| Titel: | Ueber die Verarbeitung von Weissblechabfällen; von Dr. C. Künzel in Blasewitz bei Dresden. | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XCV., S. 470 | 
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                        XCV.
                        Ueber die Verarbeitung von Weissblechabfällen;
                           von Dr. C. Künzel in
                           Blasewitz bei Dresden.
                        Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1874
                              Nr. 7.
                        Künzel, über die Verarbeitung von Weißblechabfällen.
                        
                     
                        
                           Bei der Darstellung von Gegenständen aus Weißblech fallen im Durchschnitt ungefähr 6
                              Proc. vom Gewichte der verwendeten Platten als Abschnitte ab, die meist als werthlos weggeworfen
                              werden; bedenkt man die Quanta jährlich verarbeiteten Weißbleches, so ist
                              ersichtlich, daß alljährlich höchst bedeutende Mengen eines immerhin werthvollen
                              Productes nutzlos weggeworfen werden. – Es sind besonders gewisse
                              industrielle Districte, die großartige Mengen von Weißblechabfällen produciren und
                              früher wegwarfen; so z.B. lieferte mir die Umgegend von Nantes mit ihrer
                              Conservenfabrication im Jahre 1869 = 368000 Kilogrm. solcher Abfälle; Birmingham
                              wöchentlich 20000 Kilogrm., Paris monatlich 50–60000 Kilogrm.
                           Es sind wohl kleinere Mengen Weißblechabfälle auf verschiedene Art verwendet oder
                              verarbeitet worden, z.B. als Zusatz zum Gußeisen beim Guß von Dampfcylindern, durch
                              Behandlung auf nassem Wege mit concentrirter Schwefelsäure oder Aetzkalilösung;
                              größere Mengen, als z.B. 3–5000 Kilogrm. pro 12
                              Stunden, wie ich es in den Jahren 1869–1870 gethan habe, hat wohl aber früher
                              Niemand verarbeitet.
                           In Nachstehendem gebe ich eine Beschreibung der von mir
                                 angewendeten Methode, die in der Hauptsache in folgenden Operationen
                              bestand:
                           1) Auskochen der Weißblechabfälle in mit Salzsäure und Salpetersäure angesäuertem
                              Wasser bis zur vollständigen Auflösung des Zinnes.
                           2) Fällung des Zinnes aus der Zinnchlorür und Eisenchlorür haltenden Lösung mittelst
                              Zinkes und Auswaschen des Zinnschwammes.
                           3) Auflösen des Zinnschwammes in Salzsäure und Krystallisiren des Zinnchlorürs.
                           4) Zugutemachung der rückständigen Eisenabfälle.
                           Ankauf der Weißblechabfälle. – Der gut geleitete
                              Ankauf, sowie die genaue Sortirung der Weißblechabfälle ist eine Hauptbedingung, um
                              aus der Verarbeitung dieser Abfälle ein gewinnbringendes Geschäft zu machen.
                              – Gutes Weißblech enthält zwischen 5 und 9 Proc. Zinn; je dünner eine
                              Weißblechsorte ist, desto mehr Zinn enthält sie und man kann im Allgemeinen darauf
                              rechnen, daß französisches Weißblech bei derselben Blechstärke 1 1/2–2 Proc.
                              Zinn mehr enthält als Weißblech aus englischen Fabriken, weil man in England ein
                              viel größeres Gewicht auf die glatte Oberfläche der für die Verzinnung zu
                              verwendenden Eisenbleche als in Frankreich legt, wo meist Bleche mit mehr oder
                              weniger rauher Oberfläche verwendet werden; diese Rauhheiten des Eisenbleches müssen
                              dann bei dem Verzinnen durch Zinn ausgefüllt werden, was den höheren Zinngehalt der
                              französischen Weißblechsorten mit sich bringt. Sehr häufig verwendet man aber auch
                              zur Verzinnung des Eisens Gemenge von Blei und Zinn; steigt der Bleigehalt über 10
                              Proc. von dem
                              Zinngehalte, so hat man sich vor diesen Abfällen bei dem Ankauf zu hüten und muß sie
                              jedenfalls getrennt verarbeiten, weil diese Art Weihblechabfälle bei der
                              Verarbeitung größere Schwierigkeiten bieten und ein schlechteres Eisen als bleifreie
                              Abfälle geben. Bei Nantes in Frankreich verwendet man für die Fabrication der
                              Conservenbüchsen große Mengen von Weißblech, auf welches mittelst äußerst haltbarer
                              Lackfarben Muster und Zeichnungen aufgedruckt sind; auch vor diesen Abfällen hat man
                              sich beim Ankauf zu hüten, da diese Lackfarben beim Auskochen in säurehaltigem
                              Wasser nicht gut angegriffen werden, das Zinn also theilweise ungelöst bleibt und
                              man genöthigt ist den Lack durch vorhergehendes gelindes Erhitzen zu zerstören;
                              durch dieses Erhitzen wird aber stets die Zinnausbeute etwas geringer.
                           Macht man mit Unterhändlern Lieferungscontracte über Weißblechabfälle und stipulirt
                              nicht genau die Qualität, so erhält man wohl auch anstatt Weißblech alle möglichen
                              Eisenblechabfälle mit weißem Ueberzuge, als z.B. Abfälle von verbleitem oder
                              verzinktem Eisen u.s.w. und anstatt durchschnittlich 6 Proc. Zinn haltende Abfälle
                              zu erhalten, empfängt man ein Gemisch, das 2–4 Proc. Zinn enthält, und macht
                              ein ungünstiges Geschäft.
                           Da man füglich beim Ankauf der Weißblechabfälle einen bestimmten Zinngehalt nicht
                              stipuliren kann, so sehe man sich die disponiblen Abfälle an, offerire den Preis
                              nach Probe und je nach der Stärke der Bleche (je dünner, je werthvoller) und
                              stipulire, daß bei Zusatz von verbleiten oder verzinkten Blechabfällen die Lieferung
                              zurückzuweisen sey.
                           Die Blechabfälle sind so voluminös und für das Verladen zu wenig handlich, um sie
                              ohne Verpackung versenden zu können; in einen großen Eisenbahnwaggon für 10000
                              Kilogrm. Ladung bringt man schwer mehr als 3–4000 Kilogrm. lose geladene
                              Blechabfälle. Wo billig alte Verpackfässer oder Kisten zu beschaffen sind, stampft
                              man daher die Abfälle zur Versendung in solche ein; wenn nicht, macht man daraus
                              gestampfte Paquete von ca. 50–100 Kilogrm.
                              Gewicht, indem man die Abfälle in eine starke viereckige, oben etwas conisch
                              zulaufende Holzform mit Hülfe eines starken Schlägels einstampft und diese Paquete
                              durch zwei kreuzweise gelegte Eisendrähte oder alte Bandeisen zusammenhält.
                           Will man diese eingestampften Paquete aus Weißblechabfällen verarbeiten, so ist es
                              nöthig, sie möglichst aufzulockern und zwar in der Art, daß sich zwei Zinnflächen
                              nicht so fest berühren, daß die Säure nicht dazwischen dringen kann. Es geschieht
                              dieß am Besten anfangs mit großen 3- oder 4zinkigen Gabeln, nachher durch
                              Ausklauben und Aufbiegen mit der Hand, welch' letztere Arbeit leicht und gut durch
                              Knaben, denen man
                              zum Schutze der Hände starke Lederhandschuhe gibt, geschehen kann.
                           Auflösen des Zinnes von den Weißblechabfällen. –
                              Man bedient sich hierzu eines kochenden Gemisches von 1 Theil roher Salpetersäure
                              und 10 Theilen roher Salzsäure mit so viel Wasser verdünnt, daß die Flüssigkeit nach Beendigung des Auskochens ungefähr eine Hand hoch
                              über den Weißblechabfällen steht.
                           Ich habe mich im Anfange großer Holzkübel von circa 3
                              Kubikmeter Inhalt bedient, diese sind aber sehr kostspielig und werden leicht durch
                              die sauren Lösungen zerstört; viel besser ist es, entweder Steintröge anzuwenden,
                              oder was billiger ist, Tröge aus Ziegelsteinen oder Holz, die innen mit einem heiß
                              aufgetragenen Gemenge aus 2 Theilen Sand und 1 Theil Schwefel ausgekleidet sind. Bis
                              auf den Boden eines solchen Lösegefäßes, das nicht unter einem Kubikmet. Inhalt
                              haben darf, wenn man die Entzinnung des Weißbleches als industrielles Unternehmen
                              betrachten will, reicht ein Rohr aus erhärtetem Kautschuk, welches oberhalb an ein
                              Kupferrohr befestigt, mit einem Dampfgenerator in Verbindung steht.
                           Der leere Trog oder Bottich wird mit den losen Weißblechabfällen fast vollständig
                              angefüllt, ein Bottich von 3 Kubikmet. Inhalt nimmt ca.
                              600–700 Kilogrm. Abfälle auf; hierauf wird das Säuregemisch aufgegeben und
                              zwar nachdem es vorher mit so viel Wasser verdünnt wurde, als nöthig ist, daß die
                              Flüssigkeit ungefähr bis zu 4/5 der Höhe der Blechabfälle reicht. – Man läßt
                              nun den Dampf hinzutreten, um die Lösung zum Kochen zu erhitzen, und fährt damit
                              fort, indem man den Dampfhahn nur so viel öffnet, daß das Kochen unterhalten bleibt,
                              bis die oberen Partien der Weißblechabfälle vollständig entzinnt sind und die
                              Wasserstoffentwickelung, die einen Moment, nachdem alles Zinn gelöst war, ziemlich
                              heftig wurde, fast ganz aufgehört hat, ein Zeichen, daß die Lösung fast neutral
                              geworden ist. – Das Kochen nimmt im Durchschnitt 1/2–1/4 Stunden in
                              Anspruch.
                           Die alles Zinn und eine gewisse Menge Eisenchlorür (sowie Bleichlorür, wenn das
                              Weißblech bleihaltig war) enthaltende Lösung wird noch heiß durch Oeffnen eines
                              Hahnes am Boden des Bottichs in ein Bassin ablaufen gelassen, in welchem sich beim
                              Abkühlen die größte Menge Bleichlorür absetzt.
                           Im Durchschnitt kann man auf 1000 Kilogrm. Blechabfälle mit 5–6 Proc.
                              Zinngehalt 300 Kilogrm. Salzsäure und 30 Kilogrm. Salpetersäure rechnen und diese
                              sind ungefähr mit 3 1/2–4 Kubikmet. Wasser, resp. Waschwasser zu
                              verdünnen.
                           
                           Die ausgezogenen Eisenrückstände werden in den Lösebottichen oder Trögen mit Wasser
                              abgespült und dieses Spülwasser zum Verdünnen der Säure für eine neue Partie
                              benutzt; dann werden sie mit Gabeln aus den Bottichen gehoben und möglichst schnell
                              in Paquete gestampft, deren Größe je nach dem Zwecke ihrer Verwendung variirt.
                              Gefährlich ist es diese Eisenrückstände lose in größere Haufen geschichtet,
                              aufzubewahren, da sie sich sehr leicht oxydiren und sich durch die Oxydation bis zur
                              starken Rothgluth erhitzen können; mir ist auf diese Art im Sommer 1870 ein Haufen
                              von ca. 100 Kubikmet. Eisenrückständen in Brand
                              gerathen.
                           Für das Auskochen von 3000 Kilogrm. Weißblechabfällen pro
                              Tag (12 Stunden Arbeitszeit) braucht man 6–7 Lösegefäße von je 3 Kubikmet.
                              Inhalt, wenn man nicht ein übermäßiges Arbeiterpersonal halten will.
                           Ausfällung des Zinnes. – Die abgekühlte Lösung vom
                              Auskochen der Weißblechabfälle wird in große Holzbottiche oder Steinbassins
                              gebracht, die mit altem gewalzten Zink, alten Zinkbedachungen oder sonstigen
                              voluminösen Zinkabfällen angefüllt sind, wodurch das Zinn nebst dem etwa in der
                              Lösung enthaltenen Blei ausgefällt wird. Diese Ausfällung muß ohne merkliche
                              Gasentwickelung von Statten gehen; findet Aufbrausen statt, so ist die Lösung zu
                              sauer und man vergeudet Zink. Man probirt durch Einleiten von Schwefelwasserstoff in
                              eine etwas angesäuerte Probe der filtrirten Lösung, ob alles Zinn gefällt ist; die
                              Zinnfällung dauert meist 2 Stunden. Ein am Boden des Bottiches befindlicher Hahn
                              wird hierauf geöffnet und die klare Lösung, die weiter zu benutzen technisch
                              unpraktisch ist, durch ein Filter von Segelleinwand, um suspendirten Zinnschwamm
                              zurückzuhalten, abfließen gelassen. Die Zinkstücke in Bottich werden nun etwas
                              geschüttelt, damit sich der angesetzte Zinnschwamm loslöst und möglichst auf den
                              Boden des Bottiches fällt; der Fällbottich wird aufs Neue mit Lösung vom Auskochen
                              der Weißblechabfälle gefüllt und so lange, unter zeitweiligem Ersetzen des gelösten
                              alten Zinkes fortgefahren, bis der Fällbottich etwa bis zu 1/3 oder 1/2 seiner Höhe
                              mit Zinnschwamm angefüllt ist. Auf 100 Theile producirtes Zinn braucht man im
                              Durchschnitt 65–75 Theile alte Zinkbleche. Man sollte nach den Aequivalenten
                              nur 55 Theile Zink pro 100 Theile producirtes Zinn
                              verbrauchen, der Mehrverbrauch erklärt sich durch die zuweilen etwas sauren
                              Lösungen, sowie durch den Oxyd- und Lothgehalt der alten Zinkbleche.
                           Der so erhaltene Zinnschwamm, der noch mit Zinkstückchen und Zinnloth gemengt ist,
                              wird aus den Kübeln herausgenommen und durch ein Metallsieb mit ungefähr 3–4
                              Quadratmillimet. weiten Maschen unter Zulaufenlassen von Wasser in ein Filter von Segelleinwand
                              gerieben. Auf dem Siebe bleiben kleinere unzersetzte Zinkstückchen, die wieder in
                              den Fällbottich gegeben werden, sowie Zinnloth, von dem verwendeten alten Zinke
                              herrührend, zurück; letzteres wird in Tiegeln eingeschmolzen und als Zinnloth
                              verkauft. Der durch das Sieb gegangene Zinnschwamm wird so lange auf dem
                              Leinwandfilter mit Wasser ausgewaschen, als das ablaufende Wasser noch Eisen
                              enthält, hierauf wird er in Leinwandsäcken unter einer Schrauben- oder
                              hydraulischen Presse ausgepreßt, um ihn so wasserfrei als möglich zu erhalten.
                           Der auf diese Art bereitete Zinnschwamm wird auf Zinnsalz verarbeitet und zwar ist es
                              vortheilhaft und daher nöthig, ihn sofort nach dem Auspressen in Salzsäure zu lösen
                              oder wenigstens mit einer gewissen Menge Salzsäure übergossen aufzubewahren;
                              geschieht dieß nicht, so oxydirt sich der Zinnschwamm stark und selbst bis zur
                              Entzündung heftig und man behält dann viel unlösliches Zinnoxyd bei der späteren
                              Auflösung in Salzsäure als Rückstand.
                           Die Verwandlung des Zinnschwammes in Zinnsalz ist dem Einschmelzen desselben auf Zink
                              vorzuziehen, denn einestheils erzielt man hierdurch aus dem Zinn, welches für die
                              Auflösung eine äußerst geeignete Form hat, an und für sich einen höheren Preis,
                              anderntheils hat man beim Einschmelzen des Zinnschwammes stets ein geringes
                              Ausbringen an Zinn. Das geringere Ausbringen kommt theils von der Oxydation des
                              Zinnschwammes während des Einschmelzens, theils auch, wenn man unter Oel
                              einschmilzt, daher, daß der Zinnschwamm meist etwas Bleichlorür enthält, welches
                              sich beim Einschmelzen in Blei und flüchtiges Chlorzinn umsetzt.
                           Die Fabrication des krystallisirten Zinuchlorürs ist so bekannt, daß ich dieselbe
                              übergehe, nur führe ich die Verarbeitung der bei der Auflösung des Zinnschwammes
                              erhaltenen unlöslichen Rückstände an. Diese bestehen zur Hauptsache aus Chlorblei
                              und Zinnoxyd; ich habe dieselben mit gutem Erfolge dadurch zu Gute gemacht, daß ich
                              sie in einem kleinen belgischen Zinkofen mit 6 stark nach vorn geneigten, in zwei
                              Reihen liegenden Röhren zur Rothgluth erhitzte, nachdem ich sie ungefähr mit dem
                              doppelten Volumen mageren Steinkohlenkleins gemischt hatte. Ist hinreichend
                              Chlorblei in den Rückständen enthalten (wenn nicht, so gibt man solches zu, was man
                              stets in Menge in den Bassins für die Abkühlung der Löseflüssigkeiten hat), so geht
                              alles darin enthaltene Zinn als Chlorzinn in die Vorlage und es bildet sich
                              gleichzeitig metallisches Blei, welches theils in die Vorlage fließt, theils aus den
                              Rückständen der Tiegel als Körner ausgewaschen wird.
                           
                           Zugutemachung der Eisenrückstände. – Bei einer
                              täglichen Verarbeitung einer geringeren Menge Weißblechabfälle und da, wo die
                              Schwefelsäure billig zu beschaffen ist, dürfte die Verarbeitung der Eisenrückstände
                              auf Eisenvitriol als günstig zu betrachten seyn, bei
                              einer größeren Production muß man aber gewiß stets von der selbstständigen
                              Darstellung von Eisenvitriol aus allen Eisenrückständen absehen. – Ich
                              verarbeitete in Lüttich ca. 4000 Kilogrm.
                              Weißblechabfälle, was einer täglichen Production von 20000 Kilogrm. Eisenvitriol
                              entsprochen haben würde; eine solche Quantität wäre in Belgien nicht mit Vortheil zu
                              vertreiben gewesen, auch wenn man in Lüttich die Schwefelsäure hätte billig genug
                              beschaffen können und die Hütte eine Ausdehnung gehabt hätte, um eine solche
                              Production zu ermöglichen. Es handelte sich also darum, andere Verwendungen zu
                              finden und wenn man die Eisenrückstände verkaufen wollte, selbstständig das
                              Vorurtheil zu zerstören, das alle Eisenfabrikanten gegen die Eisenrückstände, von
                              der Entzinnung des Weißbleches herrührend, haben.
                           Die Eisenrückstände in Paquete zusammengepreßt und zwischen zwei Eisendecken im
                              Schweißofen geschweißt, gaben bei 20–25 Proc. Verlust ein höchst
                              kaltbrüchiges Eisen, das sich aber warm mit schöner glatter Oberfläche und ohne
                              Kantenrisse walzen ließ. Der auf diese Art erzielte Absatz war gering.
                           Ein gutes Product und einen besseren Absatz erzielte ich, wenn ich diese
                              Eisenrückstände in Paquete von ca. 5 Kilogrm. geformt,
                              im Verhältniß von 10–20 Theilen auf 100 Theile Roheisen beim Puddeln in dem
                              Momente in den Puddelofen eintragen ließ, wenn das Roheisen im stärksten Schäumen
                              war. Dieser Zusatz wirkte besonders bei stark phosphorhaltigem Roheisen verbessernd
                              auf die Qualität des erhaltenen Stabeisens und die Eisenproduction pro Puddelofen wurde bedeutend erhöht.
                           Ein ganz vorzügliches weißes Roheisen erhielt ich, wenn ich die Eisenrückstände im
                              Verhältniß von 2 : 5 mit Drehspänen aus grauem Roheisen, die immer in hinreichender
                              Menge zu beschaffen waren, im Kupolofen einschmolz.
                           Nach England wurden ca. 800 Tonnen von diesen
                              Eisenrückständen verkauft, zu welchem Zwecke ist mir unbekannt geblieben.
                           Was den Kostenpunkt anbelangt, so stellte sich dieser bei den sehr gedrückten
                              Eisenpreisen im Jahre 1869–1870 in Belgien ohne Generalkosten wie folgt
                              heraus:
                           
                           
                              
                                 1000
                                 Kilogrm.
                                 Weißblechabfälle 
                                 à 60
                                 Fr.
                                 
                                    pro
                                    
                                 100
                                 Kilogrm.
                                 Fr.
                                 60.
                                 –
                                 
                              
                                 300
                                 „
                                 Salzsäure
                                 à   3
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 9.
                                 –
                                 
                              
                                 30
                                 „
                                 Salpetersäure
                                 à 50
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 15.
                                 –
                                 
                              
                                 35
                                 „
                                 altes Zink
                                 à 30
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 10.
                                 50
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Arbeitslohn
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 „
                                 20.
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Kohlenverbrauch
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 „
                                 2.
                                 50
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Ausgabe 
                                 Fr.
                                 117.
                                 –
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 Producte:
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   50 Kilogrm.
                                 Zinn als Zinnschwamm
                                 à 3 Fr. pro
                                     1 Kilogrm Fr.
                                 150. – 
                                 
                              
                                 800      „
                                 Eisenrückstände 
                                 à
                                    3  „     „ 
                                 100      „       
                                    „
                                   24. –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   Einnahme Fr.
                                 174. –
                                 
                              
                           Man sieht zugleich hieraus, daß es bei dieser Fabrication hauptsächlich auf das
                              Ausbringen an Zinn, auf den gut geleiteten Einkauf der Weißblechabfälle ankommt,
                              denn bei den damaligen Eisenpreisen hätte ein Ausbringen von nur 3 Proc. Zinn nicht
                              einmal die Generalkosten gedeckt.