| Titel: | Ueber die Normal-Münzplatten der englischen Münze. | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XCIV., S. 468 | 
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                        XCIV.
                        Ueber die Normal-Münzplatten der
                           englischen Münze.
                        Ueber die Normal-Münzplatten der englischen
                           Münze.
                        
                     
                        
                           Hierüber theilte Hr. W. C. Roberts in einem vor Kurzem in
                              der chemischen Gesellschaft zu London von ihm gehaltenen Vortrage Folgendes mit.
                           Diese Platten dienen als Vergleichsmaaß für die Feinheit der aus der Präge kommenden
                              Gold- und Silberstücke, und ihr Feingehalt war bisher in 1000 Theilen der
                              entsprechenden Legirung 916,66 Gold und 925 Silber. Die Goldnormale wurde im Anfange
                              des 16. Jahrhunderts unter Heinrich VIII eingeführt; die Silbernormale stammt aus
                              der Zeit Eduard I (zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts). Da diese Platten sich
                              abnutzten, so mußten sie von Zeit zu Zeit durch neue ersetzt werden, und es gelang
                              nicht immer, dieselben Mengenverhältnisse zu Stande zu bringen, wie aus folgenden
                              Zahlen ersichtlich ist:
                           
                              
                                 Zeit
                                 Gold in 1000
                                 Silber in 1000
                                 
                              
                                 1660
                                 913,1
                                 925,0
                                 
                              
                                 1688
                                 914,6
                                 924,0
                                 
                              
                                 1707
                                 917,0
                                 926,1
                                 
                              
                                 1728
                                 916,5
                                 931,3
                                 
                              
                                 1729
                                 915,5
                                 925,0
                                 
                              
                           Da die aus dem letzterwähnten Jahre herrührenden Platten nahezu erschöpft sind, so
                              hatte Hr. Roberts, welcher das Amt eines Chemikers der
                              englischen Münze bekleidet – die historische Stelle des Münzmeisters ist nach
                              Graham's Tode vom gegenwärtigen Finanzminister
                              abgeschafft worden, – neue Normalplatten herzustellen. Die Anfertigung dieser
                              Platten ist mit großen Schwierigkeiten verbunden, weil die Molecüle der Legirung
                              sich beim Abkühlen ungleichförmig gruppiren, und zwar ist dieß bei der Silbermasse
                              in höherem Grade der Fall, als bei der Goldmasse. Die Normalplatte der letzteren war
                              ziemlich homogen durch die ganze Masse, und die mittlere Zusammensetzung
                              verschiedener Theile wich von der Normale (916,66) nur um 1/25000 der Masse ab. Die
                              Silberplatte zeigte in einzelnen Theilen viel größere Abweichungen, und es war
                              nothwendig, um ein der Zusammensetzung der Normale (925,00) nahe kommendes Stück zu
                              erhalten, die mangelhafteren Stellen aus der gewalzten Platte auszuscheiden. Das so
                              gewonnene Blechstück (3400 Grm. Gewicht) differirte in der Zusammensetzung von der
                              Normale nur um 1/27000 Theil der Masse. Die ungleichförmige Lagerung in der
                              Silberlegirung äußert sich darin, daß in der Regel die Mitte eines Metallstreifens mehr Silber enthält,
                              als die beiden Ränder.
                           Obgleich die Gold- und Silberlegirungen von der Normale nur um einen geringen
                              Bruchtheil abweichen, beläuft sich dieser Unterschied bei den großen Massen edlen
                              Metalles, welches in einem Jahre durch die Münze passirt – im vergangenen
                              Jahre gingen von Gold allein 240000 Kil. durch das Laboratorium der Münze –
                              auf eine ansehnliche Menge. Es wurde daher, wie Hr. Field
                              im Laufe der Discussion bemerkte, schon unter Sir John
                                 Herschel im Jahre 1852 reines Gold als Vergleichungsstufe eingeführt, und
                              gegenwärtig sind Platten aus reinem Gold und bezüglich Silber für die so schwer
                              homogen darzustellenden Legirungen substituirt. Die Goldplatte wiegt 2370 Grm., und
                              es wurde das Metall dazu aus 500 Liter Goldchloridlösung mittelst Oxalsäure
                              niedergeschlagen; das Silber stellte Hr. Roberts nach der
                              Methode von Stas – Einwirkuug von
                              Kupfer-Ammon-Sulfit auf ammoniakalische Silbernitratlösung –
                              dar.
                           Hr. Ridsdale bemerkte, daß die gegenwärtige Goldlegirung
                              (916,66) am 16. October 1660 eingeführt worden ist; bis zu dieser Zeit galt die
                              unter Eduard IV im Jahre 1447 festgesetzte Proportion von 994,8.
                           Hr. Makins erwähnte, daß die mexikanischen Dollarstücke,
                              welche aus Metallstreifen von der Breite der Münzen geprägt werden, in der Mitte
                              silberreicher sind, als an denjenigen Stellen, die von den Rändern des Streifens
                              kommen. Auch gibt Hr. Makins an, daß eine Silber und
                              Kupfer enthaltende Goldlegirung härter und minder abnutzbar sey, als eine
                              silberfreie. (Die Legirung der im Jahre 1829 angefertigten Gold-Normalplatte
                              hatte als Zusatz zu den 916,66 Theilen Gold 41,62 Silber und eben so viel Kupfer;
                              seit 1837 wurde in den Münzen das Silber durch Kupfer ersetzt.) (Nach einer
                              Mittheilung des Hrn. R. Gerstl in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1548.)