Niederdruckdampfkessel wurde bis zu einer Spannung von 70 Pfund erhitzt, worauf
                              an einer schwächeren Stelle seiner oberen Seite ein 18 Zoll langer Riß entstand,
                              ohne einen weiteren Schaden zur Folge zu haben. Aus der Manometerbeobachtung ging
                              hervor, daß selbst nach erfolgtem Bersten die Spannung noch zunahm, ohne daß der Riß
                              sich vergrößerte. Hieraus schloß man, daß ein übermäßiger Dampfdruck in einem
                              Kessel, der eine schwächere Stelle hat, einen Riß macht, während er bei durchwegs
                              gleichmäßiger Kesselstärke aller Wahrscheinlichkeit nach eine heilige Explosion
                              veranlaßt.